Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
götscheln bis gott(e) (Bd. 8, Sp. 1017 bis 1144) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ahd. cot, got, mhd. got, mnd. got, mnl., nl. god, as. god, ags. god, engl. god, afries. god, an. goð, guð, dän., schwed., norw. gud, got. guþ. das wort kann man geradezu als kennzeichen der germ. sprachen ansehen, wie es schon 1599 tat ( gesch. d. sprachwissenschaft [1927] 33). die zahlreichen versuche, das germ. neutr. *guða- mit parallelen bildungen anderer idg. sprachen in verbindung zu bringen bzw. es auf seine idg. wurzel zurückzuführen, haben ein formal zwingendes und bedeutungsmäszig voll befriedigendes ergebnis bis heute nicht gezeitigt. einen überblick über die bisherigen bemühungen gibt in: zs. f. kath. theol. 41, 625 ff., vgl. auch et. wb. d. got. spr. 3227 f. zu den heute noch ernsthaft diskutierten deutungsversuchen gehören namentlich jene, die das wort als eine idg. partizipialbildung (mit -tó-) auffassen. am ersten scheint hier rückführung auf die idg. wurzel *ĝhau-'rufen', part. *ĝhu-to- 'angerufen' möglich, so dasz idg. *ĝhu-tó-m als 'das (durch zauberwort) angerufene oder berufene wesen' [Bd. 8, Sp. 1018] (so zuerst morphol. unters. 4, 84; Bezzenberger beitr. 24, 191 ff.) zu interpretieren wäre, vgl. ai. part. hūtá- 'geladen, angerufen' und puru-hūtá-h 'viel angerufen' als beiname Indras in den Veden. auf den zusammenhang magischer sphäre und zauberischer berufung deuten u. a. lit. žavéti 'zaubern', lett. zavēt 'zaubern', dazu gall. gutuater für eine bestimmte klasse von priestern aus *ghutupətēr 'vater (meister) des anrufs (an gott)', vgl. 1, 529 f.; idg. etym. wb. 413; 5275b. — erwähnung verdient noch die verknüpfung von *guða- als 'das, dem geopfert wird' mit der idg. wurzel *ĝheu- 'gieszen' in der — im germ. allerdings nicht belegten — anwendung auf das trankopfer ( in: Bezzenb. beitr. 7, 99); dagegen ist es nicht angängig, mit in: Bezzenb. beitr. 20, 256 * guða- als 'gegossenes bild' zu fassen. aus der umfangreichen literatur über die german. gottesbezeichnungen und über die einschmelzung von germ. *guða- in den christlichen gebrauch vgl. an jüngeren darlegungen namentlich M. Cahen le mot Dieu en vieux-scandinave (Paris 1921); d. frühchristl. gottesbezeichn. im german.-altdtsch. in: neue forschung nr. 25 (Berlin 1935); d. dt. kirchensprache (1936), wiss. beilage z. 80. programm der St.-Gallischen kantonsschule für 1936/37; altgerman. religionsgesch. 2 (1937) § 137-142; W. Baetke 'guð' in altnord. eidesformeln in: PBB 70, 351-371. im rückgriff auf das neutr. germ. *guða- (neutr. wie das wort für 'mensch' und 'tier', weil es masculina und feminina zusammenfaszt, s. kl. schr. 221) als bezeichnung des christengottes treffen sich alle germanischen stämme. mit dieser in den dienst der mission tretenden wahl wurde für den religiösen hauptbegriff die bis auf den heutigen tag gültige einheitlichkeit des germanischen sprachgebrauchs begründet. während die einzelphasen der aneignung von *guða- für den christlichen gebrauch im ost- und westgerm. nur in spuren oder gar nicht mehr greifbar sind, erlaubt die relativ junge, über zwei jahrhunderte ausgedehnte bekehrungsgeschichte im anord. sprachraum Skandinaviens beobachtungen, die wohl auch für die anderen germanischen dialekte bedingte gültigkeit besitzen. danach empfahl sich an. goð (guð), n., durch seine unspezifische bedeutung, deren ursprünglicher sinn kaum noch gefühlt wurde, durch seine feste verwurzelung im allgemeinen sprachgebrauch gegenüber seinen nur poetisch verwendeten synonymen und namentlich durch seine fähigkeit, trotz seines vorwiegend pluralischen gebrauchs als singularisches appellativum der bezeichnung einer einzelnen gottheit zu dienen. diese fähigkeit besasz unter den zahlreichen vorchristlich-anord. gottesbezeichnungen, wie den pluralia tantum regin, hopt, bǫnd, fjǫrg, véar u. a. als umschreibungen für die unpersönlich gedachten schicksalsmächte, allenfalls noch der an. pl. tívar 'götter', dessen idg. wurzel *deios sich in ai. dēváḥ, lat. deus namentlich auszergermanisch fortsetzt. er begegnet singularisch als eigenname des höchsten himmelsgottes, später des kriegsgottes an. Týr (vgl. ags. Tīw, ahd. Ziu) und daneben, wie goð, auch als singular. appellativ, jedoch nur in poetischer sprache. eine zu deutlich heidnische färbung mochte seiner aufnahme in den christlichen wortschatz im wege stehen, wie sich weiterhin etwa der göttername der Asen (an. áss, pl. æsir) wohl durch seine bindung an bestimmte kultformen in nordischer spätzeit für den christlichen gebrauch als ungeeignet erwies und die älteren ost- und westgerman. spuren des namens in niedere religiöse sphäre weisen. um das heidnische germ. *guða- in den einzelnen dialekten den christlichen missionszwecken gefügig zu machen, war der gebrauch des wortes als eines maskulinen singulars unerläszlich: nur so vermochte es den einen christlichen gott (in der art eines eigennamens, vgl. den ahd. acc. sg. gotan entsprechend der flexion der eigennamen) zu bezeichnen, und nur so grenzte es ihn von den zunächst weiterhin neutral und vorwiegend pluralisch gebrauchten formen des wortes zur bezeichnung der alten gottheiten eindeutig ab. das ausbleiben der maskulinen nominativendung in got. guþ, m., gen. gudis (geschrieben gþ, gþs, [Bd. 8, Sp. 1019] s. PBB 21, 562 ff.; Bezzenb. beitr. 24, 199; dagegen nomina sacra 274), an. god (guð) läszt das ursprünglich neutrale genus ebenso erkennen wie die pluralformen got. guda, ags. godu (neben jüngerem maskul. pl. godas), an. goð, guð. nur in ahd. got, m., pl. gota, selbst der frühesten literarischen zeugnisse, sind die sicher auch hier vorauszusetzenden vorstufen infolge der stürmischen und gegen das heidnisch-religiöse vokabular unduldsamen missionierung nicht mehr erkennbar. erst nach seiner endgültigen christianisierung gibt auch der norden das alte neutrale geschlecht des wortes in den meisten gebieten auf und bildet in aschwed.-anorw. guðir einen maskul. pl. für die heidnischen götter, doch bewahrt das isländ., unter zusätzlicher inanspruchnahme eines wechsels im stammvokal, in goð, n., für den heidnischen gott neben guð, m., für den christlichen das alte neutrum z. t. noch heute. zur lautform: dem ahd. lautstand entsprechend in den obd. quellen des 8.-10. jhs. vorwiegend mit anlautender tenuis, zunächst cot (Pa, K , Ra) ahd. gl. 1, 98, 2 St.-S.; cot (K) 1, 198, 36; cutum (Pa), cotum (K), cotom (Ra), coto (R) 1, 102, 2 u. ö., dann auf grund orthographischer neuerung kot (9. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 310, 22; 26 Steinm. u. o., nach gr. 21, 149 anm. nur zögernd angesichts der heiligkeit des namens. got daneben seit dem 9. jh., jüngeres kot statt got noch bei Notker im rahmen seines anlautgesetzes. mnd. anlautendes gh- für g- in ghod nicht selten, vgl. die nachweise aus mnd. urkunden des 13. und 14. jhs. bei mnd. gr. § 341, dazu ghodes (15. jh.) Theophilus 44 Petsch. der stammvokal bewahrt qualitativ und quantitativ durchgehende festigkeit. die in obd. hss. des 12. jhs. nicht ganz seltene schreibung gôt (z. b. Benediktbeur. gl. u. beichte III 43; 104; 137 Steinmeyer; dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 138, 27 Diemer) deutet nicht auf dehnung des stammsilbenvokals, für die sonst keinerlei anzeichen vorliegen, sondern auf betonte kürze, vgl. d. accente in ahd. u. as. hss. 39; 126. — die ahd. für abgot bezeugten -u-formen des plurals scheinen got nicht berührt zu haben; ein vereinzeltes cutum diuum (Pa) ahd. gl. 1, 103, 2 St.-S. ist wohl schreibfehler für cotum, s. PBB 67, 432. dagegen begegnet jünger im fränk. -u- statt -o- im stammvokal trotz altfränk. gr. § 21, 5 gelegentlich auch bei got, vgl. DWB gut 19, 3 var. der Trierer hs. nach PBB 67, 432, guth (: geboth) Rother 516 Frings (gut v. Bahder; guth de Vries). — der mnd. übergang von o zu a erscheint bei got, in den flektierten formen des wortes, vereinzelt schon im späten 14. jh., häufig seit dem 15. jh., vgl. die nachweise bei mnd. gr. § 89 und PBB 7, 50 f.; für spätere zeit gade (1544) bei gl. 734; gadesz (Hamburg 1553) bei kaufmannsspr. 118; gades restitution 82 ndr. u. ö., s. auch unten jüngere nd. formen. zur lautform und schreibung des dentals: über das verhältnis der westmd.-fränk. formen mit d statt t in ahd. zeit s. ahd. gr. § 163 anm. 1, dazu noch godes heilegon (rhfrk. 10. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 329, 1 Steinmeyer. das gleiche gebiet hält bis tief ins mhd. inlautend weithin an den -d-formen fest, vgl. z. b. godis sun Annolied 52b Roediger; 583; 852 u. ö.; godes gewalt Upsalaer sündenkl. 9 Waag; godes Arnsteiner Marienleich 7 Waag u. o.; godes frunt hl. Elisabeth 2838 Rieger; 5600; di engele godis parad. anime 11, 11 Strauch; ferner godes licham (14. jh.) bei volksl. 639; vgl. 638; godis lichnam (md. 15. jh.) gl. 212a; vereinzelt in einer unsicherheit verratenden schreibung: mit gotdes craft mittelfränk. bruchstücke 20 Kraus; daneben auch die sonst im auslaut (s. u.) begegnende schreibung -th-: zo gothe Rother 378 Frings; gothis 1201. auslautend herrscht, auch im westl. md., -t vor, doch zeigt sich, wie im ahd. (s. a. a. o.), so auch später noch vereinzelt -d: god (westmd. 13. jh.) ahd. gl. 3, 379, 50 St.-S.; god grusz dich (md. 15. jh.) gl. 509b. häufiger begegnet mhd., vornehmlich westmd., aber auch sonst -th statt -t im auslaut: goth dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 380, 22 Diemer (hs. österr. [Bd. 8, Sp. 1020] 12. jh.) neben sonstigem got der gleichen quelle; goth 19, 3 Seem., var. d. Ebersberger hs.; goth Rother 285 Frings; 360; guth 516 neben häufigerem got 1002; 1061; 1236 u. ö.; goth mittelfränk. legendar H 178 Kraus; goth (westmd. 13. jh.) ahd. gl. 3, 390, 1 St.-S.; jünger goth (schles. ? 1420) gl. 323a. in noch späterer zeit steht die schreibung vereinzelt bei Luther: unsern goth 9, 127 W.; gothe (dat. sg.) ebda. — im mnd. gilt inlautend -d- statt hd. -t- fast ausnahmslos, einfach (godes, gode) oder geminiert, vgl. gotdes (Halberstadt 1377) bei mnd. gr. § 306, goddis (Hildesheim 1394; Quedlinburg 1403) in: PBB 7, 66 und jüngeres leider goddes friedenssieg 45 ndr., während ein gotes (Anhalt) bei a. a. o. § 313, gottes (Dortmund 1459) in: PBB 7, 73 isoliert stehen. im auslaut herrscht -t vor, auch -dt geschrieben: godt (Homb. 1314) in: PBB 7, 73; adag. (1545) a 4b (im unterschied zu mnl. nl. god, das bei diesem wort die sonst auch hier geltende auslautsverhärtung nicht durchführt, wozu gr. 21, 412 anm.). die gelegentliche mnd. schreibung god (11. jh. Werden) ahd. gl. 1, 789, 58 St.-S.; (Braunschw. 1345) bei a. a. o. § 305; (1412) bei coll. de lois marit. 2, 458 u. ö. hat als etymologische zu gelten. die schreibung des wortes mit einfacher konsonanz (-t statt heutigem -tt) gilt ahd. fast ausnahmslos, nur singulär cotto deorum (K) neben coto (Pa, Ra) ahd. gl. 1, 103, 3 St.-S. und neben cotum diuum (K) ebda 2, ferner (10. jh.) be gotta ebda 5, 518, 16, be gott 520, 6. auch im mhd. gilt einfacher dental, wie ihn die normalisierten texte durchgehend setzen. die vom 13.-16. jh. herrschenden übergangsverhältnisse scheinen folgendes bild zu bieten, wobei freilich das berücksichtigte material angesichts der uferlosen häufigkeit des wortgebrauchs kaum mehr als den wert einer stichprobe beanspruchen kann: gelegentlich bringen schon hss. des 13., verstärkt solche des 14. jhs., schreibungen mit -tt-, in den flektierten formen sehr viel häufiger als in den unflektierten oder apokopierten, immer aber neben der alten schreibung mit einfachem dental, die vorherrschend bleibt; vgl. etwa an frühen beispielen osterspiel von Muri (hs. anfang des 13. jhs.) in: Germ. 8, 289: gottes; 297: gotte (acc. pl.) neben got 287; 293; in der Wernigeroder hs. der weltchronik des (um 1300): gotte (dat. sg.) 11 659 Ehrism.; 11 666; gotte (n. pl.) 3241 neben gotis 11 661; 11 667 u. ö.; göte 3209; 3224 u. ö. unterschiedliche behandlung flektierter und unflektierter formen scheint in manchen hss. des späten 13. und des 14. jhs. bereits konsequent durchgeführt zu sein, so im Wasserburgischen kodex des Willehalm von (ende des 13. jhs.): gotte (dat. sg.) 608 Ehrism.; gottes 985; 2137; 2141; 3450 u. o. neben got 196; 354; 585 u. o., vgl. in engster nachbarschaft: got und gottes gebot 11 882; ähnlich liegen die dinge in der hs. A (1387) des St. Georgener pred., vgl.: ze gotte und in got 287 R.; in gotte und got in aller creature 185 sowie in den hss. der predigten des 14. jhs., vgl. die Vettersche ausgabe, doppelkonsonanz im wortauslaut darf für das 14. jh. wohl noch als ungewöhnlich gelten, doch vgl. Hartmann v. Aue armer Heinr. nach d. Straszburger hs. (14. jh.): gott 145 Gierach; 914; 925; 1317 neben got 254; 352; 384; 458; 608 u. ö.; Heinrich v. Neustadt Apollonius (hs. 14. jh.) sammer gott 10 254 Singer; gott 10 353 neben got 10 317; 10 350; 10 277 u. ö. im 15. jh. wird die vorherrschaft der schreibung mit einfachem -t, auch in den flektierten formen, noch nicht gebrochen. erst im 16. jh. kehrt sich das verhältnis eindeutig um. Luther schreibt in seiner bibel nur gott und gottes, gotte, götter, läszt aber sonst gelegentlich die alte schreibung gelten, vgl. etwa got 14, 443 W.; got geb 10, 3, 403; zu gote 1, 200; gotes volck 34, 1, 431; ähnliches gilt für H. Sachs, Murner u. a. innerhalb der für die doppelschreibung anfälligeren flektierten formen bewahrt einfaches -t- zähere dauer in den genitivischen kurzformen gots und gotz, vgl. z. b. gots urtayl 10, 3, 187 W.; gotz fluch Zimmer. chron. 23, 123 B.; gotz itinerar. (1600) c 1a. die alte schreibung begegnet noch im 17. jh.: hinter got prov. copia (1601) 2, 225; in gots furcht d. Teutschen weiszh. (1605) [Bd. 8, Sp. 1021] g 8a. Weckherlin hat zwar durchgehend gottes, götter, aber stets got, auch in den späten drucken von 1641 u. 1648, vgl.got 1, 390 Fischer neben gottes seegen ebda; mein got 2, 33 neben gottes lob ebda. Rachel satyr. ged. setzt, vielleicht unter mundartlich nd. einflusz, got 50; 63; 75; 78; 82 u. ö. und gott 50; 119; 123 u. ö. in ständigem wechsel. spätere fälle wie um goteswillen br. an Fredersdorf 199 Richter; du got der donner oden 1, 10 M.-P. (fassung v. j. 1747; dafür 1767: gott) haben als regelwidrige verstösze zu gelten. lautformen des wortes in der flexion: im mnd. gelegentlich formen mit angehängtem -e im nom. (und acc., s. u.) sg., vgl. DWB gode, godde s. v. got 2, 135. vielleicht von hier aus ein ganz vereinzeltes min gote (: gebote) väterbuch 9680 R. in angrenzendem md. gebiet. der gen. sg. lautet spätahd., auch obd., gelegentlich gotis: gotis mageden (11.-12. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 336, 7 Steinm.; (12. jh.) 358, 45; 46; 47 u. o., dazu ahd. gr. § 60. später, und noch bis ins ältere nhd., ist er als gotis, godis im md. reich bezeugt, oft noch in den früheren schriften Luthers, s. Lutherwb. 149a. sporadisch dringen diese formen auch in die grenzgebiete des mnd. ein, s. die nachweise in PBB 7, 65 f. — die zumal in der abhängigkeit von einem substantiv älternhd. äuszerst verbreitete synkopierte kurzform des genitivs scheint mhd. (obd.) um die wende vom 13. zum 14. jh. aufzukommen, zunächst wohl als metrisch bedingte form der gebundenen rede, z. b.: gots heilikeit uf allen wegen swa du gotis heilikeit ebda 15 258; vgl. 15 261. schon im 14. jh. auch in ungebundener rede, vgl. gotz werk 213, 8; barmherzkeit gotz 219, 27 u. o. ganz überwiegend neben fällen wie den wunden gottes pred. 173, 9 Vetter (Engelberger hs., mitte d. 14. jhs.; in den Straszburger hss. [2. hälfte d. 14. jhs.] scheint das häufigkeitsverhältnis umgekehrt). im 15. und 16. jh. häufen sich die fälle auszerordentlich, zumal in den festen genitivverbindungen der fluch- und beteuerungsformeln (s. u. I J 5), in der schreibung gotz, auch gocz ([15. jh.] bei Bayerns maa. 2, 384; 439; [15. jh. obd.] n. gl. 127b; 300b; gocz marter [aus obd. gefärbter vorlage] bei 34, 2, 90 W.) neben gots, gotts. Luther bedient sich der kurzform nicht selten, vgl. (bis 1528) Lutherwb. 149a. auch das mnd. hat gelegentlich gods, gots mnd. gr. § 363 anm. 1; in der leefte godz 9, 18 Jostes. im jüngeren nhd. beschränkt sich die im ganzen seltene anwendung der genitivischen kurzform auf die auch in älterem gebrauch (und in der mundart, s. schwäb. 