Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
zuführerin bis zugang (Bd. 32, Sp. 376 bis 394) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() 1) zu zuführen 1: umb der ehrlichen weyse und gepreng willen, so man in zufürung der breute und beylager zu gebrauchen pfleget 2, 25 Lösche; der die auffgerichtete alliance nicht nur mit zuführung seiner armée, sondern auch mit dar- und zusetzung seines königlichen blutes ... gehalten schwed. krieg 1, 468. 2) wie zufuhr 1: damit ... solche zfürung und gewerb erhalten und gefürdert werden, so soll in solcher auszlendischer woll .. ain freyerkauff zgelassen sein baier. landesordnung (1753) 71a; weil sich nun der printz von Uranien .. understundt seines feindts läger auszzuhüngern, .. ihnen alle zufürung zu versperren niderl. krieg 283a. zuführung von baustoffen u. dgl.; zuführung von gasen, dämpfen, rauch, rusz, wärme, geräusch (zu einem grundstück, immissio imponderabilium) bgb. § 906. 3) in neuerer zeit besonders technisch und naturwissenschaftlich: durch zuführung eines maszes kochenden wassers durch mehrere röhren IV 26, 296; zuführung des wassers (wiesenbau), frischer wetter (bergbau), von erhitzter luft, von unterwind (hüttenbetrieb). hierfür auch viele zusammensetzungen: zuführungsgeschwindigkeit, -richtung, zuführungsbrett, -draht, -hahn, -kasten, -rohr, -scheibe, -zeug, sowie mit den bei zufuhr 4 und zuführen 6 angeführten wörtern. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() er hete an krefte alsolhen zuc, ir tuot der freude alsolhen zuc 533, 2; [Bd. 32, Sp. 377] im nhd. besonders seit beginn des 18. jh. hat zug seine bedeutungen neu und mannigfach entwickelt, wie das fehlen mancher heute geläufigen verwendungen noch bei 2630 zeigt. sie sind in der schriftmäszigen sprache ausgebildet u. von den maa. nur vereinzelt übernommen. neben eigenen antrieben ist dabei die einwirkung allgemein abendländischer erscheinungen, bes. im fr., nicht zu verkennen. s. u. bei 11. wenn der auslaut als verschluszlaut gesprochen wird, kann zug sich mit zuck berühren, vgl. sp. 281, 6: ein zug, ein kleiner augenblick wolan das newe jahr, in welchem unsre frewd I. zug bezeichnet die thätigkeit und den vorgang des ziehens, wobei neben dem fortschaffen einer last die angespannte wirkung in einer bestimmten richtung zum ausdruck kommt: wann man dann fort will, so werden ermeldte ancker vermittels eines starcken zugs ... wider auff in das schiff gezogen wahrh. reisebeschr. (1658) 110; he brack sik losz mit twen togen Reineke vos v. 6351 Prien; thten so starck die rhder zucken, in sichrem gleichgewicht gehalten (das pferd) er ruht nun auch am sieb'nten tag und er lehrt die kunst der zange A. dabei treten die einzelnen theilvorstellungen in den vordergrund. 1) die beförderung einer last durch lebendige vorgespannte kraft, im gegensatz zum schieben, besonders von zugthieren: gte und gschickte zierosz, die gt im zug sind 1350a; darzu sind xxx ochsen geordnet, die man abwechselt, das allewege zwei par am zuge gehen eigentl. beschreib. (1557) 163a; florileg. 2, 936; das ist ein guter zug für ein junges kalb prov. fr.