Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
übe bis übelauf (Bd. 23, Sp. 5 bis 32) | ||||
| ![]() ![]() 1) die mit der alten bedeutung von üben colere (vgl. ahd. uobo, colonus) zusammenhängende verwendung für 'landbesitz' weist mhd. wb. 3, 191b für den masc.-stamm aus rede vom glauben 2406 nach. 2) ubertas glossarium 1694b; vgl. auch teutsch-lat. wb. (1741) 2, 397b: 'es scheint dieses alte wort vom lat. uber, ubertas bey den stifftungen gebräuchlich gewesen zu seyn'; hier auch die ff. belege: to Quedelenborch eyn samenunge also mek de scrifft begann do sagen 3) gebrauch, thätigkeit, ausübung: dat he alle be (übung im reden) forlos A Warmund dat sassische dönekenbôk; und sî niemen trîbet man hat an im (Parzifal) erfunden zart schone fraw, gedenck vnd schaw, der mer frosch macht das wasser trüb wer gotts wort hat in stetter üb [Bd. 23, Sp. 6] mit steter lieb des hab ich ub Ambr. liederb. 34, 5; wo lieb bey lieb erhalt nur in schöner übe ![]() ![]() ![]() ![]() ... Roms ![]() ![]() bedeutung und gebrauch: der gebrauchsumfang, insbesondere von übel 6 (s. u.), war im ahd., mhd. und frühneuhd. gröszer als heute, da schlecht (s. d.) und schlimm (s. d.) erst spät sich zu synonymen wörtern entwickelten und auch DWB arg und DWB böse gegenüber übel relativ seltener verwendet wurden. so kennt Is. ( 31, 22) wohl übel (= nefarius), aber weder arc noch bôsi, ebenso gebraucht auch Tatian nie arc oder bôsi, aber sehr häufig ubil, das die regelmäszige vertretung von lat. malus ist, einmal übersetzt ubil lat. nequam. Otfried gebraucht wohl arg neben ubili als gegensatz von guat, doch überwiegt ubili weit, bôsi als adj. ist auch bei ihm nicht zu belegen. die bedeutung beschränkt sich in althochdeutscher zeit, dem inhalt der texte entsprechend, fast durchaus auf das moralisch sittliche; z. b.: ther ubilo scalc Tatian 147, 12. 149, 7. im gegensatz zu gitriuui scalc (fidelis servus); ebenso altniederdeutsch vgl. 350. auch im mhd. ist diese bedeutung die geläufigste, daher hier das adj. übel häufiger zu concreten substantiven als attribut tritt, während nhd. die attributive verbindung mit concreta selten ist gegenüber der mit abstracta. in den dialecten und in der verkehrssprache geht der adjectivische gebrauch überhaupt zurück, vgl. oberhess. wb. 830. die abgrenzung gegen schlimm, böse, arg, schlecht u. a. ist mehrfach, aber stets willkürlich und mit subjectivem sprachgefühl versucht worden. (1741) deutsch-lat. wb. empfiehlt den gebrauch von übel blosz 'in einer gelinden bedeutung, die eine auslegung zuläszt, als: ein übler ist nicht so hart geredet, als ein böser mensch, ein übler geruch ist nicht so viel als gestanck, ein übler nachbar minus commodus vicinus'; versuch eines syn. wb. 231b stellt es als begrifflich nächst verwandt zu schlimm, 'doch könnte man es allein auf das, was physisch nicht gut ist, einschränken, die heuschrecken, die ratzen und mäuse sind üble thiere ... eine böse handlung ist eine solche, die von einem bösen herzen zeugt, eine üble handlung, die einen üblen ausgang oder üble folgen hat'. ebenso merkt beurtheilung (1795) 2, 224 für Luthers sprachgebrauch an: 'übel ist das böse, insofern es schaden und nachtheil bringt'. (1820) 11, 133 ff. versteht unter übel 'das böse, sofern es empfunden wird'. alle diese versuche einer begrifflichen abgrenzung sind gewaltsam. die scheidung von den synonymen geschah zu keiner zeit scharf und reinlich, und wo sich ansätze zeigen, fuszen sie nicht in einer begrifflichen, sondern phraseologischen differencierung. 1) krank. schon goth.: ni þaurbun svinþai lekeis ak þai ubilaba habandans Mc. 2, 17, allerdings hier wörtlich [Bd. 23, Sp. 7] das griech. κακῶς ἔχοντες übersetzend; vgl. deutsches krankheitsnamenb. (1899) 759a; ein wenig bel, un poco indisposto (1678) 1065b. a) attributiv: ubele zäne, dentes stupidi, vacillantes, aerosi, cavi, marcidi (1691) 1375; er hat üble oder schädliche augen, he has infective, malignant or hurtfull eyes teutsch-engl. wb. (1765) 1777; üble verdauung apepsia lex. nosologicum (1801) 17b; ich setze ... meinen kopff zum pfande, dasz ihr ... wesen ... von einer übeln disposition des geblüts herrühret insel felsenbg. 1, 4 es ist eine wirksame arzenei, welche die guten säfte zugleich mit den üblen angreift 24, 84, 9 Weim. b) prädicativ: 'übel sein, werden', to be evil, ill Ludwig teutsch-engl. wb. a. a. o.; Hölty ist auf dem lande bey seiner mutter und soll sehr übel seyn, ich fürchte es ist aus an Bürger 1, 313 Strodtmann; gestern hatte ich rhabarber eingenommen. in der that war ich sehr übel briefe 1, 23; ich werde übel, wenn ich mein hiesiges geschmier ansehe briefe an (1835) 326; heute durch den adverbiellen gebrauch verdrängt. c) adverbiell: einem übel seyn, quaalyk zyn hochniederd. wb. (1719) 217b. über das ganze deutsche gebiet verbreitet: es ist, wird mir übel = ich habe die neigung zum erbrechen 2, 830; mi iss so ääwl, ich musz mich erbrechen 8b, vgl. auch Aargauer wb. 268; auch ohnmächtig werden, vgl. 1, 55 und tirol. idiot. 779; gegensatz: wohl: und sei dir allein wol: so jr übel ist? Terenz deutsch (1539) 85b (adelphi I 1, v. 34); ... wie du aber ungeduldig auffuhrst und schwurst, dir sei übel und weh, 5, 6, 100; 'er ist schon um vier mit den kühen heimgekommen, weil ihm so übel war' 2, 286 (die judenbuche); 'wann dir nit übel is, wärst heim geblieben', murrte der alte 3, 326. mit acc.: bey menschen mich viel übler was auf psychische schmerzzustände übertragen: übel zu muthe sein, werden; frühneuhochdeutsch auch persönlich: (er war) traurig und übel ze mte (dolente e tristo) decam. 160, 34 Keller; meist unpers.: ein mensch, dem leid und ubel zu mute ist, der hat auswendig elend geberde 18, 494, 9 Weim.; mir war so übel zu muthe ... was ich erlebte 3, 100; gar vbel war dem weib zu mt. übel gehen, sich übel befinden, sentirsi, trovarsi male (1678) a. a. o.; ... zu einer kranken person ..., die ... sich so übel befand, ... pros. vers. 5, 29; sehr ungern hört ich, dasz sie sich einige zeit übel befanden; möge das frühjahr uns allen gedeihlich werden IV 34, 146, 15 Weim.; auch adjectivisch: ich kam nach Carlsbad in dem übelsten befinden IV 19, 376, 3 Weim.; übertragen auf die allgemeine lebenslage, insbesondere wirthschaftliche verhältnisse [Bd. 23, Sp. 8] wie: vivo aflictè, es gehet mir übel, ich leb kümmerlich nov. dict. gen. (1540) 32a oder übel gehen, bösen fortgang haben, unglücklichen ausgang haben M. 4b s. u. verengt: es ist ihr übel gegangen = sie hatte einen regelwidrigen entbindungsverlauf s. o. th. 5, sp. 709. 'mir macht etwas übel, mir bekommt etwas übel': das es dem viech nicht bel bekompt Sebiz feldbau (Straszburg 1579) 17; worauff dieser sich wohl befindet, das bekommt jenem bel Pathmos (1677) 9; er (der wirth) bereitete mir ... ein höchst wohlschmeckendes gastmahl, das mir aber sehr übel bekam 33, 47, 8; wenn er diese seltsamen detailgeschäfte betrachtete, deren eines ... feilhielt, während ein anderes mit übelmachenden bergen verzuckerter früchte und klebriger bonbons lockte die bunte kuh 104. häufig verallgemeinert: hie des flohs klag zm Jupiter belangend die ensetzung, kam dieselbe daher, das ich ... diese ... beysorge schöpffete, als möchten sich E(uer) G(naden) ... was übel fühlen Ringwalt christliche warnung A IIIa; sik ovele hebben, krank sein mnd. wb. (1880) 259b; übel auszsehen, pallere, sine colore esse clavis ling. lat. (1716) 293b; bist du im ernste krank mein sohn? du siehst doch so übel nicht aus schriften 1, 92; so eben schreibt mir die Toni ... du sehest übel aus Cl. Brentanos frühlingskranz 169. bel hren, udir gravemente, difficilmente v. harthörig (1678) 1065a; du hörst übel, ich musz dich einmal zum bader füren (1545) 28a; damit jhr aber desto fglicher zur handelung kommen mget solt jhr wissen, das mein meister sehr vbel hret Clawerts werckl. hist. 7 neudr.; diese leute müssen übel hören, sprach ich, weil jhnen der engel so hart zuschreyet ges. (1650) 1, 205; (Fuchsmundi als wahrsager): die tauben werden übel hören, und die stummen gar nicht reden ollapatrida 127, 35 Wien. neudr.; übel sehen, caecurire (1691) 1375. 2) physische beschwerden verursachend, besonders von geruch und geschmacksempfindungen. a) attributiv: en'n ôweln geruch hem 148b; ein übeler (widriger etc.) geschmack, een quaaden smaak, een quaaden, viezen, vuilen reuk hochniederd. wb. (1719) 217a ; ein übler gestanck a deadly stink, ein übler geschmack oder geruch, an ill or strong taste or smell teutsch-engl. wb. (1765) a. a. o.; das geht mit groszen dmpffen vnnd belm geruch von jnen feldbau (1579) 17; (es war) der mir entwischte ble geruch ... nur ein schertz dargegen zu rechnen Simpl. 87 Kögel; die reichen des mittelalters, welche mit wohlriechenden kostbaren specereien die üble ausdünstung ihrer haut und kleider, ... zu ersticken wuszten chemische briefe (1844) 101; wer sich gegen die üblen gerüche wehren will, zieht den kürzeren v. erzähl. schr. 3, 185; was süsze schmeckt, hat einen üblen nachgeschmack lebensläufe 1, 342; nye kein schlaffe im in sein augen komen mochte; das villeicht von dem herten pette oder übeln essen bekomen möcht decam. 