3, 763; bair. 1, 959) bevorzugte stellung vor dem beziehungswort: ein gotts lohn Wieland bei 1, 83; gotts lohn! ges. schr. (1878) 2, 306; gotts wunder! s. w. (1864) 1, 249; 4, 484; gotts tannenbaum! könig d. Bernina (1904) 11.ein ahd. dat. sg. auf -a bei got nur vereinzelt: goda endi mi de Heinrico 13 Steinmeyer. über die möglichkeit eines ahd. dat. sg. goto vgl. MSD 2, 449 und gkoto liebosta Georgslied 4 Steinm. (text d. hs.); demo almahtigen goto Benediktbeur. gl. u. beichte II 19 Steinmeyer; 24; 34. — schwund des -e der dativendung, sofern es sich nicht um blosze elision handelt (wie schon an Ludw. 32; II 12, 10), ist bei got obd. bereits gegen ende des 11. jhs. und im 12. jh. nicht selten: demo almahtigen got Benediktbeur. gl. u. beichte II 21 Steinmeyer neben gote ebda 1; 11; 16 und goto 19; 24; got (dat. sg.) Wessobr. gl. u. beichte II 31 Steinm. neben uone gote ebda 53; got (dat. sg.) Benediktbeur. gl. u. beichte III 43; 58; 61; 65; 69; 74 Steinm. neben gote ebda 54; ähnlich die hochzeit 52; 345; 412; 515; 519; 707; 805 Waag neben einmal gote ebda 364 usw., doch hat die volle form gote im mhd. noch als die normale zu gelten. [Bd. 8, Sp. 1022] im frühnhd. setzt sich die endungslose form mehr und mehr durch, bei Luther hat sie in der bibel und auch sonst bereits das übergewicht. gotte bleibt aber auch in jüngerem gebrauch noch möglich, und zwar nicht nur aus metrischen rücksichten in gebundener rede oder (so dt. gramm. 2, 8) in auszermonotheistischer anwendung, vgl. z. b.: dem grundgütigen gotte philos. colus (1662) 21; stünde es darum gotte minder frey 13, 420 L.-M.; der groszen urquelle ... nämlich gotte schr. f. u. an s. lb. Deutschen (1845) 2, 346; (auch die mundart kennt gelegentlich noch die vollform des dativs, vgl. pa gotte, kighen gotte cimbr. 125; med gode! westfäl. 82a). ein ahd. acc. sg. cotan deum (8. jh.) ahd. gl. 1, 732, 53 St.-S.; vgl. 731, 60; 734, 27; Benediktinerregel in: kl. ahd. sprachdenkm. 200, 4; 211, 1; 205, 13 Steinm. u. ö. bezeugt, dasz das wort als eigenname behandelt wurde, vgl. le mot Dieu 37. in dem mnl. acc. gode (neben god) lebt diese form weiter, s. mnl. gr. § 178, 5; 2, 2005; sie findet sich auch im mnd., vgl. die nachweise gode, godde, gadde s. v. got bei 2, 135b und: de gode vorlevet (d. i. 'wer Christus überlebt') sprichw. nr. 351. von da aus scheint sie vereinzelt ins md. zu dringen: durch gote väterbuch 23 310 Reiss.; 25 303; ich bite gote ebda 23 272. euphemistische verhüllungen und entstellungen des wortes gott im singular wie gocks, potz, kotz, goll, göll u. ä. s. u. I J 1 b β; 4 b und bes. 5. der heute allein gültige plural götter steht am ende einer langen, mehrsträngigen entwicklung. wie das wort in der gesamten ahd. überlieferung von seinem ursprünglich neutralen geschlecht nichts bewahrt hat, so steht hier von vornherein den alten neutralen pluralformen got. guda, an. goð, ags. godu nur ein maskuliner plural gota gegenüber. zunächst lediglich in den fränkischen quellen des Isidor (13, 20; 21, 8 H.), des Weissenb. katechism. (72; 77 Steinmeyer), des Otfrid (III 22, 49) und des Tatian (134, 8) und nur in der bezeichnung der drei personen der trinität oder im anschlusz an Joh. 10, 34 f. (ps. 82, 6), erst seit Notker auch im obd., und in der anwendung auf heidnische gottheiten, z. b. gota 1, 190, 13 P.; 247, 27; 248, 2; 697, 13; 714, 24; 2, 569, 11 u. ö. die beschränkung auf maskul. pluralbildung gilt auch für die ahd. komposita mit -got als zweitem kompositionsglied bis auf die von der bedeutung her nur bedingt als ausnahmen gültigen beiden glossen helligot für manes: (11. jh.) ahd. gl. 2, 653, 74 St.-S.; (11.-12. jh.) 4, 205, 10, s. PBB 67, 420 f., während die auffassung des irmingot Hildebrandsl. 30 Steinm. als neutr. n. pl. nur eine der vielen verschiedenen möglichkeiten bleibt, s. a. a. o. 423 f. das mhd. hält an diesem alten, unerweiterten plural als normaler und vorwiegend gebrauchter bildung fest, wobei sich freilich neben den n., acc. pl. gote, später auch gotte der maskul. a-klasse nach der mitte des 13. jhs. als göte, später auch götte ein plural der i-klasse stellt, vgl. z. b. göte Silvester 322; 349; 1407; 2122; 2125 u. ö. Gereke (hs. 13. jh.); troj. krieg 17 632; 20 442 u. ö.; weltchron. 3209; 3224 (:gebote) Ehrism. (hs. um 1300). er scheint (bes. apokopiert, s. u.) im 15. jh. sogar die häufigste form zu sein und ist noch im 16. jh. unter den verschiedenen möglichkeiten die stärkste konkurrenzform. md. gelegentlich sind formen mit -d-, mnd. regelgerecht solche mit -d- oder -dd-: gode parad. anime 16, 25 Strauch; (nd. 14. jh.) städtechron. 1, 119; goden (d. pl.) (Köln 1499) ebda 13, 455; godde (nd. 1417) n. gl. 83b; gödde (nd. 1417) ebda 153a. neben gote wie göte stehen die apokopierten formen got und göt, gött, vgl. schon: vrmde got dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 158, 12 Diemer; ferner z. b. drî got Willehalm 291, 21. weit häufiger göt, gött, besonders im 15. jh. und in der ersten hälfte des 16. jhs. im bildungsbereich all dieser formen zeigt der gen. pl. frühnhd. vereinzelt apokope: unser gött gefallen decameron 629 lit. ver.; der irdischen gött in: schweiz. id. 2, 507, und, dies schon mhd. (vgl. mhd. gr. § 449), gelegentlichen übertritt in die schw. deklination: der götten edelstein [Bd. 8, Sp. 1023] 22, 21 Pf.; translat. 19; 28; 32; 226 K.; preusz. chron. 1, 3 Perlbach, der vereinzelt sogar auf den acc. pl. überzugreifen scheint: die weisen götten w. 1, 359 Hauffen. noch in der zweiten hälfte des 16. jhs. fehlt es nicht an bezeugungen der alten pluralformen, bes. im schweizer. und in literarischen quellen des ostnd. raumes: gött (acc. pl.) (1560) in: schweiz. id. 2, 507; gött (n. pl.) (1587) ebda; jre götte beschreibg. d. landes zu Preussen (1584) 6a; die götte derselbe, preusz. landtaffel (1595) 14b; preusz. chron. 1, 91. im übrigen tritt mit dem 17. jh. der jüngere plural götter die alleinherrschaft an. seine früheste bezeugung fällt in die erste hälfte des 12. jhs.: unsir gotir Milst. gen. 120, 11 Diemer (Wiener hs. dafür gote 86, 21); in den goteren Egipti ebda 153, 22. diese im 12. jh. noch ganz isolierten, im 13. jh. etwas zahlreicheren formen bezeugen den einflusz des ahd. neutr. abgot, das neben seinem im 9. jh. und vielfach später bezeugten neutr. a-plural abgot gleichzeitig (und auch später noch) in abgutir (Ja) ahd. gl. 2, 340, 8 St.-S. einen neutr. -er-plural aufweist. ein maskul. pl. abgota ist relativ jung (11. jh.) und nur durch unmittelbare gegenüberstellung zu gota hervorgerufen, vgl. im einzelnen hierzu und zum folgenden E. Karg-Gasterstädt got und abgot in: PBB 76, 420-433; dazu Gürtler z. gesch. d. dt. -er-plurale in: PBB 37, 412 ff.; 38, 67 ff.: für gott bes. 38, 132 f. sowenig das ahd. neutr. abgot als wahrscheinliche entlehnung aus dem got. adj. afgups seiner bildung nach zum substantiv got zu gehören scheint, so konnte es in jüngerer zeit den übertritt des maskul. pl. gote in den bildungsmäszig neutralen -er-plural immerhin vermitteln, zumal für abgot ein nebeneinander beider genera bis tief ins mhd. und ein mischgebrauch der alten -er-plurale und der für got ursprünglichen a- und i-plurale bei abgot bis in das frühe 16. jh. hinein (so bei Zwingli, Nazarei und vereinzelt bei Luther) möglich blieb, vgl. die nachweise in PBB 38, 132. gleichwohl bleibt im ganzen mhd. und noch im 15. jh. der neue pl. götter (und oft ohne umlautbezeichnung gotter) hinter den alten formen zurück, übrigens ohne dasz von der bedeutung her, etwa in einer unterscheidung götter = 'götzenbilder, abgötter' und göte = 'götter allgemein' die wahl der formen bestimmt zu sein scheint. nur ein spätfall deutet in diese richtung: die heiden an iren göttern, die doch nit gött sind (1587) in: schweiz. id. 2, 507. bemerkenswert aber, und wohl nur aus der analogie zu mhd. daz abgot, pl. diu abgot erklärbar, sind einige mhd. fälle, in denen der seiner bildung nach neutrale pl. göter auch grammatisch neutrales geschlecht anzunehmen scheint, vgl.: die (Apollo und Mahmet) sint diu göter mîn Ortnit 271, 3 Amelung (freilich neben al dîn göter 273, 4); al diu göter br. Marienleben 3403 Rückert. übertritt in schw. deklinationsform n ist beim pl götter nur vereinzelt und spät bezeugt: der grossen göttern 2, 323 Fischer. im d. pl. gelegentlicher abwurf der endung: von diesen götter (St. Gallen 1324) in: PBB 37, 541. jünger erscheint manchmal pleonastisches -e- in der dativendung: götteren schimpf u. ernst (1522) nr. 288; Ilias (1610) 69; 74. für die vielfalt der pluralformen, hinsichtlich der bildung wie der lautform, ist im mhd. häufiger promiscue-gebrauch bezeichnend. so im nebeneinander umgelauteter und unumgelauteter formen: göte weltchron. 3209; 3224 Ehrism. neben gotte 3241, gote 3203; in zs. f. dt. alt. 1, 129 goter neben göter ebda; götter d. gr. Alexander 389; 454 Guth, göter 1429 u. o. neben gotern 1199; goter 2167, gottern 4318 (hs. v. j. 1397 mit einer für got sonst noch seltenen beschränkung auf den -er-plural). aber auch im nebeneinander der alten und der jüngeren pluralbildungen: goten (d. pl.) österr. reimchron. 46 992; 47 885 u. ö. neben gotern 46 648, goter (n. pl.) 19 309; gote br. Marienleben 3383; 3459 u. ö. neben göter 3340; 3344; 3403. gleiches, wenn auch schon seltener, begegnet im 15. und 16. jh.: göt Äsop 41 lit. ver., götten (d. pl.) 40 neben götter 75; gött v. alten u. neuen gott 6 ndr., götten (d. pl.) 4 neben götter 4; 6; 7 u. ö., götten (d. pl.) Pauli schimpf u. ernst [Bd. 8, Sp. 1024] (1522) nr. 288 neben götteren ebda. noch schwankt, zumindest bis etwa 1530, stark zwischen alter und jüngerer bildung, auch zwischen umgelauteten und umlautlosen formen. die bibel von 1545 hat nur noch götter, in früheren ausgaben begegnet daneben der n. pl. gotte: richter 10, 16 (Zerbst r hs. 1523) in: bibel 1, 8 W.; häufiger der d. pl. gotten: richter 10, 6 ebda 7; 10, 8 ebda 8; 2. Mose 12, 12 (varr. 1523-24) Bindseil; götten 2. Mose 12, 12 (varr. 1525-26) Bindseil; der n. pl. gotter: richter 10, 14 (Zerbster hs. 1523) in: bibel 1, 8 W.; s. auch schriftspr. Luthers 2, 227. auszerhalb der bibel findet sich vereinzelt der n. pl. gotte: (1522) 10, 1, 1, 100 W. (jüngere varr.: gotter [1525]; götter [1530 ff.]); etwas häufiger gotter: (1530) 30, 2, 607; (1531) 34, 1, 499 W. in den mundarten neigt der anlaut des wortes in teilen des westobd. zur tenuis, vgl. DWB kot elsäss. 1, 244a; Rappenau 75b; Handschuhsh. 28, in mittleren gebieten des md. und nd. zur halbvokalis: jott Mansfeld 44a; Berlin 26. der stammvokal ist vorwiegend das hochsprachliche offene kurze -o-, zeigt aber daneben beträchtliche schwankungen, besonders im omd. und im nd.: dehnung in gôt schles. 28; (Gradlitz) Nordböhm. 261, vokalsenkung zu -u- in gutt (Erzgebirge) obersächs. 1, 431a; gud Vogtland 91 und vereinzelt nd. gud (in ausrufen) schlesw.-holst. 2, 440, diphthongierung in gout (Gabersdorf) Nordböhm. 261; gaut (schles. Niederland) in: zs. f. dt. phil. 3, 347, nd. in guot Waldeck 42 und nordfries. guad (1749) in: PBB 45, 45, gûod (neben got als hd. lehnwort) nordfries. 167. den mnd. übergang von o zu a zeigen auch jüngere nd. formen: gatt Osnabrück (1756) 75; um gades willen plattdt. wb. 156b. der auslautende dental erscheint md. oft, nd. fast immer als -d. vom plural des wortes macht die mundart begreiflicherweise nur spärlichen gebrauch. reste der alten pluralbildung: saint da mearar gott? hundart gotte cimbr. 125; wiə vil sán' god? bair. 1, 959. im übrigen hat das obd. wie das md. götter: schwäb. 2, 763; gettar Davos 4, 56; geder rhein. wb. 2, 1313; gätter obersächs. 1, 431a. das nd. verzeichnet, soweit überhaupt, den plural goden (wie nl. goden) ostfries. 1, 654; nordfries. godden 52b. bedeutung und gebrauch. der hauptanwendungsbereich des wortes gott ist der christliche (I). in seiner allgemeinen gültigkeit ist das wort hier, auszer in der frühzeit (s. u.), von keiner der sonst möglichen benennungen und umschreibungen ernsthaft angetastet worden. so festgelegt es aber gerade hier in den grundlinien seiner bedeutung ist und bleibt, so einzigartig ist die kraft, mit der sein begriffliches gewicht sich in der sprache niederschlägt. spürbar wird die kraft dieses wortes nicht nur in der fast unvergleichbaren häufigkeit seiner anwendung, der auch ein rückgang in jüngerer zeit (s. PBB 67, 420) keinen fühlbaren eintrag zu tun vermag, sondern eindrücklicher noch in der unübersehbaren fülle seiner sprachlichen bindungen, verknüpfungen und beziehungen sowie in der gewalt, mit der es den ganzen raum der sp ache auf allen stufen und in allen schichten jederzeit durchdringt. dabei hat der kaum übersehbare bestand geprägten formelgutes, besonders in älterer zeit, weithin als christlichabendländischer gemeinbesitz zu gelten, dem kirchliche sprachpraxis und ihre ausstrahlung in den literarischen raum die allgemeine verbreitung sichern. erst in der lösung aus dem festen gefüge seiner christlich-dogmatischen voraussetzungen und in der begrifflichen verflüchtigung (II) erlahmt die kraft des wortes hinsichtlich der vielfalt seiner sprachlichen beziehungen. aber noch in der anwendung auf gottheiten anderer religionen und im vergleichenden oder vermenschlichenden gebrauch (III) tritt neben das eigenständige dieses bereichs vielfach das geprägte gut christlichen sprachbrauchs. [Bd. 8, Sp. 1025] zur frühgeschichte des wortes im ahd., seiner reichweite und seiner begrenzung durch synonyme vgl. K. Guntermann herrschaftl. u. genossenschaftl. termini i. d. geistl. epik d. Westgermanen (diss. Kiel 1910); G. Ehrismann d. wörter für 'herr' im ahd. in: zs. f. dt. wortf. 7, 173-202; E. Luginbühl stud. zu Notkers übersetz.-kunst (diss. Zürich 1933) 15 ff.; 111 ff.; a. a. o., s. ob. sp. 1018; antike u. christent. a. d. wiege d. dt. spr. (1949) 22 ff.: bereits im ältesten deutschen schrifttum ist got die genaue entsprechung des gr. (ὁ) θεό, lat. Deus im biblisch-monotheistischen sinne. feste beiwörter wie waltant, alwaltant, almahtîg, die schon durch das omnipotens des apostolikums nahegelegt waren, und komposita wie irmingot (Hild. 30) und as. thiodgod (Heliand 285; 789 u. ö.) suchten nicht nur einer verwechslung mit den alten gottheiten vorzubeugen, sondern unterstrichen gleichzeitig den umfassenden, jenseitig überweltlichen charakter des begriffs, gleichsam seine objektive seite. für die intimeren, unmittelbar persönlichen beziehungen zwischen mensch und gott jedoch blieb innerhalb der verwendung des ahd. wortes got ein raum ausgespart, der in der wiedergabe des lat. dominus (deus) die ganze frühzeit hindurch weniger von got (so aber z. t. im Tatian, vgl. 2, 3; 3, 9; 6, 1; 7, 2 u. ö.) als von der wörtergruppe frô, truhtîn und hêrro ausgefüllt wurde, die zugleich der benennung Christi diente (got in prägnanter verwendung für Christus blieb ausnahme, s. u. I B 3). frô 'herr' freilich, das in got. frauja, ags. fréa, as. frôho, frao, frô den dominus deus als den religiösen herrn bezeichnete, begegnet im ahd. nur noch für den weltlichen herrn und verrät lediglich in der verwendung der adj. frôno, frônisg den alten geistlichen gebrauch. um so entschiedener tritt das gemeinwestgerm. wort für den herrn der gefolgschaft, ahd. truhtîn (wie ags. dryhten), in den religiösen bezirk hinüber, wo es bis zur wende des 10. und 11. jhs. neben got seinen selbständigen anwendungsbereich als gottesbezeichnung behauptet, vor allem auch in der anrede gilt und epitheta wie guot, liob an sich zieht, die neben got ungebräuchlich sind. nur zögernd dringt anfangs ahd. hêrro aus der weltlichen in die religiöse sphäre ein, im unterschied übrigens zum as., das in Heliand und genesis mit frô, drohtin und hêrro gleichermaszen die göttlichen personen benennt; erst Notker setzt es in steigendem masze als bezeichnung gottes, indem er gleichzeitig das alte truhtîn zurückdrängt, das in seiner nachfolge mehr und mehr auf den individuellen gebrauch als eines göttlichen eigennamens eingeschränkt wird und sich in dieser verwendung noch bis ins höfische zu halten vermag. in der verdrängung des truhtîn durch hêrro, das von da ab mit gott als der jetzt den ganzen vorstellungsbereich beherrschenden und die fülle möglicher beziehungen umfassenden gottes- bezeichnung im gemeinschafts- und wechselverhältnis bleibt (s. u. I A 6 a), spiegelt sich der übergang aus dem germanischen gefolgschaftswesen in den mittelalterlichen lehnsstaat wider. I. gott als der biblische gott der jüdischen bzw. der christlich gedeuteten alttestamentlichen und der christlich-neutestamentlichen offenbarungsreligion, für hebr. und im sinne eines appellativs wie für die als eigenname gebrauchte bezeichnung , für gr. (ὁ) θεός (z. gebrauch bzw. nichtgebrauch des artikels im neuen testament und bereits in der klass, gräcität vgl. theol. wb. z. n. t. 3, 93), für lat. Deus der vu gata. gott ist name des höchsten, allmächtigen, personhaft gedachten wesens, das die welt geschaffen hat, regiert, erhält und erlöst. in der prägnanten verwendung entspricht dabei gott durchweg der ersten person der trinität, doch kann von den voraussetzungen des trinitarischen und christologischen dogmas aus die prägnante benennung gott auch Christus zukommen (s. u. DWB B). dem charakter seiner einzigkeit entsprechend und gemäsz seiner verwendung in der art eines eigennamens steht gott hier seit je artikellos, vgl. schon got. guþ auch gegenüber gr. ὁ θεός, und so auch in den übrigen german. sprachen. nur einige besondere gebrauchsweisen ziehen den bestimmten oder unbestimmten artikel an sich (s. u. DWB A 4; 9; C 1 b; 2; 4). [Bd. 8, Sp. 1026] A. in personaler benennung; ohne jeden zusatz, häufiger aber mit und neben anderen personhaften bezeichnungen, die als benennungen gottes dienen, oder mit sonstigen, meist nominalen erweiterungen. gerade die früheste bezeugungsschicht des wortes ist weithin durch dogmatisch begründete feste prägungen gekennzeichnet, die in frühkirchlicher praxis (apostolikum) vorgebildet und in ahd. katechismen, tauf- und glaubensformeln, beichten u. ä. für den missionarisch-katechetischen gebrauch der kirche bestimmt waren, vgl. etwa: truhtin got, cuning himilisger, got fater almahtiger (domine deus, rex coelestis, deus pater omnipotens) Weissenb. katech. 