Hippolyte, Amazonenkönigin, Tochter des Ares und der Otrera, wurde von Herakles, als er im Auftrag des Eurystheus ihren Gürtel holte, infolge eines durch die List der Hera herbeigeführten Mißverständnisses erschlagen (vgl. Herakles, S. 184).
Hippolytos (»Rosselöser«), Sohn des Theseus und der Amazone Antiope oder Hippolyte. Da er die Liebe seiner Stiefmutter Phädra verschmähte, verleumdete sie ihn bei Theseus, daß er ihr nachstelle. Von diesem um Rache angefleht, sandte Poseidon, als H. am Gestade hinfuhr, einen wilden Stier aus dem Meer, bei dessen Anblick die Pferde scheuten, H. vom Wagen stürzten und zu Tode schleiften. Phädra entleibte sich. Die Sage ist der Gegenstand der Tragödie »H.« von Euripides. Nach späterer Sage ward H., der Liebling der Artemis, von Äskulap vom Tod erweckt und von der Göttin in einen Ha in bei Aricia in Latium gebracht, wo er unter dem Namen Virbius verehrt wurde. Auf Denkmälern, namentlich Sarkophagreliefs, ist der Mythus von H. viel behandelt worden. Vgl. O. Jahn, Archäologische Beiträge (Berl. 1847); Kalkmann, De Hippolytis Euripideis (Bonn 1881); v. Wilamovitz, Euripides' »Hippolyt« (Berl. 1891).
Hippolytus, altkirchlicher Schriftsteller, Schüler des MeyersIrenäus (s. d.), Presbyter in Rom, nach dem Tode des Bischofs Zephyrinus 217 in scharfem Gegensatz zu dessen Nachfolger Calixtus I. (s. d.) wegen Fragen des Dogmas und mehr noch der Kirchenzucht, längere Zeit Bischof einer separierten Gemeinde, wurde 235 nach Sardinien deportiert und ist dort wahrscheinlich gestorben. Ein Verzeichnis seiner Schriften ist auf dem Postament einer ihm vielleicht unmittelbar nach seinem Tod errichteten, 1551 aufgefundenen, jetzt im Lateranmuseum befindlichen Statue (sitzende Figur) eingegraben. Er bekämpfte die Gnostiker seiner Zeit in mehreren Schriften, vornehmlich der »Widerlegung aller Ketzereien« und verfaßte dogmatische, exegetische (Kommentare zu Daniel und zur Apokalypse), chronographische und kirchenrechtliche Abhandlungen. Eine vollständige Ausgabe seiner Schriften durch die Berliner Akademie ist im Erscheinen begriffen (Bd. 1, hrsg. von Bonwetsch und Achelis, Berl. 1897). Vgl. Bunsen, H. und seineZeit (Leipz. 185253, 2 Bde.); Döllinger, H. und Kallistus (Regensb. 1853); G. Ficker, Studien zur Hippolytfrage (Leipz. 1893); H. Achelis, Hippolytstudien (das. 1897); K. Neumann, H. von Rom in seiner Stellung zu Staat und Welt (das. 1902) und die von Bonwetsch in den »Texten und Untersuchungen« (hrsg. von Gebhardt u. Harnack) veröffentlichten Abhandlungen (Leipz. 1897 ff.).
HippomaneL. (Manzanillabaum, Manschinellenbaum, Manschenillbaum), Gattung der Euphorbiazeen, mit der einzigen Art Il. MancinellaL., ein milchsaftreicher, ansehnlicher Baum mit zahlreichen abstehenden Ästen, wechselständigen, langgestielten, eiförmig-spitzigen, sein gesägten, kahlen Blättern, ährenförmigen, terminalen Blütenständen mit dicker Achse, kleinen, unscheinbaren Blütchen und großen, kugeligen, gelben und roten Steinfrüchten, findet sich in Mittelamerika, Westindien und Kolumbien, ist jedoch fast überall ausgerottet, da man dem Baum allgemein höchst schädliche Wirkungen zuschreibt und fälschlich selbst behauptet hat, sein Schatten könne dem darin Ruhenden verderblich werden. In Meyerbeers »Afrikanerin« wurde er auf die Bühne gebracht. Der in allen Teilen des Baumes vorkommende Milchsaft ist sehr ätzend, erzeugt auf der Haut Blasen und mag innerlich wohl sehr verderblich wirken. Die Frucht ist selbst für Tiere ungenießbar; aber daß Pferde durch ihren Genuß wütend, brünstig geworden seien (daher der lateinische Name des Baumes), dürfte Fabel sein. Mit dem Milchsaft vergiften die Eingebornen ihre Pfeile, ein Extrakt der Blätter wird arzneilich benutzt. Das Holz ist weiß, weich und wenig dauerhaft. Beim Fällen des Baumes verkohlt man zunächst die Rinde, um nicht durch heraus spritzenden Milchsaft beschädigt zu werden.
Hippomanes, ein in der erotischen Dichtung der Alten eine große Rolle spielendes Liebesmittel (vgl. Philtron), nach der gewöhnlichen Auffassung ein die Stirn neugeborner Füllen bekleidender und der MeyersGlückshaube (s. d.) ähnlicher Körper, den die Stute alsbald verzehrt, oder die sogen. Füllenmilz (Füllenbrot), rudimentäre Teile der äußern Fruchthüllen; nach andern der Ausfluß rossiger Stuten aus der Scheide; auch eine zu Liebesmitteln dienende Pflanze. Den Hauptinhalt der großen ältern Literatur über das H. hat Bayle in einer Abhandlung (am Ende seines kritisch-historischen Wörterbuches) gesammelt.
Hippomantīe (griech.), Wahrsagung aus dem Wiehern und Schreiten der Pferde; vgl. Mantik.
Hippomedon, im griech. Mythus Sohn des Aristomachos aus Argos, einer der Sieben vor Theben.