Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
fürschwebung bis fürsehung (Bd. 4, Sp. 805 bis 808) | ||||
| ![]() ![]() 1) ein schweben vor einem gegenstande. 2) ein schweben vor dem auge, den augen oder dem geiste. daher dann 3) ein vor dem auge oder den augen schwebendes leeres gebilde: dis gift aber verursacht schwindel im haupt, schwacheit und fürschwebunge vor dem gesicht. von probierung des harnen 22 (bch. 59). 4) ein vor dem geiste schwebendes gebilde. 5) ein schweben vor den gedanken, ohne dasz der sich besinnende sich erinnerte. ![]() ![]() ![]() ![]() Das wort steht I. intransitiv, ohne casus, in den bedeutungen 1) vor sich hin sehen, vornhin sehen. 2) in die zukunft sehen, und zwar mit zuversicht, mit vertrauen. in die zukunft sehen oder ihr entgegensehen: der berg Morija heiszt dominus videbit, on zweifel, das ich allein es sehen sol, gleich wie ich, als da Abraham fürsahe, darinne er sich gar nichts fürsahe. das ist kürzlich nicht anders, denn ein rechten einfeltigen glauben und fest vertrauen, zuversicht, hoffnunge wil got von uns haben. 1, 25a. 3) mit voraussicht aufachten, vorbedenkend aufachten, vorausbedenkend sich in acht nehmen: du bist yetz gsund worden, fürsihe das (dasz) du nit die sünd des haupts überkommest. christenl. unterr. 16b; gott hat uns fallen lassen, wir [Bd. 4, Sp. 806] haben gejrret, lasst uns nun fürsehen und recht leren. Luther (1566) 132a; derhalben habt jhr wol fürzusehen, dasz, wann jhr nach schnee ziehet, er vielleicht vergeh, ehe jhr dahin kommet, wann jhr nach grasz gehet, es schon abgemehet sey. Garg. 126a (1608 Dd iiijb); hat also ein verständiger wohl fürzusehen, wi und zu was zeiten u. s. w. kanzlei 321; er mus wohl fürsehen, keinen wegen eines lasters, mit welchem der herr selbst behafftet, bey demselben anzuklagen. dessen Patmos 765. vgl. unten III 2). 4) in voraussicht des zukünftigen thätig sein dasz das erforderliche da oder vorhanden sei, vorher sorgend vorkehrung treffen. um proviant fürsehen, providere rei frumentariae et rem frumentariam. 2, 118b. vgl. DWB fürsehung thun unter dem worte fürsehung. 5) im voraus fördernd die thätigkeit zuwenden. mit dat. der sache: dem gemeinen nutz fursähen und wol hauszhalten, publice providere. 149d. vgl. auch hier den eben erwähnten ausdruck fürsehung thun. II. transitiv, mit beigesetztem acc., dessen stelle aber auch ein satz einnehmen kann, und hat die bedeutungen 1) vorhersehen, voraussehen. dasz in dieser bedeutung ahd. furisëhan gestanden, zeigt unfurisëhandi, unversehens, unvermuthet, ex improviso, in den keronischen glossen 170a bei Hattemer. nhd. »prospicere animo, bey jm selbs vor radten, vorgespüren, fürsähen«. (1556) 1082b; »conjectura aliquid prospicere, durch etwas gemerck fürsähen«. ebenda und danach 149d. in den sinn überschlagend: gefaszt sein auf —. als dann man nichts vornam, dann aller kürtzweil, thurnieren, tantzen und andern reden, zu welchem ein jeder sein vermügen gebraucht unnd sich zum frölichsten hielte ... unnd gar nicht gedachten oder fürsahen die misztrauwen und ubelwöllung desz glücks, welche sich gemeiniglich understehen deszgleichen versammlung unnd freudenreiche tage, bey denen man mehrmals menschlicher schwachheit, trübseligkeit unnd jammers nicht eingedenck, besonder derselbigen vergist unnd vermeint, dasz der himmel (wie man sagt) gar voller geygen hange unnd sich das wetter nicht verkeren köndt, zu verwirren und mit leidt zu uberfallen. Amadis 298, 632. 