113 Steinm.; cot almahtico, du himil enti erda gauuorahtos Wessobrunner gebet 10 Steinm.; gilaubistu in got fater almahtigan? ih gilaubu frk. taufgelöbn. 6 Steinm.; ih gihu gote alamahtigen fater inti allen sinen sanctin ... allero minero sunteno Lorscher beichte 1 Steinm. die meisten hierher gehörigen prägungen bleiben dauernder bestand der religiös-christlichen sprache, nicht nur innerhalb der eigentlich dogmatischen und kirchlichen terminologie, sondern auch in vielfacher ausstrahlung auf den allgemeinen dem worte gott zugeordneten sprachgebrauch. 1) ohne weiteren zusatz oder mit bloszer interjektion (formelhaft ungewichtigere anwendung dieser art s. u. J 3). a) nicht selten in der anrede und anrufung, wenn hier auch alte und junge sprache erweiterte gebrauchsweisen bevorzugen und im gebrauch der frühzeit truht în (s. ob. sp. 1025) vorherrs ht: got, thir eigenhaf ist, thaz io genathih bist rheinfränk. gebet 1 Steinm.; hore got mein geschrey, vnd merck auff mein gebet ps. 61, 2; an gott. höre mich! erhöre mich, gott! b) in der von festen nominal- oder verbalverbindungen freien verwendung bleibt im übrigen die zusatzlose benennung gott beschränkt: ich diende eim der heizet got 2) in trinitarischer sicht und von da her bestimmtem terminologischem gebrauch. a) als umfassende bezeichnung der dreieinigkeit: gilaubistu einan got almahtigan in thrinisse inti in einisse? fränk. taufgelöbnis 9 Steinm.; wir sun gelouben daz ein got drie genemide sint, unde daz die genemede ein war got ist Lucidarius 2, 4 Heidlauf; vgl. 33, 11; 13; drivaltig got, bhuet mich vor ewig sterben daz diser segen werde vollebraht [Bd. 8, Sp. 1027] gebot leidets nicht, da es sagt: 'du solt nicht ander götter neben mir haben' 54, 41 W. b) in der getrennten benennung der drei göttlichen personen als gott vater, gott sohn, gott (heiliger) geist: so sama got fater, got sun, got heilago geist Weissenb. katech. 71 Steinm.; got vater, got sun, got geist mit gott dem vater such' ich dich. 3) mit betonung des monotheistischen gesichtspunktes, besonders in der verbindung ein oder (ein) einiger gott, wobei gott aus der funktion des eigennamens in die des gattungsnamens hinüberwechselt: chihori dhu Israhel, druhtin got dhin ist eino got (audi Israhel, dominus deus tuus deus unus est) Isidor 13, 16 H.; diu liute mit ainem ougen, 4) alttestamentlichen ursprungs ist die zwischen eigenname und gattungsbegriff stehende verbindung (ein, der) gott der götter, aller götter gott u. ä., die innerhalb polytheistischer grundvorstellungen den unbedingten vorrang des biblisch-jüdischen gottes umschreibt, in der übernahme in den allgemein-christlichen sprachgebrauch aber eher monotheistisch zu verstehen ist. zur verbindung vgl. biblische wendungen wie herr aller herren, könig aller könige u. ä., auszerbiblisches buch der bücher u. ä.: cum apparuerit deus deorum in Syon so uffen uuarto got allero goto irscine 2, 348, 22 P. (ps. 83, 9); der engel furste Sabaoth wie ist so grosz und schwer die last, liebe schwingt den seraphsflügel 5) der gen. gottes begegnet in stehenden bezeichnungen Christi, die den charakter des wortes gott als eines eigennamens (vgl. dazu ags. goding für filius dei in: zs. f. dt. alt. 70, 38) besonders fühlbar machen. vor allem gottes sohn, sohn gottes, neutestamentlichen ursprungs: anastodeins aiwaggeljons Jesuis Christaus sunaus gudis got. bibel Mark. 1, 1; gelobistu in Crist, godes suno? sächs. taufgelöbnis 7 Steinm.; [Bd. 8, Sp. 1028] dô gotes sun hien erde gie, well heut anhebt zu erlegen und (sie) ouch begnade daz gotes kint, o mensch, beweyne deine sünd, o lam godes vnschüldich 6) gott in appositionellen verbindungen, denen auch solche fälle zuzurechnen sind, in denen, wie bei herr gott, das bestimmende wort voransteht; seltener in kopulativer bindung. a) am häufigsten in der verbindung mit herr und seinen nur älteren synonymen, wie ja, besonders unter bibelsprachlichem einflusz, herr bis heute auch die geläufigste selbständige entsprechung des wortes gott ist und das kompositum (der) herrgott (s. d.) den gebrauch des simplex gott, freilich nur in den tieferen sprachschichten, zumal in der mundart, überflügelt, vgl. die einschlägigen groszen mundartwbb. (den zur formel verflachten gebrauch im erstaunten oder ärgerlichen vokativischen ausruf herr gott! s. u. DWB J 3 d). über frô, truhtîn und hêrro als selbständige bezeichnungen gottes in der frühen sprache, ihr verhältnis, ihre zeitliche folge s. ob. sp. 1025. mhd. steht herr in der verbindung mit got nur in der vollform herre, nicht her, s. gramm. 21, 150 anm. α) zufrühest in der wortfolge truhtîn oder (seit dem 11. jh.) herre got, die sich in der form herr gott neben dem schon mhd. (s. 1, 1259) bezeugten und stetig vordringenden kompositum herrgott bis in die neuzeit behauptet: domini dei truhtines cotes (Pa); druhtines kotes (K) ahd. gl. 1, 172, 29 St.-S.; I 10, 3 u. o.; herro got almahtiger (11. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 139, 23 Steinmeyer; vgl. 348; 349; 360 u. ö.; herre got, nû lêre mich (Gretchen:) mein bruder! gott! was soll mir das! [Bd. 8, Sp. 1029] selten und nur älternhd. mit dem bestimmten artikel: dorum der herre got bildet einen menschen von lietiger erd erste dt. bibel 3, 49 Kurr. u. o. β) seit dem späteren ahd. und vereinzelt noch bis ins frühnhd. in der umgekehrten wortfolge got herre, die aber nicht kompositionsfähig ist und unter dem einflusz der Lutherbibel durch die appositionelle verbindung gott der herr abgelöst wird: got hêrro altostniederfrk. psalmenfragm. 67, 27 van Helten; got herre, wie wol dû weist, fallt gott dem herren wol in die ruht, γ) gelegentlich kopulativ gott und herr: du sage in als ez ist: b) in der durch apostolikum und paternoster gewichtig festgelegten verbindung mit vater drückt sich, soweit es sich nicht um die benennung der ersten person der trinität im strengen sinne handelt (s. ob. 1 b), die vorstellung der vaterschaft gottes über Christus oder die der fürsorge gottes für die menschen aus. in älterem gebrauch gern in der dreigliedrigen reihung herr gott vater: dominus pars hereditatis meę ... truhten got fater ist teil mines erbes 2, 41, 19 P. (ps. 15, 5); got herre vater in himel vnd in erde jüng. Titurel 65, 2 Hahn; wie gott der vater uns vergibt br. 8, 44 W.; ich erinnere mich der groszen lieb gottes des vatters Corinna 53 ndr.; der glaubt, er sei mit gott vater per du schwäb. 3, 762.c) gott (der) schöpfer, vgl. auch den prägnanten gebrauch des wortes schöpfer für gott teil 9, 1550: gilaubiu in got fater almahtigon, scepphion himiles enti erda Weissenb. katech. 47 Steinm.; gott der schepffer ist etwas höhers, denn orth, zeit vnd creatur d. Teutschen weiszh. (1605) C 6a; wie entzückst du, anschauung d) anderes gelegentlich: frew ih mih in muate gote heilante wenn sie (die seele) zu gott, zu dem unendlichen 7) gott in kennzeichnend benennender verbindung mit himmel, erde, höhe u. ä. durch genitivisches oder präpositionales attribut. [Bd. 8, Sp. 1030] a) (der) gott des himmels (und der erde): der got tes himilis, gott des himmels vnd der erden, b) älter got von, vom, jünger gott im himmel: da flegeter got uone himele daz des got von himele ruochen wolde Nibelungenlied 2132, 1 L.; vgl. 2114, 1 u. ö.; liedersaal 1, 25, 78 Laszberg. noch in der Lutherbibel, mit und ohne artikel, doch setzen die neueren revidierten ausgaben dafür der gott des himmels (s.α): dancket dem gott von himel, denn seine güte weret ewiglich ps. 126, 26; Esra 7, 23; Dan. 2, 37. gott im himmel bis in jungen gebrauch: die priester ... rieffen gott im himel an 2. Makk. 3, 15; vgl. 15, 34; gedult, die rache wacht vor euch, o gib mir, gott im himmel! dasz ich mich c) ähnlich in anderen, meist älteren verbindungen: durch got dort in dem höchsten graud ach gott ins himmels throne (1607) bei 8) mit einem gott beigegebenen eigennamen strenggenommen nur in der alttestamentlich Lutherbiblischen verbindung gott Zebaoth, die in ihren älteren entsprechungen gemäsz dem deus exercituum und deus virtutum der vulgata noch nicht als eigenname gefaszt ist, vgl. Isidor 10, 18 H.; Murbacher hymnen 7, 8, 2; 26, 3, 2 Sievers; erste dt. bibel 7, 325; 9, 23 Kurr.: gott Zebaoth tröste vns, las leuchten dein andlitz, so genesen wir ps. 80, 8 u. ö.; meist als (der) herr (der) gott Zebaoth: vnd Dauid gieng vnd nam zu vnd der herr der gott Zebaoth war mit jm 2. Sam. 5, 10 u. o. 9) gott, mit und ohne bestimmten artikel, durch den genitiv eines personen- oder völkernamens im sinne der zugehörigkeit bestimmt, nach alttestamentlichem vorbild und mit anspielung auf die patriarchalische epoche der alttestamentlichen religion, in der auch andere götter als existent gedacht werden (s. u. III A 1): ih bim got Abrahâmes, got Isâkes, deus Jacob (ego sum deus Abraham deus Isaac deus Jacob) Tatian 127, 4; kelobot si truhten got Israhelis 2, 152, 28 P. (ps. 40, 14); vgl. 458, 25 u. ö. das (der) gott Israel, (der) gott Jacob u. ä. in den frühdrucken der Lutherbibel ist in den revidierten ausgaben sinngemäsz durch (der) gott Israels, Jacobs ersetzt: und richtet daselbs einen alter zu, vnd rieff an den namen des starcken gottes Israel 1. Mos. 33, 20 u. o.; ich bin der gott Abraham, vnd der gott Isaac, vnd der gott Jacob Matth. 22, 32. gelegentlich auszerbiblisch: dasz er ... zum glauben an den einen gott Abrahams bekehrt sei Mozart (1856) 1, 326. in formaler angleichung, aber religionsgeschichtlicher einschränkung: (da) der gott Abrahams nach wie vor den sinnen freundlich erscheint, wenn uns [Bd. 8, Sp. 1031] der gott Mosis eine zeitlang mit grauen und abscheu erfüllt hat I 7, 180 W. auch sonst mit abhängigem persönlichem genitiv, ebenfalts biblischen ursprungs und von da her weiterlebend: gelobet sey der herr vnser veter gott, der solchs hat dem könige eingegeben, das er das haus gottes zu Jerusalem zieret Esra 7, 27; herr, meiner väter gott, du bist mein lobgesang gott unsrer väter und ihr ruhm B. gott in der anwendung auf Christus. 1) zu der durch das trinitarische dogma festgelegten bezeichnung Christi als gott (s. ob. A 2 b) tritt, weniger als person - denn als gattungsbegriff, von anfang an die göttliche benennung Christi im sinne der christologischen zweinaturenlehre. älter vor allem in der verbindung wahrer gott (und wahrer mensch): ih glouba daz der gotes sun inphangen uuart fone demo heiligen keisti ... uuarer got unde warer mennisco (11. jh.) Wessobr. gl. u. b. in: kl. ahd. denkm. 135, 26 Steinm.; der wârer got unde wârer mensche ist und uns allen ze trôste unde ze heile geborn wart von mîner frouwen sant Marîen 1, 206, 24 Pf.; Christus Jesus, wahrer gott Endinger judenspiel 19 ndr.; o wahrer mensch, o wahrer gott, (Christus im grab) der vater war in ihm, er war sein bild und wesen, verlassen von der welt vnd wegen ihr von gott. 2) in einer reihe z. t. fester oder formelhafter anwendungen erreicht das wort gott als bezeichnung Christi nur scheinbare prägnanz, jedenfalls darf es hier nicht ohne weiteres als mit dem namen Christus oder Jesus auswechselbar genommen werden. a) so namentlich dort, wo unter heilsgeschichtlichem aspekt die erscheinung Christi als menschwerdung gottes gesehen wird, wie dies für das neue testament (Joh. 1, 14) und die christliche dogmatik grundlegend ist: ich bin komen an die stat aller gtte got ist komen har sie (die beine des Jesuskindes) tragen gott der alle welt, [Bd. 8, Sp. 1032] daz was got selbe, dô sprach der rîter grâ gevar (Maria) die gott gebohren hat was für freude ward erwecket, wâ wart ie hôher triwe schîn, o schmertz! das leben stirbt! o wunder! gott musz leiden! der uns gesagen chunde gott, der nach und vor b) der anwendungsbereich a findet seinen niederschlag in einer reihe fester formeln, die die vokabeln gott und Christus leichter noch als unter a als auswechselbar erscheinen lassen. im schutze der formel hält sich dieser gebrauch z. t. bis in die moderne sprache. α) gottes geburt: Matheus buplicanus β) gottes mutter für Maria als mutter Christi, seit dem spätahd. und lange nur in dieser wortfolge, die im 17. jh. zum kompositum zusammenwächst (s. u.gottesmutter): do daz suert durhfuor dei heiligen innobeli (eingeweide) dere gotes muoter 3, 44, 2 P.; kl. ahd. sprachdenkm. 358, 44 Steinm.; (wir wollen) mit blôzen vüezen und in haerin hemden stân ... steht und hört für allen dingen [Bd. 8, Sp. 1033] über die grosze zukünftige ausdehnung des ordens dt. studien (1879) 8. volkssprachlich auch für ein Marienbild, s. teil 6, 2808. zu der hierher gehörigen vornhd. verbindung gotes brût als bezeichnung der Maria, einer heiligen, einer nonne oder auch der seele s. u. gottesbraut. γ) in bezeichnungen des abendmahlssakraments und seiner elemente, namentlich der hostie, s. dazu noch unt. E 3 b γ; vor dem in der reformation aufkommenden abend- bzw. nachtmahl, in katholischem gebrauch auch jünger noch. vor allem gottes leichnam (und blut): ih neeroti ... den gotes lichinamen, sin heilic pluot, die toufa (11. jh.) Wessobrunner gl. u. b. in: kl. ahd. denkm. 143, 11 Steinm.; so ge wir dar beide sampt, drauf als der priester fromm sich neigt δ) nur älter in verbindungen, die auf Christi leben und leiden anspielen, vgl. dazu vor allem unter J 5: (der priester) der an dem gotes galgen (dem kreuz) nû suln wir fliehen hin ze gotes grabe wir süllen gottes liden c) im gleichen dogmatischen zusammenhange der menschwerdung gottes eignet Christus das prädikat gott besonders in der anrede und gern mit den sonst zu A gehörigen erweiterungen und appositionellen verbindungen (s. ob. A 4; 6): truhtin suno einboraner heilanto Christ, truhtin got ... (domine fili unigenite Jesu Christe, domine deus) Weissenb. katech. 