-allem. (1679) 11; der zug des arbeitsviehes gehet nemlich von dem punkte, womit sie ziehen, niederwärts zu dem punkte, wo der schwengel am vorgestell befestiget ist ackergeräthe 1, 4. ein zug ist dann auch ein gespann: scindere rura bubus ... mit dem pflg oder zug bauwen 1170b; den wagen für den zug spannen sprichw. (1541) 1, 2a; ein zug ochsen 2630; 2, 1452a; 1, 240. dazu rinderzug 163b. ein zug pferde ist meist ein gespann von einer farbe 4, 721b; Guelfo, gebt mir den zug apfelschimmel zum erbtheil 1, 27. als zähleinheit: nicht weniger als 30 züge vieh, durch welche das getreide ausgetreten wurde erdk. 16, 67. mundartlich e halbe zug für ein zugthier Basler ma. 328b. hierzu gehören [Bd. 32, Sp. 378] viele zusammensetzungen: zugrind, -ochse, -bulle, -stier, -pferd, -rosz, -stute, -kameel; zugfähig, -fest, -tauglich, zuggespann, -joch, -fahrzeug. so auch gelegentlich von menschen: drei züg tröscher haben in 13 wochen ... auf iren thail bekommen 15 muth 16 metzen geschichtbücher der wiedertäufer in Österreich-Ungarn (zeugnis von 1641) 464 Beck. vgl. u. II A 2 d. 2) die art der wirkung im gegensatz zu druck und stosz: vom schöpfer kam der trieb, der den planet belebt, 3) die wirkung in einer besonderen richtung: die kugel nam den zug nit an, 4) die besondere bewegungsart des ziehens, wobei der gezogene gegenstand der hand folgt. a) von saiteninstrumenten, wie schon mhd.: zeuch erstmal die öberste seyt so hoch der spielmann sagt: 's ist genug, b) von anderem, besonders schneidendem werkzeug: dise (kisten) machet der meister in dem schlemgraben rein, so er mit bäsen ihr obertheil sanfft kehrt, nicht mit gleichen zügen, sonder jetzmahlen stracks, darnach in die quär Agricolas bergwerkb. (1621) 257; darumb so ist die gewisser und nützer schnidung, die .., mit dem zug des messers und nit mit dem straich volbracht wierdt Columella 1, 270; zug mit dem schärmesser 2, 1452a; so bald der schnitter hat nur einen zug gethan c) von der scheinbar ziehenden bewegung werden die wehen züge genannt: sind sie schwanger und gehen die züge heran, so werden sie auch bösz auff die männer J. breutigams ehrenkranz (1606) 161. auch von anderen schmerzen wie ziehen und reiszen: meine augen sind leidlich, der zug aber in den schenkeln und seiten fatal IV 3, 143 W. überhaupt für 'anfall', siehe zschr. f. d. altert. 53, 154: er .. war ein fleisziger stiller arbeiter, bekam aber alle monat seinen zug; dann trank er drei tage mein braunes buch 106. ausschlag im gesicht heiszt zug und flug oder aufzug 860a. 5) es bleibt, bes. in älterer zeit, nur der begriff des einzelnen vorganges, während das ziehen aus der vorstellung schwindet. so kommt die bedeutung streich, kunstgriff heraus: er sprach: vrouwe, sitzet nider [Bd. 32, Sp. 379] B. diese bedeutungen haben sich in besonderen verwendungsbereichen eigenthümlich entfaltet. 1) in der musik, vgl. DWB A 4 a: tirata [ital.], tirade [gall.] s. f. bedeutet einen zug oder strich, u. überhaupt eine reihe vieler noten von einerley geltung music. lex. (1732) 609; eine nachtigal ... welche bald den grund langsam mit stetem zuge, bald die höhe mit geschwind- und gedrehetem gelispel ... berührte rosenm. (1651) 4; den .. chorus .., der dem .. Philoktet sein ... ruhelied, in sanften, langsamen zügen singet 3, 17 S.; sie (die töne des kontrabasses) sind ... von einem ansprechenden feinen zug, dem man das kräftige wohl anmerkt ästhet. 34, 1036. 2) vom ziehen des netzes beim fischfang und vogelstellen, schon mhd.: captura zuc n. gl. 74b; bolus ein anwurff oder zug mit dem garn (oder ein fang 640a) 158b; werffet eure netze aus, das ir einen zug thut Luc. 5, 4; so nun der jäger .. will erfahren, was uber land oder am zug gefangen seie feldbau 567; ich fange auf einen zug zwey vögel 3, 194; einen zug sollt' er thun, wie er keinen gethan [Bd. 32, Sp. 380] wie wol jung und alt grosz mitleiden mit ir hatten 1, 148 Bolte. 3) davon oft auf das ziehen bei der lotterie und den gewinn beim spiel übertragen: Calvia Crispinilla, die eben einen groszen zug von vielem gelde gethan hatte Octavia 4, 133; auf'n ersten zug war er (der haupttreffer) heraus 1, 80. von erfolgreicher diebs- oder bettelfahrt rinnsteinspr. 