Karbonȳl, die Atomgruppe CO, die als zweiwertiges Radikal in vielen Verbindungen auftritt, z. B. in den Aldehyden, verbunden in einem organischen Radikal und einem Wasserstoffatom: Acetaldehyd CH3. COH und in den Ketonen verbunden mit zwei Radikalen: Aceton CH3. CO. CH3.
Karbonȳlchlorīd (Karboxylchlorid, Chlorkohlenoxyd, Kohlenoxychlorid, Phosgen) COCl2 entsteht aus trocknem Chlor und trocknem Kohlenoxyd im Sonnenlicht (daher der Name Phosgen, »im Licht erzeugt«), oder in Berührung mit Knochenkohle bei gewöhnlicher Temperatur und in Berührung mit Platinschwamm bei 400°, ferner wenn man Kohlensäure mit Chlor über glühende Kohlen oder Kohlenoxyd durch siedendes Antimonchlorid leitet, aus Chlorkohlenstoff CCl4 mit rauchender Schwefelsäure, aus Chloroform bei Einwirkung von Luft und Tageslicht und bei Behandlung mit chromsaurem Kali und überschüssigem Vitriolöl. Es bildet ein farbloses Gas, riecht erstickend, verdichtet sich bei niedriger Temperatur zu einer farblosen Flüssigkeit, die bei 8° siedet, und wird durch Wasser in Chlorwasserstoff und Kohlensäure zersetzt. Mit Alkoholen liefert es Chlorkohlensäureester und Kohlensäureester, mit Salmiak Hornstoffchlorid, mit Ammoniak Hornstoff. Es kommt im flüssigen Zustand in eisernen Flaschen in den Handel und dient zur Darstellung von Teerfarbstoffen, Urethan, Salol etc. K. wurde 1812 von Davy entdeckt.
Karborundum, ein Fabrikat, das im elektrischen Ofen aus einem Gemisch von Sand und Koks mit Sägemehl und Kochsalz hergestellt wird. Der Ofen wird aus feuerfesten Steinen aufgebaut, die Endmauern tragen die Kohleelektroden, die aus Kohlenstäben in mehreren Lagen bestehen. Zwischen den einzelnen Lagen befinden sich Kupferplatten, die mit den Stromzuführungskabeln verbunden werden. Ein aus granulierter Kohle bestehender Kern, der durch die ganze Masse hindurchgeht, wird mittels seinen Kohlenpulvers mit den Elektroden leitend verbunden. In der Fabrik an den Niagarafällen sind die Öfen für eine
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Energie von 746 Kilowatt konstruiert und erzeugen 3150 kg K. in 36 Stunden, das ist also 8,5 Kilowattstunden auf 1 kg. Während des Betriebes entweicht aus dem Ofen viel Kohlenoxyd, dessen Flammen den ganzen Ofen einhüllen. Die in den Ofen gewonnen e Masse wird gemahlen, mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt, gewaschen, getrocknet und gesiebt. Das K. besteht im wesentlichen aus Siliciumkarbid SiC und enthält auch Kristalle dieser Verbindung, die durch Kohlenstoffgehalt schwarz gefärbt sind, sein spezifisches Gewicht schwankt zwischen 3,125 und 3,214, es ritzt Korund, ist bei gewöhnlichem Druck unschmelzbar und zersetzt sich im elektrischen Ofen bei sehr hoher Temperatur, indem Silicium verdampft und Graphit zurückbleibt, es verbrennt im Knallgasgebläse zu Kohlensäure und Kieselsäure, wird von Chlor bei 600° angegriffen, bei 1200° völlig zersetzt, widersteht den Säuren und schmelzendem Kaliumchlorat, wird aber beim Erhitzen mit Bisulfat und Fluornatrium, auch durch geschmolzene Ätzalkalien, Eisen, Kupfer, Magnesium zersetzt. Ein großer Teil des Materials wird zur Herstellung von Schleifsteinen und Schleifrädern benutzt, indem man die Körner mit Kaolin und Feldspat mischt, die Masse unter hydraulischem Druck formt und bei sehr hoher Temperatur brennt. Für einige Formen verwendet man Schellack oder Kautschuk als Bindemittel, auch kommen Karborundumleinwand und Karborundumpapier als Schleifmaterial in den Handel. K. wird auch als feuerfestes Material benutzt. Man preßt es mit Leimwasser od. dgl. in Formen und brennt die Gegenstände im elektrischen Ofen bei der Bildungstemperatur des Karborundums. Die bei seiner Herstellung erhalten e unfertige Weißmasse wird in gleicher Weise verwertet, da sie sich beim Brennen in K. verwandelt. In der Stahlfabrikation wird K. statt des Ferrosiliciums angewendet, um ruhigeres Fließen zu erzielen. Man gibt das Pulver in den Gießlöffel und läßt den Stahl aus dem Ofen darauf fließen. Sobald der Löffel gefüllt ist, ist auch die Reaktion zwischen Stahl und K. beendigt. Siliciumkarbid wurde 1849 von Despretz entdeckt, und Ascheson entdeckte 1891 das K., von dem 1901 bereits 1,741,000 kg in den Vereinigten Staaten dargestellt wurden. Vgl. Fitz-Gerald, Karborundum (deutsch von Huth, Halle 1904).
Karbotriamīn, s. Guanidin.
Karboxȳl, in der Chemie die Atomgruppe COOH (s. Karbonsäuren).
Karboxylchlorīd, s. Karbonylchlorid.