203, 33 Keller; ein wasser oder wenig üblen wein kosten schriften 699. die metaphorische verwendung in der redensart 'einen üblen geschmack z. b. in der kleidung, wahl der lectüre u. dgl. zeigen' s. u.; die kinder singen einen üblen trippel etwas für alle (1711) 2, 9; selbst Rammler, der behutsamste dichter in der sprache singt [Bd. 23, Sp. 9] von der sonne, dasz sie rings um sich glückselige welten an goldenen seilen umherlenkt, wo ketten gewisz ein übles geklirr machen würden 5, 395. b) prädicativ: dieser wein ist nicht übel, this wine has a good garb (1765) a. a. o.; aha! einen kapaun, und mit trüffeln gefüllt — nicht übel! hier haben sie, herr pastor! Seb. Nothanker (1773) 1, 59. c) adverbiell: das gewchs stincket vast vbel kreutterbuch 145; das brot so von altem korn, das übel schmecket und ersticket ist, gebacken wird, ist hartdäuig (1581) 591; die juden bruchen das cristen blut fur den geschmacke, als sie übel stincken Endinger judenspiel 97 neudr.; das musz ja fürchterlich schmecken! meinst du nicht auch, Katinka? gar nicht übel, erwiederte diese v. erzähl. schriften 3, 183. damit ich sagen kann, was gut und übel schmecket, metaphorisch: ir vnwarheit stinckt so vbel 1, 85 neudr.; hunger vnd harren stinckt vbel in die nase (1545) 92b; vbel kyden, misztönen discrepare, dissonare (1561) 441; denn solches meistes theils ubel klinget, und den vers hart ... macht anleit. z. dtsch. poeterei 70; der esel singt darum so übel, weil er so hoch anhebt sprichwörter (1797) 16; was thoren übel lautet, ist harmonie und klang 3) unbequem, lästig, beschwerlich, unlusterfüllt, disagreeable, inconvenient, uncomfortable, troublesome (1845) 633a, woraus sich verallgemeinernd die bedeutung 'unglücklich, unheilvoll' entwickelt. der weite kreis der gebrauchsmöglichkeiten kann hier nicht erschöpft werden; im folgenden nur die geläufigeren verbindungen: a) attributiv: den wolf begie ein übel vart Reinhart Fuchs 355; we mir daʒ ich ie wart, sî sprach 'ich wæne ir swæren tac und wie er gestern erst vom thal übles wetter: sie (die fehlschüsse) entstehen theils aus der ungeschicklichkeit des büchsenmeisters, theils aus den stücken selbst, theils von der üblen witterung v. d. vollk. teutsche soldat (1726) 64 § 5; das üble wetter dieses sommers hat, fürcht ich, die Ilmenauer messung manchmal gestört IV 8, 27, Weim. auch metaphorisch für üble laune: bei denen mir alles üble wetter so leicht übergegangen wäre 7, 7. 'übles gefühl, üble laune', ganz allgemein: nur ein klein bischen von übler laune lies er blicken briefwechsel [Bd. 23, Sp. 10] 1, 203 Körte; dasz Faust alle üble laune vergasz 3, 97 (Fausts leben); wenn die geister nicht besondere anstalten machen, kann ich ... nicht zeichnen, worüber ich in sehr üblen humor gerathen werde Göthe IV 8, 4 Weim.; sie schafft mich zur thür hinaus, wenn sie übler laune ist 1, 19; heute, da er sich in seiner übelsten laune befindet v. 2, 117. 'üble botschaft' etc.: Maria mutter reine, laszt ihr (der blumen) welken 'üble folgen' etc.: es gereicht zu einer üblen consequenz, hoc institutum nil nisi mala post se trahet glossar. novum (1728) 152; jeder kennt die übeln folgen der heftigen leidenschaften 6, 149; ich bin als arzt gewisz, dasz dieser druck keine üblen folgen haben werde 22, 244, 13 Weim.; eben diese einschränkung unserer zerbrechlichen maschine ... muszte es auch seyn, die alle üblen folgen verbesserte 1, 175 (versuch über den zusammenhang etc.); am merkwürdigsten war mir, dasz der feldmarschall wiederholt darauf zurückkam, dasz Arnim ... durch seine haltung gegen Thiers dessen sturz mit allen üblen politischen folgen hauptsächlich mit verschuldet habe gedanken und erinnerungen 2, 167; und jeder schritt mir üble früchte trug 'üble lage, übler zustand': er ist in einem übeln zustande, he fares very ill teutsch-engl. wb. (1765) 1777; die übeln umstände des reichs Usong (1771) 224; so gern Friedrich aber auch der üblen lage Palästinas abgeholfen hätte, beharrte er doch darauf, dasz erst das nöthigere in Italien abgethan seyn müsse Raumer gesch. d. Hohenstaufen (1823 f.) 4, 3. 'in der üblen lage sein', ganz allgemein: die gegenpartei war in der üblen lage, dasz ... röm. gesch. 2, 129; wir sind in der üblen lage, dasz wir auf uns schiessen lassen müssen, ohne zu antworten ges. schriften u. denkw. (1892) 4, 200; weil er in der üblen lage war, mit bloszen legitimistischen sentiments gegen tatsachen fechten zu müssen I 5, 59. eine üble sache, res adversa (1725) 398; een quaade zaak hochniederd. wb. (1719) 217a; armut ist eine üble sache F. Pückler briefwechsel u. tageb. (1873 ff.) 2, 115; nun jeder kann mit seinem gelde schalten b) substantiviert: gravia passus, der viel ubels ausgestanden 304a; es möchte sonst was übels daraus entstehen schausp. engl. comöd. 161, 27; wir mögen ihm gutes oder übels gönnen die vernünft. tadlerinnen 1, 13; man hat mir sonst einen hauffen hergesagt, wie viel übels man im krieg auszustehen habe [Bd. 23, Sp. 11] ollapatrida 27, 35 Wien. neudr.; gott gebe, dasz es für euren seligen vater nichts übles zu bedeuten hat gefühle, bilder (1819) 1, 28; kein übels wird dir wiederfahren übles kommt zum übeln im superlativ: und die sach zum allervbelsten herausz solt gehen rollw. 92; hätten wir uns des übelsten zu befürchten genugsame ursach gehabt insel Felsenb. 1, 90. c) prädicativ: 'im geschmacksurtheil ist immer noch eine beziehung auf den verstand enthalten.' übel, wenn sie nicht enthalten wäre 22, 38; am Rheine ist alles in furcht und sorgen, auch meine mutter hat eingepackt und ihre sachen nach Langensalza geschickt. würde es übler, so kann sie zu mir IV 10, 181; je mehr schlieszlich alles ankam auf die persönlichkeit der leitenden männer, ... desto übler war es, dasz es ... an führern fehlte Th. Mommsen röm. gesch.4 3, 7. d) adverbiell: vbl essen, uti cibo tenui prompt. (1647) 3b; übel schlafen dormir cattivamente (1678) a. a. o.; du werest dise nacht übel herbern (albergherai pur male) decam. 60, 26 Keller; das ansehen des gestrengen gerichts und zorns gottes vertreibt alle lste des fleischs und macht ubel essen, trincken und ligen 18, 511 Weim.; damit sie jhre kinder bereichern mgen, so fressen sie bel, trincken bel hirnschleiffer 44; der auf eines fremden hand hoffet, der frühstücket übel und isset noch übler zu nacht, indem ich in meinem haus ein könig bin thesaurus (1715) 59; metaphorisch: nicht waisz ich, ob sie z beth von irem mann ubell gespeiset ward rastbüchlein 14; (sie) essen übel, sint schlecht gecleit wer dann zum letsten kumpt herz (zum tisch), darumb bleibt nur von hoff fortan, trau ja nicht jedermann wer auf treu' und glauben schauet, [Bd. 23, Sp. 12] 1, 286; beyde haben es nicht übel getroffen IV 27, 4 Weim.; ihr habt es recht übel getroffen, keinen solchen tag hier erlebt zu haben briefe 308; ich sprach z im: 'myn lieber fründt, fürwitz hat dich lernen so übel faren 'übel daran sein': wo ein sölches geschicht, wir übel daran sein decam. 21, 34 Keller; das ward den rector verdrieszen, die collegaten, doctores vnd magistri waren vbel daran mit der gantzen vniuersitet Eulenspiegel (1515) 42 neudr.; wie übel ist unser eines dran, das nichts zu tauschen hat 2, 124, 32; das trübe wetter drückt mir heut allen rauch in die stube, dass ich gar übel dran bin IV 3, 135, 16 Weim.; vielleicht ist derjenige, dem man genie zuschreibt, übler daran als der, der nur gewöhnliche fähigkeiten besitzt 21, 191, 6 Weim.; ein sogenannter dichter ist am übelsten dran ges. schrift. 4, 180 (d. brave Kasperl u. schön. Annerl); auch dialectisch, vgl. z. b. 268, lothr. ma. 261, hier in gleicher bedeutung auch: er isch iwel begobt. verengt: übel dran seyn bey einem, in nulla esse gratia ... ich bin bey ihm übel dran, alienum a me habet animum clavis ling. lat. (1716) 293b. 'übel gehen, ergehen' etc.: wenn dirs wol geht, so denk daran (ein jude:) es mocht uns anders ubel gehen, die geisz scharret, wenn sy wol stat, offt ich warnet, offt ermahnet denn er klagt, wie es ynn seym lande so ubel stehe und zu gehe ... 19, 356 Weim.; wie wol vnser nation gesin ist vnd wie vbel vnsere sachen stond 1, 10 neudr.; summa, es stund vbel in Teutschlanden Schwytzerchronik (1606) 81b; selten persönlich: dann disz ist gar des teuffels art, 4) unzweckmäszig, der bestimmung nicht gemäsz. a) attributiv in verbindung mit concreten: ungeeignet, unzuverlässig, mangelhaft, schadhaft: es ward wohl schon eher eine üble scheide gefunden, darin ein guter degen steckte 2, 297; drei dinge treiben [Bd. 23, Sp. 13] den mann aus dem hause: ein rauch, ein übel dach und ein böses weib ebd. 1, 303; den der abte vmb seiner übel gerüstung in dem ersten ansechen nicht erkant decam. 