Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
fademchen bis fadenbruch (Bd. 3, Sp. 1230 bis 1234) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) einfädmen (sp. 169): ein nadel fädmen, lini caput per foramen acus trajicere; dadurch der wall so helle geworden, das man wol eine nadel dabei hätte fädemen können. 5, 368; sie kann ihre nadel blindlings fädmen; wann ir die [Bd. 3, Sp. 1231] nadlen gefadmet haben, so vergessen das nicht, das ir an das ander end machen ein knopf, oder ir stechen manchen stich umbsunst. dan hat der faden kein ursach, das er usz der nadlen wüschet. Eulenspiegel cap. 50; perlen fädmen, aufreihen, an eine schnur ziehen; zuweilen auch DWB fädmen nere, spinnen, fäden drehen, voc. 1482 h 5b, it. filare, fr. filer; den wald fädmen, mit einem faden umziehen; aber wenn ihr von stuck zu stuck gesehen hettet das schön gepräm, die fransen, karsaminpasament (posament, fr. passement), segment, bendeln, gestepp, gebord, die stösz daran, und wie es alles gepleiget, gefademet, durchstrickt und durchstickt war. Garg. 115a. 968 schreibt fädmen, fidmen. 2) abfädmen: die bohnen fädemen, ihnen die fäden an beiden seiten der schote abziehen, wetterauisch bune färreme. 3) sich fädmen, in fäden absondern und auflösen, sich färreme. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) fädchen, fädelein: nicht ein fädemle, neque hilum, nihilum, nihil, wonach die sp. aussprache hilo für filo schon uralt erscheint; etlich gelobten sich zu dem heiligen schweisztuch gen Cammerich, aber es verbran drei monat hernach so sauber, das nicht ein fädemlin davon uberbleib. Garg. 206a; es hangt an einem fädemle, de filo pendet. 2) fädemlein heiszt eins der sieben zeichen, daran die jäger die fährte des hirsches erkennen, vgl. altd. wäld. 3, 145; dem hirsch gehet mitten durch den fusz zwischen dem spalt ein klein fädemlin, welches an einem wild viel anders ist, denn der faden ist zu grosz, darauf auch viel zu merken ist. jag und weidwerkbuch 36b; nun gehet dem hirsch zwischen dem spalt damitten durch ein klein ausrecht als ein fedemlein, das mag kein hinde thun, dann der faden ist zu grosz. das zeichen heiszt fedemlin. 94b und ebenso im auszug bei 572. 3) fädemlein an den kräutern ist filamentum, der faden, staubfaden, der träger; filamenta sind fasern, zasern, fädchen: bringt blümlein von farben braunroth, in der mitte haben sie gar lange fädemlein. 776. 4) fädemle, fringilla linaria, wofür viele namen vorkommen, bluthänfling, rothhänfling, grasel, gräslein, zitrinchen, ziserinchen, schwederlein, leinling. leinling und linaria gehen auf linum, flachs zum spinnen oder auf leine, engl. line, faden, schnur. fädemle, ein kleins vögele also genannt, serinus. 129a. 968, 7. serin ist kanarienvogel, bei Stieler verdruckt scrinus. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) den faden drehen, spinnen, torquere, nere; ihn fein, klein, rein, dünn, dicht, dick, grob, stark spinnen; den faden lang ausziehen, netzen; es ist kein faden so fein gesponnen, weil die parze deiner tage faden ach, den faden meiner tage, und kaum beginnt der lenz von ihrem leben, das menschenleben musz sein ziel erreichen, [Bd. 3, Sp. 1232] manches eigene von innigerem bezug wird an dem rothen faden wol zu erkennen sein. 17, 238; ich spinne meinen faden langmütig fort. an Jacobi 238; freilich sind diese fäden nur dünn und lose, aber sie gehen doch durchs ganze stück, und halten zusammen, was sonst auseinander fiele. 19, 161; ich werde vielmehr noch späterhin manchen faden aufneh men und fortleiten, der sich unbemerkt durch die ersten jahre schon hinzog. 24, 111; der dichtung faden läszt sich heut nicht fassen. 4, 123; die sultanstochter erschien demnach, denn was jegliche zunft 2) faden zum nähen, sticken, stricken, binden: der faden will nicht in die nadel, den faden wichsen, knüpfen, schürzen, doppelt nehmen, abschneiden, abbeiszen; dem seidentuch waren buchstaben mit goldnen faden eingestickt; der wunde finger wurde mit einem streifen tuch bewunden und ein faden darum gebunden; und als sie itzt gebar, that sich ein hand heraus, da nam die wehmutter und band einen roten faden darumb und sprach 'der wird der erste heraus komen'. 1 Mos. 38, 28; darnach kam sein bruder heraus, der den roten faden umb seine hand hatte. 38, 30; und schlug das gold und schneits zu faden, das mans künstlich wirken konte. 2 Mos. 29, 3; und die stricke an seinen armen wurden zu faden, die das fewr versenget hat. richt. 