Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||
gewichteicher bis gewichtkünstler (Bd. 6, Sp. 5765 bis 5774) | ||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) entwicklung der abgrenzung gegen wichtig, älteste belege, bedeutungsumfang, syntaktische formen. a) die abgrenzung gegen wichtig beruht ursprünglich nicht auf bedeutungsunterschieden, folgte vielmehr den landschaftlichen gegensätzen des sprachgebrauches. α) noch den vocabularien aus der ersten zeit des buchdrucks ist neben pondus, gewicht (ponderatio, gewicht, [Bd. 6, Sp. 5766] wegung) kein entsprechendes adjectiv geläufig; sie geben ponderosus vielfach mit schwer wieder: ein schwer ding das da ser schwer wigt, schwer wol beladen. Straszburger vocab. predicant. von 1486 U 2b. daneben tauchen bildungen auf wie wigig, wieghafftig, wiegelich in den vocab. des 15. jahrh., bis sich endlich für ponderosus das adj. wichtig, gewichtig durchsetzt, s. 446c. 1)) der älteste beleg trifft die niederdeutsche form des adjectivs, wichtec, die in einem mitteldeutschen denkmal vom ende des 14. jahrh. bezeugt ist: di hocken unde phrogener, waʒ di von wichtigen dingen feile haben, also von olei, unslet, smer unde pottern, daʒ sullen si an rechten frongewichten wegen also der czit recht ist. rechtsbuch nach distinctionen 5, 20, 5 Ortloff. das adjectiv ist hier in engster anlehnung an gewicht und zwar an die sachbedeutung des wägemaszes belegt. ebendahin gehört das zeugnis eines vocab. des 15. jahrh., das neben der form ohne präfix auch eine solche mit präfix bucht: bilibris ... zweiwichtig, zweigwichtig. 74a. ebenso vgl. ponderosus wichtig, gewichtig in andern vocab. des 15. jahrh. 446c. 447a. 2)) aus diesen ältesten belegen, deren herkunft und quelle vielfach im dunkeln bleibt, läszt sich für die landschaftliche abgrenzung wenig gewinnen. bedeutsamer sind oberdeutsche buchungen für die zweifellos niederdeutsche form ohne präfix und ansätze zu einer abgrenzung der verwendungen der beiden formen. a)) ponderosus ... schwer, wichtig Dasypodius Dd 2a gegen gewichtig, das vil wigt, schwär, ponderosus 179c (dazu vgl. ponderosus, wiechtig thesaurus 633a; emphasis, ... etwas wichtiges und deutliches. 276a). b)) gravis, schwär wichtig dict. lat. germ. (1556) 612a; ponderosus ... schwär, lästig, gewichtig, schwär, das vil wigt ebenda 1018b (pfundgwichtig oder schwär 1018a). 3)) aus den niederdeutschen buchungen von gewichtig lassen sich weitgehende schlüsse nicht ziehen (vgl. oben sp. 5727): ghewichtigh, gravis, ponderosus et momentosus, magni momenti et justi ponderis. 146a (vgl. auch mittelniederländ. gewichtich Verwijs u. 2, 1907). β) und die wörterbücher des 17. jahrh. buchen gewichtig, ohne die form wichtig daneben zu streifen; erst die auf sprachregelung zielenden darstellungen bringen beide formen zusammen und lassen — entsprechend dem mitteldeutschen sprachgebrauch, dem sie angehören — die präfixlose form wichtig als normalform erscheinen: wichtig, ponderosus, pesant 1443; wichtig ... et gewichtig, ponderosus, gravis, emphaticus (wichtige worte ... händel). 