Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||||||||||||||
schoosz bis schöpfbar (Bd. 15, Sp. 1527 bis 1533) | ||||||||||||||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) ursprünglich bezeichnet schopf vermutlich, wie das reimwort zopf, eine bestimmte haartracht, wobei die haare in ein büschel zusammengefaszt sind: cirrus .. zopf .. harscopff gl. 123b; auch sol der custer und der probst die kôrschüler dorzû halten, daʒ sie tonsûr pfefflich halten und sollen in niht keins langen hârs und der engen schöpf gestaten. qu. bei handwb. 2, 771; er sezt auch, dasz die priester den part sollen abscheern und solten auch schopf tragen. qu. bei 401b; und daʒ dehaine burger, er sei alte oder junk, kaine schayteln mer tragen sol, si suln schöpfe tragen als man si von alter her getragen hat. Nürnb. polizeiordn. 67 Baader; das besondere aber sind die haare desselben (des taras auf einer tarentinischen münze) auf dem wirbel in einen schopf, wie bey den mägdgen, gebunden. 5, 357; es war ein Norddeutscher ... mit starkem goldenem haar, welches man immer über die freie stirne zurückgestrichen und hinten in einen schopf gebunden zu sehen glaubte, so urgermanisch sah er aus. 2, 79; [Bd. 15, Sp. 1528] ain wit baltzzer haist ain schopf. nû trinck wir aus dem fläschelein, wie prangst du mit silberknöpfen ... zum schädel, ohne zopf und schopf, 2) das haupthaar überhaupt: cesaries .. schopff .. schopffe vel ein locken har. gl. 116a; schopff, das oberest haar auff dem haupt, vertex 360d; der kunec an sîme kophe ich bit' dich, tôt, dû mir die boten nennest; — ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. mit einem grôʒen slüʒʒel durch des helmes venster er im stach ich bin grâ in dem schopfe seyd ihr ein abt? es hat der bader gewiszlich, man trug die baarschaft dort im kopfe, auch das messer scharf geschliffen, und wenn euch für jedes böse gebet, sieh das blut in meinem schopfe, diu vut, diu hâte reideʒ hâr 3) sehr verbreitet ist die verbindung einen beim schopfe fassen u. ähnl., wobei die bedeutung des büschelweise zusammengefaszten haares noch zu tage tritt. a) eigentlich: einen beym schopf nehmen, herreissen, pigliare uno per lo ciuffo etc., acciuffarlo, azzuffarlo, it. pigliarlo per la chioma, per i capegli, per la testa; einander beym schopf nehmen, acciuffarli dict. 2, 640c; einen beym schopf kriegen, in alicujus capillos involare 2633; ebenso mundartlich eine bim schopf në 230. 144a; vergl. auch österr. einem den schopf beuteln, ihn bei den haaren reiszen. idiot. austriac. 111, und schopfbeuteln (dagegen nach 2, 140: den kopf schütteln); und (Judith) ergreiff jn (Holofernes) beim schopff. Jud. 13, 8; da fasset jn (Habakuk) der engel oben bey dem schopff, und füret jn wie ein starcker wind gen Babel an den graben. drache z. Babel 35; sol ich in ziehn bî sînem schopf? der engel gach [Bd. 15, Sp. 1529] mein junker, gleich als hätte mein seel! ich krieg ihn mal beim schopf er ergreift, der barbar, mit der rechten den schopf b) sehr gewöhnlich in übertragenen gebrauchsweisen; im ausgeführten bilde: der herr hat ihn (Napoleon) gefaszt beim schopfe, ach! welch angedenken faszt da sitzt meine mutter auf einem stein, das mögliche soll der entschlusz der ausdruck die gelegenheit beim schopfe oder auch am stirnhaar, an der stirnlocke fassen, wird zurückgeführt auf eine statue des Καιρός von Lyssippos, wo der gott mit flatterndem schopfe am vorderkopfe, dagegen mit kahlem nacken dargestellt war, bez. auf ein epigramm in der anthologie, das ihn besingt, s. Büchmann geflügelte worte16 454. Borchart sprichw. redensarten2 nr. 434. wörterb. zum Faust s. 122. vgl. auch gelegenheit 4, e, theil 4, 1, 2948. 