| | | Schloß Meyers »Schlösser« Die vorbeschriebenen Schlösser bieten sehr wenig Sicherheit gegen unbefugtes Öffnen, da ein einfaches, aus Draht gebogenes schlüsselähnliches Werkzeug (Dietrich, Nachschlüssel) den Schlüssel ersetzen kann. Um die Einführung und Bewegung eines Dietrichs zu erschweren, hat man zuerst, wie alte Schlösser zeigen, den Schlüssellöchern und damit den Schlüsselbärten die verschiedensten Formen gegeben und in den Schlössern selbst sogen. Besatzungen (Eingerichte) angebracht, die aus Blechstreifen von mannigfaltigen Querschnitten bestehen, in Kreisbogen um das Schlüsselloch herum befestigt sind und mit entsprechenden Einschnitten im Schlüsselloch korrespondieren. Auch diese Vorrichtungen erhöhen die Sicherheit nur in geringem Grade. Sehr schwierig, zum Teil fast unmöglich dagegen sind von unbefugter Hand ohne den passenden Schlüssel oder Kenntnis gewisser Griffe die Sicherheitsschlösser zu öffnen, die in zahlreichen Konstruktionen angefertigt werden. Zu ihnen gehören das Buchstabenschloß, das Chubbschloß, das Bramahschloß, das Stechschloß und das Vexierschloß in vielfach verschiedenen Anordnungen und Kombinationen (Tafel, S. Iff.). Das sehr alte Buchstabenschloß ist ein Hängeschloß, das ohne Schlüssel gebraucht wird; es besteht aus einer Anzahl gleichgroßer Ringe, die an ihrer Peripherie mit Buchstaben und im Innern an einer einem gewissen Buchstaben gegenüberliegenden Stelle mit Einkerbungen versehen sind. Sie werden auf einen Zapfen zwischen den Bügel des Schlosses geschoben, der in einer Reihe parallel zur Achse so viel Stifte hat, als Ringe vorhanden sind. Stehen nun die Ringe alle so, daß die Stifte vor den Einkerbungen liegen, so läßt sich der Zapfen herausziehen und somit das S. öffnen. Die dazu nötige Stellung der Ringe, die sich äußerlich an den Buchstaben erkennen läßt, erreicht man durch Drehung der Ringe, bis ein bestimmtes Wort zum Vorschein kommt. Zum Verschließen schiebt man den Zapfen wieder ein und dreht die Ringe aus ihrer Öffnungsstellung. Die Sicherheitsschlösser besitzen mitunter noch andre Sicherheitsvorrichtungen, wozu z. B. die sogen. Vexiere gehören. Diese sind nach ähnlichem Prinzip wie die Buchstabenschlösser eingerichtet und bilden entweder noch eine besondere Zuhaltung, oder verhindern, den Schlüssellochdeckel beiseite zu schieben, bevor sie nicht in eine nur dem Besitzer bekannte Stellung gebracht worden sind. Zu dergleichen Vorrichtungen werden häufig an Geldschränken die auf der Tür angebrachten Knöpfe oder Rosetten benutzt. Sicherheitsschlösser mit elektrischen Vorrichtungen sind in der Weise von Hübner angegeben und von Busse :u Schweidnitz ausgeführt worden, daß ein dem[Bd. 6, Sp. 873] Schlüssel des Yale-Schlosses ähnlicher Schlüssel mit Randeinschnitten oder noch besser ein schwierig abzuformender konischer Schlüssel, in das Schlüsselloch gesteckt, den Strom schließt, durch dessen Wirkung ein Elektromagnet einen Riegel zurückzieht, der sonst durch Federkraft den Riegel eines mechanischen Schlosses sperrt. Beim Schließen des letztern schnappt der elektrische Sperriegel von selbst ein. Geschichtliches. Verschlußvorrichtungen in Form von hölzernen Riegeln, die in Krampen eingreifen, waren schon den alten Ägyptern bekannt. Ausgrabungen an Stätten altgriechischer Kultur haben auch Schloßteile aus Kupfer und Bronze zutage gefördert. Auch aus römischer Zeit haben sich nur einzelne Schloßteile und Schlüssel aus Bronze und Eisen erhalten (s. Tafel Meyers »Schmiedekunst«), aus denen so viel hervorgeht, daß das altrömische S. sich aus dem uralten