Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
serving bis prang-sessel (Bd. 16, Sp. 630 bis 632) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 16, Sp. 631] und sesamöl zu einem pflaster gesotten und auff ein tuch gestrichen, miltert den grossen schmertzen der vom stein verursachet wird. 602 C. ferner: sessam ... würd auch zu keynem andern ding gepraucht, dan alleyn das man eyn öl darausz preszt, und das etliche verleckerte weiber allerhand küchlin ausz dem sässenmäl machen (am rande: sessamöle. sessamküchle). feldb. 497; den sessensamen soll man nit eh dan mitten im sommer .. säyen. ebenda. ![]() ![]() 1) name einer südeuropäischen pflanze, bergfenchel, seseli Nemnich. Adelung. öcon. lex.2 2722. 5, 615; erst nhd. herübergenommen aus griech.-lat. σέσελι(ς), séseli(s), s. 2, 703 und geschlechtswandel s. 32: sesel, Graecis und Latinis, seseli. Dioscorides macht desz sesels vier geschlecht, das erste nennet er seseli Massiliense, disz ist allein im brauch in den apotecken, undn wirdt genandt seseli unnd siler montanum, item welsch steinbrech. kräuterb. 257 A; zirmet, sesel, silermontan, heisset griechisch und lateinisch seseli. Wirsung im reg. (unter zirmet); das vierdt geschlecht desz sesels wird bey uns genannt weisz hirtzwurtz. ebenda; vgl. 304 ff., s. auch kräuterb. (1643) cap. 304. dazu seselsame, m. Campe: wan man aber sesel, oder seselsamen, .. ohn ein zusatz in einem recept findet, soll man allwegen den zirmet ... verstehen. a. a. o.; zirmet oder seselwurtz gebrauch. ebenda; von dem seselkraut oder zirmet. 364 E. (oder sind alle diese stellen zu 2 gehörig?) 2) sesel oder seselkraut, eine pflanze in den südeuropäischen gebirgen, deren samen und sehr bittere wurzel officinell sind, rosskümmel, laserpitium siler (auch siler montanum, seseli montanum. (von 1 verschieden?) 3) gordylium oder tordylium, candianischer oder cretischer sesel, hat eine düne holtzichte, weisse wurtzel u. s. w. 3, 1, 467a. 4) mittelrheinisch sesel (n.?), rebmesser, wol aus sehselîn, s. 2, 217. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) bair.-östr. sesz, sösz 'auf fluszschiffen, die hölzerne handschaufel, mit welcher das wasser aus dem raume geschöpft wird'. 2, 332. 3, 140. 255; bair. form für das schweiz. sasse, s. theil 8, 1804, vermutlich lehnwort aus dem roman., vgl. ital. sessola: von der sess des scheffs, damit man das wasser auswürft. quelle bei 2, 332; die erbausfergen seyn schuldig .. auf ein scheibfahrt obenher vom Hallein auf Lauffen ein hallaschseil, vier plachen, sechs seilruder, zwo sessen, zween steg, und ein kerruder, aber untenhin von Lauffen auf Burghausen nicht mehr als vier seilruder, ein sessen, zween steg .. zu geben. also auch sollen sie auf ein samscheiben, welche sie auf ihren eignen schiffungen .. ausführen, obenhin sechs seilruder, zwo sesz, ein kerruder, .. nidenhin .. vier seilruder, ein sesz, ein kerruder .. richten, und geben. bergr. 314a. 2) bidubium reb messer vel sesse (aus sehse) nov. gl. 53a (anfang des 15. jh.). — läszt sich vielleicht hierher ziehen die von 853 beigebrachte notiz: 'im Frankfurter rechb. von 1401 zahlt ein kupferschmied in jeder messe eine summe von einer abgaben-erhebung, welche das eine mal eingetragen ist: von underkauff an kopper und sessen. in allen frühern jahren steht: an kopper, und czene (zinn) oder an kopper, czene, blij und stahel'. — ? 3) belagerung? s. DWB sesz 3. 4) sesse, interjection, als lockruf an einen hund. sesse! sich, Weckerlin, kumm her. ![]() ![]() [Bd. 16, Sp. 632] 1, 306. — im hd. zu allen zeiten bezeugt, ahd. seʒʒal, -el, seʒel cathedra, tribunal, solium, sponda (pl. seʒal neben seʒʒelâ?) 