Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||
gewaltherr bis gewaltiger (Bd. 6, Sp. 5111 bis 5178) | ||||||||||||
| ![]() ![]() 1) die erstere anlehnung ist die allgemeiner bekannte und gebräuchlichere. meist erscheint hier die form gewaltherr; in Oberdeutschland, wo das masc. vorherrscht, jedoch gewaltsherr, da das substantiv im objectiven genetiv untergeordnet ist: gewaltsherren, über die gefencknusz und übelthätter verordnet, capitales triumviri. 178b; binnen dem hochweissthumb des hoffs Awell weist man dem herrn von Gerhardtstein alss hochrichter und gewaltherr den fundt und prundt vom himmell biss in den grundt. weisthum zu Awel, weisth. 2, 587; gewaltsherren über die gefangenen und übelthäter, triumviri capitales. 934b, gewaltherr, m. (obsolete or provinzial) a magistrate invested with criminal jurisdiction. 1, 462c. in den wörterbüchern vom ausgang des 18. jahrh. wird gewaltherr vor allem als amtstitel der vom rathe in Köln für den gerichtsdienst abgeordneten mitglieder angeführt: gewaltherr ... zu Cöln gewisse gerichtliche personen aus dem magistrate, welche die befugnisz haben, peinliche verbrecher in verhaft nehmen zu lassen, und sie den thurmherren zur verwahrung und zum ersten verhör zu übergeben, worauf sie an das churfürstliche schöffengericht abgeliefert werden. 2, 37. vgl. auch 436b. 2, 79. in der Kölner verfassungsgeschichte scheint sich diese benennung jedoch erst spät zum compositum zu verdichten. vorher begegnen andere zusammensetzungen (gewaltmeister, gewaltrichter), die im besonderen den obmann des collegiums kennzeichnen, ebenso gut aber auch die gesamtheit zusammenfassen: dit is van den richterin van der gewalt. eidbuch von 1341 (quellen zur gesch. der stadt Köln 1, 27); zwene heirren van me rade of die burgermeistere of die richtere van der gewelde. ebenda u. a.; dat halfscheit sal vallen der stede inde dat ander halfscheit der gewelde meistere. ebenda (1, 36) u. a. vgl. DWB gewaltmeister, DWB gewaltrichter. 2) beschränkter im wirkungskreise, aber wohl älter ist ein terminus der rechtsprache, dem die bedeutung von potestas zu grunde liegt: zu Pölhem werden die herren zu S. Georgen in Cöln für grundherrn und mein gn. herr für schirm und gewalther als die hohe obrigkeit vermög der schöffen wroge erkant. Jülicher urkunde von 1554, archiv für gesch. des Niederrheins 3, 315, ebenso 315. 316. 318 u. a. damit berühren sich verdeutschungen des römischen begriffes der triumviri: triumvir, einer der dreien gewaltsherren z Rom, die mancherlei ämpter zeverwalten hattend. 1332b; triumviratus, ampt und gewalt diser dreien gewaltsherren. ebenda. 3) auch dem späteren litterarischen gebrauch gehören ähnliche prägungen an, sie scheinen jedoch unter den einflusz von zusammensetzungen wie gewaltherrschig, gewaltherrscher zu stehen (s. d.) und neben der bedeutung von potestas diejenige von violentia wieder vorzudrängen, allerdings unter veränderten syntaktischen bedingungen: der mächtigste gewaltsherr — ohne liebe eine furchtbare menschentrümmer, wo das schönste zur vollständigung fehlt. werke 1, 355; unter der herrschaft der 30 tyrannen wurde Sokrates nicht verfolgt, während so viele andere bürger ihr leben verloren oder in die verbannung getrieben wurden, ungeachtet er einst einem an ihn ergangenen befehle der gewaltherren mit derselben ruhe ... den gehorsam versagte. weltgeschichte 22, 64. ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 5112] die gewalt- oder gewaltsherrschaft. man kann beides sagen, jenes für herrschaft durch zwang oder gewalt, dieses für herrschaft des zwanges oder der gewalt. ebenda; gewaltherrschaft, despotism. 1, 462c; dabei war er (Tarquinius) nur sehr schwer zugänglich, begünstigte ankläger und ohrenbläser, liesz das vermögen aller verurtheilten einziehen, und bediente sich desselben zur festeren begründung seiner gewaltherrschaft. Schlosser weltgeschichte (geschichte der Römer 2, 8) 22, 42; mit dem glanze der neuen gewaltherrschaft der fürsten muszten auch die stehenden heere vermehrt, muszte der prunk der hofhaltungen erhöhet werden. schriften f. m. l. D. 2, 79; nein, in so betrübten zuständen, wie ich sie mir hier vorstelle, ist es die freiheit nicht, der wir uns jetzt erfreuen, da ist es allein die gewaltherrschaft, die das vaterland retten kann. in der Frankfurter nationalversammlung 24. juni 1848. vgl. 22, 287; zuweilen stammelte er dieses ziel verfolgende, irre worte, unheimlich gemischt mit dem lobliede der gewaltherrschaft. Angela Borgia 173. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Roszlan röchelt' im sand', und schnell, noch ehe der ritter ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 5113] sie ist dem freien gebrauch sogar ganz abgestorben und wird nur noch in wenigen isolierten resten festgehalten. um so fruchtbarer ist für den neueren sprachgebrauch die bedeutung von vis geworden, während die am substantiv so ergiebige bedeutung von violentia durch die adjectivbildungen gewaltsam (s. d.) und gewaltthätig (s. d.) aufgesogen wurde. die bedeutung von vis dagegen hat durch die überführung in die kategorie des adjectivs und adverbs neue entwicklungsformen gewonnen, die den gebrauch des wortes in der heutigen sprache wesentlich bestimmen. zur äuszeren form ist der mit dem ableitungssuffix (i vor dem guttural, vgl. gramm. 2, 288 neudruck. deutsche grammatik 2, § 343. 344) in verbindung stehende umlaut zu beachten. die ältesten belege, die auf fränkisches und niederdeutsches gebiet weisen, bieten nur umgelautete formen, vgl. giweldig Heliand 3186, giweltig 1, 3, 43. 4, 23, 37 u. a. die viel zahlreicheren beispiele der übergangsperiode zum mittelhochdeutschen dagegen entziehen sich dem umlaut, weil oberdeutschen ursprungs, vgl. vor allem gewaltîg bei Notker, s. 1, 810. auch in der mittelhochdeutschen periode werden die unumgelauteten formen bevorzugt; überdies tritt — entsprechend dem allgemeinen zuge der abschwächung unbetonter vocale — die form ec, die auf ag zurückführt, in concurrenz, vgl. gewaltec mhd. wb. 3, 476b, gewaltec, -waltic, -weltic 1, 973; nachtrag 207. die neuere sprache hat den vollen suffixvocal zurückgeführt. auch die umgelauteten formen, die schon im ausgang der mittelhochdeutschen periode stärker hervorgetreten waren, machen sich bis auf heute im mundartlichen gebrauche geltend; sie halten sich nicht blosz in fränkischem und niederdeutschem sprachgebiete, sondern auch auf österreichisch-bairischem boden und umschlieszen das schwäbische gebiet von westen, norden und osten: geweldic bei Berthold v. Holle; geweltig spec. eccles. 78. 322, 11. Frankfurter reichscorrespondenz 1, 161 (aus 1410). Mainzer chronik (d. städtechron. 17, 358). (d. städtechron. 8, 336). quellen zum bauernkriege 1, 573. 3, 228 (fabeln und schwänke). Erasmus Alberus i 4a. Tacitus 450b. deutsches kirchenlied 2, 1108b. 1028 Wackernagel. — geweldich sächs. weltchron. 65. 71. Sachsenspiegel, landrecht 3, 44 § 1 Homeyer, ebenso im niederrh. marienlob 23 Piper und der rede von den 15 graden (Germania 6, 148); geweld-, gewald-, gewoldich. 2, 100; geweldic Trebnitzer psalmen 23, 8. 28, 3. 29, 2. 65, 7. 75, 4. 88, 9. 105, 41. 111, 2. 118, 133. 126, 4 (aber 135, 2 gewaldic); geweldigck Alsfelder passionsspiel 1626. 1256. 1275. 2624. 2631. 7174. 7292. 7137 (aber gewaldigk 1801. 3764. 7523). Kölner chroniken (d. städtechron. 12, 118); gheweldigh 4b; weldich, woldich, weldeke bei 893; geweldig Eulenspiegel cap. 91; geweldich bei 2, 420b; — geweltig Vorauer handschr. des Alexander 466 u. a. genesis 55, 26 fundgruben. monum. Boica 4, 175. 1, 483 und oft (spätere drucke beseitigen den umlaut, vgl. gewaltig im druck von 1566 für 4, 401). chronik von Augsburg, d. städtechroniken 22, 139. Sterzinger spiele 1, 172. der guttural des suffixes erscheint bei Hans Sachs häufig nasaliert; fraglich ist, ob in formen wie geweldiste (Germania 6, 48) der superlativ des adjectivs gewalt (s. sp. 5094) oder unseres adjectivs (mit ekthlipsis) anzunehmen ist. formen wie gewelgiste niederrheinisch marienlob 23 Piper sprechen für das letztere. der auslaut zeigt die bekannten gegensätze oberdeutscher und mitteldeutscher aussprache, die in der älteren schreibung zur geltung kommen: gewaltec, gewaltic, gewaltig gegen geweldich. präfix und dental weisen die gleichen züge auf wie beim substantiv, der media kommen auch die veränderten bedingungen des adjectivs, das den dental im gegensatz zum substantiv unverändert im inlaut festhält, nicht zu gute. in den mundarten wird der dental vielfach assimiliert oder unterdrückt: gewellig (Selters) volkssprache in Nassau 1, 163; gewahlig idioticon Hamburgense 74. 1) der ältere gebrauch: die anlehnung an gewalt in der bedeutung von potestas. die volle verwendung des adjectivs in dieser bedeutung umfaszt das 11. bis 16. jahrhundert. wohl führen einzelne belege in das 9. jahrhundert zurück, von einem befestigten sprachgebrauch läszt sich jedoch erst in der übergangszeit zur mittelhochd. periode reden. auch in den verwandten sprachen gehört das adjectiv einer jüngeren schicht an. die angelsächsische sprache z. b. begnügt sich noch mit dem participialadjectiv, vgl. gewealdende, powerful, mighty; potens, validus. 464b; vgl. gewealdendlîce, powerfully. ebenda. dagegen vgl. altnordisch valdugr. 490, friesisch weldich, mittelniederl. geweldich Verwijs und 2, 1878 ff., gheweldich 2, 657. [Bd. 6, Sp. 5114] auf deutschem boden liegt ein höhepunkt der verwendung in der mittelhochdeutschen dichtung, doch halten einzelne gebrauchsformen sich noch bis ins 16. jahrhundert in vollster beweglichkeit, wie namentlich auch aus der bibelübersetzung zu ersehen ist. erst mit dem 17. jahrhundert schrumpft der verwendungskreis schnell ein, weit rascher noch als die verwendungen, die auf gewalt = vis zurückführen, sich ausdehnen. in der späteren sprache sind nur noch wenige spuren, die den alten gebrauch erkennen lassen, und auch da ist es oft fraglich, ob sie nicht ebensogut auf die jüngere bedeutung weisen. a) althochdeutsche periode. in auffallendem gegensatz zu der ausgedehnten verwendung des bedeutungsverwandten mahtig steht der spärliche gebrauch unseres adjectivs in den älteren denkmälern. die Tatianübersetzung und die Monseer fragmente kennen es überhaupt nicht; der Heliand, der mahtig nahe an hundertmal belegen läszt, hat für gewaltig nur ein einziges beispiel. dies letztere bekundet allerdings schon eine fortgeschrittene entwicklung, die häufigeren gebrauch auch ohne belege erschlieszt. wenn das adjectiv hier unter dem einflusz der engeren bedeutung steht, die das substantiv in verbindungen wie gewalt haben, gewalt geben erworben hat, so führen die wenigen beispiele aus Otfrid mehr auf die allgemeinere und ursprüngliche bedeutung zurück, die das substantiv mit dem verbum gemein hat und die zunächst auch dem adjectiv zukam. das machtverhältnis, das hier angezogen wird, ist in seinem zielpunkt begrenzt und führt auf staatsrechtliche oder privatrechtliche befugnisse. hierin liegt die abgrenzung gegen mahtig, das von hause aus absoluten charakter zeigt und auf kraft- oder willensäuszerungen allgemeiner art abzielt. die verschiebung der ursprünglichen grenzlinie, die durch übertragung fester verbindungen und durch andere erweiterungen des gebrauches von gewaltig erreicht wird, ist bei Notker deutlich schon angebahnt, er bereitet durch verbindungen wie gewaltig sein, gewaltig werden den absoluten gebrauch von gewaltig vor und dringt mit der form des substantivierten adjectivs, das er besonders bevorzugt, weit über den bisherigen bedeutungsumfang hinaus. α) verbindung mit einer eingrenzenden zielbestimmung: genetiv oder präpositionalverbindung. 1)) ni wirdit thing, ih sagen thir thaʒ,er noh sidor sulichaʒ! 2)) 'ni wildu sprechan', quad er, 'zi mir?ni weistu, waʒ ih sagen thir, 3)) an demo gewalte dinero saligheite, wanda du gewaltig pist filius dei fieri. zu psalm 120, 5 (Hattemer 2, 455b); wante mîn sponsus ist deus et homo, so ist er gewaltig per divinitatem sînen holdon zegebene dona spiritus sancti. paraphrase des hohen liedes 89, 4. [Bd. 6, Sp. 5115] β) weiterentwicklung einzelner verwendungen auf grund elliptischer ergänzung der zielbestimmung. 1)) die unterdrückte zielbestimmung wirkt in der richtung der engeren bedeutung 'vollmacht, erlaubnis' weiter, vgl. oben unter gewalt sp. 4933. 4935. a)) thar fundun sie ênan kuninges thegn b)) privilegium, primus honor, furista era, kiwaltigaz gipot, lex singularis. glossenhandschr. des 9. jahrhunderts bei 4, 13; inmunem, giwaltigen, al. sihharen. Tegernseer handschriften des 10. und 11. jahrh. zu 1 Maccab. 11, 28 (ut immunem faceret Judeam, das er gantzem Judea ... den schos erlassen wolt. Luther). 1, 695. ebenso in den glossen der gleichen handschriften zu den canones 2, 136. c)) auf ähnlicher ellipse beruht auch folgende übertragene verwendung: wâr ana mag îoman skeinen sînen gewalt âne an demo lîchamen ... maht tu îeht ûz erdrewen gewaltîgemo mûote, quicquam imperabis libero animo? Boethius 80b. vgl. einen gewaltigen man sînes mûotes. 81a. 2)) die unterdrückte zielbestimmung wirkt in der richtung der befestigung des staatsrechtlichen begriffes von potestas. hier sind es vor allem die verbindungen mit dem verbum substantivum oder mit 'werden', die zugleich als entsprechung für lateinisches regnare, dominari dienen. dadurch wird — namentlich in übertragener verwendung — ein freierer gebrauch des prädicativen adjectivs vorbereitet. a)) die geschlossene verbindung als ersatz für regnare, dominari: sih, thaʒ herotitheist imo thiomuati b)) übertragung und lockerung der festen verbindung: wile dû gewaltig werden, potentiamne desideras? Boethius 119a; ter gewaltig welle sîn, der dwinge sîn geilla mûot, qui se volet esse potentem. 115a; sô ubel wiht kewaltîg wirdet, quotiens iniquus gladius additur sero veneno. 84a. c)) annäherung an den absoluten gebrauch von mahtig: nâh in wâren tribuni plebis kewaltigôsten. Boethius 110b; noh tanne sint îo manige dîete, dero ein chuning so welêr gewaltigôsto ist, nîeht newaltet, quibus regum quisque non imperet. 113a. d)) prädicative verwendung neben anderen verbis: ahtôst tû den gewaltîgen, der daz ketûon nemag, taz er wile? potentem censes. Boethius 113b. 3)) auch die attributive verwendung knüpft zunächst an die staatsrechtliche ausprägung des begriffes an; so unterscheidet sich ursprünglich gewaltig als beiwort der könige und weltlichen gewalthaber von mahtic, das mit Gott, Christus und anderen machthabern verbunden wird. die erweiterung des gebrauches knüpft an übertragungen an, insofern Gott, Christus u. a. als regenten aufgefaszt werden. a)) truhten was ouh wunderlîch an diên sô hôhen unde so gewaltigen regibus, mirabilis in altis dominus. psalm 92, 4 (in der hoe. Trebnitzer psalmen; in der höhe. Luther); der die gewaltigen unde die mahtigen chuninga sluôg, qui percussit reges magnos, et occidit reges fortes. 135, 17 (2, 472a) (der do irsluc konige groz unde ir totte di starken konige. Trebnitzer psalmen; grosse könige .. mächtige könige. Luther). b)) ich kelouben an got fater ... sun unde an den heiligen geist, daz thie drî genenneda ein got ist, kewaltiger unde alemachtiger. St. Galler glaube denkm. 13, 289; wanda er irlôsta sînen durftigen unde armen liût ... fone demo gewaltigen tiêvele, liberavit egenum a potente. psalm 71, 12 (von dem mechtigan. Trebnitzer psalmen; anders Luther). γ) die syntaktische function des adverbiums, die jedoch bei [Bd. 6, Sp. 5116] Notker noch wenig entwickelt ist, trägt ebenso wie die substantivierung in sich die keime zu neuen richtungen der bedeutungsentwicklung. in beiden fällen ist es namentlich die annäherung an gewalt im sinne von violentia, die sich geltend macht: wer daz wîb wâre sô gewaltîgo varentiu, haec mulier tam imperiosae auctoritatis. Boethius 19a; wîo gewaltîgo diu natura iro zoum chêre, quantas rerum habenas flectat natura potens. 102a; curte dîn swert umbe dîn diêh, filo gewaltigo, accingere gladio tuo circa femur tuum potentissime. psalm 44, 4 (der helt Luther; geweldiclichen Trebnitzer psalmen); wafene dih mit demo swerte dînero lero, diû gewaltigo den sun sceîde fone demo fater. zu psalm 45, 4 (Hattemer 2, 157b). δ) die substantivierung des adjectivs. 1)) objectivierung: alde waz mag tiu gûollichi gewaltiges, unde mahtiges haben, diu mit sô gnôtên marchôn bedwungen ist, amplum magnificumque. Boethius 86b. 2)) personificierung. a)) wanda diê gewaltigen dirro werlte, die wurden des in ubelmo, daz iro leges (êa) fone Gotes legibus (êon) ferzoren solton werden. zu psalm 45 (Hattemer 2, 163a); niêht ne fersêhent iûh ze gewaltigen, nolite confidere in principibus. 145, 3 (nicht ingetruwet in di vursten. Trebnitzer psalmen; ähnlich 146, 3); dero gewaltigôn bolgenscaft, offensio potentium. Boethius 28a; dero gewaltigôn gûoti, probitas utentium. 80a. b)) kemag sî danne îeht wider demo gewaltigôsten, potentissimum. Boethius 154a. c)) übergang in die bedeutung 'violentus, superbus, saevus': fone diu smulzen potentes et superbi (kewaltige und ubermuote) also wahs fone Gotes anasiûne. zu psalm 96, 5 (Hattemer 2, 347b). ebenso 103, 16; waz ist tîen muôdingen, daz sie dîe gewaltîgen furhtent? quid tantum mirantur miseri ... saevos tyrannos. Boethius 25b; mit tiu infûorest tu demo gewaltîgen sîn zorn. 26a. b) auch der gebrauch in der mittelhochdeutschen dichtung geht kaum über die eben gewonnenen linien hinaus. das Nibelungenlied ist nach dieser seite sogar weit conservativer als etwa Notker. α) verbindung mit eingrenzenden zielbestimmungen. der unterschied zwischen persönlicher und unpersönlicher bestimmung läszt hier bei der gröszeren zahl einschlägiger belege den einflusz viel deutlicher erkennen, den er auf die bedeutungsentwicklung im einzelnen falle ausübt. 1)) genetivverbindungen. a)) bei persönlicher zielbestimmung: Parzivâl sprach zim 'sît ir möht ich nu wol iu beiden eʒ (das kind) wart der juden gewaltic sint. Artûs sprach 'daʒ wil ich tuon. diu fürstin an den fürsten sach: mêre denn man iu enphalch, genâde sol bi gewalt sîn zwifaltig. diu ist gar gewaltik min [Bd. 6, Sp. 5117] dô stuont ich vor ir betteund hôrt waʒ si dô sprach. b)) bei unpersönlicher zielbestimmung. α)) gedenke, kuninc rîche dem brâht er guote mære doch wart er gewaltic der rîch ich gibe üch landes darzuo vil, do furt er in uf ein hhe. des helfe mir der süeʒe Krist, er (Jacob) sprach: 'lieber vater mîn, β)) gewaltic kleiner vogellîn was wil si mein, was wil si mein, si sprach 'ich senfte iu schiere. si dâht ouch maneger êrenvon Nibelunge lant, grôʒ triwe het im sô bewart 'für daʒ ors des ir hie gert wâ von sol man hine vüre mîn geplätze erkennen? 2)) verdrängung der genetivconstruction durch accusativformen: der künec sprach 'des sît gewert, [Bd. 6, Sp. 5118] 3)) präpositionalverbindungen. a)) iʒ wârin ouh chunege creftic unde nimet mich imer wundersît er dîn eigen ist, uber die risen und gezwerg b)) diz geschach in eime lantvride, er kom da er einen probest sach, c)) eʒen hilfet gein iu schilt noch swert, do enwolde diu gute. β) unter den formen der elliptischen weiterentwicklung tritt die privatrechtliche ausprägung in der dichtung naturgemäsz zurück (vgl. dagegen unter c), um so lebhaftere pflege hat die staatsrechtliche gefunden, vor allem in der verbindung mit dem verbum substantivum. 1)) beziehung auf weltliche machtfactoren. a)) geschlossene verbindung: daʒ si gewaltec wæren,daʒ tâten si wol schîn. sus wart der furste rîche nu was ein valschafter man ich sihe (daʒ mir sanfte tuot) b)) gelockerte verbindung: welhe wege si füerenze Rîne durch diu lant, von Roten zuo dem Rînevon der Elbe unz an daʒ mer, abir schribit Salomon der koning [Bd. 6, Sp. 5119] Isac Abrahames sun dâ von wil ich des verjehen, do nam uf sinen palas c)) verbindung mit factitiven verbis: swer hilfet rechen mîn leit, 2)) übertragung auf göttliche macht (vgl. schon die sp. 5118 angeführte stelle aus Brun v. Schonebeck): dar undir wârin der lip ist ce fleischlichen sachen nu was ein groʒ gotinne der vater. der den sun hete gisant. er ist gewaltic unde starc, 'Silvester', sprach er, 'hore mich! 3)) übertragung auf unpersönliche träger: des antwurte Sîfrit,der kreftige man, γ) die attributive verwendung des adjectivs zeigt vor allem in der geistlichen dichtung eine erweiterung ihres gebietes, da das adjectiv mit bezug auf gott gern angezogen wird. die freiere fügung in der poetischen kunstform begünstigt dabei diejenige form des attributs, die sich der apposition nähert und zur substantivierung führt. 1)) weltliche macht: fur dem chunige in dem sale du solt ein künec gewalticbî neben Etzelen sîn. Nibelungen 2095, 4; unt sint erstorbenalle mîne man, lâʒ dir mit trûwen wesen leit, [Bd. 6, Sp. 5120] und dar umb gepôt der geweltig kaiser Alexander seim volk, daʒ eʒ der veigen nicht æʒ. buch der natur 322, 11; dâ sol ich mîme herrenwerben ein ander wîp, sus kêrte er dannen zehant und alse der zins ûf sîne vart die Joseben chouften do si in z Egypte lande brahten, von sinen gnaden iʒ quam nu was bi in ein reiner degen, nû was dâ bie geseʒʒen 2)) übertragung: vrowe, aller hôgeste minnerinne, ouwê, gewaltiger Krist, got gewaltic, waʒ du schickest swer sich unreiner lust irwerit sô wil ich dir in nennen, [Bd. 6, Sp. 5121] here got? want we is here âne dich here ove we is got âne dich, got. ovirste, beste, geweldiste, allergeweldiste, barmherziste, inde gerehtiste, hêmelîchiste inde offenbâriste stêde inde unbegrîflich, unwandelbêre inde dû wandeles alle dinch, inde die stolzen leides dû in dat aldir, inde si enwizzen es niet. die rede von den XV graden (Trierer handschr. des 14. jahrh.), Germania 6, 148 (vgl. oben sp. 5094); ach herr, wie oft er mich gevangen hât, daʒ mich diu aller tugentleichst ... diu geweltigst allzeit hât erlœst auʒ seinen scharpfen klâen. buch der natur 182, 7. δ) für die function des adverbiums treten die belege in der mittelhochdeutschen periode ganz zurück; hiefür liegen in den formen gewalteclîchen, gewalteclîche (s. gewaltiglich) besondere bildungen vor. auch die substantivierung unseres adjectivs ist hier wenig entwickelt: Adrianus der wart zornvar. c) in der übergangsperiode von der mittelhochdeutschen zur neuhochdeutschen zeit machen sich die einzelnen stilformen der prosa mit ihren besonderen bedingungen für die bedeutungsentwicklung des adjectivs geltend. in älteren chroniken überwiegt die verbindung mit einem persönlichen genetiv, die sich enger an die oben belegten fügungen anlehnt. die rechtsprache bevorzugt verbindungen mit unpersönlichem genetiv, bei denen die parallele von gewalt und besitz durchschlägt. in der geschäftsprache der urkunden tritt die auf elliptischer fügung beruhende attributive verwendung mehr in den vordergrund. vereinzelt werden auch schon ansätze zu der bedeutung violentus bemerklich, so in der verbindung gewaltige hand (s. unter 2); doch ist beim adjectiv diese entwicklung lange nicht so früh belegt wie an der adverbialform gewaltiglich s. d. α) die zielbestimmung wird hier fast immer im genetiv angefügt, präpositionalverbindungen sind selten: to Babilonie irhuf sik dat rike, die was geweldich over alle land. Sachsenspiegel landrecht 3, 44 § 1 Homeyer; vgl. auch die infinitive mit zu. 1)) mit persönlichem genetiv: a)) welch gesellen nicht beleiben wolten, der sie nicht gewaltig weren, di solt man lazzen reiten. (bestellung der söldner 1388) d. städtechroniken 1, 172 (Nürnberg); und wollen das für uns und alle die unsern, deren wir gewaltig sind und uns zu versprechen stehen, getreulich und ungefährlich helfen, in kraft dieses briefes. schreiben des herzogs Ludwig von Ingolstadt (1436) bair. landtagshandl. 4, 85 Krenner; ir wort waren so menchveldich, int want hint din avent is b)) wer aber, daz kein jud in den vorgenanten steten mit iemant, der in solch gült schuldig were, an der rechnung stözzig würden oder ze hert sein wolten, so sol dez der rat in der stat, do dann derselb jud gesezzen ist, gewaltig sein und uff im bleiben. (vertrag der bevollmächtigten könig Wenzels mit dem städtebund wegen der judenschulden 1385) d. städtechroniken 1, 117; so es sache wehre dasz uns ehehafftige noth antreffen würden als gefängnüsz, krieg oder ander geschichte, unser oder unser manne ehre und leib zu lösen, dasz wir dann derselben unser fürstenthumb, land und leute gewaltig sein, zu thun und zu lassen. urkunde herzog Bolkos von Schlesien (1353) bei cod. Germ. dipl. 1, 1091, vgl. 698; stirbt ain man ân geschaeft, und læt hie hausfraun und chint, so sol deu witeb der chint und des guots gewaltich sein. stadtrecht von München 124 (Auer 49). 