Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
gleichartig bis gleichbaldig (Bd. 7, Sp. 8021 bis 8025) | ||||
| ![]() ![]() 1) vor allem 'ähnlich, verwandt', auch 'zusammenstimmend', wie gleich I A, an dessen stelle es häufig treten könnte, auf aussehen, gesinnung, verhalten, äuszere oder innere beschaffenheit bezogen. a) prädikativ: (weil) aus liebe der gleichheiten, so wol der zug dessen, was gleichartig ist, als die abtreibung der widrigkeiten, herrühret d. eröffnete lusthaus (1676) 99. das zweite glied der vergleichung meist im dativ: sie (die kaiserl. würde) hat etwas für diese zeit unentbehrliches, heiliges. offenbar ist sie dem papstthum gleichartig s. w. (1867) 1, 37; die nacht blieb nüchtern oder doch gewöhnlichen reinen nächten der steppe gleichartig volk ohne raum (1926) 1, 416. in der bedeutung 'gemäsz': das reineste (der speise), und was der natur des menschen gleichartig (homogeneum) ist, bleibet: was aber von derselben entfremdet und undienlich (heterogeneum), das schaffet die natur ... widerm von sich Pathmos (1677) 411; wenn diese parabeln (Andreäs) unsrer zeit sehr ungleichartig wären, so ists ... besser, als wenn sie ihr ganz gleichartig wären 16, 165 S. seltener in präpositionaler verbindung der vergleichsglieder: alles was mit meiner natur noch gleichartig ist, was in sie aszimilirt werden kann, beneide ich, strebs an, mache mirs zu eigen ders. 5, 510. b) attributiv: die harmonie überhaupt ist eine zusammenstimmung gleichartiger dinge einl. in d. schön. wiss. (1758) 4, 116; [Bd. 7, Sp. 8022] verbinde durch dieses gewind ein paar gleichartiger stiere, c) häufig substantiviert: sie sprachen von einem ... naturgesetz, dasz sich alles gleichartige vereine und das entgegengesetzte scheide 16, 555 S.; denn nur das gleichartige hält auf die dauer zusammen schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 2, 23; freilich lebt das nur fort in dir, was dein sinn befähigt ist aufzunehmen, insofern es gleichartiges mit dir hat d. Günderode (1840) 1, 8; letztere (die vornehmen klassen in Frankreich) ergreifen in ihrem interesse ohne anstrengung nur das ihnen gleichartige 1, 193 Boxb. von dem rangbegriff gleich I B mitbestimmt: wenn hinter einem werke, wie die lebensbeschreibung Cellinis, eine nachschrift den leser anziehen sollte, so müszte sie etwas gleichartiges leisten I 44, 301 W.; (das mittelalter) wo der gedanke der ungleichheit das ganze leben erfüllt, so dasz selbst das von natur gleichartige überall noch ein buntes kleid abweichender rechte und pflichten erhält dt. gesch. u. dt. charakter (1926) 149. d) oft mit ausdrücklicher bestimmung des ähnlichkeitsgrades, meist durch ein adverb: sonderbar ist das gepränge bei der vermählung eines negers auf der goldküste mit einem unmannbaren mädchen und dem beispiele von kaiser Friedrich III. ziemlich gleichartig über d. probenächte d. teutschen bauernmädchen (1780) 71; er ist insofern mehr den Merowingern gleichartig, die von Carls vorfahren gestürzt waren, als diesem selbst s. w. (1867) 14, 16; die ... glieder ... ob sie gleich gantz einförmig und gleichartig sein pseudodoxia (1680) 595; in völlig gleichartiger struktur nördl. Kalkalpen (1874) 603. ungewöhnlich: das gleichartigst scheinende wurde sich im moment entfremdet ges. w. (1872) 10, 41. 2) in engerem und präziserem sinne: das, was zu einundderselben art, gattung, ordnung oder spezies gehört, entsprechend gleich III B und, in der rückbeziehung auf vorhergenanntes, wie gleich III D: denn es mag vielleicht eine hasel-staude oder sonst ein andres metall-süchtiges gewächs in der nähe gestanden seyn, und das geld durch sein gleich-artiges verlangen nach sich gezuckt haben lufftkreis (1680) 887; die jagdlust der civilisirten völker beruht vielleicht zum theil auf gleichartigen gefühlen (wie bei den Indianern) erz. schr. (1861) 20, 43; da in solchen alliterationen nur gleichartige redetheile, nicht ungleichartige, gebunden werden dtsche rechtsalterth. (1899) 1, 8; es sind mehrere, wesentlich von einander verschiedene arten von zellen (im holz) zu unterscheiden ... die gleichartigen zellen kommen in gröszeren ... gruppen vor techn. wb. (1876) 4, 359. in der mathematischen fachsprache (s. auch gleichbenannt, gleichnamig 2): 'gleichartig (homogen) ist, was durch dieselbe einheit gemessen wird oder gemessen werden kann. alle linien sind gleichartige gröszen, so auch alle flächen unter sich, alle körper, desgleichen zeiten, beschleunigende kräfte, gewichte' mathem. wb. (1803) 2, 359; techn. wb. (1876) 6, 45. gelegentlich adverbial, 'auf gleiche weise', s. gleich III C 2: der schädel (der wirbeltiere) ... besteht überall aus den ... gleichartig verbundenen knochenstücken tierleben 1, 3 P.