114 Steinm.; do erschein in (den jüngern) unser herre got dat merkede men bi den falschen Jodden (Jesu) mein artzt, heil, theil, licht und hort, mein gott über alle götter Jesu, du mein herr und gott, mein erlöser, mein erretter in die wunde deiner seite [Bd. 8, Sp. 1034] 3) die voll prägnante verwendung des wortes gott als benennung für die irdische erscheinung des historischen Jesus Christus bleibt in der deutschen überlieferung beschränkt. auszer betracht zu bleiben hat hier der sprachgebrauch der mystik, insbesondere der mhd., in dem die vokabel gott, zumal im bereich der trinitarischen spekulation und der unio mystica, vielfach prägnant auf den präexistenten bzw. den erhöhten Christus, nicht aber eigentlich auf die historische gestalt Jesu Christi zielt, vgl. etwa: die ewige worheit unsers herren Jhesu Cristi het gesprochen: 'min joch daz ist ssse und min búrde ist lihte.' dis widersprechent alle natúrliche menschen ... und sprechent daz gottes joch bitter si pr. 25, 14 V. die eigentliche prägnanz greift das älteste deutsche schrifttum nur zaghaft auf (im gegensatz zur altnordischen überlieferung, in der goð, guð in missionarisch-kirchlicher verwendung vorwiegend Christus bezeichnet, vgl. le mot Dieu en vieux - scandinave 4; 7; 37). unter den wenigen in frage kommenden Heliandstellen mit einiger sicherheit nur: gehôrdun mahtiges godes erquam (erschrak) er ana baga (fürwahr) thera thikun gotes fraga sô lang och der (Petrus) gotis drî stunt virlouginôti summa theologiae v. 271 Waag; got hiez si sitzzen (die jünger bei der fuszwaschung) die hochzeit v. 918 Waag; vgl. 716; die he(i)ligen zwelf poten, si spuwen got under daz antlit sîn, und gott, des vaters lust, ist bis in tod betrübt (Christus am kreuz) er (Friedrich V.), der könig und christ, wählt dich zur führerin, es musz offenbleiben, wieweit hier und auch schon unter 2 über die oben angedeuteten bibeldogmatischen voraussetzungen hinaus eine neigung sich auswirkt, wie sie etwa der französischen chansondichtung eigentümlich ist, in der zur stützung des trinitätsdogmas die attribute gottes und Christi gern bewuszt vertauscht werden; vgl. dazu und zur gelegentlichen übernahme dieses verfahrens in deutsche übersetzung Elisabeth v. Nassau-Saarbrücken (1920) 252 f. [Bd. 8, Sp. 1035] C. ein erheblicher teil des zum worte gott gehörigen sprachlebens entfaltet sich in verbindungen und fügungen, die in meist anthropomorpher grundvorstellung das wesen und die eigenschaften gottes, sein verhältnis und sein verhalten zur welt und zum menschen, bestimmte weisen seines wirkens u. ä. umschreiben. bei vielen, wenn auch keineswegs bei allen dieser festgewordenen verbindungen handelt es sich um biblische, insbesondere Lutherbiblische lehnübersetzungen. 1) in substantivischen verbindungen sachlich-begrifflicher art. a) gott vornehmlich als genitivus subjectivus oder possessivus in der abhängigkeit von substantiven, seit alters in einer groszen zahl fester, nhd. vielfach kompositionsfähiger fügungen. in der wortfolge steht gottes schon ahd. meist, mhd. immer voran, s. auch PBB 23, 240 ff. erst im älteren nhd., vor allem in der Lutherbibel, wird die umgekehrte folge gleichberechtigt, während für die überkommene ältere wortstellung oft nicht sicher zu entscheiden ist, ob noch die eigentliche genitivverbindung oder bereits das aus ihr hervorgegangene kompositum vorliegt. die im druckbild der texte vorherrschende willkür bietet weder nach der einen noch nach der andern seite sicheren anhalt. man wird vom inhaltlichen her echtes kompositum in solchen fällen schon annehmen dürfen, in denen es sich um engbegrenzte, irgendwie spezialisierte bedeutung handelt, vom formalen aus oft dort, wo die genitivverbindung durch den artikel oder durch ein adjektivattribut bestimmt ist. in jüngerem gebrauch sind schreibungen wie ein gottes urthel 12, 228 G., ein gottes werk ges. schr. (1852) 2, 4 durchaus ungewöhnlich, s. umst. lehrgeb. d. dt. spr. (1782) 2, 252. α) in der bezeichnung geistiger und sittlicher eigenschaften, die der vorstellung gottes im sinne seiner vollkommenheit unveräuszerlich zugehören: denn sie sahen, das die weisheit gottes in jm war, gericht zu halten 1. kön. 3, 28; Eph. 3, 10 u. ö. personifizierend: selb diu gotes wîshait, si rachen gotes êre. [Bd. 8, Sp. 1036] zum hochhöfischen sprachgebrauch gehören mhd. verbindungen wie gotes kunst (Parzival 123, 13), gotes vlîz (ebda 88, 16; 140, 5), (gotes) meisterschaft (Iwein 1688), gotes hövescheit (Erec 3461) u. ä. zur umschreibung göttlicher schöpfervollkommenheit, die am vollkommenen menschen der höfischen welt sichtbar wird. β) andere verbindungen zielen in mehr dynamischem sinne auf göttlichen willen, göttliche kraft und ihre äuszerungen. αα) gottes wille. allgemein als element göttlicher wirksamkeit: unti (als) der godis willo was irgangin, so wer so wolle thenken, then gotes willon wirken (si quis voluerit voluntatem ejus facere) ββ) gottes kraft: erda bibinota, thiu gotes kraft sies notta er sprach 'ist gotes kraft sô fier wie gottes kraft der nachtentstammten hyder γγ) gottes macht: mikil is thîn gilôbo an thea maht godes Heliand 3025 B. u. ö.; euch, die jr aus gottes macht, durch den glauben bewaret werdet zur seligkeit 1. Petr. 1, 5.δδ) gottes gewalt gliedert sich stärker aus, besonders in älterer sprache, vgl. s. v. gewalt, teil 4, 1, 3, 4922 f.; 4924; 4936; 5003 f.; 5005 f.; 5006 f. 'göttliche machtvollkommenheit' im sinne der potestas: vuanda in gotes keuualte (in manu domini) ist lex data Judeis diu uetus testamentum heizet 2, 302, 12 P. (ps. 74, 12); die erde habet (= hält) nith wen der gotes gewalt, wen sie suebet in dem singewege (weltmeer) Lucidarius 8, 24 Heidlauf; göttliche gewalt, gottes gewalt potenza divina (1711) 381a. formelhaft in gottes gewalt stehen, liegen: mein leib und auch mein leben [Bd. 8, Sp. 1037] ich wil mich alsus reine da ich jetz lag in gotts gewalt (d. h. im himmel war), εε) in ähnlichen verbindungen: neuuas danne gotes rat (consilium dei) bezzera danne mannis 2, 355, 12 gl. P. (ps. 85, 5): es ist bestimmt in gottes rath, γ) gottes tat, werk, wunder, ordnung u. ä. als stärker verdinglichte fügungen, die den verbindungen unter E 3 nahestehen, indem sie nicht nur das göttliche wirken selbst, sondern auch das ergebnis solchen wirkens bezeichnen, im bereich der schöpfung wie der heilsgeschichte: (dasz wir) irkennen, so iz giscriban stat, thia wuntarlichun gotes dat [Bd. 8, Sp. 1038] seim thun vnter den menschen kindern ps. 66, 5; Joh. 9, 3 u. ö.; siv (Maria) ist der ellenden trost, δ) der christlichen gottesvorstellung entsprechend vor allem in solchen prägungen, die wesen und wirken gottes im blick auf die welt und den menschen als hilfreich, freundlich, gnädig kennzeichnen. der für die frühe deutsche wortgeschichte wichtigen entwicklung des zum sinnbereich der göttlichen gnade gehörenden wortschatzes kann hier (in den verbindungen gotes anst, ginâda, huldi, geba, gunst, guoti, armiherzida u. ä.) im einzelnen nicht nachgegangen werden, s. dazu Germania Romana (1932), bes. 17-25; derselbe, antike u. christent. a. d. wiege d. dt. spr. (1949) 12 f. und namentlich s. v. gnade, teil 4, 1, 5, 508 ff. mit sonstiger dort verzeichneter spezialliteratur. αα) gottes hilfe: sino uuar der man ist der gotes helfa nesuohta (ecce homo qui non posuit deum adiutorem suum) 2, 200, 31 P. (ps. 51, 9); si truogenn künec sunder twâl das als durch gottes hilff geschach ββ) gottes liebe, ahd. mhd. gotes minna, minne als gen. subj. in älterer sprache hinter der gleichen verbindung im gen. obj. (s. u. DWB D 1 c) weit zurückstehend, während sich nhd. das verhältnis mehr und mehr umkehrt. nicht völlig eindeutig in sehr früher bezeugung: gotes minnî ist gagozan in unsere moutuuillun durah heilagan geist, der uns gageban uuarth (Römer 5, 5) Monsee-Wiener fragm. 29, 8 H.; vgl. 12; 17; so ist fore allen dingen daz zebedenchenne uuieo ferro unsih praht habet diu gotes minna unde uuieo hoho si reichet 2, 434, 8 P. (ps. 103, 3); vgl. 3, 251, 1; und getwungen mein fumf synn [Bd. 8, Sp. 1039] gottes liebe vergiszt kein stäubchen w. 1, 4 R.-M. γγ) gottes gnade in den differenzierten, wenn auch oft schwer abgrenzbaren bedeutungen des beziehungswortes (und seiner frühen synonyma), die hier nur vergröbernd angedeutet werden können; s. im übrigen s. v. gnade, teil 4, 1, 5, 505 ff., bes. 511—529, zur frage des plurals gottes gnaden ebda 506 f. am breitesten in der anwendung auf gottes huld, geneigtheit, liebe und gütige fürsorge, ihre wirkungen und gaben im natürlichen und geistlichen bereich: (das haus) thar ther liut io betota, ginada gotes thigita und (ich) wil iemer varnde sîn, von gotes genaden do vant er weil wir sind brechlich allesammen, on allen verdienst gar umb sunst δδ) zur formel von gottes gnaden in der verbindung mit herrschertiteln s. s. v. gnade II C 4, teil 4, 1, 5, 523 ff.; dt. rechtswb. 4, 1007. εε) gottes güte vorwiegend in allgemeinem sinn von der liebenden fürsorge gottes für seine schöpfung und seine geschöpfe, s. DWB güte 3 a γ, teil 4, 1, 6, 1401: wanta manag man in war giloubta thuruh inan thar, [Bd. 8, Sp. 1040] er. a. d. tod 1008 H.-K.; ich aber werde bleiben, wie ein grüner olebawm, im hause gottes, verlasse mich auff gottes güte jmer vnd ewiglich ps. 52, 10; so find ich (in der natur) gleich ζζ) gottes huld, gottes gunst. vornehmlich ahd. anst (wie auch miltida: Tatian 4, 18) hat den vollsinn der eigentlichen gratia, s. auch s. v. gunst B 2, teil 4, 1, 6, 1109: gratia kepandi anst anti huldi kotes (K) ahd. gl. 1, 200, 8 St.-S.; kl. ahd. denkm. 195, 8 Steinm.; on allen verdienst gar umb sunst wie sol ich gotes hulde daz dritte ist gotes hulde, das ist allein die gottes huld ηη) gottes erbarmen, barmherzigkeit nur in der engeren anwendung auf die befreiung des menschen aus not und sünde: fona cotes armiherzidv neonaldre farvvannan (de dei misericordia numquam disperare) Benediktinerregel 206, 10 Steinm.; die alten federn zeuht der sünder niht ab, denne er naig sich gegen mittem tag, dâ der sunnen hitz allermaist ist, daz ist gotes parmherzichait, wan got ist diu wâr sunne buch d. nat. 205, 1 Pf.; so liegt es nu nicht an jemands wollen oder lauffen, sondern an gottes erbarmen Römer 9, 16; da mein vorrath (für das kind) auf war, macht' ichs wie Hagar, nahm das kind auf die schulter und ging auf gottes barmherzigkeit ges. schr. 1, 60 Tieck. θθ) weniger gefestigt in anderen verbindungen, die im sinne der gütigen, freundlichen zuneigung eigenschaften und äuszerungen gottes umschreiben: edo nivveist danta kidult cotes ze hrivvvn dih zualeitit (an nescis quia pacientia dei ad poenitentiam te adducit) Benediktinerregel 195, 28 Steinm.; unde (wir) biten unzubrochen Parzivâl sprach 'hêrre, und sölt ich leben nun ain jar, [Bd. 8, Sp. 1041] dei mei salus cotes mines haili (Pa), kotes mines heli (K) ahd. gl. 1, 172, 31 St.-S.; wer danck opffert, der preiset mich, vnd da ist der weg, das ich jm zeige das heil gottes ps. 50, 23; apostelg. 28, 28 u. ö. ιι) gottes segen, vgl. s. v. segen 7, teil 10, 105 f., segen 12, teil 10, 109 (in der Lutherbibel nur segen des herrn). mit noch leicht magischem charakter im älteren, bes. mhd. gebrauch, wo göttliche hilf und göttlicher schutz als unmittelbar wirkende kraft gedacht sind: wan daz mich der gotes segen guote naht geb iu der gotes segn nun fart hyn haim in gottes segn pfarrer v. Kalenberg 24, 470 ndr.; gute nacht — gottes segen über mein mütterchen br. (1893) 18. sonst allgemeiner umschreibend für gottes fördernde hilfe, meist im natürlichen bereich: gottes segen nehrt, vnd nicht die arbeit floril. polit. (1662) 1, 48. sprichwörtlich: an gottes segen ist alles angelegen (1710) bei hausinschr. d. st. Wiedenbrück 24. in verdinglichender anwendung auf bestimmte gaben und lebensgüter, die gott schenkt: de fruw hefft ein kind gekregen, κκ) gottes lohn: retributio dei lon cotes (Pa), lon kotes (K) ahd. gl. 166, 12 St.-S.; erbarmet er sich über sî λλ) gottes gabe. zufrühest im sinne der eigentlich religiösen gratia und misericordia und als konkurrenzwort neben ahd. ginâda: inti gotes geba uuas in imo (dem Jesuskind) (et gratia dei erat in illo) Tatian 12, 1. so noch in der Lutherbibel: denn so an eines sünde viel gestorben sind, so ist viel mehr gottes gnade vnd gabe vielen reichlich widerfaren, durch Jhesum Christ, der der einige mensch, in gnaden war Römer 5, 15; vgl. Eph. 2, 8. speziell vom heiligen geist: do Symon der zouberrer die gotis gabe wolte kfen Lucidarius 34, 26 Heidlauf; das du verdampt werdest mit deinem gelde, das du meinest, gottes gabe (der heil. geist) werde durch geld erlangt apostelg. 8, 20. von bestimmten gnadengaben: oh in imu ist elliu folnissa gotes ghebono ioh gheistes (plenitudo diuinitatis et gratiarum) Isidor 40, 14 H. meist, und namentlich jünger, von göttlichen wohltaten, freundlichkeiten und geschenken im bereich des natürlichen lebens, oft gegenständlich und verdinglicht: die Sodomite unde Gomorrei cherton die gotis geba (den wein) in ubilen nuz (5. Mose 32, 32) 3, 373, 32 P.; das bergwerck auch ein gnediger segen und gute gabe gottes ist Sarepta (1571) inhaltsang. 1a; allein, das Davids (dichterische begabung) war eine sonderbahre gabe gottes Corinna 13 ndr.; es thäte noth, dasz man solchem verfluchten volk die [Bd. 8, Sp. 1042] gaben gottes (gaben der kunst) in spiritus aufhübe Göthe IV 27, 149 W. in der speziellen bedeutung 'kirchliche stiftung' in früher komposition, s. u. gottesgabe 1. ε) δ gegenüber in verbindungen gegenteiligen sinnes, die aber, als zur vorstellung eines zürnenden, strafenden gottes gehörig, auch in ihrem frühen gebrauch nicht durchaus heidnischen ursprungs zu sein brauchen (so mythol. 41, 15; 3, 12). gerade die meisten der hier geläufigen verbindungen dürften vielmehr in biblischen, namentlich alttestamentlichen vorstellungen und wendungen eine stärkere wurzel haben. αα) gottes zorn, vgl. s. v. zorn II, teil 16, 99ff. im gegensinn zur göttlichen gnade und barmherzigkeit innerhalb der biblisch-christlichen grundbegriffe: denn gottes zorn vom himel wird offenbart vber alles gottloses wesen vnd vngerechtigkeit der menschen, die die warheit in vngerechtigkeit auffhalten Römer 1, 18; vgl. Joh. 3, 36; aber die welt achtet nichts, weder gottes zorn noch barmherzigkeit tischr. 3, 4 W.; vergeblich wehrst du mir gebohrn, der sînem scolen nieht vergibet, ... schwerdt, das ducaten prägt, mich hât mit unminne ββ) gottes urteil, gericht, strafe. gottes urteil sowohl als göttliche gerichtsgewalt wie enger als verdammungsspruch und strafvollzug: 'wer ougta iu', quad, 'fillorane, fon nataron giborane, denn aller ausgang (eines doppeldeutigen unterfangens) ist ein gottes urthel wazzer unde fiur sint zuei starchiu gotes gerihte, der erzspion verfolgt mich überall [Bd. 8, Sp. 1043] auch ordal (s. u. gottesgericht): gottes gericht ... ist vor alters der vermeinte wunderbare beweiszthum durchs feuer oder wasser gewesen theatr. poen. (1693) 73; von den sogenannten gerichten gottes kömmt in den salischen gesetzen nur die probe des siedenden wassers (aenei) vor gesch. d. Deutschen (1778) 1, 311. gottes strafe: und ist hie kain wegerung die an der gotis straff vnd gesetz wolte eintrag thun christenl. unterricht (1523) a 2b; der abgehärmte, alternde, kranke könig, der sein unglück als strafe gottes fühlet 12, 224 S. älter noch in anderen verbindungen: mit Jûdâ, dem verflûchtem manne (gott) macht ein end seiner (Israels) schinterey nach mitter naht iwer prîs, sînhalp der gotes slac, ζ) in abstrakten verbindungen ganz allgemeiner art wie gottes natur, sache u. ä.: dis sey gottes art und natur, das er denen helffen wolle, die an seinen son Jhesum Christum glauben 16, 350 W.; vgl. 17, 2, 152; die snd erlan nach gottes art η) gott, allgemein als wirkende person gedacht, begegnet in einer besonderen gruppe anschaulich-bildhafter verbindungen, in denen das anthropomorphe element gesteigert erscheint. αα) gottes rechte eine durch bibel und apostolikum gestützte verbindung, vgl. ahd. gotes zeswa: (Christus) sizit az zesuun cotes fateres almahtikin (8. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 27, 13 Steinm.; vgl. 30, 52; 33, 103; als er aber vol heiliges geistes war, sahe er auff gen himel, vnd sahe die herrligkeit gottes, vnd Jhesum stehen zur rechten gottes apostelg. 7, 55; Römer 8, 34; ihr werdet ihn sehen ββ) gottes hand in vielfacher beziehung und spezialisierung. namentlich umschreibend für die macht gottes in der schöpfung und in der hilfreichen oder strafenden lenkung der menschlichen geschicke: duo diu vrône godis hant verkennt nicht gottes hand, [Bd. 8, Sp. 1044] in verschiedenen konkretisierungen spezialisiert. besonders für den schlagflusz wie gottes gewalt (s. ob. C 1 a β δδ): den tropff, schlag, gottes gewalt oder gottes hand artzneyb. (1588) 148b; tropf pro schlag, hand gottes apoplexia dt. wb. (1734) 2, 869. anders: epfich, der zum gries und stein so fürtrefflich ist, das er die hand gottes genant wird (1568) bei schwäb. 