Holzriegelschloß entwickelt hat und auf einem vereinigten Stech- und Schiebesystem beruhte.Das Holzriegelschloß war im übrigen Europa noch bis zum Anfang des 10. Jahrh. allgemein üblich. Dann wurde zuerst der hölzerne Schlüssel durch den metallenen ersetzt, worauf metallene Riegel und im 11. Jahrh. die Einführung eines metallenen Gehäuses mit Schlüsselloch folgten. Durch die Entwickelung der Schmiedekunst in der gotischen Periode erfuhren auch S. und Schlüssel eine künstlerische Ausstattung, die sich schließlich bis zu reichster Ornamentik verstieg und im Laufe der Jahrhunderte den verschiedenen Stilwandlungen (Renaissance, Barock und Rokoko) folgte (s. Tafel Meyers »Schmiedekunst II«, Fig. 8, 2, 6, 10 u. I, Fig. 7 u. 8). Um das Schlüsselloch herum wurde, um dessen Auffinden zu erleichtern und zugleich die Ausstemmungen im Holze zu verdecken, das Schlüsselschild oder Schlüsselblech gelegt, das zumeist aus Rankenwerk, aber auch aus Figuren und Grotesken gebildet wurde (s. die Textfigur und Tafel Meyers »Schmiedekunst«, Fig. 4 und 17). Zu Ende des 15. Jahrh. wurde das Unterlagsblech umgewendet und dadurch der innere Mechanismus des Schlosses sichtbar, was zu einer künstlerischen Gestaltung und Verzierung der Konstruktion Anlaß gab (s. Tafel Meyers »Schmiedekunst«, Fig. 24). Um die Mitte des 17. Jahrh. wurde dieses Schloßsystem durch das französische verdrängt, das den Mechanismus in einem Kasten von Eisen mit Messingblech überdeckte. Zu Ende des 18. Jahrh. hörte die künstlerische Verzierung von S. und Schlüssel auf, da man den Schwerpunkt auf das Praktische, d. h. auf Sicherheit der Schlösser und präzises Eingreifen der Schlüssel, legte. In unsrer Zeit wird den Schlüsselschildern wieder eine künstlerische Ausstattung gegeben. Vgl. König, Grundriß der Schlosserkunst (5. Aufl., Weim. 1871); Schubert, Kombinations- und Sicherheitsschlösser (das. 1880); Lüdicke, Handbuch für Kunst-, Bau- und Maschinenschlosser (2. Aufl., das. 1891); Barberot, Traité de serrurerie (2. Aufl., Par. 1894); Hoch, Die neuern Sicherheitsschlösser (Berl. 1891), Schloßkonstruktionen (Leipz. 1891, 2 Tle.) und Technologie der Schlosserei (das. 18991901, 3 Tle.); Krauth und Meyer, Das Schlosserbuch. Kunst- und Bauschlosserei (2. Aufl., das. 1897, 2 Bde.); »Katalog der Sammlung von Schlüsseln und Schlössern im Besitz des Herrn Andreas Dillinger« (Wien 1886); Nötling, Studie über altrömische Tür- und Kastenschlösser (Mannh. 1870); Fink, Der Verschluß bei den Griechen und Römern (Regensb. 1889); Sales Meyer, Handbuch der Schmiedekunst (2. Aufl., Leipz. 1893); Ludewig und Steinach, Amerikanische Sicherheitsschlösser (Münch. 1887); Oldenburger, Konstruktion der Tür-, Schub- und Klappenverschlüsse (Weim. 1889). Weitere Literatur über Schmiedekunst s. Meyers Schmieden. Rechtliches. Schon in den alten Zunftvorschriften der Schlosser findet sich stets die Bestimmung, daß mit schwerer Strafe belegt wird, wer ohne Erlaubnis des Eigentümers eines Hauses oder Gegenstandes Schlüssel zu den betreffenden Schlössern anfertigt oder die Schlösser öffnet. Diese Schutzvorschrift ist in alle Strafgesetzbücher übergegangen und findet sich auch im § 369, Ziffer 1, des Reichsstrafgesetzbuches. Nach diesem werden Schlosser, die ohne obrigkeitliche Anweisung oder ohne Genehmigung des Inhabers einer Wohnung Schlüssel zu Zimmern oder Behältnissen in letztern anfertigen oder Schlösser an denselben öffnen, ohne Genehmigung des Hausbesitzers einen Hausschlüssel anfertigen oder ohne polizeiliche Erlaubnis Nachschlüssel oder Dietriche verabfolgen, bestraft.