2) im voraus ersehen, vorausersehen, voraus ausersehen, vorher mit bedacht ausersehen. so ahd. furisih, provide, in den keronischen glossen 158a bei und in den damit stimmenden Pariser glossen Diut. 1, 179a, in so fern hier »provide« exod. 18, 21 übertragen ist. mhd. man liset, das sich unser hërre zuo einem mâle frœwete, dô ër indewendig an sach die von sînem vater fürsëhen wôrent. in W. Wackernagels altd leseb., 4. ausg., sp. 1023; wën ich in mîner êwikeit 3) voraussehen und als zukommend erwarten, entgegenharrend voraussehen. fursehen, providere vel expectare. voc. theut. 1482 i 7b. 4) in voraussicht vorbedenken oder überdenken. colligere animo, bey jm selbs wol fürsehen. (1556) 246b und danach 149c, der noch »providere« zufügt. 5) vorbedenkend für den fall des erfordernisses da sein oder vorhanden sein machen. noch wetterauisch und oberhessisch z. b. bei einem bau noch ein fenster in einem zimmer fürsehen, damit dieses volle hellung habe; schmelzbutter auf den winter fürsehen. 6) vorbedenkend für den fall des erfordernisses haben machen, vorbedenkend zum gebrauch oder zur verwendung ausstatten, versehen (s. d.). mhd. und wurden alsô wol vürsëhen 7) mit voraussicht wahren, behüten oder bewahren, mit voraussicht sicherstellen. mhd., mit acc. der person: wirt ër vor zouber niht vürsëhen [Bd. 4, Sp. 807] vasten vertreibt niht allain die eingevallen siehtüem, ëʒ fürsiht uns auch und beschërmt uns vor dën künftigen siehtüemen. 492, 14. nhd., mit acc. der person oder der sache: fursehen, bewarn, huten, cavere. voc. theut. v. j. 1482 i 7b. man hats fürsähen und fürkommen. (1556) 1085a. cavere testamento, im testament oder gemächt fürsähen, verordnen und fürkommen. 199a und danach 149d; wir wollend das auch wol fürsähen, sed id quoque videbimus. Maaler ebenda. mit acc. der sache in dem sinne: mit voraussicht aufachtend wahren oder bewahren, mit voraussicht in acht nehmen, vorausbedenkend in acht nehmen. die alt sprach: mein mann ist fein trachtsam, 8) vornhinaus sehen machen, weisen, zeigen. mhd. dar umbe hât uns unser hêrre ougen gegëben an dëm lîbe und ouch an dër sêle: als uns diu ûʒern ougen wîsent unde zeigent das wægeste (vortheilhafteste, beste) an lîplîchen dingen, daʒ uns diu innern ougen dër verstantnüsse alsô lêren unde vürsëhen, waʒ das beste sî an geistlîchen sachen. myst. 1, 330, 9. zwei handschriften des 14. jh., eine Straszburger und eine Münchner, lesen hier wirklich weisen d. i. wîsen statt vürsëhen. nhd. läszt sich diese bedeutung nicht mehr nachweisen. doch vgl. oben DWB I 1). 9) voraussehend bestimmen, voraussehend festsetzen, vorausbestimmen. predestinare, bereyten zu eim auszerwelten, fursehen zu eim auszerwelten, fursehen, von ewigkeit an sehen, bereiten zum heil. Eychman q 1b. provisum hoc legibus, die gesatzte habend das geordnet, oder, man hats fürsähen oder fürkommen mit, u. s. w. (1556) 1085a. III. reflexiv, sich fürsehen, in den bedeutungen 1) mit voraussicht oder vorbedenkend für den fall des erfordernisses zu haben oder auszustatten thätig sein. 2) mit voraussicht aufachten, vorausbedenkend sich in acht nehmen. vgl. oben DWB I 3). so sehet euch fur, fur ewrem geist, und verachte keiner das weib seiner jugent. Mal. 2, 15; darum hüte dich und sihe dich wol fur, du lebest in grosser fahr. Sir. 13, 17; sihe dich für, das du nicht selbs drüber zu schaden kompst. 29, 27; sehet euch für, das jr jnen solchs nicht nachthut. Bar. 6, 4; sehet euch fur fur den falschen propheten, die in schafskleidern zu euch komen, inwendig aber sind sie reissende wolffe. Matth. 7, 15; sehet euch fur fur dem sawerteig der phariseer. Marc. 8, 15; sehet euch fur, das wir nicht verlieren, was wir ererbeitet haben, sondern vollen lohn empfahen. 