Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
gewälmisch bis gewaltbarlich (Bd. 6, Sp. 4910 bis 5095) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 6, Sp. 4911] auftreten kennzeichnen, haben sich bis in die neuere zeit nicht vermindert, sondern in hohem grade gesteigert, vgl. DWB gewalt .. potestas, potentia, facultas, efficacitas, vis, violentia, injuria, indignitas .. mandatum .. plenipotentia .. robur imperii .. jurisdictio, potestas magistratus .. casus fortuitus. 2426 vgl. unten I 4, α, γ. für die bedeutungsabgrenzung kommt zunächst das verbum in betracht, dem das substantiv in den ältesten und ursprünglichsten verbindungen, wie gewalt haben, einfach zur umschreibung dient. die parallele mit lat. valere, die für waldan bislang angenommen wurde, ist neuerdings aus lautlichen gründen wieder bestritten worden. vom standpunkt der bedeutung aus findet sie in den älteren verwendungen weniger unterstützung als in den jüngeren. in den denkmälern germanischer zunge ist das verbum von anfang an seltener belegt als das substantiv. das simplex weist die breiteste entfaltung im Beowulf auf, wo es die bedeutungen 'kraft haben, macht haben, über etwas verfügen, etwas beherrschen' in mannigfachen verbindungen bloszlegt. dasz diese richtung der bedeutung ursprünglich ist, zeigt die in allen sprachzweigen verbreitete participialbildung waldand, allwaldand (vgl.waltant got Hildebrandslied 49, waldand god Heliand 20 u. a.), die auf hochdeutschem gebiet allerdings durch gewaltig, später mächtig (almahtico cot schon im Wessobrunner gebet) ersetzt wurde: qiþiþ frauja allvaldands. Ulfilas 2. Cor. 6, 18 (κύριος παντοκράτωρ, deus omnipotens; spricht der herr got alles gewaltiger cod. Tepl., ebenso Eggestein; der herrgot der almechtig Koburger; ebenso Dietenberger, Eck; spricht der allmechtige herr Luther. der herr der allherrscher Kautzsch). Ulfilas zeigt das einfache verbum jedoch nur in eingeengter bedeutung (garda valdan 1. Tim. 5, 14 οἰκοδεσποτεῖν, dem haushalt vorstehen ; ähnl. Lucas 3, 14), ebenso wie der Heliand: thar ic allun scalirminthiodun that ic an mînumu hugi ni gidar ni mahte is lîchamon sîdor ic môsta thesas erlo folkes, ni mahte imu thar ênig frumu werden mi hebbiat thi thesa liudi fargeban, [Bd. 6, Sp. 4912] neben diesen hauptgruppen stehen einzelne verwendungen, die entweder nur vorübergehend auftauchen oder an engere kreise gebunden sind, wie z. b. gewalt = ansehen, glanz, herrlichkeit, vgl. gotisches vulþus. hieher gehören in gewissem sinne auch die zahlreichen formen der objectivierung und personificierung des begriffes: gewalt = gewaltthat, gewalt = kriegsschaar; gewalt = amtsperson, gewalt = mündel, hausgenosse, dienstbote; gewalt als subject bei verbis mit activer actionsart, vgl. auch DWB Gewalt als eigenname. bei einem worte das wie gewalt von den ältesten bis in die jüngste zeit den wortgebrauch beherrscht, musz der bedeutungsentwicklung sowie der feststellung der gebrauchsgrenzen in den einzelnen perioden und stilformen vor allem das geschichtliche interesse sich zuwenden (theil I). für die grammatik wird der zweite theil manches bieten, der die lautlichen verhältnisse in form und flexion zusammenfaszt, die schwankungen im gebrauch von numerus und genus und die syntaktische verwerthung der einzelnen casusformen überblicken läszt. der dritte theil stellt die lockeren und festen verbindungen mit gewalt aus der neueren sprache zusammen, soweit diese die bedeutung des wortes verschieben oder erstarren lassen. I. gebrauchsgrenzen und bedeutungsentwicklung. 1) vorgeschichte. das substantiv in der gotischen sprache. Ulfilas weist zwei substantiva auf, die etymologisch in betracht kommen: einmal das in der form nächst verwandte vulþus, das aber in der bedeutung (herrlichkeit, glanz, ehre, vgl. Matth. 6, 13. 6, 29; Röm. 9, 13 u. a.) bahnen einschlägt, die unserem worte gewalt nur vereinzelt offen stehen vgl. 4, b; andererseits die ableitung mit ufni (valdufni), die in der bedeutung am engsten mit unserem worte sich berührt. a) valdufni prägt nur einen theil der an gewalt zu beobachtenden vorstellungen aus, es deckt sich in allen einzelnen fällen mit dem lateinischen potestas, griech. ἐξουσία der vorlage: jah qeþun du imma: in hvamma valdufnje þata taujis? jah hvas þus þata valdufni atgaf, ei þata taujis? Marcus 11, 28 (aus waser macht thustu das? und wer hat die die macht gegeben, das du solchs thust Luther; in welchem gewalt tustu dise dink? und wer hat dir gegeben disen gewalt, daz du si tust cod. Tepl.; in qua potestate, ἐν ποία ἐξουσία); in þaimei simle iddjeduþ bi þizai aldai þis aivis, bi reik valdufnjis luftaus, ahmins þis nu vaurkjandins in sunum ungalaubeinais. Epheser 2, 2 (principem potestatis, τῆς ἐξουσίας. nach dem fursten dez gewaltes des luftes cod. Tepl.; in welchen jr weiland gewandelt habt, nach dem lauff dieser welt, und nach dem fürsten, der in der lufft herrschet, nemlich nach dem geist, der zu dieser zeit sein werk hat in den kindern des unglaubens Luther); all saivalo valdufnjam ufarvisandam ufhausjai; unte nist valdufni alja fram guþa, iþ þo visandona fram guþa gasatida sind. Römer 13, 1 (potestatibus, ἐξουσίαις. jederman sei unterthan der oberkeit, die gewalt uber jn hat. denn es ist keine oberkeit on von gott Luther; dem obersten gewelten, wan der gewalt ist nit, neur von gott cod. Tepl.) u. a. b) schon in dieser parallele mit potestas, ἐξουσία, treten die hauptsächlichen verbindungen und verwendungen hervor, die bei gewalt geltung gewinnen. α) die verbindungen mit geben und haben, die je nach dem zusammenhang auf die bedeutungsentwicklung einflusz ausüben. 1)) jah mikilidedun guþ þana gibandan valdufni svaleikata mannam. Matth. 9, 8 (τὸν δόντα ἐξουσίαν τοιαύτην, qui dedit potestatem talem. der da gab solchen gewalt den menschen cod. Tepl.; der solche macht den menschen gegeben hat Luther); svasve atgaft imma valdufni allaize leike. Johannes 17, 2 (ἔδωκας αὐτ ἐξουσίαν, dedisti ei potestatem. alz du im gebt den gewalt alles fleischz cod. Tepl.; wie du jm macht hast gegeben uber alles fleisch Luther). ebenso 19, 11. Lucas 10, 19. 19, 17. 2)) vas auk laisjands ins sve valdufni habands. Matth. 7, 29 (sicut potestatem habens, ἐξουσίαν ἔχων. wan er waz si lerent alz habent gewalt, und nit alz di schriber cod. Tepl.; denn er prediget gewaltig, und nicht wie die schrifftgelerten Luther); aþþan ei viteiþ þatei valdufni habaiþ sa sunus mans ana airþai afleitan fravaurhtins. 9, 6 (ὅτι ἐξουσίαν ἔχει, habet potestatem. daz der sun der maid hat gewalt die sund ze vergeben cod. Tepl.; das des menschen son macht habe auff erden, die sünde zu vergeben Luther). ebenso Marcus 3, 15. Joh. 10, 18. 19, 10. β) die objectivierung des begriffes: in imma gaskapana vaurþun alla in himina jah ana airþai .. reikja jaþþe valdufnja. Ulfilas [Bd. 6, Sp. 4913] Colosser 1, 16 (ἐξουσίαι, potestates. oder die fursten, oder die gewelt cod. Tepl.; denn durch in ist alles geschaffen .. fürstenthümern und oberkeiten Luther). vgl. Römer 13, 1 oben in α. γ) gegen das sinnverwandte 'macht', das von Luther im gegensatz zur älteren bibelübersetzung in die meisten der eben belegten stellen eingeführt wurde, grenzt sich valdufni bei Ulfilas in consequenter beobachtung des sprachgebrauches der vorlage ab. wo diese ἐξουσία, potestas verwendet, setzt Ulfilas valdufni ein, wo diese δύναμις, virtus aufweist, macht er von mahts gebrauch: gahaitands þan þans tvalif apaustauluns atgaf im maht jah valdufni ufar allaim urhulþom. Lucas 9, 1 (virtutem et potestatem super omnia demonia. δύναμιν καὶ ἐξουσίαν. und er gab in kraft und gewalt uber alle die teufel cod. Tepl.; und gab jnen gewalt und macht uber alle teufel Luther); ahma veihs atgaggiþ ana þuk, jah mahts hauhistins ufarskadveid þus. 1, 35 (δύναμις, virtus. und di kraft des höchsten beschettent dich cod. Tepl.; und die krafft des höhesten wird dich uberschatten Luther). ähnlich Marcus 14, 62; jah alla managei sokidedun attekan imma, unte mahts af imma usiddja jah ganasida allans. Lucas 6, 19 (δύναμις, virtus. wan die kraft gienge aus von im cod. Tepl.; denn es gieng krafft vm jm, und heilet sie alle Luther); unte þeina ist þiudangardi jah mahts jah vulþus. Matth. 6, 13 (ὅτι σοῦ ἐστὶν ἡ βασιλεία καὶ ἡ δύναμις καὶ ἡ δόξα. denn dein ist das reich, und die krafft, und die herrligkeit Luther). die bedeutung von kraft, stärke, die hier durch synonyma gedeckt wird, ist, wie sich später zeigen wird, auch dem worte gewalt nicht verschlossen. δ) unvertreten bleibt in diesem kreise der verwendungen von valdufni, ebenso wie im gemeingermanischen gebrauche von gewalt auch eine vorstellung, die im bedeutungsinhalt des deutschen wortes besonders fruchtbar werden sollte, der begriff der vis, violentia, gewaltthätigkeit. Ulfilas nimmt hier zu ableitungen von mahts seine zuflucht, vgl. anamahts (2. Cor. 12, 10) und anamahtjan, vgl.framuh þan þaim dagam Johannis þis daupjandins und hita þiudangardi himine anamahtjada, jah anamahtjandans fravilvand þo. Matth. 11, 12 (βιάζεται, καὶ βιασταὶ ἁρπάζουσιν αὐτήν; vim patitur, et violenti rapiunt illud. daz reich der himel daz leidet kraft und die gewaltigen begriftent ez cod. Tepl.; von den tagen Johannis des teuffers, bis hie her, leidet das himelreich gewalt, und die gewalt thun, die reissen es zu sich Luther). 2) althochdeutsche zeit. vgl. gawalt 1, 808. die ältesten deutschen denkmäler geben neben einzelnen vorübergehenden bildungen (wie kiwaltida u. a.) übereinstimmend unserem substantiv dem ein eigentliches ableitungssuffix mangelt, den vorzug; sie weichen nur darin ab, dasz die einen (Otfrid, Tatian, Heliand) giwalt als femininum nach der i-klasse flectieren, während andere (so Notker) es als masculinum nach der a-klasse abwandeln. das präfix in giwalt, gawalt, kawalt führt auf das zusammengesetzte verbum (giwaltan) zurück und hat mit der substantivbildung als solcher nichts zu thun. präfixlose formen, wie sie in anderen germanischen sprachen stärker hervortreten (vgl. oben sp. 4910) dürfen auch für das althochdeutsche sprachgebiet vorausgesetzt werden. bildungen wie anawalt, jure (Keronische glossen. 1, 194 ff.), walt-ambaht, centurio. Tatian 212, 5 und waltpoto (procuratorem, waltpotun. 2, 601; vgl. DWB waltbote mhd. wb. 1, 184a. 3, 658) führen darauf zurück, ebenso wie die variante jure, pi walti Pariser handschr. der Keronischen glossen. 1, 194 (pi kiwalthidu St. Galler handschr.); für die späteren beispiele aus der mittelhochdeutschen periode (vgl. DWB walt mhd. wb. 3, 474b. 3, 658) ist neben der sprödigkeit einzelner sprachgebiete gegen das präfix auch mit einer verkümmerung desselben zu rechnen. a) die parallele mit lat. potestas. am consequentesten wird sie in der Tatianübersetzung festgehalten, mit der auch die wenigen reste des alten Matthäusevangeliums übereinstimmen (hier einigemale auch kawaltida). der bedeutungsumfang des wortes dehnt sich jedoch schon innerhalb dieser parallele über die bisher gezogenen linien aus. α) erweiterung des gebrauchs in der richtung, die schon für Ulfilas als grundlegend festgestellt wurde. 1)) in freier verwendung. a)) am wenigsten ergiebig ist der allgemeinere begriff, der beim Tatian mehr durch megin gedeckt wird (vgl. sp. 4915): in welihhero giwelti tuos thû thisu. Tatian 123, 1 (Matth. 21, 23); vgl. oben 1, a. Marcus 11, 28. [Bd. 6, Sp. 4914] b)) zweimal belegt ist die staatsrechtliche einengung des begriffes, die auch hier bis zur objectivierung führt: ih bin man untar giwelti 47, 5 (homo sum sub potestate. Matth. 8, 9; thoh ic undar geweldi sî adalcuninges. Heliand 2113; ich bin ein man geschikt von der gewalt cod. Tepl.; under dem gewalt. Augsburger bibel von 1487; der oberkeit underthan Luther); thanne sie iwih selen in samanunga inti meistartuomun inti zi giweltin. Tatian 44, 13 (in sinagogas et ad magistratus et potestates. Lucas 12, 11; zu den meisterschafften und zu den gewaltigen cod. Tepl.; fur die oberkeit und fur die gewaltigen Luther). c)) am fruchtbarsten erscheint die einengung des begriffes durch die beziehung auf einzelne inhaber, die bei Ulfilas nur einmal belegt ist (manna im habands uf valdufnja meinamma gadrauhtins. Matth. 8, 9; ὑπ' ἐμαυτὸν, sub me, untar mir. Tatian 47, 5): inti so her tho forstuont thaz her was fon Erodeses giwelti, santan widar zi Herode. 196, 3 (quod de Herodis potestate esset. Lucas 23, 7; hwand he fan is heriscepi was, fan is werodes gewald. Heliand 5264; daz er were von dem gewalt Herodes cod. Tepl.; das er unter Herodes öberkeit gehöret Luther); gitago was ih mit iu lerenti in themo temple, inti ir ni fiengut mih: oh thiz ist iuwer zit inti giwalt finstarnesso. Tatian 185, 8 (sed hac est hora vestra et potestas tenebrarum. Lucas 22, 53; der gewalt der vinster cod. Tepl.; aber dis ist ewer stunde, und die macht der finsternis Luther). 2)) in festen verbindungen. a)) gewalt geben. α)) allgemeinster begriff, der auch durch nähere bestimmungen keine einschränkung erfährt: gigeban ist al giwalt mir in himile inti in erdu. Tatian 242, 1 (data est mihi omnis potestas in caelo et in terra. Matth. 28, 18; mir ist gegeben aller der gewalt cod. Tepl.; mir ist gegeben alle gewalt im himel und erden Luther; forgeban ist mir alles kawalt in himile enti in aerdu. Monseer fragmente Hench). β)) einengung durch nähere bestimmungen. 1))) diurisotun got, thie thar suliha giwalt gab mannun. Tatian 54, 9 (dedit potestatem talem hominibus; dher solihhe gawaltida forgab mannum. Monseer fragmente; der gab solchen gewalt den menschen cod. Tepl.; solche macht Luther). 2))) inti gihaloten sinen zuelif iungiron gab in giwalt unsubarero geisto. Tatian 44, 2 (dedit illis potestatem spirituum. Matth. 10, 1; gab in gewalt uber die unrainen geist cod. Tepl.; gab jnen macht, uber die unsaubern geister Luther); ebenso Tatian 177, 1. 3))) a))) gab sinen scalcon giwalt giwelihes werkes. Tatian 147, 6 (potestatem cujusque operis. Marc. 13, 34; gab den gewalt ainz iegleren werkes sein knechten cod. Tepl.; gab seinen knechten macht, einem jglichen sein werck Luther). b))) inti giwalt gab imo tuom tuon, wanta her mannes sun ist. Tatian 88, 8 (potestatem dedit ei et judicium facere. Joh. 5, 27; gab im gewalt ze tun daz urtail cod. Tepl.; und hat im macht gegeben, auch das gerichte zu halten Luther). genau so 13, 6 (Joh. 1, 12); 54, 7 (Lucas 5, 24); 67, 5 (Lucas 10, 19). b)) gewalt haben. α)) was her tho sie lerenti soso giwalt habenter. Tatian 43, 4; vgl. oben (sp. 4912) Matth. 7, 29. β)) 1))) bist giwalt habenti obar zehen burgi. Tatian 151, 5 (eris potestatem habens. Lucas 19, 17; du wirst haben gewalt uber 10 stet cod. Tepl.; soltu macht haben uber zehen stedte Luther). 2))) ni habetos giwalt widar mir eininga, nibiz thir gigeban wari fon ufana. Tatian 197, 9 (non haberes potestatem adversum me ullam. Joh. 19, 11; giwalt ni habetistu ubar mih. 4, 23, 41; that thu giwald obar mik hebbian ni mohtis. Heliand 5350; du hetez kainen gewalt wider mich cod. Tepl.; du hettest keine macht uber mich Luther). 3))) ih haben gewalt zi sezzenne sia inti giwalt haben abur sia zi nemanne. Tatian 133, 14 (potestatem habeo ponendi eam et potestatem habeo iterum sumendi eam. Joh. 10, 18; ich hab gewalt si ze seczen, und hab gewalt si aber ze nemen cod. Tepl.; ich habe es macht zu lassen, und habe es macht wider zu nemen Luther). ebenso 197, 8; vgl. oben (sp. 4912) Joh. 19, 10; daz ir auh wizit, dhaz mannes sunu habet gawalt in herdhu, za forlazanne suntea. Matth. 9, 6 Monseer fragmente Hench (habet potestatem); vgl. oben (sp. 4912). β) in der abgrenzung gegen synonyma folgt der Tatianübersetzer ähnlichen neigungen wie Ulfilas. maht setzt er zwar [Bd. 6, Sp. 4915] nur einmal ein, für potentia: teta maht in sinemo arme, zispreitta ubarhuhtige muote sines herzen. Tatian 4, 7 (fecit potentiam in brachio suo. Lucas 1, 51; gatavida svinþein in arma seinamma. Ulfilas; er tet den gewalt in seim arme cod. Tepl.; er ubet gewalt mit seinen arm Luther). dagegen führt er für virtus überall megin durch: thes hohisten megin biscatwit thih. Tatian 3, 7; vgl. oben Lucas 1, 35; ebenso 190, 3 (Matth. 26, 64; im cod. Tepl. und bei Luther kraft); 2, 7. 17, 18. 244, 1. 127, 3. 145, 19 (Matth. 24, 29; hier auch in den Monseer fragmenten megin belegt); ih gab in gewalt ze tretanne ubar natrun inti .. ubar al megin thes fiantes. Tatian 67, 5 (potestatem calcandi .. supra omnem virtutem inimici. Lucas 10, 49; gab euch gewalt ... uber ein ieglich kraft des feintz cod. Tepl.; ich habe euch macht gegeben .. uber alle gewalt des feindes Luther). γ) schon hier, im rahmen der wiedergabe des lat. potestas wird in einem falle die vorstellung der violentia für gewalt nahe gelegt: inti thie dar meron sint giwalt bigangent in sie. Tatian 112, 3 (potestatem exercent in nos. Matth. 20, 25 s. oben). b) dem bedeutungsumfang gegenüber, wie er auf grund der in der vorlage für lat. potestas dargebotenen verwendungen sich hier entwickelt, musz zur ergänzung der gebrauch in der geistlichen dichtung und in kleineren prosadenkmälern angezogen werden. wenn auch nicht ganz selbständig, führt er doch sicherer auf germanischen grund und boden zurück. das ergebnis dieser vergleichung ist eine gebundenheit der verwendung, die am deutlichsten im Heliand hervortritt (in den hochdeutschen denkmälern der allitterierenden dichtung, im Hildebrandslied, Muspilli, Wessobrunner gebet ist gewalt nicht belegt). hier ist das wort trotz der zahlreichen belege wesentlich nur in zwei formen gebraucht: entweder wird die bedeutung von gewalt durch die kennzeichnung eines bestimmten trägers eingeengt oder sie erscheint in der verbindung gewalt haben durch eine zielbestimmung specialisiert. mannigfaltiger erweist sich Otfrid, wenn auch die hauptmasse seiner beispiele die gleiche richtung einschlägt. bei ihm tauchen daneben die ersten anhaltspunkte auf für die später so üppig entwickelte präpositionalverbindung mit gewalt (mit gewelti), die von der grundlage des allgemeineren begriffes aus einer eigenen bedeutungsentwicklung zustrebt. diesen allgemeineren begriff hält er auszerdem in der verbindung mit synonymen fest, während er ihm andererseits in gelegentlicher personificierung wieder individuelles leben giebt. α) der allgemeine, umfassende begriff. 1)) im freien gebrauch: a)) 'nist iu', quad er, 'noh mannethaz zi wizanne, b)) themo (waltantemo Kriste) si guallichiubar allaz sinaz richi, 2)) präpositionalverbindungen. a)) mit gewalt: α)) ferit er ouh thanneubar himila alle, thaz er noh tho woltisin kuning mit giwelti β)) thaz sie uns thiu wintworfain themo urdeile helfa, b)) in gewalt sein: bizeinot in giwissither duah thaz gotnissi, β) einengung des begriffes durch verbindungen. 1)) die verbindung mit einer den träger des begriffes kennzeichnender bestimmung. a)) in freiem gebrauch: tho Krist in Galilea quam,ward thaz tho mari, sos iz zam, [Bd. 6, Sp. 4916] ih mag giwinnan heriscaf, thuo im Satanas giwêt ... thiz ist todes giwalt. thô ward fon Rûmuburgrîkes mannes Ludowig ther snello,thes wisduames follo wanta si (Karitas) ist in war min druhtines drutin, b)) in festen verbindungen: α)) ne lâtad iu silobar nec gold the scal mi an banono gewald, hwat he thurh is ênes craft β)) det er mit giweltisineru henti, mit thineru giweltisie dati al sprechenti. 1, 2, 35; ähnlich 5, 25, 20. γ)) er wessa, thaz sin fater gab,so wit, so himil umbi warb, 2)) die festen verbindungen mit verbis weisen überwiegend eine einengung der bedeutung auf. meist ist diese durch besondere bestimmungen deutlich gekennzeichnet, vereinzelt wird sie erst durch den allgemeinen zusammenhang nahe gelegt: a)) hwand iu is thiu dâd cuman, ik fargibu thi himilrîceas slutilas, that fridubarn tholode b)) ni welda an is kindiskithô noh is kraft mikil that he sô lêrde,liudeo drohtin, 'ef thu sîs godes sunu', quad he, zeichono eigit ir giwaltzi wirkenne ubar woroltlant. ic gelôbiu that thu gewald habas, [Bd. 6, Sp. 4917] ik fullon scal that he wâri selbosunu drohtines than lang hie giwald êhta, habdun liudeo giwald ne forhteat iro fiundskepi: thoh sie hebbean iuwas ferahes gewald. 1904; ebenso 1909; than scalt thu eft word sprekan, giskerit ist thiu hieruuist sô lango sô uuili Krist. c) in den glossen, die vom 10. jahrh. ab das wort zahlreich belegen, können die eben gekennzeichneten festen verbindungen natürlich nur den untergrund bilden für die begriffsbestimmung. doch auch sonst verschiebt sich hier das bild: für manche der nächst liegenden gebrauchsformen treten synonyma ein, während der verwendungsumfang in anderer beziehung über den rahmen wieder hinausgreift. α) im vordergrund steht hier die staatsrechtliche ausprägung des begriffes macht, die sich bald in der allgemeineren bedeutung, bald in der besonderen beziehung auf eine bestimmte person darbietet. 1)) imperium, gewalt (Tegernseer handschr. 10. jahrh.), glossen zu Gregor, cura pastoralis 3, 16 (alteri imperium, atque alteri patientiam proponat). 2, 190; ähnlich glossen zu Prudentius (Berner handschr. 11. jahrh.) in Symmachum 1, 557 (et Ausoniam Christo inclinare securim). 2, 528; vgl. dagegen: imperium, ac imperium regale, potestatem cheisartuom, chunniclih macht, pipot. Hrabanisch-Keronische glossen. ebenda 1, 186. 2)) majestas giwalt (Tegernseer und Wiener handschriften des 10. jahrh. u. a.), glossen zu apostelgeschichte 19, 27 (der tempel der groszen göttin Diana wird fur nichts geachtet, und wird dazu ire maiestet untergehen Luther, ebenso schon Koburger, später Dietenberger und Eck; vgl.magenkraft im cod. Tepl. und bei Eggestein; glanz bei Kautzsch) 1, 748. 3)) auctoritate, giwalte (Tegernseer handschr. 10./11. jahrh.), glossen zu Gregors homilien 1, 14 (innocentes contra perversorum injusticiam ex justitiae auctoritate vindicamus). 2, 286; vgl. auch auctoritatem, gewalt (concil. Ancyr. praefatio), ebenda 145. dagegen vgl. auctoritatis, hertuomes, glossen zu 1. könige 21, 7 (grandis auctoritatis es; du bist grosses gewaltz. Eggestein, ebenso Koburger, Dietenberger; ains grossen ansehen. Eck; übst du jetzt königsgewalt? Kautzsch). 1, 441. 4)) personam, kewalt, hertuom (Karlsruher handschr. 11. jahrh.), giwalt, hêrdoom (Mainzer handschr. 11. jahrh.), gewaltherduom (Brüsseler codex 9. jahrh.) glossen zu Matth. 22, 16 (daz pilde des menschen. cod. Tepl. und Eggestein; person der menschen. Koburger, ähnlich Kautzsch; ansehen der menschen. Luther. Dietenberger. Eck). 1, 716; vgl.hertuomo antfang, in personarum acceptione. glossen zu Jacobi 2, 1, ebenda 1, 787. 5)) jura, giwalta (Münchener und Pariser handschriften des 11. jahrh.), glossen zu Prudentius contra Symmachum 1, 455 (quae domitis leges, ac jura dedisti gentibus). 2, 468; jus, giwald (Münchener handschr. 11. jahrh.), zu Prudentius, passio Laurent. 430 (quo magis jus Christiani nominis, quodcunque terrarum jacet, uno illigaret vinculo). ebenda 2, 435. 6)) tyrannidi, giwalte (Tegernseer handschr. 11. jahrh.), glossen zu Rufinus historia ecclesiastica. 2, 601. 7)) die personificierung dieses begriffes wird in den glossen durch synonyma gedeckt: magistratibus, hertuom. glossen zu [Bd. 6, Sp. 4918] apostelgeschichte 16, 20 (maistern cod. Tepl., meisterscheften Eggestein und Koburger; heubtleuten Luther; öbersten Dietenberger. Eck; prätoren Kautzsch). 1, 747; vgl. dagegen gewaltes, regentis. Monseer fragmente 39, 19 Hench; himilischin kawalte, caelo. 28, 30. vgl. die zahlreichen späteren belege für gewalt im sinne von obrigkeit, amptsperson in 4). β) gegenüber dieser breiteren entfaltung des begriffes der äuszeren machtstellung tritt diejenige seite der bedeutungsentwicklung in den glossen zurück, die mehr die individuellen äuszerungen des machtgefühls am träger der gewalt ausarbeitet. theilweise versagt nach dieser seite das bedürfnis, dem die glossen dienen, theilweise aber überwiegen hiefür synonyma. einige feststellungen sind jedoch auch hier zu verzeichnen, die theilweise dem späteren sprachgebrauch entgegenstehen. 1)) brachium, giwalt (Tegernseer und Monseer handschriften des 10. jahrh. u. a.), glossen zu Esaias 40, 10 (denn sihe, der herr kompt gewaltiglich, und sein arm wird herrschen. Luther; ähnlich Eggestein. Koburger. Dietenberger. Eck. Kautzsch). 1, 611; vgl. dagegen: brachium sterchida zu Esaias 32, 2 (sei ir arm früe Luther; arm oder sterck Eggestein. Koburger, arm Dietenberger. Eck. Kautzsch). ebenda 1, 608. 2)) cornibus, giwaltun (Tegernseer und Monseer handschriften des 10. jahrh. u. a.), glossen zu Gregors homilien 1, 19 (illic nos a sorte humilium judex separat, qui se hic in superbiae cornibus exaltant). 2, 293. 3)) ad nutum ejus, za kiwaltidu sinera (Karlsruher handschr. 8./9. jahrh.), glossen zu Hiob 26, 11 (die seulen des himels, zittern, und entsetzen sich fur seinem schelten. Luther; wirckung Eggestein; willen Koburger. Dietenberger. Eck; vor seinem dräun Kautzsch). 1, 510b; vgl. nutu, kiwalti (Oxforder glossenhandschr. des 9. jahrh.) 4, 8; nutus (handschr. nurus) kiwalt, potestas deifica. 4, 9. γ) am wenigsten entwickelt — im gegensatz zu späterem gebrauch — ist die annäherung des begriffes an den von kraft, stärke: vi, chrefti. glossen zu apostelgesch. 27, 41 (von der sterk dez meres. cod. Tepl.; das hinder teil zubrach, von der gewalt der wellen. Luther). 1. 