Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||
gewettert bis gewicht (Bd. 6, Sp. 5707 bis 5709) | ||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 5708] hervor, dasz der termin der schonzeit ... den Warnemündern gegenüber bereits 1606 ... geltend gemacht wurde. a. a. o. II, 1, 49. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) in den wörterbüchern, die das particip mit seltener übereinstimmung buchen, ist die grundbedeutung starr festgehalten. acutus, gewetzt ... scharff, spitzig 21a; genau so 2; 10; gewetzt, aguzzato (1605) 63a; gewetzt, aguisé, acutus, executus 199a; gewetzt, acutus 2, 987; ähnl. 1, 383a; 1, 1422. gewetzt, acutus, tribulatus 2, 151b; ebenso nov. locupl. manuale 181a. 2) auch der litterarische gebrauch, der schon in der zweiten hälfte des 17. jahrh. bezeugt ist, entfernt sich nicht weit von der belegten begriffsbestimmung. charakteristisch ist hier die enge verbindung mit scharf: die meisten belege fallen auf das compositum scharfgewetzt: ach! diese sinds, die, wenn der frost wird schwinden, ein fauler wind kan keinen halsz zerbrechen; nein! lieber lenk' du selber dein geschirr ![]() ![]() ![]() ![]() 1) das particip in den verwendungen von gewächst; vgl. inceratus ... gewichszt 2b; gewichszt, inceratus 179c; gewichszt, gewächszt, ceratus 1599; ähnlich 560a; 132a; 936a; 2, 151b; gewichst v. gewächst 2, Uu 3b. a) so richtend mir z ainen sarch der wol gebicht und gewichset sie, dar in sie nit versinken müg: villicht wird sie bewaret vor den merfischen und komet ze land und wird nach künglichen eren bestatet. Appolonius v. Tiria 110 Schröder; gewichset, ceratus (... in tabellis ceratis ...) port. lat. ling. s. 75; man schälete die linden b) (die juden) toten om (dem müller) funf kinder bermelichin und vingen ir blut inn gewichste secke und ander gefesze. Joh, Rothe düringische chron. (471) Liliencron s. 388; und das bewerte sü domitte, das sü ein gewihsset hemede ane det und domit ging in ein für und bleip unversert in dem füre. Königshofen Straszb. chron. [Bd. 6, Sp. 5709] (d. städtechron. 8, 414); gewichstes tuch, tela cera illata teutsch. lat. wörterbüchlein (1713) 101; sonsten hatte sich der könig in Franckreich gegen diesen ambassadeur sehr hart hierüber beschweret. dasz die Engl. etliche todte cörper in eine gewichsete leinwad zusammen gerollet. zodiakus mercurialis (1667) 98; gewichste leinwand s. wachsleinwand 4, 1048; ich versetzte, er solle mir nur die erlaubnisz geben, so getraute ich mich bis hinaus auf die wiesen zu fliegen, wenn ich mir ein paar flügel von feiner gewichs'ter leinwand machen wollte. (Benvenuto Cellini 2, 11) 34, 327. 2) das particip in den engeren verwendungen, die sich an wichse, wichsen entwickelt haben. a) gewichset oder gewächset oder geschmieret lederne schuhe, waxed leather-shoes teutsch-engl. wb. 2, 772 (da neben faden, leinwand ebendort nur die form gewächst angesetzt ist, ergiebt sich für gewichst aus dieser verbindung bereits ein bedeutungsunterschied gegen gewächst); und den anzug nach unten vollendeten ein paar schuhe von gewichstem kalbleder. Siegfried von Lindenberg 106; bei uns zu lande giebt's keinen noch so schäbigen lumpen, der nicht ... dasselbe lied von seinen adeligen vorfahren zu singen wisse, und noch mit seinem angebornen wappen das conto für gewichste stiefeln siegelte. (aus dem tagebuche eines wandernden schneidergesellen) 1, 191 Müller; das knarren seiner wohlgewichsten stiefel sagte einstweilen, ehe es die ballgäste thaten: ei, da ist er ja! da ist er ja! (zwischen himmel u. erde) 1, 180; von einem derselben (der corridore) blickte ich in ein kleines gärtchen, wo ich Napoleon en migniature aufgestellt sah, mit gewichsten stiefeln und hütchen. Fr. Hebbel tagebücher (11. 