Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||
gewerbezins bis gewerbler (Bd. 6, Sp. 5597 bis 5601) | ||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) weiterer begriff von gewerbe. a) singulargebrauch: kurz, wie kann eine regierung hoffen, dasz ihr die zollbücher, eine richtige und genaue kentnisz der verbindungen ihrer unterthanen mit den [Bd. 6, Sp. 5598] ausländern geben werde? wie kann sie also wissen, ob die anordnung, die sie macht, nicht einem ihr unbewuszten wichtigen gewerbezweige tödlich sein wird? Mauvillon (11) 130; da aber ihre (der kaufleute und fabrikunternehmer) gedanken gewöhnlicher weise nur mit dem interesse ihres besondern gewerbszweiges, nicht mit dem allgemeinen besten der gesellschaft beschäftigt sind. Garve verdeutschung des Adam Smith (1, 11 the interest of their own particular branch of business) 1, 465; ein gutsbesitzer, ein pachter, ein handwerksmeister, ein kaufmann, sind gemeiniglich im stande, ein oder zwei jahre von ihrem gesammelten kapital zu leben, wenn sie auch nicht einen einzigen arbeiter in ihrem gewerbszweige beschäftigen (1, 8) 1, 121; aber schon schwerer entschlieszt er (der fondsbesitzer) sich, seine fonds dem betriebe des ziemlich mühsamen ackerbaues zu widmen. er wird für diesen gewerbszweig schwerlich etwas hergeben, wenn er nicht voraussieht, der ertrag seiner betriebsamkeit werde ihm nicht blosz einen ausreichenden arbeitslohn verschaffen. revis. 3, 231; ähnlich 1, 302. b) der pluralgebrauch: zuweilen kann selbst in einem lande, dessen reichthümer schnell wachsen, durch das hinzutreten eines neuen gebieths oder durch neu entdeckte gewerbszweige, der gewinnst, welchen kapitalien bringen, und mit ihm der zinsfusz von dahrlehnen, plötzlich steigen. Garve verdeutschung des Adam Smith (1, 19 branches of trade) 1, 170; ebenso (4, 7 distant employments) 3, 39; unter die wichtigsten vortheile, welche die theilung der arbeit erzeugt, gehört auch noch der, dasz sie überall wohlstand verbreitet, und dasz sich durch sie die masse des gesammten einkommens einer nation unter ihre einzelnen glieder weit leichter richtig und gleichmäszig vertheilen läszt, als wenn alle gewerbszweige von allen zugleich betrieben werden. revision 1, 260; wo mehrere oder alle gewerbszweige in einander griffen, wie bei dem verkehr mit Amerika, wurde die berathung ganz collegialisch, die stimmenmehrheit entschied streitige punkte. (epigonen 7, 2) 7, 12 Hempel; und als ich nun kam nach Holwan — ... fand ich daselbst den Abu Seid von Serug, der sich allerlei stammbäume machte — und sich vielerlei gewerbzweige erdachte, — bald sich gab für einen spröszling von Saszan, — bald für einen schöszling der königswurzel von Ghassan. Rückert (1. makame) 11, 230. 2) die jüngere betonung der productiven arbeit. a) singulargebrauch: die gewöhnlichsten mittel, wodurch die besondere beförderung eines gewerbszweiges von seiten des staates zu bewirken gesucht wird, sind folgende: es wird die einfuhr derjenigen waare, deren inländische erzeugung befördert werden soll, erschwert, oder gar gänzlich verboten u. a. abhandl. über staatswirthsch. gegenstände 1, 6; von deutschen ... gerichten (ist) ... mehrfach ausgesprochen worden, dass es nicht wider das prinzip der gewerbefreiheit ... verstosse, wenn sich gewerbsgenossen ... verbinden', einen gewerbszweig ... lebensfähig zu erhalten. entsch. d. reichsger. in civils. (1897) 38, 158, vgl. auch s. 157. b) der pluralgebrauch: in eben dem verhältnisse sind während dieses zeitraums die arbeitspreise gestiegen, und die gewinnste, die sich aus den verschiedenen gewerbs- und handlungszweigen ziehen lieszen, verkleinert worden. Garve verdeutschung des Adam Smith (1, 9 different branches of trade and manufactures) 1, 163; das gleiche 4, 298 (5, 2 particular branches of trade); das handwerk wird nun ... zur verarbeitung nicht mehr so viel werkzeuge und andere