| | | Blind Meyers Blindheit Meyers Blindenanstalten Meyers Darm Meyers MattierenBlind, KarlBlindbaumBlindbodenBlindbremse Meyers BremsenBlinddarm Meyers DarmBlinddarmentzündungBlinddarmklappe Meyers DarmBlinddruckpresse Meyers BuchbindenBlindenanstalten[Bd. 3, Sp. 57]
In Blindeninstituten erfordern besonders Lese-, Schreib-, natur- und erdkundlicher Unterricht eigentümliches Verfahren. Das Lesen wird von den Blinden jetzt zumeist an der Punktierschrift des blinden Blindenlehrers L. Braille (s. d. und Blindendruck) erlernt. Fast alle Bücher, welche die Blinden gebrauchen, werden in ihr gedruckt oder geschrieben. Das Schreiben der gewöhnlichen Schrift wird daneben geübt, weil es für den Blinden im Verkehr mit Vollsinnigen unentbehrlich ist. Der Unterricht in der Erdkunde geschieht mit Hilfe von Reliefkarten. Der Rechenunterricht beschränkt sich in den Blindeninstituten wesentlich auf Kopfrechnen, unterstützt durch allerlei sinnreiche, tastbare Hilfsmittel. Blinde Zöglinge übertreffen hierin oft ihre vollsinnigen Altersgenossen. Besondere Aufmerksamkeit wird noch immer dem Musikunterricht aus naheliegenden praktischen und psychologischen Gründen gewidmet. Wichtig für die Ausbildung der Blinden ist auch der Unterricht in Handarbeiten, ihre gewerblich-technische Ausbildung. In dieser Hinsicht, wie in Musik und Mathematik, beweisen die Blinden sich oft besonders gelehrig. Auf geistigem Gebiet haben sich viele Blinde ausgezeichnet. Der schon erwähnte blinde Saunderson wirkte als Professor der Mathematik und Physik in Cambridge, Thomas Blacklock (174191) war Doktor der Theologie und gern gehörter Prediger in Edinburg, John Metcalf in Manchester (17171802) beaufsichtigte den Straßenbau und legte nach selbständigen Plänen und Berechnungen mehrere neue Straßen an, der blinde Oberlehrer Johann Knie zu Breslau (17941859) unternahm 1835 ohne Begleiter eine Studienreise nach 11 B., die er später beschrieb; als Bildschnitzer zeichnete sich aus der Tiroler Jos. Kleinhans (17751853) etc. Die Verbindung der Blinden- mit Taubstummenanstalten wird jetzt allgemein verworfen, da beiden Anstalten ganz verschiedene Aufgaben gestellt sind. Nur für die seltenen Taubblinden (s. Meyers Dreisinnige) bleibt Verbindung bei der Arten des Unterrichts notwendig. Eigentliche Versorgungsanstalten haben nur für kranke und hilflose Blinde Berechtigung. Um so wichtiger sind Arbeitsnachweis und Mithilfe zur Verwertung der Arbeiten Blinder. Die Fürsorge für Blinde ist seit Jahrzehnten wesentlich reger geworden; um so erfreulicher, da infolge der verbesserten öffentlichen Gesundheitspflege der Prozentsatz der Blinden langsam abnimmt. Seit 1873 tagt alle 2 Jahre ein internationaler (ursprünglich deutscher) Blindenlehrerkongreß. Vgl. außer den Schriften von Valentin Hauy (s. d.), Zeune (s. d.) u. a.: Rösner, Unterricht der Blinden (in Diesterwegs »Wegweiser«, 5. Aufl., Bd. 3, Essen 1877); »Das Blinden-, Idioten- und Taubstummenbildungswesen«, herausgegeben von Merle, Sengelmann und Söder (nur Bd. 1, Norden 1887); Libansky, Die Blindenfürsorge in Österreich-Ungarn und Deutschland (Wien 1898); »Enzyklopädisches Handbuch des Blindenwesens«, herausgegeben von Mell (das. 1900); Pablasek, Die B., deren Bau, Einrichtung etc. (das. 1875); Henrici in Durms »Handbuch der Architektur« (4. Teil, 5. Bd.); Kopp, Geschichte der Blindenbildung (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, Bd. 5, S. 5, Stuttg. 1902); »Der Blindenfreund« (Düren, seit 1880; Organ des Kongresses und des Vereins deutscher Blindenlehrer); die französische Monatsschrift »Le Valentin Hauy«[Bd. 3, Sp. 58] mit dem Beiblatt »Louis Braille« (Paris, seit 1883), redigiert von Maurice de la Sizeranne; die englische »Progress« (London, seit 1881); die italienische »L'amico dei Ciechi« (seit 1876) u. a.
Blindendruck   |
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