Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
ständchen bis ständeeifersucht (Bd. 17, Sp. 732 bis 737) | ||||
| ![]() ![]() 1) den bedeutungen des grundworts entsprechend ganz selten und vereinzelt. zu stand 4, d, krambude: und sie findet bei der schwarzen Eve, 2) gewöhnlich sagt man ständchen in bedeutungen, die bei dem grundwort nicht entwickelt sind und deren gemeinsame grundlage die vorstellung eines stehenbleibens und kurzen verweilens auf der strasze oder vor einem hause ist; vgl.: ständlein, ständchen, n. stationcella cioè dimora piccola che si fà stando in piedi, massime in piazza. 2, 931c; 'ständichen, ständchen (das, dimin.) statiuncula. 2, 671. a) 'eine kurze musik, welche man vor einem hause oder fenster stehend bringet'. Adelung unter stand (6), vgl. auch ständlein, ständerlein. so seit ende des 17. jahrh. bezeugt: ständgen, et nachtständgen, statiuncula musica. 2133; ständchen ... 2) improprie eine nachtmusic, symphonia nocturna, concentus nocturnus. 2, 671; ständgen, ist eine nächtliche music, so ein amante seiner geliebten durch andere machen läst, oder selbst allein vor ihrem hause in ein musicalisches instrument, als: laute u. d. g. eine charmante arie singet. frauenz.-lex. (1715) 1894 f. ( alltagsl. s. 11); ständchen, ständerlein, symphonia nocturna, da man mit musicalischen instrumenten vor einem haus oder unter einem fenster einer persohn zu ehren, in der nacht stehen bleibet, und bisweilen dazu singet. 2, 318a. s. auch Antibarb. 2, 441 ('Campe schlägt sangständchen oder ständchensang für serenade ... vor'). sache und wort besonders üblich bei studenten, vgl. studentenspr. 127b. zeitschr. f. d. wortforschung 1, 49, sowie 2, 795. bemerkungen 3, 1. 5, 20. Kluge6 375b (zuerst bei 1645, vgl. unten). s. ferner ständlein, ständerlein. — belege: nun ist Schelling also hier! ... nun kann der tanz losgehen, mit ständchen, fackelzug, gastmahlen, ehrenbezeigungen aller art! tageb. 1, 344; ein ständgen hat mein schatz Lisette gern bey nacht, hast du schon angethan dein schlafgewändchen? [Bd. 17, Sp. 733] s. auch 2, 128 (idyllen 8, überschr.). ged. (1864) 240 (sterbekl. 1, überschr.). freier: das sind die wölfe, die heulen so wild ... nach vierzehn jahren wollen wir sie geht spazieren alle nachmittage [Bd. 17, Sp. 734] in einer nacht, da wir (die Straszburger studenten) ihm (dem professor Schöpflin) ein fackelständchen brachten. 26, 47. — der plural von ständchen ist gewöhnlich dem sing. gleich: ich erinnere mich der zeit noch wohl, da ich die artige zigeunerin hiess, und da sich die jungen herren von Toledo um die ehre rauften mir ständchen zu bringen; ich machte, meiner treu! eine theurung in den saiten, so viele guitarren und lauten wurden mir zu liebe zersprengt! 11, 231 (don Sylvio 1, 3, 7); man konnte kaum etwas malerischeres sehen, als diese phantastischen studententrachten, ihre sangreichen wanderzüge in der umgebung, die nächtlichen ständchen unter den fenstern imaginärer liebchen. 31, 35 Koch; man bringt dir keine ständchen jetzt, sieh, dieser ist's, der deinen buhlen schlug, ... b) kurzes geplauder im stehen. 