Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
brechbirne bis brechenhaftig (Bd. 2, Sp. 341 bis 351) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() das sie ein solchen prechen hat, wer prechen an den augen hat. 752, 6; und was man süst prechen hat am leib. 753, 1; das ir seinen prechen sült erkennen. 696, 26; herr, schaut uns auch disen harn, und so mich etwan einer thet ietz alt erkenn ich erst mein brechen. [Bd. 2, Sp. 342] weil Christus nit allein den brechen anzeiget und auf die wunden deutet. parad. 76; darumb, mein lieber son, nit verbirg noch schäme dich vor mir, sag mir frölich allen deinen anligenden brechen, willen und unmut und woher dir die krankheit zugestanden ist. Bocc. 1, 108a. vgl. DWB breste und DWB gebreche. ![]() ![]() 1) breche, lini decorticatorium: breche, do man den flachs mit pricht, fraxina. vocab. 1482 e 3a; sein maul geht immer wie eine breche. die beiden billets s. 4. 2) pilum quo pistores massam frangunt. s. DWB brechbank. 3) frangibulum nucum, nuszbrecher. 4) lamina ferrea, quae caput fabri tuetur. 1, 130b 5) labor et tempus defringendi superflua in vite. ibid. 6) hiatus, ruptura valli: fieng er das schieszen creuzweise an, machete alsbald eine breche und legete einen groszen theil der mawer darnieder. 5, 273. daher franz. brèche, it. breccia ( 578), welches wir zurückgenommen haben und heute bresche schreiben. etwas anders ist bresche = blesche (sp. 109). vgl. DWB abbreche emunctorium, steinbreche saxifraga. ![]() ![]() ![]() ![]() Brechen enthält die vorstellung eines trennens, spaltens der ganzheit, heftigen, erschütternden, krachenden berstens und reiszens, zumal wenn es I. intransitiv, ohne casus gesetzt ist. 1) stehen oder brechen, halten oder brechen, biegen oder brechen: (auf dem kampfplatz) man umb die liebe Germania stehen und brechen wird. 89a; was brechen soll, musz zuvor krachen; was dan nicht biegen wil, musz brechen. zu trotze will ich lachen, stille, liebchen, mein herz! du treibst mirs gar zu toll, früh oder spat, es konnte sich nicht halten, es breche, wenn es brechen soll. 9, 369; ich bete nichts, ich bitte nichts, 2) das holz, das rohr, der stab bricht; das rad, der wagen bricht; wenn sie in (den rorstab) in die hand fasseten, so brach er und stach sie durch die seiten. Ez. 29, 7; ire zweige werden für dürre brechen. Es. 27, 11; der wagen war zu schwer, die brücke brach; die nusz bricht, wenn man sie aufschlägt; die bäume brechen fast unter ihrem segen. 125a, vgl. mhd. eʒ gruonet an den esten, die glocke ruft, das stäbchen bricht. o brich nicht, steg, du zitterst sehr. 3) das eis bricht; das glas, der topf bricht; der spiegel ist gebrochen; die fensterscheiben brachen von dem starken schieszen; das ei, die schale, die rinde bricht: die haut von geiszeln bricht. 4) das zeug bricht, bekommt in den falten risse: der hut bricht. wann einst sein lebensfaden bricht. [Bd. 2, Sp. 343] 5) die nadel, die spitze bricht; ein feiner plan, fein zugespitzt! nur schade, 6) das herz bricht, weil man annahm, dasz es in banden hänge (vgl. DWB herzbendel) oder dasz es bersten könne: Heinrich, der wagen bricht! geduld, geduld! wenns herz auch bricht, es bricht, es bricht mein herz. dasz mir nicht das herz 7) das auge bricht, stirbt, wird dunkel, schwarz schwimmt vor den augen, vgl. das homerische τὸν δὲ σκότος ὄσσε κάλυψεν, gleichsam das licht, der glanz der augen birstet und erlischt: das dir die augen werden brechen. s. d. m. 34b; meine augen wolten mir brechen. Es. 38, 14; mein brechend auge. sieh, wie er bleich wird, jetzt, jetzt tritt der tod heut frü sind im sein augen brochen. 8) der laut bricht: I bricht in E, U in O; die stimme bricht, erstickt, erstirbt: bleibt erstarrt stehn, dann mit brechendem laut 'allgerechter'! 