172. dazu geltzug acquisitio pecuniae 2630. 4) vom ziehen der figuren beim brettspiel, schon mhd.: wer aber einen solchen gtten zug tht, und zeucht den rechten steyn, der gewinnet das spill t. sprichw. (1534) i 7a; ich stehe immer wie über einem schachspiele und halte keinen zug des gegners für unbedeutend 8, 224 W.; einen zug vorgeben, zurücknehmen; der zug ist an einem; ein schachspiel zug auf zug. daher in der geschäftssprache die erfüllung zug um zug, die leistung gegen empfang der leistung bgb. § 274, wie it. tratta à tratta, toccare robba per robba z. um z. handeln 2, 1452a, s. auch 8, 284a; sie sollten sich schämen, mit mir auf so genaue rechnung zu leben. zug um zug ist eine regel in der handlung, aber nicht in der freundschaft 17, 190 M.; zwischen freunden musz nicht alles zug für zug gehen IV 33, 130 W. weiterhin heiszt zug für zug einfach 'eins ums andere', 'schrittweise' gedichte (1804) 4; I 6, 65; kriegser. 220. 5) bei der peinlichen frage ist zug das anziehen auf der leiter universallex. 63, 1194 (vgl. 44, 1451), überhaupt der einzelne zugriff bei der folter 2, 484b: über dieser aussage hielt der knecht drey grausame züge und das brennen mit schwefel beständig aus Armin. 2, 122a. 6) in gemeiner anwendung auf das geschlechtliche: gemeine metz, dirn, hur, so keinen zug abschlegt meth. discendi 283. oft in den fastnachtspielen. 7) von alters wird in der weberei von zug gesprochen, durch welchen die feine wolle ausgesondert wird universallex. 63, 1196: so schal nemant kopen werk, dat anderwerff getogen is up anderen toch (1393) 4, 557b. die feine wolle ist der kammzug (Laplata-kammzug der handelsberichte), der abfall zugabrisz 5, 409. sonst kommt in der sprache der gewerbe noch vor candirte züge, vom obst durchschlagenes mark, mit zucker candirt 4, 722b. 8) im bergbau ist zug a) das abmessen der gruben, grubenzug, wenn unter der erde, tagezug, wenn am tage verrichtet math. lex. (1747) 1453; 2, 1404; 273b. dazu markscheiderzug 4, 721b; 4, 1036a. zug zulegen die ausmessung in einem verjüngten maszstabe zu papier bringen 4, 723b. die aufnahmen werden ins zugbuch eingetragen 596. zug ist auch die vermessene länge 595. b) eine anzahl von gängen, lagern, gruben, die beieinander liegen berginf. 2, 112; 594 f., vgl. die beschreibung bei bair. bergr. 239 f.: zcwene, drey, vir, funff oder vi zcechen, die uff clufften und zcugen aneinander gelegen sint sächs. bergrecht d. mittelalters 94 (bel. von 1479); war all sein geschrey und wundsch, wachs ertz wachs, ein findiger zug oder gute kux die thätens Sarepta (1679) 52. unterschieden werden ein flacher zug vom seigeren zug (in senkrechter ebene) Veith. 9) in der alten rechtssprache war zug der weg einer rechtserholung der schöffen und dann der berufung der beschwerten partei nach einem bestimmten benachbarten gericht. sie unterscheidet sich von der heutigen berufung (vgl. DWB rechtszug th. 8, 442) dadurch, dasz sie nicht vom unteren zum oberen richter ging rechtsaltert. 24, 463 ff.; universallex. (1750) 63, 1193. s. ziehen 3, 1105. es hatte z. b. Orlamünde den zug nach [Bd. 32, Sp. 381] Jena, rheingauische gerichte nach Eltville, Rüdesheim, Lorch. eine längere beschreibung eines solchen zuges schlieszt: und sol ouch da iegklicher zug ein ende han weisth. (1347) 1, 31 f. aus diesem zugrecht, vgl. d. w., ergibt sich die bedeutung 'aufschub', 'frist', auch in allgemeinem sinne: toge oder zuge oder frist inducie voc. theut. (1482) g g 2r; zug geben chr. d. st. 4, 107; züg und tag geben bad. weist. 