2)) unpersönlicher genetiv. [Bd. 6, Sp. 5122] a)) do er in die stat kom do fieng er 6 ritter, die die stat und in verkauft hetten gein dem von Mailand, den schlg er ire haubt ab mit sin selbs hand und ward der stat gewaltig piz an den Rocken. d. städtechroniken 4, 92 (Augsburg, zu 1390); auch daden sie die dinere abe, den die porten befolin waren, und sasten sie diner dar, die in swrin, also daz sie der porten und der thurne geweldig wurden und noch sint. 17, 358 (Mainz, zu 1322). b)) swaz aver er hat des er gewaltich ist, ist daz ein beraitscheffte oder an gute ouff der erde, in der stat oder dervor, daz er mit der stat gedinet hat, swelher hande oder swelher laie daz ist, daz sol er stiüren als ein ander burger. stadtbuch von Augsburg 76 Meyer; swa aber ein huswirt oder ein husfrowe, dú húser hant in ir hant und der gewaltig sint ze den heiligen swerrent, das es ane ir wissende, helffe und rat geschehen si, die súln der bsse mit dem eide ledig sin. (1341) Züricher stadtbücher 1, 167; man soll ihm auch das gutt lassen in geweren etc. das ist, man soll ihn des guts geweltig sein lassen, dass er es auff seinen gewin und vorlust haben und vortretten musz. glosse zum Sachsenspiegel (3, 83) abdruck von 1561 s. 472c; da si di sache uz ir hant gaben, da waren si ir nicht me gewaldic. Freiberger stadtrecht 49, 46 Ermisch; gebit und vorreicht ein man in gehegetem dinge vor richter und vor scheppen eime sinir kindir hundirt mark in alle sin gut vor us tzu nemen vor andirn sinen kindirn noch sime tode tzu tune und tzu lasene. di wile her abir lebit so wil her selbir gewaldig sin des gutes und domitte tun und lasen. so sal di gobe bliben. das alte Kulmische recht 4, 21 (Leman 108); vorghift en wat, of he sterve dat men dat dar denne antwarde, de wile he leve so wille he des gheweldich sin, dat ne is nen gave. die Goslarischen statuten 9 Göschen; Cne Dreltz is gekomen vor gehegt ding unde het gegeven L. siner eliken husfrowen sin egen tu eime lifgedinge; selven wil he des gewaldich sin, die wile he levet. Hallische jahrbücher (ende 14. jahrh.) 1, 434 Hertel; unde let he sik dat recht to dren iaren achteren, al dus vor de dörre, legghen, so zal de ghene deme de wort to höret, des ghewöldich wesen. Wisby stadslag 3, 2, 4 Schlyter; so sol der rihter der frowen vormunt sin, unz daz si ir einen geneme, und sol die frowen ires gutes gewaltic tun, des er si ungewaltic hete getan. Schwabenspiegel cap. 44, 1; gestet he also, so hat he daz cinsgelt gewunnen, unde der richter sal is in gewaldic tun. Freiberger stadtrecht 1, 21; so suln si für den rihter varen, in des gerihte daz gut lit, und suln ez dem klagen: der sol si ir guts gewaltic machen. Schwabenspiegel 92, 2; wirdet einem manne ein hus geeigent, als recht ist, daz sal man im rumen in vircehn tagen; oder ienre, der da inne ist, rumet he iz nicht, he verlusit sechzic schillinge ... tut he des dennoch nicht, so sal der richter mit im dar gen unde sal im helfen, daz da gerumet werde ane widerrede ... ist he zu cranc, he sal di burger zu im nemen unde sal ienen uzwisen unde sal disen darin wisen unde sal is in gewaldic machen. Freiberger stadtrecht 5, 20; gesten si abir alle, als recht ist, so muz man ir ir erbeteil leisten unde bewisen in deme dinge. tut man des nicht, der richter sal si is gewaldic machen. 5, 2; do gevil dem vorgen. Merten do mit vrag und urtail, er scholt mir mein recht geben, daz hat er getan, und scholt ich in des haus gewaltig machen und an die gewer setzen. Wiener urkunde von 1350 (aus hist. equit. teuth. 3, 71) bei 698; ich obgenanter Johannes herr zu Abensperg, und ich Niclaus herr zu Abensperg sein sohn setzen den benanten prior, convent und all ihre nachkommen der benanten gült und gelts ein, ausz unser nutz unnd gewier, inn ihr nutz unnd gewier, unnd machen si der gewaltig hiemit in krafft desz brieffs. stiftsbrief des klosters zu Abensberg (1462) bei 2, 229; dieweil wir aber in solch obgenant gült zu ewigen zeiten nit gekauften, und bisz auf ihr bengen derselbigen gewaltig gemacht haben, so soll derselbig hauptstifftbrieff hinder dem ehrw: in gott herrn Conraden abt, oder sein nachkommen und den convent St. Haimeran gottshausz zu Regenspurg still ligen, so lang bisz wir die gült in masz, als oben geschriben stehet, gekaufften und sie derselben bisz auff ihr bengen eingesetzt und gewaltig gemacht haben. ebenda und öfters. 3)) und mac er danne zwene man ze im haben, die daz sahen und horten, daz ez im die lihen, die sin ze den selben ziten gewaltic waren zu lihenne. Schwabenspiegel cap. 34, 1; [Bd. 6, Sp. 5123] wir wellen und setzen, daz die schergen und vorsprechen chainer schidung gewaltig sein. stadtrecht von München art. 274 (Auer 106); wir haben uns auch vollen gewalt behalten und uzgenomen swaz wir fürbaz z disen vorgeschriben gesatzten erdencken chünnen und mugen da von gemainlichen richen und armen zuht, fride und gemach wachsen und komen mag, daz wir daz alle zit gewaltig sien ze tn. (zweiter zunftbrief von Augsburg 1368) d. städtechroniken 4, 145. β) für die verbindung mit dem verbum substantivum läszt sich die bedeutungsverengerung und ebenso die unterdrückung der zielbestimmung an einigen beispielen anschaulich verfolgen: ist er dann gevangen in unsers herren gericht, das zu Fügnër schrann gehört, so sol man in antwurten auf den dingpühel, und wer dann derselben schrann gewaltig ist, der sol uns siczen und unverzogne recht tuen. landrecht im Zillerthal, österr. weisth. 1, 320; wenn der kamrär nicht geweltig möcht in allen sachen sein, so sol im der vogt helfen. öffnung und rechte von Ötzthal, ebenda 3, 74; und hant ch die vorgenanten juden oder den, der dis brieves gewaltig ist, getröstet und gelopt uf dem selben phande getrúwelich ze schirmende. Basler urkundenbuch (1335) 4, 120 Wackernagel; wenn das jar auz chümbt, so sol di fraw von newen anvengen, oder ire kinder, ist dass sie dem guet genüg und gewaltig mag sein mit dem paw an abganck. (urkunde der abtei Chiemsee 1462) mon. boica 2, 513; sölliche stösz ist vor zeiten pei unsern gedingen für recht kummen, und hat recht und urtail erfunden, daz ain ieklicher sol mit sein aigen gut frei und ledig und ganz gewaltig sein und seinen willen darmit tun. civil- und kriminalstatuten von Münsterthal (1427), österr. weisth. 4, 359; parrochianus, qui dicitur vulgariter geweldig man .. poterit sibi ortum construere in campo. Kölner urkunde von 1341 bei 3, 361, vgl. 31b. γ) die attributive verwendung des adjectivs erfreut sich gerade in dieser stilform einer vielseitigen entwicklung, da der kreis der substantiva, die eine verbindung mit gewaltig eingehen, hier sehr ausgedehnt ist. die staatsrechtlichen machtfactoren treten zwar zurück, dagegen nimmt die zahl der auf die vorstellung einer übertragung der gewalt zurückführenden substantiva zu. hier wiederholen sich die bei gewalt oben belegten gegensätze, indem bald die vorstellung der machtausübung, bald die der stellvertretung in derselben überwiegen. 1)) verbindung mit staatsrechtlichen typen: ich grave Hainrich von Werdenberg vergich ouch, daʒ ich ainen gelerten aide gen der hailgen gesworn han, alleʒ daʒ getriwlich stæt ʒe halten und ʒe vollefuern, daʒ hie verschriben ist. ich sol ouch bi der vogtai beliben bis an ainen ain welligen und gewaltigen Römschen kuenig. graf v. Werdenberg verpflichtet sich, der stadt Ulm zu helfen (1328), s. Ulmisches urkundenbuch 2, 82; ich ... mein hausfrau ... veriehen offenbar mit dem briefe, daʒ unser vater Chunrat der alt Torsch ze lehen hat genomen von unsern genädigen herrn herrn Ludweigen dem hochgeporn fürsten ze Bayrn und geweltigen kaiser dez römischen reiches, einen werd. (1381) monumenta boica 4, 173; ir moicht geweldich sicherliche 2)) machtausübung in stellvertretung. a)) ausprägung der vorstellung der 'machtausübung': wa ich iu erwette den rehten munt, den gewerten munt, den gewaltigen munt, nâh Swâbe ê, nâh Swâbe rehte, so von rehte ain vrî Swâb ainer vrîen Swâbin sol, mir ze mîneme rehte, iu zuo iuwereme rehte, mit mîneme volewerde engegen iwereme vollen werde. Schwäbische trauformel ( denkm. 13, 319); ich spriche meinem herrn zu recht, das er zu dreien zeiten gewaltigen ban hat, zu wihenachten u. zu ostern u. zu s. Peters mess und zu ieglicher zeit drei fuder weins ussleget, das ist zu den dreien ziten neun fueder. weisth. 1, 754 (Unterelsasz, Neuweiler); ich Asm. Pirkner an der zeit meines gnedigen herrn zu Rot etc. richter bekenne offenlich mit dem brief. als ich an offner schrann in der [Bd. 6, Sp. 5124] hofmark Pillersee mit gewaltigen stab sass zu rechten: da komen die 12 geschwornen rechtsprecher. landrecht von Pillersee, österr. weisth. 2, 90 anm.; dasz ich mit gewaltigen stab zu gericht sasz. urkunde von 1450 bei 1713; so offent man euch, das mein frau oder ir anwalt, wem si gewalt darzu geit, hat einen gewaltigen richttag in irer freien stift ietzo in dem pantäding mit minn oder mit recht umb alles, das ir läut und güeter angehört oder anget. öffnung und recht im Ötzthal, österr. weisth. 3, 73; anno 1282 ist Albrecht der erst hertzog zu Osterrich von sinem vatter kúng Rudolffen zu gewaltigem gesetzt úber das land Osterrich. Basler chron. 5, 17. b)) machtausübung und stellvertretung halten sich die wage: item ... solle ein apt von Swartzach haben sitzen von sant Peters gnaden einen gewaltigen schultheissen zu Trusenheim an dem gerichte. weisthümer 1, 734 (Unterelsasz, Drusenheim); ist, daz he ein dinc sitzet oder zwei, ab der underste voit dabi nicht ist, waz vor im geteidingit wirdit an ein zil, daz bezugit man wol mit im, wen he gewaldiger richter ist unde sin gerichte von dem konige hat. Freiberger stadtrecht 34, 3 Ermisch; ich phleger zu Ratenberg bechenn offenleich mit dem brieff, daz ich zu Praitenpach auf eleichen taiding an dem rechten saz mit dem stab als ain gewaltiger richter. (Brandenberg 1434) österr. weisth. 2, 136; es sind unsre landrecht, das ain ieder pfleger ze Kropfsperg ain gewaltigen richter haben sol zu lassen und ze tuen und sol dhainen arm noch reichen nicht gepieten gen Kropfsperg zu taiding. landrecht im Zillerthal, ebenda 1, 318; wir die geweldige ind verdiende scheffenen des hoen gerijchtz zo Cœlne. (1430) acten z. verfassung d. stadt Köln 626; do griffen si ouch zu hant den selben burgermeister unde hiwen on an vier stucke, unnd ouch andere redeliche gewaldige luthe, radmanne, di das mete wusten, den hiw man di koppfe abe. Thüringisch-Erfurtische chronik 3 Hesse; in des brobstes abwesen mit erlöbnuss zweier oder dreier der gewaltigosten chorherren in namen und stat der andern. ordnung für den stiftsschulmeister zu Münster (Graubünden 1420), sammlung .. pädagogischer schriften 12, 46; meiner swester kint, der got genad, der ich doselben gewaltiger pfleger war. Fürstenfelder urkunde von 1338, mon. boica 9, 177. c)) die stellvertretung giebt den ausschlag: es gepeut unser genedigister herr kunig Lasslaw zu Hungern ... sein obrister haubtman her Wolfgang von Wallsse, sein gewaltiger lantmarschalh in Österreich. copey-buch d. stadt Wien (1454), fontes rerum Austriacarum 2, 7, 13; item, und mainent si die selben schiltheren, in sol chain richter nicht gepieten umb chainerlai sach ân meinen herren oder seinen gewaltigen hauptman. (gericht im Passeier) österr. weisth. 5, 94; der gewaltige bote. Mühlhauser rechtsbuch 12 Förstemann neben waltpode, gewaltbote (s. d.) und mächtiger bote vgl. Germania 5, 242. δ) hieran knüpft vor allem die substantivierung: die virde sache der ehaftigen nodt kumpt von herndinste. die ist manchfeldig zcu erkennen, wan des hern dinst mit urteiln geboten wirt, ader der rat gebut in witpilde, ader des herrn gewaldigen ader sein selbst bote; das dinst mus man dan tun. J. Purgoldt rechtsbuch XXXI, s. sammlung deutscher rechtsquellen 2, 184; darüber mehr thun wir ihnen die gnade, das sie nirgendt mehr unsern gewaltiegenn, noch unsern voigdten noch mannen unterthenig sollen sein. (Weimar 1310) bei Klingner dorfrechte; do sprochen der fursten gewaldigen, is enwere om nicht nutze das her sie also beschedigete ane redeliche schulde. thüringische chronik 611; nu hiessen on die herren zu Doringen unde zu Missen dorumbe beteidingen uf eime tage, den ir gewaldigen mit om hilden, worumbe her sie roubete. ebenda; do sy zu deme rathuse quomen, do was das rathusz geuffent, do erschrocken di burgere gar sere und frageten, wy das zu ginge; esz en wolde nymant wisse. eyner fragete den andern under den gewaldigen, si sprochen alle, si woston sie nit. Thüringisch-Erfurtische chronik 2 Hesse. vgl. 2, 100, vgl. auch gewaltiger. d) auch hier giebt die bibelübersetzung, der sich die geistliche prosa des 14. und 15. jahrh. anreihen läszt, ein anschauliches bild von den mannigfachen verschiebungen, denen der litterarische gebrauch des adjectivs im übergang zur neuhochdeutschen periode unterliegt. es ist nicht blosz erweiterung und ausdehnung, sondern in mancher hinsicht auch eine verkümmerung zu beobachten. im cod. Teplensis z. b. tritt die verwendung auffallend zurück, während die Trebnitzer psalmen andererseits den gebrauch steigern. [Bd. 6, Sp. 5125] bei Luther büszen die charakteristischen formen älteren gebrauches an geltung ein, während einige andere, so namentlich die attributive function und die substantivierung, vorschreiten. α) die verkümmerung der bisher bevorzugten gebrauchsformen. 1)) die verbindung mit einem genetiv oder einer andern form der zielbestimmung erreicht in den Trebnitzer psalmen ihren höhepunkt und schrumpft dann rasch zusammen. am zähesten wird sie noch in der Züricher bibel festgehalten. a)) nuo von dem driten wortzeichen, das ist, das ir deste bas merken und gelouben súllent, das got ein herre ist und unser aller gewaltig ist. 155; gott, der mein und ewer gewaltig ist, getrawe ich wol, er werde mich vor euch beschirmen. ackermann aus Böhmen 14; unde he gap si in di hende der leute, unde geweldic sint ir di si haztin. Trebnitzer psalmen 105, 41 (et dominati sunt eorum qui oderunt eos, unde iro fienda wiêlten iro. Notker; und di si hasten, die herschtent ir. Eggestein. Koburger; das uber sie herrscheten, die inen gram waren. Luther. ähnlich 106, 41); di genge min berichte alna der sprochin din, unde nicht geweldic inwerde min alliz unrecht. Trebnitzer psalmen 118, 133 (et non dominetur mei omnis iniustita, unde nehêin unreht ne walte mîn. Notker; alles unrecht herscht mein nit. Eggestein. Koburger; und las kein unrecht uber mich herrschen. 119, 133. ebenso Eck. Dietenberger. Kautzsch); darzuo so hast du ouch einen nuowen glouben in kuorzen joren gelasan ufgon, und das sint cristonmenschen, und in dem selban glouban so hast du ir also vil gelosen werden und ouch also gewaltig úber uns werden, also das mich ouch wunder hat. buch von den fünf mannen bei Nicolaus v. Basel 123. b)) wiltu aber mînen willen tun, sô wil ich dich êren und wil dich gewaldic tun alles mînes rîchis und wil dich nemen zu einer êlichen vrowen. heiligen leben, deutsche mystiker des 14. jahrh. 1, 156; und dich über dises alles samen gewaltig gemacht. Züricher bibel (Froschauer) Dan. 2, 38 (et sub ditione tua universa constituit; und hat geschickt alle ding under deim gebot. Eggestein, ähnlich Koburger; alle ding in deinen gewalt gestellt. Dietenberger, ähnlich Eck; und dir uber alles gewalt verlihen hat. Luther; den er über alles zum herrscher gemacht hat. Kautzsch); vrowe dich gûtir und getrûwer knecht! wan d in eime cleinen bist getrwe gewesit, du wirdes gewaldic ubir zen stete. evangelienübers. Lucas 19, 17 (eris potestatem habens; du wirst haben gewalt uber 10 stet. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Korurger. Eck. Kautzsch; solstu macht haben uber zehen stedte. Luther. Dietenberger); Katherîna, sich ane dîne jugent und dîne geburt und dîne schônde und kêre dich zu unsen goten! ich wil dich setzen gewaldic in mîme rîche und wil ein bilde nâch dir lâzen gizen daz allez mîn volc muz anebeten. heiligen leben, deutsche mystiker des 14. jahrh. 1, 256; und dô was ein keiser zu Rôme der hîz Phylippus; der hate einen sun der hîz ouch Phylippus, und dise di wurden gewaldic zu Rôme. 174; du bist der herr des läbens und tods gewaltig bist. Züricher bibel, weisheit Salomonis 16, 13 (ebenso Dietenberger und Eck; et mortis habes potestatem, hast gewalt des lebens. Eggestein. Koburger. ähnlich Luther; du hast macht über leben und tod. Kautzsch); aber er was alle zît des vernünftigen willen alsô gewaltig, und was sîn vernünftiger wille als eine mit dem götlîchen willen des vatter (wan ir beider wille was ein wille), daz er einen ougenblik nie gewürkte ûz dem natiurlîchen willen. von dem liden unsers herren, deutsche mystiker des 14. jahrh. 1, 290; geweldic uf der erdin sal sin das geslechte sin. Trebnitzer psalmen 111, 2 (potens in terra erit semen ejus, sîn sâmo .. kemag filo in terra beatorum. Notker; sein same wirt gewaltig in dem land. Eggestein. Koburger; des same wird gewaltig sein auff erden. Luther. ebenso Dietenberger. ähnlich Kautzsch; bei in den versionen von 1521 und 1524 sein same wird regirn; bei Eck: mächtig .. sein); got ist gewaltig von diesen stainen zersten di sune Abrahams. cod. Tepl. Mattheus 3, 9 (gott vermag dem Abraham aus diesen steinen kinder zu erwecken. Luther). 2)) engere verbindung des adjectivs mit dem verbum substantivum. a)) der do geweldic ist in der togunt sin ewiclich. Trebnitzer psalmen 65, 7 (qui dominatur in virtute sua, der in sînero chrefte iêmer hêrresôt. Notker. ähnlich Eggestein. Koburger; er herrschet mit seiner gewalt. 66, 7. ebenso Dietenberger. Eck; er herrscht in ewigkeit durch seine stärke. [Bd. 6, Sp. 5126] Kautzsch); di da werden gesechen ze sein gewaltig den leuten. cod. Tepl. Marcus 10, 42 (ebenso Eggestein. Koburger, qui videntur principari gentibus; di da gesehin werden vrstinschaftinde. Beheim; das die weltliche fürsten herrschen. Luther). b)) herre, got der togunde, wer ist glîch dir? geweldic bistu, herre, unde di worheit din ist umme dich. Trebnitzer psalmen 88, 4 (potens es domine, dû truhten bist mahtig. Notker; du bist gewaltig. Koburger. Eggestein. Kautzsch; ein mechtiger gott. Luther. ähnlich Dietenberger). ähnlich Trebnitzer psalmen 75, 4 (hier in der ganzen übrigen bibelübersetzung andere auffassung); wan er hat mir getan michele dink, der da ist gewaltigt. cod. Tepl. Lucas 1, 49 (der do ist gewaltig. älteste drucke; der da mechtig ist. Luther); wer ist der konig der eren? unse herre starg und mechtig, unse herre ist geweldic in dem orleuge. Trebnitzer psalmen 23, 8 (truhten, mahtiger in wîge. Notker; der starck und der gewaltig herr, mechtig an den streit. Eggestein. Koburger; gewaltig und ein held .. ein kriegsheld. Kautzsch; der herr, starck und mechtig, der herr mechtig im streit. Luther. ebenso Eck. Dietenberger); es ist z förhtende, daz dis valsche schedeliche volk vil zarter mürwer menschen an sich ziehende und gewinnende werdent, der ein teil riche und gewaltig werdent sinde, und ir ch ein teil gar behender vernünftiger pfaffen der under werdent sinde. buch von den zwei mannen 39 Lauchert. β) die weiterentwicklung der weniger gepflegten verwendungen trifft in der bibelübersetzung den attributiven gebrauch und die substantivierung, während die function des adverbiums noch zurückbleibt. 1)) der attributive gebrauch erweitert sein gebiet vor allem im zusammenhang mit der abschwächung der bisher beobachteten eigenart des adjectivs und der annäherung der bedeutung von potens an die von robustus, fortis, vehemens. wie sehr diese annäherung durch die bedeutung der substantiva begünstigt wird, mit denen das attribut sich verbindet, zeigt der nachfolgende überblick, bei dem es oft nur auf grund des textes der vulgata möglich ist, zu entscheiden, ob die ältere bedeutung potens für das adjectiv anzunehmen ist, oder ob die jüngeren uns geläufigeren bedeutungen robustus, fortis, vehemens vorliegen. beachtung verdient, dasz für den letzteren fall die ältere bibelübersetzung übereinstimmend an adjectiven wie stark, kräftig festhält, während Luther hier unser adjectiv einbürgert. a)) die belege, in denen das adjectiv einem potens der vulgata entspricht, weisen nicht blosz weltliche machtfactoren als träger des begriffes auf, sondern auch abstracta und körperliche organe, die dann leicht zu der neueren richtung der bedeutungsentwicklung überleiten, wie gewaltige stadt, gewaltige hand u. a.: einer ists, der allerhöhest, der schepffer aller dinge, allmechtig, ein gewaltiger könig, und seer erschrecklich. Sir. 1, 7 (unus est altissimus creator omnipotens et rex potens, ein gewaltiger kunig. Eggestein. Koburger); jederman weis, das du der gewaltigst fürst bist, im gantzen königreich, und dein gut regiment wird uberal gepreiset. Jud. 11, 6 (quoniam tu solus bonus potens es in omni regno ejus, das du bist allein gt und bist gewaltig. Eggestein. Koburger); Chus aber zeugte den Nimrod, der fieng an ein gewaltiger herr zu sein auff erden. 1 Mos. 10, 8 (ebenso Eggestein. Koburger. Dietenberger. Kautzsch; ipse cepit esse potens in terra, der hat angefangen mächtig zu sein. Eck); (Arphaxad) bawete eine grosse gewaltige stad, die nennet er Ecbatana. Jud. 1, 1 (civitatem potentissimam, und er baute die gewaltigsten stat. Eggestein. Koburger); die augen des herrn sehen auff die, so in lieb haben. er ist ein gewaltiger schutz, eine grosse stercke, ein schirm wider die hitze. Sir. 34, 19 (protector potentiae, er ist beschirmer des gewaltz, ein vestenkeit der tugent. Eggestein u. a.); der do uzleite daz isrehelische volc durch daz mittelunge ir (de medio eorum) in der hant gewaldic unde in dem arme ho. Trebnitzer psalmen 135, 12 (in manu potenti et brachio excelso, mit waltentero hende. Notker; in einer gewaltigen hand. Eggestein. Koburger. Eck; durch mechtige hand. 136, 12. ebenso Dietenberger; mit starker hand. Kautzsch); du hast einen gewaltigen arm, starck ist deine hand. psalm 89, 14 (din arm ist mahtig. 88, 14; din arm mit mechtikeite. Trebnitzer psalmen; brachium cum potentia, dein arm mit ... gewalt. Eggestein. Koburger; dein arm mit macht. Eck; du hast einen arm voller kraft. Kautzsch); so demütiget euch nu unter die gewaltige hand gottes, das er euch erhöhe zu seiner zeit. [Bd. 6, Sp. 5127] 1 Petr. 5, 6 (sub potenti manu dei, under di gewaldige hant gotes. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger. Emser u. a.). b)) in den fällen, in denen die vulgata das substantiv virtus oder die adjectiva fortis, robustus, vehemens bietet, hat das von Luther eingeführte gewaltig vereinzelt in den Trebnitzer psalmen schon einen vorgänger. von den späteren übersetzern folgt ihm meist Dietenberger, während Eck zum älteren gebrauch zurückkehrt; für violentus meidet unser adjectiv, vgl. sp. 5129. α)) aber du gewaltiger herrscher, richtest mit lindigkeit, und regierest uns mit viel verschonen. denn du vermagst alles was du wilt. weisheit 12, 18 (tu autem dominator virtutis, wann du bist ein herrscher der krafft. Eggestein. Koburger); di stimme unsis herren ist uf di wazzer, der geweldige got ane lutte. Trebnitzer psalmen 28, 3 (deus majestatis intonuit, got dero magen chrefte. Notker. ebenso Eggestein; maiestet Koburger. ebenso Eck; der gott der ehren. 29, 3. ähnlich Dietenberger; gott der herrlichkeit. Kautzsch); und hat sich niemand wider in (Alexander) setzen dürffen, und hatte ein gewaltig gut kriegsvolck. 1 Macc. 1, 4 (et congregavit virtutem et exercitum fortem nimis, und er samelt die krafft und ein heer als starck. Eggestein. ebenso Koburger); er lesst verkündigen seine gewaltige thatten seinem volck, das er inen gebe das erbe der heiden. psalm 111, 6 (virtutem operum suorum annunciabit populo suo, er skeînet sinemo liûte, waz er getuon mag. Notker; di togunt der werke sin sal he gebotschaffen. Trebnitzer psalmen). β)) gegenüber von fortis weicht Luther gelegentlich zu gunsten von grosz ab, selbst im gegensatz zu älteren übersetzern: der grosse könige schlug .. und erwürget mechtige könige. psalm 136, 18 (et occidit reges fortes, der die gewaltigen und die mahtigen chuninga slûog. 