199b; das wort brach ihr im munde; ihre stimme brach; als Wilhelm seine blutigen kleider ansah, fragte er mit gebrochener stimme, wo er sich befinde. 19, 39; mit gebrochener stimme. kl. leute 17; er sagte mit der sanftesten, vom heftigstem mitleid brechenden stimme. J. P. uns. loge 1, 76; wenn dem menschen alle sinnen brechen (vergehen). holzschnitte 10, 197; o komm, lasse nicht den kurzen athem meiner brechenden brust versiegen. uns. loge 2, 127; da sie dann mit gebrochener zunge antwortete. Salinde 260; ich fühl ihr (der wunde) rastlos immer tiefres nagen, brach ein leben bei den heitern Griechen, 9) die knie brechen mir, ich sinke nieder, gr. γούνατα λέλυνται, genua solvuntur: matt wie sie war, erschöpfte diese müh 10) der mage bricht, platzt: nur das kopfstück (des störs) blieb ihm nach, 11) der frosch bricht, platzt: dasz sie seit undenklichen zeiten von vater zu sohn echt gebrochne frösche sein. 20, 247. 12) brechen, sich einen bruch (herniam) zuziehen? ich finde nur das part. gebrochen, herniosus: der höckericht ist, oder ein fell auf dem auge hat, oder scheel ist oder grindicht oder schebicht, oder der gebrochen ist. 3 Mos. 21, 20; er sei hoffrot, einäugig, gebrochen Esop 96b; mannlose, gebrochene, unnütze augengrewel. Garg. 273a, wo es vielleicht etwas anderes bedeutet. vom pferd: wann ein pferd gebrochen ist (überschrift, bruch unter dem sattel). 425. [Bd. 2, Sp. 344] 13) brechen, corrumpi: Vlasca ist mehr keine jungfer, träget gleichwol einen kranz. 14) brechen, delinquere, verbrechen: so dick gebrochen, so dick gegolten. weisth. 3, 9. 15) brechen, vomere, evomere, speien, kotzen. vocab. 1482 e 3a; der kranke bricht; ich musz brechen; das ist zum brechen; wenn ich ihn muste schauen, 16) brechen, frendere, knirschen. 80a, ein brech füren. 75c, vgl. DWB brech n. gleichsam dentibus collidere, mit den zähnen brechen. weidmännisch, die schweine brechen, wühlen nach dem frasz; das schwein hat gebrochen, aufgewühlt. 61; die rebhüner brechen, wühlen, scharren im schnee. hierher fügt vielleicht das gangbare beiszen und brechen, was sich nicht wol vom brechen des brots verstehn läszt, weil auch das brot gebissen wird, also kein gegensatz zwischen brechen und beiszen entspränge: das sie weder zu brechen noch zu beiszen hett gehabt. tischr. 308b; und hast mein wenig gedacht, ob ich zu beiszen oder zu brechen, zu essen oder zu trinken het. sch. und ernst cap. 247 (1522, 205); leiden daneben den bittern hunger, haben weder zu beiszen noch zu brechen. mil. disc. 116; das sie nit hatten zbiszen zbrechen. 17) brechen = speer oder lanze brechen: mit reiten, stechen und brechen auf dem land grosz lob hett. Bocc. 1, 255b. 18) mit einem brechen, discordare: wir haben gebrochen, mit einander gebrochen; ich breche mit ihm; brich doch mit diesem lump sogleich, von zeit zu zeit seh ich den alten gern 19) brechen, rumpi, abstract gebraucht: die zahl bricht, gebrochene zahlen; beginnet die freundschaft zwischen ihnen zu brechen. Patm. 314; es bricht ihr anschlag. 468; das glück bricht; glück und glas, wie bald bricht das!; darumb wird über dich unglück komen, das du nicht weiszest, wenn es daher bricht (einbricht). Es. 47, 11; es blüht, dorrt, scheint und bricht. ei lieber, sage was? einmal nur ist mai im jahr, immer lacht das glücke nicht. h. du liesest? St. acten. h. von raub und mord. da bricht uns die geduld! 47, 85. 20) brechen von wetter und wolke, sich aufklären: das wetter bricht. wer es aber bricht, das kan die vernunft nicht sagen, aber David sagt, gott breche es. 5, 469b; indem so war das wetter brechen, 21) brechen vom tag, von der morgenröthe, illucescere, wie es sp. heiszt el alva rompe, ya quiebran los albores, altfranz. l'aube creva, prov. can lalba fo crevada (vgl. mythol. 