46, 6 Keller; in deutscher sprache wird er also vielen verständlicher seyn, und auch anfänger auf einen guten weg weisen, die sich vieleicht sonst durch üble anführer hätten verderben lassen crit. dichtkunst (1751) 7; wenn sie von mir erst jetzt ein wort empfangen, so ist es weil ich biszher kaum einen moment zur ruhe gekommen und überhaupt ein übler correspondente bin IV 9, 227, 23 Weim.; ein übeler bezahler an ill, bad paymaster teutsch-engl. wb. a. a. o. häufig in negation: ... so wär' ich traun! kein übler zeitungsschreiber worden leben und gesinnungen 2, 9; der Berthold ist gar kein übler anfänger 3, 89; eine grüblerische natur, bei alledem aber kein übler handwerksmeister 7, 4. b) attributiv bei abstracten: 'mangelhaft, verkehrt, falsch': ... welcher massen diesz länndtlein ausz leider vbeller vorsorg vnnserer vorfahren in eine vnerwindtliche schuldenlast gerathen acta publica 1, 35 Palm; die närrischen vnnd blöden wurden jhres gleichens burgerschafft hinterlassen vnd also das regiment durch üble hausshaltungen in böse verfassung gerahten frauenzimmergesprechspiele 1, 107b; durch üble aufsicht hat er das reich seines cronprintzens beraubet asiat. Banise (1689) 96; die gattung kann sehr unschuldig seyn, aber nicht der dichter, der einen üblen gebrauch davon macht rec. i. d. Hamb. n. zeit. 398, 26; die üble besetzung eines solchen amtes kann eine ganze gemeine unglücklich machen 4, 42; eine üble wahl treffen (1845) 633a; die üble methode damaliger bibelerklärung Scherer literaturgesch.7 48; ... dasz dieser ... seine reformen in übelster weise einleitete röm. gesch. 2, 59; die bewohner Antwerpens hatten aus bittern erfahrungen gelernt, welchen üblen dienst herzog Alba ihnen geleistet, als er ... ges. schrift. u. denkwürdigk. 2, 20. mit negation 'geschickt, geeignet': diese waren nun auch in keiner übeln schule gewesen asiat. Banise (1689) 188; einen nicht üblen unterricht in der mathematik 6, 199. c) adverbiell: sein zeyt vnnd lernen vbel anlegen abuti otio et literis (1561) 441a; übel reden verstehen, schreiben parlar, intender, scriver male a. a. o.; übel gemacht, geformt ... seyn quaalyk gemaakt, gevormt zyn hochniederd. wb. (1719) 217a; summa, diesen schleppern odder buben gib nicht, denn es ist ubel angelegt 26, 645 Weim.; wie lang wolt ir blind sein vnd ewer gt vnd arbeit so vbel anlegen 1, 37; meyne gleichwohl nicht, dasz die acht tage, darin ich es ... zusammen geschrieben, vbel angelegt seyn werden insomnis cura parentum 133 neudr.; mit unmäsigem unnd uberflüssigem pracht und verschwenden in vil weg ubel hauszhalten (1617) 295; ein mensch, der übel haushält 21, 51, 23 Weim.; vbel auszleyhen, namentlich denen so vngern widergbend male credere a. a. o.; vbel verkauffen ebd.; sich und seinen dingen übel rathen, male consulere (1729) 2395; es thut mir leid, dasz Chodowiecki sie übel versorgt hat IV 8, 246 Weim.; dasz ... die armen unterthanen ... in ein solches labyrinth von unsicherheit und schwanken verstrickt werden, dasz ihr ärgster feind sie nicht übler berathen könnte üb. d. notwendigk. e. allg. bürgerl. rechts 435; wer vor dem wirth die zech vil machen, übel ist dein geist gelenkt, gottes wohlthat übel anwenden, perverse uti beneficio (1729) 2893; hier sei der schmuck denn immer übel angebracht 3, 72 (maler Nolten); sehr übel find' ich das angebracht 2, 100. eine die vbel gemannet hat, male nupta a. a. o.; übel geheiratet, gepaart etc. seyn, quaalyk getrouwt, gepaart zyn hochniederd. wb. (1719) 217a; ihnen ihre [Bd. 23, Sp. 14] übel gegründete meinung zu widerlegen gedichte 1, 294, 65; da sich sogar in der katholischen kirche ... von dem übel unterrichteten zum besser unterrichteten pabst appelliren läszt vertheidigung des Herrn W. 3; die theologen leren ubel, da sie leren: wyr wissen nit, wenn wyr seyn ynn der liebe 8, 281 Weim.; so ist das ein beweis, dasz entweder der vorausgesezte begriff falsch war, oder dasz die folgerungen übel gezogen worden v. restaur. d. staatswiss. 1, 9, 11; Winkelmann musz also zuerst wohl nicht recht gelesen haben, und zweitens übel vergleichen, übel folgern 3, 13; übel gefahren, herr postillion! huft um! maler werke 1, 286; nachdem sie wahrgenommen, dasz Desiderius ihren herrn übel berichtet hatte ... gesch. d. deutschen 1, 404; er zeigte mir seine erbauungsbücher, die nicht übel gewählt sind briefw. dreier akad. fr. (1778) 1, 52; o Sterne, — guter Jorik! wie übel hat man dich verstanden! leben und gesinnungen 1, 226; also war ... die träge ... mystik das produkt aller dieser schwärmerey, des übel verstandenen evangeliums, ... über die einsamkeit 1, 159. dorumb ist zeschetzen, dasz Guilelmus und Lanfrancus übel gesehen haben, wann sye sprechen, dasz das bein basillare sey under dem bein leuda genannt feldtbuch der wundtartzney (1517) III 2a; dweil aber der mund (der trinker) al zeit vbel gehalten ... wirt, verleuret er auch sein lebendige ... feuchtigkeit Ambach vom zusauffen C IVa; alte beudel oder seckel schliessen übel (1545); du hast übel gethan, dasz du nicht zuvor, ehe du hinunter (in die tiefe gruft) gestiegen, bedacht hast, wie du woltest wieder herauskommen fab. 9; zu spät merkte der könig der Perser, dasz er übel gethan, zwischen Athen und Lacedämon nicht ein gleichgewichte zu behaupten 1, 150 f. unpersönlich: (Stultanus:) ia nun meinet dann jhr, dasz es so vbel gethan sein solte, wann ich widerumb freyen wolte schausp. engl. comöd. 271, 28; (dritter gast:) ... er soll nicht bleiben. (erster gast:) es wäre übel gethan, wenn wir irgend einen brauer leben lieszen 5, 328 (Phantasus); ein ding ist warlich vbel bschaffen: 'an etwas übel thun': daran thun sie sehr übel 21, 78, 1 Weim. vgl. u. 6, e. d) prädicativ: ich, wie mit trunkkenen fast übel ist zu schertzen, meist negiert: es ist nicht übel = es ist klug, wohlgethan: der pfiff ist gar nicht übel: e) aus der zusammenrückung mit part. entstehen mehr oder weniger feste composita: übelangebracht, -angeführt, -angelegt, -angewandt, -befestigt, -begründet, -berechnet, -berichtet, -beschäftigt, -erfunden, -erzogen, -gegründet, -geleitet, -geordnet, -geputzt, -gewachsen, -gewählt, -nachgemacht, -rechnend, -verbunden, -verdauend, verdaut, u. a.; seit dem 18. jahrh. vielfach in unterliegender concurrenz mit schlecht, daher nur in festen verbindungen häufiger. 5) verengt aus 'unzweckmäszig', 'mangelhaft', zu 'unansehnlich, häszlich': a) attributiv: von übler schrifft (titel) teutscher secretarius 2, 18; verzeihen sie die üble [Bd. 23, Sp. 15] handschrifft IV 9, 179 Weim.; er hat einen üblen gang, he halts or hobbles a little in going Ludwig teutschengl. wb. a. a. o.; 's macht en übli gatig, es sieht schlecht aus 268; sollte aber nicht etwa der dichter selbst eine üble figur machen v. 231, 7. häufiger in negation: tas' khè ewle froi, das ist eine hübsche oder tüchtige frau 1, 8; groszes, schlankgewachsenes frauenzimmer von gar nicht üblem ansehen 14, 163; nun wollen sie die herrschaft nehmen? und meine mündel dazu? sie ist kein übles appertinenzstück 4, 12; das is ihn ooch wirklich kee ibler mann der biberpelz (1893) 103; des Faffners gold b) prädicativ: das bild ist nicht übel, zwar nach art der dutzendbilder fabrikmäszig, aber doch charakteristisch gemahlt III 2, 107, 2 Weim.; im schlosz war eine kammerjungfer, nicht übel, nur dasz sie immer schief lachte v. 4, 191. c) adverbiell: pannosus hudlecht, zerhudelt, zerlumpt, vbel bekleidt, zerfetzt, voll bletzen thes. 2, 203b; übel gekleydet (mal vestiti) decam. 95, 29 Keller; der erste man der im z gesichte kam, das was Primaso, der genug übel in seinem harnisch ze tische sasse ebd. 46, 5; solltest du nicht einem hübschen bürgermädchen begreiflich machen, dasz sie übel angezogen ist 45, 30, 24 Weim.; was gehets den mond an, dasz er vbler scheint dann die sonn? opera (1616) 2, 464; und in der that, ich fand das stübchen so übel nicht 4, 171; jeder rym hat sich müssen schmucken übertragen und ins moralische gewendet: 'unziemlich'; indecorus, das übel stehet, ἀπρεπής 351b; nembt exempel, wie vbel es vor der welt vnnd den menschen stehe insomn. cura parent. 19 neudr.; hütt dich vor hochuart, traut gespil, der divel git selichen rat, auch so dir etwas bliben is mit dativ der person: 'übel stehen', öfter 'übel anstehen': es stadt ein weysen man vbel an alienum a sapiente (1561) 441a; übel stehen, übel anstehen, übelanständig seyn, misstaan, niet voegen hochniederd. wb. (1719) 217b; sychst nicht wie dir deyn vornemen mechtig vbel anstehet, vnd dir gantz vnerlich ist opp. omnia 2, 190, 43; welchs eim christlichen lerer gar vbel anstehet 26, 553 Weim.; es stnd dem artzt vbel an, dasz er der natrlichen weissagung nicht vnterricht ... were opera (1616) 2, 201c; es ... wirde vnserer religion vbel anstehen insomn. cura parent. 