-L. 3) auf die teile eines in sich geschlossenen ganzen oder eines in sich gleichförmigen ablaufs bezogen, zu gleich III E 1 und 3. [Bd. 7, Sp. 8023] a) allgemein: und das ganze gefühl in ein einziges gleichartiges und starkes vergnügen zu verwandeln verm. krit. u. satyr. schr. (1758) 229; der charakter und der ton derselben (der alexandrinischen poesie) ist gleichartig und regelmäszig s. w. (1846) 4, 20; leider war ... der stil (des gebäudes) nicht ganz gleichartig ges. schr. (1852) 5, 173; nach und nach milderte sich das gewitter, der sturm war nur mehr ein gleichartiger wind s. w. (1904) 5, 1, 81; ist das steigen ... durch polgase (veranlaszt), so hat das kupfer einen mehr gleichartigen porösen bruch und anderen glanz wie bei schwefliger säure chemie (1893) 4, 1931. namentlich: jede grösze, wenn ich mir sie in gleichartige theile zerlegt, vorstelle briefe d. neueste litt. betreffend (1764) 17, 83; mein beruf ist zusammenfügen, verbinden, ungleichartige theile in ein ganzes zu vereinigen; des kritikers beruf ist, aufzulösen, trennen, das gleichartigste ganze in theile zu zerlegen gespräche 8, 264 W. v. Biedermann. von dem maszbegriff gleich II mitbestimmt: aber die nothwendigkeit, die groszen theile des stückes auch in dem äuszern umfange einander gleichartig zu bilden ges. w. (1887) 14, 172; die materialien in einer gleichartigen vollständigkeit zu sammeln s. w. (1867) 39, anh. 26. b) speziell als naturwissenschaftlicher terminus, 'homogen', zur bezeichnung einfacher, nicht zusammengesetzter körper: 'die gesteine sind entweder einfache, gleichartige, d. h. von solcher beschaffenheit, dasz man bey ihnen weder mit dem bewaffneten auge, noch durch anwendung mechanischer oder chemischer trennungsmittel eine zusammensetzung aus verschiedenen mineralkörpern nachweisen kann, oder sie sind gemengte, zusammengesetzte, ungleichartige allg. naturgesch. (1833) 1, 476; sage ich gleichartig, so heiszt das immer noch zusammengesetzt, —und sag ich weisz, so kann es fürwahr nichts anders heiszen als schmutzig (ironisch) II 2, 107 W. anders, vom gesichtspunkt der quantität aus und auf die dichtigkeit eines körpers bezogen: 'man saget ein körper sei gleichartig (homogeneus), wenn in allen gleichen theilen seiner grösze gleich viel körperstoff enthalten ist. hingegen ist der körper ungleichartig (heterogeneus), wenn in gleichen theilen seiner grösze hier mehr, und dort weniger stoff enthalten ist' gröszenlehre (1799) 1, 113. ![]() ![]() 1) 'ähnlichkeit, verwandtschaft', auch 'übereinstimmung, harmonie' zu gleich I A wie gleichartig 1: welten, die keine gleichartigkeit, noch correspondentz mit einander hätten, aus einerlei materi zuformiren d. eröffnete lusthaus (1676) 77 (s. u. gleichartung 2); die deutsche mythologie (hat) innere gleichartigkeit mit der griechischen oder römischen kl. schr. (1864) 8, 170; innerhalb des offizierkorps störte dies (das politisieren) die gleichartigkeit und kameradschaft br. u. aufzeichn. (1938) 266. pluralisch: schönheit ist sanft einleuchtende übereinstimmung mannigfaltiger gleichartigkeiten ausgew. schr. (1841) 1, 169. mit abhängigem genetiv, um den vergleichspunkt zu bestimmen: und diesem (ebenmasz der gestalt) gesellt sich ... eine durchgängige gleichartigkeit des wuchses völkerkde (1885) 2, 372. mit der angabe des gleichheitsgrades verbunden: die auszerordentliche gleichartigkeit meiner lage mit derjenigen Alexanders vorstadtgesch. (1880) 115. gelegentlich gegen schwächer empfundenes ähnlichkeit ausdrücklich abgesetzt: im nachzeichnen erstaunte ich über die ähnlichkeit, oder vielmehr die gleichartigkeit dieses gesichts mit dem Blatterschen physiogn. fragm. (1775) 1, 264. 2) zur bezeichnung dessen, was derselben art und ordnung zugehört, mit relativ höherem gleichheitsgehalt als 1, s. gleichartig 2: vor aller erfahrung weisz die vernunft von gattungen, arten und geschlechtern gleich wenig, und kann sich über gleichartigkeit, varietät und affinität keine gesetze geben 21, 248 S.; patronat und pfarre könnten eben nur bei gleichartigkeit der interessen [Bd. 7, Sp. 8024] mit und neben einander bestehen vor d. sturm (1905) 609; die gleichartigkeit der beiden gebäude (in Jütland und Schlesien) über eine so grosze entfernung hinweg kann nur durch die zugehörigkeit der erbauer zum gleichen volk erklärt werden haus u. hof d. Germanen (1937) 116. mathematisch: im falle der gleichartigkeit der gröszen bei verschiedenen quantitäten derselben ist die eine grösze entweder gröszer oder kleiner als die andere illustr. baulex. (1882) 2, 468. 3) von dem, was in seinem ablauf oder in seiner zusammensetzung gleich ist, wie gleichartig 3: idee der gleichartigkeit in der succession erdkde (1822) 1, 34; eine regelmäszige gleichartigkeit des styls s. w. (1846) 4, 8; auf diese (verwaltung der mittleren länder Preuszens) ... war das militärisch-administrative system gegründet, das dem ganzen einheit und gleichartigkeit verlieh s. w. (1867) 26, 495. mit dem nebensinn des einförmigen, gleichförmigen: gerade die gleichartigkeit unserer heutigen bildung entwickelt vorzugsweise nur conversationsschauspieler ges. schr. (1875) 16, 221. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 7, Sp. 8025] anzufallen, so bald ich auffgestanden neukl. harpfe (1719) 609; vgl. 488; schon hätt ich lust gleichbalden ![]() ![]()
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