2527. vgl. auch gewichtig, wichtig bei Rädlein, Chomel, s. u. γ) im 18. jahrh. machen sich landschaftliche unterschiede des gebrauches in der schönen litteratur geltend, während die grammatiker den überflusz der doppelform zu gunsten einer bedeutungsdifferenzierung einzudämmen suchen. dasz Lessings mitteldeutsche sprachfärbung wichtig einsetzt, wo die schriftsprache jetzt gewichtig braucht, ist von Lessing 22, 540 beobachtet (vgl.: bis ich sie in gute wichtige goldstücke ... umsetze. antiquar. briefe 52. br. u. a.). dem tritt entgegen; er stellt fest, dasz für 'schwer im eigenlichsten verstande' die form wichtig 'nur noch zuweilen in der höhern schreibart vorkommt, wofür doch das eben so seltene gewichtig schicklicher wäre' 4, 1518. ähnlich Heynatz, der aber noch eifriger gegen mundartliche übergriffe der form gewichtig loszieht: gewichtig brauchen die Oberdeutschen für alles, was im eigentlichen oder uneigentlichen verstand von groszem oder vielem gewicht ist. im eigentlichen verstand sagt man wichtig nicht gern. ... für ein gewichtiger grund ... mann ... beschützer musz es schlechterdings wichtig heiszen. Antibarbarus 2, 55; dazu vgl. auch: dunkel. das ist ein sehr gewichtiges, denn wer wird sagen wichtiges wort; man machet damit einen ganzen vers hell. die ganze ästhetik in einer nusz 97 Köster. δ) in der neueren gehobenen sprache erweitert gewichtig sein gebiet aufs neue; nicht in allen fällen durch die bedeutungsfärbungen, die ihm von hause aus zukommen, vielfach auch, weil es weniger verbraucht erscheint als wichtig. hieher gehört wol die vorliebe G. Freytags für gewichtig an stelle von wichtig, vgl.: sie zog aus ihrem gewande [Bd. 6, Sp. 5767] ein tuch, knotete es am boden auf, und wies es gewichtig dem kaiser. (ahnen 3, 9) 10, 274, ebenso gewichtige sachen, gewichtige dinge, s. sp. 5772. andererseits drängt sich da, wo gewichtig in seiner eigenen sphäre als abgenützt empfunden wird, das neuere gewichtvoll vor, s. d. dem breiteren zuge, mit dem die mundarten in der neueren litteratur sich geltend machen, entspricht ein erneutes vordringen des landschaftlichen gebrauches von gewichtig: und wenn a noch nit dö mehrern af meiner seiten stehn, so sein's doch dö d' g'wichtigern, dö was ganz einverstanden sein, dasz ich mit eisern' besen all' liederlichkeit ... weg kehr'. stahl und stein 1, 2. dazu vgl. DWB gewichtig, adj. wichtig Martin u. 2, 787b. b) die ältesten litterarischen belege für gewichtig entstammen dem 16. jahrh. sie zeigen die sinnliche bedeutung namentlich auch in bezug auf den münzverkehr entwickelt; daneben macht sich frühzeitig übertragener gebrauch geltend, der z. b. bei Fischart überwiegt. α) sinnliche bedeutung. 1)) item von einem halben malter gewichtigs melwes fünfzig laib und anderthalb simmerin kleien. Durlacher verordn. v. 1536 zeitschr. f. gesch. d. Oberrheins 13, 287 (vgl. dagegen wichtig kaufmannsguetter 413 Fischnaler); darumb, sagt Knlob, weil er der erst auf dem nasenmarckt war, da man die nasen auszwiget, und jhm gleich die gewichtigst liesz darwegen. Fischart Gargantua (43) neudr. 394; ich hatte eine stählerne streitkolbe anhangen, die ... war so wol gemacht und so gewichtig, dasz ich einen jeden dem ich eins damit versatzte, gar leicht todschlug. Grimmelshausen Simpl. (4, 24) neudr. s. 451. 2)) ich weisz aber auch, dasz ihr den ort, wo die doppier herkommen zu erkundigen ... nicht grosz achtet, wann nur diejenige, so euch zu handen kommen, gewichtig sein. übersetzung von la doppia impiciata 1648 (siano di peso) A 2b (vgl. dagegen alten und wichtigen goldes Sarepta 239a); zehlet also unser jeder jhme 9 gte gewichtige ducaten. reisebeschreibung (1583) 314/5; ich ergriff beide wülste, und befand sie trefflich gewichtig, weil es lauter goldsorten waren. Grimmelshausen Simpl. (4, 24) neudr. 