Labé, Louise, eigentl. Charly, genannt Labé, franz. Dichterin, geb. um 1526 in Parcieux (Ain) auf einem Gut ihres Vaters, der in Lyon Seiler war, gest. im März 1566 in Lyon, erregte frühzeitig durch ihre Schönheit, ihr Talent für fremde Sprachen und ihr kühnes, unerschrockenes Wesen die Bewunderung ihrer Zeitgenossen. Kaum 16 Jahre alt, nahm sie, als Kavalier verkleidet, unter dem Namen Kapitän Loys an der Belagerung von Perpignan teil (1542). Dann vermählte sie sich in Lyon mit Ennemond Perrin, dem Besitzer einer großen Seilerwerkstätte (daher sie la belle cordière genannt wird), und widmete sich nun der Dichtkunst und der Musik, für die sie ein ebenso großes Talent besaß. Ihr Haus war ein Sammelplatz der Dichter, Gelehrten und Künstler (Maurice Scève, Olivier de Magny u. a.); die Straße in Lyon, in der sie wohnte, heißt seit 1607 rue de la Belle Cordière. Ihre Gedichte (Sonette und Elegien), die den Einfluß Petrarcas zeigen, zeichnen sich durch echt lyrischen Schwung und eine seltene Reinheit der Sprache aus. Außerdem hat man von ihr eine reizende Allegorie in Prosa: »Le débat de Folie et d'Amour«. Die ersten Ausgaben ihrer Gedichte (Lyon 1555 u. ö.) sind jetzt sehr selten; die neueste (von Boy) erschien Paris 1887, 2 Bde. Vgl. Gonon, Documents historiques sur la vie et les mœurs de Louise L. (Lyon 1844); Laur, Louize L. (Straßb. 1873).
La Beaumelle (spr. bōmäl'), Laurent Angliviel de, franz. Schriftsteller, geb. 28. Jan. 1726 in Valleraugue (Departement Gard), gest. 18. Nov. 1773 in Paris, trat in Genf zur reformierten Kirche über, wurde 1749 als Professor der französischen Literatur nach Kopenhagen berufen, wandte sich 1751 nach Berlin, um neben Voltaire zu glänzen, mit dem er sich jedoch infolge seiner Schrift »Mes Pensées« (Kopenhagen 1751; deutsch, Glog. 1754) bald überwarf, und kehrte 1752 nach Paris zurück, mit tödlichem Haß gegen Voltaire. Seine heftigen »Notes sur le siècle de Louis XIV« führten ihn (1753) in die Bastille; kaum hatte er sie verlassen, als die »Mémoires de la Maintenon« (Amsterdam 175556, 6 Bde.) und »Lettres de la Maintenon« (das. 1756, 9 Bde.) ihn auf ein Jahr ins Gefängnis zurückführten. Beidemal soll Voltaire mit im Spiele gewesen sein. Seine beste Schrift ist die geistreiche »Réponse an Supplément du siècle de Louis XIV« (1754, 1763), minder gut sein »Commentaire sur la Henriade« (1769, 1775). Vgl. Nicolas, Sur la vie et les écrits de L. A. de L. (Par. 1852); Taphanel, L. et Saint-Cyr (das. 1898).
Labédoyère (spr. -dŭajǟr'), Charles Angélique Huchet, Graf von, ein Opfer der Reaktion von 1815 in Frankreich, geb. 17. April 1786 in Paris, gest. 19. Aug. 1815, trat 1806 in die Gendarmerie der Armee und nahm an den Feldzügen von 18061812 als Adjutant des Marschalls Lannes, dann Murats teil. 1813 erhielt er von Napoleon I. den Befehl über das 112. Infanterierregiment, an dessen Spitze er bei Bautzen und bei Goldberg kämpfte. Bei Napoleons Rückkehr von Elba führte er diesem sein Regiment, das in Grenoble stand, nach Vizille entgegen, zog mit ihm in Grenoble ein und erhielt den Grad eines Generalleutnants und Pairs von Frankreich. Nach der Schlacht von Waterloo eilte er nach Paris und sprach in der stürmischen Sitzung der Pairskammer vom 22. Juni mit besonderer Heftigkeit gegen die Bourbonen. Nach der Kapitulation von Paris folgte er der Armee hinter die Loire. Eben im Begriff, nach Amerika auszuwandern, ward er 3. Juli in Paris verhaftet und kriegsrechtlich erschossen.
Labenwolf, Pankraz, Erzgießer des 16. Jahrh., Schüler von Peter Vischer, war in Nürnberg tätig, wo er an dem von letzterm ausgeführten Renaissancegitter für das Fuggerbegräbnis in Augsburg (später im Rathaus zu Nürnberg, dann verschollen) mit arbeitete. Seine selbständigen Hauptwerke sind: das »Gänsemännchen«, ein Bauer mit zwei Gänsen unter den Armen, deren Schnäbel Wasser speien, auf dem Brunnen des Gemüsemarkts in Nürnberg (s. Tafel Meyers»Brunnen«, Fig. 5), der Brunnen im Hofe des Rathauses mit einem eine Fahne haltenden Knaben auf der Säule (1550) und das Grabmal für den Grafen Werner von Zimmern in der Kirche zu Meßkirch.
Labeo, Marcus Antistius, berühmter röm. Jurist der Augusteischen Zeit, ein Mann von unbeugsamer Charakterfestigkeit, streng republikanischer Gesinnung, die ihm den Augustus abgeneigt machte, und von vielseitiger Bildung. Seine juristischen Schriften umfaßten 400 Bücher. Einzelnes daraus ist in die Pandekten des Justinianischen »Corpus juris« aufgenommen. Indem er das Recht weiterzubilden suchte, wurde er der Begründer einer besondern juristischen Schule, die sich nach seinem Schüler Proculus die der Proculianer nannte. Vgl. Pernice, M. Antistius L. Römisches Privatrecht im 1. Jahrhundert der Kaiserzeit (Halle 187392, 3 Bde.).
Laberĭus, Decimus, röm. Mimendichter und Ritter, 10643 v. Chr., ward, 60 Jahre alt (45), von Cäsar gezwungen, in einem seiner Mimen selbst aufzutreten. Der Prolog dazu, in dem er in ergreifender Weise sein Schicksal beklagt, ist noch vorhanden. Die durch sein Auftreten auf der Bühne verwirkte Ritterwürde erhielt er von Cäsar zurück. Die erhaltenen Bruchstücke von etwa 40 Mimen (in Ribbecks »Comicorum romanorum fragmenta«, 3. Ausg., Leipz. 1898) zeigen originellen Witz und kühne Sprachbildnerei.
Labes, Hauptstadt des Kreises Regenwalde im preuß. Regbez. Stettin, an der Rega, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Stettin-Belgard und der Kleinbahn Daber-L., hat eine evang. Kirche, Synagoge, Amtsgericht, Landgestüt, Fabrikation von Parkettfußböden, Leder, Makkaroni und landwirtschaftlichen Maschinen, Spiritusbrennerei, Molkerei und (1900) 5069 meist evang. Einwohner. L. gehörte früher den Herren v. Borcke und wurde um 1400 zur Stadt erhoben.