4) seltener bezeichnet schopf das einzelne haarbüschel: haar, haar - schupf, ciocco, ciuffo, ciuffetto di capegli; ein schupf ò schüpfel abgeschnitten ò ausgeraufte haar, ciocca di capegli dict. 2, 640c; ein schupf hare, est manipulus crinium, cirrus dictus 1781; der anblick seiner geliebten, welcher Pedrillo im begriff war einen starken schopf haare aus dem kopfe zu reiszen. 11, 380 (don Sylvio 1, 4, 8). 5) schopf von ähnlichen haarbüscheln bei thieren, besonders von der mähne der pferde u. s. w.: coma .. schopff am pferd gl. 134b; perde har, balczer, schopf, schoppe nov. gl. 102b; schopff, das haar so den rossen vornen an der stirnen abhin hanget, capronae 360d; schopf .. mähnen der pferde .. capronae 2, 491; schopf, von haaren an der stirn der pferde und ziegen-böcke. 2, 219c; bint im (dem pferde) ûf den hôhen schopf. Seifr. Helbling 1, 393 (zeitschr. f. d. alterth. 4, 12, vgl. dazu 16, 405); er bant im ûf vil baldeschopf und satel sîn. Wolfdietr. D V, 202; man bindet rossen uff den schopf [Bd. 15, Sp. 1530] nun viele jahr' ist der sattelknopf zwei füsz' erhob' er (Rachs, das rosz), und traf den kopf (des löwen), er (der wind) trieb den rauhreif ins gesicht 6) weitere übertragungen. a) federbüschel auf dem kopfe mancher vögel 5, 547. weidmannsspr. 264, auch haube genannt, s. dieses 7, a, theil 4, 2, 565: schopff, m. der strausz unnd gaup der witthopff und hüner den sie uff dem kopff haben, la creste des oiseaux 288a; schopf, m. crista, der strausz, holle, oder gaup, den die hüner oder vögel auf dem kopfe haben. 1407, vogelschopf, crista 1781; schopf (der, der federpusch der vögel auf dem kopfe ..) crista avis 2, 491; schopf von federn, als auf den köpfen einiger vögel, crista, cirrus, apex, als eine art lerchen, alauda sylvestris cristata, s. DWB lerche, heide-lerche, eine art meisen, parus cristatus, einige arten der spechte, u. a. m. 2, 219c; sie (die alte krähe) zuckt die klaue, kraut den schopf. die schwarze rüstung deckt' ein schopf b) blütenbüschel, 'büschel von deckblättern, welches den gipfel eines blütenstandes einnimmt und der über sie ausragt' 4, 547, so bei der kaiserkrone, ananas u. a. Campe: bausch, schopff, die dolder, darauff die bluhe und der samen stehet, als ein fenchel, holdern, und andern garten und wilden gewächssen, die kron. 224, 5; es gibt auch sträuszer, deren spindel am ende mit blättern ohne blüthen umgeben ist, dem schopf (coma) — schopfsträuszer, wie bey der ananas (bromelia), schopflilie (eucomis). es sind unfruchtbare deckblätter. 2, 45; über der ähre (der gemeinen ananas) ein blattschopf. 3, 633. c) in der forstsprache, verworrene zweige in der krone eines baumes 7, 268b. 5, 547. d) baumgruppe auf einem freien platze 2, 440. e) vom schweife eines cometen: siht man ze stunden ainen newen stern, der ainen schopf hât oder ainen sterz. 74, 21; der stern bedäut hungerjâr in dem land, dâ er den schopf hin kêrt. 75, 22. 