Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
schnippisch bis schnippsen (Bd. 15, Sp. 1339 bis 1342) | ||||
| ![]() ![]() 1) naseweis, kurz angebunden, spitzig im reden: schnippicht, schnipperlich, et schnippisch, adj. et adv. propr. quidem esset strepens, crepans, sed pro contumelioso, inverecundo, indomito, effrenato, effronte et petulanti sumitur. der kerl ist sehr schnippisch, perfrictae frontis homo est, audacissimus, temerarius, et procax est. schnippische worte, verba proterva 1894. 2, 632c hat in demselben sinne aufschnippisch, schnippisch und schnippfisch. Adelung und Campe stellen schnippisch unter schnäppisch und leiten dieses ab von schnappen, plaudern, vorlaut im reden sein; vgl. schnäppisch, garrulus 2, 211b (dagegen aufschnippisch, qui cito irascitur; fastigium suum subito ostendit et indignatur; als adv.: cum protervia, procaci modo 211c). diese etymologie auch noch bei 2, 620. ähnlich erklärt es 1453 aus schnebbe, nasus (vgl. schnippig), obwol er schnippisch, cavillatorius, angibt. ungezwungener erklärt sich jedenfalls die herrschende bedeutung bei der zunächst liegenden ableitung von schnippen 1, vgl. schnippchen. mundartlich besonders norddeutsch, nd. als snippsch 200a. 83a; auch snepsch 378a; snipp, snippsch, sneppsch 438b, ostfries. und westfäl. snippsk 229a (schnipp, schnippsk), brem. snappsk und snippsk brem. wb. 4, 881. 273 und 4, 141 erklären es als snibbisch, zu snibbe, schnabel, geben aber beide ausdrücklich die aussprache snippsch an. in hd. form schnippsch 2, 305b. 36. 273. dagegen in hd. idiotiken selten angeführt, so österr. 143a und thüring. 1, 146. 41 und sprachsch. 218, doch hier auch in anderer bedeutung. — neben schnippisch finden sich in der neuern litteratur noch folgende schreibungen: a) zusammengezogenes schnippsch (vgl. nd. snippsch, s. o.): Marthe (macht ihr ein gesichte) fein schnippsch! kom. op. 3, 179 (d. jagd 3, 7); die junge frau, die freilich etwas schnippsch ist, konnte das gichern nicht lassen. Soph. reise 3, 386; 'sie, liebe madame Domine', sagte die schnippsche frau Malgré, 'werden den trumpf wol annehmen müssen!' 6, 535; denn Nettchen sah ein wenig schnipsch dazu, b) schnäppisch Adelung. Campe, s. o.: das wäre eine artige commission, sagte das schnäppische mädgen. patr. phant. 1, 1. ferner schneppisch, s. das. c) die spätere ausgabe (von 1820) liest an dieser stelle (1, 3) schnüppisch, vgl. dazu aufschnüpfisch, th. 1, 729 und schnüppig. d) die formen auf ig s. unter schnippig. e) schnippicht und schnipperlich bei Stieler s. o. 2) in der neuern sprache wird schnippisch mit vorliebe von mädchen gesagt: o mein herr, ich bitte sie, machen sie mir die kleine närrin nicht noch einbildischer! sie ist ohnediesz naseweis und schnippisch genug. 19, 162 (Abder. 1, 13); o die will ich dir überlassen, sagte jene schnippisch; und der stich war desto wespenartiger u. s. w. 346 (3, 8); Fernando. ist sie jung? postmeisterin. sehr jung; und schnippisch. 10, 140; Röse. lieber herr richter! richter. sonst seyd ihr so schnippisch. jetzt könnt ihr bitten. 14, 299; fräulein Luise .. [Bd. 15, Sp. 1340] liesz Karln, der sie zum spaziergange einlud, auf eine sehr schnippische weise abfahren. 15, 104; von meinen wädchen wissen sie ja wohl nicht viel, versetzte sie schnippisch. 19, 168; sie .. fiel, als ich ihr schön that, in ein heiter schnippisches wesen, das ihr wohl das natürlichste seyn mochte. 