362. β) übertragene verwendung: holla hieher zutrincken. sauffen her: das ist nicht gewichtig, das mag nichtsz erschissen, quid hoc inter tam multos? bei der schwere, respice personam. Gargantua 151 neudr.; dasselbig hinderst horn staffirten γ) wenn sich die eben angeführten belege wol mannigfach noch ergänzen lassen, zeugen sie trotzdem nicht für reichlichen gebrauch des wortes bis zu ende des 18. jahrh. bei Herder gar nicht, bei Wieland nur vereinzelt belegt, findet es erst bei Göthe und noch mehr bei Schiller seine pflege und erweitert bei deren nachfolgern sein gebiet. c) für die abgrenzung des bedeutungsumfanges beansprucht der nachfolgende beleg beachtung, der unmittelbar an die functionen des nomen actionis (vgl. sp. 5715) anzuknüpfen scheint: solche briefel machten anfangs in dem gemüt Florimundi eine kleine verwirrung, nach und nach einen lauen geist, endlich einen halbgewichtigen wanckelmut, letztlich gar einen verdrusz des closter-lebens. Abr. a S. Clara heilsames gemisch gemasch (des teufels sein liebste speis) (1704) 187. dieser vereinzelten ausnahme gegenüber knüpft der allgemeine gebrauch durchweg an den eigenschaftsbegriff von gewicht an und zeigt dabei die neigung, den bedeutungsumfang immer enger einzugrenzen. α) in den älteren wörterbüchern ist für die sinnliche bedeutung nicht so sehr der allgemeine begriff der schwere als die besondere vorstellung der ausreichenden schwere gebucht. diese bedeutungsverengerung steht in zusammenhang mit der vorliebe, mit der das adjectiv auf münzen bezogen wird. 1)) gewichtig, gravis, ponderosus ... justi ponderis. 1599; gewichtig, de poids, pesant assez, justi ponderis. (1664) 199a; justi ponderis, gewichtig. [Bd. 6, Sp. 5768] 599b; gewichtig, das sein gewicht hat, res justi ponderis. 936b; ähnlich Kramer (teutsch - ital. dict.) 2, 1234b; 2, 151b; 2, 181a (vgl. dagegen gewichtig, wichtig, di peso 1, 383a; gewichtig, ponderosus 1, 1423); gewichtig, wichtig, oder vollwichtig. 4, 1059; gewichtig ... qui a le juste poids. 2, Uu 3c; nouveau dict. 2, 279; gewichtig, of full and due weight. compl. vocab. 1, 427a; ähnlich 2, 1 s. 464b. 2)) nummus justi ponderis, gewichtig. nomenclat. tril. (1586) 116b; genau so nomenclat. quadril. 223, ebenda ungewichtige müntz; gewichtige müntz, moneta sui ponderis. 1599; ähnlich (1664) 199a; 383a; gewichtige müntze, monnoye qui ha son pois. (1616) 138b; ein gewichtiger ducat. a. a. o., ebenso 2, 97a (vgl. a. a. o.: ein thaler, der nicht wichtig ist); ebenso a. a. o. 3)) andere verbindungen sind für die sinnliche bedeutung nur selten gebucht: ein gewichtiges pack, un balot bien pesant. a. a. o.; eine gewichtige masse. Hilpert. 4)) schon für die letzte verbindung ist ebendort auch übertragener gebrauch angemerkt. die erste diesbezügliche buchung giebt Henisch: gewichtig, momentosus, magni momenti. dazu vgl. ein gewichtiger grund, une raison importante. Rondeau; ähnlich Hilpert; vgl. auch 2, 363a. β) aus dem litterarischen gebrauche der neueren sprache ergeben sich zwei hauptrichtungen der bedeutung: in sinnlicher verwendung übernimmt gewichtig die aus dem eigenschaftsbegriff von gewicht entwickelten vorstellungen, im übertragenen sinne lehnt es sich aufs engste an die bedeutung schwungkraft, wucht an. als sicheres kennzeichen dafür, dasz gewichtig auf diesem gebiete seine