Kálnoky, Gustav Siegmund, Freiherr von Körös-Patak, Graf, österreich. Staatsmann, geb. 29. Dez. 1832 auf Lettowitz in Mähren, gest. 13. Febr. 1898 auf seiner Herrschaft Prödlitz in Mähren, unvermählt. Er stammte aus einem siebenbürgischen Adelsgeschlecht, das 1697 in den ungarischen Grafenstand erhoben wurde und sich später in eine mährische und eine siebenbürgische Linie teilte. Der erstern, welche die Herrschaft Lettowitz und das Gut Zeltsch besitzt, gehört K. an, der zweite Sohn des Grafen Gustav K. Er trat nach Vollendung seiner Studien in das 2. Husarenregiment, schied aber 1854 als Oberleutnant aus der aktiven Armee und trat in den diplomatischen Dienst über. K. wurde zuerst Attaché bei der österreichischen Gesandtschaft in München, 1857 in Berlin und 1860 als Legationssekretär nach London versetzt. Hier blieb er zehn Jahre, während welcher er in der Armee zum Oberstleutnant, in der diplomatischen Laufbahn zum Botschaftsrat aufrückte. Nachdem er nach seiner Abberufung von London 1870 eine Zeitlang in Rom tätig, dann aber zur Disposition gestellt worden war, wurde er 1874 zum Gesandten in Kopenhagen und 1880 zum Botschafter am russischen Hof ernannt an Stelle des Barons v. Langenau, den er schon seit 1879 in Petersburg vertreten hatte. 1879 erhielt er auch Generalsrang. Nach dem Tod Haymerles ernannte ihn der Kaiser 21. Nov. 1881 zum gemeinsamen Minister der österreichisch-ungarischen Monarchie für die auswärtigen Angelegenheiten. K. wirkte für eine Politik des Zusammengehens Österreich-Ungarns und Deutschlands mit Rußland, die er für die beste Sicherung des europäischen Friedens hielt. Es gelang ihm auch, die guten Beziehungen zwischen den drei Kaiserreichen dauernd aufrecht zu erhalten und in Petersburg den Argwohn zu verscheuchen, als wäre die österreichische Orientpolitik: Erhaltung des vertragsmäßigen status quo auf der Balkanhalbinsel durch den Schutz der Selbständigkeit der Balkanstaaten, nicht frei von eigensüchtigen Hintergedanken. Nicht ohne Befriedigung konnte Graf K. in der Delegationssession 1893 auf dieses günstiger gestaltete Verhältnis zu Rußland hinweisen und auf das dadurch erhöhte Gewicht der Friedenspolitik des Dreibundes, an dessen Ausgestaltung er nicht unwesentlich mitgewirkt hatte. Am 16. Mai 1895 erhielt er wegen eines Streites mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Banffy über MeyersAgliardi (s. d.), dem damaligen päpstlichen Nunzius in Wien, die erbetene Entlassung als gemeinschaftlicher Minister der auswärtigen Angelegenheiten und wurde 24. März 1897 als lebenslängliches Mitglied in das Herrenhaus berufen.
Kalo, s. Colocasia.
Kalo... (griech.), Schön...; s. die Zusammensetzungen.
Kalobiōtik (griech.), »die Kunst schön zu leben«, d. h. ein der sinnlichen und intellektuellen Natur des
[Bd. 6, Sp. 490]
Menschen angemessenes harmonisches Leben zu führen. Vgl. Bronn, Die K. (Leipz. 1844).
Kalocsa (spr. kálo-tscha), Großgemeinde im ungar. Komitat Pest, 5 km von der Donau, in z. T. noch sumpfiger Gegend am Moor MeyersSárköz (s. d.) und Endstation der Bahnlinie Kiskörös-K., ist Sitz eines Erzbistums, hat eine neue zweitürmige Kathedrale, ein erzbischöfliches Palais (mit einer Bibliothek von 70,000 Bänden und dem berühmten Haynaldschen Herbarium), mehrere Klöster (darunter ein Jesuitenkloster mit Sternwarte), Konservenfabrik, Acker- und Flachsbau, einen Gerichtshof, ein Seminar, zwei Präparandien, ein Jesuiten-Obergymnasium mit Konvikt und (1901) 11,380 magyarische (römisch-katholische und israelit.) Einwohner. K. ist eine der ältesten Städte Ungarns und war früher befestigt.
Kalogeros (griech., »guter Alter«, Mehrzahl Kalogeri, auch Kalojer, Kalugyer [s. d.], Kaludscheren), in der griechischen Kirche Bezeichnung für Mönch.
Kalokagathīa (griech.), bei den alten Griechen Bezeichnung des Wesens eines kalos k' agathós (»schön und gut«), d. h. eines Mannes, wie er sein soll, daher soviel wie sittliche und bürgerliche Vortrefflichkeit.
Kalŏmel, s. Quecksilberchlorür.
Kalon (Kallon), griech. Bildhauer von Ägina, zwischen Olympiade 6575 (520480 v. Chr.) tätig, Schüler des Tektäos und Angelion, schuf für Amyklä einen ehernen Dreifuß, zwischen dessen Füßen die Figur der Persephone stand, und für die Burg zu Trözene eine Holzstatue der Athene Sthenias. Die äginetischen Giebelgruppen können, wenn sie auch nicht von K. selbst herrühren, uns doch seinen Stil vergegenwärtigen. Vgl. Äginetische Kunst.
Kaloreszénz (lat.), das durch Tyndall 1866 experimentell nachgewiesene, durch Einwirkung konzentrierter dunkler Wärmestrahlen hervorgerufene Glühen eines Körpers.