5. 1844) 2, 398 Werner. b) an beiden ohren die schneidigen lockensechser hübsch glatt gewichst. Rosegger idyllen (zur weihnachtszeit); (der) durch ein krampfhaftes drehen des wohlgewichsten schnurrbarts ... innere bewegung verriet. (die marzipanliese) 4, 12 Schlossar. 3) der übertragene gebrauch vgl. een gewikste vent 155a; gewickst, knap, schrander, uitgeslapen fries. wb. 1, 455a; gewixt, er ist ein gewixter, quem usus erudivit; scitus; fallaciarum artifex; doctus. teutsche idiotismen 55a; gewickst, gewandt, 'n gewickster mensch Westerwäld. idiot. s. 328 (erinnert an ofwickse, sich prächtig herausputzen, jemand aufs ohr hauen); gewixt und gewürfelt bedeuten beide fast einerlei: gewandt, versatilis, versutus Henneberg. idiot. 2, 51 (stellt gewixt etymologisch zu fix und witz); er war, was man in Deutschland einen gewichsten jungen mann zu nennen pflegt, ein stutzer; er hatte blonde in die höhe strebende haare ... niedere stirne ... über dem mund hing ein stutzbärtchen, dessen enden hinaufgewirbelt waren ... seine kleidung wie seine sitten schien er von verschiedenen nationen entlehnt zu haben. memoiren des Satan 1. teil 18. cap.; geschniegelt und gewichst, vom wollenen zopfband und den gepuderten ohrlocken bis zur breiten kamaschenzunge auf den stumpfschuhen, hielten sich alle puppenartig steif, im damaligen stil der reichsarmee. die clubisten in Mainz 1, 105; da hatten wir vor nicht langer zeit einen freiwilligen, der hiesz Laufer; er hatte was gelernt und hätte es vielleicht zum offizier bringen können, denn es war ein gewichster kerl, der einem was weis machen konnte; doch trieb er gar zu viel unsinn. das soldatenleben im frieden, nach Kurz, gesch. d. litt. 43, 753a; von dem früheren gewichsten, frischen und muntern wesen war wenig mehr bei ihm zu finden. J. Gotthelf Hans Ioggeli (volksschr. Zürich 1893); aus diesen belegen ergeben sich zweierlei richtungen des übertragenen gebrauchs: die eine zielt wie gerieben, gewürfelt u. a. auf das glatte, abgeschliffene, vgl. gewixt für fein, pfiffig 159; die andere zielt in anlehnung an geschniegelt und gebügelt auf das blanke, saubere, vgl. das studentische subst. wichs. beide richtungen lassen sich ungezwungen auf wichsen (mit wachs, wichse blank reiben) zurückführen. ![]() ![]() 1) die belege für diese mit dem t-suffix gebildete form setzen später ein als die auf geweih hinleitenden zeugnisse, [Bd. 6, Sp. 5710] sie fallen erst in das ende des 16. jahrh. die ältesten zeugnisse weisen an den Rhein und zwar in dessen südliche gebiete: Elsasz, Pfalz und Hessen; ihnen schlieszen sich schlesische und für den anfang des 18. jahrh. auch Augsburger belege an. die bayrisch - österr. mundarten kennen nur die diminutivform gewichtel (s. d.), die sich auf den rehbock beschränkt, während gewicht nur vom hirsch gebraucht ist. a) im inlaut ist der kurze stammvocal zwar kein hindernisgrund gegen die erklärung des substantivs aus gewîge, aber er läszt doch die ableitung aus gewegen, der oben aus innern gründen der vorzug gegeben wurde, auch formell als näher