6, 303, mhd. seʒʒel handwb. 2, 898, hier noch oft in einem weiten sinne (wie sitz): (Maria) dû gotes seʒʒel, unt gotes kindes klôse. minnes. 2, 381b Hagen; das blt ist ein sitz, oder ein sessel der selen. post. 3, 3a. auch 'unterlage des edelsteins in einem ring': daʒ sein (des diamants) kraft vil dester grœʒer sei, wenn man im seinen seʒʒel eisnein mach, sô man in in ain vingerlein wil setzen. 433, 13. — im nhd. nur von einem sitzgerät: sessel, cathedra, sella, stipadium, sedes, sedile. Dasypodius; sässel (der) stl, banck, sedes, sedile, cathedra, abacus, scabile, scamnum. 341a; sedile, ein sessel, ein sitz, ein banck stuel. fons lat. 582b; sessel, sedia, seggia, .. auf (in) einem sessel sitzen. dict. 2, 771c; sessel, der, et alia dialecto siedel, die, sedile, sedes, sella. 2043; säszel (der) sella, sedile 2, 582 neben seszel (der) 583; darin ist ain alter, herlicher man mit ainem langen, growen bart in einem sessel gesessen. Zimm. chr.2 3, 14, 23 Barack; Franz wirft sich in seinem sessel herum in schröcklichen bewegungen. 2, 187 (räub. 5, 1 schausp.); der marquis lag in einem sessel, den kopf zwischen beide arme geworfen. 3, 569; (ich) nöthig' ihn auf einen sessel in des zimmers mitte nieder. Käthchen 1, 1; er sei geng z'ringsetum hinter ihre seszle durchgegangen, und habe einer jeden ein kompliment gemacht. 1, 121 Vetter. sprichwörtlich: wer sich auf zwei sessel zugleich setzt, kann leicht auf die erde fallen. 4, 544; österr. zwisch'n zwa sess'ln auf der erd' sitz'n, mit zwei projecten u. ähnl. durchfallen, weil man sich nicht für eins genügend verwendete. 148b; Andres war gleichsam zwischen zwei sesseln heruntergesessen. Mareili s. 134. — wie die angeführten autoritäten zeigen, wird sessel vielfach für stuhl, einzelsitz überhaupt gesagt (so auch Adelung); gewöhnlich wird es indessen in eingeschränkterem sinne angewendet, und da bezeichnet sessel dem stuhl gegenüber fast immer das gröszere, vornehmere, prächtigere oder bequemere möbel (ursprünglich umgekehrt, s. hausalterth. 1, 53). so ausdrücklich geschieden: an das vorzimmer stöszt ein kleines kabinet, schon wohnlicher und behaglicher, die stühle haben sich in sessel verwandelt. krieg u. frieden 1, 8. sessel neben dem niedrigeren schemel: auf dem sessel sitzt die dame, im sessel du, und ich zu deinen füszen, ietweder sol ein sessel hân, des seʒʒel ist der himel dort ab der künste seʒʒel [Bd. 16, Sp. 633] in andern fällen überwiegt der begriff des bequemen, zum ausruhen einladenden: in einem sssel sitzen unnd gerwen. 341a. schweiz. sës(s)el, 'jeder bessere stuhl': si wot nume-n im sëssel hoke, sie will nicht arbeiten, sondern die dame spielen. 240. so als krankensitz: es war eine impertinente composition von laune meiner natur, die mich vier wochen, an den bettfus, und vier wochen, an den sessel anschraubte. der junge 1, 45; da ich mich in einem sessel, die füsze wie eine mumie verbunden, vor einen tisch gelagert habe. 50. dazu auch schlaf-sessel, s. th. 9, 308, sedia da dormirvi dentro. dict. 2, 772a. in ähnlichem sinne übertragen: führe mein Grandgauchiher ein hauszschwalm heim, die jhm ein gesellin sey inn der not, seins hertzens ein sessel, seim leib ein küssen und elenbogensteurerin. Garg. 69b. — nähere beschreibung und besondere arten: der sessel entspricht ursprünglich unserm stuhl, als das gewöhnliche sitzgerät für eine person, s. hausalterth. 1, 55. 108. 255. 373. eine bestimmte form läszt sich aus den alten quellen nicht erschlieszen. später wird das wort vielfach auf eine sitzform angewandt, die der altröm. sella curulis entspricht, einen zusammenlegbaren klappstuhl, ohne lehne, aber mit sitzpolster, der im mittelalter ebenfalls als prunk- und herrensitz dient und gewöhnlich valtstuol (woher fauteuil) heiszt, s. hausalterth. 