135, 18; die starcken kunig. Eggestein. Koburger. ebenso Eck; konige grosz. Trebnitzer psalmen; majestätische könige. Kautzsch). meist aber macht Luther gerade hier von unserem adjectiv gern gebrauch: die kinder aber Thola waren ... heubter im hause irer veter von Thola, und gewaltige leute in irem geschlecht an der zal zu Davids zeiten zwei und zwenzig tausent und sechs hundert. 1 chron. 8, 2 (viri fortissimi, die stercksten. Eggestein. Koburger. Eck; gewaltige sehr starcke leut in ihren geschlecht. Dietenberger); Naeman der feldheubtman des königes zu Syrien, waz ein trefflicher man fur seinem herrn, und hoch gehalten, denn durch in gab der herr heil in Syrien, und er war ein gewaltiger man und aussetzig. 2 könige 5, 1. ebenso Dietenberger (erat autem vir fortis et dives, sed leprosus, ein starcker man und reich. Eggestein. Koburger. Eck; aber der mann war bei aller vortrefflichkeit aussätzig. Kautzsch). γ)) aber die kinder Bela waren, Ezbon, Usi ... und Iri die fünffe, heubter im hause der veter gewaltige leute. 1 chron. 8, 7. ebenso 8, 5 (viri robustissimi, die stercksten. Eggestein. Koburger. Eck; starck gewaltiger leut. Dietenberger); da erschracken die fürsten Edom, zittern kam die gewaltigen Moab an, alle einwoner Canaan wurden feig. 2 Mos. 15, 15 (conturbati sunt principes Edom, robustos Moab obtinuit tremor, die fursten der Edom. die kreftigen Moab. Eggestein; die starcken Moab. Koburger); Chus aber zeuget den Nimrod, der fieng an ein gewaltiger herr zu sein auff erden (vgl. oben sp. 5126) und war ein gewaltiger jeger fur dem herrn, daher spricht man, das ist ein gewaltiger jeger fur dem herrn, wie Nimrod. 1 Mos. 10, 9 (ebenso Dietenberger. Kautzsch; robustus venator coram domino, und er war ein starcker ieger vor dem herren. Eggestein; ein stoltzer jeger. Koburger. ebenso Eck). δ)) es geschach schnelle ein brausen vom himel, als eines gewaltigen windes, und erfüllet das gantze haus, da sie sassen. apostelgeschichte 2, 2 (tamquam advenientis spiritus vehementis, alz ainz starken geistz. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger. Emser; als eines starcken gewaltigen winds. Dietenberger; wie wenn ein sturmwind daherfährt. Kautzsch); vortrenkit sint si als bli in den geweldigen wazzeren. Trebnitzer psalmen cantic. fil. Israhel 10. 2)) die substantivierung trifft noch bei Luther wesentlich diejenige seite der bedeutungsentwicklung des adjectivs, die auf der parallele mit mächtig, potens beruht; belege für die eben angeführten bedeutungen liegen hier kaum vor. es ist im gegentheil für Luther in einzelnen fällen anschaulich nachzuweisen, dasz ihm für die substantivierung nicht die gleiche vielseitigkeit des adjectivs geläufig ist, wie für den attributiven gebrauch. in der psalmenübersetzung deckt ein lateinisches potens der vulgata einige [Bd. 6, Sp. 5128] male eine bedeutung, die sich mehr den begriffen fortis, violentus nähert. die ältere bibelübersetzung zieht trotzdem getreulich die synonyma gewaltig, mächtig heran und auch Luther folgt dem in den einzelausgaben und auslegungen der psalmen, in denen er mehr von der tradition abhängt. in der gesamtbibel jedoch, wo er die vorlagen selbständig prüft, weicht er durchgehend hier ab: alse di geschos in der hant dez geweldigin, also sint di zone (sone) der uszgeslagener. Trebnitzer psalmen 126, 4 (sicut sagittae in manu potentis, also die strâla in des mahtigen hende. Notker. ebenso Eck; in der hand des gewaltigen. Eggestein. Koburger. Dietenberger; ebenso in den 7 buszpsalmen und in der auslegung des 127. psalms von 1524, während er in der bibelübersetzung übersetzt: in der hand eines starcken, vgl. in der hand eines helden. Kautzsch); ich han gelegt helfe min in einin gewaltigen. fränkische psalmenversion des 12. jahrh. (vgl. zschr. d. a. 45, 179), psalm 88, 20 (an den mahtigen sazta ih mîna helfa. Notker. ebenso Trebnitzer psalmen. Eck; ich satzt die hilffe in den gewaltigen. Eggestein. Koburger. Dietenberger; ähnlich Luther in einzelausgaben, vgl. dagegen in der gesamtbibel; ich habe einen helt erweckt der helffen sol; vgl. ich habe ein diadem auf einen helden gelegt. Kautzsch). dazu vgl. auch unter b)). a)) in der bedeutung, die auf die parallele mit potens, mächtig zurückführt, entwickelt unser substantiviertes adjectiv in der bibelübersetzung eine gewisse mannigfaltigkeit der verwendung. für potens übernimmt es die fälle des attributiven wie des substantivischen gebrauches, es deckt den abstracten plural von potestas ebenso wie relativsätze mit potestatem habere. bevorzugt wird hier der plural, der auch die begriffe duces, optimates, principes wieder giebt; selbst einem magnus der vulgata gegenüber wird von Luther der plural unseres adjectivs eingeführt. α)) die vulgata zeigt potens. an das attributive potens lehnt sich hierbei nur der singulargebrauch an: welche wird zeigen zu seiner zeit, der selige und allein gewaltiger, der könig aller könige, und herr aller herren. Luther 1 Timoth. 6, 15 (beatus et solus potens rex regum, der alain gewaltig. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger; geweltiger könig aller könig. Dietenberger. Eck; der selige alleinige gebieter. Kautzsch); und sihe, ein man aus Morenland ein kemerer und gewaltiger der königin in Morenland, welcher war uber alle ire schatzkamer, der war komen gen Jerusalem anzubeten. apostelgeschichte 8, 27 (eunuchus potens, ain keuscher man mor, ain gewaltiger Candacis der kunigin. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger. Emser u. a.). der pluralgebrauch dagegen knüpft an das substantivierte potens an, vgl.: denn den geringen widerferet gnade, aber die gewaltigen werden gewaltiglich gestrafft werden. weisheit Salomonis 6, 7 (potentes autem potenter tormenta patientur, wann die gewaltigen leiden die quelung gewaltigklich. Eggestein. Koburger); er stösset die gewaltigen vom stuel und erhebt die elenden. Lucas 1, 52 (deposuit potentes, die gewaltigen. im cod. Tepl. bei hat in der verdeutschung des Magnificat von 1521 die grossen herren dafür eingeführt); sehet an, lieben brüder, ewren beruff, nicht viel weisen nach dem fleisch, nicht viel gewaltige, nicht viel edle sind beruffen. 1 Cor. 1, 26 (non multi potentes, non multi nobiles, nit manig gewaltig, nit manig edel. cod. Tepl. Eggestein. Koburger. Emser). β)) für potestas: welcher ist zur rechten gottes in den himel gefaren, und sind im unterthan die engel, und die gewaltigen, und die krefften. 1 Petr. 3, 22 (et potestatibus et virtutibus, die engel und die gewelt und die kreffte. Eggestein. Koburger; die gewaltigen unnd die kräfftigen. Dietenberger; da ihm engel unterthan wurden und mächte und gewalten. Kautzsch); wenn sie euch aber füren werden in ire schulen, und fur die oberkeit und fur die gewaltigen, so sorget nicht. Lucas 12, 11 (tradent vos in sinagogas et ad magistratus et potestates, in samanunga inti meistartuomun inti zi giweltin. Tatian 44, 13; zu den meisterschafften und zu den gewaltigen. cod. Tepl. ebenso Beheim; zur den gewelten. Eggestein; vor herrschaften und behörden. Kautzsch); er aber sprach zu inen, die weltlichen könige herrschen, und die gewaltigen heisset man gnedige herrn. Lucas 22, 25 (et qui potestatem habent, super eos, benefici vocantur, di da habent den gewalt uber si. cod. Tepl. Beheim. Eggestein. Koburger. Dietenberger. Eck. Emser; ihre machthaber lassen sich gnädige herren nennen. Kautzsch); und er fraget unnd sprach z Arioch des königs gewaltigen. Daniel 2, 15 (qui a rege potestatem acceperat, den der do het entpfangen [Bd. 6, Sp. 5129] den gewalt vom kunig. Eggestein. Koburger. ähnlich Eck; sprach zu des königes vogt. Luther; gewalthaber Piscator; befehlshaber Kautzsch). γ)) für principes, duces: die weisheit sterckt den weisen mehr, denn zehen gewaltigen, die in der stad sind. prediger 7, 20 (ebenso Dietenberger. Kautzsch; super decem principes civitatum, die weisheit sterckt den weisen uber zehen fürsten der stath. Eggestein. Koburger. Eck); im dritten jar seines königreichs, machet er bei im ein mal allen seinen fürsten und knechten, nemlich, den gewaltigen in Persen und Meden ... das er sehen liesse den herrlichen reichthum seines königreichs. Esther 1, 3 (cunctis principibus, stercksten knechten der Perser. Eggestein. Koburger. Eck; den gewaltigsten. Froschauer. Dietenberger); also gab Mose dem stam der kinder Ruben nach iren geschlechten ... das gantze land Sihon des königs der Amoriter, der zu Hesbon sasz, den Mose schlug, sampt den fürsten Midian, Evi, Rekem, Hur, und Reba, die gewaltigen des königs Sihon, die im lande woneten. Josua 13, 21 (duces Sehon habitatores terrae, die hertzogen Seon. Eggestein. Koburger). δ)) für optimates: könig Belsazer machte ein herrlich malh seinen gewaltigen und heuptleuten, und soff sich vol mit inen. Daniel 5, 1 (optimatibus suis mille, tausent seinen besten. Eggestein. ähnlich Koburger; seinen obersten. Eck; gewaltigen Dietenberger; für seine tausend groszen. Kautzsch); alle ire gewaltigen wurden in ketten und fessel gelegt. Nahum 3, 10 (omnes optimates, alle ire besten. Eggestein. Koburger; all ir obersten. Eck; all ir gewaltigen. Dietenberger; ihre grossen. Kautzsch). ebenso Nehemias 3, 5 (edelsten Eggestein; ihre vornehmen. Kautzsch). ε)) für magnus: was der fürst wil, das spricht der richter, das er im wider einen dienst thun sol. die gewaltigen raten nach irem mutwillen, schaden zu thun, und drehens wie sie wollen. Micha 7, 3 (magnus locutus est desiderium animae suae, der grosse. Eggestein. Koburger. Eck. Kautzsch; der gewaltig. Dietenberger. Piscator). b)) für die bedeutungsentwicklung in der richtung von violentus ist ein zurückhaltender zug in der sprache bereits oben nachgewiesen vgl. sp. 5127. 1528; nicht einmal in fällen, die die vulgata mit potens deckt, liebt er das sonst so gern verwendete gewaltig. zu den oben belegten beispielen vgl.: die weisheit des menschen erleuchtet sein angesicht, wer aber frech ist, der ist feindselig. prediger 8, 1 (et potentissimus faciem illius commutabit, der aller mechtigest wird desselbigen angesicht verendern. Dietenberger. Eck; der gewaltigst. Eggestein. Koburger; die roheit seines angesichts wird umgewandelt. Kautzsch). gleicher weise verhält sich die übersetzung Luthers ablehnend in anderen fällen, in denen einzelne übersetzer gewaltig einführen, obwohl die vulgata die adjectiva violentus oder superbus darbietet: aber von den tagen Johannis des teuffers, bis hie her, leidet das himelreich gewalt, und die gewalt thun, die reissen es zu sich. Matth. 11, 12 (ebenso Dietenberger. Eck; et violenti rapiunt illud, die gewaltigen begriftent ez. cod. Tepl. ebenso Eggestein u. a.; di gewaldigere. Beheim; und di stürmer reissen es an sich. Kautzsch); du schiltest die stoltzen, verflucht sind, die deiner gebot feilen. wende von mir schmach und verachtung, denn ich halte dein zeugnis. psalm 119, 21 (increpasti superbos, die hochfertigen. Eggestein. Koburger. Eck; die .. übermütigen. Kautzsch) u. a. c)) verschiedenheit der auffassung bekundet sich in einem fall, in dem die vulgata mit fortis, Luther mit gewaltig im sinne von potens operiert: er wird aber an seine gewaltigen gedencken, doch werden die selbigen fallen, wo sie hinaus wollen, und werden eilen zur mauren, und zu dem schirm, da sie sicher seien. Nah. 2, 6 (recordabitur fortium suorum, er besinnt sich auf seine edlen. Kautzsch; er wirt gedencken seiner starcken. Eggestein. Koburger. Dietenberger; seiner helden. Eck). 3)) das adverbium. hier ist es die von virtus, kraft, stärke ausgehende bedeutung, die die wenigen einschlägigen beispiele beeinfluszt, vgl. auch unter gewaltiglich. wir sehen hier zugleich den übergang von der grundbedeutung bis zu der bloszen function einer steigerung anschaulich belegt: denn er prediget gewaltig, und nicht wie die schrifftgelerten. Matth. 7, 29 (erat enim docens eos sicut potestatem habens, er waz si lerent alz habent gewalt. cod. Tepl. ebenso Eggestein. Koburger; als ainer der do gewalt hat Eck. Dietenberger; wie einer, der [Bd. 6, Sp. 5130] vollmacht hat. Kautzsch); es wird der zerstrewer wider dich erauff ziehen, und die feste belegern, aber, ja berenne die strassen wol, rüste dich auffs beste, und stercke dich auffs gewaltigst. Nahum 2, 2 (conforta lumbos, robora virtutem valde, sterck gar sere die crafft. Eggestein. Koburger; rüste dich nur sehr starck zu. Dietenberger; dein kraft mach ganz starck. Eck; rüste dich gewaltig. Kautzsch). e) für die neuhochdeutsche periode hat schon der überblick über die bibelübersetzung einzelne grundzüge erkennen lassen, die die entwicklung des adjectivs weiter bestimmen. der ganze umfang der in der parallele von gewaltig mit mächtig, potens entwickelten verwendungen ist zu beginn der neuhochdeutschen zeit noch in verwendung, zugleich aber tritt die parallele mit violentus, fortis, robustus, validus, vehemens aus den ersten anfängen heraus. vgl. die abschnitte 2 und 3. während das 16. jahrh. noch einen höhepunkt in der verwendung für potens bedeutet, schrumpft dieser gebrauch im 17. jahrh. rasch zusammen. in betracht kommen die verbindung des adjectivs mit zielbestimmungen und die darauf beruhende elliptische fügung, der attributive gebrauch des absoluten adjectivs und die substantivierung. das adverbium fällt ganz in das neue bedeutungsgebiet; vgl. jedoch sp. 5135. α) verbindung mit zielbestimmungen und weiterentwicklung in der ellipse. 1)) die genetivverbindungen werden, dem allgemeinen zug neuhochdeutscher entwicklung entsprechend, stärker vom accusativ des objects bedrängt: und alles vieh, das si darin geschlagen hetten, gewaltig wurden. Livius von 84b; gedacht Appius, wie er weg sucht, das er die jungfrauen gewaltig würd und zu seinem willen brächt. 46. a)) am persönlichen genetiv macht sich der gegensatz zwischen individueller und typischer verbindung geltend. die formen der letzteren beeinflussen, wie wir gesehen haben, den bedeutungsgehalt der wortverbindung stärker und geben ihm die mannigfaltigste richtung. α)) daruff stăt mein begeren, so hat mir doch könig Trumphart β)) bis dein selbs gewaltig und gib dein herz niemand dann gott allein. granatapfel F 2b (1510); du bist dein selbs nit gewaltig. anheb. mensch E 5; was der menschen sind, die ire herzen legen auf zeitliche güter, die sind irer nit gewaltig, sondern sie werden von inen in gewalt gehalten. seelenparadies 138b; so baldt ein mann sich der liebe unterwürfflich macht, ist er sein nimmer gewaltig, er verleuret stärck und weisheit. buch der liebe 265b; ich erman dich treffenlich Israhel (das ist, der got sicht und so gwüsz vertruwet, das er sich sin gewaltig weiszt) hörstu mich, so wirt er dir kein nüwer got. von freiheit der speisen 17 neudruck; der sein selbst nicht gewaltig kan sein, der bleib nicht allein. op. (1589) 1, 286; wann der waitz auf oder abslagt, und die wag an dem proat verändern wellen, so süllen wir das an ainen burgermaister und rat bringen und mit irem willen und wissen sölch veränderung geschehen und ünser selbs darinnen nit geweltig sein, sölch verändrung ze tuen. stadtrecht und gewohnheit von Bruneck, österr. weisth. 5, 495. γ)) alszo ist er worden Israel, der gottis gewelltig ist, unnd vorhin Jacob geweszenn. (von der beicht 1521) 8, 179 Weim.; ermisz dise wort wol, besich si dick, so sichst das [Bd. 6, Sp. 5131] got wil im allein geloset werden, wellen echt wir sin gwaltig sin, so werde in uns kein nüwer gott. von freiheit der speisen 17 neudruck; du bist gewaltig des allergewaltigesten. anheb. mensch A 7. δ)) also gab man im z antwurt, sie hetten die hinein geschickt, ee er in abgesagt hett; sie woltent in gern schreiben, aber si wären ir nimmer gewältig. d. städtechroniken 22, 139 (Augsburg); dan sie haben wol gehort, dasz sollichs losze umbesessene arme betlerinnen sollen gethan haben, die der hunger ausgetrieben, der sie nicht gewaltig. ( an den cardinal 1521) ebenda 27, 207; wer kind hiet, das wären sun oder töchter, die weil er fur si verspricht, des genügt mein fraun wol; würden aber die kind im ze swär, das er ir nicht gewaltig mocht sein, so sol er si stellen und antwurten, das si meiner frawen und dem gotshaus verporgen, das si an ir wissen und willen nicht heiraten. öffnung zu Anget, österr. weisth. 2, 66. ε)) wann sich das blat würt umbher keren, ζ)) der treip sin wip von im, darumbe daz sü eime bischove z heimelich waz, und sprach, er wer ir nie geweltig worden. d. städtechroniken 8, 34; Kungund sprach: herr richt heut für keiser Heinrich und für all man, das mein keiner nie gewaltig ward. heiligen leben (1472) 77a; ich han recht gehalten mein elichen orden, her, ich hab rechtgehalten mein elichen orn ains tags fragt si der eifferer, b)) nach anderer seite entwickeln sich die spielarten des unpersönlichen genetivs. [Bd. 6, Sp. 5132] α)) der ving sinen vatter, do er des riches gewaltig waz, und hielt in in starken banden und lies in dinne sterben. d. städtechroniken 8, 36; zu der zeit da was Honorius des reichs gewaltig. heiligen leben (1472) 56b; die Römer wurden nachmals des alten ganzen Italien geweltig, brachten's alles under iren gewalt. (bairische chronik) werke 4, 401; solchs bezeugen auch obgemelter herr Veit Arenpeck und gar alte püecher und leben der heiligen, vorausz sand Eustasii, so in unsern stiften und clöstern, nemlich zu Freising im tom und Tegernsê, behalten werden und vor neunhundert jaren bei künig Lauthers des andern, teutsch und französisch reichs geweltigs, zeiten mit alten römischen buechstaben ... beschriben sein worden. 34; was der senat und das römisch volck von iren göttern jhe begert, und inen als hauptleuten bevolhen hetten, das wer, das sie gantz Italien gewaltig wurden, und under ire gehorsam brechten, solches wer durch der götter gnad, iren fleisz, und mit mannheit der römischen ritter volbracht. Livius (Straszburg 1562) 71a; und do nun die Römer der ganzen welt geweltig waren, die Baiern, in Wälschland und Lambardei wonend, zu frid gedrungen hetten, hielten si disen frid nit so gar lang. (bairische chronik) 4, 464; bestelt darnach all Teutschen, vorausz so umb die Donau auf pêden seiten domals unden sassen, nemlich obgenanten baierischen künig Diethmar, so herehem gegen mittag pisz an Wälschland und venedigischem mer gewältig was. 4, 469; dise land alle sein vor zeiten ein künigreich und herzogtum, in der gemain Baiern genant, und ein einiger regierender fürst in Baiern ist ir geweltig gewesen. 37; do diz lands Alexander geweltig war, besezt er's mit hauptleuten, paut neu stet, kert wider vom aufgang der sun vom end der welt. 363; gibt dir nn gott die gnad des sigs β)) der marggrauff von Brandenburg, der ist der obrost probst des hailgen römischen richs und ist gewaltig des römischen richs kammer, in ze nemen und uszzegeben. chronik des Constanzer concils 16. γ)) gott aller dinge gewaldigk; δ)) du begunde mich zu fragen min frawe, ε)) die stet wurden ains und satzten 5 man z dem krieg, die solten des kriegs gantz gewaltig sein. (anonyme chronik von Augsburg) d. städtechroniken 22, 495; also ist jederman ires friden gewaltig, on allein sie selber, denn die andern nemen in von inen als dick sie wollen. seelenparad. 72a; [Bd. 6, Sp. 5133] die nacht wird schier des himels gast, ζ)) wo aber ein bischoff ie sümig wer ... so ist die weltlich oberkeit des gewaltig und schüldig, das dem evangelio bistand beschech. 60 neudruck; die götter hetten sie des gewaltig gemacht, das sie die stätt alle zerreissen, und grosse ödigkeit, und wüstung in Italien machen möchten. Livius (Straszburg 1562) 71a. 2)) die präpositionalverbindungen laufen nur einigen wenigen der oben gekennzeichneten gruppen parallel. a)) da weist man in (Christophorus) zu einem groszen kunig, der was gewaltig über vil land und leut. heiligen leben (1472) 100a; wie wol er (Rudolph v. Habsburg) gen Rom nit wolt, wann er besorget, der bapst wurd in mit etlichen stucken verpinden, so er die kron wolt haben. aber in teutschen landen was er gewaltig über fürsten und stet, allein ein künig von Beheim setzt sich wider in. d. städtechroniken 3, 107; ich bin Herodes gnant, b)) eieröle für sich selbst ist ganz gewaltig zu scharfen rauden. arzneibuch 491. c)) und derhalben mich ietz bewilligt haben, ainen ausz euch znemen, welcher disen bogen meins lieben hauszwirts gewaltig ist z erspannen. 88a; aposteln und pfarner so es befehl haben, wie S. Petrus sagt, sollen dem wort und gebet obligen, bücher schreiben, die schrifft erkleren, gewaltig sein die widersacher einzutreiben. Luther 89; also vernimm ich aigentlich, das ich gegen ewer weishait, doch felschlich, versagt und angeben bin worden auf die mainung, als sollt ich Andres von Carolstat ain zeitlang haimlich nit in meiner, sonder in ewer weishait behawsung uff der schul, da doch ewer weishait auch allzeit mit guten ursachen zu spurn gewaltig und mechtig gewest, uffenthalten und beherbergt haben. schulmeister Wendel Pawr an den rath zu Rotenburg bei quellen zur gesch. des bauernkriegs aus Rotenburg 505. 3)) unter den elliptischen fügungen sind einige, die ungezwungen zu der heutigen hauptverwendung des adjectivs in der bedeutung von validus, vehemens, überleiten. hierher gehört z. b. der folgende beleg, der die erklärung aus einer ellipse des reflexivpronomens nahelegt: rechte kunst macht, dass du gar wenig fehlst, und macht dich gewaltig in deiner erbet, benimmt dir den irrthum und würst unverzagt und behend, und dein werk erscheint allweg der gerechtigkeit gemäss. nachl. 250. vgl. dazu aus älterer zeit: ez ist also zwisschen unseren vorgnanten brdern und uns gedinget, geredet und geteidingt, daz wir uns verzigen haben, und verzihen uns mit disem gegenwertigen brieve offenlich, mit gesundem libe und mit gewaltigem und besunnem mte, alles des landes, leute, und gutes und vaeterlichs erbes unwiderrflich. apanagevertrag des burggrafen Friedrich mit seinen brüdern (8. april 1333), monumenta Zollerana 3, 10. in der rechts- und geschäftsprache haben noch [Bd. 6, Sp. 5134] immer die älteren gebrauchsformen der ellipse geltung, die sich in zwei hauptgruppen gliedern, in die attributive verbindung mit substantiven und in die prädicative mit verbis. a)) der ersteren gruppe ist die bedeutung bevollmächtigt, berechtigt gemeinsam (vgl. oben sp. 5123 ff.), die in der prädicativen function nur selten zu belegen ist: der truchsäsz zaigt inen an, dasz er in dem val nit mer gewältig, aber alle haubtleut weren bei ainander, denen hat er die mainung wie oberzöllt, fürgehalten. (der schreiber des truchsessen Georg von Waldburg) bei quellen zur gesch. d. bauernkriegs in Oberschwaben 1, 573. α)) in disem vall, wo man in kaufen, verkaufen, tauschen auch wechsln, versatzung, verpfantung, beständen verlassen, procureien, rechtfertigung hindergengn, verträgen und verschreibungen mit unvogtpern kinden handln soll, ... so soll man die durch freund und ordenliche herschaft mit gewaltigen gerhaben oder mit versorgern, tragern, vormunden, beistand und verantwurtern notturftiklich versechen. land- oder ehehaft taiding in der Rauris (1565), österr. weisth. 1, 211. β)) drige geweltige ammeister wurdent vertriben z Strosburg. d. städtechroniken 9, 782; da man zalt 1461 jar, z den zeitten ward dem hochgeporen fürsten und herren herren Albrechten, margraffen z Prandenburg, das römisch reich befolchen als aim gewaltigem fitzdum in disen landen. d. städtechroniken 25, 322 (Augsburger annalen); der züns von zünsvüch ist staigerlich und nachlässlich, welchen ein gewaltiger amtmann zu sezen oder zu bestimmen hat. alpenrechte zu Neuhof und Kleinthal, österr. weisth. 6, 363. γ)) nachdem d nü ein gewaltiger hoptman bist zú Ohingen und da umb, bit ich dich fruntlich, als ich kan, das dú mir umb zwen gút rüden helfft zú den schwein. an Bilgrin von Reischach (1476) bei privatbriefe 1, 384; aber herrn Wilwolten wart bevolchen, den arburgerischen krieg im lant zu Lüttich auszfuren, gewaltiger haubtman uber raisig und fuesvolk gemacht. 106; es schickt sich nit einem gwaltigen hauptman, auf der gassen zugehn mit einem bäszlin (oder blen). Terenzübers. 