753. d) für Notker, der von der althochdeutschen litteratur zur mittelhochdeutschen dichtung überleitet, ist namentlich die psalmenübersetzung ergiebig. die vorlage arbeitet hier mit abstracten vorstellungen, die in bilder eingekleidet sind. der auf verdeutlichung bedachte übersetzer fand hier oft gelegenheit mittelst unseres wortes dem verständnisz der leser zu hilfe zu kommen, während spätere übersetzer sich enger an die vorlage anschlossen (vgl. auch oben die glossenbelege für manus, brachium): vgl. wanda in gotes kewalte ist lex data (êha gegebin) Judeis .. si ist der calix; quia calix in manu domini. psalm 74, 9 (denn der hat einen becher in der hand. Luther; ebenso Trebnitzer psalmen); siê ne irhiûgeton sînes kewaltes, den er scêinda, do er siê lôsta, non sunt recordati manus ejus qua die liberavit eos. 77, 42 (sie dachten nicht an seine hand. Luther; ebenso Trebnitzer psalmen). ebenso 78, 11 (Luther: arm); nube dîn zesewa daz chit din potentia (kewalt) unde dîn arm daz chit filius tuus. 43, 4 (151b Hattemer); ebenso 44, 5 (158a); aber got irlôset mîna sêla fone hello gewalte, de manu inferi. 48, 16 (aus der hellen gewalt. 49, 16; von der hant des tufels. Trebnitzer psalmen); ebenso 21, 21. 106, 2 (bei Luther änderung). vgl. DWB da er sich freweta, daz mit sînemo tôde diu werlt irlôset wart vone des tûiveles gewalte unte vone demo êwegen tôde. 53, 18 Seemüller. andererseits nötigte die kunstform des parallelismus, in der die vorlage erscheint, den übersetzer zu einer ähnlichen mannigfaltigkeit im wortgebrauch, sofern er die variation der termini an einem und demselben begriffe in gleicher weise durchführen wollte. hierdurch wurde wieder die sonst so reinlich durchgeführte abgrenzung unseres wortes gegen die synonyma durchkreuzt, vgl. din gewalt, Christe, werde in iudicio .. allen dînen fienden .. unde danne irvare din chraft alle diê dih hazzent, inveniatur manus tua omnibus inmicis tuis, dextera tua inveniat omnes qui te oderunt. psalm 20, 9 (Luther und Trebnitzer psalmen folgen genauer der vorlage). α) consequent ist gewalt nur in den bereits belegten festen verbindungen durchgeführt: er ne gibet imo neheinen gewalt an sînero sêlo. zu psalm 36, 33 (Hattemer 2, 130a); got netemet sie, sie ne habent iro gewalt 54, 24 (191a); vgl. zu 68, 16 (236b). 113, 1 (408a) u. a. hier wird auch das lateinische potestas noch immer durch gewalt gedeckt. nehêin anderer ne was potestatem habens ponendi animam suam (kewalt habinde [Bd. 6, Sp. 4919] sînin lîb ze lazzene). zu psalm 87, 6 (2, 312) vgl. Hattemer 2, 319a. 342a. 405a und 3, 70a (Boethius). β) sonst ist potestas schwankungen in der wiedergabe ausgesetzt, die sich nicht immer ungezwungen aus dem zusammenhange erklären. wenn potestatis maris durch machte des meres gegeben wird ( psalm 88, 10 tu dominaris potestatis maris, waltest dero mahte des meres Hattemer 317b), so finden wir an anderer stelle lîezist tû dînen segel demo winde ze gewalte, si committeres vela ventis. Boethius 49a (von Eiselein 565 als sprichwort angeführt). und so kann auch für die verschiedenheit in den folgenden belegen der grund nicht in der bedeutung gesucht werden: vgl. waz kewalto mag taz sîn, diu manne nîeht penemen nemag, in nebîzên sorgûn quae est igitur haec potestas. Boethius (Hattemer 113b); daz ander gewalt tero goto neheiner nebestât, quod nulla potestas superum. Marcianus Capella (Hattemer 282a); ube chuninges kewalt sâligheit machôt (regnorum potestas). Boethius 113a; und vgl. dagegen: wanda gotes ist diû maht, quia potestas dei est. psalm 61, 12 (das gott allein mechtig ist. Luther; wen gotis ist gewalt. Trebnitzer psalmen); iro potestas (maht) ne gibet in escam. zu psalm 103, 28 (Hattemer 374b.) γ) das gleiche gilt für potentia: nube dînin gewalt unde dîn reht, potentiam tuam (Trebnitzer psalmen starcheit. Luther kraft). psalm 70, 18 gegen ich faro in mînes truhtenes maht, interibo in potentiam domini. 70, 16 (ich gehe einher in der krafft des herrn Luther; machtheit Trebnitzer psalmen); din arm ist mahtig, tuum brachium cum potentia. Hattemer 2, 318a. δ) die allgemeinere bedeutung einer aus der inneren anlage des subjectes erwachsenden kraft und machtfülle ist für gewalt noch wenig erschlossen. lat. virtus z. b. wird auch bei Notker noch durchweg durch 'kraft' u. a. wiedergegeben: in brachio virtutis, an dînero chrefte. psalm 88, 14 (du hast einen gewaltigen arm Luther). in einzelnen fällen nur wird durch die eigenart des zusammenhanges auch gewalt solcher bedeutung näher gebracht: târ an dero stete ist is knûoge zedero zestôredo selb — waltiges willen, wanda nôt nimet ten gewalt. Boethius 223a. ε) dagegen wird mit sicherheit diejenige machtfülle, die aus der stellung des subjectes flieszt, durch gewalt gekennzeichnet. die staatsrechtliche prägung des begriffes entfaltet sich also auch bei Notker durchweg im rahmen des wortes gewalt, er strebt hierbei vielfach die personificierung und vergegenständlichung an und giebt deshalb auch für den gebrauch des plurals einige beispiele: waz mag ih rachôn fone hêrskefte unde fone gewalte, quid autem disseram de dignitatibus et potentia. Boethius 79a; gib mir dînemo chinde gewalt, da imperium puero tuo. psalm 85, 16 (Luther macht. Trebnitzer psalmen); tû lêrtôst unsih ouh mit sînemo munde, allên wîsên nuzze wesen, in dîen worten gewalt ze gwunnene. Boethius 27b; hanc causam capessendae rei publicae necessariam esse sapientibus. alle helfa scazzes, friûndo, gewaltes, unde al daz zeguôllichi triffet, ferlîesent siê dâ. psalm 48, 15 (Hattemer 172b); in allên diên steten dâr sin gewalt sî, dar lobo gote mîn sêla, in omni loco dominationis ejus. 102, 22 (an allen orten seiner herrschaft Luther; ebenso schon Trebnitzer psalmen). ebenso Boethius 13. ähnlich psalm 113, 1 (für potestas, Trebnitzer psalmen gewalt); hêrsceffe, furstûoma, kewalta, sulen dir daz siê sint (potestates tibi debent quod sunt). psalm 70, 19 (Hattemer 247a); alliu rîche unde alle andere gewalta danne wesen sâlige ube iro vlâgîn wîse respublicas beatas fore, si vel regerent eas studiosi sapientiae. Boethius 27b. ζ) in einigen fällen wird durch die eigenart des zusammenhanges schon die vorstellung einer steigerung der machtfülle, eines missbrauches der macht vorbereitet. hier liegen die ansätze zu der parallele gewalt, violentia: taz ist tero chûningo gewalt, ter ofto die rîchen insezzet. Boethius 25b; wanda er ne lâzet den gewalt dero sundigon uber den teîl dero rehton, non derelinquet virgam peccatorum super sortem justorum. psalm 124, 3 (der gottlosen scepter Luther; die rute der sunder. Trebnitzer psalmen); mîna eînigun bring tu widere fone lowon .. (sela einichlicho geborna) lôse diâ fone iro sarfen gewalten. 34, 17 (Hattemer 119b). e) als gesammtergebnis läszt sich für die althochdeutsche periode feststellen, dasz die verwendung im sinne von 'macht' nur in festen verbindungen auf rein deutscher grundlage beruht und dasz diese verbindungen ein bestimmtes verhältnis zwischen dem träger der gewalt und andern machtfactoren feststellen. dieses verhältnis findet in der staatsrechtlichen ausprägung des begriffes [Bd. 6, Sp. 4920] seinen natürlichsten ausdruck, während es in den beziehungen des menschen zu gott auf den einflusz fremder vorlagen in der geistlichen dichtung zurückführt. die abgrenzung gegen den begriff 'kraft', namentlich im sinne eines aus der naturanlage einer persönlichkeit oder eines objects erwachsenden vermögens, ist ziemlich reinlich durchgeführt und die bedeutung eines miszbrauchs der macht ist fast gar nicht entwickelt. 3) die mittelhochdeutsche periode. vgl. DWB gewalt mhd. wb. 3, 474b. 1, 972. der bedeutungsumfang greift schon hier weit aus. nicht immer beruht dies auf der entwicklung neuer bedeutungen, häufiger vielmehr auf der befestigung oder gebrauchserweiterung solcher verwendungen, die in älteren quellen vereinzelt waren, so vor allem der parallele vis, violentia in allen ihren abstufungen von der 'gesteigerten kraft' bis zu 'gewaltthat' und 'unrecht'. noch mehr ins gewicht fällt für die mittelhochdeutsche zeit die verschiebung und ausdehnung der gebrauchsgrenzen. die engste fühlung mit den älteren typen hält nach dieser seite die lyrik, die ihrerseits manche für die beziehung auf gott geprägte form nunmehr für den minnedienst nutzbar macht. die epik läszt manche verborgene wendung älterer herkunft ans licht treten, oder sie verschafft einzelnen wendungen damaliger umgangsprache eingang. theilweise knüpfen diese an die formeln an, die die rechtsdenkmäler des 13. jahrh. in die litteratur einführen, theilweise finden sie ihre parallele in den urkunden und in dem stil der chroniken, die beide voller aus dem leben schöpfen als die kunstform der dichtung. a) abgrenzung von gewalt und macht. α) die engste annäherung an die bedeutung von macht gewinnt unser wort in der verallgemeinerung, die es unter abstreifung der ihm anhaftenden verbindungen und näheren bestimmungen erzielt. man vgl. den satz gewalt ist aber sô manicvalt inmitten einer reihe von festen wortverbindungen mit gewalt im folgenden beispiel: owê, owê hêr Tristan, nu sehent wie wirdiclîche daʒ süll wir alleʒ varn lân, β) wo unser wort in der mittelhochdeutschen periode über die grenzlinien der einzelnen verbindungen hinausgreift, ist ihm meist die nebenbedeutung herrschaft, regierung beigemischt, es ist dann auf das staatsrechtliche gebiet eingegrenzt: die gewalt stet an den burgern, also daz iz der stat zu nutze unde zu gute kumen muge. Freiberger stadtrecht 242 Ermisch. 1)) er kunde wol ze rehte leben, nun ist niht mêre mîn gedinge [Bd. 6, Sp. 4921] der kaiser dô ân allen strît maht vride unt guot gerihte. hie sint die bigent den gewalt. 2)) an ime brast aller tugende niht, si waren menlich unde balt. 3)) ir herren nemet selbe war, die gebruoder wârn von hôher art ich hab in reht alsam mîn kint, glicherwis als ich bin sente Peter von gotes genaden gab 4)) zuo ir ingesindeein teil si lûte sprach, do sach ein Hiunen reckeRüedegêren stân waʒ half, daʒ Nabuchodonosor ich wil dir machen unterthan ich gebe dir lûte und lant [Bd. 6, Sp. 4922] Selhen, Sîven, Letten lant 5)) Rômêre duo sin infiengin, sît daʒ noch beide lebten,Sigmunt und Sigelint, sô si werdent verstôʒen γ) engere grenzen der bedeutung, die sich aus der kennzeichnung des trägers der gewalt ergeben. 1)) beziehung auf gott, Christus, auf religiöse vorstellungen. a)) die gewalt als inbegriff göttlicher macht, vgl. zur Milstätter sündenklage zsch. d. a. 20, 301. α)) du got mit sîner gewalt got mit sîner gewalt daʒ fuir slûg in îngegini, β)) 1))) gotes gewalt was iê. gott aller gütte urspring, des (gottes) gwaltes ist alsô vil, dîn kraft gewinnet niemer ort, do scein der gotes gwalt: Michahel hûb ûf sîne hant, ei wel gedruwe mahelschaft, dîn väterlîch gewalt gebôt [Bd. 6, Sp. 4923] 2))) dis was siner genoden spil 3))) sunder missewende 4))) ander namen hat er vil. der bâbes viel die dritten venie nu erkanden sî den gotes gewalt dar nâch gap in got ein stiur γ)) got rîcheset aine der kunic biʒeichinôt den got, eea karissima er troste sie aller beste: aldaʒ der sun der muoter enbieten solte: wie lange denne diu werlt sul stein, δ)) so scol diu erbarmede von uns gan. [Bd. 6, Sp. 4924] nû wil ich gote genâde sagen ε)) 'gottes gewalt' wurde vom mittelalterlichen menschen in allen fällen empfunden, wo eine schicksalsfügung den kreis menschlicher berechnung und menschlicher machtfülle zerrisz. als feste verbindung unterlag diese wortgruppe daher je nach dem zusammenhang und nach der stilform, in der sie verwendung fand, den mannigfaltigsten bedeutungsänderungen. 1))) charakteristisch ist, wie schon Konrad von Megenberg mit dieser verbindung als einer überkommenen sich auseinanderzusetzen sucht: nu werte der sterb laider lenger wan ain jar .. dar umb sprich ich, daz er sô lang wert, unz der vergift dunst den luft raumt .. die andern sprâchen, ez wær der gotes gewalt. sicherleichen, daz was wâr, wan alliu dinch würkent in der kraft gotes, ân den sünder allain .. ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht niderslahen in aim augenblick ân aller siechtagen hilf. 112, 3. später verengert sich die bedeutung in dieser verwendung bis zu dem begriffe schlagflusz, s. unter III. 2))) nach anderer seite wendet sich der gebrauch, der aus der naturanschauung in gebirgsgegenden überliefert ist: darumb ob gotz gewalt auschäm, daz man möcht zimmerholtz finden (aus 1350). tirolisches idiotikon 79. 3))) in der rechtssprache ist eine ähnliche verwendung viel belegt, in der die wortgruppe heute durch andere verbindungen (vgl. unter III verdrängt ist: unde gelobet denne ein man dem anderen zwenzic marc vor gerichte uf einen tac unde der richter ge abe under des von gots gewelden unde dirre spreche, he si im nicht schuldic, alse iz kumet zu deme tage, solde he umme di rede sin gelt verlisen, daz were unbillich. Freiberger stadtrecht 29, 3 Ermisch; were aber, daz he sturbe in dem gevencnisse geelingen oder von gotis gewalden oder wi daz were, so antwerte he zop unde zagel wider unde ist ledic zu rechte. 5, 32; swelch man sinen richter irsetcen wil oder muz an eime gezuge, deme he abe ist gegangen von gotis gewelden oder gevarn ist beteverte ... der muz haben siben man an desselben richters stat erhafter lute. 29, 1. b)) der hinweis auf Christus: α)) nu wil ich iu zellen. in dem Jordâne nu bitte ich iuch chnaben drî β)) id was ein michel wunder, [Bd. 6, Sp. 4925] daʒ du dich lieʒe trîben vil michel was sîn magenchraft. also hab wir uns berait, wie der gotes sun von himele an die erde chom: γ)) wir wellen den ze hêrren hân δ)) unser hêrre der heilant (Êrec sprach) 'frouwe, nû gehabet iuch wol ... c)) beziehung auf wesen, die in gegensatz zu gott gestellt sind: α)) wie der man getâte, nu verlîch mir ze lebenne daʒ begunde irweichen 2)) beziehung auf einen weltlichen kreis von personen als den träger der gewalt. a)) allgemeinere und umfassendere kreise. hier überwiegen pronomina und substantiva als begleiter des wortes: α)) nu merchet och mêre: der tage sind zewene, ein tach des mennischen, der ander gotis. der tach der mennischen wert also lange unz si langest lebint. hie sint die mennische in ir selbir gewalte, swedir si wellin nach deme himelrich arbeitin, oder nach der helle werche. aver ist der tac dirri mennischen also lange, so si in der lûte gewalte sint. specul. ecclesiae 49 Kelle; wir tun als die sunn, die scheint uber bose und uber gut: wir nemen gut unde bose in unser gewalt. ackermann aus Böhmen 8. β)) duo daʒ wâre ôsterlamp [Bd. 6, Sp. 4926] do heten de Romere geten van ere alle de lant de dar waren in ire gewalt. sächsische weltchronik 81. γ)) mannechlîch wil reht hân so wurstu dicke verseret swaʒ dirre gebûre gerne tete, b)) einengung des kreises der betheiligten personen. berufliche oder ständische gliederung: α)) so sal ok de geistliche gewalt helpen deme wertlikem rechte, of it ir bedarf. Sachsenspiegel 1, 1; mit dem selben râte β)) al schat under der erde begraven deper den ein pluch ga, die hort to der koningliken gewalt. Sachsenspiegel 1, 35; ne tiet de erven nicht ut ut der koningliken gewalt binnen jar unde dage mit irme ede. 1, 38; wi sich das gerichte nicht kan vorswigen an gute, das an die konigliche gewalt fellit. Magdeburger fragen 1, 2, 25 (Behrend 54); welchir kebiszkindir gut, is sei erbe ader varnde habe, das si dirarbeit haben adir vorkoufft vor gehegetem dinge nicht vorreicht noch vorgeben were noch habin, unde nicht elicher kinder recht haben, das stirbet unde fellet an di konigliche gewalt noch irem tode. 1, 14, 8 (135); ab ein man von ungerichtis wegen zcu deme galgen vorteilet worde unde von koniglicher gewalt adir durch andir lute bete wille ledig worde geloszen, wi man den man vorbasz halden sulle. 1, 17, 2 (144); ich Tilemannus Elhen von Wolffhau, ein paffe usze Mentzer bischtome, wonehafftig zu Limpurg in Trire bischtom, ein uffinbar schriber von keiserlicher gewalt, want ich bi diser schicknge und ordinacien ... gezugen gewest bin. testament der Limburger bürgerin Grete Meinhard 20. april 1371 in der Limburger chronik 122; wo erbe ane erben stirbet. ab ein erbe vorstirbet. das sich nimant dortzu tzuhet mit rechte binnen iar unde tag. das nimpt di konicliche gewalt. das alte Kulmische recht 4, 70; hirnoch so gingen des dirhangen frund zcu der koniglichen gewalt durch der minsten unlust wille unde betrubnisz unde beten, das man den toden muste begraben. Magdeburger fragen 3, 6, 2 (Behrend 195). zu den beiden letzten belegen vergleiche auch die für die objectivierung und personificierung zusammengestellten beispiele sp. 4937 ff. γ)) sve nenen burgen hebben ne mach, dar he ok nen erve ne hevet, den sal de vrone gewalt behalden, of he um ungerichte klaget, oder die klage up ene gat. Sachsenspiegel 1, 6 Homeyer; adir luthe, die nahe gesessen sin, das si gehegetes dingis warten muszen, der eide mag der richter wol vorschiben. haben si abir keinen burgen, so sal si di fronegewalt behalden zcu offin tagin unde zcu gehegetem dinge, daz si di eide leisten. Magdeburger fragen 1, 16, 5; wenne ein man den andern in di fronegewalt adir in das gefengnissze brengit mit rechte umb sine bekante schult. 2, 2, 19. vgl. auch 3, 1, 7. δ)) dusse bleven alle riddere und heilden sik in ridderlikem gewalde. (Magdeburger schöppenchronik) deutsche städtechron. 7, 352. ε)) di munzmeistere haben ouch gewalt, aber ane gerichte nicht. Freiberger stadtrecht 229 Ermisch; man sol schriben allen reten, das ein ieglich rat, der danne gewalt hat, teglich klag sol hrren swenne er sitzet. (1324) Züricher stadtbücher 1, 34; wer, dz der egenant Sleipfer die vorgeschriben artikel deheinen nicht stêt hielt, dz si dann die vorgeseiten hundert pfund weren súln an gnad oder aber den vorgenanten Rdin Sleipfer wider gen Zúrich in des rates gewalt antwúrten und bringen súln. (1385) 1, 280; si hant ouch gesetz, das ein ieklicher rat, wenn er an sitzet, swerren sol, wz under inen klagt wirt, dz si dz alle richten súlent und ouch gericht súlent han, wenn ir zil und ir gewalt us gat. (1371) 1, 184, [Bd. 6, Sp. 4927] ζ)) wennte he ghewalt hebbe, so spreke de scultechte. die Goslarischen statuten 73 Göschen. η)) her mag is (das vieh) ouch wol pfenden ane des richteres orlob, und sal is triben in des richteres gewalt. das alte Kulmische recht 5, 26 (Leman 158); und ob ein manslek dreistunt geladener nicht fúr chumt, der richter chund in in die âcht und zwei teil seins guets stên in dem teil seiner hausvrowen und seiner chinder, und der dritteil seines guets stê in dem gewalt des richters. Augsburger stadtrecht 50. θ)) dienest manne egen ne mach in koningliken gewalt nicht komen, noch buten irs herren gewalt, of se sik verwerket an irme rechte. Sachsenspiegel 1, 38 Homeyer; dinstman ervet unde nemet erve alse vri lüde na lantrechte, wen allene, dat si buten irs herren gewalt nicht ne ervet, noch erve ne nemet. 3, 81; das hulffe im got von des herren gewalt usz deme lande. Magdeburger fragen 3, 9, 3 (Behrend 204); in molne unde in münte unde in tolne unde in wingarden unde in tegeden oder in süsgedanen dingen, of en man belent wert, deme lene volget die man unde erft it, al hebbe die herre des lenes stat in siner gewalt to bestadene. Sachsenspiegel lehnrecht 11; svat aver den mannen an irme lene gebrict, die wile it die herre hevet an siner gewalt des lenes stat, unde die bestadet, die wile sal de herre den mannen irvullen iren scaden. ebenda; wer unser ainer stirbet und hawsfrawen und erben lezzet, der richter ader foit, noch imand anders schol sich seines gutes nicht unterwinden, sunder das gut bleibt in der gewalt der frauwen und der erben. Iglauer stadtrecht (13. jahrh.) Tomaschek 201. ι)) dekeins burgers sun von Colmer der under des vatters oder der mutter gewalt dennoch ist, der mag irs gutes niemanne nicht gegeben noch verspilen, noch in dekeine wis in enphúren. (Rothweil. 1293) bei Alsat. diplom. 2, 58. c)) einengung durch nomina agentis: ze rehter zît er entran 3)) die beziehung auf ein bestimmtes individuum als den träger der gewalt wird überwiegend mittelst des possessivpronomens hergestellt. a)) das substantiv ist subject: der künic bat in vür sich komen wande er de geweltigeste chunich was, din gewalt wirt also vil, sîn hôher küniclich gewalt dô sprach ich 'sun, vil lieber man, b)) präpositionalverbindungen, die die gewalt als ziel einer bewegung erscheinen lassen: α)) unlangeʒ zît hine chom, ê in sin herre sazte ze ambtman: er nan den dînstman bî der hant β)) er (Rother) sprach: 'swer danne wil scat nemen, daʒ wil ich immer gote klagen [Bd. 6, Sp. 4928] und nam des sîne sicherheit γ)) ein keiser was bi den citen, ein gewaltiger voget wîten, die iuncfrowe zuhant nam des amtes er nicht abe trat c)) die gewalt haftet an der durch das pronomen gekennzeichneten person: auch hier überwiegen präpositionalverbindungen: α)) herre, nû habt guoten muot! daʒ ... lant, β)) der von Francrîch hât ich hân gehôrt alsô, brûder Juries ûʒ den brûderen las, d)) die gewalt geht der betreffenden persönlichkeit verloren: mir sint diu rîche und diu lant undertân dô er (Gregorius) von sînem gewalte gie ûʒerthalp sîner gewalt 4)) dieser individuellen begrenzung des begriffes giebt die sprache der dichtung eine bestimmte richtung, theils durch übertragung, theils durch verknüpfung mit personificationen: a)) ûf daʒ selbe wunschleben [Bd. 6, Sp. 4929] b)) dannoch dô Grêgôrjus was Minne diu verwerrærinne, der got sich wunderlîch versan möhte ich verslâfen des winters zît! 5)) in der rechtssprache wird durch diese individuelle begrenzung des begriffes, ebenso wie durch die anknüpfung an appellativa als die träger der gewalt eine bedeutung entwickelt, die sich der von besitz nähert. den ausgangspunkt bildet die vorstellung, dasz das betreffende individuum die volle verfügung über etwas ausübt, wie diese namentlich in der verbindung gewere und gewalt aus der gegenüberstellung eines rechtlichen anspruchs und des thatsächlichen innehabens erwächst. diese berührung mit der bedeutung 'besitz', die mit dem übertritt des wortes vom staatsrechtlichen gebiet auf das privatrechtliche sich ergiebt, ist an bestimmte feste verbindungen gebunden und bleibt für den schärferen beobachter immer nur eine annäherung. so wird namentlich in der juristischen litteratur die grenzlinie gegen besitz um so kräftiger hervorgehoben, je mehr sie sich im allgemeinen sprachgebrauch verwischt. an der letzteren entwicklung nehmen nicht nur volksthümliche rechtsquellen theil, sie findet auch in der allgemeinen litteratur nahrung, sofern die dichtung wendungen der umgangsprache aufnimmt. a)) weniger entwickelt ist diese neue bedeutung in der verbindung mit verbis der bewegung: α)) wer sin vihe tribet uf eines andir mannes korn adir gras. her sal im sinen schaden tzwevalt gelden ... her mag is ouch wol pfenden ane des richteres orlob. und sal is triben in des richteres gewalt. das alte Kulmische recht 5, 26 Leman; ist das vihe so getan, daz her is nicht gevoren mag alse wilde ros sin und rinische pfert adir andir wilt. daz man vor tzam heldet. adir gense das sal her in sine gewalt triben. 158. β)) dem (H. Zwick) wrden ch die pfenninge alle geantwrt in sin gewalt. (1318) Züricher stadtbücher 1, 14; wer ouch, ob ir dekeiner in dirre frist der burger bedrfte, dem sol nieman von der burger wegen sin behulffen, er habe danne ein hus kouffet, oder so vil gtes geleit in der burger gewalt, darumb er daz hus kouffen solte. (1316) 1, 12; ouch sal nimant hinne vort mer ... kein achter ouz der achte lazen noch keine berichtunge von im nemen noch in keine seine gewalt geleiten. einigung zwischen den herrn von Elsterberg und denen von Plauen (1327), 695; wer ouch tch herin in unsere stat bringet, von wannen die sint, und si in sinen gewalt leit, der sol sie verungelten, also dovor stot. kaufhausordnung von Straszburg (1401) bei 1, 6. γ)) hedde ein man to jarmalen land gewunnen unde hedde dat korn, dat dar oppe stonde vort verkoft enen anderen manne, unde hedde der kopere dat vorgenant korn gebracht in sin gewalt unde behalt, dar en is de kopere vorgenant deme genen nicht van schuldich, des dei erftale is. Dortmunder urtheilsbuch, Hansische geschichtsquellen 3, 122; es sollent och der schulths und die amptlüte so si iemand frömder der ein erbe anspricht, in gwalt und gwere setzen und das erb XX pfund pfen. älteste gerichtsordnung von Basel 1457 ( Basel 1841) 6a. δ)) mit disen dingen unde alsô [Bd. 6, Sp. 4930] Schwabenspiegel § 273 Laszberg; als iuh dô der veint in sîn gewalt genam und iu in michel ungenâde tet, dô erzeigt ich an iu vaterliche triwe und gnâde. predigten aus St. Paul s. 90; und söllent darz der meister und ein ammanmeister ieglicher einen slüssel haben und z ime in sinen gewalt nemen. neuordnung der stadtverwaltung in Straszburg (1405) bei 1, 31. b)) noch mehr verbindungslinien mit der parallele gewere, possessio, zeigen die präpositionalverbindungen, die sich an ein verbum des beharrens anschlieszen. α)) schon unter gewähr (sp. 4791) sind aus rechtsquellen zahlreiche beispiele zusammengestellt, die in der verbindung in seiner gewalt und gewere haben die bedeutung 'besitz' vorbereiten. von hier aus geht die wendung auch in die poetische sprache über, wo sie jedoch die anlehnung an gewere abstreift: 1))) ab ein man eins andirn mannis gut vorwircken mag, das her in siner gewalt und geweren hat. Magdeburger fragen 3, 6 distinction 3 (vgl. sp. 4791); hat ein man einen unrechten bu in gewalt unde in gewere vir iar, sechse, cehne oder ioch zwencic iar von sinen nakeburen, iz si von gunst oder von gewalt, den hat he nicht mit rechte. Freiberger stadtrecht 5, 21 u. a.; der selbe hât daʒ guot lant 2))) lên in siner gewalt hebben. Sachsenspiegel lehnrecht art. 11 § 3; wann ainer ain wittiben anspricht umb anerstorbens erb, das si in irer gewalt hat, da mag die wittib nicht aisch umb haben. steiermärkisches landrecht 108 Bischoff; welchem verierts vüech oder ander gut zue seiner behauszung oder auf ander sein gründ kombt oder darbei gefunden wurde, der soll das nicht lenger dan uber nacht in seiner gwald haben. rechte des stiftes Göss (15. jahrh.), österr. weisth. 