Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
fahr bis fahrdamm (Bd. 3, Sp. 1244 bis 1247) | ||||
| ![]() ![]() thaʒ sie ouh giwar wârîn, mhd. si stieʒen an und vuoren dan und kam schiere an den val, als sie nû kômen an daʒ var, ![]() ![]() und was daʒ âne vâre. Trist. 326, 31; Tristan nam keiner vâre und was in stæter vâre. 343, 28; ëʒ leite sîne vâre wan ir sît sô bevangen ân allen vâr. Parz. 252, 29. 431, 22; da kêrt si gegen ir hërzen vâr. 606, 11; Parzivâl dër clâre ër leite dar ûf sînen vâr. Troj. 15462; erbieten vîentlîchen vâr. Ernst 2802; âne vâr. Flore 6236; die dative entscheiden (ohne vorstehenden artikel) nicht, da ihr e im m. wie im f. haften oder schwinden mag: uns ze vâre. Nib. 2068, 4;daʒ spriche ich dir noch niemen ze vâre. Tit. 166, 1; altmannes rede stêt niht ze vâr. Parz. 163, 16; ze vâre 594, 2; gein hërzeclîchen vâren. 346, 7; deutlich ist: mit dem vâre. MSH. 2, 28a. diese verschiedenheit des mhd. genus ist merkwürdig, nhd. hört sie auf und das f. greift, wie ahd., wieder durch. 323d schreibt fahr, 181d gfaar, denn gefahr ist ganz dasselbe wort, vorgeschobnes ge macht keinen unterschied. mnl. vare, vaer periculum, metus, nnl. vaar. wie sich fâra insidiae und far trajectus etymologisch verhalten, soll nachher unter fahren erörtert werden.[Bd. 3, Sp. 1245] 1) unser nhd., noch im 16 jh. und zumal bei Luther oft gebrauchtes fahr weicht allmälich dem gefahr, hat aber, wie dieses, den sinn von periculum, welchen auch Dasyp. und Maaler ansetzen: so kom, denn es ist friede und hat keine fahr, so war der herr lebt. 1 Sam. 20, 21; oder wenn ich etwas falsches gethan hette auf meiner seelen fahr. 2 Sam. 18, 13; wir müssen unser brot mit fahr unsers lebens holen. klagl. Jer. 5, 9; denn wer sich gern in fahr gibt, der verdirbt drinne. Sir. 3, 27; und bin oft in fahr des tods drüber komen. 34, 13; darnach so ir die feinde geschlagen habt, künd ir plündern sicher und on fahr. 1 Macc. 4, 18; gedachte er, er wolte sie des sabbaths on alle fahr angreifen. 2 Macc. 15, 1; denn es stund die stad, der gottesdienst und der tempel in fahr. 15, 17; weiber und kinder, brüder und freunde fahr achteten sie nicht so hoch. 15, 18; und die wellen uberfielen sie und stunden in groszer fahr (goth. birêkjai vaurþun). Luc. 8, 23; denn wir stehen in der fahr. apostelg. 19, 40; und was stehen wir alle stunde in der fahr? (duhvê þau veis bireikjai sijum hveilô hvôh?) 1 Cor. 15, 30; es ist friede, es hat keine fahr (gavairþi jah tulgiþa, εἰρήνη καὶ ἀσφάλεια). 1 Thess. 5, 3; denn die historia erinnert den leser von vielen sachen, nemlich in was fahr die kirche stehe. 1, 1a; Carlstad zwinget uns, das wir mit im die zeit verlieren und in fahr geben die hohen stücke zu vergessen. 3, 37b; sol uns nichts helfen, das wir mit solchem ernst und fahr streiten. 3, 50a; der teufel, der durch Carlstads kopf gerne wolt sünde und grewliche fahr auf die gewissen laden. 3, 50b; darumb sihestu, wie in diesen geringen dingen nicht geringe fahr stehet. 3, 63a; wo man gebot, verbot, sünden, gute werk, gewissen und fahr machen wil, da gott freiheit haben wil. 3, 63a; da keine fahr ist. 3, 70b; das damit eine fahr im volk entstehen möchte. 3, 90b; wo ich sehe, das Carlstad unschüldiglich fahr leibs und guts entstünde. 3, 109a; von der fahr göttlichs zorns. 3, 115b; das sie euch füren in fahr leibs, guts, ehre und seele. 3, 117a; euch in die fahr zu setzen. 3, 120a; ob du gleich fahr und den tod drüber wagen müstest. 3, 147a; sol man denn leiden, das also jedermans weib und kind, leib und gut, in der fahr und schande stehe? 3, 320a; weil ich iren (der fürsten) stand in solche fahr setze. 