62b. δ)) wann einem traumt, wie er in der kälte oder weinpresse den most selber trette und mache, so wird er einem machtigen fursten dienen, und werden ihm gewaltige empter vertrauet werden. traumbuch cap. 185, anhang zu hauszbuch (1656). b)) in der prädicativen verbindung mit verbis wird die engere staatsrechtliche fassung des begriffes (vgl. oben sp. 5118) mehr und mehr erweitert und abgeschwächt. α)) Trusus her in das Riesz kam β)) so schreibt der höchste und fürnemste geschichtschreiber der keiser Julius löblicher gedächtnis, wie das etwann der Galler oder Franckreicher sachen mechtiger unnd gewaltiger seien gewesen. Tacitus (1535) 446a (Germania); dieselben send auch nit weniger gewältig oder vermöglich. 450b; wie nun kainer mag globen, er wöll sein leben lang weis, kunstreich und gewaltig sein, dieweil er nit waisz, wie lang im gott soliche gab zulassen wöll, also kan kainer geloben, er wöll sein leben lang kewsch sein. [Bd. 6, Sp. 5135] supplik der barfüszermönche bei quellen zur gesch. des bauernkriegs aus Rotenburg 29; sei fromm, und wart on argelist dann welcher hie des gälts hat vil, dann streng uns nit mit übelnn seer γ)) nach des tod haben sie hertzogen Lotharium usz Sachsen, und hertzog Conraden usz Schwaben an einander gehetzt, uff dz nit wo einträchigkeit under inen were, ir einer sich erhaben möcht, und inen z gewaltig werden. (wie die bäpst allwegen ..) 5, 370 Böcking; dan Schwaben landt ist Christen worden zu denen zeiten, do fast gewaltig ist gewesen das bapstumb. Eberlin v. Günzburg (an den rath von Ulm) 3, 3 neudruck; nu du so geweldigk bist, dann dasz ich also gwaltig si, δ)) und gleich wie einer des gewaltiger ist, der vil freund hat, also vermag auch der mit vilen kindern begabt mehr als der keine oder wenig hat. ehezuchtbüchlein 3, 192 Hauffen. c)) statt der verbindung des adjectivs mit dem verbum substantivum werden für die staatsrechtliche bedeutung nach und nach prägnantere verba bevorzugt, dadurch wird das adjectiv vorübergehend in die function des adverbiums übergeführt: Salomon, der ein künig was, als nach Christi geburt fürwar β) die freiere entwicklung des attributiven gebrauches. die unmittelbare beziehung auf gott tritt mehr und mehr zurück, mittelbar wird sie in der verbindung gottes gewaldige hant festgehalten, die sich dadurch charakteristisch von jüngeren verwendungen der gleichen verbindung unterscheidet vgl. gewaltige hand für violentia sp. 5148; vgl. DWB das ist eine gewaltige hand, ein gewaltiger fusz vgl. sp. 5155. die verbindung mit weltlichen machtfactoren erweitert andererseits den kreis der zuständigen appellativa und nomina agentis. 1)) dasz mer nicht vorterben gwöltiger got der mächtikhait [Bd. 6, Sp. 5136] sich, wie gar irlich sie dich entphan gelobet sijstu milder Crîst! gott hat mir grosse sünd vergeben reden wird got der stark gewaltig hér, aber im krig f unsrer seiten ir Juddenfursten, ich thun uch kunt, nu frawe dich, Eva du frauwe min! 2)) Otto der grosze Heinriches sün richsete 12 jor. der was der erste tutsche gewaltiger keiser. d. städtechroniken 8, 35; zuhand da das also beschlossen war, wurden die obg'nanten zwên fürsten von rat und gemain ainhelliklichen angenomen als geweltig römisch regirend kaiser. 4, 931; aber damit ich endlich davon zu reden beschliesse, ist nach keiser Karlen dem grossen kein so gewaltiger keiser, regierer und führer des vaterlands gewesen, als dieser keiser Otto. Braunschweiger chronik (1620) 96; dise (Esther) wirdt ein grosse unnd gewaltige keiserin, inn der grossen monarchei zu Persen. hochzeitpredigten 195 neudruck; ich bin ein gwaltiger könig werdt. ich pin in potschafft her gesandt 3)) nun sitzen wir noch inn der welt, darinn der teuffel ein gewaltiger printz ist. leichenreden 142 neudruck; Philippus Alexanders vatter, ein gewaltiger, treflicher, löblicher fürst, hatte ein schönes tugendreiches weib seer lieb. ehbüchlein E 2, a; eines fürtrefflichen gewaltigen, unnd derhalben hochberühmbten kriegsfürsten losament, hab ich gesehen. militaris disciplina 125; und warent da gegenwúrtig die mechtigesten, durlúchtigesten fúrsten und die gewaltigesten edeln des küngriches. (Röteter chronik) Basler chroniken 5, 163; das wolt aber der pfaltzgraff [Bd. 6, Sp. 5137] nit tuen, es wär dann, dasz der von Eisenpurg, der bischoff von Mentz, gewaltiger bischoff von Mentz bleiben solt. d. städtechroniken 5, 280 (Augsburg); do Adolffus starb ... do wart eindrechtlich erwelt und postuliert zu gewaltigem bischoff zu Mentz der obgemelt herr Diether von Isenburg. chronik Friedrichs I. 126; wo ihr auch andere grosse heüpter, weise und gewalttiger (variante gewaltig), wiszt, und sunderlich die geistlichen, die sich nach uns richten, die zeiget solchen widerwertigen umb merer bewegknusz willen inn alle weg auch an. büchlein vom zutrinken 25 neudruck; z dem letzten zoch herr Ludwig von Habsperg (der nun ain gewaltiger ritter an hertzog Jergen hoff war) z Weissenhorn aus und plindert das closter Rogkenburg. d. städtechroniken 23, 50 (Augsburg). 4)) ist es nit zu vorwundern und zuerbarmen, wie die münch, sonderlich die bettelseck, also einfeltiglich seint eingangen in die stett unnd landt .. bisz das sie gewaltig herren seint worden aller irer beiwoner. (an den rath von Ulm) 3, 9 neudruck; so geben uns die gewaltigen hirin auch nichtes und werden von einem iderman verlasen und verachtet. an kurfürst Albrecht 1473 bei privatbriefe 1, 108; des künigs rät und sein gewältig ander herren, ritter und knecht, die wol am hof warn gewesen, die forchten in sêr. 4, 341; ihr werdens zweiffels ohn wol kennen, ich bin Pilatus, ein geweldigk herre ich trag holcz, pet, ker, spüel und thu abhaspen. ich sing die siben zit bi dem win, 5)) da man zalt 1449, da hanckt man ain hie zu Augspurg, der hiesz mit namen Erhart und was ratzknecht auff dem hausz und was ain gewaltiger man, und dem der ratt und gemain wol trauet. d. städtechroniken 25, 298 (Augsburger annalen); der gewaltig man, dem das geticht der maler der vast fröwet sich, [Bd. 6, Sp. 5138] gewaltiger und gar ain weis man. 238; das was ainer, genant Luz Hörnlin, der ist auch ain gewaltig man gewesen, als darvor von im auch aigentlich geschriben stat 202. ebenso 274; wer allweg mit jedermann zürnt 6)) Augustus, der gros kaiser, 7)) furnemlich aber ist die sünde, und das gericht derer, so die kirchen spotten, und die geistlichen güter zu sich reissen, schwer und untreglich, die gott ernstlich straffen wirt, wie auffem lande der adel und die scharhansen, in stetten die gewaltigen geschlecht und bürger gemeiniglich pflegen zu thun. tischreden (1567) 249b; wann aber ain weiszer erberer radt gemerket hat, das iene (zr selben zeit meine gwaltige oberkeit) mich wolten veriagen, haben si ainhelligklich mein wider begert. (kurzer schriftlicher bericht des glaubens) 2, 173; niemant sol szo nerrisch sein, das ehr glewb es sei des bapstes, unnd aller seiner Romanisten unnd schmeichler ernste meinung, seine geweltige ubirkeit sei ausz gotlicher ordenung. von dem bapstum A 4a; deren (städte) ich hie allein die geweltigisten und namhafftigsten erzehlen wil. Tacitus (1535) 450b (Germ.); dasz alle hohe gewaltige monarchien von gott eingesetzt nd geordent, die grossen mechtigen potentaten und herrn z straffen, recht wider gewalt auffzrichten, auch wider die selbigen sich nieman setzen, verachten, noch empören soll, wirdt durch das exempel des künigs Samuelis und Saulis klärlich angezeigt. Wolfgang Schmeltzl Samuel und Saul (Wiener neudrucke 5, s. 1). γ) die substantivierung, soweit sie aus dem rahmen gelegentlicher syntaktischer verschiebung heraustritt und festere prägung [Bd. 6, Sp. 5139] zeigt, läszt zwei hauptformen der entwicklung erkennen. auf der einen seite wird durch die function des substantivs die verallgemeinerung der bedeutung besonders gefördert. dieser richtung gehören namentlich die typen an, die der bedeutung von potens einigen anteil an dem neueren gebrauche von gewaltig gesichert haben. andererseits dringen aus den bestimmten überlieferungen einzelner sprachkreise auch die merkmale der bedeutungsverengerung in die substantivierung über, wobei die individualisierenden bestimmungen bald angedeutet werden, bald elliptisch zu ergänzen sind. diese zweite richtung findet ihre hauptpflege in den denkmälern des 16. jahrhunderts und verkümmert nachher rasch. an der substantivierung nehmen auch steigerungsformen theil, der superlativ ist vereinzelt sogar in die isolierten gebrauchsformen übergedrungen. 1)) gelegentliche syntaktische verschiebung: doch unter ihren feindlichen stürmen, das offt der ring mit listen schwind vur ein gwalting erwel er seins geleichen, 2)) festgeprägte formen. a)) auf grund der verallgemeinerung und abstraction. α)) im dritten jar seines königreichs, machet er bei ihm ein mal, allen seinen frsten und knechten, nemlich den gewaltigen in Persen und Meden, den landpflegern und obersten in seinen ländern, dasz er sehen liesz den herrlichen reichthumb seines reichs. buch der liebe 298c; da si (die städte) nu die gewaltigen in Egypten wider fodderten, wolt er nicht abtretten. Luther vorrede auf den proph. Daniel bei 7, 374; das wisselchin bedeut unsern lieben herrn Jesum Christum, welcher, ob er wol fr der welt, gering, schwach und veracht war, noch hat er grössere dinge ausgericht, dann alle gewaltigen in der gantzen welt vermögen. vom basilisken zu Magdeburg D 2b; ihr gewaltigen in dieser welt, β)) ein schaf nennt sie (die welt) den einfeltgen, [Bd. 6, Sp. 5140] sund abzstellen ... doch zlest lies ich ab mit mim nochreisen, wen ich sach, daz kein gewaltiger geneigt wer, den rechten weg zu gon. oberrheinisches reformprogramm aus d. zeitalter Maximilian I., westd. zsch. f. gesch. und kunst ergänzungsheft 8, 100; als weit nu die warheit in ir selb besser ist, denn die menschen, in denen sie wonet; also vil sein die gelerten ärger, denn die geweltigen und reichen. (magnificat verdeutscht 1521) 7, 589 Weimar; und sonderlich wenn grosse unnd gewaltige sich wider uns aufflehnen. hochzeitspredigten 108 neudruck; item bei den grossen heupteren, gewaltigen und weisen, und sunderlich den geistlichen habt grossen fleisz, sie mit ztrincken inn unseren dienst zbringen, weil uns an den selben gar vil und grosz gelegen ist. das büchlein vom zutrinken 28 neudruck; item die jhenigen, so ausz euch gehör, bei den fürsten und gewaltigen haben, solt den selbigen sagen, ... 25; (sie) haben vil grösseren lust zu allerlai newen gedichten, und seltzamen phantaseien, inn denen sie gemainklich ire kaiser unnd gewaltige, ihrer ritterlichen thaten halb rhümen. 91; wie die gewaltigen, macht und scharrhansen, da sie jetzt vermeldete tyrannei und bubenstück an den armen, entweder ausz neidt oder boszhafftigem muhtwillen brauchen wöllen, oder gebraucht haben, ... gibt uns diese Esopische fabel ein kurtz und schön gleichnisz. wendunmuth 52a; es kumpt gar dik, daz der mechtig nit erkennt, waz im der klein tt ... dorumb so sag ich: den gewaltigen ist nut z vertruwen. in ist weder gloub noch barmherzikeit, und hand die armen lieb, diewil si geben, aber si denken nit, warumb si daz endphohen. oberrheinisches reformprogramm 130; dise fabel warnet und leret die gewaltigen, daz sie in ierem gewalt gütig und senftmütig sien, das kain rauch nach uszgang des gwalcz über sie gang. Äsop (76b) 99 Österley. ebenso 355; ich hab irn freunden gerathen, bei ettlichen gewaltigen durch schankung zu procurirn, die ich höre sich damit bewegen lassen, deszgleichen bei des bischoff von Crakow hure, die er auff einen wagen mit furt, die hübsch und des geistlichen vatters gewaltig ist. zween sehr merkwürdige briefe 3 (ed. Herbst 1773); solchen soll er zum hefftigisten undersagen, und sie vermahnen, erstlich den gerichtsschreiber: dasz er in seinem schreiben kein person ansehe, die gewaltigen den armen nicht vorziehe. militaris disciplina 230; die weltliche könige herrschen, und die gewaltigen heist man gnedige herrn. Braunschw. chronik 448, vgl. oben (zur bibelübersetzung) sp. 5128. b)) bedeutungsverengerung und elliptische ergänzung. α)) unnd er befahl seinen gewaltigen uber ihm, dasz sie ihn geleiteten, und sein weib und alles was er hatt. buch der liebe 304a, vgl. genes. 12, 20; do zoch künig Laslaw von stundan hinab gen kriechisch Weissenburg und mit graf lrich von Zily, des künigs Laslaw hofmaister und gantz gewaltig des künigs. d. städtechroniken 22, 119 (Augsburg); item wurde auch iemandt des römischen kaisers gepott von ztrinckens wegen geschehen, fürwerffen, so sagt, ihrer maiestat sei nit ernst geweszt unnd desz also uberredt worden, als sich darausz erfinde, das sein gewaltigste am hoff ztrincken. büchlein vom zutrinken 36 neudruck; Leopoldus, weiland ein hertzog z Osterreich, hielt raht mit seinen obersten und gewaltigen von dem krieg, so er gegen die Schweitzer füren wolte. wendunmuth 1, 426 Österley; so offt er under die gemein gieng, begleiteten in seine amptleut, gewaltigen und hofräht. 463a; seine kriegsleute und gewaltigen antworten ihm, wir fürchten es könne nicht geschehen. Braunschweiger chronik 53; usz dissem scholder, den man empfohet von den spielern und dem gewin so man erobert von den karten, wurt gelont den knechten derselben stuben, und den gewaltigen koufft der schleck den man nennet ein voruszlin, und wurt usz geteilt an die drii oben dran. das ein obendran macht der ammeister an sinem tisch, das ander der stetmeister ... und das drit ... der statschriber. 21 artikel nr. 8, s. Dacheux Jean Geiler XXIV. β)) des nam ein gewaltiger des volcks acht, das er gantz kein erbermde mit der lüt und den clagenden het. buch der beispiele alter weisen 178 Holland; so liesz Caius Virgilius ain gewaltiger inn Sicilia briefliche, offenliche gebot wider Ciceronem, und sein enthaltng auszghän. teutsch Cicero (1555) xa; kein könig, richter noch gewaltiger auff erden hat nach gott diesen titel ausgeleschet, da er sich nennet [Bd. 6, Sp. 5141] ... einen rechten richter. Luthers ausleg. d. pred. Salomonis deutsch 1533, s. 5, 1232a Altenb. ausg.; der Ilsung was alter burgermeister und was kein gewaltiger desselben mauls ze Augspurg. d. städtechroniken 4, 233 (Augsburg zu 1425); ich wolt gar vil wider mein anneider schreiben, aber die gewaltigen sagent, ich sol sie verachten, ja verschmehen. d. städtechroniken 3, 33 (Nürnberg). (nisi una autoritas senatus prohiberet ac spernendos iudicaret); da enpfieng in niemant von der stat wegen, denn der gewaltigen ainer von der gemain, mit namen der Herlin ... (Hörnlins verweisung 1415) d. städtechron. 4, 259; es geschachen hie z Augspurg vil beser red von den handwerckleutten, das die gewaltigen gewar wurden, aber man dorft sich nicht rieren. d. städtechron. 25, 78 (Augsburg); und die aigen leut, die sie wider edel und unedel aufnemen umb järlich zinse zu versprechen, darvon der stat vil verdriesz und unrats zustat, das auch wider ir geschworen statpuech ist, nit mer zu haben auch verpotten worden, und vil mer ander nottürftig ordnung und gesetze und zu halten bei geschwornem aide erkent wurden, damit denselben gewaltigen ir aigen nutz abgenommen und geirrt ward zu notturft und aufenthalt der löblichen stat umb gemains nutz willen. d. städtechroniken 5, 300 (Augsburg); ja auch darzu etlich .. so den burgermaistern und alten burgermaistern solich .. conspirationes und handlung .. anprachten und sie warnten, von denselben darumb mit harten, ungeschickten worten angestrengt .. liessen sich etlich der gewaltigen merken mit ernst, als ob man sie darumb strafen sollt. das macht menigen biderman entsetzt, das niemands den gewaltigen solicher ding nichtz anpringen oder sagen dorft. Th. Zweifel bei quellen zur gesch. des bauernkriegs aus Rotenburg 15; anno domini 1527 .. habend die von Ulm das loblich amt Marie .. abgethan doch haben sich die gewaltigen schön wollen machen und zu dienen, so vor das ampt gesungen haben, gesagt, si mugen wol sungen, werds inen nit weren, aber kain sold mer geben. Nicolaus Thoman bei quellen zur gesch. des bauernkriegs in Oberschwaben 134; geschähe alles darumb, dz die gewaltigen von den geschlechtern dester basz sie trucken ... möchten. Livius (Straszburg 1561) 48b; da bedacht sich der son, und nam darab, es wer sein meinung, er solt den gewaltigen und hohen in der statt Gabios auch also thn, und hiesz den rahtszherrn und den besten alle ir heüpter abschlagen. (1572) 20a; sölch gesetz nit allain dem gemainen volgk, sunder auch etlichen gewaltigen, und zuvor Caio Antonio ... fast wol gefiel. Schwartzenberg der teutsch Cicero (Augsburg 1535) 5b; die zwölf boten sind mit fröden gegangen für das angesicht der gewaltigen. pred. 40a, vgl. auch die gewaltigen (die regierenden) in den 21 artikeln 24. γ)) da kam ain solliche flucht under unser volck, welche nit mochten uber die pruck kommen, die fuelen in den graben ... was dan die Schweitzer ereilten, erstachen si alls, flochen etlich edel und gewaltug durch Bregentz, die statt, aus, bisz sie mainten, sicher zu sein. (Weiszenhorner historie 37 variante) bei Baumann quellen zur gesch. des bauernkriegs in Oberschwaben; (es) wurden von inen ire öbristen darinne ubergeben von hauptleüten, fendrich und andren gewaltigen under in, damit ir daselbst am andern tag 23 man geküpft wurden. (auszug des schwäbischen bunds wider herzog Ulrich) ebenda 765; zu Rottenburg an der Tauber hat margraf Kasimirus in namen des schwebuschen bunds ainem doctor, ach ainem minch und etlichen gwaltigen die köpf ab lassen schlagen. 113; des apts knecht von Roggenburg fuengen ain pauren, der hiesz Peter Sausentaller, keret dem closter zu, wasz ach ain gewaltuger gewesen, fuerten gen Echingen, lag ain gute zeit da gefangen. 125. eine ähnliche bedeutungsverengerung, wie sie hier vorliegt, hat für die militärische terminologie geltung gewonnen, vgl. z. b. aus späterer zeit: wenn es dem regimentspater mit dem gewaltigen und scharfrichter auf die straiff zu gehen trifft, hat er diejenigen, so in flagranti sollen hingerichtet werden, beicht zu hören. bair. infanterieordnung v. 1754, 172. meist jedoch herrscht hier die form gewaltiger vor (s. d.), die nicht als nomen agentis zu gewaltigen aufzufassen ist, sondern als isolierte form des stark flektierten nominativs sing. masc. unseres adjectivs. δ) die function des adverbiums berührt das bedeutungsgebiet von potens nur in ausnahmefällen im gegensatz zu den ausgebreiteten belegen für gewaltig, violentus einerseits und validus, [Bd. 6, Sp. 5142] fortis, vehemens andererseits. zu dem adverb bei herrschen, regieren vgl. sp. 5135; in unsern zusammenhang fällt vielleicht: ewr gott euch allzeit gewaltig retten kan. hofteufel F 7b. f) in den angaben der wörterbücher spiegelt sich die verkümmerung, der die bedeutung potens im gebrauch der neueren sprache unterliegt, natürlich nicht so anschaulich wie in der litteratur. einzelne wendungen werden hier gewohnheitsmäszig von einem wörterbuch zum andern übernommen und so noch lange festgehalten, obwohl sie im thatsächlichen gebrauch ausgestorben sind. bei den wörterbuchschreibern des 18. jahrh. kommt dazu die litterarische belesenheit, die die belege der neueren sprache aus früheren perioden ergänzt. dies gilt namentlich für Adelung (2, 648), dem aus der eigenen sprache die bedeutungen validus, robustus, vehemens nahe liegen, während er die bedeutung potens nur aus der bibelübersetzung erschlieszt. ebenso Schmidt (schwäb. wb. s. 515), der aus einer dem 14. jahrh. entnommenen urkunde (s. Ulmisches urkundenbuch 2, 82 vgl. oben sp. 5123) die definition erschlieszt: gewaltig, der das reich zu behaupten vermag. trotzdem lassen sich auch aus dem überblick über die wörterbücher sichere anhaltspunkte gewinnen, wenn man das augenmerk auf die erweiterung des bedeutungsumfanges in den einzelnen angaben und auf das jeweilige verhältnis zwischen alten und neuen gebrauchsformen richtet. α) allgemeine begriffsbestimmung. 1)) die beschränkung auf die bedeutung potens findet sich im deutsch-lateinischen theil der ältesten wörterbücher als regel: gewaltig, mechtig, potens. vocab. theut. (Nürnberg 1482) M 5; gewaltig, potens. vocab. incipiens teut. ante lat., vocab. optimus (1504), ebenso 178b; vgl. multipotens, gewaltig, vil vermögend. (1570); gewaltig, mächtig, puissant. (1614) 163a (vgl. jedoch auch sp. 5149). 2)) die berücksichtigung der bedeutungserweiterung setzt im lateinisch-deutschen theile der wörterbücher an, vgl. potens, gewaltig. (1568) 1027a; nervosus aderächtig, voll gäders, starck und gwaltig. 865b (in der ausgabe von 1541: nervosus, aderächtig, starck; nervose dicere, gewaltigklich .. reden 709); valentissimus, gar krefftig und gewaltig. 1344b; vgl. auch 579 unter fortis; nur für violentus musz (1568) noch umschreibungen heranziehen (voll unbillichs gewalts). hier wird erst Henisch den thatsachen gerecht: gewaltig, mächtig, was mit gewalt geschicht, potens, fortis, violentus, impetuosus. 1591; gheweldigh, potens, fortis, violentus, impetuosus. 4b; gewaltig, mächtig, in grossem gewalt, kräfftig, potens, potis, validus, valens. 2; gewaltig, potens, valens, pollens, potenter, violenter, quod etiam est gewaltiglich, manus de facto. 2426. 3)) im 18. jahrh. ist die beschränkung auf die bedeutung potens nur noch selten belegt: gewaltig, puissant, potens. nouveau dictionaire du voyageur (Genf 1703) 145a; gewaltig, mächtig, potens, adv. potenter. 290b; gewaltig, puissant, potens, potente. 74; gewaltig, potens, potestate praeditus, potestatem ac dominium obtinens. 698. durchgängig herrscht sonst die mannigfaltigkeit der angaben vor: gewaltig, potens, validus. 2, 74; gewaltig, mächtig, potens, validus. 151, ebenso 2, 921; gewaltig, mächtig, potente, possente, poderoso, puissant. 381a; gewaltig, violento, vehemente, fervido, violent, véhément, chaud, bouillant. ebenda; gewaltig, grosz, grande, maraviglioso, stupendo, grand, admirable, merveilleux. ebenda 381b; gewaltig sein, to be valiant, high, mighty, great, powerful, strong, magnificent. teutsch-engl. wb. (1716) 769; gewaltig, gewaltsam, starck, it. mächtig, geweldig, heevig. (Nürnberg 1719) 2, 96c; gewaltig, potens, präpotens, imperiosus, validus. 156; gewaltig, potens, opibus valens. 2, 420b; gewaltig, potens, valens. 179b; gewaltig, puissant, fort, violent, impetueux. 253; grand, considérable, important. 254; gewaltig, puissant, fort, grand, considérable, violent, impetueux, véhement, d'importance, de consequence. nouveau dictionaire (Straszburg 1762) 339a; Adelung (2, 648) führt als erste bedeutung an: gewalt habend, in der gewalt begründet, doch werden hierfür nur wenige verbindungen zugestanden, in denen überdies stark, heftig vordrängen: gewaltig anpochen, gewaltig schreien. eine sehr gewaltige stimme; aus dem 'gemeinen leben' wird beigefügt: eine gewaltige menge menschen ... ein gewaltiger mensch. dagegen gilt für Adelung die bedeutung macht habend, stark, mächtig als veraltet und nebensächlich. ganz ähnlich 2, 79; gewaltig 1) (stark, heftig) powerful, strong, vehement, violent, 2) (mächtig) powerful, potent, mighty. 1, 462c. β) buchung einzelner verbindungen und gebrauchsformen. [Bd. 6, Sp. 5143] 1)) vix ita compos mei essem, ich wer mein selbs kaum so meister und so gwaltig. 273a; nec potens mentis truculentus Atreus, er was nit wol bei im selbs, sein selbs nit gewaltig, unsinnig. 1027b; seiner selbs gewaltig sein, compotem sui esse. 178b; diva potens uteri, dîe gewaltig göttin Lucina den gebärenden frauwen. 1027b; gewaltig über einen sein, einem z gebieten haben, habere potestatem alicuius. 178b; ebenso 1028a; gewaltiger seiner fusz, compes est qui habet potestatem suorum pedum. vocabular. incip. teuth. ebenso vocab. optimus. (1504); seiner glideren nit gewaltig, der seine glider nit mer kan oder mag brauchen, membris captus. 178b; an ipse imperij potens ... esset, ob er desz reichs herr, gewaltig, oder mächtig wäre. 1027b (ähnlich schon in der ausgabe von 1541, s. 837); frugum potens, gewaltig über die frucht. ebenda; gewaltig über das wätter, der gt wätter oder bösz wätter mag machen, potens tempestatum. 178b. ebenso 1027b; potentes maris, gewaltig und mächtig über das meer. 1027b. 2)) potiri, mechtig, geweltig sein, werden; potiri victoria, virgine, uberkummen. (rudimenta grammaticae) 1, 483; gewaltig sein, versari cum imperio et potestate: in magna potentia esse. (1715) 156b; nomen potens matris, der vil vermag oder gewaltig ist. 1027b; cum potestate est, er ist gewaltig, hat gewalt. 