1, 1, 273 (1480); zúg und zil geben urkundenb. d. stadt Rottweil 1, 377; ane czoge .. bezalen lehnsurk. Schlesiens 2, 590; sunder, ane toch 4, 557; aber syn unschuld erzelet er und begerte aines zugs sich ze bedenken, die selben für ze bringen, ... der zug ward im gegeben Äsop 307 lit. ver. eine andere verwendung in der rechtssprache ist auf das alemannische gebiet beschränkt: unzinszbare und freye ledige güter, die von freyen zügen härkommend 1038b; ein gut mit rechten zügen überkommen 728b (ähnl. 924a; 1181a); was von rechten zügen und gten gt hie ist, das wöl got gesegnen schimpf u. ernst 132 lit. ver. eine dritte verwendung s. bei zugrecht. 10) allgemein üblich sind anwendungen, die vom einziehen des athems ausgehen. a) vom athmen: raucus tractus ein zug mit groszem gereüsch oder getösz 1321b; gleich sich wider ins peth gelegt, und wenig züg gethan ... alsbald ... verschiden Cicero (1535) 21; ein klarer music-schall lasz mich in vollen, in durstigen zügen nembt war: Jesus, der falsche man, er fabelte gewisz in letzten zügen in des papillons gestalt b) vom trinken: 273c; ein zug wein, ein zug bier 2, 1452a, aus der kannen 2, 44 [Bd. 32, Sp. 382] Bolte; tut drauf ein trunk, ...: neun züg und beide backen voll volksl. 573; dann flosz unerschöpflich die quelle, wir schlürfen gern in vollem zug c) vom rauchen: es sahe sich possierlich zu, wenn er rauchte, denn es kam auf jeden zug eine gewaltige menge rauch heraus Leipz. avanturieur 1, 111. mit umlegung des subj.: die pfeife hat keinen zug. 11) noch mannigfacher sind die verwendungen, welche vom ziehen des stiftes oder der feder beim zeichnen und schreiben ausgegangen sind. dies gehört zumeist den beiden letzten jahrhunderten an und berührt sich vielfach mit dem franz. trait, s. 4, 1302 ff. Stieler kennt davon nur züge auf den briefen 2630. a) vom wirklichen zeichnen oder schreiben. α) es ist das ziehen des stiftes, der feder oder des pinsels: 2, 1452a; lineam ducere einen zog oder strich thun mit der farbe oder feddern (1587) 452b; nahm er die ... schreibfeder, ... und begann ... kopf und brustschild ... in langsamen zügen damit zu bestreichen 1, 76; oder einer ein quadrangel machet ausz dem freyen zug op. (1616) 2, 317; ich fing ... damit an, allerley mathematische figuren aus freyer hand ... zu entwerfen, um sie zur sicherheit im zuge zu bringen 4, 39 Schüddekopf; David und Goliath, die er (beim miniaturenmalen) so gut im zug hatte 1, 222. β) es bezeichnet die besondere form und führung der linien: auch gewint ein krume lini ... kein eck, und ob der zug gleich ablang wer unterweisung der messung (1525) e 1a; nun liset er die beschwerung, macht mit koln oder kreiden vil seltzam züg und caracter in den kreis 21, 283 G.; die gleichweitigen züge, welche fort und fort in gleicher weite von einander stehen, und niemahls zusammenkommen kriegsarbeit (1672) 1, 17; schwarze wurmförmige züge auf weiszem grunde II 5, 1, 49 W.; zirkelzug 2, 1452a. in weiterer anwendung: die rechte hand beschreibt langsam steigend in gleichmäszigem zuge einen bogen von osten nach westen v. naturvölker Zentral-Brasiliens 70; ein zug strahliger, elastischer fasern geht vom schildknorpelwinkel ... aus vom bau des menschl. körpers 5, 241. γ) es ist das geschriebene oder gezeichnete, mhd. schon gelegentlich Daniel 4637 Hübner, aber später mehr von der form u. weniger von der bedeutung der buchstaben: formae et tractus literarum die züge der buchstaben (1537) 262b; ductus lit. züg oder strich der buchstaben 524a; also mach mit solcher fassung der federn, unverruckt, alle deine züg und buchstaben schreibkunst (1601) 1, k 1b; züge auf den briefen Stieler; schwungvolle, krause, unleserliche züge; ich mache bisweilen, wenn