Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
tuschblasen bis tuschen (Bd. 22, Sp. 1917 bis 1923) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() A. farbtechnische bezeichnung. zur sachgesch. s. d. handzeichnung, ihre technik u. entwicklung (1923) 64 ff. 1) allg. für jede als zeichen- bzw. schreibstoff verwendete farbe: tusch-farbe oder tusche (die) a painter's dawbing colours teutsch-engl. (1716) 2042; tusche ist mit gummi versetzte farbe, die zum illuminiren der zeichnungen gebraucht wird wb. d. landbaukunst (1836) 376b; die tusche ist im allgemeinen jede wasserfarbe hochbau-lex. (1902) 850. 2) insbesondere für einen tintenähnlichen, in speziellem technischem verfahren hergestellten (s. Brockhaus 18 [1934] 703 s. v. tinte) schwarzen farbstoff; diese bedeutung wird — dem verbum entsprechend (s. u. DWB tuschen A) — früh vorherrschend; bereits Adelung erklärt: tusche ... ein nahme, welchen ehedem alle trockne farben ... geführet zu haben scheinen. jetzt ist es nur noch von einer schwarzen festen farbe üblich, welche ... auch chinesische dinte genannt wird 4 (1780) 1107; dem entspricht der literarische gebrauch: man darf nur täglich beobachten, wie zeichenlustige von [Bd. 22, Sp. 1918] tusche oder schwarzer kreide auf weisz papier zu farbigem papier sich steigern II 1, 340 W.; ich hatte schon ... einige ausdrucksweise gewonnen, so dasz meine blätter wenigstens ordentlich weisz und schwarz wurden von stift und tusche ges. w. 1 (1889) 230; (des graphikers empfangsraum war) mit reizenden chinesischen malereien in tusche und farbe geschmückt Faustus (1948) 574. vielfach charakterisiert ein attribut tusche als produkt Indiens oder Chinas: indianische tusche ... lat. atramentum indicum, siniticum, oder chinense, frz. encre de la Chine, wird uns in kleinen viereckigten oder langen stcken zugefhret, die hart und glatt, schwartz und glntzend ... sind oec. u. phys. lex. 8 (1757) 2133; er (mein wahrsager) ist so ächt chinesisch als die beste chinesische tusche Valeria 12 Steig; der Berliner doktor ... wird hoffentlich nicht die schwärzeste chinesische tusche für unser kolorit verwenden s. w. I 6, 349 Klemm; und ihr (der welken blätter) bitterer geruch verbindet sich mit dem duft der sommerblumen zu dem dichten aroma echter chinesischer tusche (2. 8. 1907) br. 1906 -07 (1930) 301. als verbale wendung findet sich die tusche reiben 'die tafel- bzw. stangenförmig im umlauf befindliche, feste tusche zum malen anreiben': im übrigen lernte der schüler den garten pflegen, die pinsel waschen, die tusche reiben glasperlenspiel (1943) 1, 183; als substantivierte zusammenrückung: das verdammte tuschereiben kostet mich auch noch einen weg dt. schaubühne 4 (1748) 292. B. in besonderer einzelanwendung. 1) im vergleich: wie die schauspieler nur die lettern, nur die trocknen tuschen sind, womit der theaterdichter seine ideale auf das theater malet s. w. 45 (1827) 93 Reimer. 2) in anschlusz an frz. touche vereinzelt auch 'farbgebung, art farbiger (bzw. schattierender) gestaltung': nicht weniger glückten ihm (Georg Melchior Kraus) landschaftliche zeichnungen, die sich durch reinliche umrisse, massenhafte (plastisch wirkende) tusche, angenehmes colorit dem auge freundlich empfahlen IV 21, 168 W. 3) gelegentlich auch für die (schattierend aufgetragene) farbe als bildwert: es fehlt (bei der skizze) so sehr an jedem überlegten hinsetzen der formen und tuschen (14. 9. 1878) br. u. tageb. 3, 259 Erm.; ähnlich: die starken federstriche und breiten tuschen erschienen auf den kleineren bruchstücken (der zerschnittenen kartons) doppelt grosz ders., ges. w. 3 (1889) 75. metaphorisch: die gladiolen neigen zu farben, die destillierten charakter tragen, und hinter der leuchtkraft ihrer rein ausgezogenen tuschen tritt der lebensstoff der blüte fast zurück qu. v. j. 1949. 