1, 106 f. Schultz höf. leben2 1, 81 ff. sie dienen später auch als feldstuhl und als kirchenstuhl: zusammengelegter sessel, aliàs kirchstul, sella plicatilis. 2043; ein sessel den man zusammen legen kan. 2, 265b; kreutz-sessel, zusammenleg-sessel, sedia, seggetta piegante ò che si piega. dict. 2, 771c; feld-sessel, sedia di campagna. ebenda, sella castrensis 2044; 2 sesel auf welschs, wie du sy im sin hast gehabt, machen zu lassen, sind uberal beschlagen an örtern, das mons kan zusamlegen und uber lond fiern, wo man hin wil. briefw. s. 270 Steinhausen (sept. 1596). sessel in der kirche: da solichs die weiber haben gesehen, sind sie hinzgelauffen und [haben] sie (die prediger) bei irem har ernidergeworfen und mit iren seslen wol erplüt und erzaust. d. städtechron. 23, 194, 4. eine ähnliche lehnenlose form hält sich noch länger in schlafzimmern und weiblichen boudoirs: sessel, ist eine art kleiner ausgestopffter und beschlagener niedriger stühle sonder lehne, so man insgemein in denen zimmern an die fenster oder ercker zu stellen pfleget, das frawenzimmer nennet sie auch nönngen. frauenzimmerlex. 1842 ( alltagsleb. s. 131). s. auch öcon. lex.2 2722. 7, 342a. (nach Adelung würde dies in der umgangssprache die gewöhnliche bedeutung von sessel sein, ganz im gegensatz zum heutigen sprachgebrauche.) über ähnliche minder vornehme sitzgeräte s. unten. — heute bezeichnet dagegen sessel im allgemeinen gerade einen sitz mit rücken- und womöglich auch mit armlehnen: sessel mit länen, sella dorsuaria et brachiata. nachsch. 27a; seszel, ein lehn-seszel, lat. sella reclinatoria, a tergo loricata. gloss. 495; so in zusammensetzung: lehnen-sessel, arm-sessel, sedia d'appoggio, à spalliera, ò à bracci. dict. 2, 771c (vgl. th. 1, 560 und 6, 551: lehnsessel). gemeinsam beiden arten ist die polsterung: sessel mit läder überzogen, pellica 2044. — besondere arten: halber runder sessel, hemicyclus Dasypod.; doppelter sessel, sedia doppia a. a. o.; duppelter seszel, bisellium 2043; bogensessel, s. theil 2, 221; drehesessel, seggia girante, tornatile ò che si gira a. a. o. (vgl. th. 2, 1368); rollen- ò fahr-sessel, sedia à carrucola ò à carriuola. dict. 2, 772a (vgl. th. 3, 1263 und 8, 1150: rollsessel); tragsessel (vgl. daselbst), sedia, seggia, segg(i)etta, portatile ò à barra. ebenda. für dies gerät, darin vornehme personen und kranke getragen wurden (sänfte), auch sessel schlechthin: basterna, ein sessel, darauff man jemand trägt, eine senffte. fons lat. 85a; auf (in) einem sessel getragen werden. dict. 2, 771c; einen auf einem sessel tragen, in sella aliquem ferre. 2, 583; trug ich so schwer, von starckem wein, fürt man mich heym, im sessel bald. Garg. 89a. — im gegensatze zu diesen gebrauchsweisen bezeichnet sessel noch zuweilen gerade einen kleinern, minder bequemen und angesehenen sitz als stuhl: nidriger sessel, sedia bassa, seggiuola, seggetta. dict. 2, 771c; ein kleiner niedriger sessel ohne arme, und ohne rück-lehne, sellae sine cubitali et sine dorso, sella humilior. 2, 265c; dreybeinichter- sive schustersseszel, sessibulum tripus 2044. bei den bleiarbeitern ein kleiner tragbarer sitz aus einem brett, der an ein geknötetes seil gehakt wird und ihnen zum befahren [Bd. 16, Sp. 634] der glockenthürme dient. ebenda. vgl. auch feld-sessel, s. oben. — sessel des wagens, wagensitz, wagenkorb: (Poseidon) faszte die geiszel, und er entsank aufröchelnd dem schöngebildeten sessel dô saʒ diu Minne minneclich hier liegt Hortensius ein alt Parnassus-kind,
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