hülfsmittel gebrauchen, welches, in so fern diese dinge erzeugnisse innländischer gewerbzweige sind, für diese eine verminderung ihres absatzes und verdienstes zur folge haben wird. 21; die thätigkeit der handwerker-bank soll ... mit möglichster berücksichtigung aller gewerbszweige gleichfalls sofort beginnen. entwurf zur errichtung einer industrie- u. handwerkerbank s. 16; die wahl der vertreter geschieht nach gewerbszweigen. Proudhon die volksbank deutsch v. 27; auch sind es nicht die alten innungen, die zuerst zur selbstständigkeit gelangten, sondern die innungen neu aufblühender gewerbszweige, die nie einem hofrecht unterworfen waren. aufkommen d. handwerkerstandes [Bd. 6, Sp. 5599] 27; die verordnung vom 9. februar 1849 begründet nicht nur die einrichtung der gewerberäte, sondern macht auch in den meisten gewerbezweigen den selbständigen gewerbebetrieb von dem beitritt zu einer innung nach vorangegangenem befähigungsnachweise oder von einer prüfung abhängig. preusz. staats- u. rechtsgeschichte (1903) 479. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) die auf der sinnlichen grundvorstellung beruhenden bedeutungen beweglich, rüstig, anstellig, thätig. fleiszig: si tet als die gewirbigen binlein, die das süsz honig aus den manigfeltigen blumen eintragend. vorr. zu Elsbet Stagels leben d. schwestern zu Tösz. Vetter s. 4; sag, was hat die stat vür ein handel? 2) bedeutungsverengerung in der richtung auf gewinn, erwerb. a) nur aus älteren wörterbüchern belegt ist die auch unter gewerbhaftig (s. d.) verzeichnete passive bedeutung: res quaestuosa, fast nuzlich und gwünsam, gewärbig. 722b; ebenso 178b. b) dagegen reiht sich ungezwungen hier an: und kam her gen Augspurg ... zu einem kramer, genant Ulrich Schön, was auf dasselbe mal ain reicher gewerbiger kramer. B. (d. städtechron. 5) 126; dann daselbst allweg und noch verstendig, gwerbig, kunstreich volck, guter sitten gewonet, die kein grobheit gebrauchen. chronica d. Franken 66b; nein, fragst du nach verdienst, so sieh den Porcius, [Bd. 6, Sp. 5600] bald aber fanden sie im weben feiner leinwand gröszern gewin; bald ward diesz und handel mit köstlichem linnen die vornehmste ihrer gewerbigen thätigkeit. klass. stellen der Schweiz 149; unter diesen umständen wird eine jede oberkeit ihren grössten gewinn und vortheil von der beschützung der freiheiten finden, durch welche das hausglück stiller, gewerbiger und arbeitsamer einwohner gesichert und geäuffnet wird. schriften 12, 157; ja, du hast eine gewerbige gescheite frau, da gescheiteste von meinen kindern. schade, dasz die nicht ein mann geworden ist, die hat einen unternehmenden geist. edelweisz 249. 3) der appellativische gebrauch; die anlehnung an gewerbe = commercium. a) attributive verbindungen. α) unser vater ist genant Burkhart Zingg und was auf dasselb mal ain gewerbig man und arbeit auf der Steirmark und het er und guet und was beseszen zu Memingen. B. (deutsche städtechron. 5) 122; item welcher in Mals sein haus hat und päurliche rechte thuet ... dem ist vergunt, dasz er zwei rinder ... halten ... doch ob einer ein gwerbiger mann wäre, der ein rosz hätte, der soll ein rind weniger halten. weisth. v. Mals (österr. weisth. 4, 29); vor dem lewenthor (bei Ulm) war auch ein herrlich vorstatt, die reichet bisz zum spital für Götzingerthor hinausz, da sassen vil gewerbig burger und kaufleute innen, auch die besten handwercker und herbergen. Germania 396b. β) der rmisch knig Sigmund liesz angentz alle sine reisigen in der statt gassen verhten, die burger von Costentz in gweer und harnisch gerst, usz bevelch des knigs, damit wechslern, koufflten und anderm gewirbigem volck, dero usz aller christenheit vil da warend, kein schad geschehe. Tschudi Schweiz. chron. (z. jahre 1415) 2, 7b Iselin; welcher aber in stetten, flecken ... und fürnemlichen an gewerbigen orten, als an gassen oder plätzen, ein wohn oder behausung bawt, dem sol kein dachgefell oder träff auff die gemeind ohne kendel und rinnen z gelassen noch gestattet werden. bauordn. 