ich recht in der arbeit bin, ganz und gar nur züge statt der buchstaben an Ebert 143 Lappenberg; aber entzifferst du hier der göttin heilige lettern, [Bd. 32, Sp. 383] so bezeichnen züge die handschrift als eigenthümlichkeit des schreibers u. ä.: es ist die hand deiner ... frau ... es sind noch die züge, worin sich dir ehedem das beste herz ausdrückte 1, 411; die züge deiner, seiner hand u. ä.; die schrift war augenscheinlich die .. eines alten mannes, wie die .. zitternden züge verriethen 3, 133; die züge der majuskeln widersprechen dem 11 ten (jh.) nicht, aber groszentheils dem 13 ten kl. schr. 5, 6. der zug ist der namenszug: als sie nun die überschrift (des schreibens) und den zug, so man pflegt darunter zu machen, lang angesehen grillenvertreiber 55; und also sei zum schlusz, was wir bisher bethätigt, δ) insbesondere wird zug von allerlei gemaltem oder geschriebenem oder ähnlichem zierat gebraucht: man schreibt kurrent, kanzley, fraktur mit zügen ges. schr. 2, 122; schreiben und zugmalen allg. d. bibl. anh. zu bd. 25—36, 1628; wie man jetzt auff die schönen und glatten venedischen gleser mit demant allerley laubwerck und schöne züge reiszet Sarepta 195b; coronis .. ein krummer zug, den man zu end einer schrift macht (1646) 225; ein ... kleid ..., worunter ein von blasz-rosenfarb und silbernen zügen und bendelwerk gestickter rock sich zeigte der redliche mann am hofe (1740) 265. zugbuchstaben sind eine art von zierbuchstaben Chomels öc.-phys. lex. 8, 954; ges. schr. 2, 126, in der druckersprache züge eine besondere art zierat, federzüge 111b. auch in der heraldik: der schilt ist ûz und ûz gespenget ε) als kunstwerk der malerei bezeichnet zug, wie frz. trait 4, 1303, die linien, die einen raum der oberfläche und ihre theile einschlieszen, wie lineament 4, 721b; diese häszlichen zierrathen stellen euch tausend ungerade und ungeheure züge und lineamente vor, die kein original in der natur haben discourse der mahlern (1721) 2, 132; ein guter mahler thut keinen zug, der nicht ein lineament von einem objecte bezeichne 3, 165. so können züge die zeichenkunst schlechthin bezeichnen: es ist .. gesagt, wie schwer es sei, .. töne in züge zu verwandeln 6, 297 S.; welche wonne, in zügen und farben dem unaussprechlichen näher zu treten! 24, 371 W. b) solche züge sind mittel der darstellung, zunächst der bildlichen: wie in einem gemähl, ein kleiner schatte, oder ein einziger zug kan machen, das solches dem ersten ganz gleich oder uneben scheine Pathmos 245; freylich sind diese züge des gemäldes manchem unsichtbar gelehrtenrepublik 157; eine solche miene, wenn sie im gemälde in bleibenden zügen festgehalten wird herzensergieszungen 89; wenn ich die köpfe eurer apostel ... zug für zug auf meine tafel übertrage 45. weiter von der darstellung durch das wort und den entsprechenden eindrücken auf das bewusztsein: Tasso beschreibet seinen Satan ... mit folgenden zügen von dem wunderbaren 35; Clavigo: das ist unartig, Carlos, und übertrieben. Carlos: nicht um einen zug 11, 97 W.; was er für den kaiser gethan hatte, stand mit glühenden zügen in sein gedächtnisz geschrieben 8, 249 G.; etwas wird mit, in groszen, starken, allgemeinen, flüchtigen, kurzen zügen dargestellt, bleibt in der seele haften. c) züge sind die ein menschliches angesicht kennzeichnenden linien, frz. trait. dies fehlt noch bei Stieler und und erscheint seit ende des 17. jh., allgemeiner im 18., zunächst im sinne des malers und des [Bd. 32, Sp. 384] physiognomen: dadurch man ... das angebohrne böse und guhte des hertzens sehen kan ..., ja aus den strichen und zügen unsers gesichtes rosenmand 39; mit