Schloß Meyers Handfeuerwaffen Meyers AnkerSchloßSchlossar[Bd. 6, Sp. 874]
Schloßbeine Meyers EisbeinSchloßblech Meyers EisenblechSchloßchemnitz Meyers ChemnitzSchloßen Meyers HagelSchlosser Meyers Anzeigen« 2) Friedrich Christoph, deutscher Geschichtschreiber, geb. 17. Nov. 1776 in Jever, gest. 23. Sept. 1861 in Heidelberg, studierte 179497 in Göttingen Theologie und verfaßte die theologischen Schriften: »Abälard und Dulcin« (Gotha 1807) und »Leben des Theodor de Beza und des Peter Martyr Vermili« (Heidelb. 1809). Anfangs Hauslehrer in Frankfurt a. M., 180810 Konrektor in Jever, lebte S. dann wieder in Frankfurt und schrieb die »Geschichte der bilderstürmenden Kaiser des oströmischen Reiches« (Frankf. 1812). Seit 1812 an dem vom Fürsten-Primas neuerrichteten Lyzeum Professor der Geschichte und Philosophie, ward er 1814 Stadtbibliothekar und 1819 Professor der Geschichte in Heidelberg, wo er eine im Sinne des Liberalismus äußerst wirkungsvolle Lehrtätigkeit entwickelte. Unter seinen Werken sind hervorzuheben: »Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung« (Frankf. 181524, 9 Bde.; 2. Aufl. 183941); »Geschichte des 18. Jahrhunderts« (Heidelb. 1823, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: »Geschichte des 18. Jahrhunderts und des 19. bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs«, das. 183648, 6 Bde.; 5. Aufl. 186466, 8 Bde.); »Universalhistorische Übersicht der Geschichte der Alten Welt und ihrer Kultur« (Frankf. 182634, 9 Tle.); »Zur Beurteilung Napoleons und seiner neuesten Tadler und Lobredner« (das. 183235, 3 Bde.); »Dante« (Leipz. 1855) und die weitverbreitete »Weltgeschichte für das deutsche Volk« (Frankf. 184456, 18 Bde. und Register; 5. Ausg., bearbeitet und fortgesetzt von O. Jäger und F. Wolff, Stuttg. 190104, 20 Bde.), von der die ersten 8 Bände ursprünglich aus Schlossers Schriften von Meyers Kriegk (s. d.) bearbeitet sind. Mit Bercht gab S. das »Archiv für Geschichte und Literatur« (Frankf. 183035, 3 Bde.) heraus. S. ging nicht darauf aus, durch schöne Form zu wirken, stand vielmehr in ausgesprochenem Gegensatz wie zu der kritischen, so auch zu der künstlerischen Geschichtschreibung. Der wissenschaftliche Gehalt seiner Werke steht hinter der moralischen Wirkung weit zurück, aber der für seine Zeit charakteristische Liberalismus seiner Auffassung hat seine Werke dem Verständnis des Volkes näher gebracht als die irgend eines andern Geschichtschreibers. S. hat auf den gebildeten Mittelstand seiner Zeit und dessen politische Anschauungen mächtig eingewirkt, ohne selbst je politisch tätig gewesen zu sein. Ein Denkmal wurde ihm 1876 in Jever errichtet; sein Bildnis s. Tafel Meyers »Deutsche Geschichtschreiber« im 7. Bd. Vgl. Gervinus, Fr. Chr. S., ein Nekrolog (Leipz. 1861; dazu die Kritik von Löbell: »Briefe über den Nekrolog Schlossers etc.«, anonym, Chemn. 1862); G. Weber, Fr. Chr. S., der Historiker, Erinnerungsblätter (Leipz. 1876); Erdmannsdörffer, Gedächtnisrede zu der Feier von Schlossers 100jährigem Geburtstag (Heidelb. 1876); O. Lorenz, F. C. S. und über einige Aufgaben und Prinzipien der Geschichtschreibung (Wien 1878). 3) Johann Friedrich Heinrich, ultramontaner Schriftsteller, geb. 10. Dez. 1780 in Frankfurt a. M., gest. daselbst 22. Jan. 1851, praktizierte dort seit 1803 als Advokat, ward 1806 vom Fürsten-Primas zum Stadtgerichtsrat ernannt, legte diese Stelle bei Auflösung des Großherzogtums Frankfurt nieder und trat 1814 mit seiner Gattin Sophie, geborne du Fay (gest. 24. Mai 1865 im Stift Neuburg) zur katholischen Kirche über. S. schrieb unter anderm: »Die morgenländische orthodoxe Kirche Rußlands und das europäische Abendland« (Heidelb. 1845) und »Die Kirche in ihren Liedern durch alle Jahrhunderte« (2. Aufl., Freiburg 1863). Schlossers »Nachlaß« (Mainz 185659, 4 Bde.: Wanderfrüchte, Gedichte, Legenden etc.) gab seine Gattin heraus. »Goethe-Briefe aus Fritz Schlossers Nachlaß« (Stuttg. 1877) veröffentlichte Frese.
SchlosserschulenSchloßgardekompanie[Bd. 6, Sp. 875]
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