37 neudr.; das wär in allen landen 6) moralisch schlecht, sündhaft, böse, das sittengesetz, den anstand verletzend. [Bd. 23, Sp. 16] a) in dieser bedeutung ist übel im ahd. und mhd. am häufigsten belegt. ubilero angilo übersetzt in Isidor (Hench 31, 22) das lat. angelorum malorum, wie Tatian (Sievers 75, 1) die evangelienstelle Mt. 13, 18 venit malus et rapit quod seminatum est in corde eius wörtlich mit quimit thie ubilo inti ginimit thaz thâr gisauuit ist in sînemo herzen wiedergiebt. in gleicher weise noch in der Mentelbibel (1466): der vbel kumt vnd zuckt daz do ist geseet (Zainerbibel: der bösz, Luther: der arge). vgl. auch zur Isidorstelle: (das wichwasser) vertribt die blen geist wo man es hinwirfft der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 114a, und die Herborstelle mhd. wb. 3, 168a; in attributiver verbindung mit man drückt es den gegensatz von guot aus, also den sündhaften menschen z. b. 41, 5: guot mán ... frambringit guot, inti ubil man ... bringit ubil; ebenso auch bei abstracten: fon herzen ûzgangent ubila githanca (cogitationes malae) 84, 9; thaz scírme mih in brústin substantiviert: uuârun gileittit andre zuêne ubile mit imo (alii duo nequam) 202, 1; auch as.: than aftar thêm wordun skêdit that werod an twê, in dieser gegenüberstellung in der mhd. profanen literatur häufig: er (der klôsenære) seit, ob si die guoten bannen und den übeln singen b) nhd: vbler oder poser malus voc. theut. (1482) hh viiija; ein ubeler mensch, homo malitiosus a. a. o.; nefarius (1723) 297a; in der bibel und theologischen literatur durchaus geläufig neben böse und arg. ... das ir seyt sun ewers vatters der in den himeln ist. der seinen sune macht scheinen vber die gten vnd die vbeln: vnd regent auf die gerechten vnd die vngerechten erste deutsche bibel (1466) Mt. 5, 45 Kurrelmeyer; aus der bibel in vielfachen verbindungen in die profane literatur übergegangen: nach meinem ainfaltigen synn das hört die üble schwährin c) mit abstracten 'sittlich schlecht, sündhaft': üble anschläge roguish contrivances Ludwig teutsch-engl. wb. a. a. o.; übel straszraub, rapina quae fit in via regia quelle bei gloss. 1694b; darumb und besonders, daʒ die wort nit unrain gezelet werdent, wa die übeln werk nit darby synd de claris mulieribus 17; ein üble that 'üble gewohnheit': sie sehen wohl, dasz ich in meinen üblen gewohnheiten unverbesserlich bin 18, 70; unnatürlichkeit, welches die übelste gewohnheit in der welt ist über die ehe (1774) 69; jedes wort, das sie sprach, war voll güte und anstand, duldung und liebe, von aller schlacke übler gewohnheit gereinigt, gleichmäszig und tief 1, 183. 'übler ruf': nur sage ich noch, dasz drey oder vier solche urtheile ... genug sind, seinen ganzen catalogum [Bd. 23, Sp. 17] ... in übelen ruf zu bringen satyr. u. ernsth. schriften (1739) vorr. 45. d) prädicativ: der schelm! ich weisz, dasz er mir beim umarmen lieber den hals umdrehte ... (Ampedo:) er ist so übel nicht, bruder 3, 270 (Fortunat II 1, 2). e) als substantiviertes neutrum: einem übels erweisen 441b; besonders in der bibel und theologischen prosa: so wil ich got lestren, spilen, eebrechen, ander übels begon v. freiheit d. sp. 27 neudr.; wie mgen ir gts thn so ir bels gelernet hant? 66 neudr.; wan ich han vast vil úbels getan wer bels bet oder hgt, f) adverbiell: vbel thun, poszlich thun, malignari voc. theut. (1482) hh viija; vbel handlen, vbel oder bses thn, malefacere (1561) 441b; ... das ein end ward alles geschlächts, das übel gethon hat vor den Herren bibel verteutscht (Zür. 1531) 4. Mos. 32, 13; die menschen übel tn und kein gepot gotz nicht halten (gli uomini fare le sconce cose) decam. 24, 17 Keller; mit feyren lehrnet man arges vnd bel thn Polybius (1574) vorrede 2a; wer vbel handelt, der fleucht das liecht gespräch v. d. tragedia Joh. Hussen 5 neudr.; fraw, du hast sehr ubel und wider gott und göttliche recht gethon rastbüchlein 43; dasz recht thon ist sein selbst lohn, ... ach! er sah verengt: dämonistisch thätig sein krankheitsnamenbuch 760a; verallgemeinert und ohne beziehung auf das moralischsittliche: übel thun, handeln = verkehrt, ungeschickt handeln s. o. 4, c; man schuldigt mich nit, das ich übel gelebt, sunder duncket mich, vmb das ich wolgemeinet, z straffen (quod male vixerim, sed quod bene senserim) 1, 414, 27; aber auff manung er nichts gab, im andern wer am besten zahlt 7) verengt: feindselig, gehässig, boshaft: a) attributiv: eine übele nachrede, backbiting or calumny Ludwig teutsch-engl. wb. a. a. o.; in übler nachrede seyn, male audire (1729) 2393; zu vbel nachreden geneigt, maledicus thes. 2, 12c; beide (Egmont und Oranien) hatten sich bei dem könige über die übeln nachreden beschwert, womit man in Spanien ihren guten namen zu brandmarken ... suchte 7, 251; es wäre euch besser, nach dem tode eine schlechte grabschrift zu haben, als üble nachrede von ihnen, so lange ihr lebt Shakespeare 3, 223; dasz wir keine üble auslegung befürchten dürfen 1, 93. [Bd. 23, Sp. 18] 'übler wille' etc.: es gibt eine klugheit in der art, sie auszusprechen, der auch der übelste wille nichts anhaben mag ges. schr. 1, 12 f.; weil sich in den Niederlanden bereits viel übler wille gegen Spanien regte 14, 190; vgl. übelwollen; ich soll eine üble idee vom schönen geschlecht haben IV 1, 206, 18 Weim.; gerade so wie die entsprechenden laute der Englisoten für knabe (knave) diesen üblen sinn (knavery büberei) sich zugezogen haben völkerkunde 105; er war würdig ... nachfolger eines alten kindsweibes zu sein, im üblen wie im guten sinne vierzig jahre (1843) 1, 7; es hätte ihm nicht entgehen können dasz im kopfe des jägers üble absichten sich regten verm. schr. 2, 74. b) substantiviert: von den todten soll man nichts übles reden 4, 1256; (Es.): wiltu ... das ich ... sage das dich angaat? (San.): ich begers, so ferr es etwas billichs ist. (Es.): vh, ein hrenwirt will nit das ich bels rede Terenz teutsch (1539) 89a (adelphi II 1, v. 187); was aber die anderen belanget, so ... mir alles vbels fluchen möchten Ringwalt lauter wahrheit A vija; es fragt sich in wiefern euch eure arbeit berechtigt von der meinigen übels zu reden 38, 20, 15 Weim.; es ist meiner treu recht schlecht von mir, dasz ich von meinem in gott ruhenden ahnherrn übles rede 1, 7. c) adverbiell: übel von einem urtheilen, secus de aliquo iudicare (1729) 2393; sondern soll eyn versucht dapffer man seyn, das sich der lesterer musz schemen, ubel von yhm z urteylen 10II, 113 Weim.; man könne ihn so wenig verstehen oder wolle ihn so übel verstehen, dasz man die sprache für spuren von verrücktheit erklärt die Günderode (1840) 1, 225; sie hatten blos die herablassung, auf die schriftstellen, welche die Arianer dagegen anführten, übel und böse zu antworten 13, 376; böszlich gearbeit, ubel gelonet ach wie übel, süsse feindin, (Dido) legt hin die scham, hielt fr kein schmach, substantiviert: was macht dann nun die wüste rott, ganz allgemein: übel anschreiben, carbone notare clav. ling. latin. (1716) 293b; auch bei französischen schriftstellern stehen sie übel angeschrieben Reinhart Fuchs, vorrede 82; und da sie solchen schertz in andern sachen in allen festen, bey allen gesten, ..., erleiden mag, wie wolt man es dann dem armen Eulenspiegel, der es von alter her ausz langem brauch an sich gebracht, ererbt und beeignet, erst für vbel deuten vnd auffnemmen? Eulenspiegel 13 Hauffen; [Bd. 23, Sp. 19] ich werd' es nicht für übel deuten, ob ich mich iendert thuon vergessen jedoch kanst mirs nicht vbel messen übel nehmen, male accipere (1753) Aa aa aa 2b; leicht erzürnt, erregt werden 2, 417; wollt ihr's nicht übel nehmen, wenn ich euch so schlechtes geld anbiete 1, 203. mit dat. der person: so würde ich doch dem herrn Utz diese beyden zeilen sehr übel nehmen krit. u. satyr. schriften (1758) 40; man hat mir einen gewissen leichtsinn in diesen dingen oft übel genommen IV 22, 50, 10 Weim.; einige erinnerungen nimmt mir der würdige verfasser nicht übel, jeder hat seine sinnesart und musz sehen, wie er sich durchhilft 32, 179, 16 Weim.; sie sollten er das nich übel nehm': erschtlich hatte se immer mit mir zu tun ... Rose Bernd (1904) 109; jener kampf mit dem Islam ... dauerte hier noch immer fort ... man nahm sich keine gewaltsamkeit dabei übel 3, 76. als entschuldigungsformel ganz allgemein: nimm 't nich oewel! sä' de vosz, da harr'n 'ne gôs bi'n wickel 889b; sie sind wirklich gegen die deutschen gelehrten ungerecht, und nehmen sie es mir nicht übel, fast musz ich glauben, diesz komme von ihrem stande her Seb. Nothanker 1, 131; lächerlich machen wir uns ... nimm mir's nicht übel! 1, 234; wir sind einander fehl gegangen. nehmts reflexiv: se nimt sik nix öwel, nimmt es nicht so genau mit sich sprichw. (1893) 531; in's holde leben wenn dich götter senden, 'für übel nehmen': nömen se nits vor wel 148b; ich bitt euch, ihr wollet mirs nicht für vbel nehmen fab. 5. vbel aufnemmen, iniquo animo pati (1561) 441a; in deteriorem partem accipere 188b; wir müssen uns schämen, bruder, dasz ein so liebenswürdiger gast von unserm vater so übel aufgenommen worden 2, 41, 21; 'nem sies nit übel, das madel nimts ja auch nit übel auf' die Günderode (1840) 1, 386; (Daja:) nehmt ja nicht übel auf, gestrenger ritter. — mit dativ der person: weilen ich ... dich ... vor ein kind gottes halt, so wirst du mir es ja nicht übel aufnehmen [Bd. 23, Sp. 20] mercks Wien 8; ich ... nahm es ihr übel auf, dasz sie sich nicht wieder sehen lassen 25I; 139, 6 Weim. für vbel auffnemmen, aegre ferre, indigne ferre Dasypod. dict. Niiij; meist mit negation: nicht für vbel auffnemmen, zu gut halten, dextre interpretari Emmelius sylva Nn 6b; mit behaltung meins herren des herzogen gnade, der mir nicht für übel uffnemen wölle, das ich in mit worten fürkome herzog Ernst prosa 292, 10 Bartsch; sie (die hauswirthin) musz es auch nit vor übel aufnehmen, so ihr der mann mehr bürden auflegen würde, denn einem andern hausgesinde hausbuch 6; dasz sol man ir nit vor übel vff nemmen gäuchmatt 44; nim nicht für übel auf, du Pallas unser stadt, 'in übel aufnehmen': ich weisz nicht ob Filipello euer man mir in übel auffgenomen het, daz ich euch also gehoffiret habe decam. 