15, 4; und er zureisz sie von seinen armen wie einen faden. 16, 12. ein faden wird um den baum, um den garten, um den wald gezogen: der wald soll also frei sein, dasz wann ein seidenfaden darumb gezogen were, dasz derselbig nit gekrenkt oder zerbrochen werden soll. weisth. 2, 183. RA. 182. 183. auch die ringe der harnische waren mit drahtfäden geheftet oder gebunden: sîn îsen und sîn ander dinc, 3) faden am gewebe, hemd und kleid, auf spinnen folgt weben: ahd. thie gotes drûtthëganâ, thaʒ sint thie scônun fadumâ, wanta sia span scôno karitas în frôno, mhd. sîn vadem dër was ëben prahlt mein rock gleich nicht mit kreuz und gold, Cunnewâre sus gefuor, wëlch wîp verseit im einen vaden? der frauen zier [Bd. 3, Sp. 1233] es bleibt kein faden, kein trockner faden: kein faden war übrig, jenes ne hilum, nihil (sp. 1231); ehe ich wolt einen faden regen (das geringste thun) umb iren willen. 5, 287b; ich habe nicht einen faden von euren sachen. 1, 237a; ich hab der pesten wurfel drei, das sie mir oft kein faden an lan. 791; solt ich nacket gen kirchen gan? 4) faden als masz der tiefe, höhe, länge, vgl. DWB elle, DWB klafter und die vorstellung des umfassens, umklafterns. eigentlich und ursprünglich war faden so viel als ein mann mit ausgestreckten armen umfangen kann: ein faden holz, nnl. een vadem hout, ein haufe scheiter drei ellen lang und hoch, man sagt holz in faden setzen, klaftern; der brunne ist zwölf faden tief; und machet zwo eherne seulen, ein igliche achzehen ellen hoch und ein faden von zwelf ellen war das masz umb igliche seulen her. 1 kön. 7, 15; das schif geht sechs faden unter dem wasser, nnl. zes vademen diep; die festung ist mit dritthalb faden dicken mauren umbgeben. pers. reiseb. 1, 4; zudem mag ein jeder verstendiger selbst bedenken, ob es wol möglich sei, das der börnstein auf dem grund ein hundert faden tief und oft höher treiben könne, da doch der strom am sudauischen strande dreiszig oder vierzig faden unter sich des steines nicht gewaltig ist. beschr. der lande Preuszen 43. das nautische längenmasz weicht vielfach ab, der englische fathom hält sechs fusz, der französische fünf pieds du roi, der deutsche zwischen fünf und sechsen. anderes mag anders gemessen worden sein, nach Ulm 510 durften geschlechterinnen schleier von zwanzig, handwerksfrauen nur von zwölf fäden tragen, sind fächer, falten des schleiers gemeint? bildlich, wenn die geschöpfe so viel in sich begreifen, dasz der faden des menschlichen gemüthes zu kurz fällt, ihre geheimnisse zu ergründen, wer will dann und kann die tiefe der gottheit erforschen? seelensch. 2, 899; traun, denen verliebten ist niemand klug genug und dessen vernunft erfordert einen langen faden, welcher dergleichen leute ergründen soll. pol. stockf. 340. 5) zimmerleute, maurer, gärtner und andere handwerker arbeiten nach schnur und faden, müssen den faden einhalten, dürfen ihn nicht verlieren. auch beim schattieren einer silhouette: strich vor strich! gott, wie ruhig musz man dazu sein, wie kaltblütig! Wilhelm, gib ja acht, dasz du den faden nicht um eine haarbreite verlierst. die reue nach der that s. 7. bildlich, den faden seiner rede, der untersuchung verlieren: ich glaubte einige gelassene augenblicke zu haben, darum liesz ich sie rufen, sie sind nun da, und ich habe meinen faden verloren. 19, 86; der dichtung faden läszt sich heut nicht fassen, 6) noch andere redensarten. a) es hängt an einem faden, dünnen, seidnen faden, schwebt in gefahr des abreiszens: da hieng die römische ere an eim kleinen vaden. 113b; wer land und leut durch unrecht drengt, b) zu faden schlagen gilt eigentlich vom schneider, der zu nähen, vom weber, der zu weben anhebt, dann aber auch von begonnener anderer arbeit: die nachbarsleut sein schon alle so zfaden gschlagen gwesen (standen so dicht gedrängt), daszs gar kein schneidergsell besser künnen hätt (enger hätte nähen können). H. Jörgel. Wien 1833. 10, 17; zfade schlah, vorläufig nieder nähen. 22; [Bd. 3, Sp. 1234] sein text ihm (dem pfarrer) schon die adern reget, c) glaub mir, wenn ich so klar wie faden mit dir redte, du bist mit mir in allem einig. an fr. v. St. 1, 23. als ob ein vaden reine s. bindfaden, breisfaden, drahtfaden, eisenfaden, goldfaden, nähfaden, pechfaden, schwefelfaden, seidenfaden, silberfaden, wachsfaden, zwirnfaden. ![]() ![]() dis ailf schneider und vadenpeiʒ. ![]() ![]() ![]() ![]() Pallas will sich an dir (parze) rächen! ![]() ![]()
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