liegend erscheinen. der guttural ist vereinzelt, ebenso wie bei gewicht II (pondus) mit g wiedergegeben, doch ohne dasz dadurch ein verschluszlaut gekennzeichnet werden soll: gewigte neben hirschgeweih bei lust. schaubühne 2, 128. b) den auslaut bildet der dental; später macht sich auch hier wie bei gewicht II die analogie der andern neutra mit dem präfix ge geltend: gewigte Erasmus Francisci; gewichte bei Gryphius, Riedinger, ebenso 1, 17b; 4, 1059. eingebürgert haben sich diese formen jedoch nicht. c) der plural ist oberdeutsch in der erweiterung mit r belegt: gewichter, gewichtern; an stelle des neutrums, das durchaus überwiegt, will Heynatz ein masculinum beobachtet haben. 2) die litterarischen belege zeigen die beschränkung auf den hirsch noch in stärkerem grade als sie oben bei geweih festgestellt wurde: da sihet nun Faustus hinüber in der ritter losament, einen schlaffendt unter dem fenster liegen ... doch der geist Mephostophiles ... zauberte jhm also ... ligend, ein hirschgewicht uff den kopff. als er nun erwachte ... kondte er mit seinem hirschgewicht weder hinder sich, noch für sich. volksbuch vom doctor Faust (neudr. 7) s. 76; du hast ein hirschkopff, und gewicht, ach hett ich jetzt in meiner gicht, auch einen schlanken sah ich, der auf dem haupt zum schmuck [Bd. 6, Sp. 5711] 3) in den wörterbüchern taucht die nebenform spät auf, zuerst in einer gegend, der sie landschaftlich zusteht. bald wird sie aber auch dort gegen die hauptform abgewogen und später als veraltet abgelehnt. für das thatsächliche fortleben darf die zähigkeit, mit der die wörterbücher der jägersprache unsere form hegen und pflegen, kaum als zeugnis gelten; eher noch die buchung in den mundartlichen wörterverzeichnissen, die sich aber anscheinend auch mehr auf alte überlieferung stützen. bei vgl. wb. des Handschuhsheimer dialects 28a ist nur die form kewei als lebendig festgestellt. a) charakteristisch ist die darstellung bei der als erster von unserer form notiz nimmt. in seiner nova nomenclatura (1652) gebraucht er die form gewicht als normalform: la teste de dix cors, ein gewicht von zehen enden s. 189; la teste, le bois, la rameure, das gewicht ebenda; teste fourchée, gablicht gehörn oder gewicht. dagegen wird im wörterbuch von 1664 gewei vorangestellt und unter gewicht eines hirsches (s. 199a) einfach auf das erste verwiesen. dazu vgl. gewicht der hirsch, cornua cervorum 936a; geweih sagt man auch vom gehörne des hirschen, welches noch einige als gewicht aussprechen, wovon es scheint den namen zu haben 2, 445c. der gewicht für das geweih ist veraltet. 2, 55; vgl. auch 2, 1, 464b. b) geweihe, geweyhe, oder gehörne, ingl. gewichte, nennet man nach der jäger - sprache die hörner des hirsches. 4, 1046; gehörn, gewicht, geweihe, gestänge; auf diese verschiedene art werden des hirsches hörner henennet. wohlredender jäger s. 149; der hirsch hat auf dem kopfe ein gehörn, heiszt auch ein geweihe, oder auch ein gewichte. neueröffn. jägerpractica 1 (1783), 17b; gewicht sagt man auch für geweih. jagdbrevier 258. c) gewicht, n., hirschgeweih, (in der mehrzahl) gewichter 2, 446; gewicht, n., die ältere, auch in Hessen üblich gewesene, theilweise (am Knüll) noch immer übliche form des neuen wortes geweih. idiot. von Kurhessen 452. das gewicht = geweih Himmelstoss aus dem bayr. wald (Bayerns mundarten 1) 255.
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