196, 10 Keller; aber jhr artzt in der gemein mchtens mir verargen, vnnd in vbel auffnemmen, das ich die knst artzney ... an tag lege chirurg. schrift. (1618) 302a; der künig nam aber solichs bet in übel auff Tristrant (prosa) 85, 11; heute veraltet, besonders mit in und für. in gleicher bedeutung: 'übel empfinden, übel finden', z. b.: und billig muszt' er es übel empfinden, 'für übel halten': liebe ... herrn, jhr wöllet ... mir nichts für vbel halten volksb. v. dr. Faust 116 neudr.; der festen meinung, niemand dörfe, oder könne ihm was vor übel halten der polit. maulaffe (1679) 55; die gelassenheit, die man ihnen für übel hält 5, 233; ade ihr mauschel-brüder all, 'in übel haben': etlich frawen Nyuetta zoren in übel heten und schulten decam 272, 12 Keller; wer wolt euch das in ubel han? 'für übel haben': habt ez nicht verübel, no la bie per mal it.-deutsches sprachbuch (1424) in Bayerns maa. 2, 394; imputare, vorweisen oder vor vbel han mlat.-hd.-böhm. wb. 151; landschaftlich noch im gebrauch: verübl hàbn oder verübln, etwas böse aufnehmen kärntn. wb. 245; wer wolt für übel haben das? fastnachtsp. 290, 12. häufiger negiert: ist es hinfurt den armen menschen nit fur ubel zu haben br. 2, 62; also htte er es Marcomirn nicht fr bel, dasz er Riamens und Olorenens aberglauben ... gemiszbraucht habe Arminius 1, 167a; es ist denen ahlen-schmieden nicht vor übel zu haben, wann sie bey dem feuer nicht so gar weisz aussehen etwas für alle 2, 10; meist als entschuldigungsformel: das solt ir mir nit frübel han Theuerdank 81, 77; vnd habens e. g. mir nur nit für bel spec. vitae humanae 7 neudr.; hab mir nit fürübel, wann ich dir ... werde eins versetzen grewel der verwüstung (1610) 1094; habt[Bd. 23, Sp. 21] mirs doch nicht vor übel! ihr sehet ja, dasz es meine schuld nicht sey lustsp. 46; du wllst mirs nicht fr vbel han, daraus: verüblhäbik, empfindlich beitr. 6; vgl. dazu die redensart: vbel für gut han, aegre habere, dolenter ferre (1561) 441a; bald darnach aber hat Lysias ... übel für gt ghept die ding die sich verlauffen hattend bibel verteutscht (Zür. 1531) 2. Makkab. 11a. 8) zornig, ungebärdig, heftig, grausam. a) attributiv: üble behandlung, a harsh, bad treatment 633a; und gab ihr zu verstehen, dasz ihn der zorn übereilet, und dasz ihr übles tractement ihm sehr leid sey der polit. maulaffe (1679) 46; eine strafe, die wegen der üblen behandlung des pöbels oft schrecklich ist England und Italien (1785) 1, 1, 62; sie hatte manche harte last getragen, ihres mannes üble behandlung, noch schwerer seinen tod 2, 278 (die judenbuche). b) prädicativ: das sie jhren leib nicht pflegen kundten, waren sie vbel auff jhn selbst Polybius (1574) 157; noch heute in den dialekten: möcht ma nöt übl wear'n! = möchte man nicht böse werden! kärntn. wb. 245; der bueb wurd allen tag üweler (böswilliger) 1, 8. c) adverbiell: capero, vel contraho frontem, ich bin traurig, sihe übel nov. dict. genus (1540) 32b; ovele sēn, scheel sehen mnd. wb. 259b; sie sach mich übel an 21, 47; wer vbel siht, da will ich machen einen mit worten vbel emphahen, vnwirsch anreden, male accipere aliquem verbis (1561) a. a. o.; wurd aber übel bewillkommet, indem ihr der herr das frischangefüllete kammer-becken auff den kopff schmisz der polit. maulaffe (1679) 44; man ist so übel mit ihm umbgangen, dasz er mich gleich daurete vogelnest 2, 355, 17 Keller; sie ... stiesz das fräulein von sich, und würde ihr vielleicht nochmals übel begegnet haben, wenn sie nicht die umstehenden damen in schutz genommen hätten Seb. Nothanker 1, 201; ein geschlecht, das ihm so übel mit gespielt hat 22, 29, 13 Weim.; sagt, man hat euch übel mitgespielt, nicht wahr? 11, 57; er wirt dir übel faren mit o Daja, Daja! wenn in augenblicken, 'übel tun', ungebärdig sich benehmen, zornig sein, weinen, schmerz zeigen: ir hend angstlichen übel ton Barbali 191 Bächtold; lugt was doch mcht die vrsach sein wel daun = wehklagen 148b; häufiger: 'sich übel haben, gehaben, geheben': vbel gehaben, conqueri (1561) 441a; doliturus ... der sich vbel gehaben wird fons latinitatis (1646) 278; sich äbbel hâ laut jammern nord-thüring. idiot. 3a; welche mich, wiewol wider des Damis willen, zu ihr nahme, massen selbiger sich sehr übel hatte, dasz er meiner solte müssig gehen Octavia 2, 441; liebe, wie gehabst du dich so recht übel der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 50b; die bawren gehuben sich übel buch der liebe 11, 4; die turteltauben ... ist eyn zorniger vogel, vnd der sich vbel gehebt, wann er gefangen würd feldbau (1579) 118; allda (haben) sie seinen famulum, den Wagner gefunden, der sich seines herrn halben vbel gehube volksb. v. dr. Faust 119 neudr.; was grosser klag, was grossen gschrey [Bd. 23, Sp. 22] vbel halten, malè tractare Dasypod. dict. Niiij; sich selbs vbel halten, im selbs nichts guts thn, male mereri de se (1561) 441b; man wird sy ... übel halten vier hundert jar bibel verteutscht (Zür. 1531) 1. Moses 15, 13; der vater hielt die mutter übel 23, 543 (Adrastea); hast du ein knecht, ... vil volckes starb, einen vbel handlen, rauch anfaren, contumeliam facere, voce aliquem violare (1561) 441b; der vater ist gestendig sinen sun übel gehandelt vnd gedrengt haben spiegel d. waren rhetoric (1493) C 4b; damit richtet er aus, das die feinde ... jn vbel handeln 28, 244, 34 Weim.; yetzt hab der herren ich so viel, wer hat dich so geschlagen, die erste bewegung in mir war ein aufjauchzen der herzlichsten freude, und erst, als ich sah, dasz er übel zugerichtet war und blutete, da wurde ich betreten 1, 38. 9) steigerungsadverb: 'sehr'. zunächst in verbindung mit empfindungsverben und thätigkeitsverben, welche körperempfindungen im gefolge haben, wo übel 2), bzw. 8) stark an begriffsinhalt einbüszt und eine blosze gradsteigerung ausdrückt. mhd. und besonders frühneuhd. allgemein üblich, heute veraltet: mein lebenlang so bin ich ie wer erschrack übler dann Wilibaldus! 2, 55, 2 Bolte; do das die kinder Israhels hortend, erschrackend sy übel ab jm bibel verteutscht (Zür. 1531) Judith 4a; erschrack Lucifer vber die massen vbel proc. 1, 5; und seit vil übels von dem concilium, das die pfaffen übel erschraken chronik 78; von dieser red erschrack sein bruder fast übel wendunmuth 2, 33; der gt herr erschrack dessen übel gartengesellschaft 45, 16. vast vbel frchten, male formidare (1561) 441a; vbl frchten, pavere, horrere, pertimescere etc. prompt. (1647) Q 3a; drumb, was mir zthn syg, ich nitt weisz, vor schmertzen gieng jhm zu ein grausz, das verdreuszt mich übel, die sach truckt, engt und irrt mich übel, male habet me haec res (1561) 441a; es ist jm begegnet wider die hoffnung, das verdreüzet den man übel Terenz deutsch (1539) 14a (Andria II 6, v. 436); welches schniben und schnarchen, der gte mann auff der cantzel vernam und in ubel verdrosz, das er den Wenden predigen solte rastbüchlein 7; und hett mich übel gereut, dasz ich den bruder von mir gelassen hette lebensbeschrbg. 43 Bieling; ich hasz den hof ausz keiner andern [Bd. 23, Sp. 23] vrsach so übel, dann dasz er so nach ist (... tam male odi) Terenz deutsch (1539) 97b (adelphi IV 1, v. 523); das beschwert den vatter also übel das er vor kummer starb cosm. 117; darumm sage vns, wie ists dir ergangen? der selbs nicht weisz, wie vbel schmertzet und bath, weil jhn so vbel frr mein kint leit litsuchtig im haus: vnd wirt vbel gequelt Mentel-bibel (1466) Matth. 8, 6; widderumb der den schuch anhatt, achttet nicht, wie gladt er anligt, szondern wie ubell er yhn druckt 10, 1, 1, 315 Weim.; wenn die leus und flöhe übel beissen und not thun, so spricht man es wirt bald regnen Emeis (1517) 34a; metaphorisch: vbel beissen, verdriessen, male urere Dasypodius dict. Niiij. im alterthümelnden stil oder von der bibelsprache beeinfluszt noch im 18. u. 19. jahrh.: es wird von den Nordleuten übel bedränget lit. gesch. 