| | | Löwe[Bd. 6, Sp. 748]
2) Karl, Balladenkomponist, geb. 30. Nov. 1796 in Löbejün bei Halle, gest. 20. April 1869 in Kiel, besuchte das Gymnasium in Halle, daneben Türks musikalischen Unterricht genießend, und studierte dann daselbst Theologie, nahm aber 1822 die Stellung eines Gymnasialgesanglehrers und städtischen Musikdirektors in Stettin an, die er fast ein halbes Jahrhundert bekleidete. 1866 trat er in den Ruhestand. Der unvergängliche Ruhmestitel Löwes sind seine zahlreichen Balladen, für welches Genre der Liedkomposition er zuerst eine unterscheidende Form gefunden hat, die durch Umbildung festgehaltener Motive den epischen Charakter zur Geltung bringt. Die ersten derselben (darunter »Der Erlkönig«) schrieb er schon als Student 1818. Besonders beliebt sind: »Archibald Douglas«, »Tom der Reimer«, »Edward«, »Heinrich der Vogler«, »Prinz Eugen«, »Oluf«, »Der Nöck« u. a. Eine Abart der Balladen sind seine Legenden: »Gregor auf dem Stein«, »Der Weichdorn« u. a., von seinen sonstigen Liedern ist besonders beliebt »Die Uhr«. Seine Oratorien, von denen einige (»Der Apostel von Philippi«, »Johannes der Täufer«, »Die Heilung des Blindgeborenen«) für Männerchor a cappella komponiert sind, desgleichen seine Opern, Kammermusikwerke und Klaviersonaten sind vergessen. Denkmäler wurden ihm in Löbejün (1896), im Düsternbrooker Gehölz bei Kiel (1896, von Schaper), ein drittes (von v. Glümer) 1897 in Stettin errichtet. Eine Gesamtausgabe der Balladen, Legenden und Gesänge redigierte M. Runze (Leipz. 18991903, 17 Tle.). Als Schriftsteller trat L. auf mit einer »Gesanglehre für Gymnasien, Seminarien und Bürgerschulen« (2. Aufl., Stett. 1828) und mit einem kurzen Kommentar zum zweiten Teil von Goethes »Faust« (Berl. 1834), der von Rob. Prutz in einer besondern Schrift (das. 1834) beurteilt worden ist. Seine »Selbstbiographie« wurde von Bitter (Berl. 1870) herausgegeben. Vgl. Runze, Karl L., eine ästhetische Beurteilung (Leipz. 1884), dessen Biographie Löwes in Reclams Universal-Bibliothek (das. 1903) und. Löwe redivivus' (gesammelte Aufsätze, Berl. 1888); Wossidlo, K. L. als Balladenkomponist (das. 1894); H. Bulthaupt, Karl L., Deutschlands Balladenkomponist (das. 1898). 3) Wilhelm, deutscher Politiker (L.-Kalbe), geb. 14. Nov. 1814 in Olvenstedt bei Magdeburg, gest. 2. Nov. 1886 in Meran, studierte Medizin, ward Arzt in Kalbe und kam 1848 in das Frankfurter Parlament, wo er zur demokratischen Linken gehörte. 1849 zum ersten Vizepräsidenten, bei der Übersiedelung nach Stuttgart zum Präsidenten gewählt, ward er, wie alle Teilnehmer an den Stuttgarter Beschlüssen, angeklagt, aber in zwei Instanzen freigesprochen, bis ihn das Obertribunal zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilte. L. lebte inzwischen in der Schweiz, in London und acht Jahre lang in New York, wo er die ärztliche Praxis ausübte, bis ihm der Amnestieerlaß vom 12. Jan. 1861 die Rückkehr ermöglichte. 1863 ward er in das Abgeordnetenhaus und 1867 in den Reichstag gewählt, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß und dem Sechsunddreißiger-Ausschuß angehörte. 1874 schied er aus der Fortschrittspartei aus und vertrat 1879 eifrig das Schutzzollsystem, ward aber 1881 nicht wieder gewählt. Im Abgeordnetenhaus war er von 187175 Vizepräsident, lehnte aber 1876 eine Wiederwahl ab. 4) Ludwig, Industrieller, geb. 27. Nov. 1837 in Heiligenstadt, gest. 11. Sept. 1886 in Berlin, widmete sich dem Kaufmannsstand, dann dem Maschinenfach, studierte in Nordamerika den Maschinenbau und begründete in Berlin 1869 eine Nähmaschinenfabrik in amerikanischem Stil. Er arbeitete mit amerikanischen Werkzeugmaschinen, die hier zum erstenmal in Deutschland zur Verwendung kamen, und brachte die dem amerikanischen System eigne Präzision bei der Massenfabrikation in so hohem Maße zur Geltung, daß das preußische Kriegsministerium 1871 beschloß, die eigne Waffenfabrikation nach gleichem System einzurichten, zumal L. durch die Bereitwilligkeit zur Anfertigung von einer Million Visieren Garantien für den Erfolg übernommen hatte. L. baute jetzt auch selbst amerikanische Werkzeugmaschinen, lieferte der Armee Revolver und nebenbei zahlreiche Maschinen und Ausrüstungsgegenstände für die preußischen Staats- und für Privatwerkstätten. Die Nähmaschinenfabrikation war 1879 aufgegeben worden. Seit 1864 gehörte er bis zu seinem Tode den Berliner Stadtverordneten an und wirkte hier namentlich für die Entwickelung des Volksschulwesens. 1876 wurde er ins preußische Abgeordnetenhaus und 1878 in den Reichstag gewählt, in dem er sich der Fortschrittspartei anschloß. 