6, 300. 3))) er lie sich niht verdrieʒen, nû westen die herren karc β)) unde beheldet he daz also in gewalt unde in gewere iar unde tac ane ansprache, so ist ienre ledic, der iz im ufgap. Freiberger stadtrecht 1, 35 Ermisch; und sein also darin gesessin in stiller nutzlicher geruhiger gewehr und gewalt, länger denn landts-recht und gewohnheit ist. (1345) 695. γ)) als mich min geselle Petir vormals zcu sime gute mit offinbaren schrifften und instrumenten offinbar bestetigit hatte bi sime gesunden leibe, dornoch an sime sichbette vor erbaren luthen alle sin gut unde erbe unde gerethe gegeben hat ... so lat ein recht werden, nochdemmole das sin gut do min was, und alle sin gerete do in miner gewere unde gewalt irstorben ist. unde her selbir spricht, das is bi mir ist, ab mir das icht nehir bliben sulle, wenne mirs imand entwenden moge. Magdeburger fragen 1, 6, 5; wann ain mensch dem andern zuspricht umb weu das ist, hat sich daz veriêret in des antwurter gewalt, so verantwurt ers im banttaiding, an der dinstherrn aigen. steiermärkisches landrecht 109 Bischoff; gebe ich einem manne gut tzu vorkoufen. und gebit her mir sine andir habe doran und daz gut blibet in miner gewalt. und wirt is mir vorstolen der schade blibet sin und min nicht. das alte Kulmische recht 5, 33 (Leman 163); wirt gelt in aines mannes gewalt verpoten, daz er einem andern gelten sol, da sol man in paiden tag umb geben, der daz gelt verpoten hat, und dem, der daz gelt sol, auf vierzehen tag. Münchener stadtrechtbuch von 1437 art. 17 wie man gelt in aines gewalt verpeut; alleine er des heiligen reichs obrister marschalch und churfürste sei ... als er es auch von seinen eltern hergebrachtt hat, und in gewehre und gewaldt ist. Caroli IV. dipl. ms. quod an. 1361 Rudolpho duci Sax. dedit bei 695. δ)) 1))) swer über den andern tac sin diubic oder sin roubic gut bi iemande vindet, der daz offenlich gekoufet hat .. und des geziuge hat: den mac man deheiner hantgetat geschuldigen .. vindet man ez in des gewalt, er muz dar [Bd. 6, Sp. 4931] umbe antwurten ienem, des ez da was. der sol sin gut wol anevangen mit des rihters urloube ... er vellet ez selber an und füeret ez in des rihters gewalt. Schwabenspiegel c. 268 Gengler; so sol ez jener gelten, in des gewalt er sin gut da vant. und der sol uf den klagen, der im daz gut da gap. 298 § 8. vgl. auch 695; fund man in ains gewalt guot, daz auz chirchen, auz müln, auz smitten oder von dem pfluog verstoln ist. rechtbuch kaiser Ludwigs 1346, bei 406 (art. 34). 2))) der einen menschen stilt. das ist ouch eine ofene dubheit. und wirt is in siner were adir in siner gewalt begrifen man schubit is uf in alse andir dubheit. das alte Kulmische recht 5, 31 (Leman 162); unde ist. das ein mensche deme andirn retet. daz ist stele und spricht also. gang hin und stil deme das und brenge mirs. und gib mirs halb ich wil is dir behalden. und tut her das. und das gut wirt begriffen in des gewalt deme is do bevolen wirt. nu ist der vor nicht belougenmundet. wi sal man das richten. 5, 30 (161). 3))) so mac man suchen mit rechte in deme huse unde in siner gewalt in kasten, in kameren unde allen enden ab man der pfenninge icht me vinde. Freiberger stadtrecht 230 Ermisch; weliche aber mit stahel, eisen und dergleichen hanndeln und umbgeen, den ist zugeben, in iren hewsern, kramen oder gewalt einen zentner oder darunter mit frongewicht ausserhalb des geswornen wegers ausszuwegen. Nürnberger polizeiord. 273. ε)) swie lange ez uz ir gewalt ist und uz ir gewer. Schwabenspiegel c. 373 § 6 bei 695; ez mag chain diepisch gût aus chains juden gewalt bestetigen, wie wissentleich es sei. steiermärkisches landrecht 165 Bischoff; wer ein hawss in der gewalt verkawfft und es aus der gewalt nit gibt, do ist weder der kawfft, oder der dohin gibt, keinem forster nichts umb schuldig. und hat ein man, der in der gewalt sitzt, gezimert oder prennholtz gefuret, will er des geraten und verkawfft das, und gibt das inn die gewalt, do ist weder der do kaufft, oder der dohin gibt, keinem forster nichts umb schuldig. wer stock und kaimen furet, der in der gewalt siczet, der ist nimants nichts schuldig, dann dem vorster inn des hut er hawet uber iare zwen pfenning. Karl IV. bestätigt die Nürnberger waldordnung vom jahre 1294 (23. aug. 1365), monumenta Zollerana 4, 65. δ) bedeutungsdifferenzen, die sich aus der kennzeichnung des zielpunktes der gewalt ergeben. das charakteristische an den hierher gehörenden verbindungen ist das fehlen des possessivpronomens, trotzdem stets auch der deutliche hinweis auf einen träger der gewalt vorliegt. solcher mangel des possessivpronomens läszt sich an den unter γ) (sp. 4922 ff.) aufgeführten verbindungen nur selten belegen: do Abraham finf und sibenzîch ich zehenzich iare alt wart, sîn vart diu ist unsüeʒe: vater und muoter sint ir (der muhme) tot. 1)) die zielbestimmung wird durch den zusammenhang angedeutet: a)) 'ir sult ouch, vrouwe, habenallen den gewalt b)) got, dû scuof alles daʒ ter ist: [Bd. 6, Sp. 4932] swaʒ winde in der lufte sint, c)) si viengen swen si wolden: des hêten si gewalt. Nibelungen 218, 1; ebenso 379, 3; ob ich gewalt des hête,si müese werden mîn wîp. 380, 4: wir haben deste grœzern ruon got herre, sît diu kleinen kint 2)) die zielbestimmung trifft personen. a)) der kreis der einschlägigen verbindungen ist nicht grosz, er beschränkt sich wesentlich auf gewalt haben: α)) lîp unde sinnedie gap ich für eigen er möht ir sîne hulde β)) sô junc ist nieman noch sô alt b)) owê, owê hêr Tristan 3)) die zielbestimmung trifft ein concretes object. hier treffen mehrere verbindungen zusammen. a)) gewalt haben: α)) swenne in die paves wiet, so hevet he des rikes gewalt unde keiserliken namen. Sachsenspiegel 3, 52 Homeyer; der bercmeister hat ouch gerichte unde gewalt uber lip unde uber gut uf allem gebirge in des koniges lande. Freiberger landrecht 37, 1 Ermisch; der aller dinge gewalt hât, [Bd. 6, Sp. 4933] als in di burger verhengen, unde also, daz kein man vleischwerc sal veile haben ane innunge. Freiberger stadtrecht 43, 1 Ermisch. β)) ein iklich man hat gewalt uber sin gut, di wile he lebit. Freiberger stadtrecht 1, 11 Ermisch; und haben das thon durch gott und unser frawen willen verthtlich und williglich, an der weil und zeit wir da desz und anders unsers guts gewalt und macht haben gehabt, und mit recht wol gethun mochten. urkunde über die gründung des Carmeliterkloster zu Abensperg (1392), metropolis salisburgensis 2, 227. b)) gewalt behalten: hat der tote man der frouwen di achczig marg zcu morgengabe gegebin sundir undirscheit, unde her im doran keine gewalt behalden hat in gehegetem dinge, so sullen ir di 80 mark volgen. Magdeburger fragen 1, 11, 3; gebit ein man und vorreicht in gehegetem dinge vor den scheppen eime andirn manne ein erbe noch sime tode ane undirscheit also das her im keine gewalt beheldet an deme erbe tzu tune und tzu lassene, diwile her lebit; so mag her di gobe nicht gewandiln noch entvremden noch entfuren deme, deme her di gobe sundir undirscheit noch sime tode gegebin hot. das alte Kulmische recht 4, 15 (Leman 106). c)) gewalt geben: ich geschuof iuh nâch mînes selbes pilde; ich gab iu gewalt uber allez, daz ich gescaffen hat. predigten aus St. Paul s. 90; do got den menschen geschup, do gaf he ime gewalt over vische unde vogele unde alle wilde dier. Sachsenspiegel 1, 61 Homeyer; derstet der chlager auf den antwurter berait phenning mit einem rechten, wan im der richter phant wil geben, begert er sein, der richter schol in ens gewalt gen und berait phenning suechen und vinter dez, er schol seu dem chlager geben. stadtrecht von Brünn 402 Rössler. 4)) die zielbestimmung trifft ein abstractes object. hier steht gewalt haben wiederum allein da, und die belege entstammen durchweg der poetischen sprache: der aller dinge gewalt hât, sun, gip em, der dir hât gegeben enpflæge er sîner grillen swen der meie trœsten mac si hat maniger tugende gewalt, mit wunsches gewalte zwêne riter gestalt 5)) eine bestimmte richtung hält der bedeutungswandel in solchen verwendungen ein, wenn die zielbestimmung in einem untergeordneten satz zum ausdruck kommt. hier nähert sich gewalt, ähnlich wie macht in solcher verwendung, der bedeutung 'vollmacht, erlaubnis', eine bedeutung, die vielfach durch verbindungen wie volle gewalt, vollkommene gewalt gekennzeichnet wird. wie sehr diese bedeutung auf der art und weise der eingliederung des nebensatzes beruht, zeigen entgegengesetzte verwendungen, in denen der nebensatz nicht die zielbestimmung anfügt, sondern etwa eine einschränkung nachträgt, vgl. ein iklich man, der hus unde hof hat, der hat gewalt und vride also verre, alse sine troufe vellet, daz da niemant gesten noch gevarn mac wider sinen willen. Freiberger stadtrecht 1, 34. a)) nu ist dir der selbe gwalt verlaʒʒen [Bd. 6, Sp. 4934] wer gap dir, minne, den gewalt, der furste gab ir di gewalt b)) hat ouch der man uff das steende erbe vor gehegittem dinge czinse uffgesaczt, das mus di vrowe ouch an irem teile ledegin, noch dem mole als her der gobe czu thunde unde czu lossene gewalt hatte im behaldin, di wile her lebete. Magdeburger fragen 2, 2, 12a; auch habent reich und arme diszer stat Augspurg in dien gewalt vorbehebt, das man dehain grosz gte von dem commune diser stat, das ist über zwaintzig guldin nicht ussgeben, versprechen noch verhaissen sol. rathsurkunde über die erhebung des ungelds in Augsburg 1398 (d. städtechron. 4, 164). c)) α)) ez enlebet dehein muoter barn die von gote den gewalt heten, etelîche hânt die gewalt die unselige heidenschaft β)) des bâbstes brief man dô las, γ)) so hevet die vrone bode gewalt, dat he panden unde bestedegen mut, unde vronen jewelken man unde sin gut mit rechte, dar he mit ordelen to gegeven wert. Sachsenspiegel 3, 56 Homeyer; hat ein man ein hus, das cinshaft ist, unde koufet ein ander hus bi im darzu, daz ouch cinshaft ist, unde brichet di husere zusamene, di zwene cinsmeistere haben gliche gewalt zu pfendene uf deme sinen also verre, alzo daz went, unde nicht uffe des anderen. Freiberger stadtrecht 1, 25 Ermisch; der bercmeister hat ouch zu rechte di gewalt, daz he vrie genge sal lien in dem lande uf unde nider. 37, 12; der (der vogt) hat den gewalt, daz er in suochet, unde sol im der wirt tür unde tor ûf tuon unde sol im daz niht wern. Augsburger stadtrecht 28; hinder dem Nochstain hat der richter ganzen vollen gewalt ze richten tief, morde und das pluet und umb all sach. stiftrecht des gotteshauses von Chiemsee in der Koppel (1405), österr. weisth. 1, 109; so sullen [Bd. 6, Sp. 4935] die fiere, die alle iar von der gemeinde gekorn werden, gewalt haben, daz sie alle bruche in judischim rechte berichten sullen undir in. (Schweidnitz, 21. märz 1370) archiv f. österr. gesch. 31, 131. δ)) wo er vollen gewalt und fuegs urlub haben soll, mit denselben stucken, und guetteren ze werben und ze wandlen, mit lässen, mit haben, mit schaffen und mit thun, ze end siner will, was er wull. dipl. comitum de Montfort (1395) geneal. Habsburg. 22, 773; oder ob der vorgeschriben artikel einer, oder sie alle also nicht gehalden würden, als oben geschriben stet, so hat er oder sein erben, oder sein getrewehander maht unde gewalt, die hernach geschriben man zu leisten. urkunde burggraf Friedrichs zu Nürnberg (1373), monum. Zoll. 4, 242; darumb geben wir ... dem burgermaister ... und gemeinen rat der vorgenanten statt zu sant Gallen ... vollkomen recht und gewalt mit urkund und krafft dis briefs .., daszelb reht ze erforderen. (1403) urkunden 1, 2, 46; und sllent die zalschillinge, die rechenschillinge, die schillinge von angonden und abgonden meistern, die hosen, die 10 gulden oder fünf pfunt pfennige, die man ir iegelichem iors zu vertrinckende gap, ganz und garwe ab sin und sol kein meister, ammanmeister noch der rat weder maht noch gewalt haben in ützit vürbasser oder anders z erloubende in deheinen weg. neuordnung der stadtverwaltung in Straszburg (1405) bei 1, 21. ε)) an swem ch die ungelter ir ungeltes nit wol sicher sint, des si sich versehent, dem suln si nit ufslan fúr zwei pfunt, und suln danne dez gewaltes sin, daz si im sin kelr besliessen mit des rates knechten. Züricher stadtbücher (1342) 1, 95. ζ)) er sprichet. ez ist iwers gewaltes niht, zewizzenne die cît oder die wîle, die min vater in sîner gewalt hât. non est vestrum nosse tempora et momenta, que pater posuit in sua potestate. speculum ecclesiae 143 Kelle. ε) die verengerte bedeutung 'vollmacht', die sich in den letzt belegten verbindungen entwickelt hatte, bleibt an dem worte auch auszerhalb dieses engeren rahmens haften, namentlich in präpositionalverbindungen und im besondern in der verbindung mit gewalt. in dieser sind auch etwas weitere vorstellungen, so die bedeutung 'zustehendes recht' mit dem worte verknüpft. 1)) die bedeutung 'vollmacht': a)) beklaget ein vormunde von siner gewalt wegen einen man umme eine sache unde antwertet im der man der sache, iz si worumme iz si, biz an ein ende, ist daz denne, daz der vormunde ufgibet sine gewalt, als recht ist, unde sprichet, he wolle nicht me vor in antwerten, unde tut daz, ee in ienre mit klage begrifit umme diselbe sache, da he im vor umme schult hat gegeben, he darf im nicht antwerten zu rechte. Freiberger stadtrecht 25, 2 Ermisch. b)) ich Hilpolt von Maiental, lantrichter zu Nurenberg, tu kunt mit disem brief, daz für mich kome in gerichte Ulrich Stromair zu Nurenberg bei unser frawen capeln gesezzen anstat und mit vollem und gantzzem gewalt, den er noch reht uebe ist, der richter, der scheppfen, des ratz und der burger gemeinclichen der stat zo Kœln. aufhebung der reichsacht über die stadt Köln (1386) bei quellen z. gesch. d. stadt Köln 5 nr. 377; dasz fur uns quamme daselbst in gericht der geistlich bruder Friderich von Lobenberg ... an stat und von wegen des ersamen Friderichs, apts und des convents zu Kempten, und mit irem gantzen und vollin gewalt, derselbe gewalt auch da vor uns in gerichte mit derselben apts und convents offen briefe und insiegeln redelich bewiset ward als recht ist. urkunde von 1403 bei 696; dasz fur mich kame in gerichte Johannes Seereuter, an statt von wegen mit vollen und gantzen gewalt des hochgebohrnen fursten ... den er nach recht beweist. dipl. judicii provinc. Norib. an. 1403 ebenda. 2)) die bedeutung 'zustehendes recht': a)) wir .. ratman .. tun czu wissen .. daz wir von sundirlichim gebot und bevelunge unsers herren des keizirs ... sichirn und globin allen den Juden, di iczunt in der stat czum Gor wonende sin und in czukumftigen cziten darkomen czu wonen, also, daz si hi czwischen und dem nesten sante Walpurge tag der kumftig ist, und dornoch von dem selben sante Walpurge tag ubir czwei gancze jar in der selbin stat czum Gor wonen mögen, umbeswert beide, an bete, beschaczunge, gewalt und geschosse. (Breslau, 19. februar 1359) archiv f. österr. gesch. 31, 125. b)) ab ein man clagete von sines wibes wein czu einer [Bd. 6, Sp. 4936] frauwen umme ein erbe, das si anirstorben ist von irem rechten eömen, das hette si sich undirwunden unde sesse dorinne mit rechter gewalt unde bette also gerichtis unde gerte der antwort. Magdeburger fragen 1, 4. 5 Behrend; wann ainer ainem andern ain urtail für das recht traid, so muess, der di urtail fürtraid des andern prüef haben, der die urtail bei im gesambt hat, und muess der prüef sagen, das der man di urtail fürtrag mit vollem gewaldt in allem dem rechten, sam ener selbs da wär. steiermärkisches landrecht artikel 10 Bischoff; unde konig Johans son von Beheim genant Carolus quartus der vurleif romischer konig unde wart keiser mit rehter gewalt. Limburgische chronik 30. ζ) die personification des begriffes. 1)) im allgemeinen wird die personification durch mehrere der bisherigen verwendungen so gut vorbereitet, dasz die weiterentwicklung rasch einsetzt; im besondern ist auszerdem für die beziehung auf gott eine solche schon in der theologischen litteratur überliefert. nach der scholastischen lehre, wie sie Augustin entwickelt hatte, wie sie der bischof Hildebert v. Mans, der dem deutschen dichter des 'anegenge' die vorlage bot, eingehender ausführt, sind macht, weisheit, güte namen für die substanz gottes. sie kommen den einzelnen personen der gottheit in gleicher weise zu, sehr oft sei aber in der heiligen schrift unter 'macht' der vater, unter 'weisheit' der sohn, unter 'güte' der heilige geist verstanden, vgl. (zum anegenge) 2, 111; hierauf beruhen folgende — für sich selbst betrachtet weniger einleuchtende — verwendungen; den wîstuom schouwet Cherubim. ouch het der weistum die ere. der sun ordenot elliu dinc. der vater ist. der gotes gewalt. die engel beschff d'gotes giwalt. do sprach der gewalt zedem weistum. 2)) annäherung an die personification auf grund der bisher belegten verwendungen. a)) aus der geistlichen litteratur: an dir, ewigir vater, stet der gewalt mit des gewaldes prise einen namete er engele, den andern hochengele, aller künege ein keiser grôz. die ordenunge (ordnung der engelchöre) dar enmitten b)) in der dichtung greift sonst der allgemeinere begriff mit der personification über den rahmen von potestas, macht hinaus, hier liegen mehr berührungen mit der bedeutung 'kraft, zwang' (sp. 4938) vor: fruo grîsen, ê zît alten [Bd. 6, Sp. 4937] c)) personification des staatsrechtlichen begriffs: alsô schol in ainem iegleichen convent sein ain haupt, dem man volg an witzen, und ain gewalt, der twinge. 185, 14 Pfeiffer; er bevalech sinen mannen die wol redinen chunden, d)) für die personification auf grund der privatrechtlichen verwendungen lassen sich zwei ausgangspunkte feststellen: gewalt = besitz, gewahrsam und gewalt = vollmacht. aus der einen richtung ergiebt sich hierfür die bedeutung 'diener, schutzverwandter', aus der andern diejenige von 'bevollmächtigter'. beide richtungen treffen wiederum in der viel belegten verwendung für 'bevollmächtigter diener, untergeordneter stellvertreter' zusammen. manche der einschlägigen belege scheinen nach form und bedeutung die zurückführung auf das schwache nomen agentis nahe zu legen, das in anwalt vorliegt, vgl. theil 1, 513. dem gegenüber wird durch das femininum, das an den entsprechenden mitteldeutschen beispielen durchgängig beobachtet wird, die ableitung von unseren nomen actionis unzweifelhaft gesichert. α)) hat ein man gesinde, iz si knecht oder mait, di in sinem brote sin, he habe si gemietit oder ungemiettit, di heizen sin gewalt, also daz he vor si klagen unde antwerten mac, ab he wil. Freiberger stadtrecht 257 (49, 5); cetar uber einen Herman, der mine gewalt Cunrate gewunt unde gewatschart hat. 194 (30, 10); ez sein ze rat worden die burger durch gemaines frides willen, daz fürbaz dehein burger noch sein gewalt oder sein untertan nicht turniren sol weder hie noch anderswa. (Nürnberg 1362) d. städtechron. 1, 475. β)) gewalt, procurator, vicarius, per meton. adiuncti. 697; swelch man des anderen vormunde wirdet, der mac vor in antwerten alse lange, als in lustet. beklagit in ein man umme eine marc in unde sine gewalt unde he antwerte des unde he beklage in danach umme cehn marc an derselben stat unde he spreche, he ne wolle nicht me vor in antwerten, des mac nicht gesin zu rechte. Freiberger stadtrecht 35, 1 Ermisch; ist, daz ein man pfandunge irteidinget uf einen vormunden unde uf sine gewalt, so sal der richter pfandes helfen zu deme vormunden unde zu siner gewalt. 147; ist aber, daz die vrowe vor kumet di rechtschuldige mit irer gewalt, so sal der vorderer den voit biten, daz he si vrege, wi si sich irvarn habe. 142; so muz der vorderer schult geben der vrowen also: 'her richter, he klaget uch zu der vrowen und zu irer gewalt Cunrate, daz si quam unde ir gewalt an di stat, da Heinrich unde sin vrunt Friderich vride unde genade solde haben unde brach den vride an im unde an sinem vrunde ...' nu mac sich di vrowe biten zu irvarne an irer gewalt umme di sache, als he ir schult hat gegeben mit rechte, ab si wil. 23, 3. γ)) he klaget uch uber einen Rudiger, daz der quam an di stat, da der richter unde sine gewalt Cunrat, der in uf den heiligen gewunnen hat, vride unde genade solde haben, unde was an volge unde an geverte, da sine gewalt gewunt unde gewatschart wart, unde brach den vride an im unde an siner gewalt. Freiberger stadtrecht 192 Ermisch; wo die munzmeistere einen man ufhalden mit valschen pfenningen oder mit valschem silber, iz si uffen velde oder in der stat, den sullen si brengen dem richtere oder siner gewalt zu huse [Bd. 6, Sp. 4938] unde zu hove mit denselben pfenningen. 7, 1, ebenso 19, 9 u. a.; darnach steet der schultheis oder sein gewalt, der den ban hat, auff, etc. brücken-gerichts-ordn. zu Würzburg, 697; daz für mich kom in gericht der gewalt des conventes ze Holsprunne. Nürnberger urkunde von 1303, ebd. 697; wir lazzen iwch wisen daz dem erbernn weisen Hartman Ansorgen dem eltern diu ander clag hincz ertailt worden ist ieczund vor uns auff dem lantfrid tz Kirchain under Tegg an dem nehsten afftermentag vor sant Ulrichs tag umb daz ir dez lantfridz gemant worden sind von Hartman Ansorgen wegen tzu frischer tat, do man im daz sin fr iwch getriben und gefrt hat, daz im Jacob Bütrich und sin gewalt räplich genomen hat, daz ir nicht darcz getan hand alz der landfrid stat und ausweist. (Kirchheim 1393) d. städtechron. 4, 189; also dasz wir und all unser erben ... sie daran nichts bekrnken, leidigen noch beschweren, noch keinem unsern gewalt, noch amptman, und wie der genandt sein mag, noch keinem unserm diener gegenwertigen oder knfftigen ... si mit weltlichen rechten, noch on recht, noch mit gewalt anzufallen, noch sie zu hindern, zuleidigen noch zu beschweren nit verhengen. gründung des Carmeliterklosters zu Abensperg (1392), metropolis Salisburgensis 2, 225 f.; und welche wir dan oder unser gewalt us den die also kamen zu sulchem unsern hoffgericht zum rechten nidersizen heissen. in unione inter epist. Herbip. et capitulum an. 1422, bei 697. η) die objectivierung des begriffes wird ebenfalls durch einige der bisher belegten verwendungen vorbereitet, sie bleibt jedoch in den belegen mehr vereinzelt. 1)) poetische übertragung: alz Protêus ûz dem mer zeinem boume wart sie dan, 2)) der staatsrechtliche begriff gewalt = dominium: eʒ wâren disiu driu lant .. der hôhe bois hiez sîn gewalt. 1937; hie mite bat er sich wîsen 3)) entwicklung aus den privatrechtlichen verwendungen. a)) gewalt = bevollmächtigungsschreiben: mit namen so hatte der romesche konig und konig zu Behemen genant Wenzelaus sine gewalt dar gesant. Limburger chronik 93. b)) gewalt = besitzobject: deme manne oder dem boten sal man volgen zu rechte biz zu dem huse und sal vregen den, uf den he geiehen hat, ab he im di pfenninge gegeben habe. sprichet: 'ia', so ist der bote ledic. unde so mac man suchen mit rechte in deme huse und in siner gewalt in kasten, in kamern unde allen enden, ab man der pfenninge icht me vinde. Freiberger stadtrecht 38 § 3 Ermisch; ist aber, daz der herre oder di vrowe loukenen der pfenninge, daz si dem manne oder deme boten icht gegeben haben, so sal man da nicht suchen zu rechte in keiner siner gewalt. § 4. b) die abgrenzung von gewalt und kraft. es sind nur wenige beispiele, die für die mittelhochdeutsche periode in betracht kommen und auch diese sind nicht immer ganz sicher, denn die bedeutungsannäherung an den begriff der 'kraft' erwächst mehr dem jeweiligen zusammenhang, in dem das wort occasionell gebraucht erscheint, als dasz sie mit bestimmten festen verbindungen gewohnheitsmäszig verknüpft wäre. [Bd. 6, Sp. 4939] α) gelegentliche verwendungen. 1)) in verbindungen mit dem substantiv 'kraft' oder mit einer ableitung von diesem zeigt sich für gewalt oft noch ein weiter abstand gegen die neue bedeutung. trotzdem sind gerade diese geeignet, die annäherung zu entwickeln: si wâren liute, als ir nû sît, Alphâ et Ô, künec Sâbâôt, 2)) in anderen fällen ergiebt sich die bedeutung 'kraft' aus der art und weise des substantivs, das als träger der gewalt erscheint: da ergienc ein sölhiu hôhgezît β) aus der letzterwähnten verwendung scheinen zuerst auch feste verbindungen sich abzulösen, hierher gehört z. b.: er (Sigfrid) wolt in (Liudgast) füeren dannendô wart er an gerant γ) auch in der präpositionalverbindung mit gewalt läszt sich die annäherung an die bedeutung 'kraft' nachweisen, die hier freilich von den beispielen für violentia schwer abzugrenzen ist: 1)) ouch vant ich einen brunnen kalt ir vröut iuch junge und alte, ich bin in den wîngarten brâht 2)) die brut sprach aber mit gewelde: der keiser hiez allerwegen 3)) die reine was iesa zu stunt c) die bedeutung von violentia. wie im lateinischen vis und violentia einen gegensatz zum ausdruck bringen, der aus einer wurzel erwächst, so hält auch der begriff der 'gewaltsamkeit', der sich in zahlreichen verbindungen und redensarten ausprägt, vorstellungen zusammen, die in mannigfacher sonderentwicklung einander gegenübertreten. als mittelpunkte neuer gruppen lassen sich hier vor allem zwei hauptbegriffe scheiden: eine kraftfülle, die jeden widerstand niederzwingt, und eine anwendung der macht, die das recht beugt. so ergeben sich die bedeutungen 'zwang' und 'unrecht', die in der mittelhochdeutschen periode ihre eigenen kreise für die verwendung des wortes gewalt ziehen. beide führen im grunde auf die bedeutung 'macht' zurück in [Bd. 6, Sp. 4940] jenem engeren sinne, wie wir ihn oben an gewalt nachgewiesen haben; es sind nebenumstände, begleitmomente, die zur sonderentwicklung drängen. in einem falle fällt der schwerpunkt auf die wirkung und den thatsächlichen erfolg bei der ausübung, im anderen falle wird diese ausübung an dem maszstabe des rechtes — weltlichen oder göttlichen ursprungs — gemessen oder besser an recht und moral. diese letztere entwicklung ist vielleicht die ursprünglichere und frühere, sie liegt schon in den sp. 4915 aus dem Tatian und sp. 4919 aus belegten beispielen vorbereitet vor. die erstere ergiebt sich ungezwungen aus der präpositionalverbindung mit gewalt. α) die bedeutung 'widerstandskraft, zwang'. 