61; du ergriffst ihn gewaltig und hast ihn übel gebändigt 'übel schlagen': warumb schlegst mich so grausam ubel vitupero, vbel schelten, schmehen thes. 2, 720a; darnach wird der geist (Zwingli) seer zornig, das ich yhr deuteley so frölich gespottet habe und schillt mich ubel 26, 304 Weim.; ob du das gschirr (mit wein) zu vol thst schencken, war einmal im sprachgefühle durch solche wendungen übel als steigerungsadverb geläufig geworden, so griff der gebrauch auch bald auf andere verba über, ja übel trat auch als intensitätsadverb zu adjectiven. a) bei verben: verbrann die statt Costantz gar vbel Schwytzerchronik (1606) 398a; wie bel dem Simplicio die kunst misslingt Simpl. 6 neudr.; als übel verstümmeltes spiegelbild archäolog. ztg. jg. 1, 156; ein ... gentleman, der ... mit seinem eignen guten namen so übel zerfallen ist litteraturbr. 150, 28; es wäre nur übel gefehlt, wenn ich so viel brauchte 2, 28, 9 Behaghel; übel hast du gewisz dich verirret b) bei adjectiven: ewl šen, ausnehmend schön, ewl rix, sehr reich, ewl fiel, sehr viel 1, 8. 10) schwer, schwerlich, mühesam etc., moeielyk, bezwaarlyk hochniederd. dict. (1719) 217a; es wird übel zu finden, zu bekommen oder anzutreffen seyn; solche flecken gehen übel aus, such spots are hard to take out teutsch-engl. wb. (1765) 1778; wer eynmal in der leuthe mundt kompt, der kan übel wider darausz kommen (1545) 50b; weil aber sich gemeinigklich befindet, dasz an denen orten ... das holtz seltzam vnd vbel zu bekommen ist mineral. ertzt (1580) 46a; 's ist übel kämmen, da kein haar ist Roland von Berlin 1, 379; ob die Phyllis angenommen 11) übel nähert sich der negation oder schränkt im adverbiellen gebrauch die geltung des verbalbegriffes wesentlich ein. synonym: 'wenig, nicht, misz-'. a) attributiv: 'übel lust, übel gefallen haben', stets unflectiert und meist mit negation: was ihre röm. nebenstunden [Bd. 23, Sp. 24] betrifft, zu diesen hat Breitkopf nicht übel lust, nur möchte er etwas davon sehen IV 9, 157 f. Weim.; ich merke, sie hätten nicht übel lust, uns beim eintritt in einen kunstsaal immer einen kleinen maulkorb vorhängen zu lassen Athenäum 2, 46; die frau ... schien nicht übel lust zu haben, wieder von vorn anzufangen 3, 166. er grosses leyde und übel gefallen daran het decam. 318, 2 Keller; ähnlich: er hat nitt iwel mieh g'hā, nicht wenig mühe 1, 8. b) adverbiell: o we, ick hebbe dy ghevraghet, wie kndt mirs vbler gfallen mit negation: alszo haben auch vertzeytten gotts dienste auff etlichen bergen gott nit ubel gefallen 8, 556 Weim.; welche mein einfeltige arbeit, hoff ich, vielen frommen christen nicht vbel gefallen wirdt evangelia a 6a; das weibsstück ... gefällt mir nicht übel ollapatrida 17, 29. diffido, ich misztraw, traw nit wol, traw bel nov. dict. genus (1540) 23a; (Prisca:) das höre ich von vil münch vnd pfaffen weibern klagen, sie getrawen vbel, mein magister tht nit also gespräch v. d. tragedia Joh. Hussen 25 neudr.; ... wenn einem menschen allein, das regiment ... zgestellet ist, so kan es nit anders zgehen, er wirt stoltz, hoffertig, ... und wie man gemeinlich sagt, kan er die gte tag übel leiden reden 213, 45 Böhmer; amarellen ... wöllen an külen ... orten stehen, vnd können vbel warme lufft erleiden feldbau (1579) 347; o übel geziemt sich's, sehr holde jungfrau, sagt er ihr, wer für dem creutze weicht, taug übel unter christen vbel merken, nit wol verston, intelligere parum (1561) 441; das etliche pnctlein offt yn dyser getruckte sermon gemeldet werden, vnnd verdrusslich geacht zu lesen, yst geschehen zu nutz dem ainfaltigen vbel merckenden leser 3, 252 neudr.; da ist etwan ein feiner mann vnd vbel beredt. dargegen find man ein heszlichen, der ist wol beredt fabeln 9 neudr.; es wird ihm übel gedeyen, non impune talia feret 341a; aber es ist jr übel gelungen, ... dann sie hat das leben darüber müssen verlieren das antipap. eins und hundert 1, 56b. beim adj.: du bist allweg unsinnig und übel gesund (semper amens et male sanus existes) Äsop 51. in der negation 'sehr viel': mr händ nid übel garben überchó, wir haben nicht wenig garben bekommen 268; sie hatte stattliche kleider und war mit gürtlen, ringen, perlen und dergleichen geschmeiss auch nicht übel versehen und gezieret vogelnest 2, 420, 4 Keller. 12) formelhaft: a) ubel ärger machen, malum malo cumulare (1691) a. a. o.; oleo incendium restinguere, du machst nur übel erger (1545) 49b; äbbel ärger mache, schlimmer machen nord-thüring. idiot. 3a: [Bd. 23, Sp. 25] treibestu es dazu, so machistu nur übel erger 17I, 122, 22 Weim.; sonder machen nur vbel erger hosenteuffel 7 neudr.; damit nicht übel ärger gemacht würde vogelnest 2, 343, 23 Keller. das sprichwort: 'ausz ubel wirt ergers' 8, 680, 22 Weim.; der liebe gott verleihe gnade, dasz wir erkennen und ihm dafür danken, sonst wird vbel ärger werden tischr. 2, 12; ich habs auch schon an eurem bruder wahrgenommen, meine kinder; ich mag mich aber nichts merken lassen, sonst könnt er sich verstellen und seinem kummer heimlich nachhängen und da macht ich aus übel nur ärger der wohlthätige unbekannte 14. b) wohl oder übel aus prägnantem gebrauch in älterer zeit allmählich formelhaft werdend und vom verbalbegriff sich ablösend: nachdem ... gott eynnem jden gnad gibt sich sollicher zeit wol oder vbel zu geprauchen schrift. 77 neudr.; 'o wehe', sprach der student, 'es gieng mir wol und ubel' rastbüchlein 11; in mitler zeit hat uns niemand es gfall in übell oder woll Endinger judenspiel 59 neudr.; variiert: da kanst du was du wilst, gut oder übel sprechen zur bezeichnung des äuszeren oder inneren zwanges: 'nolens volens': wollte er wohl oder übel, so musste er seine taschen umkehren 2, 33 Behaghel; vom verb. abgelöst: auf beide verträge musste Metternich wohl oder übel eingehen deutsche geschichte im 19. jahrh. 3, 166; so muszte ich denn wohl oder übel den alten staub weiter schleppen 2, 96; du hast dich, gut oder übel, zu einer vierfachen abfindung entschlieszen müssen 2, 367. 13) als interjection: übel uns betagten sündern wol euch! übel mir! 391; 14) übel als compositionsglied. die zahl der übel-composita ist erst vom 16. jahrhundert an gröszer. die wenigen composita, die sich über das 15. jahrhundert zurück aus dem ahd. und mhd. nachweisen lassen, zeigen übel in der bedeutung 'böse, sündhaft, feindselig', s. o. 6), 7), 8). vom ausgang des mittelalters an, insbesonders im 16. und 17. jahrhundert setzt sich übel als gegensatz von DWB wohl im sprachgebrauch fest und hält mit der compositionskraft von wohl nahezu gleichen schritt, zunächst in der bedeutung 'krank, physische unlust erregend', s. o. 1) und 2), bald aber auch den weiten anwendungskreis von 'unglücklich, unzweckmäszig, unpassend' ausschöpfend, s. o. 3) und 4). vom ausgang des 18. jahrhunderts an nimmt der gebrauch — insbesonders in den uneigentlichen compositis, den syntaktischen zusammenrückungen — rasch ab, durch schlecht (als gegensatz von DWB gut) verdrängt. ![]() ![]() einen fuoʒ er nie getrat bedeutung und gebrauch: malum, vitium, improbitas, scelus, flagicium, abscessio a bono; ubel etiam omnem miseriam, calamitatem, morbum et infortuniam exprimit (1691) 1375. [Bd. 23, Sp. 26] 1) im allgemeinsten sinne: alles, was dem guten als dem sittlich gebotenen, zweckmäszigen, angenehmen, gesunden entgegen steht; also das princip des bösen, schädlichen, der sünde, des leidens im philosophischen, physischen, moralischen und socialen verstande. a) in der sprache der philosophen: daher entstuhnd nun schon ein begriff von übel bey ihnen, als einer abwesenheit und beraubung des guten v. d. wunderbaren (1740) 76; das übel hier unten ist immer von genialischen menschen hergekommen 45, 12, 2 Weim.; wenn der zweck der satire beförderung der vollkommenheit und verminderung des übels in der moralischen welt ist ... so kann man ihre zulässigkeit nicht in zweifel ziehen entwurf (1783) 83, § 6; das leben ist an sich weder ein gut noch ein übel, es ist der raum des guten und des übels, je nach dem was ihr hinein legt Mich. Montaigne 1, 147; es gibt nichts absolut böses und kein absolutes übel 2, 280; so ein gefühl des lebens ... vernichtet alle sophismen vom übergewicht des übels in der besten welt 1, 7; jede lust ist ein gut, jeder schmerz ist ein übel gesch. des materialismus 26; in diesem allgemeinen philosophischen sinne auch bei dichtern: nicht wenig stolz auf sein gefrornes blut ein allgemeines übel ist der tod das leben ist der güter höchstes nicht, b) in prosa und dichtersprache, auch im briefstil und in der umgangssprache wird für diesen begriffsumfang gern die verbindung 'alles übel' genommen: sie (Banise) bemühete sich nicht nur, alles übel des lebens ... zu verschlafen kreuz- und querzüge (1793) 1, 61; ich wollte ... leicht beweisen, dasz alles übel, häusliches und körperliches und geistiges blos durch das dumme bestreben nach geschmack entstanden ist Cl. Brentanos frühlingskranz 165 f.; da unten stecket er (Hannibal), der urheber alles übels, im käfig 3, 429; magister Lukas, nicht ergeben c) besonders in der geistlichen litteratur: aber got wirt abwenden alles übel zu meinen feinden 1, 415, 32; sonderlich die zeit da uns der teuffel fressen wolt auff dem reichstag zu Augsburg und stund alles ubel satt und so rege, das alle welt meinet, es werde uber und uber gehen 32, 492, 20 Weim.; dann was ist anders der zorn gots dann blintheit der vernunfft in verkertem verstand heiliger geschrifft vnd gots gebot, auss dem dann volgt gotlose begird vnd alles vbel 1, 164 neudr.; geytz ist ain wortzel alles vbels ebd. 1, 180. d) 'vom übel erlösen, vor übel bewahren'. in der siebenten bitte des vaterunsers (Matth. 