3, 1106. mundartlich: 'de hand gottəs wurde früher der wacholderstrauch genannt, der an häusern herausstak, wo getränke verzapft wurden' rhein. wb. 2, 1321. γγ) gottes finger. älter meist als umschreibung für göttliche machteinwirkung: so ich aber durch gottes finger die teufel austreibe, so kompt je das reich gottes zu euch Lukas 11, 20; es (das unglück) ist als gschehen durch gottes finger. der hat all dieng in seinem gwalt dramen 719 Keller. jünger als bildrede im sinne von 'weisung, mahnung gottes': denn nur im elend erkennt man gottes hand und finger, der gute menschen zum guten leitet I 50, 200 W.; Rudolph Wagner ist ein haupt-glaubensmann und sieht den finger gottes in seinem rufe nach Göttingen in: briefw. zw. J. u. W. Grimm (1885) 1, 464. δδ) gottes auge, auch gottes ohr, mund u. ä., von mehreren ansatzpunkten aus: thanna thu scalt lôn nemen wer gott-gesalbte rührt, rührt gottes augen an sîn gebet wirt verunrûchet, und (dasz ich) auf einem sterne mit dir lebe, als die welt im tiefsten grunde εε) gottes antlitz, angesicht in bildhafter umschreibung für gott selbst, aus biblischer wurzel: ir (der seligen im himmel) allermäiste wunne ζζ) gottes stimme umschreibend für eine selbstbekundung gottes, eine göttliche weisung, einen besonderen göttlichen auftrag: gotes stimna hluda in Sinaberge quhedhenda Isidor 13, 14 H.; diu gotes stimme sprach in zuo [Bd. 8, Sp. 1045] 211 W.; freunds rath ist offt gottes stimm floril. polit. (1662) 2, 618; das herz ist gottes stimme, menschenwerk b) seltener im umgekehrten syntaktischen verhältnis, wobei der abhängige genitiv als attribut einen grundzug im wesen oder wirken gottes umfassend bezeichnet, bibelsprachlichem gebrauch entnommen. oft steht hier neben gott der bestimmte oder unbestimmte artikel: deus pacis got des frides (9.-10 jh.) ahd. gl. 2, 319, 53 St.-S.; so wird gott der liebe und des friedens (rev.: der gott der ...) mit euch sein 2. Kor. 13, 11; Römer 15, 5 u. ö.; wann du bist ein gott der wahrheit. o gott der macht und herrlichkeit 2) in der bestimmung durch adjektiva, meist attributiv, seltener prädikativ oder appositionell mit nachgestelltem substantiviertem adjektiv. in dem 1 entsprechenden anwendungsbereich, aber doch mit fühlbar anderer verteilung der akzente. einen erheblichen teil der festen verbindungen steuert auch hier die sprache der bibel bei. auszerhalb der anrede und des prädikativen gebrauchs begegnet gott hier durchweg mit dem bestimmten artikel. die nicht seltene verbindung mit dem unbestimmten artikel wurzelt (wie ob. A 3) in der verwendung des wortes als gattungsbegriff und (wie unt. 4) in scheinbar polytheistischer grundvorstellung, bleibt aber im biblisch-christlichen rahmen, vgl. etwa: wan er ist ein almehtic got a) das schwergewicht adjektivischer bestimmung liegt im ahd., fühlbarer noch im as. (Heliand), auf der kennzeichnung göttlicher machtfülle und hoheit (s. ob. sp. 1025), verlagert sich aber schon in mhd. höfischer zeit; doch reichen manche verbindungen bis in jungen gebrauch. α) der allmächtige gott als geläufigste, durch die bibel und das omnipotens des apostolikums gleichermaszen gestützte formel, vgl. auch die verselbständigte substantivierung der allmächtige als christliche gottesbezeichnung: enti do uuas der eino almahtico cot Wessobr. geb. 7 Steinm.; vgl. 10 u. ö.; Heliand 476 B.; und ein durchliuhtic himelbote, (das vieh) ... bleibt in seim berff, β) andere epitheta gleicher bedeutung bleiben auf älteren gebrauch beschränkt: der waltende, allwaltende gott, namentlich als uualdand, alouualdo god im Heliand, vgl. 20; 98; 645; 861; 3937 u. o.: welaga nu, waltant got, (quad Hiltibrant) wewurt skihit Hildebrandsl. 49 Steinm.; o vader alweldiger got [Bd. 8, Sp. 1046] der rîche got der mächtige: 'ni scal that rîki god', quad he, 'rîcher got der guote, der ie nâch sælden warp. ach reicher gott vom himmel, γ) in der verbindung mit mächtig, gewaltig, stark, grosz von längerer lebensdauer: mehtiger got, dû bist sô lanc und bist sô breit was kan vns kommen an für noth, groszer gott, wir loben dich anfang e. kirchenliedes a. d. 18. jh., s. δ) in einer A 7 entsprechenden attributiven kennzeichnung vor allem der höchste gott (deus altissimus), bibelsprachlichen ursprungs und unter polytheistischer voraussetzung, aber vorwiegend als absolute rangbezeichnung empfunden: ih haren ze demo hohesten gote (clamabo ad deum altissimum) 2, 215, 13 P. (ps. 56, 3); der hohesto got (deus excelsus) 317, 5 (ps. 77, 35); dem hosten gote bevilh' ich dich: wer gott dem allerhöchsten traut, diu vorhte des oberisten gotes niist in kihuctin himiliskin gote muspilli 29 Steinm.; b) andere adjektivverbindungen kennzeichnen gott im sinne der echtheit, tatsächlichkeit und unwandelbarkeit seiner existenz. α) der rechte, wahre gott in ausdrücklichem oder unausgesprochenem gegensatz zu falschen oder nicht existenten göttern (s. u. III A): das, welcher sich segnen [Bd. 8, Sp. 1047] wird auff erden, der wird sich in dem rechten gott segenen Jesaia 65, 16; der rechte gott deus verus teutschlat. wb. 2 (1741) 96b; wâre got, ih lobin dih Ezzos gesang in: sîn flîz der wart groz daher man alles klar und helle β) der ewige, der alte, der lebendige gott: der herr der ewige gott der die ende der erden geschaffen hat Jesaia 40, 28; Römer 16, 26 u. ö.; o almechtiger, ewiger, gutiger gott, jch bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine sunde schöne Magelone 42 Bolte. der alte gott ohne biblisches vorbild: er (Adam) nicht uermiden ne wolde, und auch vom vaterland kunde gib: wann er sich gar verlassen thet c) in ethischer wertung verbindet sich gott vor allem mit heilig, gerecht, treu, wahrhaftig und fromm: enti cot heilac Wessobrunner gebet 9 Steinm.; ahd. sonst nicht, doch vgl. Heliand 161; 240; 1513 u. ö.; darumb du heiliger gott, dem allein gehöret alles was heilig ist, beware fort an dein haus 2. Makk. 14, 36; quoniam iustus dominus iustitias dilexit vuanda got rehter minnot dero menniscon reht 2, 33, 5 P. (ps. 10, 8); las der gottlosen bosheit ein ende werden, vnd fördere die gerechten, denn du gerechter gott prüfest hertzen vnd nieren ps. 7, 10; gott der gerechte hat ursach genug Corinna 55 ndr. der treue gott in bibli chem und biblisch beeinflusztem gebrauch: also Paulus chit: ketriuuue ist got der unsih nilazzet ferror irsuochit uuerden danne uuir uirtragin mugin 2, 107, 15 gl. (ps. 32, 4) P.; in deine hende befelh ich meinen geist, du hast mich erlöset herr du trewer gott ps. 31, 6; 1. Kor. 1, 9 u. ö.; der treue gott dies jahr vermehre [Bd. 8, Sp. 1048] lieszest 3, 159 G. im kirchenlied der fromme gott 'der heilige, gnädige': o gott, du frommer gott, d) in der kennzeichnung der auf die welt und den menschen gerichteten gesinnung und wirksamkeit gottes. α) der liebe gott als heute geläufigste verbindung (vgl. s. v. lieb 8 a, teil 6, 899) ist biblischem sprachgebrauch durchaus ungemäsz und auch der Lutherbibel fremd. ahd. (s. ob. sp. 1025) steht liobi nur neben truhtîn, nicht neben got (vgl. z. b. L. 35; III 1, 31); erst das mhd., dann namentlich das ältere volkslied kennt die verbindung der liebe gott. im eigentlichen vollsinn des epithetons als 'gütig, gnädig, freundlich' nur selten: das der bete vor sy den libin got das her sy irloste Marco Polo 6, 29 Tscharner; Printzel soll mit euch varen. sie liebet mir vor allen, liebster gott, wie wunderbahr β) in anderen, mehr oder weniger synonymen verbindungen. der gnädige gott im doppelsinne des freundlichgütigen wie des verzeihend-barmherzigen: in doufe, the unsih reinot ther ginadigo got barmherziger gott, erkenn die not! [Bd. 8, Sp. 1049] gern in verbindung mit dem vorigen: denn der herr ewr gott ist gnedig vnd barmhertzig, vnd wird sein angesicht nicht von euch wenden, so jr euch zu jm bekeret 2. chron. 30, 9; der gnädige erbarmende gott hat auch der hohen häupter sinn und hertzen ... gelenkket friedenssieg 6 ndr. der gute gott, im älteren ahd., sofern im sinne von 'hilfreich, freundlich', nur neben truhtîn ( L. 43; III 7, 1; V 23, 11; 79; 95 u. ö.), s ob. sp. 1025), neben got seit Notker und sehr geläufig im mhd. als got der guote: quam bonus Israhel deus der Israhelis got uuieo guot der ist. uuemo? his qui recto sunt corde dien die rehte sint in iro herzen 2, 287, 14 P. (ps. 71, 1); nû hilf mir, got der guote die hochzeit v. 1031 Waag; vgl. 994; eiâ herre got der guote, gewisse verbindungen bleiben älterem gebrauch vorbehalten. namentlich der süsze gott (vgl. s. v. süsz II C 1 a, teil 10, 4, 1315 u. II D 1 sp. 1320), als 'der gnädige' oder 'der geliebte', besonders hochhöfischer sprache zugehörig, vgl. d. gottesbild i. höf. dicht. (1933) 5; 22: nû sî got der süeze süezer got, du enscheide o wär ich da! o stünd ich schon, vil edeler, süezer, zarter got γ) gegensinnige verbindungen sind kaum fest geworden mit ausnahme der nur biblisch-alttestamentlichen formel ein eifriger gott 'ein eifersüchtiger': deus est emulator cot ist ellinari (8 jh.) ahd. gl. 1, 336, 75 St.-S.; denn der herr dein gott ist ein verzehrend fewr, vnd ein eiueriger gott 5. Mose 4, 24; 6, 15; 2. Mose 20, 5 u. ö. gelegentlich: gott ist wol barmhertzig, er ist aber auch zornig d. Teutschen weiszh. (1605) C 8a; der folgende sommer gab eine nähere gelegenheit, den zornigen gott, von dem das alte testament so viel überliefert, unmittelbar kennen zu lernen I 26, 43 W. 3) aus der nicht annähernd auszuschöpfenden fülle verbaler verbindungen, in denen sich das dasein und wirken gottes ausdrückt, ist vieles sprachlich fest geworden. das meiste freilich drängt schon früh in die verwendung als kurze wunsch- oder beteuerungsformel, um sich dort unter modifizierung, spezialisierung oder entleerung des sinngehaltes schnell abzunutzen, s. u. J 1 a. a) im hinblick auf gott als ein geistig und innerlich tätiges, fühlendes und empfindendes wesen: α) gott weisz auf das umfassende, überlegene, dem menschen verborgene wissen gottes anspielend: alles des ubilis, daz got hie zi mir waiz ahd. sprachdenkm. 356, 50 Steinm.; es wird mir doch auf erden, [Bd. 8, Sp. 1050] Gaddo: bin ich dein geliebter Gaddo? ich frage nicht umsonst. Francesco: ja! gott weisz es! Ugolino 251 H.; gott mott et wete ... we wess, wat gott wess! wenn die ansichten geteilt sind rhein. wb. 2, 1318. früh zur parenthetischen kurzformel weisz gott oder gott weisz erstarrt und entleert, s. u. J 2 a. β) gott will, gott tut: div menege gesigete, was gott will, das wird geschehn was gott thut, das ist wohlgethan, γ) in unpersönlichen verbalverbindungen, die ein gefallen oder miszfallen ausdrücken, steht gott im dativ: so iz gote liche (11. jh.) ahd. sprachdenkm. 168, 19 Steinm.; ich wæn daz allez sîn (Walthers) gesanc, b) die frage der existenz gottes berührend: uuannan chad er chumet taz ubel, ube got ist? unde ube er neist, uuannan daz kuot? 1, 32, 21 P.; vgl. 47, 6; es sei kain got, tt er tukkisch gedenken aber ich sucht', und ich fand entschuldigung ich (ein verdammter in der hölle) wolt, dasz gott im himmel stürb, wann (denn) gott lebt noch ... [Bd. 8, Sp. 1051] durch den französischen konvent; vgl. schon: he is so glüklich as gott in Frankrich holst. id. (1800) 2, 56; aber sehen sie sich mal um hier, wie leben sie? wie gott in Frankreich ges. w. (1905) I 5, 137; ostfries. 1, 654. c) in umschreibungen für die göttliche schöpfermacht mit bezug auf die welt und den menschen: 'in dhemu eristin chiteda got himil endi aerdha' Isidor 16, 1 H.; Otfrid II 1, 36; got ez allez geshf, got worhte ûz der erden gott hat den menschen gemacht got was an einer süezen zuht, d) die mehrzahl verbaler verbindungen umschreibt die verschiedenen formen der aktiven und unmittelbaren beziehung gottes zu den menschen, meist im sinne der göttlichen freundlichkeit, güte und hilfe. α) sofern gott im ganzen und im einzelnen das menschliche leben und geschick bestimmt. gott verhängt in der doppelbedeutung des 'zulassens' oder des 'anordnens', s. teil 12, 1, 524ff.: odo imo (dem seligen) tod so gienge, thaz got io thaz gihenge, o söllich ubel das hat gott uil wole frote si got. hera santa mih godjoh mir selbo gibod, bist du's? dich sendet gott! [Bd. 8, Sp. 1052] β) gott als der gebende. die verbindung mit geben ist in ihrer anwendung seit alters unbegrenzt (s. auch teil 4, 1 4, 1707 f.), wie auch die wunschformel gebe gott, gott gebe sich vielfach verzweigt, s. u. J 1 a ζ: so fram so mir got geuuizci indi mahd furgibit, so haldih thesan minan bruodher, soso man mit rehtu sinan bruodher scal (842) Straszb. eide 20 Steinm. 82; nû gap im got der guote, ... ich pin mit dir hie und dort, bisz dasz im got würt geben gott der herr nahm wieder, was er gab unde welle uns got die gnade geben, des uns got gerne wil geweren dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 277, 25 Diemer; gott beschert uber nacht proverb. copia (1601) 2, 680; wann uns gott gesundheit und frieden verleyhen wird polit. maulaffe (1679) vorr. bis ins 16. jh. häufig (s. u. DWB J 1 a ε und teil 1, 1487): got hât dich, sun, berâten fünf werder kinde γ) gott als der helfende und behütende: cote helfantemv (deo auxiliante) (um 810) kl. ahd. denkm. 196, 23 Steinm.; V 25, 7; so vil dir gott hilfft dict. (1556) 923b; gott hilfft dem fleisz vnd nicht Hansz Vnfleisz floril. polit. (1662) 1, 220; dominus custodiet te ... got pehuotet dih 2, 549, 21 P. (ps. 120, 5); wöll mir in got behüten, sie (die boten) bat diu marcgrâvinne got von himele bewarn Nibelungenlied 1366, 4 L.; beware mich gott, denn ich traw auff dich ps. 16, 1; wer nur den lieben gott läst walten die rosse rucken sich, wande got mit ir ware dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 171, 17 Diemer; wist ir nit, das got mit uns ist? ist gott für mich, so trete δ) von einer besonderen hinwendung gottes zum menschen. vor allem in der verbindung mit segnen, s. ob. gottes segen 1 a διι und teil 10, 123 f.: benedixit te deus in eternum ... segenota dih got in euua 2, 168, 20 P.; der herr dein gott wird dich segenen in alle deinem einkomen, und in allen wercken deiner hende 5. Mose 16, 15 u. ö.; dasz wieder streit und zweifel entstehen kann über die entscheidung, gehört zu den wohlthaten, womit [Bd. 8, Sp. 1053] uns gott jetzt gesegnet hat v. beruf uns. zeit (1814) 3. des weiteren: uuio sie avur got thar drosta in herzen si iz (das gebet) scono, thaz iu es got gilono gott liebt dich ser on alle masz gott will ich lassen sorgen, daz sich got durch sie gerhte zerbarmen gott tet sich ir erbarmen du bist ein frommer gott, (Valentin:) und wenn dir denn auch gott verzeiht, ε) gegenteilig von der gebietenden, richtenden, strafenden oder sonst feindlichen funktion gottes: iuan fiant minnot, so gibiutit druhtin got dâ rihtit got rehte du, mein gott, wirst gnädig richten doch straffet gott sein übelthat [Bd. 8, Sp. 1054] sihe, selig ist der mensch, den gott straffet, darumb weger dich der züchtigung des allmechtigen nicht Hiob 5, 17; dafür wird gott mich nicht strafen 1, 55 G.; das land murret, gott zürnet 5, 366 S. aus der Lutherbibel gott sucht heim 'straft' (anders s. ob. δ): ein eiveriger gott, der da heimsucht der veter missethat an den kindern 2. Mose 50, 5; ich sterbe, und vergeb es der hand, durch die mich gott heimsucht in: teil 4, 2, 858. biblisch auch gott versucht 'stellt auf die probe': nach diesen geschichten, versuchte gott Abraham (durch Isaaks opferung) 1. Mose 22, 1; gott ... vielleicht sie hiermit versucht und ihren festen glauben ... probirte 2, 622 Keller. die vorstellung, dasz gott einen menschen vergiszt, dient im mhd. als stehende wendung zur bezeichnung eines unglücklichen: wie gar iuwer got vergaz, e) zu einer besonderen, C 1 a ζ entsprechenden gruppe schlieszen sich stärker anthropomorphe verbindungen zusammen, in denen gott hört, sieht, spricht u. ä., s. dazu mythol. 41, 15; 3, 14, der hier heidnische vorstellungen zugrundelegt; doch dürfte biblisches vorbild mindestens gleich starken einflusz ausüben: in herzen betot harto kurzero worto got möhte in (den harfengesang) gerne hœren hie huop sich ein strîten alsus trôstens mînen muot, [Bd. 8, Sp. 1055] fest verankert; sie umschreibt eine form der göttlichen offenbarung oder eine kundgebung des göttlichen willens: got sprah ze Moyse: f) prädikative wendungen mit substantivischem prädikatsnomen umschreiben in hervorhebendem sinne eine bestimmte wesentliche eigenschaft gottes oder einen bezeichnenden zug seines wirkens: uuanda ... got saligheit ist, ter kot kuuinnet, ter ist salig (... beatitudo uero ipsa est diuinitas ...) 1, 190, 4 P.; vgl. 212, 26; 213, 7; sît getriwe ân allez wenken, 4) gott mit bestimmten oder unbestimmtem artikel und folgendem relativsatz, der über wesen oder wirken gottes etwas bestimmtes aussagt. der bei dieser aussageform vorauszusetzende vergleich mit anderen göttern bleibt eine blosze fiktion: ze demo gote, der siu uuerden hiez, ter iro allero causa ist (lli causę, quę dedit esse) 1, 293, 1 P.; der got der nie deheine lügen getete 1, 234, 28 Pf.; vgl. 1, 53, 7. nicht selten auch biblisch: vnd (er) hat den gott faren lassen, der jn gemacht hat 5. Mose 32, 15; ps. 25, 5; apostelg. 