| | | Erbsenschmecker Er ist ein Erbsenschmecker. (Ostpreuss.) – Frischbier, 160. So nennt man in der Provinz Preussen die Einwohner der kleinen im Kreise Friedland (Regierungsbezirk Königsberg) liegenden Stadt Schippenbeil. Nach der Sage wurde von den Schippenbeilern einem Bauer seine ganze Ladung grauer Erbsen in entnommenen Proben aufgeschmeckt. (Ueber Spottnamen s.d. Artikel Eselsfresser.)
Erbsenzähler Er ist ein Erbsenzähler. Knicker, Geizhals.
Erbstecken 1. Es hat niemand einen Erbstecken1 in dieser Welt. Das Wort fehlt bei Grimm, findet sich aber bei Seybold. Lat.: Vivere mancipio nulli datur, omnibus usu. (Binder II, 3588; Seybold, 644.) | | 2. Er hat keinen Erbstecken in dem Hause. | | [Zusätze und Ergänzungen] 3. Einen Erbstecken dreingesetzen. »Wir sollen auff das flüchtige leben nicht bawen vnd trawen vnd vns beduncken lassen, es sey vns zur Ehe gegeben. Wir haben keine Erbstecken dreingesetzt.« (Fischer, Psalter, 509, 4.)
Erbsünde Die Erbsünde ist der dorn, dauon alle missethat kumbt. – Agricola II, 286.
Erbtheil 1. Besser ein Erbtheil in einer als mit einer Gattin. | | 2. Kein bessern Erbtheil han die Kind, denn wenn jhr Eltern redlich sind. – Eyering, III, 117.
Erbweis Was erbweis hinausgeht, dem hat niemand nachzulangen. – Graf, 183, 5; Grimm, Weisth., I, 15, 48. Kaufweise konnte sehr schwer ein liegendes Gut in eine fremde Gemeinde ohne Widerspruch übergehen; geschah es aber auf dem rechtmässigen Wege der Vererbung, so konnte niemand mit Einsprüchen nachlangen.
Erbweisheit Erbweisheit. Es soll damit das auf dem Wege geschichtlicher Entwickelung Entstandene im Gegensatze vom theoretisch Erzeugten bezeichnet werden, besonders in Bezug auf Verfassung eines Landes. Das historische Wort kommt in der Thronrede vor, die der König Friedrich Wilhelm IV. am 11. April 1847 vor dem vereinigten Landtage gehalten hat. Die Stelle heisst: »Möchte doch das Beispiel des Einen glücklichen Landes, dessen Verfassung die Jahrhunderte und eine ›Erbweisheit‹ ohne Gleichen, aber kein Stück Papier gemacht haben, für uns unverloren sein und die Achtung finden, die es verdient.« Am 15. April führt der Freiherr von Vincke das Wort in einer Rede als Erbweisheit der Engländer an. Nach Eberty, Geschichte des preussischen Staats, VII, 265, hat man aber später erfahren, dass nicht England, sondern Mecklenburg gemeint gewesen ist.
Erchse Dem fehlt's unter der Erchsen (d.i. Achsel). (Rott-Thal.) Er ist nicht rührig, arbeitet nicht gern.
Erdäpfel Die Erdäpfel rechnen sich auch gern zum Obst. | | [Zusätze und Ergänzungen] 2. Der Erdapfel sagt: Sözst mich im April, so kim ich, wenn ich will; sözst mich im Maj, so kim ich gleih. (Oberösterr.) – Baumgarten, 48. | | 3. Erdäpfel und Kraut füllt dem Bauer die Haut. – Peter, I, 446. | | 4. Mit Erdappels en Brôd is zonder Nôd. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 4.
Erdbeben Er will ein Erdbeben durch Schleussen ableiten.
Erdbeere 1. Reife Erdbeeren um Pfingsten bringen ein gutes Weinjahr. – Simrock, 7893. | | 2. Wegen einer Erdbeere sollte ein Mann neunmal vom Pferde steigen. – Kirchhofer, 306. | | 3. Wenn's reife Erdbeer'n gibt zu Pfingsten, so gibt's nicht Wein zum wingsten. (Görlitz.) – Boebel, 63. D.h. es verspricht dies ein gutes Weinjahr zu werden. Frz.: Pentecostes frezes rouges où les laboureux estonnent. (Leroux, I, 74.) | | 4. Die Erdbeer in der Milch hinabschlucken. (Nürtingen.) Gut leben, schwelgen. | | [Zusätze und Ergänzungen] 5. Wenn die Erdbeeren gerathen, so gerathen die Trauben. – Kirchhofer, 316. | | 6. Wenn man keine Erdbeeren hat, mag man die Blätter verzehren. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4592. Die Blätter geben einen sehr lieblichen Thee. |
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