4) 'farbton, färbung' in freierer anwendung (zu 1tuschen B 1): sie (das badende mädchen) stuzt und Blondel sieht des krpers leichte tusche C. komposita. tusche als 1. kompositionsglied tritt erst in neuerem sprachgebrauch auf, gelegentlich für ältere zusammensetzungen mit dem verbalstamm tusch- (s. a. a. o.) eintretend: tuscheschale, f. , wie tuschschale (s. dort): denn der ältere bruder verliesz eines tages das institut, ... ausgerüstet mit pinsel, tuscheschale und zwei, drei büchern glasperlenspiel (1943) 1, 177. — -zeichnung, f. , wie tuschzeichnung (s. dort): autotypie ... verfahren zur zerlegung der vollen töne photographischer aufnahmen, sie mögen nach der natur, nach tusche- oder gemischten zeichnungen, oelgemälden etc. gemacht sein, in feine punkte lex. d. ges. techn. (1894) 1, 632. ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 22, Sp. 1919] wegen nachgehen oder doch ihr treiben auf der landstrasze, ihre begegnungen und tuscheleien beobachten konnte, so war es eben Hanne ges. w. I 1 (1905) 289; der mann begnügte sich ... damit, das gerücht als durchaus unbegründet zu bezeichnen, und die tuscheleien über die 'vergangenheit' seiner frau verstummten denn auch tägl. rundschau (1899) nr. 165; vereinzelt auch mundartlich bezeugt: tuschelei Barmen 161. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) mit gedämpfter stimme zu jem. sprechen, leise auf ihn einreden, dafür auch zutuscheln, s. dort; in verschiedener anwendung, wobei die vorstellung der verschwiegenen oder geheimnistuerischen mitteilung, aber auch des beschwichtigenden einredens vorherrschen kann. a) (etwas) flüsternd sagen: diese fragen wurden etliche stunden später in ganz Glaublingen herum erst 'getuschelt' und 'geflismet', dann etwas lauter getan und beantwortet novellenbuch 6 (1874) 74 (Gottlieb Rapser); 'ich glaube' tuschelte sie geheimnistuerisch 'es handelte sich um die frage, ob herr Gitzler ihn kommenden sonntag zum kasino mitnehmen möchte' unauslöschl. siegel (1946) 84; und mit gesenkter stimme tuschelt sie: ... dort findet ihr holz lied v. Bernadette (1948) 45; (der amtmann) sagte leise zu seinem vater etwas ... als er gehört hatte, was sein sohn tuschelte, sagte er: '... red er doch laut!' d. vor d. toren (1949) 43; auch: ein gerede tuschelte, Kortüm lebe Kortüm (1938) 729. gelegentlich auch ohne ausdrückliches objekt; dann imperfektiv 'mit gedämpfter stimme reden': die braune ... hrte ich hinter mir lachen und offenbar boshaft tuscheln Stehr drei nächte (21909) 241; die Jehnisch tuschelte und gestikulierte familie Barchwitz (1902) 38. b) plastischer 'jem. etw. ins ohr flüstern, zuraunen': thu' ich recht, wenn ich ihm in's ohr tuschle: gnädiger herr, ihnen (anrede) gilt's ja nicht erz. schr. 23 (1861) 242; tuschelt dir die frömmigkeit der commerzienräthin eines tages ins ohr: ... kommen sie (anrede), wir ... beten in den sack hinein! zauberer v. Rom [Bd. 22, Sp. 1920] 3 (1858) 249; (Johanns frau) wollte ihrer schwägerin Lene etwas ins ohr tuscheln; doch diese verstand sie nicht d. vor d. toren (1949) 163; in poetischer einzelanwendung auch ohne ausdrückliches objekt: allerliebste geister, die im flüsternden riedgras wohnen ... wenn sie mir ins ohr tuscheln, habe ich die empfindung eines überaus angenehmen kitzels eine stille welt (1936) 75. gelegentlich in der (bereits zu 2 überleitenden) wendung sich etwas ins (in die) ohr(en) tuscheln 'einander etwas zuraunen': oft sahen ihm die leute nach und tuschelten sich in die ohren: das ist er! qu. v. j. 1926; bildlich: un baben steken s' (die tannen) de köpp tosam c) vereinzelt auch 'mit leiser stimme jem. beschwichtigend zureden' (vgl. 2tuschen 1 a): sie (eine junge frau) nahm es (ihr kindchen) fester in ihr tuch, fing an zu tuscheln und zu wiegen erz. schr. (1918) 1, 389; (die mutter) bringt die wiege leise tuschelnd in gang, weil das knäbchen schon wieder weinen will ebda 4, 157. 