gegebene grenze innegehalten hat, ist es anzusehen, wenn gewichtig ohne weiteres durch gewichtvoll ersetzt werden kann. d) die syntaktischen gebrauchsformen zeigen keinen engeren zusammenhang mit den färbungen des bedeutungsgehaltes. die hauptsächlichen gruppen, die sich ziemlich fest zusammenschlieszen, stehen dem prädicativen und attributiven gebrauch gleich nahe. die adverbiale angliederung und die substantivierung entwickeln keine bemerkenswerthen züge, ebensowenig die belege für die steigerung. α) adverbiale angliederung: du hast, Ghiberti, scharf und streng und richtig (herzog:):ZT- vernehmen sie, La Coste, wol den ton? es ist leicht, eine kluge grimasse zu schneiden β) substantivierung. 1)) nachdem er eine mappe der interessantesten kupferstiche mit uns durchblättert und viel gewichtiges darüber gesagt hatte, kamen wir plötzlich von der kunst auf die natur zu sprechen. Göthe's unterhaltungen mit dem kanzler von Müller, Burkhardt3 s. 18. 2)) jetzt sähe man, sagte er überall, was man an diesem geisbäuerchen, dem schultheiszen, habe, das lasse sich von jedem gendarmen unterducken und könne nicht fest auftreten, dazu brauche man einen gewichtigen oder einen, der das herz auf dem rechten flecke habe. neues leben 2, 253; diese unerschrockenheit des Johannes hatten die umstehenden ... wohlgefällig be merkt ... und lächelnd klopfte ihm mehr als ein gewichtiger auf die schulter, welcher dergleichen nicht vermocht hätte. Gottfried Keller (Züricher nov.: Hadlaub) 622, 77. [Bd. 6, Sp. 5769] γ) steigerungsformen. 1)) das unerhörte will ich blosz erprüfen, 2)) aber durch diese fremden schalen hindurch hatten der alte und der junge mann bald an einander behagen gefunden. da sie beide vom ächtesten schrot und gewichtigsten korn waren, so muszten sie wol einer des andern kern erkennen. (Münchhausen 2, 5) 1, 152; sie (die ersten 10 canzonen Leopardis) waren im jahre vorher in Bologna erschienen. die gewichtigsten stimmen hatten den siebenundzwanzigjährigen poeten beglückwünscht. ital. novellen 1 Nerina. 2) bedeutungsgruppen des neueren gebrauchs: a) sinnliche bedeutung: α) gewichtig, was schwer wiegt: 1)) weil er also gelebet, wie 2)) ich klag': ist einer, der mir kann antworten? heut läszt der advokat die kniff', wilder thiere stimmen erschallen sieh, als man dich im Prag'schen winterlager aber legt' ich zur erde den schild von geründeter wölbung, β) was sein vorgeschriebenes gewicht hat, vollwichtig in beziehung auf die münze: ... so rar [Bd. 6, Sp. 5770] groszem gewicht, sondern von gehörigem oder vollem gewicht. Antibarbarus 2, 56. vgl. auch gewichtigstes korn 1, 152 oben (sp. 5779). γ) was durch sein gewicht die schwungkraft steigert: die lanze, die an einem baum lehnte, war sehr grosz und gewichtig, mit einer eisernen spitze, die länger als eine hand breit war. don Quichote 2, 119; mit diesem kräftigen rittergebete führt die gefangnen vor! schwingt die gewicht'gen keulen, b) übergänge zum bildlichen gebrauch. α) bei mancher übertragenen verwendung bleibt die möglichkeit einer sinnlichen deutung gewahrt; bei manchen festen verbindungen aber führt der eine gebrauch zum andern über: 1)) das erste gilt für die beziehung auf sachen und gegenstände: ich habe mir indessen grosze mühe aufgeladen, um den vierten band der ersten neuen ausgabe recht gewichtig zu machen und eine seit zwanzig jahren ruhende arbeit wieder aufgenommen. an Sulpiz Boisserée, s. Sulpiz Boisserée 2, 436; wir bieten dir dafür zum unterpfand, 2)) bei der beziehung auf personen und deren lebensäuszerungen bleibt die deutung zwar manchmal doppelsinnig; in einzelnen wendungen aber vollzieht sich die übertragung: a)) sie mochten nur dann erst gewichtig und mündig werden, wenn das erzhaupt (general) sich so weit vergäsze, um dem geist der gesellschaft schnurstracks entgegen zu handeln. 