7) oft bezeichnet schopf mit leichtem bedeutungsübergange an stelle der behaarung des kopfes auch den behaarten kopf selbst. vgl.: sinciput .. schoppe voc. von 1420 bei nov. gl. 339b; so auch in österr. mundarten, s. 225; den schopf beuteln, den kopf schütteln 2, 140. Campe. a) sehr gern im reim auf kopf: daʒ im entwerhes dringen der gottlosz abr fehrt mit dem kopff und wer ein stein wältzt hin und her wer mir den rücken kehrt, gleich liegt ihm schlapp b) auch sonst für kopf, besonders als den höchsten theil des menschlichen leibes: wann mancher jüngling wirdt gefürt, (wir wollen) es (das leben) dapfer setzen in die schantz, und bleiben buben fürt und fürt, [Bd. 15, Sp. 1531] auswezen wollt er diese schart und aus jedem distelkopfe c) schopf für kopf als sitz der gedanken, vorstellungen u. s. w.: er dünket sich in sînem schopfe wol einlif bônen wert. ach du verheiter eselskopf, o armer alter narr und tropff, mein Gredt, in all meinem beduncken da sitzt der teuffel dir im schopff, sitzt dir der teuffel in dem schopff? 4, 3, 38b; wenn man der jugend reine wahrheit sagt .. 8) von da aus in weiterer übertragung das höchste, die spitze einer sache oder etwas hochragendes, gipfel. a) berggipfel, kuppe, auch zusammengesetzt felsenschopf, tannenschopf (mit tannen bestandener gipfel), waldschopf. b) schopf, das oberste an einem baum zum bau-zimmern, cacumen arboris, das abgehauen wird, wann der baum liegt, als das dünnste. 2, 219c (vgl. 6, c). 9) weitere besonderheiten. a) in Österreich, eine geheftete frauenzimmerhaube 2, 140. 249. idiot. Austriac. 111. b) rausch, vgl. DWB haarbeutel (theil 4, 2, 24) und zopf: ich kam heim mit einem gten schopff oder truncken, domum bene potus seroque redieram 360d; er hat einen schopf, bene potus domum rediit. voc. von 1618 bei 2, 440; in der neuern sprache scheint diese bedeutung erloschen zu sein. sie erklärt sich wol daher, dasz das gefühl des 'schweren' kopfes die vorstellung von etwas, das daran hängt, erweckt. c) in den süddeutschen salzbergwerken eine ausbauchung, die sich in den offenen strecken durch das aufblähen und anwachsen des salzthons bildet und von zeit zu zeit weggehauen werden musz 426. 216 f. d) in eisenhämmern die rauhen unreinen enden der eisenstäbe, die mit dem hammer abgehauen und beim frischen nochmals 'eingeschmolzen' werden 217. e) ein rasenstück 50a. 10) schweizer. schopf, schupf schub und stosz 397a, gehört nicht hierher; vgl. schüpfen und DWB schubs. ![]() ![]() 1) ein besonderes gebäude ohne vorderwand, als stall, speicher für korn oder remise für wagen und gerätschaften, auch als schutzdach vor regen dienend: nubilar scopff, schopfen gloss. 384a; scuria .. stuginne vel scupfe in curte, scof, scupha 522a; tugurium .. schoppe, schupffen, halle 601a; schopf, m. porticus, pourmener couvert, verdekter ort, da man für den regen sicher ist, nubilarium 1407; schoppe, et schuppe, die, it. der schopf, et schupf, porticus, nubilar 1781, s. auch 2, 440. 230. 263a. 397a: zu howende, zu einem husse funff grosse böme, zu einer schüren alse vil, zu einem schoppfe drige böme. weisth. 1, 825; und also wart der schop von den 18 man abegebrochen. d. städtechron. 17, 46, 12 (Mainz); daʒ im der schoppe und flecken weder wart. 19; und ist, daʒ einer ein schüppfen oder einen stal bawen wil in seinem hof. Nürnberger polizeiordn. 289 Baader; und da was ein fischdeich, der hett fünff schopfen und lagen under den schopfen vil siecher [Bd. 15, Sp. 1532] menschen. (1508) 28a; das heysset eyn schopff, das mit stro gemacht ist, oder mit schouben gedeckt ist. bilger 206d; sehent jr dort den groszen schopff bei dem hausz .. under solchem ging Reynhart eyn wenig under den schopf ruwen. Aimon F 3a; derselbe legte uns unter einen schopff in eine kurtze ruhe. Simpl. 2, 178, 8 Kurz; wir fanden dich, armer Edgar, in einem elenden schopfe wieder. der arme Thoms friert! d. arme mann im Tockenb. 