2) mit jem. heimlich reden, leise miteinander sprechen. a) 'sich flüsternd unterhalten, zischeln, wispern' schlechthin: tuscheln ... heimlich reden, flistern, chuchoter dt.-frz. 2 (1784) 1394; häufig in der präpositionalen wendung mit jem. tuscheln: aber Hart, was haben sie (anrede) denn ewig mit Gustav zu zischeln und zu tuscheln? erz. schr. 5 (1861) 45; da kam der lange blasse kerl, der schon immer auf sie gemustert und dabei mit einem andern getuschelt hatte, und wollte extra mit ihr tanzen s. w. (1919) 2, 205 Köster; er (Verdi) ... sieht zwei bäuerinnen, die miteinander tuscheln; all ihre flüsterworte klingen ähnlich wie: Fischböck Verdi (1930) 538. aber auch sonst in verschiedener fügung: die jungen damen zischelten, tuschelten unter einander erz. schr. 28 (1862) 43; die beiden tuschelten zusammen v. naturvölker Zentral-Brasiliens (1894) 77; mit effiziertem bzw. präpositionalem objekt: die frauen tuschelten und lispelten dann gewöhnlich so ihre eigenen gespräche Kaskorbi (1817) 1, 2; und englein huschen am gartenzaun b) häufig mit dem pejorativen beisinn 'über jem. (bzw. etwas) heimlich reden', der sich gelegentlich zu der bedeutung 'verstohlen (hinter dem rücken eines andern) klatschen' verstärkt: wenn ich auch jetzt erröthe, indem ich der fragen gedenke, [Bd. 22, Sp. 1921] pfarrmagd, die aus der hintertür zur krämersfrau in den krug rannte, lief ein neues tuschelndes gerücht das ganze dorf hinunter auge um auge (1933) 61. nur vereinzelt transitiviert: gegen die sensationspresse, die mit unsauberem behagen allerlei gerüchte über den ehezwist ... zusammentrug und sorgfältig buchte, was bedienstete tuschelten und klatschbasen einander zuraunten, wendet sich offensichtlich folgende auslassung ... tägl. rundschau (1901) 541; jetzt gibt's nun allerlei neues zu sehen ... und zu tuscheln und zu wispern qu. v. j. 1917; dafür tritt z. t. die komposition betuscheln ein: sie (Lauro und Annunziata Pascarella), die sonst immer vielerlei zu betuscheln hatten, schwiegen heute (am grabe der mutter) hartnäckig geschw. v. Neapel (1931) 199. ![]() ![]() A. terminus der zeichentechnik. im gegensatz zu sinnverwandtem malen (kolorieren) bezeichnet tuschen im allg. die einfarbige ausgestaltung (1) bzw. darstellung (2), so schon in den frühesten belegen: tuschen ... monochromatis pingere prompt. (1647) 5a; tuschen oder einfärbig mahlen to dawb; to paint with one only colour teutsch-engl. (1716) 2042; insbesondere wird tuschen für das (schattierende) auftragen einer dunklen farbe bzw. tinte (tusche) gebraucht: getuscht, mit schwarz getuscht, getouscht oder tuscht (16. jh.) bei d. handzeichnung, ihre technik u. entwicklung (1923) 52 anm. 3; tuschen (wie die mahler, grau in grau) lex. (1698) 2, 383; tuschen ... mit schwarzer farbe ... schatten geben teutsch-lat. (1741) s. u. 1 a; gemeiniglich aber tuschet man mit bister (ruszschwarz) oder chinesischer tinte allg. lex. d. künste u. wiss. 2 (1767) 1608; tuschen, mit tusche (schwarzer farbe) zeichnen zeitungslex. 4 (1828) 652; vgl. aus neuerer zeit: tuschen ... mit tusche malen ... to paint in Indian ink technol. wb. 1 (1902) 784 u. in Meyers konv.-lex. 19 (1908) 841 s. v. tuschen: gewöhnlich werden tuscharbeiten einfarbig ausgeführt, meist schwarz mit chines. tusche, oft auch braun mit sepia, hin und wieder aber auch bunt (über das letzte vgl. DWB A 1 b; sowie die entsprechenden belege unter B 1). 