4, 24 u. ö.; der gott, der eisen wachsen liesz, D. ein anderer kreis fester verbindungen substantivischer oder verbaler art umschreibt, in umgekehrter blickrichtung wie unter C, die stellung des menschen zu gott oder die äuszerungen des menschlichen verhaltens gott gegenüber. 1) neben substantiven erscheint das wort gott hier vorwiegend als abhängiger gen. objectivus, daneben auch in präpositionalem anschlusz (s. u.g). für die wortfolge in den genitivischen verbindungen und für den typus mit gottes an erster stelle als den sproszbezirk einiger der gewichtigsten gott-komposita, der im nhd. die eigentlichen genitivverbindungen mehr und mehr zurückdrängt, gilt das unter C 1 a bemerkte. a) gottes dienst 'erfüllung des göttlichen willens, gott wohlgefälliges werk oder leben', dem meist kultisch-sakralen und mehr dinglichen sinn der gleichen verbindung gegenüber (s. u. DWB E 3 b α) allgemeiner, umfassender und innerlicher (s. auch gott dienen unten 2 a α u. gottesdienst): nu birun wir gihursgte zi gotes thionoste, [Bd. 8, Sp. 1056] 229 W.; aller gottes dienst stehet in gehorsam d. Teutschen weiszh. (1605) h 7a. b) gottes furcht (s. u. DWB gottesfurcht). im eigentlichen sinne der furcht vor gottes zorn und gericht: non est timor dei ante oculos eorum gotes forhta nist in fore ougen 2, 37, 30 P. (ps. 13, 3); vnd es kam die furcht gottes vber die stedte die vmb sie her lagen, das sie den sönen Jacob nicht nachiageten 1. Mose 35, 5; 2. chron. 20, 29. jünger nach biblischem vorbild meist für die grundhaltung rechter frömmigkeit, neben der furcht die ehrfurcht und die erfüllung des göttlichen willens einschlieszend: lasset vns ... fort faren mit der heiligung, in der furcht gottes 2. Kor. 7, 1; Eph. 5, 21; die zehen gebot, dadurch die leute zu gottes forcht vermanet werden 26, 230 W.; ein wacker hertz vnd ernster muth, c) gottes liebe, älter gotes minne 'liebe zu gott'. im jüngeren nhd. kaum noch so, in früher sprache aber weit häufiger als die gleiche verbindung im gen. subj. mit der umgekehrten beziehung (s. ob. C 1 a δ ββ): zi gotes minniu endi zi rehtnissa uuerchum (ad amorem dei et operationem iustitię) Isidor 29, 15 H.; V 12, 72; 25, 8; sîn swert und rîterlîchez lebn ein vil groz vater was Pastor, entschlafen sind nun wilde triebe, d) gottes lob: in laudem dei in lope cotes (Pa), in lop kotes (K) ahd. gl. 1, 168, 38 St.-S.; das si an dem gotes lob auf zum dank, e) gottes ehre 'verherrlichung', von der gleichen verbindung unter C 1 a α nicht immer sicher zu trennen: sô wuohs diu gotes êre daz gotes êren töhte swâ kirchen ode münster stuont, selbe vert er dar ûz (gibt seinen besitz auf) [Bd. 8, Sp. 1057] die krankheit ist nicht zum tode, sondern zur ehre gottes Joh. 11, 4 u. ö.; eben so sehr und auf gleiche weise hinderte (die anatomische forschung, akk.) die fromme denkart, da man jedes einzelne zur ehre gottes unmittelbar verbrauchen wollte II 8, 9 W. formelhaft: zu gottes lob und ehre br. 8, 114 W.; wie ich immer bereit bin, zu lob und ehre gottes, auch zu nutz und vortheil meines nächsten mich thätig finden zu lassen Göthe I 43, 58 W. älter auch speziell, in umschreibungen für kirchliche stiftungen: acht acker holtzes etc. zugebrauchen vnd an gottes dienste vnd ehre zu wenden (1390) bei gl. 739; soll kain haab, die einmal zu der eer gottes gemacht und geordnet ist, zu pfanndt gelegt werden (1573) in: dt. rechtswb. 4, 1009. f) in mehr gelegentlichen verbindungen, älter auch in solchen, die später nur mit präpositionalem anschlusz (s. u.g) möglich sind: thô anuurtita ther heilant, quad in: habêt gotes giloubon (habete fidem dei) Tatian 121, 3; pe diu habet er hina geuuorfen den skilt, daz chit tes muotes festi unde gotes zuuersihte (i. robur dominicę protectionis) 1, 22, 31 P.; der mac in die einikeit gotes niht enpfangen werden in: dt. mystiker 2, 525, 30 Pf.; wie reine gottfurchtige und christliche gewissen haben sie da; die zuvor nach keynem mord noch gotts gehorsam gefragt hetten 19, 220 W.; denn ich habe lust an der liebe, vnd nicht am opffer, vnd am erkentnis gottes, vnd nicht am brandopffer Hosea 6, 6; 2. Kor. 10, 5 u. ö.; der baum des erkenntnisses gottes g) präpositionale verbindungen mit den gleichen oder auch anderen substantiven sind im ganzen länger lebensfähig als die genitivischen, auf komposition dringenden: petitio mea deus petungā in kot (K) ahd. gl. 1, 245, 31 St.-S. besonders: vnd hettind nit so ein starcken glouben in got, das sy allein jm vertruwten v. freih. d. speisen 16 ndr.; nicht abermal grund legen von busse der todten wercke, vom glauben an gott Ebr. 6, 1; so (vorurteil) ... nennt der atheist den glauben an gott ges. schr. (1893) 4, 23; denn das ist die liebe zu gotte, das wir seine gebot halten, vnd seine gebot sind nicht schwer 1. Joh. 5, 3; thue es (das gute) darum, weil es gottes wille ist, aus liebe zu gott aphorismen 5, 44 lit.-denkm.; di sêle hât danne di einunge mit gote, di di sêle mit dem lîbe habet dt. myst. 1, 179 Pf.; ich habe wahres festes vertrauen auf gott (1778) 1, 3 Waitz; ich habe noch keinen gekannt, der über die furcht vor gott erhaben zu seyn vorgab in: teil 4, 1, 4, 691. 2) gott als dativ-, akkusativ- oder präpositionalobjekt in der bindung an verben; der kreis der beziehungen ist gröszer als unter 1. a) zur umschreibung einer positiven grundhaltung des menschen zu gott. α) gott dienen u. ä. 'den göttlichen willen erfüllen, sich im leben, denken und handeln gott ergeben': thaz sie sint guate thegana, [Bd. 8, Sp. 1058] geistlichen übungen (s.gottes dienst unten E 3 b α), alttestamentlich auch in der abgrenzung gegen den götzendienst: joh thionota iogilicho thar gote driulicho dô man dô gote gediende (nach der messe) Nibelungenlied 1806, 1 L.; vgl. Kudrun 1671, 4; vnd stelleten die priester in jre ordnung, vnd die leviten in jre hut, zu dienen gott der in Israel ist, wie es geschrieben stehet im buch Mose Esra 6, 18. ähnlich gott gehorsam sein, gehorchen: uone deme wart geborn Abraham. ein mensch, der gott gehorcht, erwählt das beste theil β) gott fürchten. seltener im eigentlichen sinne des angst habens vor dem gericht gottes: 'wazamo manno (verstoszener) thu nu bist, thaz thu thoh got ni forahtist' das syg üch äben gseit kurtzumb, γ) gott lieben, älter minnen: thaz sie sculun thuruh notminnon got, so er gibot minne got, sô maht dû frô belîben δ) gott glauben, in, an, zu gott glauben, s. auch s. v. glauben I A 1, teil 4, 1, 4, 7822 ff. als umfassende bezeichnung für die christliche grundhaltung zuversichtlichen vertrauens und gottesfürchtigen lebens, das fürwahrhalten der existenz des christlichen gottes einschlieszend. gott (dat.) glauben, vornehmlich älternhd., früher und später nur vereinzelt: thoh ni sprachun sie in war, thaz sie giloubtin gote sar [Bd. 8, Sp. 1059] vgl.: sunder die enpfohent diser edelre fruht allermeist, die ... uf z gotte gont ... und lossent nút abe und truwent und geloubent ime in habende und in darbende pred. 129, 12 V.; gott gläub ich was ich gläub; ich gläub es menschen nicht der sprach 'ir sult gelouben, (Marg.:) glaubst du an gott? ε) (auf) gott trauen, vertrauen u. ä.: undi suli wir goti vili wol gitrûwin summa theologiae v. 266 Waag; sey from vnd beth, vertrau gott, zu schiffen in dem wüthgen see! das heiszt der auff gott vertrawet, der wol bawet ζ) gott vor augen, (und) im herzen haben 'gottes eingedenk sein': swelch man sich alle tage als du noch voll unschuld [Bd. 8, Sp. 1060] rhein. wb. 2, 1322, 20. ohne religiösen bezug: 'do hoste gott im herze' heiszt soviel wie: da tust du nicht mehr wie recht, da hast du einen vernünftigen gedanken Höchst 19. b) in verbindungen, die eine besondere hinwendung des menschen zu gott zum ausdruck bringen. wie unter C 3, so erstarrt auch hier ein teil der verbindungen zu festen formeln und redensarten, die sich vom ernsthaft religiösen gebrauch bis zur ironisierung oder sinnentleerung hin nuancieren, s. diese unten J 1 b. α) gott loben u. ä.: thô sliumo uuard thâr mit themo engile menigî himilisches heres got lobôntiu Tatian 6, 3; vgl. 7, 5; sî sprach 'daz ich iuch alsô bî und wahrt das feuer und das licht, β) gott ehren: des sî got iemer gêret ehr gott für allen dingen, γ) gott danken: thes scal er gote thankon ergehts euch wohl, so denkt an mich, δ) von beschränkter geltung in der verbindung gott grüszen 'ihm freundlich entgegenkommen', umgekehrt wie ob. C 3 d δ ende und wie dort bei und im sprichwort des 16.-18. jhs., mundartlich noch bei 2, 441: hie adagium verum est 'got begegnet uns, wen wir in khunden grusen' 14, 443 W.; weitere nachweise s. teil 4, 1, 6, 1014. ε) gott anbeten, zu gott beten. ahd. got betôn, dafür später gott anbeten adorare, venerari: uuir iahen an einen got unde beteton einen got 2, 208, 29 P.; 407, 9; kl. ahd. denkm. 173, 1 Steinm.; es stehet geschrieben, du solt anbeten gott deinen herrn, vnd jm allein dienen Matth. 4, 10 u. ö. zu gott beten orare, rogare, die verschiedenen formen des gebets umfassend, seit dem spätahd.: si bedditin ci gote in crûcestal [Bd. 8, Sp. 1061] ζ) in mehrfachen wendungen zur umschreibung des bittenden betens: thes sculun uuir got simbles bitten, thaz sin uuilleo uuerdhe samalih in erdhu in mannom, soso her ist in himile in engilom Weissenb. katech. 14 Steinm.; gott hab ich viel gebeten, er möge nicht ansehen meine schuld d. erwählte (1951) 216; grosze gedanken und ein reines herz, das ists was wir uns von gott erbitten sollten I 24, 180 W.; biginnent thanne wuafanjoh zi gote ruafan da rüfft das gantze Israel der wec wart vinster unde tief, und würgt den schwarzen blau und grün, η) etwas gott klagen als dem höchsten richter und lenker, mit früher neigung zu formelhaftem gebrauch: do Moyses der gte man nû clag ich gote mîn ungemach, θ) jmd. oder etwas gott befehlen, ergeben seinem schutz anheimgeben: do grzte in dev gte alle dein anfang und end, got und sant Michêle morgen dô ez tac wart ... ι) (sich) zu gott kehren, bekehren als durchaus biblische wendung: sih kerta er zi gote ana wank [Bd. 8, Sp. 1062] wenn er sie erwűrget, suchten sie jn, vnd kereten sich früe zu gott ps. 78, 34; Hosea 5, 4; das jr euch bekeren solt, von diesen falschen (göttern), zu dem lebendigen gott apostelg. 14, 15 u. o. ähnlich: bald mit gebet, bald mit gespräch, wendete ich mich zu gott I 43, 359 W. die nur ältere verbindung (sich) zu gott richten scheint auf die situation eines zum tode verurteilten eingeschränkt: rihte dich z gotte: du wurst am dirten tage erhenket (Straszburg 1400) städtechron. 8, 257; schicket man nach den briestern, saget den (zum tode verurteilten) pauren, sy söllten beichten und zu got richten qu. z. gesch. d. bauernkrieges in Oberschwaben 1, 107 Baumann. κ) speziell in der verbindung mit schwören, einen eid tun u. ä., in der gott als höchster zeuge und richter angerufen wird. zur anrufung der götter in der heidnisch germanischen schwurpraxis s. rechtsaltert. 894 f., vgl. auch die schwur- und beteuerungsformeln unter J 1 a δ ζζ; ηη; 2 b; 4 b; 5. die christlich geläufigste verbindung bei gott schwören ist biblischen ursprungs: 'duo dhina hant undar miin dheoh, endi suueri bi himilischin gote' (iura per deum celi) (1. Mos. 24, 3) Isidor 33, 7 H.; (10. jh.) ahd. gl. 1, 710, 16 St.-S. zu Matth. 5, 33; des swuor ouch bî got c) andere verbindungen umschreiben allgemein die möglichkeit einer persönlichen, geistigen oder seelischen beziehung zu gott. α) gott suchen, finden, haben u. ä.: ibu ist farstantanti edo suahhanti cotan (si est intellegens aut requirens deum) (9. jh.) kl. ahd. denkm. 212, 32 Steinm.; die elenden stehen vnd frewen sich, vnd die gott suchen, den wird das hertz leben ps. 69, 33; Esra 4, 2; Ebr. 11, 6 u. ö.; ich kam nie leer zurück, wenn ich unter druck und noth gott gesucht hatte I 22, 305 W. jünger daneben weniger im streng christlichen, eher in dem nach II weisenden sinne (s. auch gottsucher): gefühle, welche allen edel gearteten und gott suchenden menschen gemein sind s. w. (1846) 1, 6; ube er ze gote, fone demo er cham, uuidere funden chan 1, 139, 21 P.; denn auch sie wol jrren können, wenn sie gott suchen vnd gerne funden weish. Salom. 13, 6; uuelih kuot nehabent, die got habent, der al guot kibet? 2, 114, 5 P.; 93, 27; 138, 4; gott haben ist alles haben, was man gut nennen kan d. Teutschen weiszh. (1605) C 6b; ob Abraham 'gott hat'? nein niemals, aber gott hat ihn Karl Barth Römerbrief (51926) 99. keinen gott haben soviel wie 'gott nicht haben': wer sagt, das er ohn sünden sey, [Bd. 8, Sp. 1063] aber in christlichem sprachgebrauch selten: also sol ein christ geschaffen sein ... innerlich gottes vol, ausserhalb nicht anders dan andere menschen s. schr. 2, 49 ndr. β) gott erkennen, schauen u. ä., aber nicht in der eigentlich spekulativen anwendung von gott II: wir warun umbitherbejoh harto filu dumbe, wie möcht in immer wirs geschehen uns, die wir voll höchster freuden gott den brunn der wollust sehn (im paradies) d) aus der vielzahl solcher verbalverbindungen, die eine ungebührliche, widerstrebende, feindliche oder gleichgültige haltung des menschen zu gott umschreiben, ist folgendes, z. t. nach biblischem vorbild, mehr oder minder fest geworden: gott versuchen seine geduld und güte ungebührlich auf die probe stellen: ziu (weshalb) scal ih iowannegotes koron thanne frouwe Ênîte zurnte vaste an got geduld! geduld! wenns herz auch bricht, Marforius fand allen sachen mängel, niht verzwîvelt an gote und (damit) wir nicht, als die gott vergessn, suer gotes so uerlaugenot, [Bd. 8, Sp. 1064] späten 18. jh. belegbare redensart (den lieben, frommen) gott einen guten mann sein lassen, nicht nur zur umschreibung religiöser indifferenz, sondern auch unbekümmerter gleichgültigkeit überhaupt, s. nouv. dict. (1783) 1, 778b; in etwas anderer form schon früher: wie mancher ist ein narr ... E. in einer groszen gruppe fester, meist schon sehr früh bezeugter prägungen drückt sich ein personen oder dinge betreffendes verhältnis besonderer zugehörigkeit und beziehung zu gott aus. über die wortfolge der meist genitivischen verbindungen und ihre durchgehende neigung zu fester kompositionsbildung vgl. das unter C 1 a gesagte. 1) neben personen, deren verhältnis zu gott als ein besonders enges und nahes gedacht ist, in der syntaktischen form des possessiven genitivs. im frühen gebrauch zumal der geistlichen texte äuszerst vielfältig, in einigen verbindungen, besonders unter biblischem einflusz, bis in die neuere zeit, wenn auch mit gelegentlicher neigung zur abschwächung oder ironisierung. der kreis so bezeichneter und ausgezeichneter personen umfaszt in engerem sinne bestimmte, durch frömmigkeit oder göttlichen auftrag herausgehobene, Maria, die patriarchen, propheten und apostel, die heiligen, die priester u. ä., daneben aber auch die frommen und gläubigen überhaupt, wobei sich die einzelnen verbindungen in ihrer anwendung weithin überschneiden. a) neben an sich eindeutigen bezeichnungen in lediglich verstärkendem sinne, vgl. in alten beichtformeln reihungen wie: so gi ich dem almahtigen gote unde minere urouun sante Mariin, minemo herren s. Michaele unde allen gotes engelen, minemo herren s. Johanne unde allen gotes wissagen, minemo herren s. Petre unde allen gotes boton, minemo herren s. Georien unde allen gotes martereren, minemo herren s. Martin ... unde allen gotis bihteren, minere urouun s. Margareten unde allen gotis mageden unde disin heiligon unde allen gotes heiligon (11.-12. jh.) kl. ahd. denkm. 336 Steinm.; vgl. 347 u. ö. besonders: am häufigsten in der (wie engel des herrn) biblischen verbindung gottes engel: dher angil gotes (lat. vorlage nur angelus) Isidor 25, 19 H.; vnd der engel gottes sprach zu mir im traum, Jacob, und ich antwortet, hie bin ich 1. Mose 31, 11; Joh. 1, 51 u. o.; lebt wohl, ihr edles frauenbild, und heil gottes heilige: ich gloubo ... gemeinsami aller gotis heiligon (11. jh.) kl. ahd. denkm. 139, 11 Steinm.; mijn man is al inder kerken, ther gotes ewarto (Zacharias) der gotes prister lobesam [Bd. 8, Sp. 1065] b) die mehrzahl derartiger verbindungen empfängt dagegen durch den genitiv gottes erst nähere bestimmung und abgrenzung. α) gottes bote in schwankender anwendung den engel, den priester, den apostel oder allgemein jeden in besonderem auftrag gottes handelnden menschen bezeichnend, s. auch unt. gottesbote: thar gisah er stantan gotes boton sconan (den engel) durch daz schreib der gotes bote (Johannes) β) gottes knecht in ähnlicher anwendungsbreite: ente di (dir) gotes scalche (dem priester) (9. jh.) kl. ahd. denkm. 