Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
brennbolz bis brenngeld (Bd. 2, Sp. 365 bis 370) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() das brenneisen ich noch bei mir hab, ![]() ![]() 1) transitives brennen, urere, comburere, mhd. 1, 253b. a) zuweilen ohne casus, der sich von selbst ergänzt: wann man spricht, was bei zeiten brent (die hand), b) es brennt mich, urit me, versehrt, quält mich: taʒ prennet mih, vehementius coquit. N. Bth. 65; das heisze siegellack brannte mich an die finger, die heisze suppe an die zunge; du steest bei einer, schwätzest, so du schlafen solt gen, unz das dich das licht an die hand brennet. gunkel d 2a; und ich lasz mich allerdings kein gelt an die hend brennen (gebe es gleich aus), dann ich weisz wol, dasz bei hof wenig on gelt zu verrichten ist. proc. 2, 2; es brennt mich (mir) auf die nähte, ich bin im gedränge; einen auf die haut brennen (auf einen losbrennen, schieszen). Perus 327; hab ich doch den Franzosen noch eins auf den pelz gebrennt. 8, 173; mit hasenschrote brennen. 463; zwischen den fingern brennt mich der degen. o mutter, mutter, was mich brennt, wenn seel und leib sich trennen, es juckt und brennt mich nach dem namen. c) menschen brennen, verbrennen: altar, altar, so spricht der herr, sihe es wird ein son dem hause David geboren werden, der wird menschen auf dir brennen (1545 menschenbein auf dir verbrennen). 1 kön. 13, 2; und wenn ich alle meine habe den armen gäbe und liesze meinen leib brennen (jabai atgiba leik mein ei gabrannjaidau). 1 Cor. 13, 3; das sie den fromen gottseligen Henricum brennen wolten. 3, 34; wo die parteien sich (des obmans) nicht vergleichen künden, alsdenn ieder teil einen, zween oder drei brennen und darumb loszen solte. 3, 106b; man brennt jetzund viel hexen, der teufel ist geschäftig. d) vieh brennen, sowol zum opfer, als zum zeichen: könnt ein gebrantes vieh vor dir sein angenähm, wie man in Polen brennt die pfer (pferde), e) haus und hof, kirchen, wald, feld, saat und getraide brennen. ahd. chîlicha brennen unde fafen slahen. N. Bth. 25; want her, sine gesellin und ere helfere uns unse kirchin [Bd. 2, Sp. 366] und kirchobe gebrant und geschint han. ritterg. s. 111 (a. 1371); zum erstin brantin si uns unsern kirchob zu Dudinhobe und schintin den und brantin daʒ dorf zu zwein malin. 170 (a. 1377); brennen, brand stiften. HGO. 41; da sackt man auf wie wenn zu sommerszeit die dünstigen gefilder f) im feuer härten, rösten, abziehen, destillieren: wolauf laszt uns ziegel streichen und brennen. 1 Mos. 11, 3; ir solt dem volk nicht mer stro samlen und geben, das sie ziegel brennen, wie bis anher. 2 Mos. 5, 7; erze, silber, messing, pfeifen, kohlen brennen; ein mel brennen. 9, 367; pech, ther, kalk, kaffee brennen; diese bohnen sind zu schwach gebrannt; mandeln brennen, gebrannte mandeln. 18, 145; käse brennen, gebrannter käse; geistige wasser brennen; er nennt alle weine und gebrannte wasser her, von denen er getrunken hat. 1, 123; wein brennen, vinum adurere, brantewein (sp. 305); seht ihrs auch an den ährenwogen, g) brennen, im brand verbrauchen: wir brennen wachs, kein unschlitt; wir brennen lampen, keine lichter; er brennt immer zwei lichter; diesen winter soll torf, kein holz mehr gebrannt werden; hier brennen alle leute steinkohlen. h) brennen, cauterisieren: die wunde, ader brennen, ausbrennen; der bisz musz schnell mit einem glühenden schlüssel gebrannt werden. daraus wurde sp. 304 das brante, gebrante leid erklärt. es heiszt aber nie das leid brennen, blosz das gebrannte leid haben, anthun, erst bei neuern das gebrannte herzeleid. hier folgen noch stellen: und woltet gar gerne, das diese wort nicht drinnen stünden, weil sie euch das gebrante leid anthun. 