2, 549; gewichtige alte herren aus den maszgebenden kreisen fingen an, seinen grusz achtungsvoll zu erwidern. W. Raabe leute aus dem walde5 s. 201; 'so, so', sagte ich, 'nun begreif' ich freilich, dasz sie sich noch gewichtiger macht, als sie schwer ist, und das will bei ihr was sagen. (dorfgänge) 3, 101; immer wieder ... stand es vor seiner seele, wie unbequem es sein müsse, diesem gewichtigen mann (dem bürgermeister) eine bitte vorzutragen oder im geheimen zwiegespräch gegenüberzustehen. Th. Storm (drüben am markt) 2, 189; wie Horaz einen schlechten dichter, wenn er ihn recht arg schimpfen will, einen Chorilus nennt, so ist ihm Aristarch ... das ideal eines kunstrichters; und ich denke nicht, dasz es einer gewichtigern autorität bedarf, um die verkleinerer dieses kunstrichters zu boden zu wägen. Wieland Horazens briefe (anm. zu 2, 3) 2 (1787), 241; denn ich darf meine gewichtigen gönner nicht verlieren, wenn ich nicht in den abgrund des elends sinken soll. (verl. handschr. 2, 4) 6, 288. b)) ich folgte meinem kutscher, der mir mit gewichtigen tritten den weg durch das sprachzimmer frei machte. (reise 1) 1, 96; der wirth war selbst daheim, ein schwerer mann am leibe; sein schritt war so gewichtig, dasz es den gästen allemal angst wurde, wenn er ihretwegen einen tritt versetzte, sie müssten ihn bezahlen, eben weil er so gewichtig war. sein geldbeutel und sein ansehen waren desto leichter; daran aber dachte Uli nicht; er war noch so gewohnt, von der äuszeren schwere auf die innere zu schlieszen. Uli der pächter cap. 6; langsam, gewichtigen schrittes ging er auszen vorbei und stiesz im gehen mit dem spiesz taktmäszig auf den hartgefrorenen boden. Walther Siegfried Fermont3 265. dazu vgl. nunmehr die übertragene verwendung im sinne von wichtig: habe ich mich auch in meinen alten tagen noch in die Germania hier gemeldet ... ich betrachte dies aber nicht als einen sehr gewichtigen schritt, denn bei den wenigen vereinigungspunkten ... ist das hiesige verbindungsleben kein sehr intensives. Scheffel briefe an Schwanitz (Berlin 1846) s. 55. [Bd. 6, Sp. 5771] c)) er schrak auch nicht wenig zusammen, als er plötzlich eine gewichtige hand auf seiner schulter fühlte. W. Raabe leute aus dem walde5 288; er meint wohl, dasz er die gewichtige hand des alters schwer auf seinem scheitel fühle. s. 249; ja, schlosz die Valtinessin mit einem gewichtigen schlag auf ihre kniee. wir wollen das unsere thun nch unsern kräften. (Heiterethei) 2, 65; der klopfer unten erklang in drei gewichtigen schlägen. (ital. nov. 1: Andrea Delfin); 'und das thürverrammeln?' (Münchhausen.) konnte ich denn wissen, dasz ihre gewichtige kraft mir so nahe sei. (Münchhausen 6, 6) 3, 137. c) die vollzogene übertragung. α) sie führt vor allem die linien weiter, die der gebrauch von gewicht im sinne von kraft, wucht, gewalt schon oben hatten ziehen lassen. theilweise begegnen die gleichen verbindungen. 