6, 13) hat das goth. nicht das subst. sondern das substantivierte adj.: ak lausei uns af thamma ubilin, so auch der Tepler codex. die Freisinger auslegung des paternoster wählt sunta statt übel: ûʒʒan kaneri unsih fona allêm suntôn, aber schon im Weiszenburger catechismus ist malum mit ubil übersetzt: auch arlôsi unsih fona ubile, und übel bleibt die regelmäszige vertretung des malum im paternoster: die Mentelsche bibel (1466) u. die nächst verwandten drucke MEP (siehe Kurrelmeyer die erste deutsche bibel 1, 23) haben den pl.: sunder erlsz vns von den vbeln, von der Zainerschen bibel ab ist durchaus der sg. gebraucht: von dem vbel, vom vbel; ebenso Luther: die sibende und letzte bith sunder erlose uns von dem ubel 2, 126 Weim. von da aus in der geistlichen und profanen litteratur formelhaft: darumb behüt dich und dinen nehsten vor allem übel bilgersch. (1512) B 3a; ich dancke gott zu dieser fart [Bd. 23, Sp. 27] e) zu formelhafter verwendung in profanen schriften gelangt auch die bibelstelle Matth. 5, 37 (quod a his abundat malum est), die goth. wieder mit dem adj. us þamma ubilin (mit dem adj. auch im Tepler codex), von den ersten deutschen bibeldrucken durchaus mit dem pl. wiedergegeben ist, z. b. Mentel (1466): daz kumt von den vbeln. dagegen Luther: ewer rede aber sey ja, ja, nein, nein. was drüber ist, das ist vom übel; so schon Tatian: so uuaz so ubar thaz ist, so ist iz fon ubile 30, 5 Sievers. nach Luther ist der sg. allgemein; auch in der profanen litteratur: thaten hören, ehe ich das bild erkenne: gesichtszüge sehen, ehe ich personen charakterisire: das will ich. was drüber ist, ist vom übel 3, 455; ich vermeide sorgfältig alle bekanntschafft, die nur zeit verdirbt und sehe und studire unermüdet mit künstlern und kennern, alles andre acht ich vom übel IV 8, 66 Weim.; vor allem ist demnach das streben nach irdischen gütern ... vom übel 6, 41; weiteres geschwätz ist vom übel erzähl. schriften 7, 206; ... sich als dame benehmen, dazu sei das beste mittel tanzstunde. französisch und ein wenig klavierspiel würden auch nicht vom übel sein Grabenhäger 1, 356; wir treiben jetzt familienglück, 2) krankheit, körperliches leiden; sg. und pl. sichere belege für diese bedeutung finden sich erst vom 15. jahrhundert ab, doch läszt die verbreitung von übel in dieser bedeutung über alle westgerm. sprachen hohes alter vermuthen: vergisz des vbels, so bist genesen sprüchw. 1, 35a; wer mit dem geschwär geschlagen wird, soll ... so offt vnd dick als er das vbel empfind jm übertrang thun feldbau (1579) 64; leute, welche mit solchem übel behafftet seyn anthropodemus plutonicus 1, 41; ich musz gestehen, dasz ich ... mehr als dreyzehen personen ... von diesem übel ... liberirt habe medic. maulaffe (1719) 41; die schwindsucht, das epidemische übel der gelehrten 1, 55; ich brauche seit vielen jahren bei allen meinen übeln fast gar keine medicin 10, 56; ihr lieber theurer brief, mein bester, fand mich im bette, unbehaglich an einem vorübergehenden übel IV 29, 83, 6 Weim.; seuchen die durch ... berührung, oder gar durch den genusz des fleisches der gefallenen rinder, allerdings pestartige übel hervorzubringen hinreichten röm. gesch. 2, 92; die kranken sind nach verschiedenheit ihres geschlechts und ihres übels in mehrere ... säle verteilt briefwechsel u. tageb. 2, 282; (Mufti): was ficht den käyser an? ein tartarisch übel wird die gicht genennt auch krankheiten bei thieren u. pflanzen: feigenbäume ... sein aber gerne wurmstichig, vnd damit sie solcher vngelegenheyt vnd vbels erlediget werden, soll man ... feldbau (1579) 351; höchst auffallend ist es, wenn der mais von diesem übel befallen wird II 6, 192, 4 Weim.; als wenn es (das pferd) kein weiteres übel (als diese wunde) hätte 43, 287, 16 Weim. b) der pl. ohne attr. ist selten: der selbige wind, der alle ... wolcken nach dem deutschen gebirg wirft und euch in norden vielleicht übel bringt III 254, 7 Weim.; denken sie sich in meine lage, dasz dieser schwindel sie verfolgt und dann die übel, die ihrer gesundheit unbekannt sind nachgel. schriften 1, 412, 23. c) durch adj. attr. specificiert: vollend obil, epilepsia vocab. nr. 814 14b; vgl. oben th. 3, sp. 1286; daz fallent ubel deutsches sprachbuch (1494) in Bayerns maa. 2, 417; dat valent ouel (15. jahrh.) 3, 247; 723; besonders als fluchformel: [Bd. 23, Sp. 28] also wenn soliche gedencken kummen, veracht sie vnd ... sprich ettwann: hond euch den ritten vnd das fallent übel brösamlin 1, 71b; das vch das fallend vbel schütt! schweiz. spiele des 16. jahrh. 3, 227, 2274 Bächtold; dann auch übertragen: ich wil heim zu meim fallent übel (zur frau) nd. neben dat vallende ovel in gleicher bedeutung dat grote ovel 3, 247a. vgl. 1, 55: 'das gross übel wird neben ritt und veitstanz in einer verschwörung genant'. von dem flyegenden übel, davon die unbewarnoten gemt gefangen werden und in den tod gezogen de claris mulieribus 28; verbreitung der venerischen übel durch die kriegsläufte III 4, 64, 3 Weim.; dieser treffliche mann curirte unter andern besonders desperate französische übel 43, 75, 15 (Cellini); bildlich: der pabst trat mit dem französischen hofe wieder in engere verbindung, worüber sich der kaiser sehr gröblich vernehmen liess: mehrentheils ziehe man sich das französische übel in der jugend zu, der papst bekomme es in seinem alter 4, 360; amerikanisches übel = lues. d) an hiehergehörigen composita merkt (1691) 1375 folgende an: fall übel, epilepsia (vgl. oben th. 3, sp. 1268 'falbel' und sp. 1291); pestübel, contagium pestis; franzosenübel, lues venerea (vgl. oben th. 4, 1, 1 sp. 62); kopfübel, cephalalgia (vgl. oben th. 5, sp. 1781); zanübel, dolor dentium, odontalgia; hiezu kommen: ansteckungsübel, mikrobeninfection 760a f.; augenübel (ebd. u. oben th. 1, sp. 813); buch ovel, diarrhoe a. a. o.; bucouel, bauchwürmer jahrb. f. nd. spr. 15, 127; fuszübel, fuszgicht a. a. o. u. oben th. 4, 1 sp. 1056; lancevel, colica passio a. a. o.; königsübel, der kropf am halse, so durch berührung mit der königlichen hand zum öfteren kurieret wird, the evil teutsch.-engl. wb. (1765) 1778; man findet zwar auch krankheiten, die den menschen unempfindlich und gleichsam tödlich machen, als da ist der schlag, die popelsey, die hand gottes, S. Veltens plage, die hinfallende sucht, das s. Johannsubel blocksberg 242. huer- oder huerenübel, krankhafte geschlechtbegierde: das h.-übel haben, in amoris rota versari 1, 56. übertragen: suer-übel ein mensch mit einem sirausschlag und ein sauerblickender mensch a. a. o., vgl. auch 1, 8. e) verengt: dauerndes gebresten, siechtum, namentlich böse krankheiten kärnt. wb. 245; ein andauerndes oder periodisch eintretendes gebrechen a. a. o.; gicht Stürenburg in den compp. foot-, hand-, knidd- vel; etwa wie in folgenden belegen: ich habe mein jährliches übel schon seit ostern gefühlt 8, 307; sein altes wiederkehrendes übel macht ihn für sein leben bange 40, 288, 4 Weim.; brand, wildes fleisch der wunde (bair.) idiot. 560. f) die erkrankte körperstelle selbst: reibet als dann das übel drei oder viermal im tag feldbau (1579) 92. 3) krankheit im metaphorischen verstande: aber das ist das alt gifft und pestilentsisch übel, das wir teutschen nie vil acht auff vnser mütter sprach gehabt haben Terenz deutsch (1539) A 3a; es ist gut, wenn junge leute in gewissen jahren vom poetischen übel befallen werden verm. schriften 2, 203; Christus kuren sind kein flickwerk, nicht palliativ; sie rotten das übel sammt der wurzel aus leben und gesinnungen 2, 224; hochmut, der ... zum chronischen übel geworden ist briefwechsel u. tageb. 