5) Isidor, Industrieller, Bruder des vorigen, geb. 24. Nov. 1848 in Heiligenstadt, trat 1875 in die Gesellschaft Ludwig Löwe u. Komp. ein und führte die Direktion in Gemeinschaft mit seinem Bruder bis zu dessen Tode, seitdem allein. Er errichtete in den 1890er Jahren eine große Werkzeugmaschinenfabrik in Martinikenfelde bei Berlin, um die Herstellung von erstklassigen Präzisionswerkzeugmaschinen im großen rationeller und billiger als bisher zu betreiben. Die Fabrik gilt als Muster für moderne Eisenbearbeitungswerkstätte n. Schon 1887 hatte er die Gewehr- und Gewehrmunitionsfabrikation, speziell die Herstellung kleinkalibriger Waffen und rauchloser Munition in Martinikenfelde begonnen. Er vereinigte die Fabrik 1887 mit der Gewehrfabrik von Mauser in Oberndorf, die dem deutschen Heer mehrere Gewehrmodelle (M/71 und 71/84, 98 sowie die wesentlichen Bestandteile des neuen kleinkalibrigen Gewehrs M/88) gegeben hat, und konstituierte im Verein mit den Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken die zu hoher Entwickelung gelangte Deutsche Metallpatronenfabrik in Karlsruhe, trennte dann die Waffenfabrik der Gesellschaft Ludwig Löwe u. Komp. von dieser ab und vereinigte sie unter der Firma »Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken« mit der deutschen Metallpatronenfabrik zu einer selbständigen Gesellschaft, der er als Vorsitzender des Aufsichtsrates vorsteht. Auf Grund der von L. geschaffenen Organisation entwickelte sich die Fabrikation der Militärhandfeuerwaffen in Deutschland zu so hoher Blüte, daß sie jetzt den Weltmarkt, von dem sie früher ganz ausgeschlossen war, fast allein beherrscht. Seit 1891 richtete L. die Tätigkeit der Fabrik auch auf das elektrische Gebiet und konstituierte 1892 mit der Thomson-Houston-Elektrizitätsgesellschaft in Boston die Union, Elektrizitätsgesellschaft in Berlin, die nach dem System der Thomson-Houston-Gesellschaft elektrische Bahnen baut. Die Kommanditgesellschaft auf Aktien Ludwig Löwe u. Komp. wurde 1893 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Gesellschaft arbeitete ursprünglich mit einem Kapital von 3/4 Mill. Mk., das sich im Laufe der Jahre verzehnfachte (7,5 Mill. Mk.), die Reserven[Bd. 6, Sp. 749] betrugen Ende 1904 ebenfalls 7,5 Mill. Mk., und ein gleicher Betrag ist in Obligationen ausgegeben. Außerdem hat die Gesellschaft Verpflichtungen im Betrage von 2 Mill. Mk. Dagegen repräsentieren Grundstücke und Gebäude 6, die Betriebsmittel 2 und die Vorräte 3 Mill. Mk. Die Debitoren betragen 2,25 Mill. Mk. Außerdem hat die Gesellschaft einen Effektenbestand von 13 Mill. Mk. Die seit Bestehen der Gesellschaft durchschnittlich gezahlte Dividende beträgt 131/2 Proz. Das Aktienkapital der deutschen Waffen- und Munitionsfabriken beträgt 15 Mill. Mk., die Reserven ca. 5, die Kreditoren 4,5 Mill. Mk. Dagegen sind in Grundstücken und Gebäuden angelegt ca. 5, in Betriebsmitteln ca. 4, in Effekten ca. 5, in Vorräten ca. 6 Mill. Mk. Die Debitoren betrugen 8 Mill. Mk. Die Dividende betrug seit Bestehen der Gesellschaft durchschnittlich 153/4 Proz. L. ist Vorsitzender des Kuratoriums für wissenschaftlich-technische Untersuchungen in Neubabelsberg, Mitglied des Landeseisenbahnrates und des Bezirkseisenbahnrates Berlin und Stettin.
LowellLowellLowell-MitrailleuseLöwen Meyers Brügge[Bd. 6, Sp. 750] LöwenLöwenäffchen Meyers SeidenaffeLöwenanteilLöwenbergLöwenbundLöwenburg Meyers Siebengebirges |
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91) | Koleda | | ... | | | 92) | Krag | | ... Berl. 1897), »Rachel Strömme« (1898), »Aus den niedrigen Hütten« (1898), »Weihnachten«, »Marianne« (1899) und die unterhaltenden kulturhistorischen Romane: »Isaak Seehufen« (1900) | | | 93) | Kremser, | | ... | | | 94) | Krippe | | ... | | ... | | ... | | | 95) | Kurz | | ... 1905; auch in Hendels »Bibliothek der Gesamtliteratur«, Halle 1905); »Der Weihnachtfund« (Berl. 1855, 2. Aufl. 1862); »Erzählungen« (Stuttg. 185861, 3 Bde.) | | | 96) | Ladenschluß | | ... | | | 97) | Lametta | | ... | | | 98) | Lauff | | ... | | | 99) | Lewald | | ... Deutschland und Frankreich« (das. 1880); »Helmar«, Roman (das. 1880); »Zu Weihnachten«, drei Erzählungen (das. 1880); »Vater und Sohn«, Novelle (das. 1881); | | ... die Frauen«, Briefe (das. 1870, 2. Aufl. 1875); »Nella, eine Weihnachtsgeschichte« (das. 1870); »Die Erlöserin«, Roman (das. 1873, 3 Bde.); »Benedikt« | | | 100) | Lostage | | ... | | ... | | |
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