Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
auslase bis ausläufer (Bd. 1, Sp. 901 bis 905) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() 1) aus dem haus, aus der hand und gewalt, aus dem kerker, aus der stadt lassen: da stund Abraham des morgens früe auf und nam brot und eine flasche mit wasser und legts Hagar auf ire schulder und den knaben mit und liesz sie aus. 1 Mos. 21, 14; und lasz sie dein weib sein, wenn du aber nicht lust zu ir hast, so soltu sie auslassen, wo sie hin wil. 5 Mos. 21, 14; so sol er ein scheidebrief schreiben und ir in die hand geben und sie aus seinem hause lassen ... so kan sie ir erster man, der sie ausliesz, nicht widerumb nemen. 24, 4; der herr über völker hiesz in (den gefangnen) auslassen. ps. 105, 20; und ich ward in einem korbe zum fenster aus durch die mauren nider gelassen. 2 Cor. 11, 33; bin ich bewogen, denselbigen Liechtenberger noch eins auszulassen. 3, 405b; denn es war der anschlag, man solte die henker bei der nacht auslassen. 3, 418b; bestelt wachten unter die thor, die nieman auslieszen. Garg. 266a; zum fenster auslassen. 69b; so th die thür auf, lasz sie aus! 2) thiere aus dem stall, aus der hütte lassen: und wenn er seine schafe hat ausgelassen, gehet er vor inen her (goth. þô svêsôna lamba ustiuhiþ). Joh. 10, 4; die lämmer auslassen; das vieh ist schon ausgelassen worden; [Bd. 1, Sp. 902] das ich auslasz mein sew und ku. 3) athem aus der brust, donner aus der wolke, wasser aus dem felsen lassen: du lessest aus deinen odem, so werden sie geschaffen. ps. 104, 30; der herr donnerte vom himmel und der höhest liesz seinen donner aus. 2 Sam. 22, 14. ps. 18, 14; kanstu die blitzen auslassen, das sie hinfaren. Hiob 38, 35; sihe, wenn er das wasser verschleuszt, so wirds alles dürre, und wenn ers auslesset, so keret er das land um. 12, 15. desgleichen die seele, das wort, einen schrei auslassen: die edelsten in Israel 4) zorn, gift, wut, unwillen, rache, lügen auslassen: denn da du deinen grim auslieszest, verzeret er sie wie stoppeln. 2 Mos. 15, 7; raum und stet, seine gift auszulassen. 3, 48; das Carlstad lügen ausleszt. 3, 81b; du kannst nichts thun, als deine zähne zusammen schlagen und deine wut am trocknen brote auslassen. 113b; die einen schliefen ihren rausch aus, die andern hätten ihn gern auf irgend eine mutwillige weise ausgelassen. 23, 109; um wenigstens unterwegs gegen einen hasen meinen unwillen auszulassen. 14, 209; er liesz seine rache, seinen eifer an dem unschuldigen spiegel aus und zertrümmerte ihn. auch diese leidenschaften werden als ausbrechende, wilde thiere angesehn, die in des auslassenden dienst und gewalt stehn, daher ein possessivum beigefügt ist. 5) seltner von andern sachen: seine geschicht und leiden an euch zu schreiben und auszulassen. 3, 28b; seinen hofmann (seine feine manieren) recht auslassen. Garg. 240a; seine gedanken, meinung, empfindung über etwas auslassen; hättest wissen sollen, dasz mich das geheimnis martere, wenn ichs nicht auslassen darf. aber doch will ichs nicht auslassen, will überlaut seufzen bei dem zwang. (L. Ph. Hahn) der aufruhr zu Pisa 34; die spannungskraft der federn fängt an ihre thätigkeit auszulassen (auszuüben). 8, 141. 6) bücher, briefe, schrift, befehl, erklärung auslassen: damit die sache dennoch ein ende gewinne und das ergernis des deudschen büchlins, von den ewern ausgelassen, gestillet werde. 2, 220a; dasselb buchlin wider auszulassen. 