23, 141; allein sie nimmt sich zusammen .. und setzt sich vor, wenn er nicht freundlich ist, schnippisch dagegen zu seyn. 38, 203; o, die ist lange aus den diensten der gräfin, sagte das mädchen mit gerümpftem näschen und betrachtete ihn von oben bis unten mit einer schnippischen miene. Eichendorff2 2, 127; 'aber', sagte ich ganz verblüfft, 'war denn der maler nicht hier?' — 'ja freilich', entgegnete sie schnippisch, 'sein mantel wenigstens'. 3, 80 (taugenichts 8); Melanie wurde vor zorn sogar boshaft, gab schnippische abfertigungen. ritter v. geist 2, 224; sie ist so sitt- und tugendreich, wie schnippisch doch die königin nicht ist, du kommst auch mit, schnipp'scher grasaff'! ei seht nur, wie sie schnippisch thut! 3) vereinzelt begegnen abweichende bedeutungen. a) schnitzicht, et schnitzericht, it. schnippisch, adj. et adv. idem est quod schneidicht, incisus, et incisim. schnippisch autem in specie est protervus, petulanter 1903. b) thür. auch 'wählerisch, lecker' 1, 146. 41 und sprachsch. 218. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) als nebenform zu schnippchen, demin. est schnipplein, et schnippchen, das, et idem valet quod schnippe 1894. 2) kleines stück, vgl. DWB schnipf 1 und schnippel, zur bezeichnung von etwas ganz geringem: sie achtet auch dein grausam schwert ![]() ![]() 1) als interj. a) eine schnelle knipsende bewegung und das entsprechende geräusch nachahmend 2, 305a; im ablaut zu schnapps, schnupps, die ein etwas gröberes geräusch ausdrücken, s. brem. wb. 4, 880, zuweilen auch mit schnapps verbunden, s. c: ein messer her; ich schneide das band schnips entzwei. Soph. reise 1, 349. b) oft nur zur bezeichnung des schnellen, plötzlichen, vgl. 2, b: (da) liesz jn das unbestendig glück c) spöttisch abweisend, gleichsam die geberde des schnippchenschlagens ausdrückend: er meint ich sol bleiben im stall, 2) substantiviert als masc. a) die schnippende bewegung der finger, das schnippchen Campe: [Bd. 15, Sp. 1341] und wenn er erst zu loche sasz, b) häufig zur bezeichnung eines kurzen moments, im schnipps, im augenblick, im nu, vgl. 1, b und schnipf 2: redet er mit seinen gesellen darvon, und diese gesellen mit andern mönchen, die mönch mit den leyen, der gestalt, dasz in einem schnips die statt voll ware. facet. (1589) 109b; also wird einer nicht in einem schnips gelehrt, sondern wenn er anhält (sic homo fit doctus, non vi, sed saepè studendo). fons latin. 1, 632b; dan f di letzt zm strtz nider-gefelt 3) abgeschnittenes stück: zur bezeichnung eines kleinen restes, vgl. schnipschen 2, 305b; überhaupt etwas sehr unbedeutendes, eine kleinigkeit, zur verstärkung der negation: keinen schnips davon kriegen. 223; ich geb nit schnips drumb. sprichw. 2, 20a (als erklärung von 'medium ostendere unguem'): aber wer war er auf dem rathhausze? er gab auf seine collegen nicht einen schnipps! Enkolp 1, 116; dein vatter, mutter gnt dir nichts, 4) in thüring.-obersächs. mundarten ein springinsfeld sprachsch. 218; ein unausgewachsener naseweiser junge 20a; ein kleiner mensch 205a. 5) straszburgisch für schnaps, das getränk: von drei, vier kännle schnips, ![]() ![]() 1) nasenstüber 2, 205b: den lorbeer für das hahr, und schnippsgen für die nase. Soph. reise 1, 238. 2) kleines restchen, ein schnippschen licht a. a. o. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) schallwort, vgl. mhd. snippensnap handwb. 2, 1037. gramm. 3, 304 und schnipp 1: do msz man richten usz all sachen 2) als subst., bastardschlosz Karmarsch-Heeren3 7, 716. 3) scherzhafte bezeichnung des schneiders (zu schnippen 3): und weil es bald tischzeit war, bestellte er den schnipschnap nach der mahlzeit wieder zu sich. erzn. 126 neudruck. 4) schweizerisch schnippischnappi für schnabel im kinderliede, s. 260. ![]() ![]() 1) ein kartenspiel, das besonders im anfange dieses jahrhunderts üblich war und von 363 folgendermaszen beschrieben wird: 'der reiz des spieles bestand für die kleinen grösztentheils darin, dasz bei jedem ausspielen, welches möglichst rasch von statten gehen muszte, das betreffende jener vier wörter gerufen wurde: wer die sieben hatte, spielte aus und rief schnipp, wer die achte derselben farbe hatte, folgte mit schnapp, wer die neune hatte, darauf mit schnurr, und wer die zehne hatte, rief apostolorum (abgekürzt auch bostelorum, bastelorum) und zog den stich an sich; ebenso hatte der, welcher den buben besasz, denselben mit schnipp auszuspielen, die dame derselben farbe folgte mit schnapp u. s. w. es gehörten mithin wenigstens vier spieler zu diesem spiele; wer die meisten zehn und as hatte, folglich die meisten stiche machte, war sieger. zuweilen aber wurde auch die sache umgekehrt: sieger war der, welcher seine karten zuerst los wurde' (so auch nach Weigand und Kleemann), vgl. ferner besonders 2, 620 und 2, 305 f. die kurze form schnipp schnapp schnurr ist angegeben bei sprachschatz 218, ferner als schnipp schnapp schnorum bei 218; ebenso nd. als snipp snapp snurr 200a. 83a: und beim schnipschnapschnur bist du der ewige hahnrei. [Bd. 15, Sp. 1342] gewöhnlich die längere viergliedrige, wobei die ersten glieder fest stehen, für schnurr zuweilen schnorr 19c. 2, 578 oder schnorem 223 erscheint, namentlich aber der letzte theil mannigfachen entstellungen ausgesetzt ist, so zu bastelorum 223, bastelor 2, 578, baselorum 2, 305a, basilurr 548b, basiloniur, auch burr; bei 19c als pasterlôrum, fisilôrum, rex basilôrum, ex pussilôrum; ganz abweichend ist schnipp schnapp schnurr schnäppäpper 112. ganz vereinzelt finden sich 6 glieder, so in einem spiele 'pochert', das nach einer mittheilung von Ludw. Erk in Dreieichenhain (bei Frankf. a. M.) noch 1820 üblich war, in der form: schnipp-schnapp-schnorum, 2) selten in anderer bedeutung: a) thüringisch als begleitformel beim nägelschneiden a. a. o. b) ostfries. schnippschnapp-schnooren 354a bez. snip-snap-snaren 3, 245b, kleine leckereien. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) mit den fingern ein schnippchen schlagen 205a: noch hatte Menelaus nicht ausgeredt, als Trimalcion, der prächtigste mann, mit den fingern schnippste. Enkolp 1, 79; er .. vergasz sich und schnipsete mit den linken noch arrestfreien fingern zu stark gegen den tisch. uns. loge 3, 52; weil ich in meiner hand die anstrengung der seinigen zu neuem schnipsen verspürte. ebenda. 2) etwas mit den fingern fortschnellen 273. sprachsch. 218. 3) kleine stückchen rasch abschneiden. ebenda. 4) bair.-österr. stehlen 2, 579. 143a. vergl. schnipfen 3, a. 5) vom zwitschern der vögel, vgl. DWB schnippen 6, b, wol lautmalend: singvöglein schnipsten und zwitscherten in den zweigen. gartenlaube 1862, s. 205.
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