4a; der gewaltig ist, qui in magna potentia est. 2, 921; gewaltig sein, in magna potentia esse, magnas vires habere. 2, 420b. dazu vgl. geweldig sein, in besitz haben. ebenda, aus älteren urkunden; gewaltig sein, opibus valere, in magna potentia esse, habere magnas vires magnasque opes, habere magnam potestatem. 179b; wann einer gewaltig wirdt, so laszt er sein art sie seie gut oder bösz herfür, und wacht der fuchs oder schalck, so ihm hinder den ohren schlieff, auff. 1591; wirdt die thorheit gewaltig, so hüete sich der einfältig; gewaltig werden, divenir potente, devenir puissant. 381a; gewaltig werden, die gewalt bekommen, prévaler, prévaloir. ebenda; gewaltig werden, potestatem adipisci, potentiam consequi. 290a. ebenso 179b. 3)) potiri rerum, geweltiger herr sein. Aventin (rudimenta grammaticae) 1, 483; dynasta, ein gewaltiger here. nomenclator latinosaxonicus 135; potestates, herrschafften, das ist, gwaltig herren, oder, der gwalt über ein volck. 1028a; mensarij triumviri, die drei gewaltigen herren über die müntz, müntzmeister. 1332b; gewaltiger grosser herr, puissant prince. (1596) G 2a; gewaltiger grosser herr, grande possente signore, puissant prince ou seigneur. 381b; ein gewaltiger man, vir strenuus, gravis et autoritate pollens. 2426; ein gewaltiger herr, a potent or migthy lord. 1, 462c; gott ist der allgewaltige herr, deus est dominus potentissimus. 2, 921; wo gute ordnung ist auch ein gewaltig grosz reich. 1591; ein gewaltiges reich, stadt, kriegheer, un roïaume puissant, une ville, armée puissante. 253; sich unter die gewaltige hand gottes demüthigen, to humble one's self under the mighty hand of god. 1, 462c. 4)) dictator, der gewaltigest ze Rome. vocab. optimus 39 Wackernagel; gewaltiger, un homme puissant. (1596) G 2a; ein schrifftliche antwort eines gewaltigen, rescriptum. 1591; wilt du sein eines gewaltîgen freund, so verleur die warheit oder freundtschafft. 1591; gewaltsbott, gewaltiger, der über die übelthäter gesetzt ist, violentiarum praefectus. 290a; gewaltiger im kriege (ein), a provost-marshal in an army. teutsch-engl. wb. (1716) 769; potentatus, ein gewalt oder herrschafft, der standt der gewaltigen. 1182; die gewaltigen seindt nicht den gutten wercken, sondern den bösen zu fürchten. 1591; er stöst die gewaltigen vom stuhl, he puts down the migthy from their seats. ebenda; die gewaltigen, die grosse herren, le potenze, i potenti, les puissances, les potentats. 381b; die gewaltigen der welt, les puissances du monde. 253; die gewaltigen der welt, les puissances de la terre. nouveau dictionnaire (Straszburg 1762) 339a; die gewaltigen der erde, (in theology) the powers of the world. 1, 462c; 5)) facundia validus gewaltig redend. (1568) 1344b; gewaltig, valde, valide potenter. 1591; gewaltig, gewaltiglich, adv. potentemente, con possenza, bien fort, puissamment. 381b; gewaltig oder gewaltiglich, adv. potenter. 2, 420b; gewaltiglich oder gewaltig herrschen, teutsch-engl. wb. (1716) 769. vgl. gewaltiglich. [Bd. 6, Sp. 5144] g) die letzten litterarischen belege der neueren sprache gehören zum theil einer archaisierenden stilform an, wie die fügung mit objectivem genetiv. andere werden durch bevorzugte typen weitergeführt, so in der verbindung mit könig, herr u. a., wobei oft die grenzlinie zwischen der bedeutung potens und der von magnus, validus schwankt. ähnlich in einigen verwendungen des prädicats vgl. 3, b, α; sicherer dagegen sind die typen α) 1)) ob vor der freiung iemant begriffen wurd, so soll der dorfmaister bitten um den thurn, das er den leich, das man den gfangen da halte, so soll ihm der, der des thuren gewaltig ist, weichen. ehehaft der Wennser gemeinde (handschrift von 1782), österr. weisth. 3, 178; niemals erstarkte die macht des deutschen kaisers zu der stufe, dasz sie gleich der des französischen oder englischen königs auf die dauer der herzöge, fürsten und grafen gewaltig geworden wäre. (reiseeindrücke) kl. schr. 1, 68; er wäre der welt so gewaltig als des apfels. 4, 440; wer die herde eintreibt, einpfercht, zu stalle bringt, der ist ihrer gewaltig, besitzt sie. (das wort des besitzes) kl. schr. 1, 135. 2)) bald stritten diese beiden gefühle zusammen, bald war der abscheu über die liebe gewaltig. Göthe (Wilhelm Meisters lehrjahre 8, 9) 20, 272; denn besonders seitdem die Aldonbrandinische hochzeit dem weit und breit gewaltigen Buonaparte glücklich entronnen und vor wenigen tagen in Stäfe angelangt war, so konnte der wunsch nicht auszen bleiben, dieses dem moder und den Franzosen entriszne bild schon in Weimar aufgestellt und von ihnen beleuchtet zu sehen. Göthe an Böttiger (21. oct. 1797), briefe 12, 344. β) 1)) ein fräulein aus einem hohen gräflichen haus heirathen, deren gewaltige anverwandte er nicht vor den kopf stoszen dörfte. simplic. schriften 2, 206 Tittmann; Theseus, Pirithous stiegen hinab auf dieser trauervollen jagd auch Alexander erlag, der gewaltige liebling des schicksals, zwo gewalt'ge nationen ringen 2)) doch sie sah dich, ich hab' es wohl bemerkt! 3)) auf den unbuszfertigen unnd verstockten werde sich legen des herrn schwere, gewaltige hand. J. Gotthelf (Käthi die grossmutter I) 1, 9; wahrheit ergriff er mit gewaltiger hand, und wirkte sie reichlich in seine gesichter, und seine stellungen. physiognom. fragmente 1, 80; das ist der Karl, der kaiser, 4)) es müssen alle seufzend doch gehorchen, [Bd. 6, Sp. 5145] γ) substantivierung. 1)) noch hab' ich niemals anarchie begünstiget, wie, es folgt der gewalt'ge dem fackelsenkenden jüngling? 2)) eine über andere ragende höhe machet den menschen ein ansehen, und stehet sonderlich denen gewaltigen und hohen in der welt wohl an. collegium curiosum (1713) 7; gewaltige der welt, ihr führet mit entzücken es suche, wer da will, die schlüpfferigen höhen, 3)) wenn bei einem der vorigen stücke ein neuer abschnitt sichtbar angeht! so hier. was für ein zusammenhang mit dem vorigen geschlechtregister? vielmehr neue sonderbare begriffe von göttersöhnen, riesen, gewaltigen, weltherrschern, zu denen gar nicht zubereitet worden? werke 6, 109 (archäologie des morgenlandes); dort (in Augsburg) strömte zum reichstag fast alles zusammen, was Deutschland an gewaltigen besasz. (bilder 2, 2) 19, 155; unter der leibwache, die im ringe um den schön geschnitzten zaun seines (Attilas) hofes lag, dienten gewaltige fast jedes volkes zwischen Persien und den Pyrenäen. (bilder 1) 17, 141; unter den gewaltigen dieser wilden zeit ... hat kaum ein anderer so breite spuren in den geschichten der südländer und in den germanischen sagen von Italien bis zum eismeer hinterlassen, als der Hunne Attila. 140; gleichzeitig aber fand sich noch ein anderer hoher gast ein, ein machthaber und gewaltiger sondergleichen (Göthe), der zwar über rosz und reiter nicht verfügte, dessen stimme auch im rate der monarchen nicht gehört ward, der aber dennoch in einer anderen sphäre unumschränkte macht ausübte. jugenderinnerungen 116; der da ist zum glück kein gewaltiger, kein fürst und herr; er ficht blos mit den händen durch die luft und führt kein schwert, sondern nur einen bleistift. (der carneval) 8, 101; aber auch hier ging das böse leben der gewaltigen der bösen lehre fast zwei jahrhunderte voran. schriften an meine lieben Deutschen 3, 56. h) die form der composition erweist sich als der zäheste stützpunkt für die aussterbende bedeutung von potens. das adjectiv folgt hier meist den gebrauchsformen, die für das substantiv gewalt im sinne von potestas oben belegt sind. die verbindungen [Bd. 6, Sp. 5146] scheiden sich, je nachdem der erste compositionstheil auf einen objectiven genetiv oder eine ähnliche bestimmung zurückführt (vgl. dazu oben sp. 5002 ff.) oder auf ein adjectiv resp. adverb (vgl. oben sp. 5030 ff.). α) die verbindungen mit einem objectiven genetiv oder einer ähnlichen bestimmung haben sich erst in der neueren sprache reichlicher entwickelt. die ältesten belege zeigt das compositum allesgewaltig, allgewaltig, das mit selbstgewaltig (selbwaltig) in einen besonderen zusammenhang gehört (s. unter β). daneben ist aus Notker die form himelgewaltig, alti potens belegt ( 1, 811), bei der das verhältnis zwischen den beiden compositionstheilen keinen ausdruck erhalten hat. dieser compositionsart sind die meisten zusammensetzungen unseres adjectivs nachgebildet, während die unterordnung des substantivs in der genetivform bei masculinen wenig beliebt ist (geistesgewaltig, gemüthsgewaltig); häufiger ist sie bei femininen in der pluralform zu belegen (lanzengewaltig, kehlengewaltig, bühnengewaltig, odengewaltig): nachdem der heergewaltige, zweimal gebändigt, auf die öde felseninsel verbannt, die ruhe Europas nicht zu stören vermochte, kehrte ordnung und friede wieder zurück. 1, 427. ebenso 1, 431; doch ich erholte mich bald von dem schreck vor geiste und geistern; nur zwei völkergebiether, den rossebändiger Kastor und wo das getümmel am lautesten schallt, kommt man leer, geschwätzig wol, o heimatsee! den einst mit beredtem lob nenne mir doch einmahl den wundergewaltigen mann dort. β) in der mitte zwischen dieser und der folgenden gruppe stehen die bildungen allgewaltig, selbstgewaltig. der erste compositionstheil, der deutlich auf objectiven genetiv zurückführt, verliert mehr und mehr seine substantivische geltung und wird als adverbium empfunden. 1)) für allgewaltig ist schon oben (sp. 4911) die stellung zwischen allwaltend und allmächtig hervorgehoben worden, vgl. auch theil 1, 235; spricht der herr got alles gewaltiger. cod. Tepl. 2 Cor. 6, 18 (ebenso Eggestein; deus omnipotens, der herrgot der almechtig. Koburger. ebenso Dietenberger. Eck; der allmechtige herr. Luther), nuo tuo uf dinen munt und enpfoh den grossen algewaltigen herren in dem heiligen sacramente in dirre halben ostien. sogenannter 148 Schmidt; do was mir rehte wie daz er spreche: du hest rehte daʒ du mich alsus besworen hast bi der heilgen ewigen algeweltigen [Bd. 6, Sp. 5147] trivaltikeit. 316; es hat mich aber der allgewaltige gott nicht ganz und gar im kummer und sorgen stecken lassen. 3, 241; allgewaltig, omnipotens. 2, 921; vor der strenge seines vaters, vor dem allgewaltigen zar, o, warum drängest du denn seht, musz liebesfeuer allgewaltig glühen. 2)) selbsgewaltig, selbstgewaltig: dasz es musz von der selbsgewaltigen und privat rache zu verstehen sein. tischreden 393a; ein selbsgewaltiger herr. 2, 38b, vgl. theil 10, 475; was plündernd, raubend, selbstgewaltig, jahre lang mit den Franzosen umhergezogen war, das hatte die sitte und das gemüth besserer völker abgelegt. geist der zeit (1813) 3, 44. γ) zusammensetzung mit adverbien. 1)) ich pin also scone, ich wil mit minem chore nicht tragen konnt' ich den mächtigen glanz entfesselt ist die urgewalt'ge kraft, 2)) sie aber strebt in mein gebiet. mit taumeltrank du machst uns mühe, stolzer Hohenstaufe! 2) gewaltig in der bedeutung violentus. wie beim substantiv von der vorstellung der macht je nach den der ausübung entgegenstehenden [Bd. 6, Sp. 5148] hemmnissen und nach der art der entfalteten mittel die vorstellung des zwangs sich ablöste und wie diese wieder in gegensatz zu der vorstellung von recht und billigkeit gestellt wurde (vgl. oben sp. 4939 ff. 4969 ff.), so wiederholt sich ähnliches bei dem adjectiv. es wird sich zeigen, dasz diese entwicklung wesentlich auf der attributiven verbindung mit bestimmten substantiven beruht, während der adverbiale gebrauch neben einzelnen verbis die erbschaft von gewaltiglich (s. d.) antritt; andere gebrauchstypen sind hier ganz vereinzelt. der höhepunkt der entwicklung liegt, wie schon aus dem überblick über die bibelübersetzung (vgl. sp. 5128. 29) und aus der zusammenstellung der wörterbuchnotizen (vgl. sp. 5142) hervorging, im 16. jahrh. die verkümmerung, die durch die ausbreitung der concurrenzbildungen gewaltsam, gewaltthätig gefördert wurde, setzt schon im 17. jahrh. ein und trifft vor allem die attributive verwendung, während das adverbium sich noch länger hält. a) die attributive function. α) ab sich ein radmann, scheppe, meteburger adir ein gemeine man zue hove libete adir hilde unde das schickete adir irworbe, das der stat recht adir handfesten gebrochen worden von gewaldiger hant, was sin broch were. Magdeburger fragen I, 1, 15 (Behrens 30); di kurschen und das gelt hot mir Niclas Grobnik gegeben czu getrewer hant und di seint mir genomen von gewaldiger hant vor ander lewte, das ich wol mag beweisen ... schöffenurtheile aus Thorn 227, Magdeburger fragen, beilage 3; das em das gut von gewaldiger hant und ane seine vorwarlosunge genomen sei. ebenda; das em das gut ane seine vorwarlosunge mit gewaldiger hant genomen were. ebenda; das em das gut sei genommen mit gewaldiger hant, noch forwarlosunge wart nirne gedocht in dem briffe. ebenda; wiewol unser genedigster herr der kunig Maximilianus nach erobrung (von) Stulweissenburg in fürnemen was, furtan in Ungern und für Ofen ze ziehen und also das künigreich Ungern mit gewaltiger hand ein ze nemen: iedoch ... d. städtechroniken 11, 728 (etliche geschichten. Nürnberg); das man gewaltige hende an die bischove oder andere prelaten leget, sonst allenthalben gedachten volkomenen ablas zu erlangen. Lurher (zwo bullen papst Clemens VII.) 3, 96b Jena; halt füer, halt füer, und facht den mon verflcht sigstu, du alter keib β) solicher gewaltigen an- und ingrif beschahen dem alten Hannsen von Landenberg so vil, das, seitmals sein rechts erpieten im reich ine nit furtragen oder helfen wolt, das er sich geen Baden in das Ergew verfuegt, und daselbs vor gemainer aidgnoschaft rathsbotten sich des unaufhörlichen gewalts beclagen musst. Zimmersche chronik 3, 349; impressio, ein gewaltiger infall. 200; da geschach ein ungestümmer gewaltiger einbruch in neuw Rom. Frundsbergs kriegsthaten (1572) 117b (buch 6); wegen desz gewaltigen uberfalls und einlägerunge, so seither ... durch das königl. Spanische, und ander Nieder-Burgundische kriegsvolck vorgenommen. copei fernern keiserl. ... beschwer, contra das Spanische kriegsvolck 1599 bei Londorp. suppletus 1, 122b; 40 stätte mit gewaltiger belägerung und fortrückung desz geschützes, oder sonsten gefährlichen betrohungen eingenommen (copei der churfürstl. Rheinischen ... versamlete bottschafften und gesandten, an den Fränck. creisz. 1599) ebenda 120a; sondern ist desz gewaltigen, weitern uberziehens und einnehmens, zu den vorigen anderer mehr stätde und œrter, auch raubens, plünderns, brandschatzens ... kein ende. (copei eines ernsten schreibens und keiserlichen befelchs, an admiral von Arragon 1599) ebenda 125b; dann die zwiefache wehre ist schwerlich zu gewinnen, und obgeleich die äusser gemauert schütt mit grossem volk und gewaltigen stürm gewünnen würde, so ist doch die inner schütt hoher dann die äusser und gerüt (ruhig, geschützt). nachlasz 273; darzu (um die wehren nieder zu legen) ist kein härter, schärpffer und gewaltiger schiessen, dann gute kundtschafft, wie die wehren der festung drinnen gethan. militaris disciplina 170; unnd wie offt Saul aller seiner wort unnd verbündnusz vergasz, und David nach dem leben stellet, hat sich doch David allzeit, mit gedult und [Bd. 6, Sp. 5149] weichen auffgehalten, und nie in einige resistenz oder gewaltiges widersetzen eingelassen, sonnder auf gottes gericht und willen sein sachen gestelt. Wolfgang Schmeltzl Samuel und Saul (Wiener neudrucke 5, 5). γ) nach söllichem gewaltigem geplünderen habet si Jörgern Funcken zu dem Rappenschech gebunden und gefangen gefiert. beschwerdeschrift bei acten zur geschichte des bauernkriegs in Oberschwaben 393; wiewol wir uns zu unserm fursten und herren, ir f. gnaden erwirdigen convent gentzlich versechen, das söllich gewaltig furnemen gebeszret und furter in ewig .. abgestelt werden. beschwerdeschrift der Kemptener bauern bei quellen zur geschichte des bauernkriegs in Oberschwaben 54; demnach in ansehung des ausschusz ernstlichs, gewaltigs furnemen, und das ain gemaind sich an die pawrn und herwiderumb die pawrn sich an ain gemaind, wie aus solicher des ausschusz handlung zu vermercken was, zu vertragen ain ungezweifelten verstand mit ainander hetten, hat ain rat ... aus betrangter not die sach der pawrn ... dem ausschusz entlich und mechtigklich aus der hand zu gutlichem ausspruch und entschied ergeben. Thomas Zweifel bei quellen zur geschichte des bauernkriegs aus Rotenburg 91; aus inwendiger oder inhaimischer, zwitrechtiger bedrangknuss irren und der versamelten bawrschaft bösem, freventlichem und gewaltigem furnemen anhangen mussen. ebenda 515; versehen uns auch, er werd mittlerzeit mit seinem gewaltigen furnemen still steen. ebenda 394; also kam das hailig evangelium und gottes wort in ain grossen, ergerlichen und schedlichen missverstand, das vil der weltlichen haupter, gemainen adels und gemainen volks sölichs alles uff iren aigen vortail und nutz, auch gewaltig, tetlich, frevenlich, rauplich und mörtlich handlung und furnemen zu ziehen .. understunden. 137 (vgl. DWB gewaltsam furnemen s. 50 u. a.); ain grosse gewaltige handlung, ainem mit gewalt und gewaffneter handt also einzufallen und vergwaltigen über und wider den landtfriden. (Langenmantelsche chronik) d. städtechron. 23, 244 anm. 1; also geet der punt tyrannisch mit den cristlichen brudern umb, sie, die pundischen, wern teufel und nit menschen, gleich als ob die tat zu Weinsperg und ander der pawrschaft tetlich gewaltig handlung ... nit uncristlich oder tyrannisch, sondern recht sein sollte. Thomas Zweifel bei quellen 367; auch darzu durch sich selbs oder iemants andern von seinen wegen nicht dienen, noch auch einich schlosz, stett, markht, befestigung, dörfer, höf oder weiler absteigen oder on des andern willen mit gewaltiger that, frävenlich einnemen ... sol. landpot in Ober- und Nieder-Baiern (1516) 2b; so sich aber einer solliches obgemellts misshanndells frevenlicher und gewalltiger weise gegen einer unverleumbten frawen oder jungkfrawen unnderstunde ... derselbig ubelthatter soll ... gestrafft werdenn. Carolina 63 Kohler - Scheel; nun haben wir aber ausz allem dem, so oberzehlt, ... unleugbar zu sein befunden, als im jahr 1581. bei obgemeldten königl. stuel und stadt Aach, die erste beschwerliche unruhe und empörung entstanden, durch welche der alte rath und magistrat daselbst seines amptes de facto entsetzt, und bei und in der stadt, beides im geistlichen und politischen stand und wesen eine merckliche veränderung dem alten herbringen gäntzlich zuwider, gewaltiger weis eingedrungen worden. urtheilspruch des kaisers Matthias an die stadt Aachen (1614) bei 1, 160b. δ) ein ieder wart noch sinem dot [Bd. 6, Sp. 5150] ε) darnach zween gleichsam gewältig tyrannen der ainigen vernunfft entgegen gesetzt (zorn und begierdt). enc. mor. 12b. ζ) ein gewaltiger, gewaltsamer tod, een geweldige dood. (Nürnberg 1719) 2, 96c vgl.gewaltsamer tod. b) die function des adverbiums, vgl. dazu gewaltiglich. α) de Russen weren geweldich aver de beke gekamen und vellen in de stædt. monum. liv. 42, 108 s. mittelniederdeutsches wörterbuch 2, 100; dan als auf ain zeit in solichem geschrai ain paur am Meransen mit geladner puchsn und prinenden zuntstrick im marckt gewaltig und frävelich, uber aussgangen gepott, zu Mulbach umbgangen, desshalben ine Sigmund Hagenawer als richter mit worttn straffen ... wolt. denkwürdigkeiten, fontes rer. Austr. 1, 1, 446; als nun Titus Jerusalem gewaltig eingenommen. 291a; siehet man nicht jetzund auch vor augen und vor der thür, dasz Spanien allbereit einen guten antheil deren zum reich gehöriger städt und lande eingenommen, gantz gewaltig besetzt und gestärcket? auszführticher dicurs und bedenken eines teutschen katholischen patrioten bei 1, 270a; Alexander hat die festen stett gewaltig erobert. 2, 47b; derhalb Hanibal grimmig gar denn sie rufen zusammen aus allen enden die jugend β) gewaltig hand an etwas legen. Fierrabras G 1; welcher einen gewaltig in sein haus bricht oder dergleichen muetwillen iebt ist dem gericht verfallen. banntaiding der herrschaft Pfannberg (16. jahrh.), österr. weisth. 6, 338; wolt er der kains thuen, so sollen si inen geweltig und zu gerichts handen, wie si kunen bekumen, bringen. rüegat in der herrschaft Kropfsberg (handschrift 16. jahrh.), österr. weisth. 3, 374; und uber das er sich rechts gegen inen erpotten hab, handeln si geweltig daruber in dem seinen und treiben ime seine tagewerker ausz seim holtz. Memminger rathsprotokoll (24. märz 1525) acten 41; die weil wir aber hiezwuschen so gewaltig und warhaftig gewarnt, hat uns beden mit nichten gepuren zu verharren, dann so ain sterker kompt, musz der schwecher weichen. Rotenburger flüchtlinge an den rat von Rotenburg bei quellen 524; gt wiltbret ir auszgespüret haben, der tod kam zu ihm geschlichen, γ) aber die ungestümigkait des wassers trg in gewaltig zwischen felsz und stain. 22b; sie wusste nicht, ging's zum leben, ging's zum tode. es donnerte und brauste so gewaltig um das häuschen her, das wasser stieg, dasz sie den donner der Emme zu hören glaubte, die gewaltig die dämme durchbrochen und sie dahinreiszen werde. J. Gotthelf (Käthi die groszmutter, 1847) 1, 11; denn Jupiter, der glänzende, regiert umb der blutschuld willen treibt doch hat er, so geübt, so vollgehaltîg [Bd. 6, Sp. 5151] c) seltenere gebrauchsformen. α) die verbindung mit dem verbum substantivum: ist ein man der ime darwider si, der ist meim herrn die besserunge schuldig mit recht. ist der man so gewaltig oder so frevel, das er an meins herren minne nit ... so sol er mein herr dem vogt clagen. weisthümer 1, 754 (Unterelsasz, Neuweiler) und öfters; Mitio. last mich noch nit mit friden? Äschinus. nein, es sei denn, das ich dich erbitte. Mitio. warlich das ist gewaltig. Terenzübers. 163a. β) die substantivierung: alszo werdenn all hoffertigen unnd geweldigenn vorworffen sein von allen creaturen. (auslegung des 109. ps., 1518) 9, 183 Weim.; dann under den gewaltigen und mutwilligen ist es umb sonst das einer gedenckt z frieden sein unnd ruhe z haben. Tac. (1535) 448b (Germ.); grassator, ein rouber, schleitzer, gewaltiger, straszröuber. 610a; sage du, wie schnell bist du? der sechste geist: so schnell als die rache des rächers! Faust: des rächers? welches rächers? der sechste geist: des gewaltigen, des schrecklichen, der sich allein die rache vorbehielt, weil ihn die rache vergnügte. (Faust) 3, 382; Gocciola stiesz einen schrei aus, als falle die hand des gewaltigen auf seine schulter. die hochzeit des mönchs 51. 