3, 1; o das die propheten vorhin basz studierten, ehe sie bücher auslieszen. 3, 84; derhalben Carlstad auch schuldig war, solche erklerunge auszulassen. 3, 155; das sie solchen vermeineten meinen brief auszulassen, es solt in einer fürstlichen canzlei nicht ein solcher esel canzler sein, der heimliche brieve ausgelassene brieve nennete. 4, 538b; solche gedanken haben uns verursachet diesen propheten Daniel auszulassen für den andern, die noch dahinden sind .... ich hab mir fürgenommen, denselben unter e. f. gn. namen auszulassen. 5, 1b; ich gedenke einen sermon von den lieben engeln auszulassen. 5, 145a; ich habs aber wollen durch den druck lassen ausgehen, weil ich besorget, es möcht doch sonst in druck komen und unvleisziger ausgelassen werden. 5, 488a; darumb irs für gut ansehet, das ich solche falsche meuler zu stopfen einen kurzen brief aus liesze gehen (oder ausgehen liesze?). 6, 116a; hab zuletzt mich bewegen lassen, etlich sermon auszulassen. br. 1, 387; dann dieses unser ausgelassenes edict nicht universal ist. 571. heute sagt man lieber herausgeben, ausgehen, erscheinen lassen, erlassen. 7) sich auslassen, sich äuszern, darlegen, dargeben: die unbefleckte zung erschallt in kirch und haus [Bd. 1, Sp. 903] 8) fett, talg, butter, wachs über dem feuer auslassen, ausschmelzen, in flusz bringen, ausflieszen lassen. man kann dies unter 4 bringen, da die flüssigkeit gleichsam aus den banden der härte entbunden wird. doch heiszt es nie, dasz die sonne das eis auslasse. 9) ein kleid auslassen, durch auftrennen der eingeschlagenen naht weiter machen. 10) den ofen auslassen, ausgehen lassen und dann im hüttenwerk schicht machen, die arbeit einstellen. nie aber die pfeife auslassen für ausgehen lassen. 11) auslassen, weglassen, wegbleiben lassen, omittere: wer aber etwas aus ungeferden ausgelassen. weisth. 2, 192; diese stelle wird ausgelassen, unterbleibt; es sind drei worte, drei zeilen ausgelassen. diese bedeutung widerspricht der sechsten und ein ausgelassener brief kann den umständen nach sowol ein erlassener, als in der reihe fehlender sein. 12) das part. praet. ausgelassen gilt zwar für sämtliche bedeutungen, zumal aber im adjectivischen sinne von wild und frech: er ist ganz ausgelassen, ein ausgelassener mensch; ein ausgelassener erhungerter teufel. Garg. 231b; eine ausgelassene schälkin. wendunm. 352; der ausgelassenste bube ist zu verzagt, uns etwas beschimpfendes zuzumuten. 204a. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) auslauf des wassers, baches, flusses: so kann auch nicht sein, das das wasser ob denen metallen eine zeitlang stande, die kraft an sich ziehe, und so es dieselbige entpfangen, erst als dann sich zum auslauf fürdere. von wassern. Strasb. 1612 s. 1; bis an den anfang der Weissel und auslauf der Donaw ins euxinische meer. a. P. 1, 13; zwischen dem auslauf beider bäche. Pierot 2, 399; der quell flieszt überall, der auslauf ändert nur. 2) der auslauf des schiffes auf dem wasser: sondern bereits ist 3) weidmännisch, der ebene, lichte platz, auf welchem die eingestellten hirsche und sauen vorgejagt werden, vgl. DWB ablauf und DWB anlauf. man sagt auch ausflug, wie anflug. 4) in der baukunst heiszt auslauf, was sonst ausladung, das vorragen einzelner glieder oder stücke einer ordnung, oder die weite, in welcher ein solches glied von der achse der seule hinausreicht. 