1)) entwicklung aus der präpositionalverbindung mit gewalt: a)) 'waʒ mag uns gewerren?'sprach dô Sîfrit. alleʒ daʒ ich ie gewan, b)) diese letztere wird durch eine reihe von verwendungen nahegelegt und führt zu besonderen prägungen: α)) 'sô hât hie mangen soldier β)) er kom uf daʒ palas, duo vrouwite sich der junge man, die heidenen dachten ubile: des erlôste sie Hercules γ)) zuo den rossen gienc der degen. dô sich der herzoge sus gewach δ)) da flugen si wider enweg unde qwamen vur Straspurg unde alle in dem lande umb unde Elsaszen me dan zwene [Bd. 6, Sp. 4941] mande mit ganzer gewalt unde vurdarften daz lant jemerlichen. Limburger chronik 71; in der zit irhup sich der erwerdige furste her Cone von Falkenstein erzebischof zu Trire mit groszer moge unde gewalt unde hisch di name widerumb, di in sime gebide unde geleide geschen was. 62; unde lag der konig mit sime selbes libe zu velde mit groszer gewalt mit solicher herlicheit und herschaft, als sit her an disen dag numme gesehen wart in Duschen landen. 81, ebenso 68; unde dez zoch der vurgenante lantgrebe Heinrich mit groszer gewalt vur eine burg di hisz Haldersen. 38; di zogen mit ein me dan mit sibenzig dusent rittern unde knechten mit groszer gewalt ober den herren von Meilan. 55; unde zog der keiser ober in mit groszer pompen unde gewalt, unde gewan he ime vil lant unde lude ane. 48; da zog di frauwe ein herzoginne von Brabant ober den herzogen von Geller unde herzogen zu Gulch mit groszer gewalt unde herschaft. 95. ε)) so doch behilt Adolf bischof vurgenant das bischtom zu Menze genzlichen mit allen schlosszen, landen unde luden mit rechter gewalt wider den babest, den keiser unde alle marcgreben von Missen. Limburger chronik 68; unde gewonnen das huis binnen eime halben dage, unde was in dem erne unde daden daz mit rechter gewalt ober heupt. 50; item in disen ziten da zoch lantgrebe Otto, lantgreben Henriches son von Hessen vurgenant, ober einen abet von Fulde mit zwelf hundert gleven unde lag virzen dage in sime lande mit rechter gewalt. 49; unde fur ober Rin in das Bungowe unde lag darin mit rechter gewalt zu velde zehen dage und zehen nacht. 84. ζ)) daraus erwächst am ende eine objectivierung, die über die bedeutung 'kriegsmacht' zu der von 'kriegsschaar, menge' führt: unde hatten ir moge unde gewalt alda vur Elnerhusen ligende unde helligten si mit den groszen bossen, mit bliden unde mit andern sachen, also daz nit wol spise doruf mochte komen, bit daz si di burg unde den dal gewonnen mit rechter gewalt in dem jare darnach uf den ersten dag julii des mandes. Limburger chronik 90; item da man schreip dusent druhondert unde zwei unde nunzig jar da was der romische konig Wenzelaus genant unde konig zu Behemen vigent der von Straszburg, unde sin gewalt zug vur Straspurg. 85; daʒ dritte was ouch wol getan c)) der weitere begriff: die bedeutung 'widerstandskraft gegen hemmnisse aller art': α)) waz half dô sîn sterkeund ouch sîn kraft, gedanken nâch der künegin Laurin der könig also reich und jn der ungefüge stich β)) diu gewaltærinne minne die frouwen nâmens mit gewalt γ)) ab imand sinen schuldiger, der im entgehin wolde, moge begriffen, so her den richter noch sinen botin nicht gehaben moge, unde mit gewalt uffgehalden moge adir vor [Bd. 6, Sp. 4942] gerichte brengen adir was recht sei. hiruff sprechen wir scheppin zcu Magdeburg recht: nimand mag mit gewalt sunder den richter adir richters boten sinen schuldiger uffgehalden. Magdeburger fragen 2 cap. 2, 20; werdet oc en man mid ghewald unde sunder sculd. an eneme huse besloten. wert we des vorwunnen. de betere deme beslotenen XII marc. Wisby stadslag 1, 52 § 9 Schlyter 8; und namen den man, den daz gerichte vurorteilet hatte, unde furten in mit gewalt in di stat zu Collen, unde meinten, daz si in irlosen wolden. Limburger chronik 61 Wyss. δ)) ab ein man vor gehegit ding worde brocht, deme eine dube, welcherleie di were, warde uff den hals gebunden unde also der selbe mon brocht vor gehegit ding, derselbe spreche unde clagete, di dube were im mit gewalt uffgebunden, e denne der cleger sine clage stellte. Magdeburger fragen 3, 2, 1 Behrend 188; also behilt her Cone erzebischof mit gewalt sinen willen unde nam in lant, lude und daz far ober Rin lit an disen hudigen dag. Limburger chronik 62. ε)) wer ain iunkfrawen oder eczleiche frawen mit gewalt und unkewschlich niderdruckt unde notzerret, den schol man enthawpten. Iglauer stadtrecht, artikel 55 Tomaschek 248. 2)) von dieser präpositionalverbindung aus nimmt 'gewalt' auch in andere verwendungen eine ähnliche bedeutung mit. freilich liegen hiefür aus der mittelhochdeutschen zeit nur wenige beispiele vor; sie lassen mit ausnahme der oben für die objectivierung angeführten belege durchweg den gegensatz gegen vriuntlîche in allgemeinster fassung hervortreten. a)) verbindung mit verwandten präpositionen: dô underwunden si sich sint ob mich der kunic noch vertrib b)) freie einbeziehung in das satzgefüge: dô der künic Guntherbat und ouch gebôt, daʒ alsus werlîchen man wê daʒ mich sô manger hât von lieber stat gedrungen darnâch dô man des wart gewar, c)) poetische personification: stîg unde wege sint in benomen: gewalt noch mangem an gesiget, gewalt den witzen an gesiget [Bd. 6, Sp. 4943] d)) ansatz zur objectivierung: sint lieʒen sie den sturm bestân β) die beurtheilung unter dem gesichtspunkte des rechts und der moral: gewalt = unrecht. 1)) wie oben schon bemerkt, wird diese wendung durch mannigfache wandlungen des zusammenhanges vorbereitet, die präpositionalverbindung kommt hier mehr neben anderen factoren in betracht, wird aber — namentlich in rechtsquellen — ebenfalls viel dargeboten. a)) die wile man aver en gut under enem manne beklaget na rechte, svo lange he't halt dar boven mit gewalt, nimmer ne gewint he dar rechte gewere an, di wile man de rechten klage gefügen mach. Sachsenspiegel 2, 45, 1; doch ne het dat nen recht gewere dat die man mit gewalt besitt, of man die gewalt ervolget mit rechter klage unde dat getügen mach. Sachsenspiegel lehnrecht 14; ab eine stat gemeinlich adir irre burger einer breche in sachen, di dem borggreven ammecht angehoren, unde der obirste herre des borggreven unde der stat di stat adir den burger dorumme anspreche, ab der herre das mit rechte sal usgehen adir mit gewalt richten, wi das sal varen. Magdeburger fragen 1, 6, 10 Behrend 92. b)) wenn ainer spricht, er hat mir das genomen mit gwalt oder an recht, so muess der antwurter wissen, wo das geschechen sei. steiermärkisches landrecht 87 Bischoff; wenn ainem daz sîn mit gewalt ân recht vorbehebt wurd, derselb verlürt numer kain gewer nit. civil- u. kriminalstatuten von Münsterthal (1427), österr. weisth. 4, 357; mit sô vil genâden, daz wir den himel mêr besitzen mit gewalt wan mit reht. buch der natur 361, 11. c)) da brach he vride an hern Cunrate an sime gute unde roubete im daz abe mit unrechter gewalt. Freiberger stadtrecht (20, 4) 131; wen he der stat recht brichet an im unde he mit vrevel unde mit gewalt suchet in sime huse wider sinen willen, waz der wirt darumme tut oder begeht, di wile si in sime huse sin, da hat ne nichein unrecht an begangen. 230. 2)) andererseits wird — ebenfalls in rechtsquellen — die verbindung unrechte gewalt als technische formel der mannigfachsten verwendung unterstellt: a)) sineme wechverdigen gesellen unde sime werde, dar he geherberget is, unde sime gaste unde svie to sinen gnaden vlüt, dem sal die man helpen weder allis manlikeme, dat he sik irwere unrechter gewalt, unde ne dut weder sine trüwe nicht. Sachsenspiegel 3, 78 Homeyer; wante de stad van Dorpmunde in groten oirlaghe geleghen hevet und sich unrechter ghewalt gheweret hevet, ... so sal ein iclich dei binnen der stad van Dorpmunde wonachtich is ... gheven van hundert marken viiff mark. Dortmunder statuten, hansische geschichtsquellen 3, 212; were oik imand dei sine borgerschap op hedde geseghet offte noch op sechte umme der behelpinge willen, dat hei nicht ene wolde helpen betalen dei schuld, dei wii schuldich sint, dar wii in der vede unrechte ghewolt mede wederstonden, des begheret unse borger, dat men en dat segge und do verstaen, wei sei sint. 3, 213; wenne wir uch vormals unser brive geben haben, czu schirmen und czu sichern alle Juden in unsir stat czu Bresslow vor allem unrechte und gewalde ... dorumme bevelen und gebiten wir uch ... (Breslau, 25. jan. 1359) arch. f. österr. gesch. 31, 122. b)) ne dut he's nicht binnen rechter degedingen, ime ne hilpt sin unscult nicht die he gedan hevet; man ne verdele ime dat gut, is ne erre ine unrechte gewalt unde he die beklage mit rechte. Sachsenspiegel lehnrecht 59 Homeyer; unde di lute, di sulche unrechte gewalt begehen, wi vil der ioch ist, di volbrengit man alle wol mit einer kamperer wunden also samfte alse mit cehenen. Freiberger stadtrecht 170. 3)) aus solchen verwendungen entwickelt sich für unser wort in der rechtssprache leicht sachbedeutung, es nähert sich der bedeutung gewaltthat. ein kennzeichen für diese entwicklung liegt in der verbindung mit dem artikel: a)) umb ain gewalt, umb den gewalt: α)) wan ainer fürpot gesambt hat umb ain gwalt und [Bd. 6, Sp. 4944] zeucht er den gwalt enen selber, der den gwalt than hat, so muess der fürpot sagen, das der clager um den gwalt an den antwurter zeucht. steiermärkisches landrecht 75 Bischoff; wann der antwurter engegen ist, so zeucht der clager wol an im selb umb ain gwalt. 79; umb ain gwalt mag ainer nicht dingen. 85; umb ain gewalt muess man antwurten auf den andern tag. 87. β)) ez mag umb gewalt nimant gerichten, den der hawbtman in Steir. steiermärkisches landrecht 96 Bischoff; man mag umb gewalt wol an ainen selben ziehen. 107; wer also nicht lat umb gwalt, so muess der clager hinz dem antwurter bewären, und der clager ist selbdritt. 77. γ)) cumt oc en man van butene to to deme anderen in sine herberghe gudes modes, unde werdet se scelende mid quaden worden, oder sleghen; dat betere malk deme anderen, dar na se sin, wo dat ghescen si up der menen strate. jodoch tyt we den wert ut deme hus, so betere he vor de ghewold, deme cleghere XII marc. Wisby stadslag 1, 52 § 8 Schlyter. b)) wir wissen vur ein recht, so schire eime amptmanne worte geklaget eine gewalt, so sal he bescheiden ein gericht von der herren wegen. Limburger chronik 69; da hait here Niclais ein gewalt von ime geclagt, daz er solicher gebot nit gehalten hait. der Ingelheimer oberhof 266 Lörsch; wann man ainem ainen gewalt anbehaht, der chümpt umb zechen markch. steiermärkisches landrecht 107 Bischoff; ebenso 86 vgl. 82. c)) were dat dat sei dei nicht en kunden ghescheden, queme dat an gherichte, wei in den vorghesprokenen reden sculdich ghevnden wrde, de were brochaftich an einer ghewelde. Dortmunder statuten, hansische geschichtsquellen 3, 72. 4)) auch die poetische sprache, die in der personificierung von gewalt (vgl. sp. 4942) die beurteilung unter dem gesichtspunkte der moral schon durchblicken läszt, stellt gewalt und unrecht gelegentlich zusammen: diu sunne hât ir schîn verkêret, bî dem Lugebach der (graf) het sô hôhez lop bejeit es hat gewalt das grois unrecht γ) die festen verbindungen mit verbis leisten der eben beobachteten sonderentwicklung, die in die bedeutungen 'zwang' und 'unrecht' ausmündet, wenig vorschub. hier herrscht viel mehr eine allgemeinere bedeutung vor, die beide vorstellungen umfaszt. diese unbestimmtheit der bedeutung steigert sich, je formelhafter die verbindungen werden, vgl. den gegensatz zwischen gewalt treiben, üben und gewalt thun. auch hier lassen sich die schwankungen schon an der empfänglichkeit oder sprödigkeit gegenüber dem artikel erkennen. mittel- und niederdeutsche quellen bevorzugen diesen, vgl. besette ein borgere des anderen körn up den velde mit gherichte, queme dat mit einen ordele an den raed, weliker van en sich des körn underwunne sunder gerichte unde recht, eir dat ordel gewiset were, dei breke ene gewalt unde sal dat weder doen. Dortmunder statuten, hansische geschichtsquellen 3, 134 u. a. vgl. sp. 4946. 1)) gewalt begehen, treiben, üben: a)) waʒ wil diu minneclîchiu eht an mir enden? b)) wær frumer landes herre niht, [Bd. 6, Sp. 4945] der keiser unde das concilium tatin die von Meideburgk in swere benne unde in die achte, doran die von Meideburgk sich wenigk karten unde gewonnen gleichwol des bischoufes slosser unde stete unde trebin grosze gewalt mit irem herren unde seime lande. thüringische chronik 678. c)) ich mac wol disen gewalt ist ouch, daʒ in des gezeme, 2)) gewalt thun: a)) dô sprach des künec Lotes suon frou minne, ir tâtet ouch gewalt, b)) doch erbarmte unserm schephære. als ichs mich versinne, kunt ir dan ritters fuore spehen, 'für wâr, si (die minne) tæte mir gewalt, ich hân alsô von dir vernomen, c)) er hât unhufschen mannes site. hœrstûz, junger künie vrî? d)) (er) sprach daz er im gewalt und unrecht tet. (1365) Züricher stadtbücher 1, 183. e)) er klagt im sêre den gewalt, [Bd. 6, Sp. 4946] mochte anegrifen unde halden bit uf di scheffen uf daz he nit vurfluchtig enworde. Limburger chronik 69. ebenso 70; spreke dei richtere enen an vor gherichte, dat hei antworde op ene claghe; entgenge dei deme gherichte sunder antworde, dei dede ene ghewalt. Dortmunder statuten, hansische geschichtsquellen 3, 91; spreke dei richtere enen man an, dat hei pale hedde uth getoghen unde wellen to broken hedde unde hedde dar ein selfgerichte an gedn, spreket dei man, hei en hebbe neine pale uth getrecket noch neine wellen to broken noch neine ghewalt ghedan unde si der tiicht alinck unschuldich, dei man is siner unschult naer, dan dei richtere dei klage op ene to winnende si. 3, 114. 3)) a)) dem künege Fabruîne b)) in diz lant hât er gesprochen got larte in selbe verdoln 4) die neuhochdeutsche periode. im gegensatz zu der mittelhochdeutschen periode, die an unserem worte von den hauptlinien des gebrauches immer neue verästelungen abzweigen liesz, zeichnet sich die neuhochdeutsche periode vor allem durch befestigung und verbreiterung der übernommenen verwendungen aus. freilich kommt diese steigerung nicht allen gebrauchsformen gleichmäszig zugute. einzelne verwendungen verkümmern allmählich ganz, andere schwellen ins ungemessene an. für diese ungleichmäszigkeit ist die hauptursache in den verschiebungen zu suchen, die nach der seite der stilform an der masse der belege zu beobachten sind. je nachdem kirchliche oder weltliche interessen die litteratur beherrschen, je nachdem der phantasie spielraum gelassen ist oder feste überlieferung den sprachgebrauch einengt, je nachdem das beschauliche oder das geschäftliche leben auf die weiterentwicklung einflusz gewinnt, je nachdem werden die einzelnen verwendungen und verbindungen des wortes erhalten, fortgebildet oder zurückgedrängt. daher ist es bei gewalt im besonderen geboten, über einzelne stilformen und verwendungskreise der neueren sprache in zusammenfassendem überblicke zu berichten. der umfang, den die bedeutungsentwicklung in der neueren sprache erreicht, soll hier — im gegensatz zu der darstellung der früheren perioden — nur mit solchen beispielen belegt werden, in denen die bedeutung über den rahmen einzelner wortverbindungen hinaus absolute geltung gewonnen hat. diese wortverbindungen, die für das geschichtliche verständnis der bedeutungsentwicklung bis jetzt die voraussetzungen geboten hatten, sollen in theil III zum gegenstand eigener untersuchung gemacht werden, da das aufkommen neuer, das verkümmern alter verbindungen wesentliche züge für das neuere bild unseres wortes liefert. a) verschiebungen der gebrauchsgrenzen. α) anschaulich läszt sich ein theil des entwicklungsganges in der bibelübersetzung verfolgen, bei der freilich der gegensatz zwischen älterem und neuerem gebrauch unter zwei gesichtspunkten zu beurtheilen ist. einmal kommt allgemeiner die fortgeschrittenere, auf neuerem sprachgebrauch beruhende übersetzungstechnik in betracht, wie sie sich theilweise in der redaction bei Koburger, in den ausgaben von Dietenberger und noch mehr im 18. und 19. jahrh. zeigt. andererseits musz der gegensatz individueller sprachgebung in betracht gezogen werden, der in der überragenden persönlichkeit Luthers zugleich mundartliche färbung gewinnt. auf dieser grundlage der betrachtung darf das beharren, das zurückweichen und das vorschreiten unseres wortes die aufmerksamkeit in anspruch nehmen. 1)) verkümmerung des gebrauches bei Luther im gegensatz zu den älteren übersetzern. a)) wie schon aus den oben (sp. 4913) zu Ulfilas gegebenen andeutungen hervorgeht, ist es hauptsächlich die grenzlinie gegen macht, die sich zu ungunsten von gewalt verschiebt. [Bd. 6, Sp. 4947] α)) vorwiegend tritt die verschiebung in den festen verbindungen mit verbis zu tage. hier wird sie in der verbindung gewalt geben consequenter beobachtet als in der von gewalt haben. aufmerksamkeit verdient das verhalten in Beheims übersetzung, die vielfach als vorläufer Luthers im gegensatz zu den oberdeutschen übersetzern erscheint. 1))) und er rieff seine zwelff jüngere zu sich, und gab jnen macht, uber die unsaubern geister, das sie die selbigen austrieben. Matth. 10, 1 (ebenso Dietenberger, Eck; und gab ihnen vollmacht über unreine geister. Kautzsch; her gap en gewalt ubir di unreinen geiste. Beheim, ebenso cod. Tepl. Eggestein. Koburger); gleich wie du im macht hast gegeben uber alles fleisch. Joh. 17, 2 (ebenso Dietenberger. Eck; vollmacht bei Kautzsch; alse du ime gigebin hâst gewalt allis vleisches. Beheim; ebenso cod. Tepl. Eggestein. Koburger); ebenso Marcus 13, 34 bei (Beheim macht); denn wie der vater das leben hat in jm selber, also hat er dem son gegeben das leben zu haben in jm selber und hat jm macht gegeben auch das gerichte zu halten. Joh. 5, 26 (und gab im gewalt ze tun daz urtail cod. Tepl.; ebenso Beheim. Eggestein. Koburger; macht bei Dietenberger und Eck; und hat ihm vollmacht gegeben Kautzsch). ebenso Lucas 10, 19 (hier aber schon bei Beheim macht); wie viel jn aber auffnamen, denen gab er macht, gottes kinder zu werden, die an seinen namen gleuben. Joh. 1, 12 (ebenso Beheim. Dietenberger. Eck; ihnen hat er die macht verliehen. Kautzsch; den gab er gewalt ze werden di sun gotz cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Koburger); ähnlich prediger 6, 2 (bei Eck gewalt). 2))) gewalt haben wird von Luther gelegentlich entgegen der älteren übersetzung erst eingeführt, während er da, wo die älteren übersetzer die verbindung verwenden, seinerseits macht einsetzt: und auff das er durch den tod die macht neme dem, der des todes gewalt hatte, das ist dem teufel. Ebreer 2, 14 (κράτος ἔχοντα τοῦ θανάτου, mortis imperium. daz gepot dez todes cod. Tepl.; ebenso Eggestein und Koburger. des todes gewalt hat Dietenberger. Eck. Emser. Froschauer). da, wo Luther macht einsetzt, folgen ihm die späteren übersetzer nicht immer. nicht nur Eck, der gewalt überhaupt mehr bevorzugt, sondern auch Kautzsch tritt hier gegebenen falls in gegensatz zu Luther; ei du fromer knecht, dieweil du bist im geringsten treu gewesen, soltu macht haben uber zehen stedte. Lucas 19, 17 (ebenso Dietenberger; ἐξουσίαν, potestatem. du wirdes gewaldic ubir zcen stete Beheim; du wirst haben gewalt cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Koburger. Eck; so sollst du nun gewalt haben über zehn städte Kautzsch); und sahen, das das feuer keine macht am leibe dieser männer beweiset hatte. Daniel 3, 27 (das daz feu'r kein ding des gewalts hat gehabt an iren leiben Eggestein, ebenso Koburger; das feur het kain gewalt gehabt in iren leiben Eck, ähnlich Dietenberger und später Kautzsch); wisset, das des menschen son macht hat auff erden, sünde zu vergeben. Joh. 5, 24 (so schon Beheim, ebenso später Dietenberger. Eck; vollmacht bei Kautzsch; hat gewalt auf der erde ze vergeben cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Koburger); ebenso Joh. 19, 10 s. oben (hier halten Beheim und später Kautzsch an gewalt fest). β)) andere verwendungen werden von dieser verschiebung seltener berührt: und als er in den tempel kam, tratten zu im, als er leret, die hohenpriester und die eltesten im volck, und sprachen, aus waser macht thustu das? und wer hat dir die macht gegeben. Matth. 21, 23 (ebenso Dietenberger. Eck. Emser; in waz gewalt tst dise dinc? und wer hât dir disen gewalt gegebin Beheim; ebenso cod. Tepl. Koburger. Eggestein); aber dis ist ewer stunde, und die macht der finsternis. Lucas 22, 53 (ebenso Dietenberger. Eck; dicz ist eur stund, und der gewalt der vinster cod. Tepl.; ebenso Beheim. Eggestein. Koburger und später Kautzsch). b)) nach anderer seite verschiebt sich bei Luther die gebrauchsgrenze in den fällen, in denen der begriff der macht staatsrechtlich bestimmt erscheint. selten, dasz er hier gewalt oder macht zuläszt: durch Jhesum Christ, welchem sei ehre und gewalt von ewigkeit zu ewigkeit. Luther 1. Petri 4, 11 (ebenso Dietenberger. Eck; cui est gloria et imperium. dem sei wunniclich und gepot cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Koburger; herrschaft bei Kautzsch); und weiset jm alle reich der gantzen welt, in einem augenblick, und sprach zu jm, diese macht wil ich dir alle geben, und jre herrligkeit. Lucas 4, 6 (ebenso [Bd. 6, Sp. 4948] Dietenberger. Eck; potestatem. disen gewalt allesament Beheim; ebenso cod. Tepl. Eggestein. Koburger); sonst zieht Luther hier synonyma wie regiment, herrschaft, majestät oder (übergang zur personification) oberkeit vor. α)) das regiment auff erden stehet in gottes handen. Sirach 10, 4 (ebenso später Kautzsch; potestas. der gewalt der erd ist in der hant gotz Eggestein; ebenso Koburger. Dietenberger. Eck. Ulenberg; die macht über das lant. Piscator. holländische staatenbibel); ist nicht herrschaft und furcht bei im, der den frieden macht unter seinen höhesten. Hiob 25, 2 (ebenso Dietenberger; potestas et terror. der gewalt und di vorchte Eggestein; ebenso Koburger und Eck; sein ist die herrschermacht und majestät, der frieden schafft in seinen höhesten Kautzsch); und sein reich ist ein ewiges reich, und seine herrschaft wehret für und für. Daniel 3, 33 (et potestas ejus. sein gewalt Eggestein. Koburger. Dietenberger. Eck u. a.); das er sehen liesse den herrlichen reichthum seines königreichs, und den köstlichen pracht seiner maiestet. Esther 1, 4 (die erhebung sein gewaltes Eggestein. Koburger; den kostlichen pracht seiner grösse und gewalts Dietenberger; den bracht seiner macht Eck; die pracht seine grösse Kautzsch). β)) und als er vernam, das er unter Herodes öberkeit gehöret. Lucas 23, 7 (ebenso Dietenberger. Eck; daz her von Hêrôdis gewalt was Beheim, ebenso cod. Tepl. Eggestein. Koburger; dasz er aus der herrschaft des Herodes sei Kautzsch). ähnlich Matth. 8, 9; jederman sei unterthan der oberkeit, die gewalt uber in hat, denn es ist keine oberkeit, on von gott. Römer 13, 1 (ausgabe von 1545; der ubirkeit und gewalt, denn es ist keine gewalt, on von gott. ausgabe von 1522; ebenso Dietenberger. Eck; gewelten cod. Tepl. Eggestein. Koburger; der obrigkeitlichen gewalt Kautzsch; potestatibus sublimioribus); wiltu dich aber nicht fürchten für der oberkeit, so thue gutes. 13, 3 (wiltu nit furchten den gewalt cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Eck. Dietenberger). c)) bei der wiedergabe von vis, violentia weicht Luther nur in ganz seltenen fällen zu ungunsten von gewalt gegen die älteren übersetzer ab: herr wie lang sol ich schreien, und du wilt nicht hören? wie lange sol ich zu dir ruffen uber frevel, und du wilt nicht helffen. Habakuk 1, 2 (ausgabe von 1545, ruffen uber unrecht. ausgabe von 1524; vociferabor ad te vim patiens; leidentt gewalt Eggestein, ebenso Koburger u. a. wie lange schon rufe ich dir zu 'gewalt'! Kautzsch). andererseits schlieszt Luther eben diese stelle im gegensatz zu allen übersetzern mit dem sprichwort es gehet gewalt uber recht s. u. 2)) vordringen der gebrauchsgrenze von gewalt bei Luther im gegensatz zu den älteren übersetzern. a)) am wenigsten wird das gebrauchsgebiet von macht durch das vordringende gewalt berührt. einzelne verwendungen, die sich hierher ziehen lassen, stimmen alle darin überein, dasz die lat. vorlage den gebrauch von potestas vermeidet, weshalb die älteren übersetzer auch nicht auf gewalt zurückgreifen. nur zum geringsten theil sind es verwendungen, die den oben gekennzeichneten sich anreihen: und gebe dir gewalt eigene müntze in deinem lande zu schlahen. 1 Maccab. 