2 Joh. 8; ich wil mich fürthin basz fürsehen, es sol mir nit mehr not geschehen. Alberus dictionar. T iiija, der erste satz auch in dessen buch wider Witzel M 4b; ich sehe mich für, ht mich, hab meinn acht, ich meid, vermeid, ich schew. dictionar. a. a. o.; sis cautus, sehe dich für, sei gewarnet. ebenda; man kan sich für eim dieb htten oder fürsehen. T iiijb; alleyn vermane ich euch, dz (dasz) ihr euch fursehen, was ihr thut. dessen wider Witzel L ib; man seh sich für mit allem fleisz, Alexander Magnus ist hie, ... seht doch, eine grosze spinne ![]() ![]() [Bd. 4, Sp. 808] aus voraussicht hervorgehendes wahren: cautio u. s. w., das hten, verhten, fürsehen, das vermeidenn, warnung. Alberus dictionar. T iiija. cautio est, es ist sich wol zehten, es darff fürsähens. (1556) 199a und danach das letzte bei 149d. es ist fürsehens von nöthen, praecauto opus est. lex. 1, 2037. 2, F 3b. ![]() ![]() die geläufige nhd. form aber ist fürgesehen. fürgesehener, provisus. voc. theut. v. j. 1482 i 6b. schon im 18. jh. ist durch sie auch fürsehen als part. praet. schriftdeutsch völlig verdrängt. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) einer der sich in acht nimmt, ein behuthamer. fürseher, der sich fürsiehet, cautor. (1723) 2, 125b. (1761) 2, 161a. 2) einer der vorsorgt, einer der sorgt dasz genug da ist, ein versorger. wes seind ir denn sorgsam, das ir sprechend: was wellent wir essen, oder wz wellen wir trincken, oder womitt wend wir uns bekleiden? wenn disze sorg hond die heiden, die do nit ein vertruwen habent z gott, dz er ein fürseher sey seiner diener. postill 3, 82b. furseher, provisor. voc. theut. v. j. 1482 i 7a. voc. gemma-gemmar. v. j. 1505 v iija. vgl. auch 498c. ital. provisore, fürseher, vorsorger. 2, 227a. 3) ein behüter, beschützer. Gabriel ist ain verkünder gotlicher kraft, Michael ain fürseher oder behueetter grosser tugent. deutsche theol. s. 161 (cap. 23, 8); und also uberkame der risen könig gunst bei dem soldan, dasz er der jungfrauwen furseher warde, denn er war jr von hertzen holdt. buch d. liebe 12, 1, oft aber findet sich in dem buche auch verseher. 4) ein rathgeber. fürsäher (der), consultor. 149c. Frisius hat das wort bei dem lat. nicht. 5) ein verweser, vicarius. so in dem ehedem gebrauchten reichsfürseher statt reichsverweser. vgl. antibarb. 1, 436. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 4, Sp. 809] sp. 805). im 18. jahrh. haben Wilhelmi, Rädlein, Dentzler, Weismann, Kirsch fürsehung wie vorsehung nach der alphabetischen ordnung, die beiden ersten jedoch das letzte wort mit hinweisung auf fürsehung, das ihnen demnach vorzuwiegen scheint. Matthiä folgt in der ersten ausgabe seines lexicons ganz seinem vorbilde setzt dagegen in der dritten ausgabe (1761) 2, 161a bei fürsehung gleich vorsehung bei und dann s. 435b wieder, wie in jener ausgabe, dieses für sich, ein zeichen, dasz jenes als schwindend angesehen wurde, was noch stärker hervortritt, wenn in deutschlat. universalwb. (1770) vorsehung, das ebenfalls an seiner stelle im alphabete steht, s. 319a bei fürsehung in klammern beigefügt ist. Frisch, Hederich und dessen nachtreter Nieremberger nehmen auch bereits fürsehung gar nicht mehr auf, eben so wenig Haas in seinem deutschen u. franz. wb. (Leipz. 