1) (eine zeichnung) mit farbe überarbeiten. a) 'einfarbig (schattierend) ausgestalten', (vgl. DWB austuschen teil 1, sp. 1006, 2tuschieren, tuschmanier [a] u. zur sachgesch. a. a. o. 51, 57 f.): getuschte zeichnung disegno toccato ... di chiar' oscuro teutsch-ital. 2 (1702) 1164b; tuschen ... mit schwarzer farbe und einem pensel schatten geben dem papier teutsch-lat. wb. (1741) 2, 395; zu dergleichen zeichnungen (kopien antiker statuen) möchte es wohl besser sein den contour bedächtlich, mit der feder zu ziehen und leicht zu tuschen Göthe I 47, 250 W. (vgl. ebda 48, 251: die braun getuschten federzeichnungen); eine zeichnung, einen risz tuschen laver un dessin (l'ombrer, le colorier avec de l'encre de la Chine ou qe autre couleur) wb. (1856) 4, 878 u. 2, 185; ähnlich auch in neuerer fachsprache, vgl. die moderne definition bei Brockhaus 19 (1934) 211. zuweilen absolut gebraucht: (wie sollte man sich den fleisz deuten,) mit welchem er (als geometer) jetzt halbe tage lang über sein reiszbrett gebeugt [Bd. 22, Sp. 1922] stand und zeichnete und tuschte? s. w. 1 (1872) 398. b) vereinzelt auch 'bunt ausgestalten, farbig überarbeiten' (vgl.tuschkasten): so setzet man in zeichnungen mit der feder oder dem bleystifte die farben, welche den vorgestellten sachen am natrlichsten sind, mit dem pinsel hinein, und tuschet in rissen die ziegel und dachsteine mit einer dnnen rothen farbe, das wasser und den schiefer mit indigo, die bume und den rasen mit saftgrne allg. lex. d. künste u. wiss. (1767) 1608; die bunten bilderbücher, so grell ausgemalt, stumpfen den farbensinn des kindes eher ab, als sie ihn heben. welche phantasie weckt ein unausgetuschter bilderbogen! der getuschte übersättigt ges. w. 1 (1879) 62; tuschen ... (kolorieren) to illuminate a drawing, etc. with water-colours 2, 2025; im vergleich: der morgen war so klar, dasz man auf der calabrischen küste die häuser zählen konnte und Sicilien vor uns auftauchte, wie eine sauber getuschte deutliche landkarte ges. nov. u. br. 3 (1872) 192. 2) etwas mit (tusch-) farbe darstellen, malen, vgl. vortuschen teil 12, 2, sp. 1802: darum bekümmere ich mich nicht, ob er (der gezeichnete gegenstand) weiszlich ist, oder grau, oder gelb. was getuscht ist, ist alles weiszlich und schwärzlich w. 2 (1773) 56, ebda 53 auch: getuscht ist ... mit tusche gezeichnet; wie morgenduft die flur entfalbe, eben noch in sonne glimmend (die wände der schwäbischen Alb) B. metaphorisch in verschiedener — an A 1 bzw. 2 anschlieszender — einzelanwendung: 1) 'farbe verleihen, färben' schlechthin (zu A 1): die lichte ... haut war mit rthlichem glanze getschet schnheit taucht' in das morgenroth wer tuschte so mit kunst und fleisz 2) (sich) als schatten abzeichnen, dunkel gestaltet darstellen (zu A 2): (es war) so frühe, dasz er im abspiegelnden betthimmel ... alles nur dunkel und getuscht sehen konnte w. 3, 128 Hempel; die sonne sank: die gruppe tuscht [Bd. 22, Sp. 1923] an deren (der zelle) hinterwand die grosze linde des schloszhofes ein schattengeflecht ihrer entlaubten aeste und zweige tuschte zwei schwestern (1863) 1, 116. 3) 'in worten schildern' (zu A 2): lasz sie (die frühere hofmeisterin) vom pfad des glücks dir eine skizze tuschen ![]() ![]() tuschen erscheint — nach vereinzeltem auftreten in der bedeutung 'sich still halten, verbergen' (resthaft i. schweiz. u. der sprachinsel Lusern bezeugt, s. 1, 329 u. 411, vielleicht auch als erstarrter imperativ in der interjektion tusch erhalten) — im späten mhd. und frühen nhd. transitiviert ('jem. bzw. etw. zur ruhe bringen, unterdrücken') in verschiedener anwendung und lebt in neuerer sprache besonders mundartlich fort, vgl. auch DWB tuschung 2. die mundarten zeigen mannigfaltige formen, mit anlautender lenis, mit umlaut und evtl. entrundung des stammvokals oder auch verschärfung des sch zu ss oder st (vgl. die frühnhd. formen u. s. auch s. v. vertuschen), wobei gelegentliche doppelformen als träger verschiedener bedeutungen entstehen (z. b. tuschen 'stillschweigen', tüschen 'zum schweigen bringen' bei Groth im schlesw.-holst.; duschen 'heimlich löschen', düsten 'besänftigen' im schwäb.): tuschen, tüschen, töschen, tüssen, tüsten schlesw.