Kalvörde (Calvörde), Flecken im braunschweig. Kreis Helmstedt, in einer Exklave im Preußischen, an der Ohre, hat eine evang. Kirche, Amtsgericht, Forstamt, Spiritusbrennerei, Kartoffelstärkefabrikation, 2 Dampfsägemühlen, Molkerei, Konservenfabrik und (1900) 2058 Einw.
Kalw (Calw), Oberamtsstadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, an der Nagold, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Zuffenhausen-K. und Pforzheim-Horb, 346 m ü. M., hat eine evangelische, eine katholische und eine methodistische Kirche, ein Realprogymnasium, eine höhere Handelsschule, ein Georgenäum (öffentliche Bibliothek und Hörsaal, Stiftung des Generalkonsuls E. v. Georgii-Georgenau), eine Missionsgesellschaft mit bedeutendem Bücherverlag (»Kalwer Missionsblatt«, »Kalwer Bibel«), Amtsgericht, Handels- und Gewerbekammer, Baumwoll- und Wollspinnerei, Fabrikation von Woll- (insbes. Jacquard-) Decken, von Wirk- und Trikotwaren, Stahldrahtkratzen für Woll- und Baumwollspinnereien, Zigarren etc., Gerbereien, Holzhandel und (1900) 4943 Einw., davon 406 Katholiken. K. wird als Luftkurort besucht. K. wird 1037 zuerst genannt, war einst im Besitz mächtiger Grafen, deren Gebiet 1308 und 1345 an Württemberg kam, und zeichnete sich früh durch seine Tuchfabrikation aus. 1634 wurde es von den Bayern, 1692 von den Franzosen erobert. Vgl. Stälin, Geschichte der Stadt K. (Stuttg. 1888).
Kalwarya, 1) Kreisstadt im russisch-poln. Gouv. Suwalki, rechts an der Scheschuppe, mit (1897) 7774 Einw. (über zwei Drittel Juden). 2) Marktflecken in Galizien, Bezirksh. Wadowice, an der Staatsbahnlinie Sucha-Skawina und der Nordbahnlinie Bielitz-K., hat ein Bezirksgericht, ein Schloß und (1900) 1611 poln. Einwohner. Dabei der Kalvarienberg mit vielbesuchter Wallfahrtskirche und Bernhardinerkloster.
Kalycifloren (Kelchblütler), eine größere Abteilung im natürlichen Pflanzensystem, zuerst von De Candolle aufgestellt, begreift alle diejenigen Dikotylen mit freien Blumenblättern, bei denen die Krone perigyn oder epigyn ist.
Kalydon, antike Stadt in Ätolien, unweit der Mündung des Euenos, im Lande der Kureten, von Äolos gegründet; in historischer Zeit selten erwähnt und zu Strabons Zeit ganz heruntergekommen. Reste beim heutigen Kurtaga. Danach benannt war die von Dichtern oft behandelte kalydonische Jagd. Öneus, König von K., hatte einst der Artemis zu opfern vergessen,
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weshalb diese den gewaltigen kalydonischen Eber zur Verwüstung des königlichen Gebiets sandte. Meleagros, Öneus' Sohn, rief zur Erlegung der Bestie die berühmtesten hellenischen Heroen zusammen. Zuerst verwundete Atalante den Eber, dann traf ihn Meleagros tödlich, die übrigen erlegten ihn völlig. Über Kopf und Haut des Tieres entbrannte dann ein Streit unter den Helden, der dem Meleagros (s. d.) das Leben kostete.
Kalykádnos, Fluß in Kilikien, in dem Kaiser Friedrich Barbarossa ertrank; jetzt Göksu.
Kalykanthazeen, dikotyle, nur etwa vier Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Polycarpicae, Sträucher mit gegenständigen Blättern und perigynen Blüten (s. Abbildung), welche durch die spiralige Anordnung ihrer zahlreichen Glieder ausgezeichnet sind. Diese Familie besteht aus den Gattungen Calycanthus, die mit wenigen Arten in Nordamerika, und Chimonanthus, die in Japan einheimisch ist. Die K. enthalten zimtähnliche aromatische Bestandteile und werden in ihrem Vaterland arzneilich angewendet.
Kalymna, eine der Sporaden, an der kleinasiatischen Küste, nördlich von Kos, 109 qkm groß, kahl, bis 685 m hoch, von Doriern bewohnt. Jetzt Kalymnos, ein Kaza des Sandschak Rhodos des türkischen Inselwilajets bildend, mit gleichnamiger Hauptstadt im SW., Schwammfischerei und 12,000 Einw.