Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
ausländerin bis auslassung (Bd. 1, Sp. 900 bis 903) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 1, Sp. 901] ![]() ![]() ![]() ![]() 1) herausreichen, strecken, transitiv und intransitiv: sol er dem vogt die pfande über gatter auslangen. weisth. 2, 191; ich befils den heiszen feuersflammen, 2) ausreichen, genügen: wie wolte und könte doch das einkommen auslangen und genung sein. 416; es musz eine tugend geben, die auch ohne den glauben an unsterblichkeit auslangt. 756; von manchem konnte der freund auslangende rechenschaft geben. 21, 70; von dem misbrauch fürtreflicher und weitauslangender mittel. 21, 177; worüber er sich mit ihr, seitdem er eine zwar wunderliche aber doch auslangende sprache einzuleiten gewust, recht gut verständigen könne. 23, 210; mit einem schon früher auslangenden und nun frisch bereicherten repertorium kamen wir wol ausgestattet nach Lauchstädt. 31, 148; dasz man glaubt solcher heftigen und doch keineswegs auslangenden empfehlungen zu bedürfen. an Schiller 587; wo es nur irgend auslangen mochte. ges. nov. 9, 36. Dann auch, wie auskommen, ausreichen, mit etwas auslangen: aber damit langt man nicht aus. 628; das vermögen, mit einer mechanischen erklärungsart der naturdinge auszulangen, ist beschränkt. 7, 297; wenn die vernunft mit einem principe auslangen kann. 10, 74. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) aus dem haus, aus der hand und gewalt, aus dem kerker, aus der stadt lassen: da stund Abraham des morgens früe auf und nam brot und eine flasche mit wasser und legts Hagar auf ire schulder und den knaben mit und liesz sie aus. 1 Mos. 21, 14; und lasz sie dein weib sein, wenn du aber nicht lust zu ir hast, so soltu sie auslassen, wo sie hin wil. 5 Mos. 21, 14; so sol er ein scheidebrief schreiben und ir in die hand geben und sie aus seinem hause lassen ... so kan sie ir erster man, der sie ausliesz, nicht widerumb nemen. 24, 4; der herr über völker hiesz in (den gefangnen) auslassen. ps. 105, 20; und ich ward in einem korbe zum fenster aus durch die mauren nider gelassen. 2 Cor. 11, 33; bin ich bewogen, denselbigen Liechtenberger noch eins auszulassen. 3, 405b; denn es war der anschlag, man solte die henker bei der nacht auslassen. 3, 418b; bestelt wachten unter die thor, die nieman auslieszen. Garg. 266a; zum fenster auslassen. 69b; so th die thür auf, lasz sie aus! 2) thiere aus dem stall, aus der hütte lassen: und wenn er seine schafe hat ausgelassen, gehet er vor inen her (goth. þô svêsôna lamba ustiuhiþ). Joh. 10, 4; die lämmer auslassen; das vieh ist schon ausgelassen worden; [Bd. 1, Sp. 902] das ich auslasz mein sew und ku. 3) athem aus der brust, donner aus der wolke, wasser aus dem felsen lassen: du lessest aus deinen odem, so werden sie geschaffen. ps. 104, 30; der herr donnerte vom himmel und der höhest liesz seinen donner aus. 2 Sam. 22, 14. ps. 18, 14; kanstu die blitzen auslassen, das sie hinfaren. Hiob 38, 35; sihe, wenn er das wasser verschleuszt, so wirds alles dürre, und wenn ers auslesset, so keret er das land um. 12, 15. desgleichen die seele, das wort, einen schrei auslassen: die edelsten in Israel 4) zorn, gift, wut, unwillen, rache, lügen auslassen: denn da du deinen grim auslieszest, verzeret er sie wie stoppeln. 2 Mos. 15, 7; raum und stet, seine gift auszulassen. 3, 48; das Carlstad lügen ausleszt. 3, 81b; du kannst nichts thun, als deine zähne zusammen schlagen und deine wut am trocknen brote auslassen. 113b; die einen schliefen ihren rausch aus, die andern hätten ihn gern auf irgend eine mutwillige weise ausgelassen. 