ahnenden augen bemerk' ich wie wunderbar! das anschaun thut mir gnüge, sieh! deine reinen, edlen züge wissen diesz sind des groszen Reinbecks züge, diesz ist sein holdes die züge des priesters erkennt er schnell in demselben sinne spricht man auch von den zügen der hand: in dem angesicht eines menschen, in den zügen seiner hand las er dessen schicksal 1, 64; er sah auf ihr jenen feinen zug geheimen schmerzes, der sich so gerne schöner frauenhände bemächtigt, die nachts auf krankem herzen liegen 1, 35. formelhaft geworden sind auch die züge der natur. d) von da aus hat sich entwickelt zug als 'eigenthümlichkeit', 'eigenschaft', charakterzug, auch vorübergehender art, von menschen und menschlichen zuständen. auch hierin geht es mit frz. trait zusammen: zeugt nicht von seinem hasz und irthum zur genüge, [Bd. 32, Sp. 385] im anfang des 18. jh. wurde zug bei gleicher grundanschauung auf die geistige, besonders die poetische fähigkeit eingeschränkt: denn fürs erste haben sie (die cavaliere) von denen frantzösischen scribenten den artigen zug, welchen man in briefen halten musz, schon gelernet anweisung zu teutschen briefen (1709) 311; und ob uns die natur mit einem pfund versehn, e) indem dabei sich der nachdruck auf das einzelne legt, sind züge die einzelnen handlungen, die einen charakter oder zustand kennzeichnen, und solche einzelheiten, die davon berichtet werden: er nahm sie (2000 scudi u. eine kostbare perle) mit der rechten und gab mit der linken das zeichen zur hinrichtung des cardinals. dieser zug machte Fausten .. wahnsinnig w. 3, 247; er erzählte verschiedene lächerliche züge von der gesellschaft 22, 59 W.; nach diesem ersten ... haben wir charakteristische skizzen, einzelne biographische züge ... mitgetheilt II, 3, 11 W.; es fehlte nicht an zügen ehrloser unterwürfigkeit d. gesch. 1, 251. besonders gern bezogen auf literarische darstellungen. da sind es entweder stoffliche einzelheiten oder eigenthümliche darstellungsweisen: den stof dazu (zu dem trauerspiel) wird man hier eben so wenig ... in einer oder der andern geschichte finden, die züge dazu in jeder neues theater 1, 107; hier muszte ich an sich gute züge den gränzen der bühne ... aufopfern br. 1, 42; ein ganz der natur abgelauschter zug J. Grimm Reinhart Fuchs VIII; treffende, beiszende, komische züge. C. auf gegenstände übertragen bezeichnet zug 1) allerlei vorrichtungen, die zum ziehen dienen oder an denen gezogen wird. vorrichtungen um lasten zu heben wie hebezeug: hebzug, winde 217b; (1540) bb 2b; 196; 254; zug rollscheib girella, zug mit viel röllein (1618) 1, 284b; ein zug, kranich 2, 136b; das holtz mit dem zug aufziehen 2, 1452a; mit dem eisernen treibhut, welcher ... an einem kranich, zug oder keffer henget Sarepta 149b; das ander ende aber des seiles erstrecket sich unten hinab auff den zug oder haspel theatr. machinarum (1607) 1, 89. ebenso mnd. toch nd. jahrb. 46, 7. an einer mühle: mornends bunden sy mich (den esel) an ain joch des zuges diser mülin translat. 275 K. für zugbrücke: item zu dem zoge zu dem Reichenbacher turme 6 gr. cod. dipl. Lusatiae super. (1426) 1, 273. mnd. toch 4, 557a. werkzeug der böttcher, die dauben zusammenzuziehen universallex. 63 (1750) 1196; versuch 646; 8, 283b. flaschenzug im takelwerk eines schiffes 2, 171 Fischer. noch mundartlich luxemb. 