708), weil dem sonnenaufgang ein zittern und erschüttern der luft vorausgeht (vgl. das brechen der lichtstrahlen): als nun der ander tag mit frolichem gesang der edeln vögel an den himmel brach. Galmy 87; sobald der tag an himmel brach. der a. m. im Tockenb. 117. aus diesem brechen an den himmel [Bd. 2, Sp. 345] verständigt sich das gleichbedeutende anbrechen (1, 299), wofür es sonst auch heiszt her oder daher brechen: e morn der tag her brichet, der schwüle tag vergeht, der abend bricht herein. 22) brechen in etwas, irrumpere: brach man in die stad. Jer. 39, 2; wenn ein hausvater wüste, welche stunde der dieb komen wolte, so würde er ja wachen und nicht in sein haus brechen lassen. Matth. 24, 43; so ein dieb jemands bei tag oder nacht in sein behausung bricht oder steigt. HGO. 159; tapfer in die feinde brechen; Leigamar in daʒ hûs brach, der ein jungfraw darf schwechen, der kirchenräuberische mord als das all mit machtgebärde wohin mein auge spähend brach. 47, 50; o, wenn ein götterstrahl in deine seele bricht. 23) brechen durch, perrumpere, pervadere: durch den nebel bricht sein liecht. Hiob 37, 11; und am abend brach ich mit der hand durch die wand. Ez. 12, 7; ich der herr dein gott, brich durch das meer. Jer. 1, 104b; der edlen lobes voll ihr same sei nichts minder der bär nicht faul, bricht brummend durch die hecken. Luna bricht durch busch und eichen. und wie das meer durch eure dämme bricht. 8, 299; wo selbst das liebe himmelslicht wild auf ungebahnten wegen o dasz die hofnung erst, die kaum durch nebel bricht, 24) brechen aus, erumpere: bricht schnell aus der versammlung. herr, züchtige mich nicht, ein strom, der aus der erde bricht. und was aus frischer quelle bricht, aus seinen augen brechen thränen. 25) brechen von: ein weinen von ir ougen brach. krone 11345; der hagel von dem walde brach. 16127; [Bd. 2, Sp. 346] so wir sein (gottes) bleiben und mit dem glauben anhangende ewig nit von im brechen. chron. 247b; so falle meine schulder von der achseln und mein arm breche von der rören. Hiob 31, 22. 26) los brechen: der hund ist los gebrochen; das feuer brach um mitternacht los. an Gleim 1, 98. 27) bergmännisch heiszt brechen effodi, excidi, praet. hat gebrochen: hier brechen steine; hier bricht reiches silber, aber kein gold; hier brach sonst reines silbererz; das im stamm Aser eisen und kupfer bergwerk gewesen und gebrochen habe. 2a; so werde auch da viel eisenstein und kupfererz brechen. das.; darin vil und guter eisenstein brechen. 5b; glück auf! so kan ich jetzt mehr sprechen gruben nachzuspüren, 28) der wein bricht, schlägt um, steht ab, wird trübe: ich hab in meinem keller kein seigern brochen wein. Garg. 89b; das bier bricht, schlägt um; der essich hat gebrochen, umgeschlagen, böhm. ocet se zwrhl. 490 erklärt gebrochner wein, gewässerter, vinum dilutum, als gegensatz von merum. das scheint aber unrichtig. gebrochene federn scheinen ebenfalls umgeschlagene, verworrene: die vogeltrager, welche sie (die raubvögel) in unser land zu uns bringen, fahen sie gemeinlich mit vogelleim. daher kompts auch, dasz sie so gebrochene federn haben. weidwerkbuch 2, 26. vgl. brandicht federn sp. 298.29) brechen mit dem dat. der person bedeutet was sonst gebrechen, deficere, aufhören, fehlen, ganz wie bresten, bersten in die vorstellung gebresten, mangeln übergeht, weil das gebrochne seiner ganzheit verlustig und mangelhaft wird. Bocc. 1, 247a liest die ausg. von 1580: da er etlich stund das dolle getränke (den twaitrank) verdäwet hette, wider zu im selbst kame und umb mettenzeit erwachet und ihm der schlaf vergieng. der alte Ulmer druck aber: im der schlaf brach = defecit, aufhörte, vgl. II, 6. so ists gewis, das es im am glauben brochen hat. 3, 293b; der stich ist ihm gebrochen, le coup a manqué; es bricht (fehlt) mir nichts. ei liebe nachtbewrin, was hat im brochen? III. 3, 83a; dann das ros kan nit sagen, was ihme bricht. 