3, 375; er thut inen das gebrante leid an. 8, 63a; der den jüden das gebrante leid anthut. 8, 74a; das thut im das gebrante leid. tischr. 299b; die gemahlin thut ihm alles gebrante herzeleid an. comöd. 116; thaten beiden nationen allen ersinnlichen schaden und gebranntes herzeleid an. Felsenb. 1, 69; sie hatte ihr gebranntes herzeleid vom vater, rückhalt aber von der frau mama. 3, 283. doch heiszts: das brennt mein herz; erst thet mein herz das ellend brennen. i) brennen durch anblick, es einem anthun: bis er sich endlich umbkehrete und durch etzliche blicke sich ins gesicht brennen liesze, dasz er nunmehr in vollen liebesflammen brannte. pol. stockf. 129; die minn mich ser hat erzund Nivula brennt ihrer vil. kein mädchen müste mehr mit schwarzen augen brennen. 2) reflexives brennen. a) wenn sich iemands an der haut am fewr brennet. 3 Mos. 13, 24; das kind hat sich gebrannt; ein gebranntes kind scheut das feuer, ein versengter greis scheut sich zu wärmen. 56, 130. b) sich irren, anlaufen, wie unversehens am feuer verbrennen: er hat sich tüchtig gebrannt, als er diese sache in die hand nahm; er wird einen fang thun. 'da brennst du dich beim henker!' 133b; sich wüst brennen, stark teuschen. vgl. sich schneiden. c) sich weisz oder rein brennen, exculpare se: so komen sie denn aber und mahlen inen den teufel uber die thür, brennen sich weisz und sagen, ei ist es doch war, warumb solt ichs nicht sagen? 1, 85a; und siehst du nicht, dasz sie sich suchen weisz zu brennen? brenne dich nur weisz! [Bd. 2, Sp. 367] ich will mich zwar eben nicht so gar weisz und unschuldig brennen. Felsenb. 2, 417; was bin ich denn für eine? 3) intransitives brennen, wo überall schöner das starke brinnen stände. a) es brennt, es ist feuer los, feuer ausgekommen; wo brennts?; aber ir becker schleft die ganze nacht, und des morgens brennet er liechter lohe. Hos. 7, 6; wie es brennet liechter lohe und heller glut. 8, 91a; heller lichter lohe brennen. gewissensteufel 40; den kolenbrennern die kunst ablernen, wo ein fewr wil ausbrechen, das mans mit erden zu demme, das es nicht kan heller lichter lohe brennen. 64; brennet sein haus auch schon liechter lohe. Simpl. 1, 37; es brennt am ende der stadt; es brennt in allen gassen; sonderlich wenn das quartal kam, dasz ifgn. ihm sollten geld geben, brannte es in allen gassen. 2, 70; zwar brannte die welt in allen ecken und enden. 31, 247; löschen wollt ich, patschte zu, der wagen rollt, die achsen brennen. leer gebrannt b) das feuer brennt schon im ofen, auf dem herd; das fewr auf dem altar sol brennen und nimer verleschen. 3 Mos. 6, 12; grünes holz brennt schlecht; das licht will nicht brennen, brennt trübe; die fackeln brannten und erhellten die nacht; die kerze brannte so dunkel, dasz man kaum sehen konnte; lasset ewre lenden umbgurtet sein und ewre lichter brennen. Luc. 12, 35. c) brennen, glühen, leuchten: der himmel brennt noch von der untergegangenen sonne; hundert sonnen aus abendroth brennen auf dem dunkeln hügel. J. P. biogr. bel. 1, 96; indes die verhaltne abendglut des merzes aus dem gewölke über den maienthalischen bergen brannte. Hesp. 2, 242; glanz, der im thau und zwischen den blättern brannte. Tit. 2, 58; und über dasselbe hinaus brannten fettgelbe rübsenflächen. flegelj. 