2, 795, so zuweilen in volksthümlicher sprache, vgl. DWB ständerling 1, -lein, ständlein 1, b: ein ständchen, ständerchen machen, ein weilchen stehen bleiben, um mit jem. zu schwatzen. wie der Deutsche spricht 298; und doch blieb sie selbst, die ihm vorleuchtete, auf jeder treppenstufe stehen und verwickelte ihn durch ihre fragen in neues erzählen. ... da oben auf der stufe vor der thür ... wurde das längste 'ständchen' gehalten. 2, 317. c) vereinzelt: mache mich auch zu keinem ecksteine: da machen alle hunde ein ständgen dran. comödienprobe (1695) 37. d) holl. standje bedeutet lärm, zank, vgl. 955. 3) ständchen als deminutiv zu stande, f. giebt Adelung an, vgl. DWB stand 11, a und ständlein. so siebenb. für ein holzgefäsz. 88. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) so im deutschen seit alter zeit: ahd. stanta, -da, -de (plur. stantun, -en, -in) alveus statarius, orca, cadus, cupella. 6, 697 f.; mhd. stande handwb. 2, 1136; mnd. 4, 362a; auch entstellt zu stange, vgl. das. in glossen: angaria ... stanga, stanta, -e. gloss. 34c; biota (auch bigota, dyota u. s. w., vas protensum in altum) zwirigs vsslin hd. nd. stande, sthande, hd. stand, stanne, ... stantt vel potig. 74c; stande, stand. nov. gloss. 53b; cubella ... stande, -te, stande vat, schande, kübel. gloss. 160b; cupa ... weinstande, putt, standte. 163a; cupella u. s. w. stanta (ahd.). ebenda (nov. gloss. 124a); dyota ... hd. win-, weinstande, -stantner, stande zu wine o. zu biere mit zweien oren. 183a; orca ... standen. 399b; sisireol stanta (ahd.). 538c; statuarium ... schanck o. standt (?). 550c; vigeta stande, stand. 618c; s. auch 862. fundgruben 1, 392a. hausaltert. 2, 361, anm. 128. gloss. diplom. 2, 573c; biota est vas protensum in altum ein stande. Dief. mlat.-hd.-böhm. wb. (v. 1470) 51a. so auch nl. stande, labrum, alveus statuarius, orca, cadus. 2, 629b, vgl. die anm. mittelengl. stande 573b. — nhd. stande oder bütte, labrum solium. grosse stand, cuppa. Dasypodius; standen (die) wasserstanden, alveus, labrum, orca stataria, cuppa. 384b; standt, f. bütte, une truelle, ange. (1616) 306a; stande, f. cupa, truelle. zuber, labrum, butte. 1421; stande ... mastello, tinello, massimè più largo di sotto che di sopra à diversi usi. v. schaff. kübel. dict. 2, 906c; stande (die, [Bd. 17, Sp. 735] plur. standen) cupa, vas aquarium, quod uno loco permanet, aqualis. 2, 671; stande, f. ein hölzern gefäsz das der böttcher von allerley grösse verfertigt. 2, 318a. — heute in mundarten weit verbreitet: schweiz. štande 250, in Davos standa ('ein groszer, von hand nicht tragbarer, kübel'). 1, 155, in Basel ('faszähnl. stellgefäsz aus dauben, ohne füsze'). 277a; bair. a standen 2, 168, stantn (stanne) Schm.2 2, 768, steir. stante 569a; hess. stande (spr. štanne) 'fasz in form eines abgekürzten kegels, in den küchen und in kellern gebräuchlich, um wasser oder bier darin aufzubewahren'. 395, s. auch 283. 804 (stann, stân, schdâne 'gefäsz aus dauben, das unten weiter als oben, mit zwei ohren und einem deckel versehen ist und dazu dient, in küche und keller wasser, mehl, käse u. dgl. aufzubewahren'); nass. stann 1, 388; ripuar. stànt, stag Münch § 117, so in Köln und Aachen stang Hönig2 173a. 233; thür. mit umlaut stände, nordth. šdène sprachsch. 233, stänne 22a; oberlausitz. stande (gewöhnlich ständer) 13, 6, ebenso schles. 93a, in Posen stande 292, preusz. 2, 361b. nd. stande 287. brem. wb. 4, 999 f. (gewöhnlich stange gesprochen). 4, 187, štand(e) 98b, stanne 380b. 208a. 253a; stanne und stande in Lippe. 