56. ebenso daran brechen, ermangeln: nach eren sol sein der lieb kraft, II. transitiv, mit beigesetztem acc., frangere, rumpere, corrumpere. unsere sprache, während sie in andern fällen intransitivbedeutung durch starke, transitive durch schwache ausdrückt, und dem rinnan ligan nisan ein rannjan lagjan nasjan gegenüber stellt; pflegt oft auch dem starken verbum, wie hier dem brikan beide vorstellungen, intransitive und transitive, zu verleihen. brechen kann überall, wo es rumpi, frangi bedeutet, auch ein transitives rumpere, frangere werden; nicht aber läszt sich umgekehrt von dem transitiven gebrauch auf den intransitiven zurück schlieszen, z. b. aus die stadt, den weg, den brief brechen folgt kein die stadt, der weg, der brief bricht = wird gebrochen. den intransitiven brechen ist also eine engere schranke gesetzt, unmöglich können alle transitiven bedeutungen hier verzeichnet werden. 1) das herz brechen: dein abschied bricht mir mein herz in tausent stücke. de fide meretr. p. 85; weil sich mein herz meiner sünden nicht entbrechen kann, so wil ich es nun für sie brechen. ein zerbrochenes herze wirst du, o gott, nicht verachten. Patm. 505; mein stolz hat ihm das herz gebrochen. 10, 300; das würde mir das herz brechen. 1, 132. 2) das auge: wenn ihm nun Atropos die matten augen bricht [Bd. 2, Sp. 347] derselbe tag, der deine augen bricht. pers. rosenth. 5, 17; und einen becher nach dem andern leeret, 3) den kopf brechen, sich den k. br. durch nachsinnen. pers. rosenthal am ende; es bricht mir den kopf hart. garteng. 87b; da kann man hals und bein, arme und beine, finger brechen; das ich wil enzwei brechen deinen arm. 1 Sam. 2, 31; fiel er zurück und brach seinen hals enzwei. 4, 18; brachen dem ersten die beine. Joh. 19, 32; und fällt und bricht sogleich das bein. die ungestalten seh ich an von faulkeit han ich groszen schaden, wie sinnlich demonstriert die lehre, 4) die mutter brechen (biblisch): so soltu aussondern dem herrn alles was die mutter bricht (vulg. quod aperit vulvam). 2 Mos. 13, 12. 15; alles was seine mutter am ersten bricht, ist mein. 34, 19; allerlei menlin, das zum ersten die mutter bricht (goth. uslukands qiþu). Luc. 2, 23; es ist geraume zeit, neulich war die erde braut, 5) mund, wort, sprache brechen: dieser mund, ist er der meine, und dasz er nur gebrochen 6) den schlaf brechen, interrumpere, intercipere somnum: daʒ ir durch den willen mîn Atalanta brach iren lauf, [Bd. 2, Sp. 348] 7) steine, erz brechen, caedere, effodere; den acker brechen, proscindere, vgl. DWB brache: acker, soll er tragen frucht, musz gebrochen werden vor. 8) blumen, laub, zweige, früchte, kirschen, nüsse brechen; steig auf den baum und brich mir den höchsten apfel; mein freund ist hinab gegangen, das er rosen breche. hohelied 6, 1; als ich erdper brach. wir aber brechen mit der reinen hand 9) töpfe brechen: brich den hafen. spielverz. 252; brich die krüg, so brich ich töpf. 495; umb drei grosch hast mir hefen brochen. du brichst hefen, so brech ich krüeg. III. 3, 8; der eine bruder brach töpfe, der andere krüge. verderbliche wirtschaft. 49, 57.10) flachs brechen, zum erstenmal abstoszen, sonst auch DWB rollen genannt, vgl. DWB breche f. 1; mit brechen, hechlen hanf und flachs. wie ein vogel, der den faden bricht ein allerliebstes frühlingsgelände 11) briefe brechen, erbrechen: denn es ist mir ja mein eigen handschrift wider zukomen gebrochen und gelesen. 3, 423; abwesens M. Philippi hab ich ewer schrift müssen brechen. br. 5, 27; ich breche die briefe selbst. syll. loc. 6b; weil seine widerwertigen seine briefe aufgefangen und gebrochen hetten. 