1786), ferner Scheller, während Adelung kurzweg auf vorsehung verweist und hier anmerkt, pro in dem lat. providentia habe vermuthlich die irre geführt, welche fürsehung geschrieben und gesprochen wissen wollten, indem doch der begrif des vorhersehens sehr merklich hervorsteche. er, der die geschichte des wortes nicht kannte, hatte hier offenbar nur die unten unter 6) angegebene bedeutung im auge, aber von dieser gieng das wort nicht zunächst aus, sondern findet sich am frühsten in der unter 3) angegebenen, indem es, wie die bei dieser angeführte stelle aus dem vocabular. theut. von 1482 zeigt, das lat. provisio ausdrückt, für das es auch zuerst gebildet scheint. seine berechtigung kann aber fürsehung nicht abgesprochen werden, wenn es auch heute durch das jüngere vorsehung verdrängt ist. ähnlicher ansicht, wie Adelung, ist Campe, der unter vorsehung, auf welches er ebenfalls bei fürsehung kurz verweist, dieses verwirft, nicht allein weil der begrif des vorhersehens und des anordnens im voraus hier besonders hervorsteche, sondern auch weil das sehen und sorgen für uns oder für unser bestes nur ein damit verbundener nebenbegrif sei. aber gerade diese bezeichnung tritt in der entstehung des wortes eben so stark hervor, wie das vorhersehen. dasz übrigens, wie antibarb. 1, 436 angibt, fürsehung gleich fürsehen gegen ende des 18. jh. trotz dem verdrängtwerden durch vorsehung noch seine vertheidiger gefunden, zeigt deutschlat. lex. (1798), wo sp. 1082 fürsehung und sp. 2824 vorsehung verzeichnet ist und zwar das letzte mit dem beisatz in klammern besser fürsehung. es ist auch hier die unter 6) gegebene bedeutung gemeint, bei der noch der spätere 2, 1733 unter vorsehung bemerkt: oberd. auch fürsehung u. versehung. eine völlig irrige ansicht Heinrich Brauns wird unten erwähnt werden. Nun zu den bedeutungen, welche sich, da fürsehung von fürsehen abgeleitet ist, nach denen dieses verbums in folgender weise ordnen: 1) die handlung des vorhersehens oder des voraussehens, die voraussicht. für die fürsehung, dasz er nicht komm, soll mans also salben. 1, 693a. 2) die aus voraussicht und vorausbedenken hervorgehende vorkehrung, die aus voraussicht hervorgehende anordnung zu einem zwecke. fürsähung, fürsorg, provisio, cautio. 149d, nach (1556) 1085a. zeigten jm jren rahtschlag, so sie uber sein handel entschlossen, an, welcher, nach gantz undertheniger beschehener dancksagung unnd zu fürsehung und verrichtung seines geschäffts also bald auff dasselbig urlaub von jnen name. Amadis 56, 108. fürsehung thun, in voraussicht vorkehrung treffen, wie auch das einfache fürsehen steht. s. DWB fürsehen I 4). derhalben und auff dasz er dem unraht unnd nachtheil, so sich zutragen unnd entspringen möcht, fürsehung that, stelt er sein volck in ein schlachtordnung. 372, 795; Polybius sagt, das von künftigen dingen, als wann sie schon geschehen weren, beständige fürsehung nicht zu tuhn, nemlich in den jenigen, welche sich von natur anders zutragen können, sondern es müsten teils derselben dem unvorsehenen ausgange gelassen werden. kanzlei 499. bei 1, 740b prospicere, vorsehen, vorsehung thun, aber 2, 118b mit dat. der person einem fürsehung thun, prospectum velle alicui. übrigens fällt der ausdruck hier und unter 3) so wie hier und unter 4) nicht selten zusammen. 3) die von voraussicht und vorausbedenken ausgehende bestrebung, dasz das erforderliche da oder vorhanden sei. fursehung, provisio. voc. theut. 1482 i 7b. providentia, prospicientia, provisio, cura, fürsehung, versorgung, sorg. dictionar. T 4b. copia, fürsehung und fürsorg, mit speysz. 332a und danach 149a; annona salaria, fürsehung des saltzes. 99b und danach a. a. o., es ist hier der salzvorrath gemeint und der lat. ausdruck aus Livius 29, 37, 2; conditivus [Bd. 4, Sp. 810] cibus, fursehung der speysz die man hindersich legt oder gehalt, fürsorg, vorradt. 286b; penus, vorraat, oder fürsähung, unnd das järlich eynkauffen für das hausgesind. 970a und danach a. a. o. auch hier erscheint fürsehung thun, natürlich in der engern bedeutung: aus voraussicht das erforderliche beschaffen, wie das verbum fürsehen gesetzt wird. s. DWB fürsehen I 4) u. II 5). der bey einer gemeine ein amt hat, sol jhme angewönen, güttig zu seyn, damit er, wo ein mangel erscheinet, fürsehung tuh. kanzlei 295. 