15, 6 (permitto tibi; ich verheng dir z machen die schlagung eigner muntz Eggestein, ebenso Koburger; vergünn dir Dietenberger. Eck, gestatte dir Kautzsch). im allgemeinen wiegen vielmehr poetische einkleidungen des staatsrechtlichen begriffes vor, die schon in den glossen theilweise durch gewalt wiedergegeben wurden, während spätere übersetzer sich mehr an den wortlaut hielten: solchs ist im rat der wechter beschlossen und im gesprech der heiligen beratschlagt, auff das die lebendigen erkennen, das der hhest gewalt hat uber der menschen knigreiche, und gibt si, wem er wil; und erhöhet die nidrigen zu den selbigen. Daniel 4, 14 (ebenso Dietenberger; quoniam dominatur excelsus in regno hominum. daz der höchst herscht in dem reich der menschen Eggestein. Koburger; ebenso Eck; dass der höchste über das königthum der menschen macht hat Kautzsch). ähnlich Daniel 3, 30. 2, 38; und der herr gab Israel einen heiland, der sie aus der gewalt der Syrer füret. 2 könige 13, 5 (ebenso Dietenberger und Piscator; et liberatus est de manu regis Syriae. aus der obergewalt Arams Kautzsch; von der hand des künigs Syri Eggestein. Koburger. Eck); ebenso 1. Mos. 16, 6 (hier auch bei Piscator hant). psalm 49, 16 (hier auch bei Dietenberger gewalt); aber da sie des herrn jres gottes vergassen, verkaufft er sie unter die gewalt Sissera, des heubtmans zu Hazor, [Bd. 6, Sp. 4949] und unter die gewalt der Philister, und unter die gewalt des königs der Moabiter, die stritten wider sie. 1 Sam. 12, 9 (ebenso Dietenberger. Züricher, Straszburger bibel. Kautzsch; et tradidit eos in manu Sisarae; und er antwurt si in die hand Sisare .. und in die hand der Philistiner Eggestein; ebenso Koburger. Eck u. a.); denn du hast meine nieren in deiner gewalt, du warest uber mir in mutter leibe. psalm 139, 13 (ebenso Dietenberger. Züricher, Straszburger bibel. Piscator; possedisti renes meos; wann du hast besessen mein lancken Eggestein, ebenso Koburger. Eck). b)) lebhafter dringt gewalt gegen die synonyma 'kraft, stärke' (virtus, fortitudo) vor, die in der älteren sprache sich so zäh und spröde erwiesen hatten. α)) bei jm (gott) ist weisheit und gewalt, rat und verstand. Hiob 12, 13 (apud ipsum est sapientia et fortitudo, ipse habet consilium et intelligentiam; bei im ist die weisheit und die sterck: er selb hat den rat und die vernunft Eggestein, ebenso Koburger. Dietenberger. Eck; bei ihm ist weisheit und stärke, sein ist der rat und die einsicht Kautzsch). ähnlich 36, 19; hilff mir gott durch deinen namen und schaffe mir recht durch deine gewalt. psalm 54, 3 (ebenso Dietenberger. Züricher, Straszburger bibel. Piscator; in virtute tua judica me; und erlösz mich in deiner kraft Eggestein. Koburger. Eck; door uwe macht. Holländische staatenbibel; und führe meine sache durch deine stärke Kautzsch). genau so psalm 66, 7. ähnlich Lucas 9, 1 (virtutem et potestatem, gewalt und macht Luther). ebenso Lucas 10, 19 (hier bei Eck und Kautzsch gewalt). ähnlich apostelgeschichte 4, 7. β)) aber das hinder teil zubrach, von der gewalt der wellen. apostelgeschichte 27, 41 (ebenso Dietenberger. Eck; a vi maris, von der sterk des meres cod. Tepl. Eggestein. Dietenberger. Koburger; gieng durch den anprall auseinander Kautzsch). γ)) und als er an die stuffen kam, musten in die kriegsknecht tragen, fur gewalt des volcks. apostelgeschichte 21, 35 (ebenso Dietenberger. Eck; propter vim populi; um di sterk des volkz cod. Tepl. Eggestein; von getreng wegen. Augsburger bibel von 1477; Koburger, wegen des andrangs des volkes Kautzsch). c)) am sichtbarsten aber ist die vorwärtsbewegung innerhalb der bedeutung von violentia. α)) denn gleich wie ein born sein wasser quillet, also quillet auch jre bosheit, ir frevel und gewalt schreiet uber sie. Jeremia 6, 7 (iniquitas et vastitas auditur; ungangkeit Eggestein; missetat Koburger; gewaltthat Kautzsch); umb gewalt, unrecht und geitzes willen kompt ein königreich von einem volck auffs ander. Sirach 10, 8 (propter injustitias et injurias et contumelias; umb die ungerechtigkeit und die krieg und die laster Eggestein, ähnl. Koburger. Eck. Kautzsch; unrecht, der frevel gewalt, mancherlei betrug Dietenberger; wegen ungerechter und gewaltsamer thaten Piscator). β)) und zwang die kinder Israel mit gewalt zwenzig jar. richter 4, 3 (ebenso Dietenberger. Piscator. Holländische staatenbibel; vehementer oppresserat eos; gewaltig Kautzsch; stercklich Eggestein. Koburger: fast Eck; hart Ulenberg). ähnlich Jeremias 13, 22 (hier in der vorlage, und dem entsprechend bei den übrigen übersetzern andere auffassung); beschediget niemand, behelt das pfand nicht, nicht mit gewalt etwas nimpt, teilet sein brot mit dem hungerigen. Hesekiel 18, 16 (ebenso Dietenberger. Ulenberg. Piscator; rapinam non rapuerit; und nimpt nit den raube Eggestein. Koburger. Eck; verübt keine erpressung Kautzsch). γ)) antwortet wider mich fur dem herrn und seinem gesalbten, ob ich jemands ochsen oder esel genomen hab? ob ich jemand hab gewalt oder unrecht gethan. 1 Samuelis 12, 3 (ebenso Dietenberger. Züricher, Straszburger bibel. Eck; si quempiam calumniatus sum, si oppressi aliquem; ob ich ieman hab verdruckt Eggestein. Koburger). ebenso 12, 4. ähnlich Jeremias 22, 3. psalm 119, 21. sprüche 14, 31. Lucas 3, 14. δ)) der recht schaffet denen, so gewalt leiden. psalm 146, 7 (ebenso Eck. Piscator; fecit judicium iniuriam patientibus; den die do erleiden daz unrecht Eggestein. Koburger. Dietenberger. Ulenberg; den verdruckten. Holländische staatenbibel; den unterdrückten Kautzsch). ebenso Hosea 5, 11 (hier auch bei Dietenberger und Kautzsch gewalt). ε)) hier in der bedeutung von violentia nimmt der gebrauch von gewalt nach Luther bei den späteren übersetzern noch zu: ir die auff dem gebirg Samaria wonet unnd gewalt [Bd. 6, Sp. 4950] mitt den armen treibet Amos 4, 1 (ir die vergewaltigen Eck; die ihr den dürfftigen gewalt thut Ulenberg. Piscator; ir do tht leid den gebrestigen Eggestein; tut zwancksal den dürftigen Koburger; und den durfftigen unrecht thut Luther; die die geringen bedrücken Kautzsch); daz sie gewalt thn Habakuk 1, 9 (gewaltthaten Kautzsch; raub Koburger; schaden thun, freveln Luther; rauben Dietenberger. Eck. Ulenberg). ähnlich Jesaias 53, 9 (Luther: unrecht thun). sprüche 28, 17; ich rufe über gewalt und verstörung Jeremias 20, 8 (vergewaltigung Kautzsch; verwüstung Eggestein. Koburger. Eck. Ulenberg; zerstörung Luther. Dietenberger). 3)) übereinstimmung im gebrauche zwischen Luther und den anderen übersetzern. a)) in der wiedergabe von potestas waren oben die meisten belege für das vordringen von macht an die stelle von gewalt zu verzeichnen. trotzdem bleibt dem letzteren noch eine reihe von verwendungen gesichert. wo der begriff durch die beziehung auf einen bestimmten träger eingeengt erscheint, hält sich gewalt durchweg, und auch in den verbindungen mit einer zielbestimmung sind es mehr die festen formeln, die an macht anheimfallen. der allgemeine begriff wird in freier verwendung nicht leicht mehr durch gewalt gedeckt; ausnahmen bieten stellen, in denen das bedürfnis der variation entscheidet: über alle fürstenthum, gewalt, macht, herrschaft. Epheser 1, 21 (furstentum und gewalt und kraft und herschaft cod. Tepl.; ähnlich Eggestein. Koburger u. a. principatum et potestatem et virtutem et dominationem; über alle herrschaft und macht und gewalt Kautzsch). α)) erscheine, der du sitzest uber Cherubim. erwecke deine gewalt, der du fur Ephraim, Ben Jamin und Manasse bist, und kome uns zu hülffe. psalm 80, 3 (erstee deinen gewalt Eggestein; erwecke deinen gewalt u. a.; excita potentiam tuam .. wecche dîna macht Notker; herr biete deine macht auf Kautzsch); und deine gewalt langet bis an der welt ende. Daniel 4, 19 (et potestas tua pervenit in terminos universae terrae; und dein gewalt Eggestein, ebenso Koburger; dessen macht bis an das ende der erde reicht Kautzsch); und die ehre deines königreichs rhmen und von deiner gewalt reden, das den menschenkindern deine gewalt kund werde, und die ehrliche pracht deines königreichs. psalm 145, 12 (potentiam tuam; di gewalt din. Trebnitzer psalmen; ebenso Eggestein. Koburger u. a. Kautzsch; nur Eck hat hier macht); das sie sich bekeren von der finsternis zu dem liecht, und von der gewalt des satans zu gott. apostelgeschichte 26, 17 (von dem gewalt Sathanas zu got cod. Tepl.; ebenso Eggestein. Koburger. Dietenberger. Eck; von der macht des satans Kautzsch; de potestate Satanae); dein rat stehet nicht in menschen gewalt. Tob. 3, 21 (dein rate der ist nit in dem gewalt dez menschen Eggestein u. a.; non est enim in hominis potestate consilium tuum). β)) mir ist geben aller gewalt im himel. Matth. 28, 18 (gewalt cod. Tepl. Beheim. Eggestein u. a.; alle gewalt Kautzsch); denn du hast gewalt, beide uber leben und uber tod. weisheit Salamonis 16, 13 (du bist es der do hast gewalt dez lebens und dez tods Eggestein. Koburger u. a.; du hast macht über leben und tod Kautzsch; ebenso schon Holländische staatenbibel); las deinem weibe nicht gewalt uber dich, das sie nicht dein herr werde. Sirach 9, 2 (nichten gib dem weib den gewalt deiner sel Eggestein. Koburger u. a.; überliefere dich nicht selbst deiner frau Kautzsch; ähnlich schon Piscator; non des mulieri potestatem animae tuae); halt dich von denen so gewalt haben zu tdten. 9, 14 (der do hat gewalt z derschlahen Eggestein; ebenso Koburger u. a. auch Kautzsch; ab homine potestatem habente). b)) da die bedeutung von virtus, fortitudo in der älteren übersetzung nur durch kraft oder stärke gedeckt wird, so kann sich Luthers vorliebe für gewalt hier nirgends an die allgemeine überlieferung anlehnen. c)) um so mehr parallelen findet Luthers neigung, vis, violentia durch gewalt wieder zu geben: der niemand etwas mit gewalt nimpt. Hesekiel 18, 7 (per vim nihil rapuerit; nimpt nit durch gewalt Eggestein; ähnlich Koburger u. a.; keine erpressung verübt Kautzsch); auf das si di sachen der armen beugen, und gewalt uben im recht der elenden unter meinem volck. Jesaias 10, 2 (ähnlich Dietenbfrger. Eck u. a.; et vim facerent causae humilium populi mei; und tetten gewalt der sach der demtigen meins volckes Eggestein; ebenso [Bd. 6, Sp. 4951] Koburger). ebenso Sirach 20, 4 (hier auch bei Kautzsch gewalt), Jacobi 2, 6 (vergewaltigen bei Kautzsch), Hiob 22, 8. Hesekiel 18, 18; welche sie gelüstet, also treiben sie gewalt mit eins jedem hause und mit eins jedem erbe. Micha 2, 2 (violenter tulerunt et rapuerunt domos; haben sie geweltigklich genomen Eggestein; ähnlich Koburger; treiben sie gewalt Dietenberger; ähnlich Eck u. a.); bessert euer leben und wesen, das jr recht thut einesz gegen dem andern und den frembdlingen, waisen und widwen keine gewalt thut. Jeremias 7, 6 (non feceritis calumniam; tht nit gewalt den fremden Eggestein; ebenso Koburger u. a.; bei Kautzsch bedrücken). ebenso Hesekiel 22, 29; und wirst gewalt und unrecht leiden müssen dein leben lang, und niemand wird dir helffen. 5 Mos. 28, 29 (omnique tempore calumniam sustineas et opprimaris violentia; und wirst betruckt mit gewalt Eggestein. Koburger; Dietenberger u. a. wie Luther). in den gleichen zusammenhang greifen auch einige verwendungen ein, in denen die vorlage potestas aufweist: und wer sich viel gewalts anmasset, dem wird man gram. Sirach 20, 8 (qui potestatem sibi sumit injuste; der im nimpt den gewalt ze unrecht Eggestein u. a.); ir wisset, das die weltliche fürsten herrschen und die uberherren haben gewalt. Matth. 20, 25 (ausgabe von 1545; faren mit gewalt ausgabe von 1522; potestatem exercent in eos; uben den gewalt uber si Eggestein; ebenso Koburger u. a.). β) das fortleben des wortes in den verschiedenen stilformen der sprache. die verkehrsform, wie sie sich in den abstufungen der umgangsprache darbietet, beschränkt sich mehr auf die erhaltung des besitzstandes, sie führt die meisten verwendungen und verbindungen fort, ohne sie aus eigener kraft weiter zu entwickeln. daneben nimmt sie einzelne verbindungen aus den fach- und standessprachen auf, die durch die fortschreitende verfeinerung der terminologie in die niederungen des sprachlebens abgedrängt werden. charakteristisch ist, in welchem grade die verbindung gottes gewalt davon betroffen ist. in der ärztlichen sprache wurde sie ganz auf die volksmedizin eingeschränkt (vgl. deutsches krankheitsnamenbuch 198b), während sie in der rechtsprache durch allgemeinere formen wie höhere gewalt ersetzt wurde vgl. unten III 1. 1)) hier in der rechtsprache bildet sowohl die wahrung des besitzstandes als die verschiebung der gebrauchsgrenzen bemerkenswerthe züge aus; der staatsrechtliche begriff der gewalt, der freilich für die ältere zeit der neuhochdeutschen periode mehr aus chroniken und litterarischen denkmälern bezeugt wird, als aus urkunden und rechtsquellen, hält sich im groszen und ganzen ungeschwächt. weniger in der allgemeineren fassung (herrschaft und gewalt) als in der einengung durch besondere verbindungen (gesetzgebende gewalt, vollziehende gewalt, amtsgewalt, dienstgewalt) lebt er weiter und greift durch übertragung über die rechtsphäre hinaus. eine empfindliche einbusze hat die privatrechtliche verwendung des wortes zu verzeichnen. in der parallele gewalt und besitz wird die trennungslinie wieder schärfer gezogen und gewalt dadurch auf die selteneren fälle eingeschränkt, in denen die einschränkung des begriffes auf die 'verfügung über etwas' hervorgehoben werden soll. die objectivierung und personificierung, die an diese seite von gewalt anknüpft, ist hier mit der zeit ganz untergegangen, mandatum wird durch vollmacht wiedergegeben, mandant und mandatar haben die zusammensetzungen gewaltgeber und gewalthaber an die stelle des einfachen wortes rücken lassen; in den einzelnen fällen haben sich die genaueren bezeichnungen mündel, client, dienstbote, anwalt u. a. festgesetzt, schon bei 3, 1314 werden die älteren bezeichnungen nur noch aus veralteten rechtsquellen belegt, vgl. unter gewaltführer. dem gegenüber ist eine verhältnismäszige steigerung des gebrauches in der strafrechtlichen verwendung zu beobachten, der das vorschreiten der bedeutungen vis, violentia in erster linie zu gute kommt. so kennt rechtslexikon 2, 156 neben den familien- oder hausgewalten aus neuerer zeit nur noch die bedeutung von vis, violentia und ein ähnliches ergebnis bieten die sachregister neuerer rechtsquellen. 2)) in die schöne litteratur findet gewalt für die ältere zeit der neuhochdeutschen periode wesentlich durch solche verwendungen eingang, die der umgangs- oder geschäftsprache angehören. noch bei Gellert z. b. ist von einem lebendigen gebrauch des wortes keine rede mehr, und auch der poetische aufschwung, den die sprache seit Klopstock nimmt, hat dem wort mehr die verbindung mit neuen adjectiven ermöglicht (ist warnung vielleicht die geheime gewalt, die mich fesselt. Messias 13, 355; ähnlich 16, 411). aber neues leben spiegelt sich bei Göthe und ebenso bei Schiller [Bd. 6, Sp. 4952] in den kühnen verbindungen mit subjectiven genetiven, die den bedeutungsgehalt erweitern und vertiefen (vgl. unter III); seiner augen gewalt; ich höre staunend die gewalt des mundes; unseres haders wild ausbrechende gewalt. hieraus zieht namentlich die parallele gewalt = kraft ihre nahrung, wie auch die neueren formen der personification an diesen poetischen gebrauch anknüpfen. γ) in den wörterbüchern nimmt die aufzählung der vielen festen verbindungen, mit denen gewalt in der sprache des täglichen lebens wie in der geschäfts- und schriftsprache wurzel geschlagen hat, den breitesten raum ein. die begriffsbestimmung trägt durchaus nicht in allen fällen den beispielen, die aufgehäuft sind, rechnung, vielmehr sind die umfassenderen definitionen verhältniszmäszig selten. 1)) umfassende aufzählung: gewalt .. potestas, maiestas .. macht, krafft, potestas, dicio, facultas, potentatus; gewalt oder unrecht, violentia, violamen oder enterung, vel frevelkeit; gewalt, maisterspruch, auctoritas, dignitas. vocab. theut. (Nürnberg 1482) M 5; gewalt, potestas, vermügligkeit und gewalt, ansähen und herrschaft. 1027b; facultas, macht und gewalt und vermügenheit etwas ze thun. 539a; authoritas, gewalt, vermögen und ansähen. 148b; authoritas legatorum. ebenda; potentatus herrschaft und gewalt. 1027b; coercio, eine herrschung, gwalt oder ansähen, das einer gegen seinen underthonen hat. 240b; vis, gwalt oder ungestümigkeit. 1390a; gewalt, macht, potestas, vis, jus, recht, herrschaft; .. unrecht, unbilligkeit, vis, violentia, injuria. silva (1592) O. 07; gewalt, macht, vermügen, potestas, potentia .. gewaltsamkeit, frevel, hochmut, unrecht, vis, violentia, vehementia, impetus, .. herrschung, regiment, dominium, principatus, imperium, autoritas, kompt her von walt, weltig, valens, validus, oder ἐλεῖν, valere, integris esse viribus. (1616) 1590; ghewald, gewald, potestas, potentia, vis, violentia, vehementia, impetus, auctoritas, imperium. (1639) K 4b. ähnlich, nur mit einfügung von efficacitas, mandatum, plenipotentia. (1691) 2426; gewalt, macht, stärke, unrecht, erlaubnis. (Basel 1702) 2, 74; ebenso 151; gewalt, stärke, zwang, forza, violenza, vehemenza, impetu, force, violence, ... macht, vermögen, potere, potestà, potenza, autorità, commando, imperio, pouvoir, autorité, puissance, commandement. (1711) 380b. 381a; gewalt, dominium, auctoritas, vis, potentia, potestas, imperium, unrecht, vis, injuria. (1715) 156. ähnlich 290a. (1734) 2, 921; gewalt, pouvoir, puissance, autorité; gewalt, gewaltsamkeit, force, violence. (1740) 253; gewalt, pouvoir, puissance, autorité, droit, force, faculté, jurisdiction, disposition, violence, force, véhémence, impétuosité, oppression, tyrannie, dictature. nouveau dictionnaire allem. franç. (1762) 338; gewalt .. geweld, magt, overweldigung, onregt, ongelyk, vermogen, mogendheid. deutsch-holländ. wb. 436b. 2)) die begriffsentwicklung auf grund feststehender verbindungen führt zur einschränkung des bedeutungsumfanges: gewalt, wird in verschiedenem verstand genommen: einmal verstehet man darunter ein vermögen, etwas zu thun, welches sich entweder auf gewisse kräffte des leibes, der seelen und des glücks; oder auf ein gewisses recht gründet, dasz man dem andern was befehlen, und ihn daher zu etwas zwingen kan, daraus wir die redensart, in unserer gewalt stehen, nicht in unserer gewalt stehen, leicht verstehen können. es steht etwas in unserer gewalt, wenn wir durch den gebrauch unserer kräffte etwas thun, oder nicht thun, erhalten oder vermeiden können; und hingegen steht etwas nicht in unserer gewalt, wenn das zur ausführung einer sache nöthige vermögen fehlet, folglich was in unserer gewalt stehet, kan seine wircklichkeit erlangen, wenn wir die kräffte appliciren wollen. hernach verstehet man insonderheit dadurch den äusserlichen zwang, der entweder rechtmäszig, und sich auf ein gewisses recht gründet; oder unrechtmäszig, der ohne recht aus bosheit ausgeübet wird, welches die strafbare gewaltsamkeit. philosophisches lexicon (1733) 1, 1309; gewalt, heist die macht, oder das vermögen, etwas auszurichten, entweder mit fug und recht, und so denn ist es eine rechtmäszige gewalt, lat. potestas, fr. pouvoir oder puissance, oder ohne recht und aus muthwillen, und alsdenn ist es eine straffbare gewaltsamkeit oder gewaltthätigkeit, lat. vis oder violentia, welchen falls man befugt ist, gewalt mit gewalt, wenn und so gut man kan, abzutreiben. diese letztere aber wird wiederum in die öffentliche und heimliche, vim publicam et privatam eingetheilet. oec. u. physical. lex. (1751) 4, 1040; die gewalt. vgl. [Bd. 6, Sp. 4953] auch 3, 134. versuch eines handwörterbuches (1794) 2, 79. philosophisches lexicon (1833) 2, 260. 3)) abgrenzung gegen synonyma. beachtung verdient, dasz in den gemmae gemmarum seit 1512 macht an stelle von gewalt vorrückt. noch 1508 ist für potestas, jurisdictio etc. gewalt eingeführt, 1512 tritt dafür macht ein. ebenso 1513. a)) gegen macht und kraft: die macht ist eigentlich ein vermögen, etwas zu thun, oder zu wirken, doch das vermögen kann theils physikalisch, theils auch moralisch und politisch sein .. die gewalt wird zwar bisweilen auch von der macht gesaget: als wenn man saget, ein könig habe die höchste gewalt in seinem lande, oder die gewalt, gesetze zu geben .. er thut mir gewalt an .. die kraft ist eine wirkliche bemühung zu wirken wie die weltweisen lehren. gott erhält durch seine unendliche kraft die welt. die kräfte der natur nehmen nicht ab .. mit allen seinen kräften nach etwas trachten. Gottsched beobachtungen über den gebrauch und misbrauch vieler deutscher wörter (1758) 180 ff.; vermögen, kraft, stärke, macht, gewalt. alle diese wörter, zeigen eine gewisse beschaffenheit an, wodurch man etwas zu thun, oder zu verrichten in den stand gesetzet wird. das vermögen, bestehet blos in einer solchen einrichtung der eigenschaften eines dinges, wodurch es zu gewissen wirkungen tüchtig wird. oder es ist eine möglichkeit etwas zu thun. die kraft, bestehet in einer fähigkeit oder bemühung, das vermögen zu gebrauchen und anzuwenden. die stärke, ist eine grössere kraft. die macht, beruhet auf der freiheit, welche wir haben, unser vermögen, kraft oder stärke zu gebrauchen. die gewalt, kommt von einer überlegenheit der stärke her. bestimmung einiger gleichbedeutender wörter (1777) 1, 430 ff. b)) abgrenzung gegen macht allein: die macht eignet uns ein gewisses recht zu, eine sache zu thun, man erlanget die gewalt durch eine überlegenheit der stärke, es sei nun, dasz wir solche stärke von uns selber haben, oder sie mit hülfe anderer bekommen. jemand gewalt thun heisst, blos nach der überlegenheit der stärke, mit ihm verfahren, ohne darauf zu sehen, ob es recht und billig sei. die gewalt bringet eine herrschaft zuwege. fürsten und obrigkeiten, haben die gewalt in händen, aber sie müssen dieselbige allezeit nach den regeln der gerechtigkeit und billigkeit brauchen. bestimmung einiger gleichbedeutender wörter (1777) 1, 430 ff.; die macht ist das vermögen, das jemandem seine kräfte geben, um das auszurichten, was er beschlossen hat; die gewalt, das vermögen mit dieser macht allen widerstand zu überwinden, der sich seinem willen entgegen setzen könnte, also die freiheit über etwas zu disponieren, indem man die macht anwendet, das was man will, zu erzwingen. versuch einer allgemeinen deutschen synonymik 3 (1798) 282. im gegensatze zu anderen begriffsbestimmungen, die eben so wenig aus der geschichtlichen betrachtung entwickelt sind, hat dieser versuch Eberhards, die widerstrebenden verwendungen des wortes unter einem allgemeineren begriff zu vereinigen, ausnahmsweise das richtige getroffen. gewalt und macht stehen sich von anfang an darin gegenüber, dasz bei gewalt immer ein verhältnis mit gedacht wird, in dem die kräfte des trägers der gewalt an anderen kräften gemessen werden; bei macht dagegen ist ein solches heraustreten des begriffes aus der sphäre des jeweiligen subjectes nicht geboten. 4)) unvollständige aufzählungen des bedeutungsgehaltes pflegen meist einer ausprägung der begriffe vis, virtus, violentia zu ermangeln, die ihrerseits oft in den mit aufgeführten festen verbindungen um so deutlicher zum ausdruck kommen oder — in zweitheiligen wörterbüchern — in demjenigen theile aufgeführt werden, der die fremdsprachlichen termini verdeutscht. so haben Kirsch, Calepinus u. a. den begriff der gewaltthätigkeit nur im lateinisch-deutschen theile ausgeprägt (s. vis, violentia), ebenso das nouveau dictionaire, das ihn im franz.-deutschen theile unter violence bucht. a)) vereinzelt bleibt dieser theil der begriffsbestimmung in ansätzen stecken: gewalt, potestas, autoritas, dictio, potentia. gewalt des rechtens, gewalt des gebiets, jurisdictio, id est potestas judicandi, gewalt der uberwindung, gewalt der zwingung, potentatus, id est potestas vincendi et ejiciendi. vocabular. optimus ( 1504); potestas, gewalt, vermügligkeit. (1537) 191a. vis ... aliquando gewalt, ungestüme. ebenda 261c. vgl. DWB gewalt oder gerechtigkeit gericht zu halten, jurisdictio. 341a; gewalt, pouvoir, puissance .. force. (1596) G 2a. die gewalt, macht, das vermögen power, might, authority, dominion, sway, force, right, faculty etc. 644. [Bd. 6, Sp. 4954] b)) der begriff der violentia bleibt ganz unberücksichtigt. meist giebt hier das staatsrechtliche moment für die begriffsbestimmung den ausschlag: gewalt, potestas, autoritas, dictio i. potentia. vocab. incipiens teut.; gewalt (der) unnd ansähen, potentia, authoritas, potestas; gewalt und macht copia. gewalt oder gerächtigkeit, recht unnd gericht ze halten, jurisdictio. (1561) 178c; gewalt, authoritas, ansehen, gewalt, wirdigkeit. (1570) 150b; potentia, macht und gewalt, vermögenheit. ebenda 1182b; gewalt (die), macht, herrschafft, autorität, power, authority, might, dominion, sway. teutsch-engl. wb. (1716) 768; gewalt, vis, potentia, herrschaft, potestas, dominatio, dominatus. cornucop. (1764) 179b; ähnlich (etwas kürzer) (1741) 2, 420b. 5)) bedeutungen, die in der entwicklungsgeschichte des wortes nur vorübergehende oder bedingte geltung gewinnen, erfreuen sich in einzelnen wörterbüchern einer beachtung, die das sonstige verhältnis verschiebt. a)) der aus der verbindung mit zielbestimmungen entwickelte begriff der erlaubnis wird besonders hervorgehoben: gewalt, macht, potestas, potentia; erlaubnusz, copia, licentia. potestas, potentia. (Basel 1700) 1511; gewalt m. macht, le pouvoir, la puissance, potestas, erlaubnis, le pouvoir, la permission, venia. nouveau dictionaire du voyageur (1703) 144. 145. ebenso (1733). zu beiden vgl. auch unter b)); gewalt, erlaubnis, la permission, venia. (1766) 74. b)) die bedeutungsgemeinschaft mit kraft, stärke wird gepflegt: gewalt, stärcke, la force, potentia, vis. nouveau dictionaire du voyageur 144b. 290a; gewalt, kräfften, potentia, vires. (Köln 1727) 934a; gewalt, stärke, la force, vis, la forza. 