3, 322b; da des todes fahr fur augen ist. 3, 329a; denn die fahre sind warlich grosz und mancherlei, der weg ist schlipferig. 3, 389a; und ging doch so viel kost, mühe, fahr und arbeit drauf. 3, 437b; one fahr (absque periculo). 4, 9a; es stehet eine fahr darauf. 4, 374b; denn sonst möchte m. gn. h. eine fahr so wol als uns allen drauf stehen. 4, 374b; weil jetzt böse luft und sonst allenthalben fahr ist. 5, 12b; das ich nicht in die fahr mich wagte. 5, 13a; one schaden und fahr seines glaubens. 5, 16a; sondern ein iglicher sol als denn für sich selbs stehen und nicht die fürsten mit in die fahr ziehen. 6, 3b; denn ob wol die fahr darnach folget, das du das creuz tragen und drüber leiden must. 6, 34b; denn wozu dürften wirs, das wir solten umbsonst auf uns laden aller leute hasz und feindschaft, verachtung, fahr und unglück? 6, 57a; dis wort gewislich bleibet war, darumb ich das auch nicht wagen thar, die statmaus sprach, es ist wol wahr, steckt voller fahr und bitterkeit. 29a; ein schendlich laster ist fürwar [Bd. 3, Sp. 1246] do stund der hirsch in todes fahr. helt sich der arm zum reichen dar, es hat nicht halb so grosze fahr. 2, 68; hilf mir aus dieser todes fahr. 3, 51; solt ich aber noch die fahr stan, derhalb wir all in groszer fahr mein hals hab ich so ferr gewagt los von aller sünd und fahr. in groszer fahr leibes und lebens. G 4a; es ist aber nit ohne fahr, so die regiment weit von einander gesondert liegen. mil. disc. 129; in keiner fahr des todes. 17; niemand den gift wolt aussaugen, weil fahr dabei war. im 17 jh. wird es seltner, bei Opitz, Fleming, Gryphius lese ich nur gefahr, kein fahr; in Simpl. vogelnest 2, 17 steht der spruch: zu solchen künsten lusten haben, in euerm stand geht man oft gröszrer fahr entgegen. ich soll von ungewisser fahr mich schrecken lassen? 22, 64; wie wär mir zmuth, schwebt ich in einer solchen fahr? 36, 382; wir stehen in der fahr, dasz wir verklaget möchten werden. 6, 4; grosze fahr wer frisch umher späht mit gesunden sinnen, ehrenpreis 2) die bedeutung des mhd. vâre und vâr, dolus, böse absicht, arglist, hatte sich zulängst in der nhd. gerichtssprache erhalten, worüber sp. 435—38 lesenswerthe belege beibringt. in der Carolina art. 128 und öfter steht geschrieben farhe für fahre: mutwillige beschediger, von denen die leut je zu zeiten wider recht und billicheit merklich beschedigt werden, auch farhe und beschedigung von den selben leichtfertigen personen warten müssen u. s. w. hin und wieder auch sonst: Wilhelm Tell gieng mermals on reverenz für den hut, ... zu red gestellt sprach er, es were on fahr geschehen, er hett umb das bott nicht gewist. chron. 222b. allmälich scheint man für diesen sinn die neutrale form gefähr, gefehr vorzuziehen, welche auf ahd. fâri, mhd. være zurückgeht: nit mit gefär, sine dolo malo. dec. 259, 30; on alls gefehr. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) quod vehi potest: fahrbares gut, was zu wagen fortgeschaft, fortgefahren werden kann. 2) curru commodus: ein fahrbarer weg, flusz; die strasze ist nicht mehr fahrbar; die Fulda ist von Hersfeld aufwärts nur mit kähnen fahrbar. ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 3, Sp. 1247] ![]() ![]() 1) lectus vitalis, lectus ultimi discriminis, sterbebett, läszt sich doppelt auslegen, als bett der todesgefahr, oder von dem aus die fahrt in die andere welt angetreten wird, bett zur letzten fahrt: gift in dem varbedde, donatio moribundi. 438. 2) mobilis domus opilionis, schäferkarren: er machte also ein thürchen am fahrbette des schäfers auf. J. P. Hesp. 1, 176. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
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