Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
zugestaltet bis zugewähr (Bd. 32, Sp. 421 bis 425) | ||||
| ![]() ![]() so war Apoll den hirten zugestaltet, ![]() ![]() ![]() ![]() 1) eingeständnis einer schuld: jedoch ist euer stillschweigen schon ein zugeständnis euerer übelthat Arminius 2, 993b; das zugeständnis des angeklagten 2, 139; es ist das erste zugeständnis, dasz du unrecht hast I 1, 300. 2) einräumung einer meinung oder thatsache: ohne jenes gläubige zugeständnis ihrer sprachgabe ... war keine aufnahme der thiere in das reich der dichtung denkbar J. Grimm Reinhart fuchs v; hier nehme ich nur das zugeständnisz in anspruch, dasz es so ist 6, 49. 3) was man dem willen oder wunsch eines anderen nachgiebt: dagegen gewährte ihnen .. Maximilian ein .. wichtiges zugeständnis: er sprach sie von den reichsgesetzen förmlich los 1, 116; die rechtliche theilnahme an den zugeständnissen des religionsfriedens 7, 63; die äuszerste grenze der zugeständnisse röm. gesch. 14, 633; damals als er ihr das zugeständnis erwirkt habe, den, an dem .. ihre seele hing, wiedersehen zu dürfen I 6, 401. [Bd. 32, Sp. 422] ![]() ![]() ![]() ![]() 1) zustoszen, zu theil werden: so mügen wir bas erzelen, was ir von groszem gelück zgestanden ist de clar. mulier. 33 lit. ver.; wie solt weibern solch natürliche geschicklichkeit, dem man zu dienen, ... umbsonst zugestanden sein? geschichtklitt. 96 neudr.; so habe ich mich doch der zugestandenen kranckheit halber entschuldiget 544 Öst. veraltet. 2) nur in der älteren sprache erscheint zugestehen wie gestehen in den im gerichtsleben üblichen anwendungen, s. th. 4 1, 4214ff.: usus et authoritas brauch und eigenschaft eines gts eim zgestanden und übergäben vom rächten wären deszselbigen 149a. 3) dagegen gilt es jetzt in den allgemeinen bedeutungen von gestehen, die sich aus den gerichtlichen entwickelt haben. es tritt so auf seit ende des 17. jhs. a) einräumen, was ein anderer verlangt, wünscht, bedarf: und sich verwundern, dasz dem käufer um einen so schlechten preisz ein solcher hoher werth zugestanden wäre Joseph (1671) 48; der wagen ist schon so besetzt, dasz mir ... nur ein plätzchen auf dem bock zugestanden wird 10, 20 Schüddekopf; du willst gewisz, dasz ich das, was ich dem ehemann versagte, dem liebhaber zugestehen soll 20, 16 W.; die fürsten wollten ihm keinen freien abzug zugestehen 2, 81; die zeitung bedarf ihre eigene redeweise; wir gestehen ihr das zu lit. herzenssachen 24. stehend: einem ein recht zugestehen. oft ist es nur eine gedachte einräumung, dasz einem etwas zukommt, was sich mit b berührt: weil nun hertzog Jubil der unvergleichlichen fürstin Leitholde die güte der schönheit .. zugesteht Arminius 2, 154b; die wenigen tugenden, die man ihm bisher noch zugestanden 2, 66; jenen anmuthigen creaturen, denen der verfasser kaum ein ganzes menschenthum zugesteht 1, 256; einem einen preis, rang, vorzug, ruhm, ein verdienst zugestehen u. ä. b) einräumen, dasz etwas wahr ist, zutrifft oder da ist: so müssen auch einige höhere metaphorae zugestanden werden unterr. v. d. d. spr. 1, 670; inzwischen wird mir ein jedweder zugestehen, dasz diese art festungen den andern ... vorzuziehen vollk. t. soldat 391; ich habe gezweifelt, ob man dem herrn Cramer ein poetisches genie zugestehen könne br. d. neueste lit. betr. 6, 297; kritiker, denen wir sachkenntnisz keineswegs absprechen, oft ihre prämissen zugestehen und dennoch andere folgerungen daraus ziehen 41, 1, 431 W.; aber das musz ich dir zugestehen; geschmack hast du 1, 155; das bulletin .., das die vernichtung des heeres zugesteht I 1, 35. c) eingestehen: hast du nicht unsrer schönen wirthin zugestanden, es geschähe nur um deinetwillen, dasz du ihr gewisse dinge zu gefallen thust? 