74b; gewalt s. DWB kraft. 4, 1040. hierher müssen auch die meisten mundartlichen wörterbücher gerechnet werden, die in den verbindungen oder redensarten, die sie anführen (mit gewalt, gewaltsmensch, gewaltskerl u. a.) vorwiegend auf die berührung von gewalt und kraft zielen, vgl. gewalds swin. wb. der westphäl. mundart 37 u. a.; gewaltsmensch, eine grosze starke weibsperson. schwäb. wb. 515; e g'waltskärli. Basler mundart 157. vgl. 22, 909. b) überblick über die bedeutungen, die über den rahmen der einzelnen wortverbindungen (vgl. theil III) hinausreichen. α) die bedeutung von potestas, berührung mit macht. 1)) die allgemeinste fassung des begriffes hat in der neueren sprache — vor allem in der poesie — ihr gebiet ausgebreitet: wer gwalt hatt der hat angst und nott, sie mein knecht der ist glert und weisz, a)) da gewalt und macht den vortantz hat, magnae potestati sunt juncta pericula magna, mein gott und herr ich dancke dir, b)) pfenning, nid, früntschafft, gwalt und gunst alle dinck is underdan dem gelde; [Bd. 6, Sp. 4955] geld, gewalt und herrengunst, gwalt, gunst und gellt geld und gewalt, gewalt und geld, c)) derhalben kan kain mensch von sich selbs die ewsserlich und innerlich kewschhait globen, dann sie kompt von oben herab, und wiewol sie von oben herab kompt, ist es doch unmuglich, auch unvernunftig, sich ewig darein zu globen, dann soliche kewschhait ist ain gab gottes, wie andere gaben, als weishait, kunst, gewalt, reichtumb. (Rotenburg an der Tauber im bürgerkriege 29) bei quellen 2; hie sol ein man petrachten, d)) was sol gewalt on gots forcht und kunst der heiligen geschrifft? vom alten und neuen gott 62 neudruck; wann einem traumt, wie er most in einem gefäsz trage, so wird er reichthumb, doch ohne gewalt erlangen. dann von most wird keiner truncken. traumbuch cap. 185, anhang zu hauszbuch (1656); die gemachten träncke aber haben deszhalben die deutung der arbeit und beschwerung, weil sie mit dem feuer gesotten werden, auch bedeuten sie gewalt ohne tadel. ebenda. e)) unbedacht ist bei gewalt; wer gewalt hat, pflegt zu dencken, der tyrann f)) ihr mattes hertz verlangen trug, ihn bald [Bd. 6, Sp. 4956] da die würde ein ausdruck des widerstandes ist, den der selbstständige geist dem naturtriebe leistet, dieser also als eine gewalt musz angesehen werden, welche widerstand nöthig macht, so ist sie da, wo keine solche gewalt zu bekämpfen ist, lächerlich, und, wo keine mehr zu bekämpfen sein sollte, verächtlich. (über anmuth und würde) 1157a. g)) herumb hastu ein namen grosser dan Hercules name, o du seliger deutscher, dweil dich innen hatt das edel haus von Beiern, kein gewalt mag dich nummermehr geletzen. M. v. Kemnat chronik Friedrichs I., quellen z. bair. u. deutsch. gesch. 2, 23; und wider den felsz sol nicht vermügen irgent ein gewalt, auch nicht pforten der hellen. ein christlicher sermon, von gewalt sand Peters A 2a; du mst mit mir es darff nit wort h)) gewalt ist wie ein kind; wo nicht verstand sie leitet, von allem glanze jener hoffnung mich ja wenn, was einem schön und löblich dünkt, bunt gemengt aus manchen stoffen doch räthsel geben ziemt nur der gewalt, 2)) der staatsrechtliche begriff. gewalt soll güetig sein. 1592 (vgl. oben sp. 4920. 21); gewalt auff erden so hoch nie kam, der nicht ein end mit trawren nam. florilegium 307; je höher gewalt, je höher abfall. 1592; kein gewalt bleibt fest. ebenda. a)) das vierde und das mehtigeste rich ving ane zu Rome, do es ouch noch ist und bliben sol untz an den jungesten dag, noch dem nammen z nemene und nüt noch dem gewalte oder geslehte. d. städtechroniken 8, 317; und die von Friburg noment zu an gewalde und die groven abe. 317 Schilter; denn das schwert und die gewalt, als ein sonderlicher gottesdienst, gebührt den christen zu eigen für allen andern auf erden. ordnung eines gemeinen kastens (1523) 22, 77 Erl.; dann Appius Claudius begundt sich gantz zuverkeren inn übermt unnd hoffart, das thatten auch die andern neün, dann sie sich des gewalts zvil überhben. Livius (Straszburg 1562) 42b; laszt euch niemandt verfüren, folgend gtem rath, so werden jhr gunst von den göttern und menschen erlangen, unnd die statt Rhom wider z allen ehren und gewalt, darinn sie ie vor gewesen, kürtzlich bringen. [Bd. 6, Sp. 4957] 54b; dann die herrligkeit des Römischen reichs sich weitter erstreckt, und auch über den Rhein hinüber griffen hat, und damit die reverentz und den gewalt über die alten grentzen oder marckstein hinaus erweittert. Tacitus (Germ.) 446b; jetzt lieg ich da ohn allen sinn, könig. in alle dem zum reichsgehilfen nenn ich — b)) herumb sehet uff die ding, das kein ander keiser, konig oder furst in Deutschlande und in euwern gewalt und furstenthum nit niste oder betzwinge. chronik Friedrichs I. 96; ich bins gewisz, das weder tod noch leben, noch engel, noch fürstenthum, noch gewalt ..... mag uns scheiden von der liebe gottes. (wider die schänder der creaturen gottes) 2, 6 neudruck; es ist in allen historien von anfang der welt zu sehen, und zu finden, wie ein unsaglicher groszer gewalt das reich des teufels sei. apologia der confession verdeutscht (1536) bei 6, 384b; dast khummen seist ist unns wissen, c)) dan unserm got nichts zu vergleichen, wohlan, so sei der ring sogleich gebildet. ich kam herein, als eine bittende, [Bd. 6, Sp. 4958] Nebucad Nezar, vor dem die erde sich krümmt, und dem macht und herrschaft gegeben ist vom aufgang bis zum niedergang, entbietet seinem feldhauptmann Holofernes den grusz der gewalt. (Judith) 1, 13; wir kannten weder die schöne griechischer götterbilder, noch andererseits jenes Cäsarische wesen, in dem bilde des jemaligen herrschers der aufstrebenden jugend ein drohendes symbol der gewalt entgegen zu halten. (der amtschirurgus) 3, 134. d)) sü sattent ouch 4 meister noch der alten gewonheit und einen ammanmeister, der ein houbet solte sin der antwerke und des eit solt vor allen eiden gon, daz vormals ungewonlich waz ... sus kam der gewalt us der herren hant an die antwerke, daz doch den antwerken ein gros notdurft waz, wand die herren begingent groszen gewalt an in. Closener, d. städtechroniken (Straszburg) 8, 123; da er sich aber in sattel geschwungen (d. h. abt geworden war), und den gaul bei dem zaum erwüschet hette, gab jm die gewalt einen muht, unnd truge sein haupt auffgerichtet denn ein hinde. wendunmuth 394b; für den menschen soll E. K. F. G. also sich halten: nämlich der oberkeit, als ein kurfürst, gehorsam sein .. und ja nicht wehren noch widersetzen, noch widersatz oder irgend ein hindernisz begehren, der gewalt, so sie mich fahen oder tödten will. denn die gewalt soll niemand brechen noch widerstehen, denn alleine der, der sie eingesetzt hat; sonst ists empörung, und wider gott. Luther an kurfürst Friedrich (5. märz 1522) 2, 140 de Wette; selig were aber der, der desz gewalts ist (ich meine die oberkeit). chirurg. schr. 1, 303; gerere potestatem am gewalt oder regiment sitzen, ein oberkeit verwalten. 1590; so verordene unnd will ich, das Lobkund uber alle vitzthom pfleger, verwalter, schösser und amptleut ein .. landshauptman und oberhaupt, mit genugsamer dazu erheischter authoritet verwaret seie: und mit dem königlichen kind so lang zu gewalt und rhat sitz, bisz er das reich für sich selber zu regiren sich teuglich befind. Gargantua 432 neudruck; wellichen ainem sein hausz aufstost, hader oder zank anfieng, fenster einwurf und schaden thete, solle strakts in ein gefenknusz geworfen werden und dem herrn der gewalt haimbgesetzt. bannteiding von Neuberg (16. jahrh.), österr. weisth. 6, 131; immer war er gelassen, führte seine geschäfte mit festigkeit durch, ohne sich auf die gewalt zu berufen und als regierungsperson zu brüsten. (der grüne Heinrich) 1, 380; (ich) habe gleichwohl erkundet, dasz die räte und bürger, die zweihundert und das volk auf der landschaft in groszer mehrheit einig gehen und die gewalt bei ihnen ist nach wie vor. Züricher novellen 363; zu herrschaft und gewalt, zu geld und besitz führen viele wege, zur erkenntnisz des guten und bösen nur der eine, den die schlange zeigt. (charakteristiken) 4, 80. e)) wer ein gwalt uff erden treit vil besser hettens vor bsunnen wen aller gewalt der kumpt darumb, weil du nun alt und schwachheit vol was meszt jhr euch z den gewalt [Bd. 6, Sp. 4959] f)) ich törst alle mine heimlicheit entdecken; vor dem einem verbüt es der gwalt, vor dem andern verdrüst mich des geschichtz dz ich nit' ungeschickt noch stützig gesehenn wurd. Terenz (1499) 86b (heautont. 4); wie kumpts das dir allzit nit gfalt der glaub hat allweg so gestanden, g)) jm (dem päpstlichen reich) aller gewalt gar under liegen und so entkleid' ich denn, mit deinem urlaub, 3)) in privatrechtlichen beziehungen steht die bedeutung von gewalt im allgemeinen unter dem einflusz der wortverbindungen, in denen der träger des begriffes oder die zielbestimmung gekennzeichnet wird. vielfach liegen hier auch staatsrechtliche befugnisse zu grunde, die aber in ihrer beziehung auf bestimmte träger privatrechtlichen charakter annehmen. die neuere sprache zeigt hier die meisten einbuszen. a)) von vornherein beschränkt ist die verwendung in der bedeutung 'auftrag, gerechtsame, privilegium', vgl. oben sp. 4935. wo sich diese bedeutung von den verbindungen loslöst, denen sie [Bd. 6, Sp. 4960] entstammt, prägt sie meist die allgemeinste fassung aus. in einzelnen fällen nimmt sie jedoch von unterdrückten ausführungsbestimmungen eine engere bedeutung mit. α)) dasz wir und all unser erben und nachkommen noch niemand von unsert wegen, von keiner sach wegen, in keinem gewalt, keinen einfall .. daran thun sollen. urkunde von Abensperg (1399), 2, 225; sölicher gewalt sich nit weiter erstrecken sol, den z ere dem fürsten und nütz dem land. wo ein amptmann die burger schinden tede on schuld, oder die gütter im selber z eigen machen wölt, oder dz land einem seiner findt übergeben, wil nit glauben, daz der fürst sölichs gestattet, oder der massen den gewalt im verlichen hab. Karsthans 174 Kurz; und so der (träm oder balken) alt wrd, oder verwesz, und wolte eigens gewalts ... andere trm und balcken auszwechseln ... das hat er nicht macht. bau-ordnung (1567) 22a; derhalben soll sich kainer underwinden, darvon aignes gewalts was einzefahen, ze hülzen, ze pauen. landrecht vor Wartenfels (1585), österr. weisth. 1, 161; als gebieten wir dir, krafft unsers von gott dem allmächtigen habenden gewalts, dasz du ... allhier zu Jerusalem vor uns ... erscheinest. proc. 144; wir Christian fürst zu Anhalt .... von wegen herrn Joachim Ernst, marggrafen zu Brandenburg .... krafft habenden gewalts. tractat zwischen den unirten fürsten und ständen 1614 bei 1, 166a; ich gib und lasz jhm z, es ist nit not alle ding gegen jhm, nach meinem gewalt zuhandlen. Terenzübers. 128a; eo jure, quo qui optimo, dasz ers habe mit allem gewalt (das imperium) und solchem vorzug, wie man es ihm in dem fall ubergeben mag. 1590; jus, pro potestate, macht und gewalt. ebenda; jus, die macht, gewalt. (1762) 1, 454; gewalt, recht, jus. 290a; per potestatem auferre aliquid alicui, ausz gewalt und von der oberhand. 1590; derhalben geben wir, aus bepstlichem gewalt, mit gutem wissen, laut gegenwertiger schrifft, volkomen freien und gantzen gewalt unsern geliebten sönen hierunden geschrieben. (zwo bullen papst Clementis VII. 1525) 3, 96a; du sagst ausz unvernunft von der trifaltigen kron, so unser aller heiligster, die er pillich ausz gewalt seiner öbrigkeit tragt. ein unterred des bapsts und seiner cardinalen bei satiren 3, 92; den (druck) gemelter Iro durch sich selbs oder ein andern von seinet wegen, wo er den bei jr jedem finden wirt, aus eignem gewalt on verhinderung meniglichs z sich nemen und damit nach seinem gefallen handeln und thn mag. Carolina (druckprivilegium) 2 Kohler-Scheel; da ist Bartholome Rem aus aignem gewalt zgefaren in der kaiserlichen stat und in dem glaid und hat den rossen an den wägen die strangen abgehauen. chronik von Augsburg, d. städtechron. 23, 148; usz eignem angenommenen gewalt. 26; das sich über den vertrag, zwischen der stat- und lantgericht Rattemberg ausgangen, kain frembter hantwercher in der Briggslegg, Krämsach und Radvelden auszer der verordneten ausz aignem gewalt nit nidersetze. ehehaft taiding von Rattenberg, österr. weisth. 2, 107; anno 1517 hat angeregter pabst Leo X. ausz sonderm gewalt, welchen er vermeinet ausz altem herkommen und gebrauch seiner vorfahren über alle christlichen kirchen zu haben, hin und wider durch alle land brieff und ablasz auszgeschickt. wendunmuth (1, 2, 14) 1, 459 Österley. β)) engere bedeutung auf grund ausführender bestimmungen, die bei gewohnheitsmäsziger wiederholung leicht unterdrückt werden: die macht odder gewalt zu regirn. vier trostliche psalmen B 8a; dazu gehört folge der unterthan, und hoheit, das ist, gewalt zu gebieten, güter und eigenthumb. Melanchthon (loci theolog.) corpus doct. christ. 286a; und soll allein den dütschen z stan gewalt und gerechtigkeit einen künig oder keiser z erwelen. vom alten und neuen gott 32; ward dem gemeinen römischen volck der gewalt und chur, ein andern könig zu kiesen, zgelassen. Livius (Straszburg 1562) 8a; dieweil mir mein gnädigster herr in seinem abschied mir allen gwalt übergeben hat, das unrecht z straffen. Galmy 142; ausz der von gott ihr, der geistlichen hochheit, ertheilten gewalt und macht .. in geistlichen bann zu thun. künstl. unordnung 3, 250; gewalts und richtens ich beger, weil si (die curtisanen) da selb alleine han [Bd. 6, Sp. 4961] und sollen nimmehr haben einige gewalt, recht oder gericht. wendunmuth (2, 46) 2, 89 Österley; überantwort der pabst .. dem keiser .. gerechtigkeit und gewalt z erblon. vom alten und neuen gott 27 neudruck; jurisdictio, rächtspruch oder rächtsatz, oder gerichtsatz, gewalt oder gerächtigkeit, rächt und gericht ze halten, gerichtszwang. Frisius (1568 und in späteren ausgaben) 744b. vgl. oben 178b; gewalt, oder gerechtigkeit, gericht zu halten, jurisdiction. (1596) G 2a (fällt in der ausgabe von 1614 weg). γ)) eine andere ellipse reicht mit einzelnen mundartlichen verwendungen noch in die neuere sprache herein: gewâld, m.; .. in der kanzleisprache die von einem landammann oder statthalter ertheilte erlaubnis zu rechtlichen einschritten, bewilligung zu rechtseröffnung, bevollmächtigung, befehl. Appenzell. sprachschatz 247; gwald wird von wisig (weisung) unterschieden. der übertretung einer wisig folgt keine strafe. ebenda. b)) allgemeiner entwickelt sich auf grund der gleichen verbindungen, die den eben dargelegten sonderbedeutungen zu grunde liegen (gewalt geben, gewalt haben, etwas zu thun, vgl. oben sp. 4933 ff.) die bedeutung 'vollmacht', vgl. DWB gewalt, mandatum procuratoris cujusvis. 696. diese engere bedeutung ermöglicht eine reihe freier verwendungen und neuer verbindungen, während die allgemeinere bedeutung 'erlaubnis' an den alten verbindungen klebt, vgl. unten III. α)) die wurben an den raut, daz man ain erber pottschaft mit vollem gewalt santi gen Kirchhain. d. städtechron. 4, 36 (Augsburg); Karsthans: wie meinst dan, wan es darz komen wlt, das allein der gewalt recht wer. ja wann der bapst einen gouch von Rom schickt mit gewalt: ja fach mir den, verbren disen, schmir mein pflegel würt sich regen. Karsthans 174 Kurz; bittend und ersuchend, ir wollent zu hertz nemen, was den erbern obern steten an dem allem gelegen, und ewer erber ratzbotschaft wol underricht mit gewalt und bevelch. ausschreiben der stadt Memmingen 23. märz 1525, acten 161; als der keiser darein bewilligte, schrieben sie am 22. tag des herbstmonats, beiden stedten, und forderten sie, das sie auf den 2. des wintermonats, zu Augszpurgk auff ein frei geleit, zur handlung erscheinen, und jhre gesandten mit volmechtigem bevehl und gewalt, etwas endlich zu schliessen, dahin abfertigen solten. chronik von Magdeburg (1587) Z 3a; derhalben begert und ermanet der pabst, dasz die fürsten, ieder in sonderheit, ihre gesandten mit vollmechtigem gewalt dahin wöllen abfertigen. wendunmuth (1, 2, 19) 1, 467 Österley; ich gedachte aber bei mir, und wider ihn, das könne einmal nit sein, weilen der mit nichtigem gewalt und vollmacht versehne bauer nit weis, noch wissen kan, auf was für weis-articul und fragstuck sein nachbaur etwann, und also entweder de facto alieno oder proprio, gefragt werden möchte. künstl. unordnung 2, 318; ich wurde zornig, und murrete bei mir, wer hat den schlenckel mit gewalt und vollmacht versehen, im namen der ehemänner, ein so feine und kurtze vermahnungs- oder warnungs-predigt abzulegen. 2, 102; einen mit gehöriger gewalt versehen. donner un bon pouvoir (pouvoir en bonne forme) à quelcun. (1740) 253; wo aber .. der antworter oder jemand mit vollem gewalt an seiner statt auf dem gesetzten rechttage erschiene. protokoll über die reformation des bair. landrechts (1487) 12, 83; die herschinen all gehorsamlich mit iren ferornaten uff sontag z nacht hie mit folem gewalt. Villinger chronik 154; zu diesen mären kam die legation von Rom, mit vollem gewalt und commission in der sach zu handeln. wendunmuth 411b; darum in allen not und gebürlichen were, zu setzen ire procuratores und syndicos, die solch ir sach mit vollir macht und mit gantzem gewalt handelten und wandelten, zu gewine und zu verluste. urkunde von 1453 bei 696; das er darumb freuntlich recht vor des reichs richter hie zu Nuremberg durch sich selbs oder durch seinen macht botten mit seinem vollen gewalte nemen wulle und niendert anders. Nürnberger polizeiord. 326; der do hingeben will der soll am ersten das guet dem probst aufgeben mit gegeben oder angenomen gewalt, so des not thut, von allen eriben und miterben .. stiftrecht zu Wieting (15. jahrh.), österr. weisth. 6, 510; vor üch offen geschwornen notarien, und den hiebisteenden glöbwürdigen gezügen, wir Jeronimus abbt zu Alberspach in namen und an statt von unsers gotzhusz wegen, und mit gewalt unsers convents legen [Bd. 6, Sp. 4962] für und sprechen, als dann das genempt unser gotzhusz nit mit merckhlicher heller-gült beleit ist, sondern uff falbare güeter gewidmet. appellation des abtes v. Alpirsbach an das kais. hof- oder kammergericht (1488) bei sammlung altwürt. statutarrechte 45. β)) aber die fraw die mit irem man zegelten nit schuldig ist. mag iren man one besonndern gewalt nit vertretten. Nürnberger reformation (1479) titel 3, gesetz 3; deszgleichen uff begeren der männer an statt derselben mit erscheinenden weiber, und (das doch ganz schimpflich ist) auf begeren der weibspersohnen, in nahmen ihrer abwesenden männer, sonder caution und gewalt handlen. Frankfurter schöffenbescheid vom 17. januar 1586 (anmerkungen über die erneuerte Frankfurter reformation 1, 344); wie dann der hieher gehörige schöffenbescheid vom 26. jenner 1663 .. dahin lautet 'demnach eine zeit hero verspürt worden, daz die procuratores gar viel one gewalt gehandelt, und darnach sich der sachen abgetan. anmerkungen zur Frankfurter reformation (1757) 1, 345; sonder gnugsamen gewalt oder vollmacht, sollen sie (die procuratoren) von keiner frembden noch auch abwesenden parthei wegen, sich in recht einlassen. Frankfurter reformation von 1578 1, 5 § 11. γ)) der gestalten, dasz ihnen gewalthabern allwegs der völlige gewalt und die vollmacht zuegelegt und eingeraumbt sein solle. gemeindeschlusz und ordnungsbrief zwischen Elbigenatz und Köplen (1716), österr. weisth. 3, 122; es soll auch daneben zu gleich, wider wen, und was sachen halben, auch welcher gestalt, der gewalt geben werde, angezeigt, und solchs alles, darzu auch wann, und für welchen scheffen, es geschehen, durch den gerichtschreiber in sein prothocoll eigentlich geschrieben, und folgends zu den acten registrirt werden. Frankfurter reformation (1578) 1, 6 § 3; ich endesunterschriebener bekenne hiemit, dasz ich zu rechtlicher vollführung meines vor dem (gerichte) vorseienden proceszes ... den z. b. Paul, zu meinem ohngezweifelten gevollmächtigten angenommen und darstelle, so fort nicht allein alles dasienige, was er bereits vorhin hierinnen getan, hiermit genemhalte und bestätige, sondern auch demselben noch weiter unumschränkte gewalt und volmacht gebe, alles das zu tun, was die zierlichkeit des proceszes und die rechtliche ausführung der sache ... erfodert. muster einer beim kurpfälzischen hofgericht gebrauchten vollmachtsertheilung (anmerkungen über die erneuerte Frankfurter reformation [1757] 1, 351); ob aber der ehemann für seine ehefrau einen andern bevolmächtigten sezen und ihm den gewalt dabei bestand zu tun geben kan? dis verneinet Berger. 1, 375; ich habe mich an dem stücke so müde gearbeitet. du verbesserst das mit einem federzuge. ich gebe dir volle macht und gewalt. Göthe an Herder (13. januar 1787), briefe 8, 134 (vgl. DWB gewalt geben in III); auf solches haben wir uns ... auf ein gantzes ende vertragen und geeint durch den andächtigen herrn Friederichen Schecker, an den zeiten prior desz gottshausz der obgenenten unser lieben frawen brüder ordens zu Straubing, der den gantzen vollen gewalt gehabt hat von einem gemeinen general provincial und capitel desz genannten ordens. kopie der stifftsbrieffsverenderung bei dem Carmeliterkloster zu Abensperg (1463) bei metropolis salisburgensis 2, 228; nach etlichen tagen, als sie sich bedacht und underredt haben, da handt sie z andtwurt geben, sie haben seit volkomen gewalt von iren herrn, von den sie hieher geschickt seien, und sind also wider haimzochen. chronik von Augsburg, d. städtechroniken 23, 172 (vgl. DWB gewalt haben in III); wann aber der principal nicht selbst zugegen, soll sein anwaldt, in seiner partheien, und sein eigen seel, obgesetzten eidt schweren, ob er das mit gutem gewissen thun möge, nemlich, dasz er das jenig, so er fürbringt und begert, nicht ausz gefährde, oder böser meinung, noch zu verlängerung der sachen, sondern allein zur notturfft thue, und dasz er das also zu thun von seiner partheien unterrichtung und gewalt empfangen habe. hoffgerichtsordnung der hindern graffschafft Spanheim (Frankfurt 1587) 51; es soll auch ein jeder, so sich also der anwaldtschaft underziehet, und von einem andern gewalt annimpt, sich befleissigen, demselben durch sich selbst, oder seine rechtmessiglich substituirte, gnug zu thun. erneuerte Frankfurter reformation (1578) 1, 6 § 11; von keiner frembden noch auszlendischen personen sollen sie (die procuratoren) generale mandatum oder gemeinen gewalt zu allen sachen, darinn an unserm stadt gericht zu procuriren, annemen. 1, 5 § 13; da kam für uns in gerichte [Bd. 6, Sp. 4963] der ... anwälde und völlige machtbotten ... welches gewalts sie alspald für gericht urkundt gnug fürbrachten. urkunde von 1455 bei 696; wiewol aber niemand von eines andern wegen vor gericht, ohn gnugsamen gewalt, es sei im klagen oder antworten, zugelassen soll werden: so lassen doch die keiserlichen recht, ausz sondern ehehafften bedencken, auch ohn fürbringung gewalts, beide zu klagen und zu antworten, etliche personen zu. erneuerte Frankfurter reformation (1578) 1, 6 § 8; an sant Johanns baptisten tag ist der bischof von Ferrer hie gewesen und hat unserm cardinal den gewalt vom bapst pracht, das er obroster legat soll sein auf dem tag zue Nürmberg. d. städtechron. 22, 212 (Augsburg); ein jeder, er sei kläger oder antworter, mag seinen gewalt vor gericht in schrifften, oder mit folgenden ausgedrückten worten seinem anwald übergeben. Henneberger landesordnung (1720) 51. δ)) sonst ist auch noch der unterscheid zwischen einem gemeinen und besondern gewalte, welcher lezte nur, in ansehung gewiszer besonderen verrichtungen, allemal nötig ist, zu bemerken. anmerkungen über die erneuerte Frankfurter reformation (1757) 1, 346; der unterscheid im § 7, zwischen einem gemeinen und bei einigen fällen in rechten nötigen besondern gewalte ist aus den rechten genug bekant und bei allen gerichten bräuchlich. 1, 373; dasz solcher gewalt auch auf die nicht ausgedruckten fälle oder wenigstens dieienigen, die mit den ausgedruckten eine gleichheit und zusammenhang haben ... erweitert werden kan. 1, 374; da ermelter anwalt eines weitern gewalts, dann hierin begriffen, bedürfftig wäre, oder sein würde, demselben wolle ich hiemit in allerkräfftigst und beständigster form, dasselbe vermög der rechten, und dem stilo hochermelter kais. majest. reichshofrahts gemesz beschehen sol, kan, oder mag, auch gegeben haben. reichs-hof-rahts-ordnung (Regensburg 1654) bei 1, 219a; und da ermelder mein anwald eines weitern gewaltes, dann hierin begriffen, bedürftig wäre, denselbigen wil ich ihm auch hiermit am allerkräftigst- und beständigsten ... auch gegeben haben. aus der Frankfurter formel bei ertheilung der gerichtl. vollmacht (anmerkungen über die erneuerte Frankfurter reformation 1, 347); welche geschäfte also entweder einen besondern gewalt darüber erfodern, oder doch, nach der gemeinen lere, nötig ist, dasz si im gemeinen gewalte ausdrücklich und besonders mit benennet werden. 1, 373. c)) die objectivierung des begriffes 'vollmacht', gewalt im sinne von beglaubigungschreiben: gewalt, gewaltsbrief, pouvoir. 