4) die in voraussicht gegründete wahrung oder bewahrung, das in voraussicht gegründete behüten. dann überhaupt so viel als obhut, obsorge: die kinder, die noch in gwalt und fürsehung jrer eltern steen. Nürnberger reformation 171b. auch hier wird der ausdruck fürsehung thun gleich dem verbum fursehen gebraucht. vgl. fürsehen II 7). provideo, ich fürsihe, vermeyde, verware, thn fürsähung. 260b und danach bei Serranus cc 3a, der fürsehung schreibt, die infinitive. 5) aus voraussicht hervorgehende vorsicht, ein sich vorsehen vor bevorstehendem. auch czewissen thn wie eyn münch von sant Antoni orden mit eyner schnellen fürsehung flohe eyn grosses ungelücke und schand, das im von zweien jungen gesellen bereyt und zgericht was. Boccaccio 2, 196 ( decam., ausg. v. Keller, s. 400, 8), im ital. texte steht con subito riparo. Alle diese bedeutungen erlöschen in der ersten hälfte des 18. jh. schriftdeutsch und es bleibt nur die folgende: 6) das vorhersehen und die damit verbundene bestimmung und leitung des zukünftigen, providentia. von gott gebraucht. diese bedeutung, welche von der unter 2) angegebenen ausgeht, taucht erst im 16. jh. auf, aus welchem wol ältester beleg die folgende stelle aus dem zu Wittemberg 1523 gedruckten sendbrief Luthers über die frage »ob auch yemant, on glauben verstorben, selig werden muge« A iiija: und ob der spruche mer wurden auffbracht, müssen alle der massen verstanden werden, sonst were dye gotliche fursehung und erwelung von ewickeyt nichts, darauff doch s. Paulus harrte dringt. es ist dies aber auch das einzigemal, dasz, nach der sorgfältigen forschung von Ph. Dietz wb. zu Luthers deutschen schriften (Leipzig 1870) 1, 755b, das wort gebraucht, denn in seiner bibelübersetzung apostelgesch. 2, 23 und 1 Petr. 1, 2, wo fürsehung stehn konnte, setzt er das in gleichem sinne gebrauchte versehung, das auch in der eben angeführten stelle die Jenaer ausgabe der werke 2, 268a hat. trotzdem aber und dasz Alberus in seinem dictionar. fürsehung in der bedeutung hier nicht anführt, sondern in der vorhin unter 3) angegebenen, scheint es in jener mehr im gebrauch gewesen zu sein, denn bei 423a lesen wir »die göttlich fürsehung, oder gott, mens mundi, providentia«. später wurde es in diesem sinne geläufiger: heist das nicht grob gelestert gott sie (Lenore) fuhr mit gottes fürsehung fischer. ists möglich? aber Ihr? wie seid Ihr hier? [Bd. 4, Sp. 811] aber das wort wird im 18. jh. auch ohne den beisatz gottes, göttliche und dergleichen gesetzt, blosz für sich, und hat dann die bedeutung: die voraussicht, bestimmung und leitung gottes in ansehung der veränderungen im laufe der dinge. es ist dies so viel als gott selbst in dieser voraussicht, bestimmung und leitung. auch in dieser übergetragenen bedeutung erscheint fürsehung nur vereinzelt: die fürsehung hat dich der welt geschenkt und hat dich mir geschenkt, denn ach! was wäre ich ohne dich! neue ged. (1758) s. 82, wo man später ohne berechtigung vorsehung besserte, wahrscheinlich weil der dichter allerdings sonst dieses setzt: die vorsehung wird schon die rechte der tugend behaupten. s. 95; wenn wirst du deine rechte schützen, o vorsehung! 124; die vorsehung, Eine unterscheidung, wie die von in seinem deutsch-orthographischen wb. s. 105b fürsehung, wenn gott für jemanden fürsieht und 247a vorsehung, in gott, wodurch er alles vorhinein sieht, ist sprachkünstelei, weder dem ursprunge noch der geschichte des wortes gemäsz und somit verwerflich.
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