6, 223; das meiste von dem, was ihr zum vorwurf gemacht wurde, gestand sie ... zu 14, 303. d) das ptc. perf. oft in diesen bedeutungen als adj. oder subst.: 'kein staatsbankerutt, weder zugestanden [Bd. 32, Sp. 423] noch verdeckt, keine neuen steuern, keine anleihen' g. d. frz. rev. 31; den logisch nothwendigen zusammenhang zwischen dem geleugneten und dem zugestandenen 1, 112 Gr. e) formelhaft zugestanden! als bejahende antwort 2, 76; I 4, 261, u. in satzeinleitungen wie: selbst die richtigkeit der vergleichung zugestanden, behielten wir noch den vorzug Athenäum 1, 13; denn auch angenommen, wiewohl nicht zugestanden, die erkenntnisz .. entspringe .. aus einem imperativ 1, 662 Gr. zugestandenermaszen allg. d. bibl. 5, 2, 2, 50; 6, 266. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) in verwendung auf personen. a) es bezeichnete ursprünglich ein äuszeres, durch recht und sitte bestimmtes verhältnis, und zwar der verwandtschaft: affinis beschwägert, ... zugethan und verwand fons latinus 340; zugethan, verwandt conjunctus affinitate 2, 367a. ständig gepaart verwandt und zugethan lebensbeschr. 72 Bieling; ehzuchtbüchl. 192 Hauffen; ehlich zugethon Äneis 50a; von Alberto hertzogen in Sachsen begehrte ein abenthewrer einen groschen wegen der freundschafft, mit welcher sie einander (von Adam her) zugethan waren floril. 4, 31. oder der unterthänigkeit: dweil e. m. dem bapst mit eid oder bundesgenossenschaft zgethon ist reden 175 Böhmer; des ... hosenteuffels aus dem aller hindersten ort der hellen, geschworne und zugethane gesellen und hoffgesinde hosenteufel 20 neudr.; die freyen ..., die niemanden mit lehenspflicht zugethan gesch. der Deutschen 1, 540. b) es drückt zugleich die zu einem solchen verhältnis gehörige ergebenheit aus: die neu ehgetraute ... wird mit der weil seine gefolgige zugethane gehülfin ehzuchtb. 128 Hauffen; indem der pfalzgraf und herzog von Bayern ... noch zu sehr seinem jungen vetter Konrad zugethan war gesch. der Deutschen 3, 73; so treu und warm, wie heute dem infanten, c) im kanzleistil erscheint es in formeln der ergebenheit und gnade Campe: seines etc. herrn mit unveränderter treue zugethaner t. secretarius 2, 27; Marie, der glorwürdigsten königin des reichs der himmel ... überreichet aus schuldiger pflicht ... diesen vierdten theil seiner hirtenlieder ... ihr ... mit ewiger liebe verbundener und zugethaner unwürdigster Johannes Angelus heil. seelenlust 180 ndr.; die ganz vorzügliche hochachtung ..., mit der ich ew. hochwohlgeboren schon längst zugethan bin IV 36, 260 W. von seiten des höherstehenden Campe: fromme junckern .. welche ... allen getrewen kirchendienern geneiget und mit allerley beförderung günstig zugethan weren lauter wahrh. (1585) vorr. a 8a; zum beschlusz wünsche, dasz der geehrte leser ... mir mit seiner gunstgewogenheit beständigst zugethan bleiben möge einl. z. teutschen reichshist. 