3) gewaltig mit den bedeutungen vehemens, validus, robustus, fortis, magnus. die entwicklung setzt hier spät ein, namentlich im verhältnis zu der adverbialform gewaltiglich (s. d.). nur vereinzelt stehen litterarische belege vor dem 16. jahrhundert zu gebot (vgl. z. b. a, α, 1))). dem entsprechen auch die wörterbuchangaben, wie oben kurz angedeutet wurde (sp. 5142). für nervosus wird in verbindung mit reden zuerst gewaltiglich angeführt ( ausgabe von 1541), das in anderen syntaktischen functionen zu gewaltig überleitete (vgl. sp. 5159 u. a.). der gleichen verbindung entsprang der erste beleg für validus (bei ausgabe von 1537, ist für validus nur vermügig, starck angeführt, während valentia = vermögung, gewalt gesetzt wird): facundia validus, gewaltig redend. (1568) 1344b; valentissimus, gar krefftig und gewaltig. ebenda; die parallele gewaltig, vobustus ist in wörterbüchern nicht beliebt, und die mit vehemens taucht ebenso wie die mit magnus erst spät auf vgl. aber impetuosus bei a. a. o. dagegen giebt fortis viel früher anlasz, unser adjectiv heranzuziehen. in der ausgabe von 1541 bucht Frisius unter fortis (starck, mächtig, dapffer) die vereinzelte verbindung fortis familia, mächtig und gewaltig s. 579b. dazu kommen 1568: fortis in armis dapffer und gewaltig im krieg 579b; ductor fortissimus, ein gewaltiger dapfferer hauptman. ebenda. für diese neuen verwendungen nun liegen dreierlei ausgangspunkte vor: einmal die parallele gewalt, virtus, dann die entwicklung der adverbialform gewaltiglich (s. d.) und im besonderen die verbindung des adjectivs mit bestimmten substantiven oder verbis in der attributiven oder adverbialen function (zum prädicatgebrauch vgl. sp. 5133). diese verbindungen zeigen aber doch in allem, dasz das adjectiv gewaltig seinen eigenen entwicklungsgang einschlägt. der bedeutungsübergang in der verbindung mit einem nomen agentis ist schon oben (sp. 5138) hervorgehoben worden. daneben wäre noch besonders auf die verbindung mit substantiven hinzuweisen, die kraft und grösze in ihrem bedeutungsgehalt verkörpern (vgl. sp. 5126). solche verbindungen liebt auch das adjectiv mächtig, und es erlangt hierdurch im gegensatz zu dem substantiv macht bedeutungen, in denen es sich mit gewaltig berührt. unserem adjectiv ist jedoch die gröszere verbreitung in schriftsprache und mundarten eigen vgl. gewahlig groot. idioticon Hamburgense 74; gewellig 1, 163 u. a. a) die attributiven verbindungen lassen sich in der mannigfaltigkeit der bedeutungsentwicklung um die vorstellungen der 'kraft' und 'grösze' gruppieren. innerhalb des bedeutungskreises von 'kräftig' ist es das ungewöhnliche, über das masz hinausreichende, das unser adjectiv gegen seine synonyma abgrenzt: das ungestüme der physischen, körperlichen kraft, das geheimnisvolle, eindringliche der geistigen kraft. von hier aus wird der begriff der 'grösze' vorbereitet, der wiederum je nach seiner belebung durch körperliche oder geistige träger neuen spielarten zustrebt. in der folgenden zusammenstellung sind nicht diese spielarten selbst, die vielfach nur flüssige grenzlinien zeigen, sondern die einzelnen träger der verbindung als ausgangspunkt der gliederung genommen. α) in der beziehung auf die natur und die einzelnen erscheinungen der auszenwelt tritt der begriff ungebändigter kraftentfaltung in den vordergrund, der in einzelnen verbindungen die vorstellungen des rohen, starren, in andern diejenige der [Bd. 6, Sp. 5152] erhabenheit und grösze erweckt. hier reichen die beispiele verhältnismäszig weit zurück. 1)) wo er den benumet, do sal her im volgen mitte. abir obir die geweldigen si (see, meer) nicht. das alte kulmische recht 3, 127 Leman (vgl. 3, 130: mer obir du waldige si nicht); als du den fremden erschlugst, als ich geprüft ward, brausten die hasser jene gewaltigen wetterbäche, erlitten hat das bange herz 2)) feuer ist das gewaltigst element, das die andern alle verzehret und aufffrisset. Sarepta 33b; ez spricht Albertus, daz er selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigez feur würf. buch d. natur 278, 10; ignis sacer, nimiumque potens, das gewaltig fheur der liebe. 1027b; der zuschauer vom gewaltigen licht der sinnlichkeit geblendet, übersieht offt eben sowohl die feinsten schönheiten, als die untergeflossenen flecken, die sich nur dem auge des bedachtsamen lesers entblöszen. Schiller (erste vorrede zu den räubern) 2, 7; doch stritt in dem heere, von eifer entfacht, wie kamt ihr durch das wasser, [Bd. 6, Sp. 5153] 3)) zwen ochsen grosz nit cleine o Smynthen hoher gott geziert, mit starken schritten ein mädchen und vor dem pförtchen stehn, mit flegeln in der hand, 4)) und über das gärtlein weg sieht man die gewaltigen Berner berge so kühn und ehrenfest, auf der erde die gewaltigen füsze, halb im himmel die ehrwürdigen häupter. (Käthi die groszmutter) 10, 11; hoch rollten die wogen entlang ihr gleis, ... vorsündfluthliche tannen 5)) underwegen ersahen wir in der ebne vil gewaltige alte hohe und grosse gebäw. 206; verhalten sich also der juden durch die Türckey ausz gar vil, sonderlich aber in den fürnemsten handelsstätten, alsz z Halepo, wie auch in diser statt Tripoli, darinnen sie erst ein gewaltige behausung und schöne synagogam erbawet. 35; da hat mon im graben bei dem fichsbag ein gewaltig werck eines springeten prunens auf gericht. briefwechsel 15; in dem dome zu Cordova 6)) ach du redest umsonst, vordem gewaltiges kelchglas, sie nahm aus einem schrank gewaltig β) in der beziehung auf personen sind es zunächst nomina agentis, die das adjectiv an sich ziehen. die thätigkeit, die durch diese verkörpert wird, liegt meist auf geistigem gebiet, deshalb tritt hier in den älteren belegen die vorstellung körperlicher kraft und grösze zunächst ganz zurück. [Bd. 6, Sp. 5154] 1)) vater almechtiger Jhesu Crist, so, von deiner lieb entzündet, 2)) es kam darauf an in jedem jahrhundert die mächtigsten und gewaltigsten zeugen der sprache zu erfassen und wenigstens ihre grössten werke in das wörterbuch einzutragen. einleitung zu theil 1, sp. 35; jeder gewaltige geist wirft schon in der kindheit, obgleich noch im chaos oder nebel, helle strahlen von sich. Ardhingello 1, 53 (ausgabe von 1857); was meine wenigkeit anlangt, so teilte ich zwar aufrichtig den widerwillen meiner guten mutter gegen den helden des jahrhunderts, doch hatte mich das nicht abgehalten, mich an jenem morgen auf die strasze zu begeben, um mir den hochgewaltigen mann, dessen name auf aller lippen war, möglichst von nahem zu besehen. jugenderinnerungen 93; tief ist er (Öhlenschläger) nicht, aber empfänglich, keine gewaltige, aber eine schön, kraftvoll in sich abgerundete natur. an Elise Lensing, briefw. 1, 102; zuletzt warf er seine augen auf die russische zaarin Katharina, von der er viel erstaunliche abenteuer gehört und gelesen hatte, und nannte sein blondes zartes kind nach dieser gewaltigen dame. (Franz Algeyer) 4, 34. 3)) du bist ein gewaltiger gesell. 935a; ebenso 156b; die drei gewaltigen gesellen. (Faust II) 41, 304; in gewisser hinsicht, sagte Goethe, hatten sie (Varnhagens denkmale) etwas ultra-Plutarchisches damit geliefert; das Plutarchische parallele zöge sich ohnehin durch die drei gewaltigen kerle (graf Bückeburg, graf Schulenburg und baron Neuhof) fein durch. gespräche 5, 69 Biedermann; du bist ein gewaltiger kerl, held! vouz avez beaucoup de pouvoir; vouz êtes un homme de consequence, d'importance; sans vous rien ne se fait: ironiquement. 254; du bist ein gewaltiger held, kerl, ironiquement à vous entendre, on diroit que vous êtes quelque chose, on n'a pas peur de vous. nouveau dictionaire (1762 Straszburg) 339a; ich weisz es wohl was Jäckel für ein jahren oder etzlichen für ein gewaltiger rotzlöffel wahre. komödie vom studentenleben 97, 8; das ist der allgewaltigste spitzbube, der jemals einem ehrlichen man halt zugeruffen hat. Shakespeare 5 (Heinrich IV. 1, 1, 4); fürwahr selbiger gubernator ist gar ein gewaltiger zehendschnapper. B. Schupp lehrreiche schriften (Frankfurt 1684) 607 (kunst reich zu werden). 4)) du bist wohl ein gewaltiger held! thou art a brave man forsooth! thou art like a man of straw for all thy fierceness. teutsch-engl. wb. (1716) 769; du bist ein gewaltiger held, aber ihr gott ist zu mächtig. (Judith) 1, 18; und auf den boden schleudert ihn der hehre die gärten des südens, sie duften zu stark, [Bd. 6, Sp. 5155] γ) die vorstellung der körperkraft und grösze des wuchses kam vereinzelt schon in den eben erwähnten verbindungen zur geltung, jedoch nur in solchen aus späterer zeit; ihren eigensten ausdruck findet sie — freilich auch erst in jüngeren belegen — in der verbindung mit menschlichen organen. 1)) als die menschheit in den kriegern stutzte, ergriff er mit gewaltiger hand das panier. Lessing (ode auf den tod Schwerins) 13, 153; Minerva aber ergriff den drachen, und schleuderte ihn mit gewaltiger hand an das firmament. (Minerva) 219; und hob die gewaltige faust gegen ihn, der Schröder, durch einen sprung aufs theater ... entrann. F. L. Schröder 1, 58; die Oberländer trugen mit ihren gewaltigen armen die schweizerischen büchsen hinüber. geschichte der Schweizer 5, 71; und theilt mit gewaltigen armen diese (schergen) faszten schnell den überraschten dann hieb ich mich durch seinen riesenleib, 2)) was mir den scharfen warner, den einschneidenden strafredner, den unerschrockenen propheten von damals besonders ehrwürdig macht, ist sein versöhnlicher sinn, sein conservativer charakter inmitten alles zornigen und dräuenden, was der gewaltige mund ausströmt. Immermann (memorabilien, Düsseldorfer anfänge) 20, 117; untergang kommt: er nahet mit jeder zeile. ein neues stück der geschichte beginnet von einzelnen, gebrochenen, gewaltigen stimmen, und jede posaune ruft näher: der richter kommt! Herder (älteste urkunde des menschengeschlechts. 4. theil) 7, 162; sofort beginnet ein andrer ton: triumph der gottessöhne, mähr- und ritterton ihrer heroischen thaten, bis die gewaltige reu- und trauerstimme gottes auch in jeder silbe wiedertönt, eine welt zu verwüsten. 7, 170; eine gewaltige stimme, a very loud, a powerful voice. 1, 462c; ich höre dich, gewalt'ge donnerstimme, ich wollte sie beruh'gen, aber sie, δ) in der verbindung mit substantiven, die eine innere kraftäuszerung des menschen verkörpern, die auf das gemütsleben und das willensvermögen bezug nehmen, macht sich die vorstellung des unwiderstehlichen, des ungestümen, geheimnisvollen geltend, gewaltig = vehemens. auch hier wie oben unter α) ermöglichen es die typen der substantiva, neben denen gewaltig belegt ist, die grenzlinie zwischen vehemens und violentus mit einiger sicherheit zu ziehen. 1)) darumb beleibt es (das herz) auch wie vor, voller gewaltiger neigung z allem bösem. J. Eberlein v. Günzburg (ein büchlein, worin auf drei fragen geantwortet wird) 2, 156 neudruck; ja, ich hätte mich ihm verbunden in lieb' und umarmung, [Bd. 6, Sp. 5156] und satt bist irrdischer schönheit, und werth bist auszuruhn in dem arme der göttinn, werth an ihrem busen zu fühlen, was den vergötterten Herkules neu gebahr; nimm ihn auf, himmlische schönheit. der junge Göthe (von deutscher baukunst) 2, 214; die glühendste liebe verlischt, ihre gewaltige begehrung endet mit überdrusz und ekel. 1, 111; jenen ward der gewaltige wille 2)) solch sicherheit und trotz (sage ich) ist ein gewaltig zeichen eines gewaltigen zorns. Luther (auff des bapstesels deutung 1518) 3, 532b Jena; gewaltiger zorn, vehemens ira. 290a; gewaltige liebe, ansehen, feindschafft, grande affection, autorité, inimitié. 254; wenn der nordwind schüttelt den distelstrauch zu lange schon erstickt ich der natur wärt ihr der leidenschaft selbst, der gewaltigen, fähig, ich sänge 3)) Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten und die geweltigisten kraft hab. buch d. natur 359, 23; er fühlte auf einmal wie eine gewaltige kraft durch seine adern drang. Grimm (der königssohn der sich vor nichts fürchtet) märchen 2, 197; gewaltigere lebenskraft flosz noch einmal durch alle meine nerven. Maler Müller (Adams erstes erwachen) 1, 10 Hettner; ein verwes'tes reich besinnt sich nicht, wie Preuszen that, unmittelbar nach dem entsetzlichen sturz auf gewaltige lebenskräfte; ein heruntergekommenes und abgenutztes volk würde etwas mehr als sechs jahre bedurft haben, um von dem zustande der entkräftung zu dem muthe zu genesen, mit welchem der schild erhoben wurde, als die stunde gekommen war. Immermann (memorabilien: fest der freiwilligen in Köln) 19, 163; der anlage zufolge wird es (das stück) in dem ringen zwischen Marius und Sulla, endlich aber in dem gewaltigeren character des letzteren seinen culminationspunkt finden. (vorrede zu Marius u. Sulla) werke 3, 259. 4)) wann lewt durch das land geent, als oft geschehen ist und noch geschiecht, die an die perg geent, und wo läwt an den pergen siczen, an der ain die mit gewaltigen pet pittend und die leüt beswärnt, ... wem das widerfür, der sol sein nachpauern also anruefen. (landrecht im Zillerthal) österr. weisth. 1, 320; so were dennoch ein trew unterthenigs vermanen nicht zu verachten, angesehen, das e. k. und f. g. wie zu vermuten, gar mit statlicher gewaltiger furbit, berandt, besturmet .. und .. ersucht werden müssen. an kurfürsten zu Sachsen und landgraven zu Hessen (1545) A 3a; in hoffnung, dasz wir ein gar geneme sach angreiffen den, die lieb habent laimet, ere, nutz ires vatterlands, und bestetigen unser sag mit gewaltigem schreiben der gescheen ding, als die verstend, den solich erkant seint (qui famam, honorem, utilitatem, patrie amplectuntur, et auctoritate subnixam, ut claret hiis, qui auctorum scripta non ignorant). d. städtechroniken 3, 34 (Nürnberg); das auch s. Paulus umb der sache willen am meisten die epistel an die Römer geschrieben hat, darinnen er auff das aller scherffest und mechtigst eben diesen artickel handelt, mit gewaltigen schrifften, das gott nicht allein der Juden, sondern auch der heiden gott sei. (auslegung des 1. cap. des propheten Jonas 1526) 3, 203a Jena; gewaltige und tappere brieffe. deutsch theologia (1518) A 1b; ein gewaltiger beweis, a forcible argument. eine gewaltige rede, a pathetic or pathetical speech. teutsch-engl. wb. (1716) 769; eine gewaltige rede, un discours bien fort. gewaltige gründe, motifs puissans, raisons fortes. 253; an die leutselige art meines lieben vaters gewöhnet, wollte dessen [Bd. 6, Sp. 5157] gewaltige rede mir nicht sogleich gefallen. (Renate) 5, 41; gewaltige wort, verborum fulmina, gewaltige wort führen, gravitur in quem dicere. 934b. ebenso 179b; gewaltige, nachdrückliche oder nachdenkliche worte, emphatical, energetical, forcible or significant sayings or expressions. teutschengl. wb. (1716) 769; auch die sprache allein thut es nicht, ob sie gleich allezeit das gewaltige erkennungswort bewahrt. 2, 2, 485; den gewaltigen trostspruch des herrn Christi, der Joh. 3 sagt: also hat gott die welt geliebt. J. B. Schupp schrifften (die krankenwärterin) 441; 5)) den manen handt vertruwt z fill, doch blieb von der zeit des gewaltigen Karls wohl noch ein gewaltiges lied euch, ε) in der verbindung mit einem nomen actionis oder einem abstractum vollzieht sich die weitere entwicklung, indem der begriff der gesteigerten kraft immer mehr verblaszt und nur noch die function der steigerung übrig läszt, die den bedeutungsgehalt jedes beliebigen substantivs beeinflussen kann. durch die mannigfaltigkeit der verbindungen wird hier freilich eine gewisse vielseitigkeit der bedeutungen erzielt, die in einigen festeren prägungen über den rahmen der gelegenheitsverbindung hinausreicht. die alte bedeutung 'ungestüm' hält sich am zähesten neben substantiven, die vorgänge der auszenwelt betreffen; in der beziehung auf menschliche handlungen und lebensäuszerungen geht der begriff der körperlichen kraft in den der energie und stärke der bethätigung über. in anderen verbindungen, vor allem mit abstractis, entwickelt sich die vorstellung des erhabenen, bedeutsamen; aber in den jüngeren verbindungen wird dem adjectiv der bedeutungsgehalt mehr und mehr durch die blosze function einer steigerung des substantivbegriffes entzogen. 1)) es war ein gewaltiges sausen und brausen und fittichschlagen, und es sah aus, als wenn eine schwarze wolke dahin zöge. (der zaunkönig) kinder- und hausmärchen 2, 395; in kühler morgenstunde, da der junge tag, Aron sah ich, im heiligen schmuck, mit drohender stirne, 2)) da aber diese amazonin durch einen gewaltigen hieb über den kopff in ohnmacht gebracht. insel Felsenburg 1, 269; [Bd. 6, Sp. 5158] und drei, mit gewaltigen streichen, .. und mit gewalt'gem fuszstosz hinter mir Isegrim zeigte sich wild und grimmig, reckte die tatzen, sobald er die schmerzlich thränenden augen 3)) siehe, da fieng Lucifer, der höllischen gemein oberster fürst, gegen seinen unterworffenen geistern ein grausames, gewaltiges ... geschrei an. process. jur. 1; 'mutter Weiszhuber', sagte der mann, einen gewaltigen zug aus der pfeife thuend, 'müszt das arme dirndl nit erschrecken.' (dorfgänge) ges. werke 3, 11; er that die thüre des zimmers mit dem gewaltigsten herzpochen auf. 4, 46; ein gewaltiger schauer sieh, da kam im schlaf ein seltner traum mir. 4)) der junge kauffmann stutzte, und wolte nicht glauben, dasz der herr von Leuven so bald nach Antwerpen zurückkehren müsse, da er aber den ernst vermerckte .. ging es an ein gewaltiges nöthigen. insel Felsenburg 1, 95; wir finden die verschiedenen geschlechter und alter, stände, beschäftigungen, gewaltiges wirken und groszes leiden, alles insofern es heroen und heroinen ziemt. (Polygnots gemählde) 44, 114; bei dem ersten tritt, den ich auf die küsten meines landes jüngst wieder that, durchschauerte auch mich das unbegreifliche, aber gewaltige walten der vorsehung. (Napoleon 1, 3) werke 3, 47; denn je die gantze historia vol ist allerlei heilsamer leer, herrlicher tröstung, gewaltiger und ernstlicher rettung. hofteufel A 3a vorrede; zu Constantinopel war auf eine zeit ein gewaltiger aufruhr des volkes wider die obrigkeit. friedens sieg 5 neudruck; ein gewaltiges verbrechen, an atrocious crime. 1, 462c; als Kant regierte, trieben seine leute, sowohl Kantriche, als Kantlinge mit diesen feinen waffen ein gewaltiges wesen. (bereicherung des hd. sprachschatzes) 1, 42; denn, so wie man vor Thomasius an hexen und hexenmeister aberglaubte, die böses wetter machen sollten und schlimme zeit, so ist nach dem erscheinen der 'rechtlichen erörterung' ein gewaltig gemäre von umtriebern, die eine böse stimmung hervorbringen. 2, 1, 309; die mutter stellte eine gewaltige brechete [Bd. 6, Sp. 5159] an, und es that ihr wohl bis in die schuhe hinab, die meisterfrau zu spielen. (der bauernspiegel) 1, 41. 5)) nervose dicere, vel asserere, gte gewaltige griff im reden brauchen, oder handtlich und dapferlich reden. (1568) 865b; da bereitet' er (Reineke) sich zu neuen gewaltigen lügen. es gschach disz gwaltig niderlag, und wie sie im ewig geschlossenen kreise man hörte den rollenden wagen, 6)) ist wol eine gewaltige that, sach, scilicet spolia ampla tulisti, magna res; valde magnum facis. 156b; da thronen sie beisammen und halten eifrig rath, [Bd. 6, Sp. 5160] eine gewaltige sache, that is a mighty affair, indeed. 1, 462a; die helikonische heerde soff nämlich, wie wir wissen, aus der Hippokrene. diese quelle wirkt nun bei allen, welche sie trinken, die gewaltigsten dinge, jedoch nur bei den durch das schicksal dazu vorbestimmten jenen reizenden wahnsinn, den wir kennen. 2, 81. 7)) allein des Messias gewaltige wunder der wächter auf den zinnen ζ) in verbindung mit collectivbegriffen wird die function der steigerung am einseitigsten herausgearbeitet, und zwar nach der seite der quantitativen werthung. ein anschauliches beispiel für diese entwicklung liegt in der verbindung gewaltiger haufe vor, die zu den ältesten festen verbindungen gehört vgl. auch gewalthaufe sp. 5110. sie führt auf die bedeutung potens zurück mit ausnahme eines vereinzelten belegs, der der bedeutung violentus entsprang: szo hath der rath vor sollicher meinunge des volcks anhe perikel irhes lebens nicht weren mügen, mich derhalbenn mith vleise gebeten, sie kegen c. churf. g. im allerpesten zuverschuldigen und vor sie bitten, das sie mith guten predigern muchten versorgt werden, uff das kein erger zcufall hirus entstunde, dan inhe were unmügklich dem geweldigen hauffen zcuwstewren. (an den kardinal 1521), d. städtechron. 27, 207; in dieser verbindung halten nun die vorstellungen 'macht, kraft, stärke' dem zahlbegriff noch die wage. aber in den nachfolgenden verbindungen gewaltige stadt, gewaltiges reich (im gegensatz zu den sp. 5138 aufgeführten verwendungen der gleichen verbindung) zeigt sich schon die verdrängung der ursprünglichen bedeutung, die in gewaltige menge, gewaltiger reichthum ganz geschwunden ist. 1)) item alls der gewaltig huff z ross und fsz z Hillczingen ir leger gehept hattend, ... do msztend die purn von Hillczingen ir groste glocken usz irm thurn thn. Villinger chronik 137; disem Mario Nepoti ward der krieg wider die Cimbrischen und Hochteutschen zu fieren bevolchen. aber seitmals die Cimbri und Hochteutschen in zwen underschidliche gewaltige haufen sich gethailt, ist Marius den Hochdeutschen und Ambronern mit ainem gewaltigen hör bisz in Galliam entgegen zogen. Zimmerische chronik 1, 4; aber der gewaltig hauff der versamelten baurschaft zu Brethain, so etwas uff tausend stark, wern hinweg gewest und uff Insingen und Diepach zugezogen, sich diese nacht daselbsten zu legern. Th. Zweifel bei quellen zur geschichte des bauernkriegs aus Rotenburg 61; alda auf einer eben des felds stuend der geweltig haufen, die hinderhuet het iren vortail, eine höhe, eingenommen. künig Brenner wendt sich von dem geweltigen haufen, platzt und fl in die hinderhuet, tribs ... ausz irem vortail. (chronik) 4, 320. ebenso 321; hat sich der kaiser auffgemacht und Thonauwerd zu zogen und die statt eingnumen nachgentz weitter herauf geruckt und Dillingen eingenumen ... und ist sein gweltiger hauff hernach geruckt. chronik von Ulm 126 Veesenmeyer; gewaltiger und verlorner hauffe. 118b. ebenso 631. vgl. dazu 2, 420b; die vögel wie ein pfeil zuflogen: [Bd. 6, Sp. 5161] heer, a powerful army. 1, 462a; nun vor kurtz verruckten tagen war ein mechtiger könig dem keiser Beramo in sein land gefallen, willens ime das einzenemmen, wider welchen Beramus der keiser mit gewaltiger heres krafft aussgezogen, den feind verjagt, und ein grossen sieg erlanget. H. Wetzel reise der söhne Giaffers (litter. ver. 208) s. 29; die einwohner in der alten statt Rom, da sie das gewaltig kriegszvolck an der brücken Sixti sahen, haben si marggraff Albrechten vermöcht und erbetten, dasz er ... bei dem keiserlichen kriegszvolck um fried anruffen wölt. Frundsbergs kriegsthaten (1572) 119b (6. buch). 2)) dise grohss' und gewaltige stat, deren geringsten schatten mein herr auf diser glahs-scheiben entworfen sihet, hat zur zeit des hunnischen kriges, wi man uhrkundet, ihren uhrsprung genommen. adr. Ros. 154 neudruck; Kaselarcelan hatte eine gewaltige vestung, die so hoch war als der berg Alwend, und so viel unterschiedliche umbwege hatte, als die haare einer braut, die sie schön gekräuset; die darinnen lagen, fürchteten sich vor keiner gewalt. Olearius der persianische baum-garten (Hamburg 1696) s. 17c; und wie ihr von ihm selbs gehört, b) aus dem rahmen dieser verbindungen lösen sich einige bedeutungsabstufungen ab, die in den freien gebrauch des adjectivs übergehen, wie die vorstellungen: 'grosz, stark, erhaben'. diesem freien gebrauch gehören andererseits auch verwendungen an, die unmittelbar auf die unter gewaltig, potens angeführten gebrauchsformen zurückgehen. α) weiterentwicklung der bei gewaltig, potens dargelegten verwendung. 1)) verallgemeinerung und abschwächung: gleichergestalt wie der mensch ob allen andern creaturen und geschöpfen, die von gott gemacht, das edelst, fürnembst und gewaltigest ist, also auch hin widerumb ist er das elendest. von wassern (1572) 249; das kind das denn geboren wirt dz wirt gewaltig und rein und demütig. arzneibuch 55a. 2)) bedeutungsverengerung und ellipse. a)) wird sie (die gestalt des leibes) nicht in müssiggange und tregheit vorterbet, aber durch die übung und das bewegen gewaltig erhalten? kanzl. 426; ein meister des schwerts auf hieb und stosz, kurz, rasch, fest, fein, gewaltig und nicht zu ermüden, wenn seine hand erst das eisen faszte. 2, 1, 5. b)) da waren di sündlichen lüste (welche durch gesetze sich erregeten) krefftig in unsern gliedern. Römer 7, 5 (variante geweltig); aber die matrix zeucht die samen nicht allemal an sich, sie ist dann gewaltig. op. (1589) 1, 350; lies't doch nur jeder 3)) übertragung: die irdische harmonie ist doch gewaltiger als die himmlische. (an Charlotte v. Stein 10. febr. 1781) briefe 5, 49; was ist der mensch dasz ein bisgen salz gewaltiger ist als alle seine vernunft. (19. dec. 1783) 6, 228. β) übereinstimmung mit den in der attributiven verbindung entwickelten bedeutungen. 1)) nervosus orator, ein häfftiger träffenlicher reder, der streng und gwaltig ist, und redt das z der sach dienet. [Bd. 6, Sp. 5162] 865b; des gesetzes stim ist so starck und gewaltig, das sie auch ein lewenhertz erschrecken kan. vom basilisken zu Magdeburg C 2a: was ich mit meinen augen ansehe, das springt auseinander, so gewaltig ist mein blick. (die sechs diener) märchen 2, 268. 2)) an dem stain ain mensch ist und hât in der rehten hant ain sicheln, der macht seinen tragær von tag ze tag geweltiger. buch d. natur 467, 13; gewellig (Selters) dialectform von gewaltig, grosz, stark. volkssprache in Nassau 1, 163. 