5, 248. heute heiszt einen brief brechen eher falten, wie ein papier, einen bogen brechen, complicare. 12) man sagte sonst den maulwurf brechen, ihn auf dem feld aus seinen haufen ziehen und tödten: und sol man am s. Georien obent ungebotten uf die selb matte gon, den mulwerfen zerbrechen und wer einen alten bricht, der ist dem meiger zwen schillinge verfallen. weisth. 1, 697. 13) der fisch wurde an tafel gebrochen, nicht geschnitten: zerschneid das fleisch und brich die fisch. 14) das brot brechen: brich dem hungerigen dein brot. Es. 58, 7; und nam die funf brot und die zween fische, danket und brachs und gab die brot den jüngern. Matth. 14, 19; da sie aber aszen, nam Jesus das brot, danket und brachs und gabs den jüngern. 26, 26; und er nam die funf brot und zween fisch und sahe auf gen himel und danket und brach die brot. Marc. 6, 41; da ich fünf brot brach (þan þans fimf hlaibans gabrak). 8, 19; so beweisen wir, das Christus und die apostel haben Christus leib gebrochen. 3, 84b. 15) städte und kirchen brechen, vgl. I. 22; kirchen brechen. 3, 45; die kirchen gotes bricht. die vögte wollen wir mit ihren knechten brecht das gerüste, sprengt die bogen! 547; nur in zwei fällen brichts (das volk) das gitter: 16) den stab über den verurtheilten brechen; speere, lanzen brechen (vgl. I, 17): um einer Lais gunst sah ich gebrochne lanzen. 17) die wellen brechen = schiffen, altn. unnir knîa, fluctus terere; wer gelernet hat, die wellen des widrigen gelückes zu brechen. Patm. 456; [Bd. 2, Sp. 349] des jammers fluten, die auf dieses haus gestürmt, gott der hilfe, hab erbarmen, 18) du die speis wider von dir brachst. sch. und ernst cap. 433; der kranke kann nichts bei sich behalten, bricht alles von sich; die schöne frau begunte da ihre galle über mich zu brechen. pers. baumg. 7, 8. 19) geschwüre brechen, auflösen: all inwendig geschwer, die pricht er (der gebrennte wein), das sie durch den menschen gend. item alle auswendige geschwer pricht er, ist das man sich damit bestreicht und salbt. 9, 367. 368. die milch brechen heiszt aber gerinnen machen. 1, 222, gleichsam umschlagen lassen. 20) das ei, die schale brechen; die haut brechen, ritzen, gerben, mhd. baʒ denne ein swankel gerte, daʒ twerc sîn vel unsanfte brach. 401, 15. 21) brechen, drücken (no 10), abstract genommen: das er seine lieben heiligen manchfeltig bricht, straft, demütiget und martern läszt. 3, 20; ob er mich wol drückt und bricht. das.; solche leute, die zuvor wol durch die rolle gezogen, versucht und gebrochen sind und solchs wissen und bekennen müssen, das sie böse buben gewesen sind. 6, 220b. 22) das leben brechen, vitam eripere: gott thu uns dann das leben brechen. bis im der tod sein leben brach. III. 3, 3b; ich gieng der weide nach, 23) auf das nicht das gesetze Mose gebrochen werde (ei ni gatairaidau vitôþ þata Mosêzis). Joh. 7, 23; wenn iemand das gesetz Mosis bricht. Ebr. 10, 28; wie die priester im tempel den sabbath brechen; dasz noth gesetze bricht. bricht mancher sein heiligs gepot. natur, dein ewiges gesetz hab ich gebrochen. wie oft man treu und glauben bricht. Herodias, wie uns die schrift erzählt, ee si wolt sein Hiarbas braut dasz sie denn nun ihre pflicht dann ihre zunge bricht denn selber der, der jede pflicht gebrochen, (ich sah) gebrochen pflicht und schwur. er brach sîn site und sîne zuht. Iw. 3234; sît er die scham gebrochen hât. Karl 78b. 24) folge nicht deinen bösen lüsten, sondern brich deinen willen. Sir. 18, 30; dem ritter seinen hochmut brechen. Galmy 130; das bricht mir mein gemüt und schlägt mein herze nieder, gebrochen ist in langer kerkerschmach da war es zeit, den stolzen willen dir [Bd. 2, Sp. 350] ein starrsinn, wie man ihn bei knaben den trotz, den güte reizt, bricht endlich sclaverei. 