402; ängstlich und andächtig stund das gesinde im schopf. Uli d. knecht 231 Vetter (zu 2?); eʒ lac ein esel under einem schopfe. zeitschr. f. d. alterth. 7, 364, 31; baldt wardt er gwar beim hausz ein schopff, haus, hof, scheun und schopff geleeret, 2) schopf bezeichnet bald ein besonderes gebäude, bald einen anbau an einem hause, doch läszt sich bei den einzelnen belegen nicht immer mit sicherheit bestimmen, welches von beiden gemeint ist. vorhalle, vorhaus, wetterdach vor dem hause: porticus .. schopff (voc. von 1618), vor-, fur-, fierschopff, vierschoff, uber-, furschupf gl. 448c, scheph, schopf o. priester hus (sacristei an der kirche). nov. gloss. 299a; vestibulum .. forschopff, -schoff, -hauszschupff gloss. 616a, eyn schopff, porticus Dasypod.; vorschopff, prothyra, prophylaeum, vestibulum. ebenda; vestibulo, le portail, vorthür, schopff diction. (1616) 585; so noch am Bodensee (Lindau) üblich. in der Schweiz auch für hausflur 397a: under dem vorschopff an sanct Peters kirchen. wendunm. 1, 446 Österley (1, 2, 3); als er keinen platz in der kirchen hat, haben sie im ein cantzel under dem schopff vor der kirchen auffgericht. 1, 565 (1, 2, 117); von schöpffen, wassersteinen, profeyen, auch thüren, und läden, so der gemeynen gassen zu gericht werden. § 1. die schöpffe an den heussern, gemeyner strassen zu, sollen hinfüro andersz nicht dann von dielen, mit schieffersteinen gedeckt, und breyter nicht als fünff werckschuch .. werden. § 2. aber die schöpffe, so mit schindeln gedeckt, sollen fürohin gentzlich .. verbotten seyn. Frankf. ref. 226a (8, 6); sie fuhren zum hause, ehe sie daran dachten. dort machte man kabis ein im schopf. Uli d. knecht 376 Vetter; da ging es leise durch den schopf dem brunnen zu. 406. 3) verdeckter gang, rennbahn: schopff daran sich die kämpffer üben zu winterszeiten, xystus Dasypod.; schopff (der) ein bedeckter gang für die sonnen und rgen, porticus, ambulatio 360d; ein bedeckter ort, in dem man sicher vor der sonnen, dem regen etc. spacieren kan, ein schopf, porticus. (1570) 1180; schopff, m. ein zugedeckter orth, da man vorm regen sicher ist, pourmenoir couvert. galeria coperta. 288a; pergula, porticus, ambulacrum. voc. von 1618 bei 2, 440; ein gang, schopff, porticus, xystus thesaurus (1666) 394; die strassen sind mit steinen gepflastert .. wie auch der marckt mit den schöpffen (bedeckten spatzierschawplätzen, börse), damit das spatzier-gehen nicht dreckicht sey (cum porticibus). sprachenth. 616; vor sant Steffan, in der barfüszer kilchoff, an der muren undern schöpfen und innen in dem crützgang, da saszen die krômer und schriber. chron. d. Const. concils 34 Buck; keyser Aurelianus liesz einen schopff bawen, da er sich täglich im rossbereiten und tummlen übete. anm. weiszheit lustg. 53, vgl. auch. 2, 440. — in der baukunst heiszt laube oder schopf ein bau, dessen dach auf säulen ruht, zwischen denen man frei hindurchgehen kann, meist vor einem gebäude angelegt 6, 426a. 4) zuweilen scheint schopf auch einen raum im hause (bodenraum als speicher?) zu bedeuten, so vielleicht in folgender stelle, wenn sie nicht zu 2 zu ziehen ist: allwo ich in einer elenden hütten, die eines armen manns wohnung war, auf den schopff stiege und mich in das daselbst ligende dörre geisz - futter schlaffen legte. Simpl. schr. 3, 355, 23 Kurz (vogeln. 1, 10). in heutigen mundarten: holzbehälter im hause 397a. 5) deckel, schirm an der mütze 230. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 15, Sp. 1533] ![]() ![]() ![]() ![]()
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