-holst. 5, 207; holst. 3, 290; tüssen ostfries. 3, 451; tussen, tüssen Oldenburg 120; tüssen westfäl. 276; tussen prov. wb. (nds.) 560; tüschen mecklenb.-vorpomm. 95; tuschen, tüschen Reuter-lex. 141; tuschen plattdt. (pomm.) 499; pr. 2, 416; altmärk. 229; obers. 1, 269; rhingscher klaaf 214; tüsche Köln 183; tüschen Barmen 161; tuschen, tüschen Elberfelder ma. 166; dyšən Cronenberg 26; dische pfälz. 33; dischen, düschen, döschen Nassau 112; Westerwald 273; duschen Augsburg 129; duschen, düsten schwäb. 2, 514; tüschen elsäss. 2, 724; touschen (an frz. schreibung angelehnt) Eifel 232; tuschen bad. wb. 1, 617; Rappenau 218; bair. 1, 629; Bayerns ma. 1, 239; Wien 135; tirol. 778; Lusern 411; düschen schweiz. 1, 329; vgl. auch pfälz. tstern prov. wb. 2, 201. 1) zur ruhe bringen, stillen, unterdrücken, s. auch teil 4, 1, 3, sp. 4611 s. v. getuscht 1. [Bd. 22, Sp. 1924] a) '(jem.) zum schweigen bringen'; mit verschiedenem beisinn, 'beruhigen, beschwichtigen' (vgl. DWB tuscheln 1 c): wil jtzt nicht sagen, wie die giern, ich bringe dich zur tante hin nach Breslau, gelegentlich reflexiv gebraucht: tüsch dich schweig still, comprime te teutsch spraach (1561) 411c; ähnlich: tüsse dî man ostfries. 3, 451; ebda auch: de storm tüst (beruhigt) sük; absolut, ohne ausdrückliches personalobjekt 'beschwichtigend zum schweigen auffordern': schnell tuschte mit winkendem haupte b) in abstrakter anwendung auch 'aufruhr, erregung u. dergl. stillen'. α) (physische bzw. psychische zustände) beruhigen, dämpfen: er und die mir durh den anger wuoten wollte mich die muhme trösten, β) (aufrührerisches, aufgeregtes lärmen u. ä.) stillen, zur ruhe bringen, (ihm) einhalt gebieten: und wer' es, das fure uszginge oder sich andere rumore in der stad mechte, so sollen sie ... die thorne und porten getrulich behuden und verwaren helffen und davon nit kommen, die sache [Bd. 22, Sp. 1925] si dan getustet und hingelacht (beigelegt) (15. jh.) Frankfurter amtsurk. 206 Bücher; diese uffwegung und rumor hetten die Francken und Sachsen ... kein wissens bisz soliches gestilt und gedust ward ein schone cronica (1522) 49; ehe dann der sommer halb herumb sei, werde alle der lermen unnd aufflauff gar gestillet und getuscht sein de praestigiis daemonum (1586) 24 r; tschen, stillen eine aufruhr sedare, comprimere seditionem clavis (1697) 2, 292b; es gab eine scene (zwischen sohn und vater), welche, zwar wieder getuscht und ausgeglichen, doch meine reise nach dem schönen Elsasz beschleunigte I 27, 229 W.; auch im sinne von 'unterdrücken, niederhalten': es ist aber für war not, das man ein vnbetrügliche regel im vszlegen der schrifft ... habe ..., damit getüschet werde die vnbedachtsamkeit der speltigen vnd ketzer bericht (1524) M 4b; die gegenwart des amtmannes und seine anstalten tuschten einen auflauf I 19, 191 W. so noch in heutiger mundart: met gure wort do hott se's (streit) dische kenne Nassau 112; ein geschrey, unsittliches wesen, raufhändel tüschen Westerwald 273. c) mit sachobjekt, 'etwas nicht offenbar werden lassen, verschweigen, verheimlichen, verbergen'; in neuerer sprache ist dafür vertuschen eingetreten (vgl. 2tuscher u. tuschung [2]): eyermser, kachelmutzen, denn die jäger, jung und alt, 2) in konkreter (an die bedeutung 1 anschlieszender) anwendung auch feuer tuschen 'eindämmen, löschen': dardurch diszmal das fewer ein wenig geduscht (1625) beschr. d. bauernkriegs 32 ndr.; das feuer tuschen het vuur dooven dt.-holl. (1768) 349c; gelegentlich auch mundartlich bezeugt: das feuer ist getüscht Westerwald 273, s. ferner bei Kehrein, Birlinger, Fischer u. Schmeller. bildlich: die frauen suchten vergebens, das feuer (des zwistes) zu tüschen I 26, 70 W.; es nährt drum insgeheim den fast getuschten brand ebda I 16, 24.
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