6, 485. 2) bedeutung: 'ein hölzernes gefäsz aus böttcherarbeit, welches gemeiniglich drey hohe aus verlängerten dauben bestehende füsze hat, und unten etwas weiter ist, als oben'. Adelung, ebenso 4, 254a, s. auch und die erklärungen unter 1. — belege: item torggel, standen und dergleichen so alles fahrend ist. weisth. 1, 291 (Wagenhausen im Thurgau 1491); wat rechtes se hedden in Tudorper holtmarke? schufelen to eren mollen und bredere to eren standen und bodden. 3, 92 (westfäl. holting v. 1482); thom fruwen gerade gehörig: ... sind dar twey standen, höret eine dartho, wo averst kein tapholl (zapfloch) vorhanden, so gehöret ein töver dartho, dar ein holl in is. 235, 21 (gericht zur Wiszenmühle an d. Aller 1570); als wann du zwo tugen (dauben) in einer standen oder bütten wider eben richten woltest, die gelassen haben, eine hinausz die andere hineinwerts. wundartzn. 224. — vgl. auch standbütte, -gelte. 3) die stande dient zu mannigfachem gebrauche (was jedenfalls auch verschiedenheiten der form bedingt) und wird danach gewöhnlich durch zusammensetzung näher bestimmt. a) zur aufbewahrung von wasser, vgl. wasserstande. Adelung. besonders in küchen, um einen vorrat frischen wassers aufzubewahren; so in den ostmitteld. idiotiken angegeben, s. sprachsch. 233. 22a. 13, 6. 93a. 292. hess. bornstanne 395; auch in Köln und Aachen stang wasserzuber Hönig2 173a. 233. els. schon im 15. jahrh. bezeugt: (der klingler soll die küche) versorgen mit holtze und mit wasser in die standen. quelle bei hist. wb. 337a. b) zum waschen: butte, darinnen man wäscht, stand, zuber, kübel, badgeschirr, labrum, vas ad lavandum aptum. 572, 41. so wol auch, wenn im Zürcher tageblatt angezeigt wird: zu verkaufen: ein altes waschschiff, verschiedene gröszere und kleinere standen, ein waschtrog mit 3 abtheilungen und anderes mehr. s. auch waschstande. c) zum baden, vgl. badstande, theil 1, 1075: labrum, badstanden: zuber, standen; wassergeschirr. 1, 373b, badestande Adelung. dasselbige wasser soltu in einem kessel ... sieden, ... so giesz es in die standen, darinn der krancke bedacht ist zu baden. von wassern 105; er nam sin achs, gab im (dem landvogt) ein schlag, [Bd. 17, Sp. 736] d) zum keltern des weins: stande in der trotten, labrum. Dasypodius; die trauben werden gewöhnlich in rückbottichen in den weinbergen selbst gestoszen oder in standen, sodann in fässer geschüttet und zur kelter oder trotte geführt, wo die masse gewöhnlich eine zeit lang in groszen zübern oder butten stehen bleibt. 3, 1868. vgl.: stand, grosse weinkuffe, mastello, tina, tinazzo, vaso grande di legno, per il nuovo vino. (1618) 237b. e) in küche und keller gefäsze zur aufbewahrung von allerlei speisevorräten u. ähnl.: milchstande, nd. melckstande 287. brem. wb. 4, 1000. 4, 187. — sahn-stande, worein man die milch thut dasz sie ihre fettigkeit oben aufsetze. 2, 318a. vgl. nd. roomstande. 4, 187. —butterstande, s. theil 2, 586, nd. botterstande 287. brem. wb. 4, 1000. 4, 187; butter-stande, schmaltz-stande, mastello, tinello da tenervi il butiro ò fresco ò strutto (smalzo). dict. 2, 906c. (vgl. unter f.) — hess. käsestande, käsestann 1, 388, kêseshtanne 283. —mehlstande, nd. meelstande 4, 187. — für pökelfleisch: fleisch- ò peckelfleisch-stande, mastello grande da tener le carni salate ò i salumi. dict. 2, 906c; nd. fleesch-stande 287. brem. wb. 4, 1000. 