Karbozyklische Verbindungen, organische chemische Verbindungen mit geschlossenen Kohlenstoffketten oder Kohlenstoffringen, die man auch isozyklische Verbindungen nennt, wenn die Kohlenstoffringe nur aus Kohlenstoffatomen bestehen, im Gegensatz zu den heterozyklischenMeyersVerbindungen (s. d.), deren Ringe auch Sauerstoff-, Schwefel- und Stickstoffatome enthalten. Die karbozyklischen Grundkohlenwasserstoffe sind die mit den Olefinen von gleicher Kohlenstoffatomzahl isomeren ringförmigen Kohlenwasserstoffe, die aus 38 Methylengruppen (Polymethylene) bestehen (Tri-, Tetra-, Pentamethylen etc.), die auch Ringolefine oder Zykloparaffine (Zyklopropan, Zyklobutan, Zyklohexan [Hexamethylen, Hexahydrobenzol]) genannt werden. An die Zykloparaffine schließen sich an die Zykloolefine, Zyklodiolesine und Zyklotriolesine. Der wichtigste Kohlenwasserstoff der Gruppe ist das Benzol, ein Zyklotriolefin, das durch Addition von Wasserstoff in Hexahydrobenzol, Hexamethylen oder Zykloheran verwandelt werden kann. Das Benzol bildet den Grundkohlenwasserstoff der aromatischen Substanzen, vom Di- und Tetrahydrobenzol sowie von Hexahydrobenzol leiten sich die hydroaromatischen Verbindungen ab. Die aromatischen Substanzen weichen in ihrem Verhalten von den aliphatischen erheblich ab, während sich die hydroaromatischen Verbindungen wie auch die tri-, tetra-, penta- und hexakarbozyklischen Verbindungen den aliphatischen Substanzen nähern. Man unterscheidet sie deshalb auch als aliphatisch-zyklische oder alizyklische Verbindungen von den aromatischen. Der Trimethylenring spaltet sich leichter auf als der Penta- und Hexamethylenring, während Hexa- und Oktomethylenringe sich schwieriger bilden und meist leicht Ringe mit geringerer Kohlenstoffzahl liefern.
Karbunkel (Karfunkel, Brandschwär, Carbunculus), eine höchst intensive umschriebene Entzündung der äußern Haut, die bei zwei voneinander zu scheidenden Krankheitszuständen vorkommt. Der verhältnismäßig gutartige K. ist eine Entzündung mehrerer in die Lederhaut hineinragender Bindegewebskegel, also eine ausgedehntere furunkulöse Entzündung, während der andre ein Erzeugnis des Milzbrandgifts ist (Milzbrandkarbunkel, carbunculus malignus, anthrax). Der gutartige K. tritt in der Regel vereinzelt auf und kommt selten bei Kindern, mehr bei Erwachsenen, namentlich bei durch Alter und andre schwächende Zustände Erschöpften, zumal bei Zuckerharnruhr, vor. Sein häufigster Sitz ist zwischen den Schulterblättern, im Nacken und auf dem Rücken. Der Ausdehnung und Intensität der Hautentzündung entspricht die oft recht erhebliche Störung des Allgemeinbefindens. Es besteht Fieber, die kranke Hautstelle ist dunkel gerötet, knotig verdickt, sehr schmerzhaft, fühlt sich brennend heiß an. Die Geschwulst breitet sich mehr oder weniger rasch aus, oft bis zur Größe eines Handtellers, erstreckt sich in die Tiefe und hat längere Zeit beträchtliche Härte, die erst in Erweichung übergeht, wenn in der Tiefe das brandige Absterben des Gewebes beginnt. Der Schmerz ist groß, dauert lange und läßt erst nach, wenn die erweichte Stelle ausbricht, was in der Regel an mehreren Stellen geschieht, so daß die Haut siebartig durchlöchert erscheint. Aus den entstandenen Löchern sickert eine blutig-wässerige, oft übelriechende Flüssigkeit aus, begleitet von Fetzen abgestorbenen Zellgewebes. Die erkrankte Hautstelle kann aber auch in ihrem ganzen Umfang brandig werden und absterben. Erst nachdem alles Abgestorbene abgestoßen ist, bedeckt sich diese Hautstelle mit gesunden Fleischwärzchen (Granulationsgewebe), die Eiter absondern und die durch den Hautbrand entstandene Lücke allmählich ausfüllen. Nicht selten entzünden sich auch die unter der kranken Stelle gelegenen Organe (Bauchfell, Kehlkopf, Rippenfell etc.). Große K. können namentlich bei ältern Leuten zum Tode führen durch Erschöpfung, auch durch Aufnahme der Jauche ins Blut, also durch Septichämie. Man vermeide das Eiterausdrücken aus dem K., weil man dabei die Granulationen zerdrückt und hierdurch die Aufnahme fauliger Stoffe in das Blut ermöglicht. Zur Behandlung der K. ist im Anfang, vor der Vereiterung, die Anwendung dauernder Umschläge mit reinem Weingeist sehr geeignet. Ist deren Wirkung nicht genügend, oder ist bereits Vereiterung eingetreten, so muß der K. kreuzweise und tief gespalten werden, um die Spannung der Haut zu beseitigen und dem Eiter Abfluß zu verschaffen. Außerdem wendet man warme Umschläge an bei kräftiger Diät. Über
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den bösartigen oder Milzbrandkarbunkel (wegen der kohlschwarzen Verfärbung der kranken Hautstelle Anthrax genannt) s. MeyersMilzbrand.