1)) das ruhige, ernste auge des oheims ... das ironische lächeln, das hie und da bei einer äusserung des jungen mannes um seinen mund blitzte, dies alles und das ganze gewichtige wesen des alten imponierte ihm auf eine weise, die ihm höchst unbequem war. Wilhelm Hauff das bild des kaisers; Münchhausen suchte mit einem gewichtigen blicke den vorlauten in seine schranken zurückzuweisen. (Münchhausen 1, 8) 1, 89; zog er sie jetzt einen augenblick bei seite, und sagte ihr mit gewichtiger, fast zu lauter stimme ... Berlin u. seine künste 2; die vielgewichtige stimme der mutter, des vaters, des meisters hört das kind nicht, sondern sieht nur die ernste miene des aufsehers, der über alle gesetzt ist. reisen in England u. Wales 2, 349. 2)) wie er (Palladio) gedacht und wie er gearbeitet, wird mir immer klarer, je mehr ich seine werke lese und dabei betrachte, wie er die alten behandelt: denn er macht wenig worte, sie sind aber alle gewichtig. (ital. reise 1) 27, 127; woher diesz wort mir schallt — ob es ganz leer, höret der mutter vermahnende rede, wandte sich, tief bewegt und sanft, der grosse Pelide 'ich will' ist ein gewichtig wort, ich vermisse keinen, 3)) senden sie mir das gedicht ('das reich der schatten') mit rückkehrender post wieder. Michaelis erhält es [Bd. 6, Sp. 5772] nicht, auch ist es für eine almanachsarbeit zu gewichtig. (an Wilh. v. Humboldt) 4, 233 Jonas; ich ersuche die hochachtbare und achtbare gesellschaft, zu bemerken, dasz ich für angemessen erachtet habe, bei diesem dritten gliede meines dreigesangs, ... die uralt gewichtige form des stabreims anzuwenden. auch einer 221. 4)) besonders, wenn die liberalen 5)) die Weimarischen kunstfreunde hielten es nunmehr für pflicht, das was an ihrem einflusz gewichtig sein konnte, auch auf die schale zu legen. (annalen 1803) 31, 166; wenn die junge herrlichkeit einem armen manne glauben schenken will ... so thut sie in St. Andrea ein gewichtiges gelübde, verschliesst sich in eine zelle und zieht sich das betttuch über die lieben bedrohten augen. Angela Borgia 59; nun aber sind die veränderungen, die der gedanke im innern hervorbringt, völlig so gewichtig, als diejenigen, die er, den ihm zunächst liegenden inneren stoff mit dem äuszeren vertauschend, in der welt bewirkt. Hebbel tagebücher (20. 1. 1842) 2, 142 Werner. 6)) aus diesen gewichtigen gründen also ... musz jeder freund des vaterlandes den wunsch aussprechen ... schriften f. m. l. Deutschen 3, 271; die gute Salome ... schrieb dann dem unbesonnenen prüfer ihres herzens in einem kleinen brieflein: es könne nicht sein! es könne aus verschiedenen gewichtigen gründen nicht sein. Gottfried Keller (Züricher nov.: der landvogt von Greifensee) 622, 165; so gesellen sich zu kleinen kulturbildern ansätze der literarischen satire, bis mit den grazien, furien ... die griechische mythologie gewichtigere zeugnisse von anmut, strafe und vergänglichkeit beibringt. E. Schmidt einleit. zu Göthes Faust II (jubiläumsausg.). β) auch auszerhalb des engeren kreises der um den begriff der kraft, der wucht sich schlieszenden festen verbindungen grenzt sich gewichtig gegen wichtig meist dadurch ab, dasz dem sprachgefühl der begriff des entscheidenden, ausschlag gebenden vorschwebt. in manchen belegen freilich ist es einfach individuelle vorliebe, die das vollere wort heranzieht. 