| Esser 1. Der Esser liebt die Esser nicht. Wer es selbst gut hat, gönnt es dem andern nicht; Glück macht selbstsüchtig. |
| 2. Ein guter Esser geht nicht ohne Messer. Wer ohne Messer ist, kann leicht um einen guten Bissen kommen. It.: Chi và senza coltello, perde spesso un buon boccone. (Pazzaglia, 56, 1.) |
| 3. Willige Esser sind Freundschaftsvergesser. |
| [Zusätze und Ergänzungen] 4. A gûter Esser is a schlechter Faster. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
Essig 1. Der Essig, den man umsonst (geschenkt) bekommt, ist süsser als Honig, den man kaufen muss. Frz.: Il n'y a si bel acquêt que le don. (Gaal, 403.) |
| 2. Der Essig, den man vmbsunst bekompt, ist besser denn Honig. – Henisch, 952. |
| 3. Der Essig ist gut, sagte der Bauer zum Pfarrer, es war aber Kirchenwein. Holl.: Dat is goed krotensop, zei Evert, en hij dronk rooden hooglandschen wijn. (Harrebomée, I, 187.) |
| 4. Es ist kein scherfferer (schlimmerer) Essig, als der vom süssen Wein kommt. – Lehmann, 100, 47; 412, 15; Winckler, XIII, 24. |
| 5. Es kan kein Essig werden, ehe es in den krug kommet. – Henisch, 952; Petri, II, 280. |
| 6. Essig beisst nur auf Wunden, nicht auf gesunde Haut. Für eine gute Regierung kann es daher keine gefährliche Schrift geben. |
| 7. Essig kann nichts denn sauer machen. – Lehmann, 543, 108. |
| 8. Essig macht die schweren Köpfe lässig. |
| 9. Essig macht Essig. – Gruter, III, 37. |
| 10. Essig muss sauer sein vnd die Speiss versauren. – Lehmann, 543, 108. Nichts kann aus seiner Natur heraus. |
| 11. Essig schadet den Zähnen. Lat.: Acetum dentibus. (Bovill, I, 55.) |
| 12. Essig und Salat sind gern beieinander. »Man isset den Essig am Salat gern.« (Lehmann, 80, 28.) |
| 13. Essig vertreibt die Perlen. – Petri, II, 292. |
| 14. Geschenkter Essig ist besser als gekaufter Honig. – Simrock, 2215; Reinsberg IV, 145. Engl.: Vinegar given is sweeter than honey. |
| 15. Man kan keinen Essig zu Wein machen. – Lehmann, 100, 62. |
| 16. Mit Essig fängt man keine Fliegen. |
| 17. Scharfer Essig frisst das Fass. Engl.: Strong vinegar ruins the vessel in which it is contained. |
| 19. Was einmal Essig ist, wird nie wieder zu Wein. |
| 20. Was mit Essig zusammenkommt, das säuert. – Parömiakon, 333. |
| 21. Wenn man auch den Essig macht aus süssem Wein, so wird er dennoch sauer sein. |
| 22. Wer erst Essig gekostet, dem schmeckt der Honig desto süsser. |
| 23. Wer Essig trinkt, dem werden die Zähne stumpf. |
| 24. Einem Essig zum Wein legen. |
| 25. Er gab ihm den Essig auf Fliegenflügeln zu trinken. – Burckhardt, 85. Von denen, welche die künstlichsten und schimpflichsten Wege ersinnen, andere recht langsam zu martern. |
| 26. Er gäbe einen guten Essig ab, er wird geschwind sauer. |
| 27. Er hat Essig im Herzen. – Grimm, II, 1170. |
| 28. Es ist Essig damit. |
| 29. Et wid1 alles ze Essig, af wat se segt2. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 36, 75. 1) Wird. 2) Sieht. – Sie sieht sehr sauer. |
| 30. Man hat Essig zum Wein gelegt. – Lehmann, 715, 1. |
| 31. Man könnte eher aus Essig guten Wein machen, als – Parömiakon, 2452. |
| 32. Wie Essig den Zähnen. – Sprichwort, 10, 26; Schulze, 55; Zehner, 63. |
| [Zusätze und Ergänzungen] 33. Essig ist auch ein Sohn des Weins. – Jüdisches Volksblatt, 1864, S. 147. |
| 34. Nehmen's Essig und Oel ins Maul und schütteln's gut, so ist es fertig, sagte der Nürnberger, als ihn einer fragte, wie man guten Ochsenmaulsalat mache. |
| 35. Scharfer Essig schadet dem Gefäss. – Merx, 13. |
| 36. Was Essig werden soll, muss früh gefälscht werden, sagte der Krämer. |
| 37. Was guter Essig werden soll, wird früh sauer. – Saphir, Meine erste Liebe im Anekdotenjäger, Nordhausen 1865, XX, 322. |
| 38. Den Essig strafen. Scherzweise, um zu sagen: ihn durch Zugiessen von Wasser milder machen. |
| 39. Einen im Essig sitzen lassen. Ihn im Elend, im Unglück verlassen. |
| 40. Er hat (ausgestochenen) Essig neben sich. »Mein Herr hatte einen ausgestochenen Essig als Pagen neben sich.« (Simplic., 159.)
Essigfass 1. In ein Essigfass sieht niemand gern. – Simrock, 2216; Eiselein, 155. Lat.: Sermonis osor homo, nihil contra loquens unquam, sed ore praeferens Martem truci. (Eiselein, 155.) |
| 2. Was man in ein Essigfass schütt, das wird sawr. – Lehmann, 460, 79.
Essigfässlein Ein Essig Fässlein darzulegen. – Lehmann, 774, 1. Eine Sache verderben, nachtheilig einwirken, verderblichen Einfluss auf etwas üben. Sinnverwandte Redensarten sind: Hundshaare dareinhacken, ein Ding verpfeffern, eine Brühe darübermachen, mit einer Schwärzbürst darüberfahren, Mäusedreck unter den Pfeffer mischen, der Trommel ein Loch machen, dem Kranz eine Blume (nach der andern) ausrupfen, der Freud den Boden ausstossen, eines Gewinn oder Nutzen verwunden.
Essiggurkengesicht Ein Essiggurkengesicht machen. – Onkel Tom's Hütte, deutsch von A. Strodtmann.
Essigkrug Wenn man ein essigkrug gleich lang waschet, so raucht er doch sauer. – Henisch, 843; Petri, II, 665.
Essigsauer 'S is Essig soaer. – Gomolcke, 977.
Essigverkäufer Ein Essigverkäufer will keinen andern Essighändler leiden. – Burckhardt, 233. Vom Brotneide. Unter Essigverkäufern sind hier Leute zu verstehen, welche in Dattelessig eingemachte Früchte verkaufen.
Essweg Der Essweg ist nicht lang. (Surinam.) Was man gern thut, wird einem nicht lang.
Esszeit Die Esszeit macht die Mönche fett, die Fastenzeit macht sie nicht nett. D.h. sie magern während der Fasten nicht ab.
Estrich Auf dem Estrich des Fürsten ist man nur in silbernen Schuhen vor dem Ausgleiten sicher. Altmann V. |