4, 187. — besonders häufig sauerkrautstande, s. theil 8, 1872, auch einfach kraut- ò sauerkraut-stande, mastello, mastellone da tener' i cauoli capucci conditi ò conciati. dict. 2, 907a; schweiz. chrûtstanda Davos 1, 155, in Basel surchruttstande 277a; westfäl. sültemaus-stanne 253a. im kloster (St. Blasien) braucht man alle jahre sechszehn hohe hölzerne gefässe, die man standen nennt, voll sauerkraut. reisen 2 (1784), 345 (Alem. 16, 67). — hess. trinkenstanne, 'dergleichen fasz im keller, in welchem das ohnehin nicht haltbare dünnbier, covent, in Hessen trinken, welches niemals in fässer gefüllt wird, sich befindet'. 395. f) die stande dient auch zur lagerung und zum transport von solchen waren im geschäftsleben u. ähnl. und nähert sich dabei, indem eine bestimmte constante grösze vorausgesetzt wird, der bedeutung eines maszes. so schon im 15. jahrh. bei lieferungen von butter und schmalz: jtem 2 standen (pottern) den jungffrawen. probstei-rechnung des jungfrauenclosters in Arnstadt v. 1479; jtem 1 stand (smalcz) von der forder rechnung. jtem 4 standen 20 firtel hure (heuer?) gemacht. ebenda; (unter dem titel: innome pottern:) 7 standenn usz dem vihehoffe der probestie ditz jhar entpfangen. 6 standenn jn der wuchelichen kuchen ditz jhar verspeist. desgl. v. 1495. — fässer mit flüssigkeiten: essigsprit, 4 standen, ca. 11 fusz hoch, 1 jahr alt, sind wegen aufgabe des geschäftes zu verkaufen. anz. im Frankf. journ. v. 30. oct. 1873, hauptbl. s. 4b. g) s. ferner spülstande, oben sp. 229 und 4, 254a. dazu: mee für ein kupfferen spulstanntten, wigt 8 à 25 . haushaltb. s. 59 Loose (vgl. unten 4, a). ferner scheuerstande, theil 8, 2623: spül-stande, feg-, scheuer-stande, mastello, it. conca, lavello da lavar' i piatti, da fregare, scurare, ricurare le stoviglie. dict. 2, 907a. 4) erweiterungen der bedeutung. a) stande bezeichnet zunächst ein hölzernes gefäsz, wird aber gelegentlich auch von ähnlichen gefäszen aus metall gesagt: item v czynen (zinnerne) standen. Elsen von Holczhusen inventar v. 1410 (im Frankf. archiv). s. auch kupfferen spulstanntten unter 3, g. b) hie und da wird auch ein kleineres geschirr mit stande bezeichnet, so steir. 'ein groszes trinkgefäsz aus holz oder zinn zum stehen'. 569a. c) in Schweizer mundarten bezeichnet man so bildlich eine 'unförmlich dicke und schwerfällige weibsperson', so in Davos 1, 155, in Basel 277a. ![]() ![]() 1) thür. für stande, s. das. (1). 2) bei Weckherlin als übersetzung von stanze, vgl. das.: und dan die übrige (gedichte) (darunder meine in vilen sonneten oder klinggesängen und ständen beschriebene buhlschafft [Myrta] mich noch verliebet und betrüebet) in des Teutschlands fewer und aschen gerahten. weltl. ged. vorr. 4a; uber den frühen tod der jungfrawen E. T. etc. stände. s. 637 (überschr.); uber meiner Myrten tod. doppelter sechster, oder stände. 641 (desgl.); [Bd. 17, Sp. 737] sechster, oder, stände. 644. vgl. gesch. der d. litt. 2, 205, anm. 8. 3) stände 'wird der raum genannt in dem erzhause bey den schmelzhütten, dahin man jede post erz, welche der schichtmeister liefert, stürzen läszt'. 7, 427a. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
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