Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
baulustig bis baumartig (Bd. 1, Sp. 1188 bis 1190) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() wäld und all pawmen werden kal. I, 376a. Auf das etymon zeigt am natürlichsten die goth. gestalt bagms, die zu dem vermuteten bagvan für bauan stimmt, wobei in betracht kommen musz, dasz auch das lat. facere unmittelbar zu faber und fabricari leitet, und das ags. beám geradezu trabs bedeutet. noch mehr, ein andrer ausdruck für materies, das goth. timbr, ahd. zimpar, nhd. zimmer, altn. timbr, schw. timmer, dän. tömmer scheint sich zum sl. dub, poln. db quercus, wie zum gr. δένδρον zu fügen und man empfienge die dem bauan parallelen wörter zimmern und δέμειν, ja das böhm. strom arbor, lignum musz sich mit strogiti, russ. stroit' struere, parare, facere genau berühren, erst aus strom entspringt dann strměti ragen, strmy arduus, ragend, wie unser bäumen, sich bäumen aus baum, nicht darf strom aus strměti, noch baum aus bäumen geleitet werden. Dieser deutung, welche in baum vorzugsweise den begrif des holzes, lignum erblickt, kommt nun zu statten, dasz wiederum goth. triu, altn. triu, ags. treo, sl. drjevo auszer arbor zugleich ξύλον, holz und zimmerholz bezeichnet und in den zusammensetzungen DWB hebebaum, weberbaum, DWB leiterbaum, mastbaum, schlagbaum, galgenbaum u. a. m. unter baum ein gespaltnes, gezimmertes und bearbeitetes holz verstanden werden musz, wie denn auch merkwürdig der aus bohlen und bretern zusammengeschlagene sarg todtenbaum oder blosz baum hiesz. noch heute in Schwaben und in der Schweiz todabaum ( 1, 286. 68b. 142b), ein kindersarg, den man unterm arm oder auf der schulter zum kirchhof trägt, bömmli, bei den Friesen dothholt (Ehrentraut 363b), todtenholz. schimpf und ernst cap. 260 sagt eine frau: gehe in den gerner (ossuarium), da stehet mein nachbawr in einem todtenbaum und ist gestorben, schütte in aus dem baum und lege dich darein. und hernach: der in dem baum gedachte, es were umb seine sele zu thun, und wischt auf in dem baum und stiesz den deckel ab und zu dem baum hinaus. auch hat man in alten gräbern völlige, ausgehölte baumstämme für leichen gebraucht gefunden. die Russen nennen koloda einen aus dem baum gehaunen sarg und koloda, altsl. klada ist buchstäblich das altn. hlaði strues, unser lade, wie man auch todtenlade für sarg sagt, was uns nochmals zu hlaða struere, fabricari, folglich zu bauen führt. Hiermit soll jedoch eine andere auslegung nicht abgeschnitten sein, die in baum das der erde entsprieszende und wachsende holz, die lebendige pflanze erkennen möchte, da wir in bauen selbst neben der vorstellung des wohnens und bauens zugleich die des seins und lebens enthalten finden. wie bauen dem φύειω und φύεσθαι, so liegt auch baum dem φῦλον und φυτόν nahverwandt und das altn. baðmr (genauer badmr, dessen D sich zum goth. G in bagms wie schlinden zu schlingen, ἔρδειν zu ἔργον verhält) drückt nicht nur arbor, sondern auch silva, frons arborum und flos campi, den ganzen vegetabilischen wachsthum der natur aus. das eddische â baðmi viðar Sœm. 195a entspricht dem umgestellten ags. vudubeám, baum des waldes und vudu, der einzelne baum, ahd. witu, altn. viðr geht über in den begrif des holzes und des waldes. Seltsam, dasz das ags. und engl. beám auch noch einen strahl des lichts (ähnlich dem halm und zweig der sprieszenden pflanze oder dem strahl des kamms) und eine posaune bedeutet, aus der sich schälle gleich strahlen ergieszen. es war ein unhaltbarer einfall oben sp. 533 pomum aus opomum abzuleiten, und man deutet es sonst aus posmum; eher liesze sich, wenn man pario und fero = baira anschlägt, eine wirkliche berührung zwischen baum und pomus annehmen, die schon dadurch bestärkt würde, dasz pomus, pomum aus dem [Bd. 1, Sp. 1189] engern sinn von malus, malum in den allgemeinen von arbor, fructus übertreten, gleich dem altn. apaldr. Diese noch mancher ausbildung fähige wie bedürftige ansichten werden kaum zweifel an dem innigen zusammenhang der wörter baum und bauen übrig lassen. in der bibel steht baum zahllose mal für den wachsenden und Iebendigen des feldes oder waldes: und gott sprach, es lasse die erde aufgehen gras und kraut, das sich besame, und fruchtbare bewme. 1 Mos. 1, 11; und allerlei fruchtbare bewme und bewme, die sich besamen. 1, 29; den bawm des lebens mitten im garten. 2, 9; und der hagel schlug alles kraut auf dem felde und zubrach alle bewme auf dem felde. 2 Mos. 9, 25; und sol am ersten tage früchte nemen von schönen bewmen, palmenzweige und meien von dichten bewmen und bachweiden. 3 Mos. 23, 40; es sei auf hohen bergen, auf hügeln oder unter grünen bewmen. 5 Mos. 12, 2; und hat ausgerissen meine hofnung wie einen bawm. Hiob 19, 10; es ist schon die axt den bewmen an die wurzel gelegt, darumb welcher bawm nicht gute früchte bringet, wird abgehawen und ins feuer geworfen. Matth. 3, 10; ich sehe menschen gehen, als sehe ich bewme. Marc. 8, 24. sie steigent uf die böm bisz in den tolden und fressen die bletter ab, was sie dan finden. sünden des munds 62a; das irdisch paradeis mit vil beumen und früchten. 12b; man spricht, den bawm sol man beugen, weil er jung ist, wird er alt, so wil er ungebogen sein oder bricht. 6, 165b; dann je die kerle, die dazu tüchtig seind, nicht auf den bäumen wachsen. mil. disc. 214; erklettert die bäum wie ein katz. Garg. 179b; wie der baum, so die frucht; der baum genieszt seiner äpfel nicht; krumme baume tragen so viel obst als die geraden; grosze bäume geben mehr schatten als früchte; unter altem baum ist gut schauern; hoher baum fängt viel wind; es ist dafür gesorgt, dasz die bäume nicht in den himmel wachsen; es ist kein baum, der nicht zuvor ein sträuchlein gewesen; je höher baum, je schwerer fall; liegt der baum, so klaubt jedermann holz; es fällt kein baum auf éinen hieb; es ist nicht allen bäumen eine rinde gewachsen; von einem groszen walde sagt man, dasz das eichhörnchen sieben meilen über die spitzen der bäume laufen kann. RA. 497; denn ihnen erhöht war die seele wo im blauen unbegrenzet Nicht selten, wo es der zusammenhang verstattet, steht das blosze baum für mastbaum, schlagbaum, stammbaum, todtenbaum u. a. m., auf dem meer ragen die hohen bäume der schiffe, bäum und better. heulend kommt der sturm geflogen, ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 1, Sp. 1190] 1, 598a; oder ein bawman, der das getreid seen solte. chir. 8; land und baumann. 559; baumann, der in der gemeinde vollberechtigte bauer: hausleute, bauleute, erbleute, meier, anspänner. verf. der landgem. 9. für bauender, aedificans steht der sg. baumann selten, doch schreibt himelschl. 32: solln wir ihm s'baumanns lob, des vaters ruhm nicht gönnen? s. DWB bauleute.![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
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