23, 109; um wenigstens unterwegs gegen einen hasen meinen unwillen auszulassen. 14, 209; er liesz seine rache, seinen eifer an dem unschuldigen spiegel aus und zertrümmerte ihn. auch diese leidenschaften werden als ausbrechende, wilde thiere angesehn, die in des auslassenden dienst und gewalt stehn, daher ein possessivum beigefügt ist. 5) seltner von andern sachen: seine geschicht und leiden an euch zu schreiben und auszulassen. 3, 28b; seinen hofmann (seine feine manieren) recht auslassen. Garg. 240a; seine gedanken, meinung, empfindung über etwas auslassen; hättest wissen sollen, dasz mich das geheimnis martere, wenn ichs nicht auslassen darf. aber doch will ichs nicht auslassen, will überlaut seufzen bei dem zwang. (L. Ph. Hahn) der aufruhr zu Pisa 34; die spannungskraft der federn fängt an ihre thätigkeit auszulassen (auszuüben). 8, 141. 6) bücher, briefe, schrift, befehl, erklärung auslassen: damit die sache dennoch ein ende gewinne und das ergernis des deudschen büchlins, von den ewern ausgelassen, gestillet werde. 2, 220a; dasselb buchlin wider auszulassen. 3, 1; o das die propheten vorhin basz studierten, ehe sie bücher auslieszen. 3, 84; derhalben Carlstad auch schuldig war, solche erklerunge auszulassen. 3, 155; das sie solchen vermeineten meinen brief auszulassen, es solt in einer fürstlichen canzlei nicht ein solcher esel canzler sein, der heimliche brieve ausgelassene brieve nennete. 4, 538b; solche gedanken haben uns verursachet diesen propheten Daniel auszulassen für den andern, die noch dahinden sind .... ich hab mir fürgenommen, denselben unter e. f. gn. namen auszulassen. 5, 1b; ich gedenke einen sermon von den lieben engeln auszulassen. 5, 145a; ich habs aber wollen durch den druck lassen ausgehen, weil ich besorget, es möcht doch sonst in druck komen und unvleisziger ausgelassen werden. 5, 488a; darumb irs für gut ansehet, das ich solche falsche meuler zu stopfen einen kurzen brief aus liesze gehen (oder ausgehen liesze?). 6, 116a; hab zuletzt mich bewegen lassen, etlich sermon auszulassen. br. 1, 387; dann dieses unser ausgelassenes edict nicht universal ist. 571. heute sagt man lieber herausgeben, ausgehen, erscheinen lassen, erlassen. 7) sich auslassen, sich äuszern, darlegen, dargeben: die unbefleckte zung erschallt in kirch und haus [Bd. 1, Sp. 903] 8) fett, talg, butter, wachs über dem feuer auslassen, ausschmelzen, in flusz bringen, ausflieszen lassen. man kann dies unter 4 bringen, da die flüssigkeit gleichsam aus den banden der härte entbunden wird. doch heiszt es nie, dasz die sonne das eis auslasse. 9) ein kleid auslassen, durch auftrennen der eingeschlagenen naht weiter machen. 10) den ofen auslassen, ausgehen lassen und dann im hüttenwerk schicht machen, die arbeit einstellen. nie aber die pfeife auslassen für ausgehen lassen. 11) auslassen, weglassen, wegbleiben lassen, omittere: wer aber etwas aus ungeferden ausgelassen. weisth. 2, 192; diese stelle wird ausgelassen, unterbleibt; es sind drei worte, drei zeilen ausgelassen. diese bedeutung widerspricht der sechsten und ein ausgelassener brief kann den umständen nach sowol ein erlassener, als in der reihe fehlender sein. 12) das part. praet. ausgelassen gilt zwar für sämtliche bedeutungen, zumal aber im adjectivischen sinne von wild und frech: er ist ganz ausgelassen, ein ausgelassener mensch; ein ausgelassener erhungerter teufel. Garg. 231b; eine ausgelassene schälkin. wendunm. 352; der ausgelassenste bube ist zu verzagt, uns etwas beschimpfendes zuzumuten. 204a. ![]() ![]()
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