316, 2 Steinm.; vgl. 15. jünger wohl spontan: ohne heilige fürbitten ... der knechte gottes (der priester) Ugolino 259 H.; s. w. 66a Bohtz; gotes scalch (papst Gregorius) kaiserchron. 6051 Schr.; daz trugenliche unheil alsô ma ger (der reuige mensch) werden gotes chneht vom rechte 66 Waag; den edelen gottes knechten, durch jhn (gott) setzen urtheil vnd recht γ) ebenso gottes diener: und (wer) gotis diner obil gedenkit nu stunt ouch bi der wende ich will jetzt in ein kloster gehn, schaid ich mich mit dem leibe, δ) die mhd., z. t. schon ahd. äuszerst häufigen verbindungen gotes degen, helt, riter, kempfe, wîgant u. ä. (s. die nachweise der wbb.) leben nhd. nur als komposita weiter, im älternhd. und mit archaisierendem oder romantisierendem unterton besonders im 19. jh. (s. u. DWB gottesheld, -ritter, -streiter u. komp. typ I D 1). sie bezeichnen nicht nur den in eigentlichem sinne christlichen kämpfer namentlich [Bd. 8, Sp. 1066] des kreuzzugszeitalters, sondern darüber hinaus biblische gestalten, die märtyrer, heiligen, geistlichen und überhaupt die gläubigen als die in der militia Christi stehenden. ε) ähnliches gilt von der vornehmlich zu ob. B 2 b β gehörenden verbindung gotes brût als bezeichnung der Maria, einer heiligen, einer nonne oder auch der seele (s. u. gottesbraut). ζ) die wendung gottes freund hält sich als einzige aus einer geschlossenen gruppe ahd. mhd. synonymer verbindungen meist mit substantiviertem adj. wie der gotes trût, der gotes werde, holde, liebe u. a., die ahd. und frühmhd. auch in der form dativischer verbindung auftreten, vgl. die nachweise der vornhd. wbb. einzelnes klingt in nhd. komposition nach: tretet her, ihr gottes-lieben, nun will ich (könig Ludwig), dasz mir folgen ein held war Josaphat der neund, η) gottes mann in vielfacher anwendung. ahd. gotes man im 9.-11. jh. als bezeichnung des priesters in md. und nd. quellen, s. teuthonista 8, 39: elliu in luttero bigihti trohtine gote almahtige ente sinen heilegun ente di (dir) gotes man biiah (9. jh.) kl. ahd. denkm. 317, 33 Steinm.; 318, 2; 323, 2 u. ö. in beichttexten. sonst in spezieller benennung von heiligen, märtyrern, geistlichen und kirchlichen führern: thie gotes man (heilige u. märtyrer) Antonius, der gotes man, so zimit gotes manne (dem frommen) θ) neben gottes mann ist gottes mensch wenig entwickelt, doch vgl.: dô quam ên cristen ûp den kerkhof [Bd. 8, Sp. 1067] gânde, den rêp dô de jode unde sprak: ô minsche godes, hale mî den kerkheren van dosser kerken (15. jh.) in: Germania 10, 286, 17. vereinzelt neutestamentlich für den gläubigen: aber du gottes mensch fleuch solches, jage aber nach der gerechtigkeit, der gottseligkeit 1. Timoth. 4, 11; 3, 17. durch weitere belege nicht zu stützen: gottes mensch aber pfleget man zu nennen, der blödes sinnes und ohn verstand ist haubtspr. (1663) 289. ι) gottes kind, meist pluralisch gottes kinder, gemäsz der von Christus verkündeten anschauung von gott als dem vater ganz aus biblisch-christlichem sprachgebrauch erwachsen, aber in vielfach getönter anwendung. die genuin neutestamentliche lehre von der gotteskindschaft des menschen klingt schon in der sprache des alten testamentes vor: ir seid kinder des herrn ewres gottes, ir solt euch nicht mal stechen, noch kalh scheren vber den augen, vber einem todten 5. Mose 14, 1; Hosea 2, 1; weish. Salom. 5, 5; 12, 7. neutestamentlich für die im glauben an Christus und in seiner nachfolge stehenden, aus den kindern der welt herausgehobenen gläubigen: selig sind die friedfertigen, denn sie werden gottes kinder heissen Matth. 5, 9; auff das jr seid on taddel, vnd lauter, vnd gottes kinder, vnstrefflich, mitten vnter dem vnschlachtigem vnd verkereten geschlecht, vnter welchem jr scheinet als liechter in der welt Phil. 2, 15; Joh. 1, 12; Gal. 3, 26; Römer 8, 16 u. ö. von da her seit alters im allgemein christlichen sprachgebrauch: giereta er (Christus) se in then sind (in der weise), thaz sie (die gläubigen) warin gotes kind (Joh. 1, 12) sît die wîsen alle heizent gotes kint ... diesz wird euch kindern gottes taugen, uz den gotes kinden gebartet unde geharet, kind gottes, wie soll kenntlich mir du bist vil wol geschaffen [Bd. 8, Sp. 1068] in der anwendung auf menschen: daz ander (der früchte des geistes) ist: er (der gläubige) wirt gotes sun von gnâden in: dt. mystiker 2, 482, 1 Pf.; da die vorsteher des krankenhauses, auf die frage des güterhändlers: ob es dem jungen (einem findling) wohl erlaubt wäre, einzusteigen? lächelten und versicherten, dasz er gottes sohn wäre und niemand ihn vermissen würde w. 3, 359 E. Schmidt. κ) gottes volk, älter auch gotes liut nach biblischer, besonders alttestamentlicher auffassung prägnant für das jüdische volk als das auserwählte: den flch uirbot er ime uber lt λ) gottes (aus)erwählte die in ausgezeichnetem sinne gläubigen: die wandelunge die zu get μ) mehr gelegentliche verbindungen, auch solche bildhafter art, umschreiben das verhältnis zwischen gott und mensch in ähnlichem sinne wie oben, biblisch und bibelsprachlich: sind wir denn kinder, so sind wir auch erben, nemlich, gottes erben, vnd miterben Christi Röm. 8, 17; denn wir sind gottes gehülffen, ir seid gottes ackerwerck, vnd gottes gebew 1. Kor. 3, 9; 17, 2, 192 W.; wer Mosen ... verachtet, der da gottes wort füret und gottes zeuge ist, der verachtet gott selbs derselbe 16, 61 W.; das weyb ist auch gottis rusttzeug odder wercktzeug ... solche werck (kindergebären, hauswartung) soll das weyb thun. darumb ist es gottis zeug und gefesz derselbe 12, 346 W. c) weitergefaszt in der allgemeinen benennung und kennzeichnung des menschen als gottes geschöpf, kreatur, bild, ebenbild u. ä.: gotes chiscaftim (creaturis) Isidor 29, 1 H. auch auf geschaffenes überhaupt ausgedehnt: es sint die warmen bad, ich sprich, erzürnt den schöpfer nicht als gottes creatur (nach Manes und Marcion wäre bei weibern nicht) die mindste spur [Bd. 8, Sp. 1069] vgl. 6, 196, 51; wirst du doch immer aufs neue hervorgebracht, herrlich ebenbild gottes! rief er aus I 25, 1, 298 W. d) gottes armer, mit eigener entwicklung, s. u. H 2. 2) gott mit vorgesetztem possessivpronomen drückt innerhalb des christlichen sprachgebrauchs, nach biblischem vorbild, das verhältnis enger zugehörigkeit, persönlicher bindung und besonderen vertrauens aus: ich habe mich müde geschrien, mein halsz ist heisch, das gesicht vergehet mir, das ich so lange mus harren auff meinen gott ps. 69, 4; 1. Kön. 17, 20 u. ö.; mein gott, gedencke nicht der sünden meiner noth sein (Jehovas) wort ist ewig, wie sein nahmen ... 3) eine grosze zahl unpersönlicher substantiva wird, teils durch den attributiven, teils durch den possessiven genitiv, als von gott stammend oder zu gott gehörig gekennzeichnet. a) so in biblisch-christlicher terminologie von bestimmten erscheinungsformen der göttlichen offenbarung, kundgebungen des göttlichen willens und gegebenheiten der christlichen lehre. α) gottes geist, s. auch s. v. geist, teil 4, 1, 2, 2641 ff. αα) selten als gott, sofern er seinem wesen nach geist ist, vgl. oben DWB C 3 f ende: mit waru wilit ther gotes geist, thaz man inan beto meist ββ) alttestamentlich als umschreibung der schöpferischen göttlichen kraft: 'endi gotes gheist suueiboda oba uuazsserum' (et spiritus dei ferebatur super aquas) Isidor 16, 2 H.; 1. Mose 1, 2; Hiob 33, 4. vor allem als eine von ihrem träger losgelöste, dem menschen mitteilbare magische kraft, die ihren empfänger zu gesichten, prophetischer rede u. ä. befähigt: sihe, da kam jm ein propheten hauffe entgegen, vnd der geist gottes geriet vber jn, das er vnter jnen weissaget 1. Sam. 10, 10; 19, 23; 1. Mose 41, 38; Hes. 11, 24 u. ö. γγ) in neutestamentlichem und von da aus allgemein christlichem gebrauch dasselbe wie heiliger geist, die dritte person der trinität (s. oben A 2 b), sofern sie als ausstrahlende, im geist des gläubigen und in der gemeinschaft der gläubigen wirkende kraft gedacht ist. älter auch als gotes âtum im obd. (s. PBB 43, 407 ff.), entsprechend der auch in geist nachwirkenden ursprünglichen mehrdeutigkeit von (hebr. gr. πνεῦμα) lat. spiritus: ther gotes geist, ther mo (Simeon) anawas, ther gihiaz imo thaz der gotes âtem was in imo (Christus) Ezzos gesang v. 198 Waag; der süeze gotes geist ûz dînem (Marias) edeln herzen blüete gotts geist ist aber nit verschlossen [Bd. 8, Sp. 1070] die frische luft des freien feldes ist der eigentliche ort, wo wir hin gehören, es ist als ob der geist gottes dort den menschen unmittelbar anwehte Göthe bei gespr. m. Göthe 3, 164. β) gottes name, s. auch s. v. name, teil 7, 330 f.; 333; 335. αα) in eigentlichem sinne die gott zukommende oder zugeteilte benennung, gott sofern man ihn nennt und sich auf ihn beruft: vnd wil auff jn schreiben den namen meines gottes offenb. Joh. 3, 12; Robert Boyle sprach den namen gottes niemals anders, als mit einer so tiefen ehrfurcht aus, dasz er nicht anders konnte, als nach der aussprechung desselben eine weile stillschweigen s. w. (1823) 11, 213; wenn wir aber das bildnis umgingen einmal und siebenmal ... und legten ein blättchen in seinen toten mund, ein blättchen mit gottes namen Joseph u. s. brüder (1948) 1, 728. formelhaft an verben gebunden, besonders solche des anrufens und aussagens, vornehmlich biblisch und mehr oder minder im übergang zu ββ: giuuihit si namo thin. gotes namo ist simbles (= semper) giuuihit Weissenb. katech. 6 Steinm.; ich wil den namen gottes loben mit einem lied ps. 69, 31; Jes. 24, 15; Joel 2, 26 u. ö.; du solt den namen des herrn deines gottes nicht misbrauchen, denn der herr wird den nicht vngestrafft lassen, der seinen namen misbraucht 2. Mose 20, 7; Römer 2, 24. ββ) umschreibend für gott selber und als kennwort seiner herrlichkeit, grösze und ehre, in älterem, biblisch begründetem gebrauch, doch vgl. auch die mhd. wendung manes, wîbes name für man, wîp in: mhd. wb. 2, 1, 306b: propter nomen domini dei nostri quesiui bona tibi vmbe gotes namen forderota ih din guot 2, 551, 32 P. (ps. 121, 9); und sprich: 'mein frewnt, darumb nicht schilt, ... γ) geläufig in der präpositionalen form in gottes namen, im namen gottes, deren unmittelbar religiöser gehalt sich später weithin abnutzt (s. u. DWB J 6 a). αα) als formel der berufung auf gott, in der sich bitte oder erwartung göttlicher zustimmung und göttlichen schutzes ausdrückt, in verbaler bindung: vnnd nam vrlob ... vnnd sas in dem namen gottes in die galleen vnd fr gen Alexandriam (1509) Fortunatus 78 ndr.; nimm Ottilien, lasz mir den hauptmann, und in gottes namen sei der versuch gemacht! I 20, 19, 22 W. besonders bestimmten situationen formelhaft zugeordnet: in godes namen ende vreden, si stiezen an und vuoren dan; leget euch in gottes namen nieder ββ) in diesem sinne häufig elliptisch, mit vollem religiösen gewicht, dem freilich auch abergläubisches zugrundeliegen kann, vgl. hwb. d. abergl. 3, 992: in gotes namen amen (schlusz eines wurmsegens, 12. jh.) kl. ahd. denkm. 374, 7 Steinm.; schweiz. id. 2, 509; in gottes namen. amen (1293, beginn einer Ulmer urkunde) bei schwäb. 3, 757; Limburger chron. 120 Wyss; vgl. 123; 124 u. ö. [Bd. 8, Sp. 1071] soviel wie 'mit gott, mit gottes hilfe'; wolan in gottes namen, sagt der könig, der wölle euch seine gnad darzu verleihen (zur ritterschaft) Amadis 57 Keller; ein yedtlicher soll alle zeit sein handel im namen gottes anfahen, vnd den in gedechtnus haben, anrüffen, vnd zu öberst setzen; ... also zu öberst, im anfang in namen gottes, oder Jesus, oder laus deo, got sey lobe etc. darnach die jarzal (1549) bei wb. d. dt. kaufmannsspr. 118; in gottes nahmen deo auspice dict. 1446a; mundartlich im obd. lebendig als grusz, abschiedsformel, zuruf bei der arbeit u. ä., s. schweiz. id. 2, 508 f.; schwäb. 3, 757; elsäss. 1, 245b. γγ) objektiviert und von der voraussetzung gelöst, dasz gott bei seinem namen genannt wird, soviel wie 'in gottes auftrag, in göttlicher vollmacht, an gottes statt': giwihit si er filu fram, want er in gotes namen quam der pfarrer sprach: mein lieber mann, und nehm euch in des reiches eid und pflicht, δδ) von ββ wie von γγ aus im älteren sprichwort sarkastisch: das der name gottes mus der schanddeckel sein, darunter alle unglck angericht werden, wie man auch sagt: ynn gottes namen hebt sich alles unglck an 24, 164 W.; in gottes namen schlg der bawr sein knecht zu tod schöne weise klugreden (1548) 5a; vgl. dt. maa. 7, 500 u. das walte gott unter J 1 a ι ββ. von da aus: so hörte und sahe ich auch in gottes nahmen sündigen, welches wol zu erbarmen ist; von den kriegern wurde es am meisten practicirt, wenn sie nemlich sagten: wir wollen in gottes nahmen auff parthey, plündern, mitnemmen, todtschiessen, nidermachen Simpl. 73 Scholte. δ) gottes wort, s. DWB wort I C, teil 14, 2, 1492 ff., gelegentlich in anderen synonymen verbindungen (s. u. ββ). αα) als ein bestimmtes einzelnes, gott zugeschriebenes wort: es stehet geschrieben, der mensch lebt nicht allein vom brot, sondern von einem iglichen wort gottes Lukas 4, 4. so auch pluralisch: vnd er sprach zu mir, schreibe, selig sind die zum abendmal des lambs beruffen sind. vnd er sprach zu mir, dis sind warhafftige wort gottes offenb. Joh. 19, 9. das einzelne bibelwort: ein wort gottes ist gröszer denn drey welt d. Teutschen weiszh. (1605) C 1b. das dem sakrament (als zeichen) beigegebene einsetzungswort: brod und weyn ynn gottes wort gefasset und daran gebunden 30, 1, 223 W. von einem bestimmten göttlichen wortauftrag, besonders alttestamentlich: vnd Ehud sprach, ich hab gottes wort an dich, da stund er auff von seinem stuel richter 3, 20; 1. chron. 18, 3 u. ö. als 'göttliches gebot': duo sich Lucifer duo ce ubile gevieng ββ) meist kollektiv für die im biblischen zeugnis niedergelegte offenbarung und botschaft gottes an die menschheit, insbesondere das evangelium: thaz sie gihortin gotes uuort (ut audirent verbum dei) Tatian 19, 4 (Luk. 5, 1); vgl. 58, 2; man sal di ruwe lieben, [Bd. 8, Sp. 1072] ... unser leben nach gottes wort und befehl anstellen Corinna 56 ndr. neutestamentlich evangelium gottes: Paulus ein knecht Jhesu Christi, beruffen zum apostel, ausgesondert zu predigen das euangelium gottes Römer 1, 1; 2. Kor. 11, 7 u. ö. ähnlich: wie wol wir iczt ausz gottes gnade haben die do gottis lehr predigen 14, 356 W. besonders frühmhd. gotes lêre für das evangelium, die christlich-kirchliche lehre, das göttliche gesetz, auch das christentum überhaupt, vgl. Tundalus 13 Kraus; dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 50, 28 Diemer, dt. pred. 2, 109 Grieshaber; Milst. exod. 139, 29 Diemer; kaiserchron. 6367 Schr.; 7924; 8038 u. ö. γγ) in speziellen bedeutungen. für liturgie und predigt im gottesdienst: der genadege sente Servas, wie sie (die kinder) in gottes wort studirn ich bin schon heut früh munter gewesen ε) gottes friede. αα) nicht so sehr als eine gott zugehörende eigenschaft, eher als eine dem frommen mitteilbare äuszere oder innere gabe: in dem gotes fride du var. engelharfen hallen ββ) spezieller und objektiviert (s. auch unt. gottesfriede), als deutsche entsprechung der treuga dei, die im cluniazensischen Frankreich des 11. jhs. entstand und zur sicherung des öffentlichen landfriedens ein fehdeverbot an kirchlichen festtagen und in der zweiten wochenhälfte aussprach, vgl. dt. rechtswb. 4, 1015: er (der könig) gebôt ainen gotes fride: ζ) gottes reich für neutestamentliches, im alten testament als verbindung vereinzelt (weish. Sal. 10, 10) vorgebildetes βασιλεία τοῦ) θεοῦ, regnum dei (neben gleichbedeutendem βασιλεία τῶν οὐρανῶν, regnum coelorum, s. oben himmelreich). als feste bezeichnung für den der gegenwärtigen weltordnung entgegengesetzten künftigen aeon, dessen anbruch mit der erscheinung Christi zugleich auch schon als innerweltliche, im frommen und in der gemeinschaft der gläubigen verwirklichte ordnung vorgestellt wird: quaeme richi thin. richi gotes ist simbles endi eogihuuar: thes bittem uuir thoh, thanne uuir thiz quedem, thaz [Bd. 8, Sp. 1073] gotes richi si in uns kl. ahd. denkm. 29 Steinm.; 159; 169; 2, 4, 13 P.; vgl. 57, 9; 548, 18 u. ö.; du ensihest mich hinnen vurder niht vor allem suchet gottes reich η) gottes stuhl, thron in bildhafter umschreibung für den himmel als göttlichen herrschaftssitz, auch mit anspielung auf die richterliche funktion gottes. in der ersten verbindung vornehmlich biblisch: tronus dei gotes stuol 2, 159, 11 gl. P.; ich aber sage euch, das jr aller ding nicht schweren solt, weder bey dem himmel, denn es ist gottes stuel Matth. 