1, 55; wo theurer malvasier in rothem golde brennet. der sternenvolle himmel brennt. wenn erfunkelnd brennen der nacht gestirne. d) brennen mit, in feuer: und er sahe, das der pusch mit fewr brante und ward doch nicht verzeret. 2 Mos. 3, 2; von dem glanz fur im brante es mit blitzen. 2 Sam. 22, 13; lebendig wurden diese in den feurigen pful geworfen, der mit schwefel brante. offenb. Joh. 19, 20; in dem pful, der mit fewr und schwefel brennet. 21, 8; das kreuz brannte in hellem feuer; das war das allerwunderlichste, das fewr am meisten im wasser brante. weish. Sal. 16, 17; alle wiesen brannten im gelben frühlingsfeuer. J. P. flegelj. 4, 120. e) brennen, entzündet werden, uri, von der innern leidenschaft: wer wird geärgert und ich brenne nicht? (goth. hvas afmarzjada jah ik ni tundnau?) 2 Cor. 11, 29; Ahala trieb hurerei und brante gegen ire bulen. Ez. 23, 5; ein schöne junge fraw, als ich ie mehr keine sahe, brennet eitel feuwer umb meinetwillen. Bocc. 2, 147b, im Ulmer druck 325d aber noch: print eitel feüer umb meinen willen; heut bistu geneigt zur keuschheit, morgen aber kanstu brennen. Simpl. 1, 526; denn er ja gerne wolt seine christen aufwecken und entzünden, das sie brenneten in der liebe. 6, 46b; er hat auf diese stunde gebrant in seinem herzen und zurück gesehen auf die welt, die das wort schlechts nicht hören noch leiden wil. 6, 203b; ob sie wol gengsam schöner weiber haben, so brennen doch die mann mer gegen den knaben und mannsbilden. weltb. 78a; er brennt auf das mädchen; brante für bosheit wider die jüden. 2 Macc. 9, 7; sein zorn brennt. Es. 30, 27; und der glaube anfehet zu brennen, wiewol gar schwach. 3, 208; wenn du für zorne brennst. lasz mich in deiner lieb und meines nechsten brennen. [Bd. 2, Sp. 368] er brannte schon in seiner kindheit von bubenstücken. flugschr. von 1687; kommt alle, deren fleisz zu guten künsten brennt. aber ach, natur nach dir freundin, deren schöne seele dasz dich Alcest geliebt, dasz er für dich gebrannt. f) mit folgendem infinitiv: als der aller von begird brante, gründlichen zu wissen, wer die fraw sein möchte. Bocc. 2, 180b; ob wol auch die Phillis nicht und brennen zumal von begir, und herliche heroen brannten, ist jene zeit dir noch nicht merken soll ich, wie voll eifer dort g) die füsze brennen uns, wir haben eile, können auf diesem brennenden, heiszen boden nicht stehen; unter meinen füszen brannte der boden, ich begrif, ich verstand mich nicht. 23, 133; dasz er ihnen, wo sie auch stehen mochten, immer unter den füszen rief schwört! und sie als ob der boden unter ihnen brennte, schnell von einem ort zum andern eilten. 19, 206; mir brennt es unter den füszen, um wieder bei den meinigen zu sein. leben 3, 90; so würden schon fürwahr wie brennen unter mir die sohlen! 1, 261; es brennt mir unter den sohlen, ich kann vor ungeduld kaum bleiben. 8, 208; nein diese stunde noch so sprang er auf und rennte, das ir herz in freuden thu brennen. mein herze seufzet stets und brennet mit verlangen. mein busen fängt mir an zu brennen. ein entsetzliches h) man sagt es brennt wenn leute eines geschlechts, und nicht in bunter reihe zusammensitzen. vgl. DWB bollenschmaus. i) einzelne intransitive brennen mit mir lassen sich in [Bd. 2, Sp. 369] transitive mit mich (1 b) umstellen: der pfeffer brennt mir auf der zunge und brennt mich auf die zunge; es brennt mir auf der wange und es brennt mich auf die wange; so brennt dir ganz gewis das pulver von der pfanne. 