253. α)) Severius sagt: notari, den gwalt lesen thut! weil jr dann mit uns seit zu friden groszmechtiger keiser, ich will nicht sehen [Bd. 6, Sp. 4964] andern enden. einen gewalt fürbringt. und als anwalt ze clagen oder geantwurten vermeint, der soll ... Nürnberger reformation (1479) titel 2, gesetz 2; wo er aber nicht selbs, sonder durch einen anwaldt erschiene, soll derselb anwaldt seinen gewalt neben obbestimpter ladung und articulierten klag einlegen unnd fürbringen. hoffgerichtsordnung der hindern graffschafft Spanheim (Frankfurt 1587) 41; ac porro, si mandatum non est sufficiens, aut si quis litis instrumenta habeat; admittitur pronunc: sed cum cautione, das er in künfftig einen gnugsamen gewalt einbringen solle. thesaurus practicus (1679) 1070 Diether; darnach zog er seinen gewalt herfür, seine person zu diesem vertrag und handlung damit zu legitimiren, und bat seinen gewalt offentlich zu verlesen. proc. (1680) 29; dasz, wo sie einigen gewalt, von ehrlichen leuthen gegeben, vorweisen werden, so wolle ich ihnen ferners antworten, und sonsten nicht. gesichte s. 395 Kürschner; seinen gewalt vorweisen, montrer, communiquer son pouvoir. (1740) 253; auch wol gewalt producirt, aber nicht präsentiret. anmerkungen über die erneuerte Frankfurter reformation 1, 345. β)) das stehet in unserm gwalt nit geschriebn. abdankbriefl einer evangelischen gmain Wien 1619 bei γ)) die objectivierung begünstigt den pluralgebrauch (vgl. unten II): dweill .. ausz den gewelden so es uns uberantwort. Casseler urkunde von 1537 619; von gewälten, die anderswo gefertigt oder auszgepracht werden. erneuerte Nürnberger reformation (1564) 2. gesetz, 5. titel; ähnlich 1. gesetz, 5. titel; 3. gesetz, 5. titel; mandata procuratoria Germanis seind vollmachten, gewalt der anwalden und procuratoren. observationes (1614) 225; allerhand formulas der gewält. thesaurus pract. (1641) 352; als werden sie hiemit alles ernstes erinnert und verwarnet, die gewälte alsobald in primo termino zu produciren. Frankfurter schöffenbescheid von 1663, s. anmerkungen zur erneuerten reformation 1, 345. [Bd. 6, Sp. 4965] δ)) verbindungen geht das objectivierte substantiv gern mit possessiven bestimmungen ein: weil euer lieb und unnser gewalt der, als wir uns erinnern, auf doctor Lupfdich gestelt gewest. Casseler urkunde von 1515 619; ain ieder mag in burgerlichen sachen personlich erscheinen, oder seinen gwalt und volmacht in gericht ainem andern bevelhen. Nürnberger reformation (1564) fol. 18a. ähnliches auch in den oben angeführten beispielen. andere verbindungen, die in der umgangs- oder geschäftsprache üblich gewesen sein mögen, lassen sich nur aus gelegentlichen notizen erschlieszen, vgl. z. b. aus Würzburger acten; mögen wir euch gnediger freundtlicher meinung nicht bergen ... dasz bei unsern stifft nicht preuchlich noch herkommen, uff gewalt zu leihen. (bischof Julius 1576) 696. d)) die personificierung. zur parallele mit anwalt und zum geschichtlichen verhältnis zwischen beiden bildungen vgl. oben sp. 4937. α)) der stellvertreter in rechtsangelegenheiten: erschine aber er in aigner person. oder durch seinen vollen gewalt zu der hawpt sach. so sol darnach verrer procediert werden. Nürnberger reformation (1479) titel 2, gesetz 5; ain iede fraw mag irenhalb in sachen siselbes oder ir besonnder habe oder gt berürend. personlich oder durch jren gewalt clagen. titel 3, gesetz 4; und kommt er also auf den tag, als man ihm denn ersetzet, oder sein voller gewalt, da soll geschehen, was recht ist; käme er aber oder sein gewalt nicht, so soll aber geschehen, was recht ist. Baseler festsetzungen kaiser Sigmunds bei corpus iuris feudalis Germanici 1, 199; und wo auf das nächste recht der antworter, oder sein gewalt aber nicht erschiene. protocoll der reformation des bair. landrechts (1487) bei 12, 83; item darnach am donnerstag kamen des alten babsts gewalt, drei legaten. d. städtechron. 1, 410 (Nürnberg); wa ers nit zalen wurd, so sol ain jetliche oberkait sein volmechtigen gewalt schicken, so soll darauff gehandelt werden, wie sich gepürn wirt. cronica newer geschichten, d. städtechron. 25, 125; und dem die stift und pantäding chunt ist getan von meiner frawen und der richter boten, käm der nicht, der ist umb das wandl, er hab dann seinen beredtboten, der stee meiner frawen oder irem gewalt still, umb wen si zu im ze sprechen hat. öffnung und recht zu Axams (1462), österr. weisth. 2, 253; man offent euch, wem her auf den heutigen tag meiner frawen stift mit dem ambtman oder mit seinem boten kunt wär getan, und der nicht komen wär, wär der freisätz, der wär umb das wandel chömen, und von dem guet, er hab dann seinen beredboten, der ste meiner frawen oder irem gewalt still umb wen si zu im ze sprechen hat. öffnung zu Anget, a. a. o. 2, 66. β)) der stellvertreter einer amtsperson: wann ein armeni stirbt, an gottes leichnam oder an peicht, so gewint man im den freithoff von dem pischolff oder von seinem gewalt. reisebuch 107; es soll auch der amman noch sein gewalt mit dem Vischpach noch Lanckwasser nit wessern. baumeisterbuch 217; und so das zimmer auffgerichtet wirdt, soll es durch den amptman oder seinen gewalt beschawet und ie von einem gesperr .. ein ort eines gulden genummen werden. Nürnberger waldordnung von 1535, d. städtechron. 1, 490a; und wann man herschau hat, so sol der richter hinein reiten oder sein gewalt und sol herschau darin haben. recht der hofmark zu Pillersee, österr. weisth. 2, 98. γ)) der stellvertreter in ausübung des gewerbes oder berufes: unnd wo iemant derselben vogelherd in vorgeschribner mass einen hette und sich dess durch sich selbs oder seinen anwaldt allein für sich, seine geprote (die in seinem brode stehenden) kinde, eehalten und gesinde geprauchen wolt, demselben solt der ambtman darzu einich annder holtz nit erlauben oder vergunnen dann vorhin ... doch daz diejenen, so soliche vorgeschribne vorhein, vichtein oder tennin este zu solichem vogelberd geprawchen und hawen wolten, durch sich selbs oder iren gewalt nicht auff die stammen steigen. Nürnberger polizeiordnung 314; es sollen alle fleischhacker und fleischhackerin, die ie zu zeiten schwein stechen, prüen oder würst machen, weder durch sich selbst oder eehalten oder gewalt in allerlei würste nichtz anders einhacken noch geprauchen dann von schweineim fleisch. 235; do mag er woll hawen doch also, das er noch sein gewalt seinen nutz mit dem holtz noch loe nicht suchen, und das sunst nirgen furen dann für der stat kalcköfen in keinerlai weisse on alles geverde. baumeisterbuch 90; ez sol auch kainez angiezzers wirtin [Bd. 6, Sp. 4966] niht schencken, er noch kaine sein gewalt. Nürnberger polizeiordn. 206; daz der meister der hamersmit selber z den heiligen swern sol, daz er und sein gewalt dhein coln nizzen und brennen sol von beden welden. 170; das fürbass kein pierprew noch pecke oder ir gewalt oder eehallten zu dem bier zu mültzen oder zu prewen, noch zu der arbeit des taigs des vischpachs nemen oder gebrauchen sollen. 277; ob im ein wirt sein wein liezz machen, daz er oder sein wirtin oder sein gewalt, den er darzu schicket, niht dabei weren, daz si sehen, wamit man in den wein machte, der wirt mz geben 5 pfunt haller. 204; der wirt, schennck oder ire weiber oder gewalt, die also iemand mit were oder waffen in seinem hawss trincken, zechen oder sitzen liessen, der sol von einem ieden derselben were trager zu puss verfallen sein. 53; dann welcher burger, burgerin oder ir gewalt an solichem betretten oder sunst darumb furbracht wurde, und sich des für sich und seinen gewalt mit seinem rechten nit benemen mochte, so sollte abermals soliche habe und ware ... dem zollner von gemeiner stat wegen verfallen sein. Nürnberger polizeiordnungen 143; ebenso 82. 151. 158; welher unser burger oder burgerin oder ir gewalt einem andern unserm burger schaden tt an sinen gerten. oberrheinische stadtrechte 1, 92 Schröder; es sollen auch die meister noch die knecht weder klupfel noch spenn noch keinerlai holtzwerck auch keinerlai eisenwerck noch anders, das zu dem pawe gehort, von der arbeit tragen, auch in die pauherren, ir frawen noch ir gewalt des nit vergonnen. baumeisterbuch 274; und gepietten ernstlichen, das nun hinfur kein pauherre, fraw oder ir gewalt hie in der stat den obgemelten arbeittern nit mer suppen oder sunst zu essen und trincken geben soll, sunder das bei dem gesetzten lone beleiben lassen. 276; ain iegkliche frow mag die anndern in irer kinndtpet vor oder nach mittag oder tischzeit wol haimsuchen und besehen, doch also, das ainiche frow oder ir gewalt auf ainen tag inn derselben kinndtpet weder kinnden oder amen uber vier pfenning nit gebe. Nürnberger polizeiordn. 70. 4)) der begriff der macht wird durch die vorstellungen der ehre, des ansehens, der äuszerlichen geltung zurückgedrängt. vgl. oben sp. 4912 zu gotisch vulþus. a)) potentia, gewalt und ansähen. Frisius (1568 und später) 1027b. in magna potentia esse in grossem gewalt und ansähen sein. ebenda. ebenso Rihelius; gelt bringet ehr, ansehen und gewalt. 1592; den do unser her got hertzog Bugslaffen mit so mechtigen landen und lewten ... mit gewalt und ansehen und mit fried und aller wolfhart erhaben hette. Pomerania 2, 323 Kosegarten; wenn ich mich aber tratzlich hallt b)) wer sinen veind in hohen eeren oder gewalt findet, der sol sich vor jm hüten, als vor der schlangen. buch der beispiele alter weisen 119; umb solcher lere willen, tödtet der teufel niemand, kan sie wol leiden, ja gibt jnen grosse reichthum, ehre und gewalt dieser welt, das sie ruge haben und süsses leben füren. (auslegung des 9. psalm. 1525) 3, 28a Jena; es haben aber hie bei diesen Suionen auch die reichthumb und gewalt, ir ehr und ansehens. Micyllus Tacitus (Germania) 451a; darumb so schreiben wir den eseln kein ehr oder gewalt z, wie die Egyptier den crocodilen unnd nattern. Josephus wider Apionem 164a; zum andern, trachtet der gemein hauff in dieser welt allein dahin, wie sie können und mögen, es sei mit ehrn, oder unehrn, grosse reichtumb, ehr, wollust, gewalt, gesundtheit, und was dieser stück mehr sind erlangen. erkl. der ep. a. d. Römer (1566) 743; wie nun derselbige (könig Artus) seiner stillen und gerechten regierung wegen an gewalt, grosser reichthumb und ehren mehr, denn iemand dencken möchte, zuname, also wolt er, dass seine königliche freigäbige miltigkeit nicht allein seinen Engellendern und unterthanen bekannt, sondern auch bei allen aussländischen völckern ruchtbar würde. wendunmuth (2, 22) 2, 38 Österley; der welt macht, herrligkeit, reichtum, [Bd. 6, Sp. 4967] reichtuhm, grosse gewalt, ehre und ansehen, etc. sein eitel; nichts. hochdeutsche canzellei 2, 389. c)) festung nennet man die stätte und schlösser, für andern darzu abgesondert, welche mit thürnen, mauren, wällen, brust- und streichweren, bollwercken, pasteien und tieffen gräben, nicht zur lust, pracht, seine gewalt reichthumb und grosse weiszheit, dadurch, wie Nebucadnezar zu ostentiren, ... erbawet, sondern mit grossen kosten auffgericht, und der gantzen landtschafft zum besten erhalten worden. militaris disciplina 10; sih doch, o mensch, was ist die welt, d)) der könig ausz Engelland kam auch mit einem solchen gewalt, dasz unmúglich davon zu schreiben ist. buch der liebe 10b; cum potestate proficisci in provinciam. herrlich und prachtlich aufreiten, mit grossem gewalt und herrligkeit auff ein vogtei reiten. 1028b; denn in dieser sach wird inn keinem weg gesucht, den bischoffen jhre herrligkeit oder gewalt zunemen. Melanchthon confess. August. (corp. doct. christ. 18c); Telemachus war vormals nie in dem gewalt und herrlichait seins vaters gesessen, hat auch nie kain red vor der gemain gethon. Odyssee 5b; möchte dir wol hie exempel anzeigen, die von grosser herrlichkeit, macht und gewalt zu armen knechten unnd bettlern worden seind. Franc. Petrarche zwei trostbücher 80a; mein her sihet nuhn, was mein vaterland und meine gebuhrts-stat fohr herligkeit, pracht, gewalt und reichtühmer hat. adriat. Ros. 170 neudruck. β) die bedeutungen 'kraft, stärke', berührung mit virtus. auch hier sind es natürlich einzelne verbindungen, die diese bedeutungsentwicklung begünstigen. 1)) voran stehen präpositionalverbindungen neben bestimmten verbis: das kriegszvolck vor der statt Verona hat auff beiden seiten eilff gantze tag in die statt geschossen, mit solchen gewalt und anharrigkeit, dasz die Venediger die mauwer mehr dann hundert und fünfftzig schuch breit nidergeworffen. Frundsbergs kriegsthaten 2, 26a; unnd damit er deren eins zu end führet, nam er sein schwerdt in beide hände, mit welchem er ausz allem seinem gewalt den juncker uberfiel. Amadis 102; dann fren wir widerumb mit solchem gewalt hinunder, das einer wol het gedencken mögen, es wurde alles zu grund gehn. 16; dieweil die barbarische völcker ihres nutzes halben die wurtzel sambt den blättern zerschneiden, und den safft mit gewalt berausz trucken, damit sie es viel verkauffen können. kräuterbuch (1678) 739; einige spannen die sehne zu straff und drücken den pfeil mit gröszerer gewalt ab als nöthig ist. Lucian 1, 50; mig g'walt cha-me-ne geiss hindenumme lüpfe. Basler mundart 157a u. a. s. unter mit gewalt (III, 3). 2)) auch aus der eigenart des jeweiligen subjectes wird diese bedeutung vielfach bestimmt und bedingt: von der wüsten Romanie, [Bd. 6, Sp. 4968] offner jochwal zwischen dem haus am ort in niderndern dorf und der Geirin hof, der die herrschaft angehört, und der selbe wall soll alzeit offen sein, und wan ein grosser gwalt kumbt von wassers wegen, was dan der ober jochwall nit tragen mag, das solt durch den untern jochwall rinnen. dorfbuch von Naturns, österr. weisth. 5, 22; allwo in einem kranenrade ein ochs gehet und soviel gewalt darin thuet, als er selber wieget. 207; item die kranräder, welche grosze gewalt thun. ebenda; geschütz grobes, hat grosse gewalt. Abraham a. S. Clara gehab dich wohl, register (Nürnberg 1729). vor allem gilt dies für die verbindung mit einem subjectiven genetiv oder einem entsprechenden pronomen (vgl. auch unter III, 1): solche grosz gnad und gewalt der tauff und des christlichen stands, haben sie uns durchs geistlich recht fast nidergelegt und unbekant gemacht. an den christlichen adel 8 neudruck; allein gott durch sein gottlichs wort, und durch sein gotlichs gnedigs warhafftig tzusagen, wurdet uns helffen, nit durch unszern verdienst, sonder einnigk und allein, damit sein gottlich barmhertzigkeit, die gewalt und ere seines gottlichenn wortes, offenbar werde. 47 neudruck; da sie durch den bericht des tuchhändlers auf den gedanken gekommen war, es könne wohl die gewalt der töne gewesen sein, die an jenem schauerlichen tage das gemüth ihrer armen söhne zerstört und verwirrt habe; so fragte sie die klosterschwester. (die heilige Cäcilie) 4, 203; sie (die scheiben) sind sämmtlich von 1570, aber an der starken stellung der gerüsteten männer, an der gewalt der heraldischen thiere, an den tüchtigen körpern der zierrathen, an der lebhaftigkeit der farben, sieht man den kerngeist der zeit. (Schweizerreise vom jahre 1797) 43, 163; alles ist an ihm (dem torso) in flusz und bewegung in den allergelindesten umrissen. man sieht alle theile und ihre macht und gewalt, jede fiber ist in regung. (Ardinghello) 1, 225; er drückte an der klinke der thüre. da sie sich aber so nicht öffnen lassen wollte, so stemmte er sich mit der ganzen gewalt seiner schultern gegen sie. werke 3, 135; die lanze traf 3)) über diese und andere verbindungen hinaus hält das wort in der neueren sprache die bedeutung 'kraft' gerne fest, es strebt namentlich nach der verbindung mit entsprechenden synonymen. a)) bittet und ruft gott an umb hülf und stärcke, oder umb seine gewalt, damit er den bischoff und tyrannen hindere oder ändere. (an die christen bei Freiberg 1531) 54, 238 Erlangen; was gewalt und sterck die liebe verborgen dreit. darumb du dich mit höchstem fleisz davor bewaren unnd hüten solt, ein ebenbild ab mir nemmen und dich diszem gewalt nimmer mehr underwürfflich machen. Galmy 9; dan böser leut ms ir arm' nt gewalte b)) do ist denne wiltnisse und wasser z eime zeichen, das irdensch gewalt und kraft gegen gotte nut verfohet. d. städtechron. 8, 248 (Königshofen); der eingang ins bad soll gemach und langsam sein, damit die krafft und gewalt des bades ... nicht etwa eine gute wirckung verhindert. med. maulaffe 590; wie nu des herren stim gefährlich [Bd. 6, Sp. 4969] und seid doch alt; ihr denkt, ihr habt gewalt, und seid schwach. don Quixote 2, 49; das ist eine grosze rarität; es ist das schwert Caroli Magni, seit tausend und mehreren jahren beim oberhofe aufbewahrt und noch in voller kraft und gewalt. 1, 166; wenn ich an die kraft und gewalt ihrer figuren mich erinnere, an den tiefsinnigen, freien, groszen, unerschrockenen humor in Octavian, Zerbino, Kater, Däumchen, Blaubart, Fortunat und in der verkehrten welt so weisz ich nur ein gegenbild zu diesem lustspiele in der ganzen geschichte der poesie zu finden: es ist das des Aristophanes. 4, 9; als dieser aber ihm nun die hand gab und die seinige mit einem prahlerischen drucke schüttelte, um ihm seine grosze kraft und gewalt anzukünden, erwiderte der sohn unverweilt diesen druck, so dasz die gewalt wie ein blitz in den arm des alten zurückströmte und den ganzen mann gelinde erschütterte. (leute von Seldwyla) 4, 211. c)) das gewissen erferets, das ein nachdruck und gewalt bei dem göttlichen wort ist. 16, 118 Weimar; bei der stelle: viel böses zu erzählen pp. haben sie ganz recht, die gewalt auf: böses zu legen. (an Kayser 26. oct. 1785) briefe 7, 112; Schiller hat deswegen einen guten gedanken gehabt, dasz er ein kleines stück die Wallensteiner als exposition vorausschickt, wo die masse der armee, gleichsam wie das chor der alten, sich mit gewalt und gewicht darstellt. (Schweizerreise 1797) 43, 10. d)) dann viel mittelmässiger bild sind dorzwischen zu finden, und es ist auch ein grosse kunst, welcher in groben bäurischen dingen ein rechten gewalt und kunst kann anzeigen und recht brauchen. nachl. 247; der feurigste maler darf nicht sudeln, so wenig als der feurigste musikus falsch greifen darf; das organ, in dem die gröszte gewalt und geschwindigkeit sich äuszern will, musz erst richtig sein. (an Fr. Müller 21. juni 1781) briefe 5, 137; man musz überhaupt eine gewalt, die nach und nach wirkt, nicht mit der gewalt vergleichen, die plötzlich wirkt. ein tropfen wasser ist, denke ich, doch wohl ein schwächerer körper, als ein stein; und dennoch bleibt der alte satz wahr: gutta cavat lapidem. chirurgische bibliothek (1777) 4, 574. γ) die bedeutungen 'zwang, überwältigung, vergewaltigung, gewaltthat'. die vorstellung der kraft, wie sie sich in der parallele mit lat. virtus in wendungen nach art der eben belegten entwickelt, beruht auf der unterdrückung oder verdrängung des relativen momentes, das dem worte gewalt von hause aus beiwohnt. die factoren, an denen die kraft sich miszt, haben in solchem zusammenhang auf den bedeutungsinhalt des substantivs keinen einflusz gewonnen, und so wurde der absolute begriff vorbereitet. eine ganz andere richtung nimmt die bedeutungsentwicklung, wenn der widerstand, den andere machtfactoren ausüben, lebhafter empfunden wird; von hier aus breiten sich je nach dem zusammenhang, je nach der verbindung mit synonymen oder gegensätzen, nach der anknüpfung an einzelne anlässe, die verschiedenen abstufungen des begriffes 'überlegene kraft' in der paralle mit vis, violentia aus. 1)) übergänge zwischen den bedeutungen 'kraft' und 'zwang' in der präpositionalverbindung mit gewalt: dies saamenkorn fällt in die erde! da liegts und erstarrt; aber nun kommt sonne es zu wecken: da brichts auf: die gefässe schwellen mit gewalt auseinander. werke 5, 532; der jüngling fühlt den eindruck innig und unauslöschlich: er fühlt ihn nachher wieder und wenn der dunkle, abentheuerliche, nichtssagende eindruck nach den guten gesetzen der seele von selbst anfängt, schwächer zu werden; so verstärkt er ihn mit gewalt! er erzwingt sich andacht — welche andacht! (fragmente zu einer archäologie des morgenlandes) 6, 93; mitten unter schönheiten der alten wird das gefühl an schönheit verhärtet, und der geschmack mit gewalt gezwungen, dasz er sich verwahrlose und nach elenden, kindischen, unsinnigen zwecken laufe. 5, 652 u. a. (vgl. mit gewalt III, 3); ähnlich ich hab das durch gewalt gezwungen gethan vi ac necessitate coactus, et irritus hoc feci. (1727) 933a. 2)) ausprägung des momentes der überlegenheit über andere machtfactoren. a)) macht ist ein vermögen, welches grossen hindernissen überlegen ist. eben dieselbe heisst eine gewalt, wenn sie auch dem widerstand dessen, was selbst macht ist, überlegen ist. 7, 111; von der gewalt, die alle wesen bindet, [Bd. 6, Sp. 4970] drum eben ist gewalt gewalt genannt, verwegner traum! doch wie du immer seist: b)) de sint di al gesat vor ein exempel, gewalt und zwang wer weisz, wo sie der wüthende verbirgt, c)) gegen gewaldt ligt witz zu füssen, ubi vi res geritur, sapientia e medio pellitur. florilegium 307; weisheit übertrifft gewalt und macht. rechtssprichwörter von Graf und 529; das exempel des Orpheus, welcher durch die gewalt seiner saiten, Eurydicen von den unerbittlichen richtern, ob schon unter einer allzustrengen bedingung erhalten, wird ziemlich weitläufig berührt, und endlich wird geschlossen, dasz ein sieg, der über das reich der schatten durch gesänge erhalten worden, auch wol durch gewalt zu erreichen sei. (von den trauerspielen des Seneca) 6, 177; damahls geschah es, dasz einer den andern mit gewalt oder mit list von dem throne drang. 2, 921; und wann gewalt nicht hilft, so zittre vor der list. [Bd. 6, Sp. 4971] bitten und gewalt bis an die barriere durchgearbeitet hatte, stand ich dicht neben ihr. (auf der universität) 2, 117; gewalt ist nicht tapferkeit. überschrift zu 1, 4, 55; Lomellin. aber sie werden eine buhlerin suchen, und eine empfindlerin finden. Gianettino. gewalt ist die beste beredsamkeit. (Fiesko 1, 5) 3, 21; mit welchem schlosz verwahr' ich eure treue, nie war natur und ihr lebendiges fliessen d)) ich (Venus) zwing allein all fürsten herren, denn wer der list sich wohl noch fügen will, ihr schönen in Britannia! .... verschönert durch die zärtlichkeit, [Bd. 6, Sp. 4972] dramat. sp. 2, 255; wir haben unsere pflicht gethan, sind nur der gewalt gewichen, und das war vorerst alles, was hier zu thun war. Frankfurter nationalvers. (9) 6879a; ich bin für eine öffentliche sitzung und wir dürfen erst einer ganz anderen gewalt weichen, als der, welche heute angewandt worden ist. 6879b. 3)) bei der überlegenen kraftentfaltung, bei der ausübung unwiderstehlichen zwangs, wirkt ein moment der überraschung, des ungestüms mit, das im bedeutungsgehalt von gewalt ebenfalls raum gewinnt. an menschlichen handlungen wird es als leidenschaft empfunden und in gegensatz gestellt zu besonnener überlegung. bei sonstigen ereignissen entwickelt es die vorstellung des schreckhaften. vgl. hierzu die adjectiva als attributive begleiter unter III, 2. a)) das moment der leidenschaftlichkeit wird ausgeprägt: und das grössest, dz diser unwissendt gewalt theologus will den christenlichen glauben uff zitlich, liplich fürstenthm und heidnisch herschafft gründen. Karsthans 163 Kurz; gewalt und hochmut stürtzet manchen man und statt. 1592; gewalt und zorn zusammen ist der todt. ebenda; gewalt und zorn, machen alle ding verworn. florilegium 304; namen in bald mit zorn und gwalt der jüngling tet sich keren, bis dir der helle sieg gelingt, b)) die daller verlieren sich mitt gewaltt. briefwechsel 2; es wird mit gewalt warm = plötzlich, schnell und stark. Leipziger mundart 122 u. a. vgl. III, 3; das is der e gewalt! (1767) 3, 1409; vgl. 22, 908. 4)) besondere abstufungen der bedeutung ergeben sich je nach der art der angewendeten mittel und des verhältnisses zwischen object und subject der gewalt. a)) der staatsrechtlichen prägung des begriffes 'macht' läszt sich auch aus dem bedeutungsgebiete des 'zwangs' ein analogon zur seite stellen: das übergewicht, das eine machtgruppe über die andere durch anwendung kriegerischer mittel gewinnt. hier steht das verhältnis zwischen object und subject mit der eigenart der angewendeten mittel in einem gewissen causalzusammenhang. α)) ein torechter regent, der da stat auff dem tach des gewalts zeigt sein unvolkummenheit und laster, die vor verborgen waren. der hellisch löw a 6b; mit dem horn des auffsatzes unnd betrügs stossend auch die behenden kouffleut, und würfft ie einer den andren über das seil .. mit dem andren horn des gewalts, stossend die gewaltigen herren in denen wenig kunst ist, deren decretal und landtrecht ist ... wir wöllens, es musz sein. das irrig schaf A 3a; auch jener hohes horn, [Bd. 6, Sp. 4973] vim suscipere contra rempublicam, gewalt wider ein regiment fürnemmen, ist schier einer statt absagen. 1390a; gewalt musz haben grosz gelt, grosz rüstung, guten rath, beistand und glück. florilegium 310; ach dasz der grosze gott bald gnädiglich von oben β)) die bedeutungsverschiebungen, die sich aus solchen verwendungen der präpositionalverbindung mit gewalt ergeben, sind schon in der mittelhochdeutschen periode (vgl. oben sp. 4940. 4941) belegt und in den verzweigungen 'heer', 'volksmasse', 'menge' nachgewiesen worden. sie haben in der neuhochdeutschen periode ihren besitzstand vermehrt und leben in einzelnen mundartlichen wendungen noch heute fort. 1))) auch musz ich die könige ausz Engelland, ausz Schottland, unnd den könig ausz Irland, umb hülff und beistandt bitten, dasz sie nicht lang auszbleiben, und mit allem jren gewalt kommen, und mir zu helffen sich nicht säumen. buch der liebe 10b; sie bezwongen die Frantsosen wider, sie verdriben, verdrungen sie mit gantzem gewalt und buwetten die statt von mueren und vestigten die mit gewalt. chronik 95; anno domini 26 umb Martini zoch der edel und streng her Jorg von Fraintsperg zu Mundelhain in das Welschland mit einem fuszzewg in groszer geferlichhait, wan er mit gantzer gewalt hinein musset, alle clausen und strassen verlegt waren. (Weissenhorner historie 145) bei quellen 1; wie nun der patriarch angezeiget was er gesehen, ist Ferdinandus Gonzaga für andere dieser meinung gewesen, man solte das geschütz und die knecht auff das landt lassen, und vor allen dingen das schlosz Prevesa mit gantzem gewalt durch den sturm erobern. kriegsbuch (1596) 3, 121a; sich mit aller gewalt vertheidigen, se obnixe defendere. 