31a; eine andere wohlthat welche die grafschaft Mark ihm verdankte, war die verwandlung der accise oder verbrauchsteuer in eine für ein offenes gewerbiges land passendere abgabe mittelst fixation. aus Steins leben 1, 45; ich spreche von Yverdon, oder Iferten, nächst Lausanne und Vevey, das gewerbigste und ansehnlichste städtchen des Waatlandes. klass. stellen der Schweiz 278; die alten gewerbigen reichsstädte .. schwangen sich nie ganz wieder zu dem vorigen wohlstande empor. weltgeschichte (1830) 9, 162. b) die substantivierung: allen und iglichen geistlichs und weltlichs stands, ... darz kauflten, schiffluten, verechtern, gewerbigen, flossern ... gnad und alles gt. patent des pfalzgrafen Philipp von 1493, ztschr. gesch. Oberrh. 9, 427; wir haben usz furstlichem gemt uns, unsern landlten und unsern, auch gemeinem gewerbhandel z gde und erlichterng vil beswernis den selbigen gewerbigen und súnderlich, die wine keúfen und verkefen uff den Rine, unsern kramern zu Winheim ... ernwert. ebenda. ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 5601] gewerbigkeit gehört schon zu Nordamerika, Konstantinopel zu Asien. (d. irrfahrt d. Philhellenen) novellen 8, 331. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) die bedeutung gelenk. a) beziehung auf menschen: gewerblin, inguinarium. ein gewerblin der glieder, ibi pestilentia se ostendit. Frankf. vocab. d. 15. jahrh. bei 619 (vgl. auch inguinaria ... drusz bei dem gemecht. Diefenbach 298c); das sag ich bezeichnet ohne alles mittel unwidersprechlich die fabrication und den zusammengefügten ganzen menschlichen cörper mit allen seinen gliedern, gewerblein und teilen. beschreib. d. influent. wirk. aller erdgewächse 2; vertebra colli, hals-gewerblein. 2, 264. b) beziehung auf pflanzen: gwärble, die gleich am kornhalm, genicula. 200d, ebenso 390a. (1556) 600a; (geniculum, der knod oder gleich an eim stengel, oder halm, halm knod. 2d, ebenso 7b. 64; genicula ... die knötichen und gelencklein an halmen und stengeln. 354b; ganz ähnl. 352. 493b. 1, 215b. 1, 609); geniculatus ... voll gleich und gewrblinen. 390a, ähnl. 600a (vgl. geniculatus ... knticht. 354b); (knawel) ist ein eintzigs schotticht und drauschelicht stäudlein nit uber spannen hoch, alle ästlein und zincken mit eitel gewerblein, wie das weggras ... so mag es doch wol umb seiner vilfaltigen gewerblin willen ein polygonon sein. kräutterbuch (1551) 148b; die selbige fügen oder gewerblin seind mit gebogenen blettlein .. bekleidet. 92b; der rund stengel (des storkenschnabels) spannen hoch, mit vilen gewerblin, nit dicker dann ein strohalm, die gleich od' gewerb seind braun geferbet, ein wenig haricht, blüet durch den summer. 131a; die blätter sind grassechtig, die stengel dünn, mit gleichlein oder gewerblein unterscheiden, eines fuss oder anderthalbe spannen hoch. neu vollkommen kräuterbuch 565; das andere (hühnerdarmkraut) wird etwann elen-hoch und auch höher, hat sine gewerblein, und auf beiden seiten blätter, wie säubürtzel, zwischen welchen die blümlein, die am ersten stehen, herfürwachsen. adel-, land- u. feldleben 3, 449, 14. 2) die bedeutung erwerb, gewinn: gewerblein quaesticulus. 936a; gewerblein, gwinnlein. 291; gewerblein, quaesticulus. 2, 181a. 180a; gewerbchen, gewerblein. 1, 1422. 3) die bedeutung besitz, anwesen: 'überdies' fuhr Hansli fort, 'steht mir das gütlein vor der hand noch fest genug' .. 'wie du willst', sagte Enoch, .. 'aber sorge nun dafür, dasz das gewerblein bestellt wird, denn ich mag mich nicht länger damit plagen!' G. Keller (Züricher novellen) 6, 358. ![]() ![]()
|
| ||||||||||
Digitale Publikationsumgebung / Wörterbuchnetz © 2008 by Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier Home | Impressum | Kontakt | ![]() |