2, 27; in dem wir uns bemüht, o eine feine kunst! 25) noth bricht eisen; kauf bricht miethe; deine ketten sind gebrochen; den zauber brechen; zu den mächtigen naturen, die durch die gewalt ihres genies oder ihrer leidenschaft grosze hindernisse brechen. 1080a; nur der tod bricht endlich meinen schmerz. dem der gram die seele bricht. 26) das schweigen brechen, rompre le silence: die müden glieder neigen sich zur erde brecht endlich euer schweigen! ein windhauch überschwellend bricht das schweigen. wir wollen diese berge zwingen, 27) lieber für die noch künftige geschichte der bibliothek neuen stof zu brechen, als die rechnung von den verflossenen aufzunehmen. 9, 2 (nach 7 vom bergwerk); so brech ich die gelegenheit vom zaun (nach 8). als ich wol sah, vom zaune III. reflexives sich brechen. 1) sich brechen für oder über, se efferre: der jung was frisch und wol gemut wolt euch höher brechen nicht. 282, 103; derhalb glaubt seinem rümen nicht, dergleichen wer sich dunket vil, brich selten dich herfür mit geld und glückes gaben, 2) sich brechen, se cruciare, sich den kopf zerbrechen: darob sich zwar vil hoher leute, aber s. Augustinus am meisten, gebrochen haben. 4, 5a; darüber haben sie sich wunderlich müssen brechen. 4, 11b; damit sich auch s. Augustinus selbs seer gebrochen und zumartert hat. 5, 450a. heute: sie brechen sich den kopf? es ist vergebne müh. 3) sich brechen von einem, sich losreiszen: er wolt sich von ir brechen. ring 14c, 40; von dem dich mügest brechen wol. 18b, 30. 4) sich brechen = den weg brechen: war nicht allein an füszen schnell, sich neue bahnen brechen 5) sich brechen, se frangere, mutari, sich wenden: das wetter bricht sich, tempestas mutatur; die kälte, hitze bricht sich, mitigatur; das fieber, die krankheit hat sich gebrochen. 6) sich brechen, frangi, infringi: die welle bricht sich am felsen; [Bd. 2, Sp. 351] es bricht sich die welle mit macht, mit macht. es bricht die macht wenn sich im sturm an unsers Harzes klippen ein brüllendes geschrei, das von den lippen fliegt, 7) sich brechen, vomere, sich übergeben: ich brach mich vor ekel. IV. die wurzel brechen steht in deutlicher berührung mit andern. besonders merkwürdig ist der verhalt zwischen brikan und einem, aus altn. briota zu folgernden briutan, das gleichfalls rumpere bedeutet und ahd. prioʒan lautete (1, 1527), wovon proʒʒo, die ausbrechende knospe herstammt. die Schweden besitzen bräcka und bryta nebeneinander, die Dänen bräkke und bryde. aus briota flieszt brot fractura, brot culpa; braut via fracta, strata. im latein steht neben frangere fregi gerade so fraus dolus, culpa und fraudare. brechen, im sinn von gebrechen, mangeln reicht nahe an bresten und bersten, zerbrechen, welchem wieder lat. frustum zur seite tritt; an bresten reiht 580 das franz. briser, prov. brisar. weil aber licht und schall brechen, weil bracht, brahtm und bearhtm zusammen rinnen, musz auch brehen leuchten, glänzen und berht, bairhts leuchtend mit brikan verwandt sein, vielleicht altn. bregda brâ mutare, bragd nitor, odor und brangen läge unfern von frangere. frendere sahen wir mit einer bedeutung von brechen stimmen, es rührt zugleich an fremere und altn. brim aestus, mare, wol auch an frons frondis. dies wenige genüge hier. vgl. zu brechen abbrechen, anbrechen, aufbrechen, ausbrechen, durchbrechen, einbrechen, erbrechen, umbrechen, vorbrechen. ![]() ![]() ![]() ![]() wann ich doch eins ie melden sol, die betler, die krank, brechenhaft und elend. ![]() ![]() ob ieman prechenhaftig sei an seim leib. fastn. sp. 696, 9; er ist ein brechenhaftig man.
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