| | | Erz 1. An bösem Erz und am Schlacken ist alles Schmelzen verloren. | | 2. Das Ertz verdrücket sich oder schneid sich gar ab, wens ein böss Aug ansihet, oder ein Diebisch oder Manschlechtige Hand nach schlecht oder angreifft, oder ein böser Wind auss einem Vnwarhafftigen Mund anwehet. – Petri, II, 59. | | 3. Ertz weiset auff ertz vnd ligt selten allein. – Henisch, 934. | | 4. Man sol nicht Ertzt suchen auff den Bewmen. – Petri, III, 467. | | 5. Wachsse ertz, wachsse, ob man schon nicht nasse flüsse zusetzt. »Ist böser Bergleut sprichwort vnd böser brauch.« (Henisch, 934; Petri, III, 12.) | | 6. Wer Erz hat, der mag wohl Glocken giessen. – Winckler, XII, 32.
Erzählen 1. Was einer erzählt, ist allemal richtig; man soll auch den andern hören, ehe man entscheidet. Lat.: Audiatur et altera pars. | | 2. Erzähl's der Schabbesgojeh. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 87. Einem alten, unwissenden Weibe, wie die Sabbatfrau, magst du so etwas weis machen. | | 3. Verzähl' der Gäschtin e Máase. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 253. Erzähle der Bettlerin ein Geschichtchen. Zur Zurückweisung einer unbefugten Erkundigung. | | 4. Wem willst du das erzähle'? Der alten Behle? (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 86. Solchen Unsinn magst du der alten Bella, einem alten Weibe, aufbinden.
Erzähler Ein närrischer Erzähler will einen gescheidten Aufmerker haben. – Winckler, IV, 39.
Erzählung 1. Die angenehme Erzählung hat den Boasiekranken (s.d.) getäuscht; sie machte, dass der Tag ihn überraschte. – Wullschlägel. Um zu sagen: süsse Worte (Schmeicheleien) haben schon manchen ins Unglück gestürzt. | | 2. Durch Erzählungen wird keine Nachtigall gefüttert. (Russ.)
Erzbube Geistliche Erzbuben und Werwölfe sind die Dominicaner, sagt der Berner. – Klosterspiegel, 65, 9.
Erzbischof Wo will der Erzbischof bleiben, wenn der Teufel den Fürsten zur Hölle führt.
Erzdiakon Der Erzdiakon ist des Bischofs Auge. Graf, 536, 18; Hug, Der h. Kirchen u. des röm. Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 15, v. Nach dem römischen Kirchenrecht war für die Gerichtsbarkeit ein Erzdiakon bestellt, dem die Aufsicht über die übrigen Geistlichen ohne höhere Weihen übertragen ist und der das Auge des Bischofs vorstellt.
Erziehen 1. Besser gross erzogen, als gross geboren. | | 2. Erziehest du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben. – Steiger, 396; Simrock, 2134; Kirchhofer, 295; Sailer, 290. | | 3. Was jeder erzieht in seinem Haus, das hat das Recht und die Eckern. – Graf, 69, 48; Grimm, Weisth., I, 432. Bezieht sich auf Wald- und Weidebenutzung und sagt, dass der eigenen Nachzucht an Vieh ein unbestrittenes Recht zur Weide in die Eckern (Eicheln und Bucheln) zustehe. | | 4. Wer erzieht, der regiert. – Simrock, 2136. | | 5. Wohl erzogen, hat nie (selten) gelogen. – Lehmann, II, 858, 464; Gruter, I, 86; Simrock, 2135; Körte, 1175. Frz.: Bon sang ne peut mentir.
Erziehung Wenn die Erziehung ist gethan, so fangen die Sorgen erst recht an. Grosse Kinder machen mehr Sorge und Kummer als kleine.
Erzürnen 1. Mancher erzürnet sich vber einen Muckendreck oder Flöhbiss vnd thut so vnsinnig als wolt er die welt vmbstürtzen. – Lehmann, 925, 26. | | 2. A derzürnt kec Kind. – Robinson, 216.
Es Ös und eng, sagt man zu Tisch' und Bänk'. Ös, oes, es = ihr, eng = euch. So sagt oder erwidert in Wien derjenige, dem man in der Anrede nicht die gehörige Achtung erweist, wenn man nämlich von ihm und den Seinigen nur schlechtweg mit ös oder eng redet. |
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