1, 103; dies ist aber nur eines von den vielen unheilbaren übeln unserer jetzigen verfassung 8, 67; das übel erkennen, heiszt schon ihm teilweise abhelfen politische reden 9, 57; doch ach! was hilft dem menschengeist verstand, [Bd. 23, Sp. 29] 4) jeder schmerz, jedes leiden, unbehagen körperlicher wie geistiger art: die weil dan dis leben nith anders ist dan ein unseliges ubel, davon gewiszlich auch anfechtungen erwachssen, so sollen wir des ubels darumb begeren losz tzu werden, das die anfechtung und sund auffhorenn und also gottis will gesche 2, 126 Weim.; denn gott lest sie ynn schande, ynn armut, ynn kranckheit und ander ubel fallen 26, 207 Weim.; denen wurd alles vbel vnnd jamer z theil werden Polybius (1574) 159; also sollen die jungen herren jhr leben in lust vnd freuden, vnd nicht in schweren gedancken oder anderm vbel vertreiben buch der liebe (1587) 139b; glückliches kind! das kein übel kennt, als wenn die suppe lang ausbleibt 8, 28, 3 Weim. (Götz); nur machten mir meine nägel, die immer fortwuchsen, das gröszte übel 43, 359, 7 Weim. (Cellini); sie trib vom Welschland das gesind auf das unrecht, da folgt das übel, 5) unglück, unheil, schaden, miszstand. a) malum ubel, unglück (1659) 441a; malore v. unglück (1678) 1064b; ein übel beut dem andern die hand, one mischief comes in the neck of another teutsch-engl. wb. (1765) 1778; so gib ich ain weg, daz uns kain übel darumb begegnet viam dabo qua nihil mali patiemus Äsop 38; dasz Eva von der verbottenen frucht asz, ist das allergröszte vnd schwereste vbel buch der liebe 292, 2; und vor künfftigem übel warnet uns got der barmhertzig reden 72; die kometen sind üble vorbothen und erst neulich sah ich einen ... alten, der ... dem himmel dankte, dasz er schon alt wäre und der erste von dem bevorstehenden übel loskäme päckchen satiren (1769) 104, 5; er liesz sich belehren, dasz die in China so gemeine hungersnoth ein überaus seltenes übel wäre Usong (1771) 49; und das ist eben der fall der tragödie, wo wir alle das übel, welches wir fürchten, nicht uns, sondern anderen begegnen sehen 10, 106; unzeitige gebote, unzeitige strafen bringen erst das übel hervor 17, 307, 11 Weim.; für ein übel, das noch nicht geschehen ist, kann man immer mittel finden 3, 103 (Fausts leben); hetst du mit heyrat mich versehen mag wol ein übel seyn, das trost nicht könnt erreichen? kaum war dieser wunsch erfüllt, (Walter:) und grad' auch heut b) besonders in der gelehrtensprache. in der geschichtsprosa und im zeitungsstil: ein anderes übel, das die städte sowohl als das land plagte, waren die übermässigen anlagen gesch. der Deutschen (1778) 1, 116; mein geschäft (verhandlung in betreff des studentenkrawalls wegen der garnisonierung von truppen in Jena) geht so ziemlich; es ist ein verwickeltes übel IV 9, 184 Weim.; als durch reichthümer die sitten verdorben wurden, trug sich zu, dass die stadt unter den übeln der oligarchie und ochlokratie zu gleicher zeit litt 1, 105; aber Deutschland war ... so zerfallen, und es gab so viele innere übel zu bekämpfen gesch. d. Hohenstaufen 4, 84; die räuberwirthschaft war daselbst ... ein stehendes übel röm. gesch. 2, 79. c) einem übel abhelfen, begegnen, steuern, vorbeugen, wehren': to remedy an evil, to mend the mischief (1845) 633b; dieses ungewitter ... sehe (ich) bereits ... herrauschen, [Bd. 23, Sp. 30] wo nicht durch klugheit und angräntzende verbindung diesem übel beyzeiten begegnet wirt asiat. banise 279; es ist die höchste zeit, dasz man diesem übel abzuhelfen suche 2, 73; demnach ich sah, wie jr euch naget, darumb ein rath thut wol vnd recht, noch gleichwol will der hoff zum grossen hertzleid haben d) von zweien übeln soll man das kleinste wählen 2, 752 (nach Cicero de officiis: ex malis eligere minimum); vermeinten daher unter zweyen üblen das geringste zu erwehlen und lieber dem feinde im lande seinen willen ein zeitlang zu lassen, als die blocquade zu quitiren und aufzuheben schwed. krieg 4, 1, 50b; ich habe, sagte er, unter dem übel das kleinste gewählt über die ehe 97. variiert: auf soliche treung mst der conuent ausz zway ubeln das grost fliechen Kaisheimer chron. 448. e) formelhaft in der verbindung 'nothwendiges übel': alszo haben sie beschlossen, das eyn weyb sey eyn nöttigs ubel und keyn hauss on solch ubel 102 293, 7; in summa, ein weib ist ein nothwendiges ubel, eine natürliche anfechtung, eine einheimische gefahr, und ein lustiger schade asiat. Banise 342; ist eine frau ein unstreitiges übel, so ist sie auch ein nothwendiges übel 2, 7, 24; ich bekenne, krieg und processe sind ein nohtwendiges übel vorr. 51; ich könnte zugeben, dasz schlechte schriftsteller ... ein nothwendiges übel wären verm. krit. u. satyr. schriften 197; bis dieser kreislauf vollendet ist, .. ist das rezensiren ein nothwendiges übel Athenäum 1, 142; andere betrachten sie (die eisenbahnen) als ein nothwendiges übel ges. schriften u. denkwürdigkeiten 2, 235; auch pl.: wenn sie die nothwendigen übel groszer staaten unbedachtsam nachahmten über d. nothwendigkeit eines allg. bürgerl. rechts 409. 6) eine gegen die sittliche weltordnung verstoszende handlung; übelthat, sünde. in dieser bedeutung am frühesten und ahd. und mhd. am öftesten gebraucht. schon goth.: Joh. 18, 23: andhof Jesus: jabai ubilaba rodida, veitvodei bi þata ubil (μαρτύρησον περὶ τοῦ κακοῦ); ahd. meist für lat. malum: z. b. ther nithuíngit sinaz múat ioh thaʒ úbil al gidúat fare in álethrâtî, sô uuer so io úbil dâti 2, 23, 29; a) du solt ... frömdes ubel williglichen lyden der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) IXa. der falsch ritter bekannt sich seines ubels (dasz er den knaben vergiftet habe) buch der liebe 311, 1; wie Abraham ..., wie wol [Bd. 23, Sp. 31] er der cristen herren böse werck und vbel gesehen het zu einem guten kristen warde decam. 29, 18 Keller; kein übel war so klein, welches er (Georg Wilhelm) übersah Georg Wilhelms lobschrift (1679) G 5d; wer mag die übel zählen, die im namen des h. geistes verübt sind? 20, 12; denn wenn erst das bewusztsein des übels sich regte, wenn die scham zu erwachen begann, dann würde ja auch bald der wunsch kommen nach besserung Grabenhäger 1, 238; die weyl ihn (den menschen) ob sein hohen gaben Daniel was gantz jung der jar der schmid zum brder sprach z stund b) übel thun, ausführen, stiften u. dergl.: solt ich disz übel, frouw, tn oder gedencken? solt ich minen herren verraten translationen 29, 4; awe, awe was grossen übels ich begangen han decam. 191, 16 Keller; wie sölte ich dann ein sölich grosses übel begon und wider gott sündigen bibel verteutscht (Zürich 1531) 1. Mos. 39, 9; dann war es ihm, als ob dies das letzte übel sei, das er stifte 10, 61; ach got, grosz übel hab ich thon der schlaue bösewicht verdienet straf' und tod c) auch in der älteren rechtssprache, so oft in der Carolina ohne jedoch zu einem bestimmt umgrenzten rechtsterminus zn werden: straff des übels, das in gestalt zwifacher ehe geschicht art. 121; dermassen, das etlich derselben übelteter nit allein die jhenen, die ungefangen, sonder auch etlich derselben, die solicher irer begangnen übeltat halben in des reichs gefänncknus und pannden gewest, unaufgelegt und unempfangen verschulter gebürlicher und rechtmessiger straffe gesichert und ledig gelassen sind, und aber durch soliche bewissne gnade, wie wol die in guter meynung was beschehen, nicht allein das übel ungestrafft beliben ... ist Nürnberger polizeiordnungen 42 Baader; und ld mit den briefen hertzogen Fridrich von Österrich für sin künglich hoffgericht umb das übel, so er dann an im getan hett chron. d. Constanzer conzils 65. d) 'übel strafen, rächen': nun kan dennocht das vbel nit vngestraffet beleiben, so gilt es in dem fal gleich ob es mit disen oder andren penen geschehe a. d. adel 48 neudr.; wer übel nicht straft, ladet es zu hausz sprichwörter (1797) 99; das übel wirt gerochen altdeutsche passionssp. aus Tirol 12 Wackernell; also hab wir auff diesen tag ... das ich die sünd vsrütten sol von welchem wird der eyd gebrochen 7) laster, schlechte gewohnheit, schlechtigkeit, bosheit: die aller übel unzucht und boszheit vol sint decam. 48, 15 Keller; aber das büchlin schicke ich ... dir nit, als etwas guttes, dann es hat nichtes gts in im, mer ist sein inhalt schand laster vnd alles übel 1, 323, 22; drey sollen behuten eynen iderman vor Rhom, lernung des vbels, verletzung der gewissen vnd vahung bösser exempell 4, 267; got wöll, ... vorgenänts vbel, dess vil, vnd vberschedlichen ztringkens von vns ... abwenden der teutsch Cicero 81; da nun Theobaldus ... anhbe z bedencken das grosz übel und unrecht, darin die gemüter und gedanken der menschen gefallen weren schwankbücher 194; eben dieses übel (schmeichelei) hat auch die Römer ... betrogen [Bd. 23, Sp. 32] Pathmos 7; afterreden ... das ungeselligste sittliche übel, das es viel leicht giebt nachlasz 62, 2; ich halte ihn für einen vollkommen ehrlichen mann und wenn ich selbst ein übel (einen makel) an ihm sähe, so würde ich es nicht glauben 43, 152, 5 Weim. (Cellini); diesen also einen gröszeren schwung zu geben und den willen mit gedoppelter kraft zum vollkommenen hinzuziehen und vom übel zurück zu reiszen 1, 158; die heuchelei erscheint dem wahrheitsliebenden deutschen als der übel ärgstes literaturgesch. 78; o bekämpfe ja 8) concret der gegenstand, die person selbst, welche bresthaft ist oder schaden bringt, als schmähwort oder als derbes scherzwort: ach folgt nicht dem farbuzten üwel auch unser krummer kirchenthurm ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() der teuffel war sehr übelauff [Bd. 23, Sp. 33] ist übelauf 2, 131. übelauf sein auch substantiviert: des altten S. Bayrn übelauffsein nitt gern vernohmmen briefw. 146; vgl. 5, 2a.
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