3, vorr. 21; bis dahin bleiben wir euch in gnaden zugethan theatr. quodlibet 2, 93. [Bd. 32, Sp. 424] d) von da aus geht es in den allgemeinen gebrauch über und bezeichnet ein von dauernder gesinnung getragenes verhältnis zu einer person: diese kaiserin ihnen sonderlich gut und zugethan wäre Octavia 1, 558; es dürften die römische ritter gefahr stehen, weil der richter des orts den juden sehr zugetahn seyn solte Herkuliscus (1665) 64; wem er einmal zugethan ist, dem bleibt ers ewig briefw. dreier ac. freunde 1, 62; der kleine kellner, der uns sehr zugethan war 25, 175 W.; brüderlich z. Arminius 2, 40b; briefe 1, 70; z. wie eine schwester 1, 165; mit ganzer seele z. briefw. 1, 12; mit treue z. 39, 328 W.; in treuen z. 2, 252; von herzen z. ernst- und scherzh. ged. 1, 86; die Günderode 2, 220; herzlich z. an Welcker 23. es ist ein wort der freundschaft und bezeichnet auch in der liebe zwischen mann u. weib das beständige mehr als das begehrende: das fräulein Wahngild ist ... keinem mit ... beständiger liebe zugethan gesprechspiele 5, 259; zuerst, mein süszes kind, musz ich dir sagen, 2) auf andere verhältnisse übertragen, zeigt es dieselbe entwicklung von einem äuszerlich thatsächlichen zustand zu einer inneren beziehung. a) es bezeichnet die zugehörigkeit einer sache zu einer person: es dunckt mich schier nach deim verstandt, b) seit der reformation wird es von der zugehörigkeit zu einem bekenntnis gebraucht, wie 1 a: die sammentliche herren, fürsten und stände, Augspurgischer confession zugethan acta publ. 1, 154 Palm; wodurch ihm dieser schwermer vorwerffen wolte, dasz er heimlich der catholischen religion zugethan wäre poet. vers. 349; der neuen lehre zugethan herzensergiesz. 186. in weiterer anwendung: dieser ketzerey z. Horribilicribrifax 58 ndr,; Franciscus und Francisci orden ... u. dieser regel zugethane geistliche mercks Wien 36; die partei, der er z. war 7, 96 W. c) daneben oder allein drückt es das innere verhältnis der ergebenheit oder hinneigung aus: ob er gleich seiner religion eifrigst zugethan war leben u. gesinn. 1, 238; da lebten wir kinder Lutheraner d) die innere theilnahme geht über in äuszeren antheil: dieser kunst zugethan roszarznei vorr. 3a; der bergkunst z. Agricolas bergwerksbuch vorrede 2; ein lustiger und dem frauenzimmer zugethaner mensch Leipziger avanturieur 1, 91; sie waren weder so feindselig gegen die Türken, noch so nachsichtig gegen die klöster, oder der inquisition so zugethan wie er (Pius V.) es gewünscht hätte 37, 237; dem deutschen alterthum z. kl. schr. 1, 7. so auch von der hinneigung zum bösen: aller fleischlicher wollust z. lauter wahrh. (1585) vorr. a 2b, dem geize geharnschte Ven. 147 ndr., der hexerei glückstopf 23, den geheimen künsten 4, 289. [Bd. 32, Sp. 425] 3) als subst. früher für das äuszere verhältnis: gehorsame catholische zugethanen des h. römischen stuls bienenkorb (1588) 175a; es schweret der beklagte .. mit zwölf eydgesellen, das ist mit verwandten, schwägern oder zugethanen v. zäuberern 312; also kan es (das laster) auch zu hofe, und von desselben zugethanen, nicht gesondert werden Pathmos 111; gönner und zugethane des ordens 2, 549. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
|
| ||
Digitale Publikationsumgebung / Wörterbuchnetz © 2008 by Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier Home | Impressum | Kontakt | ![]() |