4) das participium brennend wird häufig als adj. und adv. verwandt: wie ein brennend fewer in meinen gebeinen verschlossen. Jer. 20, 9; es fuhr wie ein groszer berg mit feuer brennend ins meer. offenb. Joh. 8, 8; er war ein brennend und scheinend licht (lukarn brinnandô jah liuhtjandô). Joh. 5, 35; die brennend raach, sacer ignis, Antoni feuer. 308d. 77b; in ein brennend feuwer zu gehen ich willig bin. Bocc. 2, 194b; es seind nun zwei teil (zone) mit leuten bewont und besetzt, nemlich die zwischen den brennenden von kelte und hitz ligend. weltb. 3b; der brennende abend. J. P. biogr. bel. 1, 26; mit einem bleichen angesicht und mit brennenden augen. Hesp. 2, 105; der erste morgen des sommers warf über die wühlenden bäche das zitter- und glanzgold des herabgeschwommenen morgenroths und legte den büschen das armgeschmeide von brennenden tropfen an. 4, 62; warf sich brennend ins tropfende gras. 1, 164; zwei schlangengänge hoher, wankender, brennender blumen. 3, 228; die blumen schmücken sich mit brennenden farben. uns. loge vorr. xxxi; das brennende roth verwandelte sich in dunkeln purpur. br. 1, 305; das brennende sterngewölbe über mir. 25, 328; brennende sonnenhitze; brennender durst; die fenster wie brennende spiegel. heiszen sturm und brennendes blutbad. labe die seelen nichts lebt in mir in diesem augenblick, ![]() ![]() die Myrrha wirfet ihn mit schönem brennenstein, ![]() ![]() 1) siehe die zusammensetzungen aschenbrenner, branntweinbrenner, glasbrenner, kaffeebrenner, kalkbrenner, kohlenbrenner, theerbrenner, ziegelbrenner. auch heiszt der knecht, der dem brantweinbrennen vorsteht, einfach der brenner. 2) incendii auctor: item die boshaftigen überwunden brenner sollen mit dem fewer vom leben zum tod gericht werden. HGO. 125; dasz es die ganz christenheit mit aufrur betrübt und alle meineidige, mörder, kirchenräuber, brenner und landschelmen handgehabt. bienenk. 219a; brenner, mörder, thier, toll, grewlich ungehewr. 3) was brand 6, rubigo, uredo: ir samen vom brenner verderbt. 4 Esr. 5, 13; brenner, so die frücht verletzt werden. 308d; der brenner ist im samen, in den böumen. 77b; obwol der brenner ein gemeines anlaster ist der gewächsen, so greifet er doch am meisten das geträid an. 57; findestu aber im früling andere raupenklumpen an bäumen, als das sie der rote oder brenner aufs neue gezeuget hat. 376; wann man will den brenner zertheilen, so oft das er sich in der luft gesamlet hat und auf die reben [Bd. 2, Sp. 370] fallen will. 519; so man lorbeerzweiglein in und neben die äcker stecke, so vertrieben dieselben den brenner oder melthaw. lustg. 578; der brenner oder brand ist ein trockner dampf, mit welchem bei stillem wetter unvermerkt das gras, saat und weinberge öfters befallen und verbrannt werden. 3, 1, 271a. 4) fulguratio, wetterleuchten, blitz ohne donner. schweiz. der brenner got, es wetterleuchtet. 1, 224. 5) cutis sole attrita, die von der sonne wund gebrannte haut. 1, 224. 6) lucanus cervus, was börner sp. 245, sonst auch hausbrenner 502b, nd. fürböter, feuerschröter, donnergüegi, vgl. mythol. 167. 7) die röhre, durch welche das gas ausströmt. so straszenbrenner. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
|
| ||
Digitale Publikationsumgebung / Wörterbuchnetz © 2008 by Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier Home | Impressum | Kontakt | ![]() |