Kardōl, ölig-harzige Flüssigkeit, aus den sogen. Elefantemäusen, den Früchten von Anacardium occidentale, gewonnen, ist rötlichgelb, nicht flüchtig, riecht beim Erwärmen schwach angenehm, löst sich in Alkohol und Äther, nicht in Wasser, reagiert neutral, erzeugt auf der Haut in 412 Stunden Blasen (oft mit sehr heftigen Nebenwirkungen) und ist als Ableitungsmittel empfohlen worden. Ein ähnliches Präparat aus ostindischen Elefantemäusen von Semecarpus Anacardium wirkt milder.
Kardone, s. Cynara.
Kardorff, Wilhelm von, deutscher Politiker, geb. 8. Jan. 1828 in Neustrelitz, studierte die Rechte, nahm als Regierungsassessor in Stralsund 1853 seinen Abschied, wurde Rittergutsbesitzer zu Wabnitz im Kreis Öls (Schlesien) und war dort 188495 Landrat. 186676 und wieder seit 1888 freikonservatives Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, wirkte K. besonders für die Einführung der Selbstverwaltung (Kreisordnung von 1873) und unterstützte besonders die Politik Bismarcks bei Beschlagnahmung des Vermögens des Königs von Hannover und Schaffung des hannoverschen Provinzialfonds. Seit 1867 als Mitglied der Deutschen Reichspartei dem Reichstag angehörig, war er auch hier stets eifriger Anhänger Bismarcks, vertrat schon vor dem Umschwung in der Wirtschaftspolitik das Schutzzollsystem, vor allem in seiner Broschüre »Gegen den Strom« (Berl. 1875) und half, an verschiedenen industriellen Unternehmungen beteiligt, 1875 den Zentralverband deutscher Industrieller mitbegründen. Seit ihm durch die Caprivischen Handelsverträge die Landwirtschaft gefährdet erschien, schloß sich K. dem Bunde der Landwirte an, schied aber aus, als Ende 1902 dessen Vorstand gegen den neuen Zolltarif Stellung nahm, und ermöglichte dessen en bloc-Annahme durch den Antrag Kardorff.
Kareien, das Absengen der Haare von kammwollenen Zeugen.
Karejew, Nikolaus, russ. Historiker, geb. 1850 in Moskau, studierte daselbst 186973, ward dann Gymnasiallehrer in Moskau, arbeitete 187778 in Paris, wurde 1879 Professor der Geschichte in Warschau und 1884 in Petersburg. Er schrieb: »Die Bauern und die Bauernfrage in Frankreich im letz:en Viertel des 18. Jahrhunderts« (Mosk. 1879); »Die Hauptfragen der Philosophie der Geschichte« (2. Aufl. 1887, 2 Bde.); »Geschichte der Reformation und der Gegenreformation in Polen« (1885); »Der Fall Polens in der geschichtlichen Literatur« (Petersb. 1888); »Die polnischen Reformen des 18. Jahrhunderts« (das. 1889); »Die geschichtliche Methode und das Individuum in der Geschichte« (das. 1890) u. a.
Karelĭen, der südöstliche Teil des ehemaligen Herzogtums Finnland, westlich und nördlich vom Ladogasee, wurde im Frieden zu Nystad 1721 an Rußland abgetreten und bildet gegenwärtig das Gouvernement Wiborg sowie Teile der Gouvernements Petersburg, Archangel und Olonez.
Karelĭer (Karjalaiset), Zweig der eigentlichen Finnen im südöstlichen und östlichen Finnland, im nördlichen Teil der Gouvernements Twer und Nowgorod und im westlichen von Archangel und Olonez, 300,000 Köpfe stark, als deren Zweige die Aürämoiset (76,000), die Sawakot und die Ingrier oder Ischoren (64,000) im Gouv. Petersburg angesehen werden. Sie sind meist Ackerbauer, aber auch Schiffer, Fischer und Viehzüchter.
Karen (birmanisch Kareng, siamesisch Karieng), zu den Lohitavölkern gehöriger Volksstamm Hinterindiens, in Tenasserim, Siam, Pegu, den Waldgebirgen
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von Arakan und Oberbirma bis zur Grenze gegen Assam. Sie zerfallen in drei durch ihre Sprache geschiedene Stämme: Sgau (»weiße K.«, nach ihrer Tracht), Pwo oder Talaing und Bghai, unter letztern die Karenin (»rote K.«) in Niederbirma. Die K. sind von kleiner, aber kräftiger Gestalt, heller als die Birmanen, in Gesichtstypus und Augenstellung den Chinesen ähnlich, auch nach ihrer Überlieferung im 4. oder 5. Jahrh. n. Chr. aus Yünnan eingewandert. Während ein größerer Teil unter britischer Herrschaft sich dauernd in den Ebenen angesiedelt hat und Ackerbau treibt, beharrt ein andrer in den Bergen in ursprünglicher Roheit und Unstetigkeit. Die meisten sind Buddhisten, viele aber Naturanbeter, etwa 70,000 durch amerikanische und englische Missionare zum Christentum bekehrt. Ihre Sprache, deren Stellung innerhalb der hinterindischen Sprachgruppe noch nicht feststeht, behandelten Walde (»Karen vernacular grammar«, Maulmain 1861; »The Anglo-Karen dictionary«, Rangun 1883) und Brayton (»A primer of the Pwo-Karen language«, das. 1884). Vgl. Smeaton, The loyal Kareens of Burma (Lond. 1886); J. Nisbet, Burma under British rule and before (das. 1901, 2 Bde.).
Karēne (mitte; lat. carena, franz. carême), 40tägiges Fasten, welches der Bischof als Buße auferlegt; dann soviel wie Fastenzeit; auch Entziehung einer Mahlzeit als Schulstrafe.