Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
trennungsschmerz bis trensenzügel (Bd. 22, Sp. 146 bis 148) | ||||
| ![]() ![]() zwanzig jahre sind ihm träg verronnen und nach langem trennungsschmerz ![]() ![]() (neujahr 1871) ![]() ![]() ![]() ![]() denke dieser trennungsstunde, eines bleiben, die zu rechter zeit ![]() ![]() nun gute nacht! so süsz ist trennungswehe Shakespeare 1, 60; ich empfand weder ein trennungsweh noch ein scheideglück von einem, d. auszog (1905) 1, 64; vereinzelt pluralisch gebraucht: (das paradies) wo uns keine trennungswehn ![]() ![]() [Bd. 22, Sp. 147] ![]() ![]() ![]() ![]() nach langer jahre trennungszeit ![]() ![]() das wort fehlt in den alten und mittleren germanischen dialekten. nl. trens; trensse 'funiculus, vinculum, camus, retinaculum equorum' (1605) 566, dän. norw. trendse litze, pferdezaum, schwed. träns pferdezaum, schnur. die quelle scheint das niederl. zu sein, das trense während der berührung mit der spanischen cultur aus span. trenza flechte, achtfadiges bastseil < roman. treccia 'aus drei teilen geflochtenes' ( et. wb. d. roman. spr. 326; 675) entlehnen konnte 1282; 'zweifelhaft' Kluge10 495. in das deutsche dringt das wort noch im 16. jh., wohl gleichzeitig mit der sachentlehnung, da, wie die abbildungen in der zeitgenössischen fachlitteratur zeigen (etwa biszbuch [1584]; contrafactur und formen der gebisz [1591]; gründl. bericht [1597]; biszbuch [1608]; vgl. auch die trense in ihrer formentwickl. [1893]), bis zu dieser zeit in Deutschland fast ausschlieszlich auf kandare gezäumt wurde. 1) die nl., der roman. grundbedeutung nahe bedeutung 'litze, tresse' erscheint mundartlich nur in den westlichen nachbargebieten: 3, 434; tränsche garnöse Köln. ma. 182; Aach. ma. 147; Elberfelder ma. 164; brem. wb. 5, 106; holst. 4, 279 (auch 'genähte öse'); Lübeck 16; auch im nordfriesischen 640. Adelung notiert das wort als nur niederd., sonst ist es selten gebucht: trentze frç.-all. (1663) 2, 489a; (1734) 2, 847; trense runde schnur hwb. f. d. geschäftsführ. 2, 511. Duesius nomencl. (Leiden 1652): les gances, ou les brides du collet, die schlingen oder trentzen und schnürlein am kragen 41; des cannetilles, trentzen oder bördtlein 51, reiht sich landschaftlich ein. litterarische belege fehlen; vgl. 4trensen. 2) die hauptbedeutung 'leichter pferdezaum ohne hebelmundstück' im gegensatz zu kandare und kappzaum ist eine übertragung von 1, die schon im nl. stattgefunden hat. sie geht vom augenschein aus, da bei der trense, anders als bei der bis dahin üblichen kandare, nur das lenkseil sichtbar ist. der älteste beleg erscheint weit vom entlehnungsgebiet und wendet das wort, wie die beigegebene abbildung zeigt, falsch auf eine seltene, leichtere kandare an: das ist ein drenssen, da man die kuppelrosz in bereidt Creutzberger contrafactur (Wien 1591) abb. 2; beides spricht für eine schon ältere, unterlitterarische tradition auf deutschem boden. dann richtige sachvorstellung: es köndte auch nicht mehr als gut sein, wann ihr dem pferd beneben diesem cavezon (kappzaum) von stricken auch ein drenssen gebiszlein mit einem schlechten holmundstück ins maul geben thet Lieb übung u. kunst d. reitens (Dresd. 1616) 8. auszerhalb solcher fachlitteratur ist das wort im ganzen 17. jh. selten und immer noch landschaftlich gebunden: die Javaner ... wissen das pferd mit einem kurzen zaum oder trense ... füglich zu regieren (aus Haarlem) ostindische reise (1676) 214a. auch im 18. jh. lexikographisch [Bd. 22, Sp. 148] noch spärlich belegt: dt.-frz. 2, 1380; 4, 668; hochd. hwb. 3, 421a; sonst nur fachsprachlich: bridan ein sehr subtiles mundstück, auf teutsch eine trense v. georg. cur. aucta (1715) 3. teil 8. buch 125a; allg. ökon. lex. (1731) 2461; reitschule (1746) 57; kriegslex. 2, 1166, jedoch litterarisch verbreiteter als vorher: (er) putzte das stangenzeug ... und liesz kinnkette und trense ... die musterung passieren schr. (1765) 3, 66; 'nehmen sie sich in acht' sagte er (zu einem reiter), 'ihre trense ist ja entzwei' Sophiens reise (1769) 4, 121. doch erst das 19. jh. verschafft trense als einem wort der cavalleriesprache allgemeine geltung, sodasz es nun auch in die maa. dringt: neue beitr. zur ma. i. Estl. 42; Saml. 92; Nordharz. wb. 196; Barmer ma. 160; oberhess. 294; Handschuhsh. dial. 72a; schwäb. 2, 367; tirol. 754; kärnt. 76; id. vienn. 132. seit mitte des 18. jhs. auch in der dichtung: hinangeschlungen (ein pferd) in sichrem gleichgewicht gehalten man durfte kaum die trense rücken: bildlich für den begriff des zügelns überhaupt: so musz ich meinen dramatischen Pegasus einstweilen auf der trense der prosa reiten Schiller bei Schiller (1873) 1, 162; (der zopf wurde) durch das langweilige einwindeln an jedem morgen ein sperrstrick und eine trense seines feuers Titan (1800) 1, 91; ja, es war ihm sogar ein wenig göttlich zu mut, als hätte er stangen, zaum und trense der welt unter der faust s. w. (1890) 3, 93; man moot em mit ener scharperen trense riden brem. wb. 5, 106; er ... nahm sich vor, sich von dem pfarrer keine trense aufsetzen zu lassen schr. 9, 112; im hinblick auf die gelindere art der trensenzügelung im gegensatz zu der schärferen durch kandare und kappzaum: ich stehe dann mit gekreuzten armen und schaue ihr wohlgefällig nach und überlege, ob ich sie auf der stange reiten soll oder auf der trense w. 3, 179 Elster; gehts nicht mit der drense, so gehts mit dem kappzaum poet. w. 4, 78. noch anders: droht der bleiche tod mit seiner sense, 3) zusammensetzungen mit trensen-, vereinzelt trense-, seit mitte des 18. jh. belegt, sind ausschlieszlich benennungen von teilen der trense, z. b. trensengebisz v. handb. 3, 725; -knopf 1, 776; trenseriemen mag. d. mod. 2 (1791) 253; trensenring v. 1, 342; unter seinem einflusse wurden des jungen gedanken recht aufgestellt wie ungeduldige vollblüter an der beginnstelle eines rennens, wo sie sich kaum verhalten lassen, wo von den trensenringen die schaumflocken wehen volk ohne raum 1, 188; -spiel: und als ich so ritt,
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