2, 921. vgl. auch unter III. 2))) sie zugen auch auf dasmal mit groszem gewalt für Zürich und lagen darvor mit drei velden. d. städtechroniken 5, 173 (Augsburg); rückten also mit groszer gewalt für die mordergruben. Bünting Braunschweiger chron. (ausgabe von 1584) 2, 26a; darnach zog der küne held hertzog Heinrich als ein frewdiger lew, mit dem gantzen hellen hauffen für Oldenburg, belagert da graff Christian mit grosser gewalt, dasz er sich besorget, er würde das hausz zu stücken reissen. ebenda (ausgabe von 1620) 147; der ertzbischoff von Bremen kam davor, und stürmet mit grosser gewalt, kundte doch gleichwol nichts auszrichten. 273. ähnlich 304; hertzog Heinrich griff die stad Bremen an, stürmet und erobert sie mit grosser gewalt, und gab sie den krigsleuten. 146; erobert das schlosz und setzet sich mit groszer gewalt hinein. 414; als nun Georg von Frundsberg ... nicht kondten zu hülff kommen, [Bd. 6, Sp. 4974] weil die Frantzosen und Venediger mit gröstem gewalt darvor lagen, beschossen und stürmeten ... Frundsbergs kriegsthaten (1568) 2, 25a; solchs bluetrots feur habt ihr anzündt 3))) Hohenkonigsbergk ... hoit er durch sein lantvogt und hewbtleut im Elsas mit gewalt uberzogen und erobert. M. v. Kemnat chronik Friedrichs I. von der Pfalz 30; darnach lies der pfaltzgrave ziehen mit gewalt vor Hohenburg. 28; do zoch die stat Augspurg uz mit gewalt gen Pairn mit offner banier. d. städtechroniken 4, 82 (Augsburg 1388); do erclagten sich die von Augspurg, wie die herrn von Bairn den frid so barlich geprochen hetten, den der kunig, fürsten und herrn gemacht hetten, und wurden überain, dasz man wolt ain zug ton mit gwalt durch das land ze Bairn gen Regenspurg. d. städtechron. 5, 34 (Augsburg); ähnlich 5, 33. 5, 27; do zoh man hie mit gewalt ausz, gereisig und fuszvolck, und zugen den Sweitzern entgegen bisz enhalb Czenn; do chomen die Sweiczer hergegen von Winsheim bisz enhalb Czenn und komen do zu den unsern und zugen do mit gewalt herein. Nürnberg's krieg gegen Albrecht 1450, d. städtechroniken 2, 217; und ist unser meinung hierauf gestelt, wie ir uns beistant hett wöllen thn, wolten wir mit macht und gewalt für den himel ziehen. ein unterred des bapsts und seiner cardinalen bei sat. 3, 84; die in der cleinen stat zugent mit gewalt, mit drigen bannerin, mit den metzsgerin fúr das richthus. Basler chron. 4, 298; da lagents (die Baiern) mit gewalt fünff tag und prannten die gantzen strasz. d. städtechron. 4, 311 (Augsburg 1372); in der zeit rait kaiser Karl in die mark geen Prandenburg mit groszer ritterschaft und mit groszem volk von herrn und von stetten und lag darinnen mit gewalt. d. städtechron. 5, 8 (Augsburg); ähnlich 5, 21; die stat (Jerusalem) die ward umbgeben gar 4))) im 1027 jar zoge käiser Conrat gehn Rom mit heeresgewalt. (1765) 99 (mit heereskraft 100); darinn erzellet er (Comines) neben anderem, das nach absterben hertzog Carols von Burgund, so für Nancey bliben, könig Ludwig aus Frankreich, .... die graffschafft Arthois und bede Burgund, dem frewlin von Burgund, mit heeres krafft und gewalt genommen hat. Sleidan übers. (vorrede an den leser) 1557. γ)) das objectivierte substantiv auszerhalb der präpositionalverbindung: und sampten sich do, und brachten am pfincztag darnach an dem abent vil volcks für daz haus zum Neunhoff, zu rosz und zu fuszen, und ein grosze puchsen; und daz selbig haus was neur ein lusthaus, nit weit von Eschenaw gelegen. darauf waren etlich gesellen, und do sie den gwalt sahen, do ergaben sie sich, und daz haus ward auszgebrant. d. städtechron. 2, 183 (kriegsbericht Nürnbergs von 1449); sie hetten sich auch solchs gen hertzogen Ludwigen nit getrawet und schickten herausz, was der grosz gewalt mainte, den [Bd. 6, Sp. 4975] sie ungewarneter sach vor ir stat und umb ir stat allenthalben ziehen sahen. d. städtechroniken 5, 238 (Augsburg); do waren dannoch in Lüttich wol sechzig tausent man und hetten die stat wol behalten, sie hetten aber kain hauptmann und forchten den grossen gewalt. d. städtechron. 22, 216 (Augsburg); und als er an die stuffen kam, musten jn die kriegsknecht tragen, fur gewalt des volcks, denn es folgete viel volcks nach. apostelgeschichte 21, 35 (um die sterck cod. Tepl., von getreng wegen. Augsburger bibel von 1487) vgl. sp. 4949; all frid und daidung war zu mat, denn blieb mein Maydel gleich auf unser wahlstatt liegen; b)) manigfaltig gliedern sich die bedeutungen, wofern einer der beiden factoren individuell bestimmt ist, während im andern das collective moment überwiegt, namentlich sofern dieses letztere corporativ zusammengefaszt ist. α)) bleibt dieses corporative moment auf der seite des trägers der gewalt, so entwickelt sich die vorstellung einer steigerung oder überspannung der amtsgewalt, dienstgewalt gegenüber von unterthanen und untergebenen: ob schon mir Rom nit aplasz gibt, [Bd. 6, Sp. 4976] man alle diejenigen, so vom bapst excommunicirt sind, mit gutem gewissen, mit gifft oder gewalt könne, ja solle hinrichten. auszführlicher discurs und bedencken eines teutschen catholischen priesters bei 1, 280a; Caraffa fieng an wieder gewalt zu protestiren. mediz. quacksalber 58; so wird man zum voraus wohl zu überlegen und sich zu entschliesen haben, ob man im weigerungsfall ihn arretiren und aus dem land bringen, und wie weit man mit der gewalt wenn er sich widersezzen sollte gehen wolle. (an Karl August 1779) briefe 4, 8; als anstifter wird bestraft, wer einen anderen zu der von demselben begangenen strafbaren handlung ... durch miszbrauch des ansehens oder der gewalt ... bestimmt hat. strafgesetzbuch für den norddeutschen bund (1870) § 48, bundesgesetzblatt von 1870 s. 205; das ist nach meiner meinung der wahre begriff germanischer freiheit, welche nicht mit wüthenden rotten durch die straszen läuft, sich selbst ausrufend, sondern der gewalt eine unsichtbare und stumme schranke entgegensetzt. (memorabilien) 18, 33 Bobertag; der gerichtsvollzieher ist ... wenn er widerstand findet, zur anwendung von gewalt befugt und kann zu diesem zwecke die unterstützung der polizeilichen vollzugsorgane nachsuchen. strafgesetzbuch für den norddeutschen bund (1870) § 678. β)) dem gegenüber entwickelt sich da, wo das collective und corporative moment in dem zielpunkt der gewalt liegt, der begriff 'aufruhr': da zerret an der glocke strängen c)) wenn beide factoren individuell bestimmt sind, nimmt das wort zunächst privatrechtlichen charakter an, greift aber von hier aus in das strafrechtliche gebiet über. α)) das machtverhältnis wird nicht näher angedeutet: wa iren ainem von iemands ainicher gewalt und schad beschehen wellte, das die andern alle disen betrengten bei recht handthaben und leib, blut und gut zu ainandern setzen wellten. Zimmersche chronik 1, 146 u. a. (vgl. die zahlreichen ähnlichen verbindungen unter III, 4); also vermaint der Fugger, es sollt im das auch also hingeen, man derft in nit anfechten, aber Matheisz Öhen kham für ain rhat, beclagt sich solliches gewalts. Langenmantelsche chronik, d. städtechron. 23, 244 anm. 1; doch soll dem gegentheil seine notturfft und einrede (da er einige zu haben vermeint) wider solchen gewalt fürzubringen, hierdurch unbenommen, sondern vorbehalten sein. Frankfurter reformation (1578) 1, 6 § 5; wär es dann sach, das ain gerichtsman, so weit von der obrigkait, durch böse leüt angriffen wurde, mag er seine nachtbarn umb hilf und beistand anrüefen, damit er sich des gewalts erwerth. landrecht von Wartenfeld (1585), österr. weisth. 1, 161; da er mir sagte, dasz Gabrias bereit wäre, über gewalt gegen mich zu klagen. (Peregrinus Proteus) 28, 100; die nothwehr findet aber nur gegen eigenmächtige gewalt, und auch gegen diese nur alsdann statt, wenn die obrigkeitliche hülfe die beleidigung weder abwenden, noch den vorigen zustand wieder herstellen kann. landrecht der preusz. staaten (1832) 2, 20 § 518; gegen gewalt musz jeder inhaber und besitzer geschützt werden. 1, 7 § 141. vgl. auch § 142. § 143; ist die gewahrsam oder der besitz, obigen vorschriften zuwider, jemanden mit gewalt entnommen worden, so müssen ihm dieselben, ohne rücksicht auf ein besseres recht dessen, der die gewalt verübt hat, wiedergegeben werden. § 146; eben so wenig können durch gewalt erzwungene, oder durch betrug veranlaszte handlungen oder duldungen den besitz eines rechts bewirken. § 97; wer mit gewalt gegen eine person oder unter anwendung von drohungen mit gegenwärtiger gefahr für leib oder leben eine fremde bewegliche sache einem andern in der absicht wegnimmt, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen, wird wegen raubs mit zuchthaus bestraft. strafgesetzbuch für den norddeutschen bund (1870) § 249; wird die erpressung durch gewalt gegen eine person oder unter anwendung von drohungen mit gegenwärtiger gefahr für leib oder leben begangen, so [Bd. 6, Sp. 4977] ist der thäter gleich einem räuber zu bestrafen. § 255; wer einem kameraden ... eszwaaren, getränke, taback oder gegenstände zur reinigung oder zum ausbessern der sachen zum eigenen gebrauch ohne anwendung von gewalt an sachen entwendet oder veruntreut, wird das erste mal disziplinarisch mit strengem arrest bestraft. geschieht dies aber zum zweiten mal, oder ist bei verübung der that gewalt an sachen angewendet ... so tritt die strafe des einfachen diebstahls ein. kriegsartikel für das preusz. heer (1852) § 46, bundesgesetzblatt von 1867 s. 315. β)) das verhältnis des stärkeren zum schwächeren: ja, was heiszt 1))) nimmermehr, mein herr; ich geb es nimmermehr zu. — es geschieht ohne meine einwilligung. — das heiszt gewalt brauchen, mit gewalt besitz nehmen. — aber gewalt wider eine schwache, unglückliche; — ein mann sollte sich dieser gewalt schämen. (die matrone von Ephesus) 3, 460; lasz ab! beschöne nicht die gewalt, womit du ein wehrloses weib zu zwingen denkst. (Iphigenie in prosa 5, 3) 57, 87 (vgl. die sich der schwachheit eines weibes freut in der späteren fassung). 2))) so jemandt einer unverleumbten ehefrawen, witwen oder jungfrawen mit gewalt unnd wider jren willen ihre junckfraulich oder fräwlich eer neme, derselbig ubellthatter hat das lebenn verwurckt. Carolina 62 Kohler-Scheel; doch bei langem wirdt der bruder gar entzündet unnd schendet die schwester mit gewalt. schimpf und ernst 176b; violare notzwingen, mit gewalt schwechen, verletzen. (1570); violatio, verletzung, anfallung mit gewalt z schenden. ebenda; violator, verletzer, gewalt an thuer, geschender. ebenda; meine jungfräuliche ehre — diese nacht — gewalt! (Fiesko 1, 10) 3, 33; die wilde begierde 5)) die objectivierung knüpft an die verschiedenen eben belegten bedeutungen an, bevorzugt aber die individuell gebundenen. ein äuszeres kennzeichen der objectivierung liegt in dem zutritt von pronominalformen zum substantiv. die neuere sprache hat diese abgestreift. a)) dann es ist kein gewalt vordriszlicher unnd unleidlicher, dann wo man des vorgewältigten noch darz spottet, und in z seinen unglück übet und trötzet. (Vadiscus) 4, 158 Böcking. b)) dwile here Niclais Petern geschuldiget hait umb ain gewalt und nit umb ein frevel, und mit recht gewiset ist, daz es keine gewalt ist dann ein frevel, so sal here Niclais den kosten gelden. der Ingelheimer oberhof (1448) 267 Lörsch; eine unscholt geboden vor den ofgemessen schaden und umb einen gewalt. (Oberwesel 1449) 283; das ist ein gwalt wann es geschicht on offen ursach. Terenz (1499) 112b (anmerkung des übersetzers); wa aber jemandt uss forcht eins gewallts unnd nit der meinung, jemandt vom rechten zu dringen, ann unverdachtlich ende enntwichen, der hat dadurch disse vorgemellte straffe nit verwurckt. Carolina 66 Kohler-Scheel; so ein fehler befunten wiert, von der herrschaft dasz gehörige einsechen und die verdiente bestraffung vorgekert wiert, ohne dasz man ditszfahlsz einen richter einen gewalt oder bestraffung zuelaszet. marktordnung von Pöllau (1547), österr. weisth. 6, 141. c)) derhalben, als sie den gewalt und straf gottes augenscheinlichen sachen, baten sie gott umb gnad und verzeihung. Zimmersche chronik 1, 283; kumbt iemant, der zu schaden gen wolte, das sullen sie understen und denselben davon weisen, wolt sich aber derselb oder mer darinn frävenlichen halten und in gwalt beweisen oder mit gwalt in die hueten prechen, desselben gwalts si sich sullen wern nach irm vermügen. dorfrecht der gemeinschaft zu Tirol (1462), österr. weisth. 51, 57; aller der gewalt, schad, ungemach der dem gotzhaus geschicht [Bd. 6, Sp. 4978] an leuten oder an gut, den schol der an unser stat vogt ist, ze hant und er daz vernimmt, pezzeren. übersetzung einer lat. urkunde (Seckau 1207) aus der 1. hälfte des 14. jahrh. bei urkundenbuch von Steiermark 2, 85; aller gewalt odder betrübung, die einem inn seiner possession zugefüget, sollen inn dem gericht, darinn dieselben beschehen, gerechtfertiget werden. Frankfurter statutenbuch (1558) 103b. d)) denn ist es ist gewalt! es îst verwegner raub! e)) gewalt schreien (zu anderen ähnlichen accusativen bei schreien vgl. theil 9, 1719): der häscher steht erstaunt und schreit zuletzt: gewalt! herbei, ihr männer, gute leute helft! gewalt! gewalt! .. ach gnäd'ger kaiser! δ) gewalt = frevel und = unrecht. die ausübung der überlegenen kraft wird an dem maszstab der moral oder des rechtes gemessen: gewalt, gewaltthätigkeit vis, violentia. 290. 1727 u. a. vorbereitet und angedeutet war diese beurtheilung auch schon in manchen der eben belegten beispiele, doch fehlte die besondere ausprägung dieses momentes, die in den folgenden belegen hervortritt. 1)) die beurtheilung unter dem gesichtspunkt der moral: den armen man nit underdruck richt nun dein thun und lassen a)) (die aufrührerischen Gascogner) erwehleten derhalben allerlei befehlhaber, ja einen könig, welche mit grossem stoltz und hochmuth viel städt und leuth durch list und gewalt einnamen und zwungen. wendunmuth (2, 46) 2, 85 Österley; dieweil aber d. Luthers christliche lehre, von allen seiten mit listen und gewalt angefochten, .... schrieb d. Luther an disz edle blut (an Karl V.). Luther 48; drei mauren kan noch wohl ein starckes heer besteigen, so feste als sie sind, bricht sie gewalt und list. med. maulaffe 77; er faszt hierauf den entschlusz, seine wuth zu verbergen, ein ruhiges und freudiges ansehn anzunehmen, um seine absichten desto gewisser zu erreichen, in der that aber gewalt, list, betriegerei und alles anzuwenden, wodurch er über das hartnäckige weigern der Virginia siegen könne. (auszug aus dem trauerspiele Virginia) 6, 95; ich mögte doch auch wider des teufels list und gewalt, die litteratur aufs trockne bringen. Göthe an herzog Karl August (18. jan. 1781), briefe 5, 35; ausgeartetes kind der bessern menschlichen mutter, in der höhle liegt's verwahrt, [Bd. 6, Sp. 4979] wesentliche einerlei ist. gewalt ist zwang des fremden individuums durch physische causalität. welt als wille und vorstellung 1, 398 vgl. Schopenhauerlexikon 1, 288; wer sich eines menschen durch list, drohung oder gewalt bemächtigt .. wird wegen menschenraubes mit zuchthaus bestraft. strafgesetzbuch für den norddeutschen bund (1870) § 234, bundesgesetzblatt von 1870 s. 239; wer eine minderjährige person durch list, drohung oder gewalt ihren eltern oder ihrem vormunde entzieht. § 235. b)) dez wir aber für uns, helffer und dienner und wenn wir dir zu schaden bringen müssen, gern vertragen wären, als ferr wir dez von hindernüss gross gewalz und mütwillens verderiblichen, den du mit unserm vatter und auch mit uns manig jar bissher getriben hast, müssig und entladen möchten sein. Oswald der jüngere und Gotthard von Wolkenstein an Hans von Vilanders (1441) bei privatbriefe 1, 355; dann man helt das volck gar nahe für knecht ... under denen ergeben sich viel den edlen, wenn sie mit frembdem gelt, mit grossem tribut, oder durch gewalt und mutwillen der potentaten beschwert werden. Cäsar (1588) 59a; weil sie, die alte schlange, mit lügen und gewalt die auffsteigende warheit nicht dempffen kondte, erreget sich aus d. Martini zuhörern allerlei zerrüttung und ergernus. Luther 76; er traib vil büeberei und gewalt mit dem armen volck. d. städtechron. (Augsburg) 22, 241; (wir sehen) gewalt inn poszheit schweben hoch, gewalt in boszheit itzundt swevet hogh, geitz, gewalt und ubermuth, glaubt nicht, dasz ich fasele, dasz ich dichte, zu Trifels, auf der alten kaiserburg, c)) ohne allein ob frevel, gewalt oder andere sache geschehe, das halsz und hand anträfe. Meiszner urkunde von 1384 bei 695; bischoff Niclaus war zornig uber die bürger, sagt, sie hetten grosz gefreffelt, und die freiheit der kirchen an jm zerbrochen, wolte das sie jm den freffel und gewalt abtrügen. chronik 485b; darum geschähe ihnen, nach solcher ihrer lehre, kein unrecht so man sich wider solche unleidliche gewalt und frevel mit gewalt setzete. (predigt am 24. sonntag nach trinit.) 14, 275 Erlangen; darumb lasszt ewer frevel und gewalt und denckt das er mitt recht handlet. von weltlicher oberkeit (1523) E 3a; gewalt ist öffentlicher frevel. glossen zu Lucas 3, 14; dat he ome enjegen wedder sinen willen mit frevell und eigener gewolt, wone und sitte in einen huse. urkunde von 1533 aus Leineberg bei 695; unnd lesset jhm unrecht thun, unnd das seinige mit freuel und gewalt abdringen unnd rauben. hochzeitspredigten 115 neudruck; ebenso 105; gewalt und frevel bringt endtlich den todt. 1592; wer weist nicht, dasz ohn dich ihr wort erloschen wär ich wasche, gott, in unschuld meine hände; d)) gewalt, notzwang, ehebruch und schand er (der teufel) kam an eines füersten hoff, [Bd. 6, Sp. 4980] dieweil der satan das evangelium mit keiner gewalt noch ketzerei vertilgen kundt, practicieret er noch weiter. Er. Alberus wider die verfluchte lere der Carlstadter, vorrede; hör' ich nicht den krieg schon kommen? gehütet wie den apfel meines auges e)) hie geht vor billigkeit gewalt, 2)) gegenüberstellung von gewalt und recht. a)) Hanns Waldman, man seit von dir, wer den grösten kolben hat, gewonheit wird gebot durch brauch und lange zeit. ein schnöder eigennutz steht itzo an der stelle was ist gesetz und ordnung? können sie nicht ist von recht, noch von gericht die rede; geh zu raub und krieg! [Bd. 6, Sp. 4981] denn nicht vom rechte, von gewalt allein schrecklich immer, mein heer erwartet mich, dasz wir versuchen, herold. beglückt wer hat; das ist ein alt gesetz. b)) warum lessestu mich sehen mühe und arbeit? warum zeigestu mir raub und frevel umb mich? es gehet gewalt uber recht. Habakuk 1, 3 (et factum est iudicium et contradictio potentior; und es ist urtail worden, unnd das wider sprechen gewaltiger Eck; bei den älteren übersetzern andere auffassung); darumb ist dieser spruch Habacuc; gewalt gehet uber recht, wol bleiben inn der welt. der prophet Habakuk i 4a; der wellt lauff ist, wer frum sein wil, der mus leiden, solt man ein sache vom alten zaun brechen, denn gewalt gehet fur recht, wenn man dem hunde zu wil, so hat er das ledder gefressen, wenn der wolff wil, so ist das lamb unrecht. fabeln 16 (neudrucke 76); gewalt der geht gar offt für recht, es ward auff erden nie so schlecht, gewalt gehet für recht wo gewalt gehet fur recht es ward auff erden nie so schlecht, [Bd. 6, Sp. 4982] von 1857), 412; Sievers: kommt! auf unserm wege kann's was werden. recht haben wir, und mit vernunft setzen wirs durch. Metzler: ihr narren! gewalt geht vor recht. bleibt! (Götz bühnenbearbeitung 5, 3) 42, 416; vom rechte der völker ist dort nirgends die rede, nur von mächten, bei denen doch, wenn sie mächtig sind, häufig gewalt vor recht geht. 2, 2, 570; in bösen zeitläuften, wo gewalt für recht geht. 2, 2, 510; man hat mir einmal eine ähnliche äuszerung schuld gegeben: 'gewalt geht vor recht'. das war eine lüge, das habe ich nie gesagt. Bismarck reden (11. juni 1882) 9, 364. c)) es ist bös rechten, wo gewalt richter ist. sprichwörter 2, 20; genau so sprichwörter (Frankfurt 1570) 384a; vgl. spenden 1, 151. 3574 u. a.; wo gewaldt ist, do musz recht sein maul halten. florilegium 305; daar geweld heerscht, zwijgen de wetten. v. inleiding tot de historie van Gelderland (inter arma silent leges) 1, 31; vgl. Graf und 4; wer gewalt hat, der nimts hinweg und läst die rechtsgelehrten vertheidigen. florilegium 306; wer gewalt hat, der hat recht, unnd ist gerecht, unnd solten alle schreibfedern darüber zu bratwürsten werden. 307; wenn gewalt mit dem scheinmantel der gerechtigkeit bedeckt ist, läst er sich nicht straffen noch bessern. 306; was ist recht? gewalt kan es sagen. wiltu nicht, so mustu wol, dasz heist recht. ebenda; gewalt behelt allzeit recht, das ist jetz der welt lauff. 1592; eine hand voll gewalt ist besser als ein sack voll recht. Graf und 529. d)) der stärcker thut unrecht mit gewalt, der schwache musz leiden, unnd darzu dancken. florilegium 305; gewalt nimpt den armen sein deck. 309; ein gelehrter mann sagte: die gewaltigen handeln mit gewalt; die schwachen mit recht, gewalt kan es kriegen: nemlich, wiltu nicht, so mustu wol, das ist recht, dann der bock weisz, dasz er hörner hat. apophthegmata (1653) 3, 182; gewalt ist treglicher zu dulden alsz unrecht. florilegium 308. e)) wo gewalt über hand nimpt, so ist das recht todt. 1592; wenn gewalt kömmt, ist recht todt. sechstausend d. sprichwörter (1840) 781; ebenso Simrock (3569) und Graf und Dietherr; wo gewalt recht hat, hat das recht keine gewalt. 786; vgl. Simrock (3570) u. a.; wo gewalt herr ist, da ist gerechtigkeit knecht. 785; vgl. Simrock (3572); lunten-recht (vgl. theil 6, 1309) helt rechtes recht nur für lumpen-recht; läszt gewalt sich blicken f)) wan alle gewalt ist unrecht. cod. dipl. Rheno-Mosellanus 3, 723 Günther; vgl. Graf und s. 4; gewalt thut unrecht. alte teutsche sprichwörter (1688) 39; gewalt, unrecht, vis, violentia, injuria. (1709) 151b; gewalt, unrecht, injuria, violentia. (1733) 290a; gewalt, vis injusta, violentia. 694; und soll derselbig zum rechten fur unrechtem gwaldt, und nit weitther, vergleidt werden. Carolina § 156 Kohler und Scheel; sobald er vernimpt den unrechten gwalt, so an sie gelegt würt, er sunder zweifel nit underlaszt, der hertzogin z helffen. Galmy 144; unrechter gewalt wird nit alt. Tschudi bei Appenzeller sprachschatz 247b u. a. vgl. DWB unrecht und ähnliche adjectiva bei gewalt (s. III 2). g)) von welchem nit herusz gesenckt mag werden der gwalt, die armt, ungerechtikeit, einikeit, entlümbdung. Terenz (1499) 104b (unde emergi non potest vis, egestas, injustitia, solitudo, infamia. Adelphoi 3, 2; vgl. in der franz. übersetzung von 1732 la violence, la pauvreté u. a.); und begeren inbrünstiglich und von hertzen, das die öbersten der kirchen für die sitten, so sie itzo haben, als torheit, mssiggang, überflüsz .. gewalt und unrecht .. etwan an sich nämen disze gegentugent. Hutten (Vadiscus, violentia, scelere et crudelitate) 4, 236 Böcking; allein söllen wir unsern schaden bedencken ... auch gegen dem unrecht und gewalt, so uns von den Romanischenn geschicht .. widerstreben. ebenda 190 (adversus publicam iniuriam); ebenso 165. 194 (vgl. DWB gewalt thun unter III); dem sie doch nie kein trew noch glauben hielten. auch sunst viler ding geschuldiget, daran sie in ... gewalt und unrecht gethon. (wie die bäpst allwegen ..) 5, 374 Böcking; alles was ich noch von doctor Luthers schriften gelesen, mag ich bei meiner selen seligkeit sagen, dasz ich das nit dann christlich und wol geschriben erkenne. solt im nun umb der götlichen [Bd. 6, Sp. 4983] warheit und gerechtigkeit willen gewalt und unrecht widerfaren, fürwar es möcht mir nit lieb sein. neu Karsthans bei satiren und pasquille 2, 4. zsch. f. d. phil. 30, 494 will in der verbindung gewalt und unrecht, die bei Hutten so häufig belegt ist, ein zeugnis für Huttens autorschaft an diesem Karsthans erblicken, die verbindung ist aber auch auszerhalb des Huttenschen stils beliebt: darumb reden die widersacher jhren gewalt, und thun uns gantz für gott unrecht. Melanchton apologia Augsb. conf. in corp. doct. christ. (Leipzig 1560) s. 159 (zu der verbindung seinen gewalt reden, vgl. unter III); wo aber ir sie also unverantwurt verbrennen lassen, so sprich ich, das der frawen gwalt und unrecht beschech. Galmy 137; (sie) understnten die junckfrawen vor solchem gewalt und unrecht z erretten. Livius (Straszburg 1562) 43b; (es) stnd Verginius bei dem todten leib seiner tochter, und that ein klägliche red vor allen burgern, erzölet den grossen gewalt und unrecht. 44b; alle öffentliche gewalt, schmach und unrecht, da einer mit gewehren, prügeln oder dergleichen, den andern ... überfället und schlägt, soll bei leib und leben ... verboten sein. discurs von bestellung des ganzen kriegswesens (1676) 134; alle öffentliche gewalt nun wird auch vermöge der kriegs-rechte, am leben gestrafft. ebd. 164; wer einen andern widerrechtlich durch gewalt oder durch bedrohung mit einem verbrechen oder vergehen zu einer handlung, duldung oder unterlassung nöthigt, wird mit gefängnisz bestraft. strafgesetzbuch für den norddeutschen bund |