1)) wäre der weg noch eine viertelstunde länger, so ist nicht abzusehen, wie tief unsere stimmung noch sinken könnte, das ist die gewichtige viertelstunde, auf die es in so vielen erdenlagen und stimmungen ankommt zu unserem behagen oder elend. alte nester cap. 7; ich weisz ja, dasz es sitte ist, einen kaufmann zu heiraten, aber Morten gehört eben zu dem anderen teile von angesehenen herren, den gelehrten. er ist nicht reich, was wohl für dich und mama gewichtig ist. Buddenbrooks (3, 10) 1, 205. 2)) es ist eine hohe, eine gewichtige, eine heilige pflicht, dasz der mensch, der nur das eine leben hat, es voll anwende. (der waldgänger 2) erz. 2, 106 Aprent; er hatte die zoll-procura für die geschäfte nach dem auslande, das gewichtige recht, den namen T. O. Schröter unter die begleitscheine des hauses zu setzen. (soll u. haben 1, 7) 4, 87; doch mögt ihr selbst denken, dasz es mir geringe freude ist, mit einem weibe durch das land zu ziehen, zumal ich in gewichtigen sachen reise und eilig bin. (ahnen 3, 9) 10, 248; sie hatten viel miteinander zu besprechen gehabt, so ernste und gewichtige dinge, dasz beide das trinken darüber vergessen mochten. Paul Heyse (neue moral. nov.: Jorinde) II, 4 s. 40; [Bd. 6, Sp. 5773] nuhn fühl' ich erst, wie eitel ![]() ![]() ![]() ![]() beineben nun zur rechten hand ![]() ![]() 1) zur kennzeichnung des theiles der mechanik gebildet, der mit dem fremdwort statik zusammengefaszt wird. die ältesten belege sind der entsprechenden fachlitteratur entnommen und gehören dem 17. jahrh. an. in die wörterbücher dringt das compositum erst, als es dem lebendigen gebrauche abstirbt, zu anfang des 18. jahrh.; es wird jedoch nur von einigen der fremdsprachlichen wb. übernommen. bei Adelung ist es nicht gebucht, und Campe, der in seinem verdeutschungswörterbuch (567) für static das wort gleichgewichtslehre vorschlägt, führt gewichtkunst nicht einmal unter den concurrenzformen auf, die er bekämpft. bemerkenswerth ist, dasz Campe bei der bildung gewichtswissenschaft (s. u.) an dem gleichen momente anstosz nimmt, das auch für gewichtkunst gilt, ihm ermangelt gewicht hier der fähigkeit, ein nomen actionis zur geltung zu bringen; diese scheint ihm nur noch bei gleichgewicht vorzuliegen. a) de mathesi: et primum de arithmetica. von den zahl- masz- und gewicht-knsten, und erstlich von der rechenkunst. J. Felbinger nomencl. latino-germ. Z 3a; stehen in der meinung, der beschriene kunst-adler desz Regiomontani sei nicht anders, dann auf diese weise, gepresentiret worden: sintemal es wider alle grundsätze der gewichtkunst lauffe, dasz er, wie man ausgebe, durch eine heimlich-verborgene gewicht-proportion, also solte geflogen haben. Erasmus Francisci lustige schaubühne (5. versammlung) 1 (1663), 983; dannenhero ist die feuerkunst, lufft-kunst, wasserkunst, und gewichtkunst auffgekommen. närrische weisheit 182 (anhang: von wasserwercken u. wasserkünsten). vgl. gewicht sp. 5746. b) statica ... ars, gewichtkunst 749a; gewichtkunst, statica 936b; 2, 151b; 2, 181a; 1, 1423; gewichtkunst, gewichtwissenschaft, statique 2, Uu 3c; gewichtkunst, statics 2, 1, 464b; gewichtkunst, statique, statics technol. wb. 243. 2) bei ist am compositum auch die engere beziehung auf das wägeverfahren entwickelt: stathmica ... gewicht oder wagkunst, da man mit allen denjenigen sachen umgehet, so zum abwägen gehören. 2, 143b; münz-, gewicht- und maaszkunst. ebenda. vgl. dagegen gewichtskunde, s. d. [Bd. 6, Sp. 5774] ![]() ![]()
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