5, 34; 23, 22; vnd in jrem munde ist kein falsches funden, denn sie sind vnstrefflich für dem stuel gottes offenb. Joh. 14, 5 u. ö.; noch sol er (Christus) dennoch heissen gott gleich und sitzen inn gottes stuel 41, 154 W.; wer alles nach seinem kopff will regieren, du solt sitzen ûf gotes trône θ) in verbindungen, die den im göttlichen gesetz und recht niedergelegten und objektivierten willen gottes umschreiben, vorwiegend älteren gebrauchs. αα) gottes gesetz, älter dafür gotes êwa, ê (anders s. unt. b γ), zusammenfassend für die summe der einzelgebote: sô iz giscriban ist in gotes êuuu (sicut scriptum est in lege domini) Tatian 7, 2 (Luk. 2, 23); hierher, wenn nicht zu b γ: nicht achten auf dew gotes ee, ββ) gottes gebot. älter auch in zusammenfassendem sinn wie gottes gesetz: in gotes gibotes suazi laz gangan thine fuazi sît man in (den himmel) zergänclich siht, der ouch vroun Êven verriet, [Bd. 8, Sp. 1074] bescheidenheit 174, 25; so ist auch kein menschlich gebott ber gottes gebott 10, 3, 373 W.; rein und streng nach gottes gebot sollte der priester sein leben führen dt. gesch. (1919) 1, 191. im plural zusammenfassend für das göttliche gesetz: uil wol si di erten, γγ) gottes recht in vielfacher verzweigung (noch anders s. u. b γ). biblisch wie gottes gesetz: das ich richte zwisschen einem jglichen vnd seinem nehesten, und zeige jnen gottes recht und seine gesetz 2. Mose 18, 16; Jes. 58, 2; 1. Makk. 1, 51. älter auch soviel wie der rechtsanspruch gottes, die sittliche leistung, auf die gott anspruch hat; so schon ahd., wo die wendung freilich mit der vorstellung von der iustitia dei eng zusammengehört (s. oben 2, 158, 18 P.; 74, 26 unter C 1 a): ich habe gisundôt ... an demo uirwazzinen merselie des gotis rehtis kl. ahd. denkm. 143, 38 Steinm.; 165, 20; 169, 22; Witege unde Heime die brâchen gotes reht Alpharts tod 14, 1 Martin; vgl. 279, 2. hierher wohl auch 106, 47 Schatz (entgegen der üblichen übersetzung 'gottesfrieden'). als das von gott stammende, das 'natürliche' recht, auch im unterschied zu einer rechtssatzung anderen ursprungs, s. unt. G 5, ferner gottesrecht und dt. rechtswb. 4, 1032 f.: daz man dem chnechte puezze als dem herren oder dem aigen als dem vreien, daz ist weder gotes reht noch lantreht in: dt. rechtswb. 4, 1032; dat cromme veen ... van godes recht den cloester ... toehoert (1487) ebda 1033; weltlich recht folge nach gottes recht dt. rechtssprichwörter 1. als 'gottesgericht, gottesurteil' mehrfach mnd. belegbar: welk man dat recht up driuen wil myd eneme godes rechte (Dithmarschen 1447) in: dt. rechtswb. 4, 1033, woselbst weitere nachweise.δδ) umschreibend in der wendung gottes weg für die sittlichen forderungen gottes (anders s. u. b γ und oben C 1 a β εε): quia custodiui uias domini nec impie gessi a deo meo uuanda ih gotes uuega behuota unde ih ubelo neteta fone imo zihendo 2, 51, 24 P.; werestu auff gottes wege blieben, du hettest wol jmerdar im friede gewonet Baruch 3, 13; Matth. 22, 16 (vgl. Heliand 3805 B.); sing, bet und geh auf gottes wegen, ι) in bezeichnungen für die christliche kirche und gemeinde: gilaubistu heilaga gotes chirichun? (9. jh.) ahd. sprachdenkm. 23 Steinmeyer; seyt on schaden den Juden vnd den heiden vnd der kirchen gotz erste dt. bibel 2, 88 Kurr.; so habt nu acht auff euch selbs, vnd auff die gantze herd, vnter welche euch der heilige geist gesetzt hat zu bischouen, zu weiden die gemeine gottes, welche er durch sein eigen blut erworben hat apostelg. 20, 28; Gal. 1, 13 u. o. bildlich von b β her: ecclesia diu ist daz gotes hus 2, 82, 21 P.; vgl. 173, 10; denn es ist zeit, das anfahe das gerichte an dem hause gottes 1. Petrus 4, 17; wisset jr nicht, das jr gottes tempel seid, vnd der geist gottes in euch wonet? 1. Kor. 3, 16. b) in dem mehr dinglichen bereich des gottesdienstlichsakralen lebens und der kirchlichen praxis. α) gottes dienst in engerem, gegenständlicherem sinne als oben unter D 1 a, zusammenfassend für regeln und ordnungen des kirchlichen lebens, geistliche übungen, kultische verrichtungen u. ä. (s. u. gottesdienst): deta si tho then githanc zi gotes thionoste ana wanc [Bd. 8, Sp. 1075] prister in dem dorff Solczbich bie Kappelndorff, do wart nedder geleget gotis dinst dry wochen jn der probistie vnsser lieben frowen zu Erffort thüring. chron. 54 lit. ver.; so vor etlich hundert iaren künig, fürsten ... richlich gaben z gots dienst ... geben haben v. alt. u. neuen gott 2 Kück. schon als kompositum empfunden: es werden dahero die soldaten in denen kriegsarticuln christlicher potentaten dahin angewiesen, wie sie gott vor augen haben, den gottes dienst fleiszig abwarten d. vollk. teutsche soldat (1726) 96. β) gottes haus, gottes tempel. ahd. für den jüdischen tempel der bibel: gistuantun in thera nahithes gotes huses wihi und (sie) truogin (das kind) suoze, als ir gezam, was muss herr Allerich doch wol verrichtet haben, daz (sein gut) gibit er an dî gotis hûs, als sich der priester reyh in gottes-kirchen drang γ) in bestimmten, halb terminologischen verbindungen von kultisch-sakralen geräten, sakramentalen einrichtungen, kirchlichen handlungen, nur z. t. bis in jungen gebrauch. gottes tisch für 'altar': do brahten si mit sinne mit blut, das in der kirch auf gottes tisch vergossen! (sie) wird bald zu gottes tisch gehn [Bd. 8, Sp. 1076] gotes ambahtes (9. jh.) kl. ahd. denkm. 323, 7 Steinm.; 318, 10; dô ich unz an ein ende gienc dâ rittr und knappen mêr dô Liupolt spart ûf gotes vart, ûf künftige êre wer gottes fahrt gewagt, c) allgemeiner in der beziehung auf objektive gröszen, die damit den göttlichen macht- und eigentumsbereich symbolisieren; in einer reihe fester, z. t. alter prägungen wie gottes erde, gottes welt, gottes himmel u. ä., in denen gottes nicht, wie unter dem hier nicht fernliegenden gebrauch H, blosz verstärkende bedeutung hat. namentlich in umschreibungen für die 'welt': wo es nicht ist erger hie (im himmel) bestelt, ganz froh ich durch die bergstrasz ging, du zarter gotes garte (die welt), in dem got wunder wunders hat [Bd. 8, Sp. 1077] mutterseelenallein, wie ich gestern angekommen war s. w. (1864) 3, 82; d. dt. arbeit (1861) 263. gottes sonne: o der sonne gottes! und solche sonnen, getrost! es ist der schmerzen werth, disz leben, das musz wie gott's gewitter durch die wälder d) einigen für redensartlichen und sprichwörtlichen gebrauch bezeichnenden verbindungen speziellerer art liegt bildliche vorstellung zugrunde, z. b.: in gottes kanzlei steigen scrutari divina bei schwäb. 3, 757; wollet ihr nicht ... in gottes kanzlei steigen und vorsehung spielen? Auerbach ebda. ähnlich: ihr ... wollet zu gott in seine rathstube sehen, lieber, wer hat euch das befohlen? Gotthold (1679) 388. in anderm sinne: gots mül steht oft lang stil in teil 6, sp. 2638; das gottes mühlen langsam, aber sehr klein zu mahlen pflegen Pathmos (1677) 75; vgl. Lüneburg 595. F. mit vorgesetzter präposition, soweit dieser gewissermaszen eine selbständige funktion zukommt, erscheint das wort je nach dem zusammenhang in verschiedenster beziehung, aber in jeweiliger bestimmtheit. 1) mit gott. a) mit gott etwas tun mit seiner hilfe, unter seinem schutz und beistand: wanta allaz, thaz sies thenkent,sie iz al mit gote wirkent erst, wenn fruchtlos, zieh mit gott geht, geht mit gott madame. wir fürchten uns mit got so wöln wir heben an drum, liebe nachbarn, hab ich mich mit gott b) älter auch wie jüngeres bei gott (s. u. 4): bithiu uuanta nist unôdi mit gote (apud deum) iogiuuelîh uuort Tatian 3, 8 (Luk. 1, 37); waz freuden richer freuden jar [Bd. 8, Sp. 1078] 2) ohne gott im gegensinne zu 1 a: der lîp vertwelt ânez prôt, 3) vor gott. namentlich im hinblick auf die richterliche funktion gottes. vor gott vor gottes gewalt und gericht: thaz sulih urlosifora gote unsih firwasi (vertrete) 4) bei gott (in verbindung mit verben des schwörens oder als beteuerungsformel s. oben D 2 b κ, unt. J 4 b). a) in eigentlich lokaler bedeutung in der verbindung bei gott sein 'gestorben sein': ich sag es mit warheyt vnd spott, b) bei gott wie oben 3 a 'im urteil gottes': kinder stehen am besten bei gott tischr. 1, 18, 8 W.; auffsehen gen himmel macht werth bey gott d. Teutschen weiszh. (1605) A 3b. 5) in gott, durchweg in abstrakter beziehung. a) mit noch fühlbar lokaler ausgangsvorstellung zum kausalen neigend: fone diu ist note in gote uuariu saligheit 1, 182, 23 P.; denn wir sind auch noch fleisch und blut, drumb können wir uns nicht so gar verlassen und trotzen auff unsern ewigen unvergenglichen schatz jnn gotte 36, 598 W.; je mehr vnfried in der welt, je mehr fried in gott d. Teutschen weiszh. (1605) D 5b. b) in rein instrumentaler oder kausaler bedeutung ein durch oder mit vertretend: gewalt, vorhte, tôt noch drô gib dich zufrieden und sei stille dô ir der rehten wârheit [Bd. 8, Sp. 1079] instrumental-kausale vorstellungen stehen auch hinter älterem gebrauch, der eine einzelperson oder eine gemeinschaft von menschen durch die formel in gott terminiert: o geloubigin liute, ir der pruodere unte swestere in gote genennet pird (qui fratres et sorores in Christo vocamini) (12. jh.) St. Galler gl. u. beichte II, 1 Steinm.; siht man dich iender bî dir hân c) bis in jungen gebrauch in verbindung mit verben, die das sterben oder gestorbensein in christlicher formel umschreiben: darnach doctor Reuchlens halbenn, der negst yn got verscheiden (nuper vita defuncti) opera omnia 2, 185 Böcking; anno 1613 den 30. aprilis ist der woleddel und veste Otto de Wendt zum Woestebrinck in gott saliglich entschlaffen bei hausinschr. d. st. Wiedenbrück 41. namentlich: mit diesem guten, redlichen, nun in gott ruhendem mann wendunmuth 2, 133 Ö.; neben ... unserem zur zeit in gott ruhenden herrn bäckermeister ges. schr. (1893) 4, 153. 6) durch, um gott; durch, um gottes willen (als ausruf in elliptischer und häufig abgeschwächter anwendung s. u. J 4 a). durch gott vornhd. vorwiegend, aber dann kaum bis über das 16. jh. hinaus, um gott vornhd. gelegentlich, z. b. umbe got himml. Jerusalem 285 Waag; Erec 8894, später nur archaisierend (s. u. DWB J 4 a). durch gottes willen: 52, 22 Seem. und noch im 16. jh., mundartlich bis heute, s. bair. 1, 959; schwäb. 3, 758. das jetzt schriftsprachlich allein gültige um gottes willen seit dem 15. und 16. jh. a) allgemein 'mit rücksicht auf gott, gott zuliebe': ir ni thultut thuruh got,thaz ih giangi nachot denn eine gansz, die mgt ir essen, nû wil ich iuch durch got biten b) seit alters speziell durch gott, um gottes willen etwas tun, besonders etwas geben oder (almosen) erbitten 'aus [Bd. 8, Sp. 1080] barmherzigkeit, umsonst, gratis, in der hoffnung auf göttlichen lohn', vgl. dazu dt. rechtswb. 4, 1008: mit sô getânem entsagen (ablehnen) 7) von gott, besonders in den verbindungen von gott sein, von gott kommen. in sachlicher anwendung: quad, allaz thaz gizamifon selben gote quami furste was er Beniamin, ther fon gote ist, wizit thaz, ther horit wort sinaz (qui est ex deo) bist du von gott, so zeige dich am licht 8) aus gott, wie 7, aber ungebräuchlicher: ist der rat oder das werck aus den menschen, so wirds vntergehen. ists aber aus gott, so könnet jrs nicht dempffen apostelg. 5, 39; wer auss der warheit oder auss gott ist, der hört gotts wort d. Teutschen weiszh. (1605) G 2a. 9) zu gott. a) in verbalverbindungen, die eine bewegung, ein gerichtetsein zu gott hin umschreiben: daz ist geist der gte, b) speziell zu gott eingehen 'sterben' in christlicher redeweise: wir gehn zu gott ins leben ein ich gehe durch den todesschlaf 10) in anderen, selteneren präpositionalverbindungen auf redensartlichen gebrauch beschränkt. a) vor gott und nach gott oder hinter gott und vor gott bitten 'inständig, dringend bitten', in älterem, mundartlich erhaltenem gebrauch: sie, die drey, battens vor gott und nach gott, sie solten sie nicht streychen nachtbüchl. 296 Bolte; der mann aber bat die exequirer vor gott und nach gott 2, 408 Keller; hinter gott und vor gott bitten pregare istantemente [Bd. 8, Sp. 1081] dt.-ital. (1799) 536. variiert: der kranke ... bat durch gott und nach gott, dasz doch der pfarrer wolte zu ihm kommen evang. krankentrost (1671) 1331. mundartlich bei bair. 1, 959; elsäss. 1, 244a; schwäb. 3, 762; Leipzig 124. b) drei meilen hinter gott denken 'sehr alt sein', nur älter: er denkt drei meil hinder got sprüchw. (1545) 1, 29b; prov. copia (1601) 2, 225. G. gott in typischer gegenüberstellung zu anderen personen, mächten und werten. ein teil dieser meist zweigliedrigen, vor allem in sprichwort und redensart lebenden figuren kann sowohl kopulativ zusammenschlieszende als auch antithetisch trennende bedeutung haben. 1) gott und der teufel, satan. a) antithetisch, zur kennzeichnung der grundmächte des guten und des bösen: das gute von gott, das böss vom teuffel d. Teutschen weiszh. (1605) M 3a; heint, als die dunckeln schatten b) vereinzelt unter der antithetischen voraussetzung auch in umfassend zusammenschlieszender bedeutung: do begunden sî vor zorne toben. 2) gott und (die) welt. a) in gegensätzlicher sicht entsprechend christlichem dualismus: swer zwein herren dienen sol b) in verbindendem zusammenschlusz, auszerhalb wertender unterscheidung; welt steht hier durchweg für 'die menschen'. die höfische epik faszt in der verbindung got und (diu) werlt die höfische gesamtordnung zusammen: verlegeniu müezekheit die beide ein triuwe unde ein lip da ein von gott und welt so werthgeschäztes kind c) von b aus abgeschliffen zur bedeutung 'jedermann' oder 'alles' bzw. 'alles mögliche': er ist gott, vnd aller welt schuldig adag. cent. septem (1545) H 1a; so bin [Bd. 8, Sp. 1082] ich von gott und aller welt verlassen Corinna 48 ndr.; von angegeistetem schwatzen über gott und die welt ges. w. (1907) 2, 197. in der mundart beliebt, s. schwäb. 3, 756; Wien 69; luxemb. 150b; rhein. wb. 2, 1323; Lüneburg 595. 3) gott und mensch. a) trennend, von der bloszen unterscheidung bis zur betonten entgegensetzung: huueo got uuard man chiuuordan (deus homo factus est) (800) Isidor 21, 16 H. (s. oben B 1); e kedahtastu nah mennisken, nu nah gote kl. ahd. denkm. 156 Steinm.; was nu gott zusamen gefüget hat, das sol der mensch nicht scheiden Matth. 19, 6; vgl. apostelg. 5, 29; homo proponit, deus disponit der mensch denckts, gott lenckts Nürnberger wb. (1713) 29; sprichwörtersch. 133. b) zusammenschlieszend, meist wie unter 2 b umfassend die beiden instanzen benennend, denen ein urteil über menschliche dinge zusteht: diu selba hoorsamii denne antfanclih ist cote indi suazzi mannum kl. ahd. denkm. 207, 39 Steinm.; also daz he were frnt godis und des menschen paradisus anime int. 10, 28 Strauch; zu scharf recht verleuret gnade, beide bei gott und bei den menschen br. 8, 193 W.; um verzeihung seines biszhero böszlich geführten lebens bey gott und menschen ernstlich anhält d. friedewünsch. Teutschl. (1648) 20; noch ist kein wort über seine lippen gekommen, dessen ich mich vor gott und menschen ... zu schämem hätte ges. w. (1905) I 5, 57. c) in pronominaler vertretung des zweiten gliedes, namentlich in sprichwörtern: mensch hilff dir selbs, so hilfft dir gott schöne weise klugreden (1548) 29a; floril. polit. (1662) 1, 408; ein jeder für sich, gott für vns alle sprichwörterreg. (1577) 3b; thes. paroem. (1715) 45. 4) gott und reich, obrigkeit, kaiser, könig, vaterland. seit dem älternhd. in formelhaftem zusammenschlusz: ich wiese dich hir yn gerichte von gotisz weghen vnde von desz richs weghen (1425) in: dt. rechtswb. 4, 1008; sie wollen obgedachten herrn magister kraft ihres von gott und der obrickeit entpfangenen befehls bestätigen br. 8, 74 W.; er aber sprach zu jnen, so gebet dem keiser, was des keisers ist, vnd gotte, was gottes ist Luk. 20, 25; vgl. ritter v. geiste (1850) 1, 171. die verbindung gott und vaterland und die dreigliedrige formel gott, könig und vaterland sind schon seit der mitte des 17. jhs. gängig, bevor sie im erlasz Friedrich Wilhelms III. vom 27. märz 1813 als mit gott für könig und vaterland fixiert werden, vgl. in: mitt. d. schles. ges. f. volkskde 17, 84 ff.: und der mit redlichem gewissen wenn für gott und vaterland mich strafe, wenn ich treulos bin, 5) gott und recht, gott und ehre. in der verbindung mit recht schon mhd.: ich selbe spriche ez ouch dar zuo: [Bd. 8, Sp. 1083] gottes recht rechtssprichw. 1. mit gott und (mit) recht: das konigk Adolff ... das lant zu Doryngen mit gote adir mit rehte gekoufen adir besitzen mochte in: dt. rechtswb. 4, 1010; wy ... don dat mit gode vnd mit rechte vnd nicht mit walt (Lüneburg 1453) bei |