3)) könig, nenn ihn gewaltig, riesenhaft, ungeheuer, — doch nimmermehr grosz, den mörder d'Enghiens, — nun und nimmer den grosz, welcher treue, recht, ehr' und liebe dem ruhm und der macht aufopfert. (Napoleon 1, 3) werke 3, 48; und während er anstürmt in zürnendem groll .. gewaltig war er (Sigurd Ring) anzuschaun. die arme gekreuzt, gewaltig und stumm, 4)) nun wurde freilich der effect, den dies intermezzo machte, um so gewaltiger. (der letzte centaur) 4, 264; immerhin war der eindruck, welchen der rasche fall des Danewerks hervorrief, ein gewaltiger. begründung 3, 238; er fragte nach dem stundenplane, niemand hatte einen solchen, wie die verwilderung überhaupt gewaltig schien. neues leben 2, 16. c) die substantivierung ist hier nicht auf das masculinum beschränkt, sie dient im neutrum auch der abstraction. diese ist wesentlich auf die bedeutung 'erhaben' gerichtet. das masculinum andrerseits zeigt hier meist individuelles gepräge und trägt den charakter der gelegentlichen überführung in die categorie des substantivs. typische prägungen treten hier mehr zurück. unter den bedeutungen überwiegt die vorstellung übermenschlicher kraft und stärke, die mit vorliebe körperlich erfaszt ist. α) personification. 1)) syntaktische überführung in die categorie des substantivs. a)) mit bezug auf körperliche kraft: gleich wie vil hechten in eim wicher, do alweg der gewaltiger den schwecheren frist und dempt. Karsthans bei Murners Luth. narr 178; sie nannte ihn den gewaltigen, den starken, deszen uebermacht sie allenthalben sahen, deszen gegenwart sie ungesehen mit schauer der ehrfurcht fühlten. Herder (vom geist der Ebreischen poesie 2) 11, 248; dasz du auch jenes manns, des gewaltigen, namen mir nennest, jeder scheute sich edler ritter, [Bd. 6, Sp. 5163] ein könig! b)) mit bezug auf geistes- und willenskraft: Napoleon. das geschick trieb seine räder zermalmend über noch viel härtere herzen. Bertrand. du, selbst so gewaltiger, glaubst ein geschick? (Napoleon 1, 4) werke 3, 59; doch solltet ihr je übermütig werden, dich selbst, gewalt'ger, den ich noch vor jahren niemand wagt den geradesten weg, man fügt sich dem weltlauf, 2)) typische prägungen: die drei gewaltigen. Faust 2, 4. vgl. oben sp. 5154; Willehalm: dich ruf ich gewalt'ger, der brücken-pfeiler der jugendtraum der erde ist geträumt, β) die abstraction im neutrum: nun denn, ich hab' gelernt, gewaltigem mich fügen. vieles erlernest du wohl, doch nimmer erlernst du das grosze, aber du, ein sohn der zeiten derweil in weh'n die erde kreist, d) in der function des adverbiums erreicht gewaltig nicht die gleiche vielseitigkeit, die wir am attributiven gebrauch festgestellt haben, dagegen übertrifft es diesen an häufigkeit der verwendung in einigen bevorzugten formen. am engsten berührt sich das adverb mit dem adjectiv in den bedeutungen 'ungestüm, stark, heftig, eindringlich', die sich aus der verbindung mit verbis entwickeln, wenn eine bewegung in der auszenwelt oder am menschlichen körper, eine erregung des gemütes oder endlich die nachhaltigkeit einer wirkung dargestellt wird. aber schon hier sinkt das adverbium viel rascher zum bloszen steigerungsmittel herab, als das es namentlich neben verbis wie zunehmen, sich vermehren u. a. gebraucht wird. von hier aus wird auch die verbindung [Bd. 6, Sp. 5164] mit adjectiven begünstigt, in die allerdings auch einige participia mit eingreifen. am wenigsten scheint dem adverb die bedeutung 'erhaben' entgegenzukommen die nur vereinzelt begegnet in wendungen wie: und es ist als müszte man jetzt eine neue sprache sprechen, alles gewohnte anders thun, höher, gewaltiger. neues leben 3, 66. α) verbindung mit verbis. 1)) die bedeutung 'ungestüm' bei verbis, die auf einen äuszeren vorgang bezug nehmen oder eine innere bewegung unter ähnlichen bilde zum ausdruck bringen, vgl. das attributive adjectiv in sp. 5151. a)) äuszere vorgänge. α)) auch luff alles das seichwasser an den furt zu Vede, unnd schwemmt den flusz so blötzlich unnd gewaltig, dasz alle die daselbst ligenden geschwader der feint schrecklich ersoffen. Gargant. 232b; wie? das, was aus dem meer an dünsten das licht der sonnen aufwerts zieht, wogend hin und her gewaltig, unaufhaltsam, wütend gräszlich β)) der donner brüllt gewaltig, the thunder roars dreadfully. 1, 462c; und ängstlich auf dem horst mit seinen jungen denn er war unser! mag das stolze wort γ)) der wallfisch kommt gewaltig hergeschwommen, es kamen auch steine gewaltig geflogen, b)) übertragung auf innere vorgänge. α)) die müelnerin sich nider legt, es war ein düerrer fuochse; (der student) ging im schne zitrent, zanklaffent auf und ab, [Bd. 6, Sp. 5165] es wäre hier auch ganz artig, wenn nur nicht wie gesagt der brunnen einen so gewaltig angriffe. (an Christiane 30. juni 1801) briefe 15, 242; dir aber, welchen schonend ich behandelte, β)) ist fast kein ander beweisung, die gewaltiger von sünden abzeucht dann so du betrachtest. annotat. zu Röm. 9, 7; siehe diesen mann voll kraft und gefühl gottes, aber so innig und ruhig fühlend, als hier der saft im baume treibt, als der instinkt, der tausendartig dort unter geschöpfe vertheilt, der in jedem geschöpfe einzeln so gewaltig treibet, als dieser in ihn gesammelte stille, gesunde naturtrieb nur würken kann. (auch eine philosophie) 5, 480; doch unerbittlich, allgewaltig treibt nimmer nun des segels schwinge 2)) die bedeutung 'stark, kräftig' bei verbis die eine körperbewegung zum ausdruck bringen, vgl. das attributive adjectiv in sp. 5155. a)) der wolf verzog das gesicht gewaltig, doch liesz er sich nicht schrecken. (der wolf und der mensch) märchen 1, 440; er nies'te gewaltig von vornen und hinten. nun sprech wir all gar düemüetig Johann! fieng drauf der wirth gewaltig an zu schrein, b)) so lange ich lebe soll nichts davon gedruckt werden. die finger jucken mir aber gewaltig, meine bemerkungen über das jetzige theaterwesen bekannt zu machen. F. L. Schröder bei 2, 217; wenn er arbeitete, so fuhr er mit dem draht so gewaltig aus, dasz er jedem, der [Bd. 6, Sp. 5166] sich nicht weit genug in der ferne hielt, die faust in den leib stiesz. (meister Pfriem) kinder- und hausmärchen 2, 414; mein pferd, ein ungebändigt türkisches, dem fischer gleich wirfst du die angel aus, an dem seile schon zieht man den freund empor, sie zerrte gewaltig da kam ein bube gelaufen in der ecke fanden sie ihn (den wolf) und schlugen und gerbten c)) die weil ich aber rosz nit hatt es hing ihm an der seiten indessen schritt sein geist gewaltig fort im kriege wären noch eher hätt'st du Falstaff's ew'ge laune, kränzt' ihn Percy's heldenthum, 3)) die bedeutung 'heftig' bei verbis, die ein körperliches gefühl oder eine gemütsbewegung zum ausdruck bringen vgl. sp. 5155 ff. a)) lag ich zu tief mit dem haupt? mir schlägt das herz so gewaltig! leider hab' ich zu viel von einer speise gegessen, [Bd. 6, Sp. 5167] er nimmt nun die fuszbekleidung in die hand, und marschirt barfusz weiter. eines tages, als ihn die füsze gewaltig brennen, legt ir sich am saume eines waldes nieder. schatzkästlein 2, 98; neue stiefel, die gewaltig drücken. dorfgeschichten 1, 467; für den überschickten Plotin danke zum schönsten. leider fällt seine ideale einheit, auf die er so sehr dringt, mit der realen einerleiheit zusammen, an der ich hier gewaltig zu leiden anfange. Göthe an F. A. Wolf (30. aug. 1805), briefe 19, 53. b)) hört mich nur aus! — indem eines tages 4)) die bedeutung 'eindringlich, nachhaltig' bei verbis der erkenntnisz oder einer geistigen thätigkeit vgl. sp. 5159. a)) als die zwen merckten so geweltig b)) er hub an gewaltig deudsch zu reden mit grimmigem gemüt. 3, 458b Jena; der keiser, als er diese jüngling gantz gewaltig und sinnreich stets reden horte, ward er von der letsten red hochbetrübt. H. Wetzel reise der söhne Giaffers (litter. ver. 208) 26; sage an, wann einer schon hübsch, geschwind, zierlich, prachtig und gewaltig von der sache reden kan ... was ist es anders, dann ein unnützes gethön. Petrarcas 2 trostbücher 42b; dapffer und gewaltig reden, graviter dicere, cum auctoritate. 1591; gewaltig reden, potenter dicere. 2, 921; gewaltig reden können, to be a great oratour. teutsch-engl. wb. (1716) 769; gewaltig reden, parler avec force. 254; zu der beilage sage ich nichts, weil sie sich selbst gewaltig ausspricht. Göthe an Schiller (5. juli 1803), briefe 16, 251. c)) der kann nicht allein die sünder erschrecken, sondern [Bd. 6, Sp. 5168] auch die erschrockenen gewaltig trösten. 484 (Corinna); die oratores und fuchsschwäntzer hielten prächtige orationes, strichen den kaiser gewaltig herausz, dasz er bei den göttern in grossen gnaden were. wundschelruthen (1667) 450; einen gewaltig loben oder herausstreichen. teutsch-engl. wb. (1716) 769; einen gewaltig loben, louer grandement quelcun. 254; gewaltig lügen, valde mentiri. 2, 921. d)) ist freilich klar, und gewaltig gnug beweiset, das bilderei im ersten gebot, eine zeitliche ceremonia ist, im newen testament auffgehoben. (der 1. theil wider die himlischen propheten 1525) 3, 42a Jena; das schleust sich gewaltiger aus dem text. 4, 34a; in dieser deutung und meinung, ist alle welt eintrechtig, und das werk und die historien beweisens auch gewaltig. vorrede auf den propheten Daniel bei 7, 359; das sind treffliche wortt unnd streitten gewaltig widder die werckmeister. auslegung der epistel u. des ev. vom christag (1522) V 3a; ich kehre mich um und sehe dich auf einmahl das deinige gewaltig lehrend. Göthe an Lavater (9. aug. 1782), briefe 6, 36. e)) am gewaltigsten unter allen wirkte aber doch Schiller, während Goethe uns mehr ein gott in unendlichem abstande blieb. (memorabilien) werke 18, 161; nur ihre (der bildenden kunst) höchsten meisterstücke wirken gewaltig auf mich, und auch die nicht immer. briefwechsel 1, 351 (an Elise, Rom 14. oct. 1842); er zog erröthend seinen hut, und das fräulein erkannte aus seinem strahlenden gesicht mit befriedigung, dasz trotz der büchertasche ihre erscheinung noch ebenso gewaltig auf ihn wirkte, als früher. (soll und haben) ges. werke 4, 73. 5)) die bisher belegten verbindungen mit verbis hatten schon gezeigt, dasz die sonderbedeutungen 'ungestüm, kräftig, heftig, nachhaltig' nicht in jedem falle gleich scharf hervortraten, dasz sie vielmehr in manchen zusammenhängen der abschwächung entgegen gingen, so dasz oft wenig mehr übrig blieb als die function der steigerung, vgl. z. b. 4 c)). diese function, die zu dem übergang des lateinischen valide in valde eine parallele liefert, bildet nun den rahmen für eine reiche verwendung des adverbiums, die eine gliederung kaum mehr zuläszt. gewaltig, valde, valide, potenter. 1591; gewaltig, sehr, heftig, stark, über die maszen, geweldig, geweldiglyk, zeer, sterk, boven maaten. (Nürnberg 1719) 2, 96c; gewaltig, geweldig, hevig, zeer, sterk. 436b; gewaltig wird, wie entsetzlich u. a. auf eine oft sehr auffallende art für sehr oder ausserordentlich gebraucht, (sich gewaltig betrügen, sich gewaltig freuen, gewaltig erschrecken, gewaltig laufen etc.). antibarbarus 53, ähnlich 1, 232. a)) eine gruppe für sich bilden die verba, die eine quantitative steigerung ausdrücken: die kirche nahm an zuhörern gewaltig zu, man muste nun stüle machen lassen. freund in der not 27 neudruck; aber ein herrlichers geschach von tage zu tage in der kaiserlichen stadt Wien; da schickte man noch gewaltiger zu: und wurden auf die commedianten alleine 60 000 fl. gewandt. zodiakus mercurialis (1667) 6; welche (hohe schule) von den beiden Fridrichen, den kuhrfürsten und herzogen von Sachsen, kristlicher gedächtniss von dem einem im 1502. jahre gestiftet, und von dem andern gewaltig vermehret worden. adriat. Ros. 119 neudruck. b)) gewaltig anfangen, angehen: .. deshalb die plag auch auff uns schlug c)) gewaltig helfen, nützen: der adlerstein ad inguina gebunden, hilfft auch wunderlich und gewaltig ad promovendum partum. hauszbuch (1556) 343b; dies würde der aesthetik gewaltig nützen. 1, 288. d)) der man kan wol von unglück sagen, [Bd. 6, Sp. 5169] bald darauf aber überfiel ihn eine furcht, zog die wider Carolomannum geschickte armee wieder zuruck, liesz ihn und die Saracenen in Italien haussen wie sie wolten, und eilte über hals und kopf, gleichsam als flüchtig, wieder nach Franckreich, worbei auch Carolomannus den fleck gewaltig neben das loch gesetzt, und er statt, da er von gantz Italien sich ohne mühe hätte können meister machen, durch eine zeitung, als ob Carolus nebst dem papst mit einer grossen armee wider ihn im anzug wären, schrecken liesz, und unverrichteter dingen aus Italien hinaus gieng. historischer bildersaal (1713) 3, 47; wenn von thau sie herrlich glistert, β) den zutritt des adverbiums zu adjectiven und adverbien begünstigen mannigfache verbindungen und verwendungen. eine grosze zahl von verbis, deren verbindung mit unserem adverb im vorhergehenden nachgewiesen oder nahe gelegt war, halten an dieser verbindung auch in der prädicativen oder attributiven function des particips fest: er ist gewaltig in sie verliebt, dafür eingenommen, er war gewaltig betroffen, ein gewaltig niederschlagend pulver, gewaltig rührende stimme, gewaltig beflügelte sehnsucht u. a. ähnlich zu beurtheilen sind die meisten verbindungen eines prädicativen adjectivs mit dem verbum substantivum oder einem ähnlichen verbum, so fern sie mit der unter α, 3)) aufgeführten gruppe von verbis in bedeutungsgemeinschaft stehen (er ist gewaltig böse, wild, froh, lustig u. a.). sie ziehen auch substantiva und adverbia in diesen kreis: ihm wird gewaltig angst, der Türke ist gewaltig auf u. a. den leichtesten zugang eröffnet natürlich die function der steigerung, die das adverbium sowohl mit dem prädicativen adjectiv als mit andern adverbien in verbindung setzt. neben dem attributiven adjectiv ist diese erweiterung seltener. 1)) gewaltig neben dem prädicativen particip oder adjectiv in umschreibenden verbindungen. a)) Arist ist gewaltig für die reise eingenommen. die reise nach dem Deister, deutsche litteraturdenkm. 66, 3; er ist gewaltig in sie verliebt, he loves her mightily, dearly, extremely, vehemently etc. teutsch-engl. wb. (1716) 769; und der alte oheim fragte mich eines tags ganz naiv, wann denn die öffentliche erklärung vor sich gehen würde. wir waren gewaltig betroffen, und ... so lieszen wir nichts unversucht, in der meinung der sippschaft von einander zu kommen. Münchhausen 2, 6; Gumpertus nimmt ein schönes mensch und ist gewaltig froh; Alander, hör' ich, ist auf mich gewaltig wild; b)) und wenn gleich dasselbe nicht were, so ist er mit dem maule so gewaltig fix, und weisz das wetter und das gestirne eins und das andere so straff zusammen zu reimen als ein staudente. komödie vom studentenleben 28 Fabricius; er ist gewaltig eigensinnig, he is mighty stubborn. teutschengl. wb. (1716) 769; die zeit wird einem gewaltig lang, wenn es so wenig neuigkeiten giebt. (Minna v. B. 2, 1) 23, 191; dazu ward er noch in den schornstein zum räuchern aufgehängt, wo ihm zeit und weile gewaltig lang wurde. brüder (Daumerlings wanderschaft) märchen 1, 261; es ist gewaltig grosz, klein, schön, unsauber, starck, schwach etc., it is mighty great, mighty little, mighty fair, mighty dirty, mighty strong, mighty weak etc. teutsch-engl. wb. (1716) 769; gewaltig grosz, reich, schön, bien (fort) grand, riche, beau. 254; [Bd. 6, Sp. 5170] der Türk ist aber gwaltig auf c)) wir wollen e. fürstl. gnaden nicht bergen, dasz sich die Zwinglianer allhie gewaltig mausig machen. Christoff v. Ungersdorff erinnerung u. s. w. bei 1, 321a; einen gewaltig lieb haben, to have a great or violent passion for, to be expressively fond of any one. 1, 462c; sie halten's (das häuschen) gewaltig sauber. (drauszen im haidedorf) 3, 100. 2)) neben attributiven participien und adjectiven. a)) entfernung ist ein gewaltig niederschlagend pulver. Göthe an Hetzler (24. aug. 1770), briefe 1, 243; nein! du begreifts mir nimmer das hohe, das glühende wesen, b)) du machst ja ein gewaltig verdrieszlich gesicht. brüder (tischchen deck dich) märchen 1, 223; o glücklich! wen die holde kunst in frieden c)) so hat doch den homerischen helden nit die honigsiesse speisz der Lothophagier, mit begird übergeen und behefften, nit die wolsingenden mörwunder oder gespenst Sirenes, bethoren mögen, nit die unhold oder zauberin Circe mit irem gewaltig gifftigen getranck bezaubern. (Augsburg 1537) vorrede 3a; so verfinsterte doch ein anhaltender gewaltig-dicker nebel fast die gantze luft. insel Felsenburg 1, 69; das dünkte mich ein königlicher palast und der major der könig selbst zu sein, so majestätisch kam er mir vor, ein gewaltig groszer man, mit einem heldengesicht und ein paar feurigen augen wie sternen. der arme mann im Tockenburg 87; ein gewaltig grosser mann, an exceedingly tall man, a powerful man. 1, 462a. 3)) neben viel heftet sich das adverbium sowohl an die attributiven als an die adverbialen functionen des substantivs. a)) gewaltig viel korn, geld, fremde leute etc., plenty of corn, a great deal of money, many friends. teutsch-engl. wb. (1716) 769. b)) man wuszte, dasz ihm gewaltig viel daran gelegen war. beiträge zur kunstgesch. Italiens 330. 4)) die function der steigerung neben adverbien. a)) dieses kleid (narrenkleid) sihet gewaltig ehrbar, und ist billich darüber zu lachen. von eines königs sohne aus Engelland bei schauspiele der engl. comödianten 213; als sich das möer bei zwo stund in die nachtt widerumb fridlich machett, furen wir die gantze nachtt mitt dem gutten maistral wind so gewaltig starckh fortt, als niemals auff unserer raisz beschehen. reisen 30. b)) idoch oft schwind gleich wie ein polcz ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 5171] thun, machen und gewaltig sein, werden vgl. sp. 5114. 5118. 5119. 5121. 5122. mit beiden gebrauchsformen reicht das verbum in die mittelhochdeutsche periode zurück (vgl. mhd. wb. 3, 477b. 1, 974), aber sehr ungleich ist der anteil, den die beiden haupttypen am neueren sprachgebrauche haben. gewaltigen in der bedeutung von gewaltig machen ist mit der älteren rechtsprache ausgestorben und wird nur aus anlasz der substantivbildung gewältigung in späteren wörterbüchern noch gestreift. nachhaltiger ist die bedeutung von gewaltig sein, gewaltig werden. hier spaltet sich die verwendung wieder in zwei hauptformen, je nachdem der begriff von potens oder der später entwickelte von violentus durchschlägt. für den zweiten fall ist das einfache verbum durch das compositum vergewaltigen verdrängt. auch im erstern fall sind die zusammengesetzten formen sehr in aufnahme gekommen, vgl. überwältigen bei persönlichem, bewältigen bei unpersönlichem objecte; aber das einfache verbum hat sich doch bis auf heute lebendig erhalten. im besonderen ist es Göthe, der den gebrauch stützt, und unter seinem einflusz mögen manche späteren verwendungen stehen. daneben hat die bergwerksprache ihren anteil an der erhaltung des verbums und von ihr ist zum guten theile schon der gebrauch Göthes beeinfluszt. der wechsel zwischen umgelauteten und unumgelauteten formen, der in dem gegensatz zwischen überwältigen und vergewaltigen nunmehr an die unterschiede der bedeutung gebunden scheint, beruht zunächst auf den mannigfachen zufällen und bedingungen der schriftlichen überlieferung. selten, dasz auf bestimmten landschaftlichen brauch geschlossen werden kann, denn aus mehreren denkmälern sind beide formen belegt, vgl. gewaldegen neben geweldegen in der sächs. weltchronik und im alten Kulm (gewaldigen); vgl. gewältigen neben gewaltigen bei Murner, S. Franck, Frisius, Paracelsus und in den österr. weisthümern. auf die unumgelautete form beschränken sich: das stadtrecht von Celle (gewoldegen), das Rolandslied (gewaltigôn), K. v. Megenberg (gewaltigen), ebenso die Augsburger chroniken, N. Manuel, Zwingli, Lorich, der vocab. opt. und der vocab. inc. teuth., der Eulenspiegel, Albinus, der Straszburger Livius und Claudius. umgelauteten vocal vor der media (geweldegen) zeigen der könig Rother, der Sachsenspiegel, die Magdeburger fragen, Kölner urkunden, der voc. rei numm. (Wittenberg 1558) und (vgl. geweldigen bei Verwijs und Verdam). umgelauteter vocal vor der tenuis (geweltigen, nur selten gewältigen) zeigt sich im Erec, in den Trebnitzer psalmen, in den monumenta Boica, den acten zum bauernkriege, im Karsthans, bei Geiler, Aventin, Hans Sachs, Luther, Henisch. die bindung der einzelnen formen an bestimmte abstufungen der bedeutung läszt sich zuerst in der bergwerksprache beobachten, denn dort ist durchweg (mit ausnahme der notiz bei Albinus) gewältigen belegt, und von hier aus ist denn auch die schreibung bei Frisch, Adelung, Weidenbach, Hilpert, Thiel u. a., ebenso bei Göthe, Grillparzer, Jahn, Rückert und Hebel beeinfluszt. 1) gewaltigen in der bedeutung von gewaltig tun, gewaltig machen ist hauptsächlich in privatrechtlichen beziehungen zu belegen, wo es in syntaktische verbindung und in bedeutungsgemeinschaft mit gewere, geweren tritt. wie dieses führt es accusativ der person und genetiv des objects mit sich und entwickelt schon früh die üblichen verschiebungen (accusativ des objects, dativ der person). weniger ergiebig sind andere richtungen der bedeutungsentwicklung, die an gewaltig = bevollmächtigt oder an die allgemeinere bedeutung von 'mächtig' anknüpfen. vgl. geweldigen ... bekrachtingen. Vervijs und 2, 1880, vgl. gewaltigen, dare alicui potestatem autoritatem agendi, possidendi. 699; gewältigen, gewalt ertheilen, bevollmächtigen (doch nur im oberdeutschen). 2, 649. ebenso 2, 79 u. a.; gewältigen ... magd, volmagd geeven, verleenen. 436b; gewältigen or gewaltigen (einen zu etwas) to authorize or empower any one. 1, 436c. a) gewaltigen, einen in den besitz einer sache setzen. das verbum vermittelt ausschlieszlich privatrechtliche beziehungen, unter ihnen natürlich auch solche, denen wir heute staatsrechtlichen charakter zuerkennen würden. vgl. DWB he geweltegede den hertogen Bernarde dez hertochdomes, dat he ime in der vasten dar voren gelegen hadde. sächs. weltchronik 231. α) mit accusativ der person. 1)) mit genetiv des objects: tu hant dar na sal he ine geweldigen siner gewere, of it jene, uppe den die klage gat, nicht ne weder redet mit rechte. Sachsenspiegel 2, 25 Homeyer; dries over viertennacht sal man aver jenen vore laden vore to stande [Bd. 6, Sp. 5172] sin gut, of he wille; ne dut he 's nicht, man geweldeget is jenen, die dar up klaget. ebenda (landrecht) 3, 5 § 1 Homeyer; hevet en man geklaget uppe gut to dren dingen, man sal ine dar in wisen unde sal is ine geweldigen. 1, 70 § 1; ab ein gast dem andirn in unsirm gerichte sein gut vorspreche is were erbe adir varnde habe, adir ein burger dem andirn und dem das gut vorsprochin were, der were nicht keginwortik und der selbe ansprechir das gut czu den dren dingen uff gebotten hette und irclagit vor sine schult, ab man den des gutis czu virden dingen geweltigen sulle uff burgen adir ane burgin. Magdeburger fragen 2, 2, 3a (Behrend 156); swelich man erve hevet to pande, but he it up he scal it halden seven weken, but he it up ander warve, so sal he it höde unde morghene. to deme dridden male wert he is ghewoldeghet. stadtrecht von Celle bei script. Brunsv. 3, 383; sint si de richtere der vrowen vormünde, unde geweldege se von gerichtes halven irs gudes, des se untweldeget was. Sachsenspiegel 1, 41; so scal ene thes erves weldeghen the voghet unde the rat. recht von Stade bei 2024; unt wart Ainweg mit frag unt mit urtail desselben guetes gesaitzt in nutz und in gwer unt wort ime ein fronipot gegeben von mir und von dem Granns Ainweigen ze gweltigen desselben guets. monum. boica 3, 354 (1293). 2)) mit präpositionalverbindung: wolde dan de genne, deme also ein erve vor sine schulde angeweldigt is, dat erve upbeden, dat schall he doen tho dren echten dingen etc. so schall de radt mit des richtes baden den upbeder weldigen und weren laten in dat erve, dat schall he den holden soss weken und dre dage etc. recht von Verden, art. 47, s. 2024. 