5) in den salzwerken heiszt auslauf, was bergmännisch die ausbeute, der nach abzug der kosten zufallende, auslaufende gewinn. 6) ehmals name einer krankheit: wa ein man trit bloszes fuszes auf ein kleeblat mit vier bletter, so sol es nit felen, er wird den weiszen auslauf (lepra alba?) gewinnen. der kunkel evangelia. 1587. 7) in schriften und abhandlungen ist auslauf, excursus, was nebenbei untersucht und verhandelt wird: darumb wöllen wir hie ein nöttigen und nutzen auslauf thn von des tollen bofels art und natur. weltb. 37a. ![]() ![]() [Bd. 1, Sp. 904] 1) von menschen: ich bin schon frühe ins feld ausgelaufen dich zu suchen; ein bote läuft aus, um das begehrte schnell zu holen; wo ist der schönpart ausgeloffen? 2) vom wild: der hirsch ist ausgelaufen, aus dem wald aufs freie gegangen. in anderm sinne: die hündin hat ausgelaufen, hört auf läufig zu sein, ist trächtig geworden. weidwerksbuch 1, 9a. 3) von flüssigem: wo ist aber ein mensch, wenn er tod und umbkomen und dahin ist? wie ein wasser ausleuft aus dem see. Hiob 14, 11; gleich einem wütenden wasserstrom, wann der uber das ufer auslauft, so reiszet er alles umb, was er antrift. 283; der strom läuft in drei arme aus; zog ein zapfen aus einem fasz und liesz ihm wein auslaufen. sch. und ernst cap. 140; den ausgeloffenen wein mit mel auftrocknen. Garg. 159a (nach kinderm. no59); der sand in der uhr ist ausgelaufen. man sagt auch: der topf, die kanne läuft aus, hat einen ritz; der eimer, das fasz läuft aus, wie die böttcher sich ausdrücken: das fasz thränt, weint. 4) von andern sinnlichen dingen: wind, welcher gegen dem mittag sich ziemlich stark erhub, und endlich in einen sturm auslief. pers. reiseb. 2, 2; die erbsen laufen aus, wenn sie aus den hülsen fallen; auslaufende reben, in die höhe sich windende, krümmende; das lebendige, wenn es ausläuft, so dasz es wo nicht abgestorben doch abgeschlossen erscheint, pflegt sich zu krümmen, wie wir an hörnern, klauen, zähnen gewöhnlich erblicken. 55, 297; der schnitt gieng durch den ballen, gerade unter dem daumen, theilte die lebenslinie und lief gegen den kleinen finger aus. 19, 134; ein langer, dürrer arm, der in fünf finger ausläuft. teuf. pap. 1, 6. 5) abstractionen: das aber solcher falscher wahn vertrieben und die rechte demut von der falschen erkant werde, wollen wir ein wenig auslaufen und von der demut sagen. 1, 483b; sehet, wie bin ich ausgelaufen und über flossen mit worten. 2, 92b; dies lauft auf aufschub aus und aufschub auf entfliehn. herr ich will auf dir erblassen, 6) transitiv, percurrere: er ghort nit gären sagen, wie ich alle land was uszgeliffen (so) in Tütschland. 36; laufent alle winkel aus. volksl. 254; der verbrecher scheint dem abgrunde, der ihm bestimmt ist, ausweichen zu wollen, und stürzt hinein eben da, wo er seinen weg glücklich auszulaufen gedenkt. 19, 90; der kreis, den die menschheit auszulaufen hat. 53, 3; wann ich wieder (von Leipzig) abgehe weisz ich nicht, ich will den kreis auslaufen, und wenn das lied von vorne angeht, empfehle ich mich. an fr. von St. 2, 280. bergmännisch, in anderm sinn: eine last erz auslaufen, auskarren, zu tage fördern, eigentlich auf dem karrn auslaufen lassen. 7) sich auslaufen, nach langem sitzen sich bewegen, gleichsam die beine wieder auslaufen; das kind musz sich auslaufen. auch sich ermüden: wenn man sich den ganzen tag ausgelaufen hat. [Bd. 1, Sp. 905] ![]() ![]() ![]() ![]()
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