3)) mit ellipse des sächl. objects: dat wir ... si ouch ind ir erfnamen an dat vurschreven erve ind gut brengen ind doin schriven ind geweldigen na rechte ind gewoenden der stede van Cölne. Kölner urkunde von 1349 bei Lörsch und urkunden zur gesch. d. d. privatrechts 2 nr. 201. β) accusativ des objects neben dativ der person: wirt eime manne sein gut mit gerichte vorsprochen unde entrinnet der, den bedarff man nicht vorladen, mer der cleger sal das gut zcu dren gehegeten dingen uffbiten. kumpt denne iener nicht, so sal der richter deme cleger das gut vor sine schult geweldigen. Magdeburger fragen 2, 2, 2 (Behrend 155); welch man ein gut hat daz im gesatzt ist umme schult. unde claget das in gehegetem dinge alse lange bes das man im mit rechten orteilen gewaldiget und geeigent daz gut vor sin gelt. der mag denne domete tun und lassen was her wil. das alte Kulmische recht 3, 100 (Leman 83); wirt einem manne ein erbe gesatzt in gehegetem dinge vor tzehen mark das hundertir adir mer wert ist. und das alle dinge tage ufbietet alse recht ist. und das selbe erbe adir gut im geweltiget und geeigent wirt mit rechte. so mag her das gut vorkoufen adir behalden. 3, 104 (84). vgl. auch 3, 106 (85); so vint man man sulles im gewaldigen. Oschatzer handschr. des richtsteigs landrechts 14, 3 (niederdeutscher text: so vintme me scoles eme weldegen. Homeyer). b) andere richtungen der bedeutungsentwicklung: α) das di alden ratmanne di nüwen waldigen. wenne di alden ratmanne die nüwen kisen. do swern di nüwen ratmanne. und geloben den alden nicht abe tzu nemen allis das si bi iren getziten von der stat wegin getan han. und wenne das geschen ist. so waldigen di alden ratmanne di nüwen und setzen si an ire stat. von rechts wegen. das alte Kulmische recht 1, 2 Leman; item were sache, dat einich geweldigit scheffin gesunne geboitz oevermitz richter und scheffin, so wat urkunde davan geborint, dei sal hei gheiven. (1387) recht d. schöffenschreins, akten z. verfassung der stadt Köln 562 und öfters. β) ich sal lobin dich, herre, wen du inphingist mich, noch nicht ingeweldigis di vinde min uf mich. Trebnitzer psalmen 29, 2 (nec delectasti inimicos meos super me; mînen fienden ne willotot an mir. Notker; und lessest meine feinde sich nicht über mich frewen. Luther, ähnlich Melissus). 2) gewaltigen = eines andern, einer sache gewaltig sein, werden. vgl. geweldigen .. overweldigen, bemechtigen, sich mester maken von iemand. Vervijs und 2, 1880; dieselbe gewältigen, vi resistere. 2, 420b; gewalt, d. i. überlegene macht über etwas bekommen; in welcher bedeutung es doch nur hin und wieder im gem. leben, besonders im bergbaue im figürlichen verstande üblich ist. 2, 649. ähnl. [Bd. 6, Sp. 5173] 2, 79; gewäldigen, bedwingen, overweldigen. 436b; gewältigen, besetzen, zwingen. landwirthschaftliches conversationslexikon 4, 420. a) für die ältere sprache kommen, wie schon hervorgehoben, zwei hauptformen des gebrauches in betracht, je nachdem die machtausübung als ein verhältnis zweier sich entgegen wirkender kräfte erfaszt oder an recht und moral abgemessen wird. vgl. den gegensatz von bewältigen überwältigen, und vergewaltigen. α) die bedeutung von bewältigen, zwingen, überwinden. 1)) beziehung auf persönliches object. a)) die überwindung durch körperkraft und waffengewalt: es aver, dat et alsô ergêt, er geweltigt mich mit sîner hant b)) bedeutungsverengerung dieser verwendung innerhalb der rechtsprache: künden sie dann diejenigen üblthätter ze wegen bringen und geweltigen, sollen sie daran kainen fleisz sparen. landrecht von Wartenfels, österr. weisth. 1, 161; traut er ime solche leüt selbs zu geweltigen ist es wol unde guet. ebenda; ob ainer des gotshausz untersäsz und zuegehoriger ainen andern oder mer bei tag und nacht in sein hausz oder andern ungewöndlichen stetten oder der herrschaft zu nachtl enthielt, begriffen und denselben nit allain gewaltigen möcht, so sol und mag er ainen oder mer seiner nachbern zu im erfordern. banntaiding von Millstatt (16. u. 17. jahrh.), österr. weisth. 6, 476; wer in diesem gericht begutert und sesshaft ist, dem soll man um kein geldtschuldt gewältigen noch in gefängniss legen. weisthum zu Oberhillersheim, s. weisthümer 4, 603. c)) übertragung: mich machten trunkin mîne man, 2)) beziehung auf objecte aus der thierwelt: nu sage mir .. wer zemit das wilde dier. wende des menshen wisheit .. wer geweldiget daz wilde tier. wen dez menshen undersheit. Salomonis hus 13 bei mittheilungen aus handschriften 420; ausz dem folget nuhn, so es perficirt ist und gutt gerathen, dasz der traum fisch fahet und sie gewaltiget. op. (1596) 10, 233. 3)) sächliche objecte. a)) überwindung durch waffengewalt: ther keiser ist thâ here komen ... [Bd. 6, Sp. 5174] bisz doch der blutig krieg an gaht ... b)) übertragung. α)) wan der rauch, der auf gêt von dem magen in daz haupt, betrüebt die gaist, daz der sêl kreft si nicht gewaltigen mügent in irn werken. buch d. natur 8, 29; so hat doch seine adeliche tugent den zorn gesenfftiget, und in etwan so gar geweltiget, dasz ... Aimon vorrede. β)) so ist ein grosser stock, der sein hertz, und andere grosse wurtzeln hat, nicht leicht zu geweltigen. hochzeitspredigten 109 neudruck; land nit mer (des weins) uf einmal in, denn ir wol mögend gewaltigen. N. Manuel an den Berner rat s. einleitung s. 33; was geweltiget eisen? eisen allein, daz ist der hammer. op. 4, 258 (1589). γ)) greiffen mit der hand z, die dunn ist mir z schwer, ich kan dz allein nit gewaltigen. Till Eulenspiegel (1515) 100 neudruck; nun wie kan ich wider das sein, oder das gewaltigen, das mir zu gewaltigen unmöglich ist. op. (1589) 2, 173. β) die bedeutung gewalt anthun, violare: geweldigen, geweld doen. Verwijs und 2, 1880; violare, geweltigen, notzwingen, notzogen, beleidigen, verletzen. 1385; gheweldigen, vim facere. 4b. ebenso 1590. für diese verwendung des verbums liegen zahlreiche concurrenzformen des gleichen stammes vor: wältigen (obe sie ieman von unrecht weltigen. 104 Altmann u. a.), begewältigen (o mein volk, buben begewaltigen dich und weiber herrschen über dich. Züricher bibel Jes. 3, 12 u. a. vgl. auch 1590 und oben theil 1, sp. 1292); überwältigen (facere vim alicui, einen übergwaltigen. 1390b), vergewaltigen (einen verunrechten und vergewältigen. bair. landtagshandlungen 10, 181 Krenner s. 22, 909 u. a.) und vergewalten (vgl. ebenda aus Hans Sachs). neben unserem verbum sind in dieser bedeutung besonders häufig persönliche objecte belegt, wobei die beziehung auf das weibliche geschlecht die engere bedeutung 'notzüchtigen' entwickelt. unter den unpersönlichen objecten hat die bibel mit ihren einzelnen textstellen in der polemik der reformationszeit besondere geltung gewonnen. 1)) persönliche objecte. a)) weitere bedeutung: ich neme nit alles das goldt der gantzen welt, das imandt hant ine zu geweltigen an ihn leget. Aimon bog. e; ir einer kam herfürhär gan o selig wer gantz teutsches land, [Bd. 6, Sp. 5175] Othmars tag feng man ein hie, der ander endrann. waren irer zwenn, hetten ain gewaltiget und im hochmtt angelegt. d. städtechron. 23, 463 (Augsburg, fortsetzung des Mülich); wider recht gewältigen oder verdrucken. r. a. von 1515 § 5; do wurden die stett z raut, daz man si gewaltiget von baiden tailn. d. städtechroniken 4, 72 (chronik von Augsburg); frau Mathild die herzogin gab etlichen clöstern vil freihait .. die wolt phalzgraf Rudolph ir sun nit halten. und wurden also dermassen der sach uneins, das phalzgraf Rudolph ... si .. gefangen gein München füert .. die herzogin .. clagt irem brueder dem künig über den sun, der hiet si geweltigt wider alle pilligkait. 5, 416; wir narren stecken kein ander zil b)) bedeutungsverengerung: gewaltigen und verseren an der iungfrauschafft, violare. vocab. optimus (Lotter) 1504; ebenso vocab. incipiens teuth. (afferre vim mulieri); geweltigen, gewalt an si legen. 1390a; das andere: si süllend ainander lieb han lebent und tod, und sol kains an dem andern prechen. es schreibt Sant Jeronimus das ain fraw hiess Lucrecia, die ward gewaldegot von des künigs sun ze Rom, die erstach sich selber, das kain fraw geren hernach det, das si vil ungeren det. guldin spiel 19 E. Schröder, vgl. wb. der Elsäss. mundart 143b; da nichts an inen (den juden) wolt helfen, wardens zuletzt bezwungen, kamen in der Römer, ir feind, hand, muesten zuesehen, das man ire hausfrauen jemerlich hin und her flaischt, muetwilliget vor iren augen, weib und junkfrauen notzerret, geweltiget, als die seck und kotzen umbzoch und failfüert. 4, 831; 'kein frouw sol sprechen durch min thadt 2)) unpersönliche objecte: a)) in thûhte wie er zu Âche wâre b)) so du nun aber hie zwei mal die heilig geschrifft nit nach irem sin usz legst, sunder wider iren verstand gewaltigest. an den adel .. tütscher nation 17 neudruck; welicher die geschrifft mer gewaltige, Luther oder die in ein ketzer schelten. verantwortung F 3b. vgl. Elsäss. mundart 143b; sagt doctor Murner aber in seinem bchlin, 'auch seint vil wie doctor Luther, die solliche wörter des heiligen evangelii bezwingen, und uff iren sinn gewältigen, dann weder die wörter, dann der sinn geben mögen'. Karsthans ( Hutten 4, 641); damit allen menschen iedweders gnüg beschäche oder doch geschickte verantwurt gegnete, dasz weder wir noch die frommen gleerten, die wir der dingen wegen verhört, überdacht möchtind werden, sam wir als die eigensinnigen das wort gottes gewaltigen und nach unsern köpfen verstan, und demnach striten und gachen wellind: habend wir einen gngsamen verzug, namlich länger dann ein halb jar, angesehen. Zwingli (ratschlag von den bildern und der mesz) 1, 573; disz seind n gantz ausz erzcwungen unnd geweltigete auszlegung. Luther (auslegung des 109. psalms) 9, 201. b) für die neuere sprache, die die parallele mit violare nur noch in dem compositum vergewaltigen lebendig erhält, hat andrerseits die entwicklung des verbums in der bergwerksprache bedeutung gewonnen. die wechselwirkungen zwischen diesem sondergebrauch und der allgemeineren verwendung bedürfen eingehender prüfung. α) das verbum in der bergwerksprache: eine alte pinge geweldigen, puteum veterem instaurare. Agricola de re metallica [Bd. 6, Sp. 5176] (1546) 483. vgl. interpres phraseolog. metallurgic. (1673) 18. beschr. der stadt Schneebergk (1684) 510. 522; gewältigen ist die tieffsten entweder von hineingestürzten bergen, oder zugelauffenen wassern saubern und zu sumpff bringen. A. v. Schönberg ausführliche berg-information (Leipzig 1698) 2, 44. genau so bergbuch (1710) 178b und 4, 1040; ebenso 865. minerophilos 289; alte berggebäude gewältigen, sie säubern und mit neuer zimmerung versehen. eine zeche wieder gewältigen, sie, nachdem sie verlassen worden, wieder mit arbeitern belegen. das wasser in den berggebäuden gewältigen, es fortschaffen. 2, 649; alte berggebäude gewältigen. 2, 79; gewältigen (in mining) das wasser — to draine a mine, to emply it of its waters; eine zeche wieder gewältigen, to work again one mine that had been abandoned, it. to repair or restore a mine. 1, 463a. vgl. gewältigen 102. 230; gewältigen ... das in einer grube befindliche wasser durch kunstzeuge herausschaffen. 4. eine verlassene zeche wieder bauen und das verschüttete wegschaffen. landwirthsch. conversationslex. 4, 420. wie sich aus diesen darlegungen, namentlich aus der buchung bei Adelung ergiebt, sind es verschiedene verwendungen, die in dem bergmännischen gebrauch des verbums zusammentreffen, die wasser gewältigen, einen bau, eine zeche gewältigen. diese unterschiede spiegeln sich auch in den zusammensetzungen wieder, denen das verbum zustrebt, auf der einen seite: abgewältigen (vgl. 6), weggewältigen (565), auf der andern seite aufgewältigen. vgl. besonders wird der ausdruck gebraucht, wenn der grubenbau wegen mangelnder unterstützung zusammengebrochen war. dann besteht das 'aufwältigen' im entfernen der bruchmassen und im wiederherstellen des grubenbaues. lex. der gesamten technik 1, 537. vgl. auch oben theil 1, sp. 657 und 31. die erste der beiden verbindungen scheint unmittelbar an gewältigen = bezwingen, überwinden anzuknüpfen, und könnte durch erweiterung des kreises der objecte auch die zweite gruppe von verbindungen veranlaszt haben. nun wird aber durch die chronologie der belege gerade diese zweite gruppe in den anfang der ganzen entwicklung gerückt, und hier zeigen sich auch verwendungen, die sich als ausgangspunkte verwerten lassen. denn während die bedeutung gewaltig machen = stark machen, fest machen sich entschieden als eine später entwickelte vorstellung darstellt, die dem zusammenhang einzelner verbindungen erwächst, führen die ältesten belege auf ein gewaltigen = in besitz nehmen zurück, das die an gewältigen 1 (sp. 5171) belegte bedeutung in unserer gruppe wieder aufnimmt. der accusativ des objects an stelle des genetivs läszt sich hier in der gleichen weise erklären wie dort. für die weitere entwicklung hätte man dann mit der beeinflussung durch die bisher belegten verwendungen von gewältigen zu rechnen. so konnte die verbindung einen stollen, eine zeche gewältigen unter dem einflusz von gewältigen = zwingen, überwinden, leicht zu den weiteren verbindungen führen, wie einen gestürzten berg gewältigen, die eingedrungenen wasser gewältigen. von diesen drei erwähnten möglichkeiten kann jeweils eine auf die auffassung dessen, der das wort gebrauchte, einflusz ausgeübt haben. 1)) einen stollen, eine zeche, einen bau gewältigen. a)) wir geben inen auch frist zu suchen und zu gewältigen dri oder vier schacht oder stollen, bisz sie erfaren, wo hin sie ir funtgrube setzen sollen. (Heidelberg 1476) bei ztschr. f. d. gesch. d. Oberrheins 1, 46; Josaphat macht ein gewerekschafft, mit einem gottlosen herrn, da er in Ophir, Salomonis zeche wider geweltigen und belegen wolte. Sarepta 35a. b)) unter andern hat bapst Clemens II. durch die Fucker etliche erfahrne bergleut .. von Schwatz ins Welschland holen lassen, und ihnen befohlen etliche alte schächte auff den verlegenen bergwercken wider auff zunemen, und zugewaltigen, auch newe gänge ausschürffen und zuschmeltzen. Meisznische bergchronika (1590) 95; da aber einer oder der ander sich gewaltsam und eigenmächtig unterstehen, und einigen schacht, schürff, püngen, stölln .. verziehen, und die halden einebnen würde, der oder dieselben, so offt sie das übertreten, sollen uns 20 schock gr. Böhm. zur straffe verfallen sein .. da verordnet, dasz solche eingeebnete püngen, schacht, schürffe, über die straffe der 20 schock gr. Böhm. wieder sollen gewaltiget und geräumet werden, wie sie vorhero gewesen. bergrechts-spiegel (1698) 183; wo einer oder mehr auff unsern königl. gründen bergwerck oder metall suchen, alte verlegne zechen gewältigen, oder im bauen der zechen oerter belegen wolte, derselbe soll ... zum hoffmeister [Bd. 6, Sp. 5177] oder des orts bergmeister gehen. 217; auch wo erstickt und ertrunkene zechen sind, die kein rad noch gewältigen kann, oder gewinnen ... das giebt man ihm darzu. altes Schemnitzer bergrecht s. corpus juris metallici 166; wenn ein auflässiger stollen verbrochen ist: so haben die gruben ... das recht, den stollen in ihrem felde selbst zu gewältigen. allgemeines (preusz.) landrecht 2, 16; der bau war häufig dem ersaufen ausgesetzt und es ist wiederholt der fall vorgekommen, dass derselbe kaum gewältigt und wieder belegt, auch schon wieder verlassen werden musste. jahrbuch des schles. vereins für berg- und hüttenwesen (1861) 18a. 2)) gebirge, erz, wasser gewältigen. a)) in alten gebäuden den dahin gestürtzten berg wegräumen und gewältigen. redensarten bei berg- und schmeltzwercken (1698) 5; edelgestein bestehen in die länge nicht im feuer, sie werden gewältiget, bezwungen, und zu raüblein und körnlein, wie den cementirern bekannt ist. evangelischer krankentrost 320; gebirge aufgeschlossen durch bergbau, bedeutende naturproducte roh aufgesucht, gewältigt, behandelt, bearbeitet, gesondert, gereinigt und menschlichen zwecken unterworfen: dieses war es, was ihn ... höchlich interessirte. (Bacon von Verulam) 53, 160; das erz, das spröde gewältigend durchs feuer. b)) frau braut der knapp ist wol der beste β) mit dieser zweiten gruppe von verbindungen steht der allgemeinere litterarische gebrauch des verbums in wechselwirkung. vgl. gewältigen (little used), to get the better of, to subdue v. bewältigen. 1, 463a (notiz vor den oben angeführten belegen für die bergwerksprache). dieser allgemeinere gebrauch wurde namentlich in der sprache Göthes von einzelnen forschern beobachtet und ist neuerdings ausschlieszlich aus der bergwerksprache erklärt worden. vgl. zeitschr. f. d. phil. 31, 550. wort und bedeutung in Göthes sprache 265 ff. dem gegenüber ist hervorzuheben, dasz der gebrauch auf Göthe nicht beschränkt ist, sondern vor und nach diesem in einzelnen wendungen belegt wird, die unmittelbar an die unter a, α) aufgeführten anknüpfen. so wird allerdings Göthes besondere neigung für das verbum in dem einflusz des bergmännischen terminus eine erklärung finden, der gebrauch selbst aber darf nicht allein hieraus abgeleitet werden. 1)) persönliches object: Isis, du gottbegnadete mutter, 'wem dank' ich dies höchste glück?' .. [Bd. 6, Sp. 5178] 2)) andere lebewesen: der barbier kam in verlegenheit, so ein schwein könne er nicht bezahlen, auch nicht gewältigen in seiner kleinen haushaltung. (freund in der noth) 3, 59. 3)) sächliche objecte. a)) Christus war auf erden, das allgemeine hindernisz zu gewaltigen. 8, 68; er schlief endlich ein und erwachte nicht eher wieder, als bis die sonne mit herrlichem blick hinaufstieg, und die frühsten nebel gewältigte. (wahlverw. 1, 13) 17, 142; gewältigt gehorcht uns die wogende macht. b)) Deutschlands alte kraft, macht und herrlichkeit haben sie vorzüglich gebrochen und einen seuchenstoff hinterlassen, dessen fluggift erst unsere nachkommen völlig gewältigen werden. 2, 2 s. 555; an jener neigung Roger Bacons, das unbekannte durch das bekannte aufzulösen, das ferne durch das nahe zu gewältigen, ... schlieszt sich eine eigenheit an, welche genau beachtet zu werden verdient. (geschichte der farbenlehre 1) 53, 104; der genialste scharfsichtigste mann selbst hatte die natur nur en gros gewältigen und beherrschen können. (geschichte meines botanischen studiums) 58, 104; daher war die höhere mathematik ihm (Newton) als das eigentliche organ gegeben, durch das er seine innere welt aufzubauen und die äuszere zu gewältigen suchte. (geschichte der farbenlehre 2) 54, 98; denn obgleich die vorliegenden papiere von bedeutung waren und genugsamen gehalt lieferten, so blieb doch die verschiedenartige form desselben schwer zu gewältigen und in irgend ein congruentes ganzes zusammenzufügen. (tag- und jahreshefte) 32, 61; an eben diese betrachtung schlieszt sich die vieljährige richtung meines geistes gegen die französische revolution unmittelbar an, und es erklärt sich die gränzenlose bemühung dieses schrecklichste aller ereignisse in seinen ursachen und folgen dichterisch zu gewältigen. (bedeutende fördernisz) 50, 96; endlich ward eine indische, mir längst im sinn schwebende, von zeit zu zeit ergriffene legende wieder lebendig, und ich suchte sie völlig zu gewältigen. (tag- und jahreshefte) 32, 188; er findet sich in der klemme zwischen dem denkbaren und dem wirklichen, und indem er beide zu gewältigen oder zu verbinden mäszigung anrathen musz, so musz er selbst an sich halten, und, indem er gerecht sein will, vielseitig werden. (zu brüderlichem andenken Wielands) 32, 244. ![]() ![]() 1) die anknüpfung an gewaltig = potens: a) die ältesten belege zeigen das substantiv, wie schon angedeutet, nur als beiwort Christi, und hier erweist sich aus dem zusammenhang, dasz die function eines nomen agentis, wenn sie überhaupt zu grunde lag, jedenfalls verblaszt ist: die tûfel alle wunder nam [Bd. 6, Sp. 5179] der gewaldigære, b) ebensowenig macht sich die function eines nomen agentis in einigen belegen aus der älteren neuhochdeutschen periode geltend, die der weitesten und allgemeinsten bedeutung von gewaltig, potens dienen und die sich nur formell vom adjectivgebrauch unterscheiden, indem sie die form gewaltiger auch da fortführen, wo der nom. sing. masc. der starken flexion nicht zuständig ist: wir sehen die trahten nâch grôʒen êren, ir fursten herren ritter knecht c) noch sicherer weisen andere verwendungen auf das substantivierte adjectiv, die die bedeutungsverengerung auf grund der ellipse durchführen. α) gewaltiger, dynastes vel dynasta. 340; gewaltiger, ein oberoffizier. milliarcha, gewaltiger über 1000 ritter. centurio, gewaltiger über 100 ritter. vocab. 15b, nach 2, 420b; gewaltiger, gewaltsbott, in einer stadt, oder im kriegsheer. 290b; indem Titus mit seinen verwanden, sich an den jungferdieb zu rächen rüstet, und die rotte des gewältigers ihm beizustehen verordnet wird, bemühet sich Sinat Paradee zu bereden, dasz sie seines willens zu werden geruhen wolte. 6, 101; die, so etwas, das den gewältigern miszfelt, thunt. von wassern 271. β) der mann sei von weibs gut gewältiger, besitzer, niesser und bewarer. landesordnung der grafschaft Tirol von 1603 bei 798. γ) als sich die Jesuiten berühmten, dasz sie so viel .. in der Pfaltz bekehrt hetten, antwort (er), nicht ihr, sondern die provosen, geweltigers und executores. 3, 51; überantworteten mich dem gewaltiger, welcher mich seinem befehl gemesz, mit eisernen ketten und banden an händen und füssen, noch ein mehrers zierte. Simplicissimus 55 neudruck; wir gefangene wurden strack zum commandanten geführet, welcher sich sehr über meine jugend verwunderte ... darauff befahl er uns zum gewaltiger zuführen, und erlaubte doch dem cornet auff sein anhalten, uns zugastiren. 250; der gewaltiger. schaupl. 661b; gewaltiger, oberster feldprofos alias generalgewaltiger. 1481; gewaltiger, in bello etiam est quaesitor, präfectus rerum capitalium, latrunculator. ebenda; gewaltiger, in einer stadt oder kriegsheer, rerum capitalium praefectus. 934b. ähnlich 290b; general-profosz, general gewaltiger, rumormeister .. führet das commando über die profosen und stecken-knechte .. und ist sein amt, die strassen rein und sicher zu halten; und die deserteurs, oder die dem landmann wider ordre schaden zufügen, auch so gleich am leben zu straffen. kriegs-ingenieur lex. (1735) 355 f.; gewaltiger, generalgewaltiger, prevôt de l'armée. 254. ebenso nouveau dictionnaire (Straszburg 1772) 339a; gewaltiger, m. (in military affairs), obergewaltiger, generalgewaltiger, provost marshal of an army. it v. scharfrichter. 1, 463a; bei 22, 909 sind aus der bairischen infanterieordnung von 1720 beispiele angeführt, die zeigen, dasz die flexion des wortes in der schriftsprache da und dort wieder dem schema des substantivierten adjectivs zustrebt (gewaltiger, uber dem gewaltigen); ebendort wird auch aus einem russischen armeebefehl von 1839 das eindringen in die russische militärsprache belegt (gewaldiger, [Bd. 6, Sp. 5180] reserwnoi diwisü 6wó). zu der bildung generalgewaltiger, die in allen angeführten wörterbüchern bald als synonym, bald als bestimmter typus des simplex verzeichnet ist, vgl. oben sp. 3777. 2) das nomen agentis zu gewaltigen, vim afferre, violare. a) die ältesten belege entstammen der rechts- und geschäftsprache: wirdet ein man uberloufen in sime huse oder in sime gemache, wo daz ist von gewaldegeren oder von luten, wer si sint die dâ trîben unrechte gewalt, also lange, biz daz der wirt wunt wirdet, ... der mac eine heimsuchunge wol volbrengen mit rechte. Freiberger stadtrecht cap. 28, 1 Ermisch (jüngere handschr. gewaldigen); item all gewaltiger der kirchen und solicher freihait, die der kirchen und sölich gaistlichen personen und durch das götlich und menschlich recht verlihen ist, enpfahen des aplas nit. (jahrbücher des 15. jahrh., Nürnberg) d. städtechron. 10, 183; uff das kein erger zcufall hirus entstunde, dan inhe were unmügklich dem geweldigen hauffen zcusteuren. aber die von Sanct Michel haben von stundt, als mir ihr pfarrer den begrebnisse halben geclaget ... szo viel vleisz vorgewanth, das die gewaldiger abgestanden und dem pfarrer raum gelassen den toden cörper zcu begraben. der Magdeburger möllenvogt an den kardinal (1525), d. städtechron. 27, 207. b) auch in der sonstigen litteratur wird es vereinzelt angezogen: Kain mit allen mordêrn, .. c) unter den wörterbüchern sind es nur die ältesten, die das substantiv verzeichnen: gewaltiger, grassator. 178b; violator, geweltiger, schädiger, verderber, gschender. 1385b. 3) fraglich ist ob das nachfolgende beispiel unmittelbar vom verbum aus neu gebildet ist oder auf der nachahmung älteren sprachgebrauchs beruht: der riesenkönig empfand an ihm seinen meister und gewältiger. 2, 330.
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