493. vorrichtung, eine thür zu öffnen oder schlieszen: runde löcher ..., die man durch züeg mit eysin beschlagen leden auff und zu mög thon underr. z. befest. d. stett (1527) c 1a; die untere thür oben beym zug (schloszzug) aufmachen 2, 1452a; wie gut, dasz ich den heimlichen zug an der thür hab' anbringen lassen alte u. neue gesch. aus Bayern 294. ähnlich gedacht züge an deichen 2, 298; theutonista 398b Verdam. im orgelwerk der schieber, der die windlade zum register des pfeifenwerks öffnet 8, 283b; mus. lex. 67; zitternder zug (art register) chr. d. st. Trautenau 221, s. DWB orgelzug th. 7, 1350. ähnliche unsichtbar angebrachte ziehvorrichtungen: der mönche zu Cantelburg betrug, welche ein besondern crucifix ... mit registern und zügen aufm rücken hatten zugerichtet, dasz es sich hatte mit dem angesichte, [Bd. 32, Sp. 386] munde und lippen nicken und bücken, regen und bewegen können epitome historiar. (1596) 31b. ähnlich ollapatrida 369 ndr.; 11, 77 Grisebach; 3, 26. in einer pumpe oder feuerspritze ist z. der innere theil des ventils 4, 721a, auch das eisen, an dem der holm befestigt ist v. berginform. 2, 72; 112; oder der kolben wb. d. landbaukunst (1836) 423, 4, 523. gegenstände an, oder mit denen gezogen wird, die züge einer posaune, eines fernrohrs, sogen. englische züge in einem schreibtisch, ein zug an einem beutel, an einem gürtel, für ein elastisches band, für eine elastische uhrfeder 4, 721b. früher für sehne, s. d. beleg aus F. Würtz bei waldenwachs th. 13, 1397. hierzu gehören in der sprache des handwerks und der technik viele zss., welche verschiedenste zugvorrichtungen bezeichnen, wie zugbank (böttcher, gewehrfabrikation), -block (ramme), -bolzen (ramme), -hebel (windmühle), -keil (mühle), -klinke (webstuhl), -rolle, -schwengel, -schwinge (an einer wage), -walze (spinnerei), -welle, zugbeutel, -fähre, -fernrohr, -gardine, -lampe, -harmonika, -säge, -vorhang. andere am alphabetischen ort. 2) auf anderen vorstellungen des ziehens beruhen. a) zug für zugpflaster: cataplasma zug oder pflaster W. Brack d 4a; ceratum tzoch 114a; ein alter scherer (wundarzt) one zug b) in etwas längliches, hartes eingegrabene linien oder schmale bänder, vgl. I B 11 a δ: das horn (des seeeinhorns, eines fisches) (ist) gantz gerade, sehr hart und so weis, ja rund herüm mit schiefen und zimlich tieffen zügen so zierlich ausgedrehet, das es scheinet, als wan es der künstliche drechseler aus elfenbein gedrechselt Africa (1670) 25a. besonders sind züge die in gewehrläufe eingeschnittenen bänder, das stehenbleibende sind die felder, vgl. th. 3, 1479, 11. die technik kommt im 17. jh. auf: ein pürschrohr ... im abnehmen mit sieben zügen gefertiget v. vollk. t. jäger (1719) 284; er (der rost) hatte in der gegend, allwo das pulver und die kugel .. zu liegen kommt, sowohl die felder als züge abgefressen d. gewehrgerechte jäger (1762) 69. 3) ein zug saiten, ursprünglich wohl die zusammen auf ein instrument aufgezogenen saiten, dann eine folge zusammengehöriger saiten, die als ein satz (th. 8, 1838) in den handel kommt 2630; 63 (1750) 1195; 4, 721b. II. ein zug ist die bewegung vieler oder von vielfachem hintereinander. es entspricht so dem intrans. ziehen. im mhd. spärlich belegt 3, 1164, tritt es im frühnhd. und dann weiter in reicher entfaltung auf. A. im raume. 1) von der bewegung einer menge von menschen: migratio zug 820b; profectio reisz, fart, zug 1068a; völcker-zug 2, 1207c; die züge der völker migrationes gentium d. sprachk. (1748) 115; hatt .. 32 ross und 3 trommeter, hatten den zug vor den böhmischen herren 164 Österley; gedicht von dem zuge der stämme Israel durch die wüste recensionen 93 DLD.; die räuberische bande .. hatte ... jener herrschaft aufgepaszt .., von deren zug sie genaue nachricht muszte gehabt haben 22, 65 W.; o schöner tag! wenn endlich der soldat [Bd. 32, Sp. 387] als lang dauernder vorgang: dieser zug (von stattlichen personen, trommelschlägern, pferden) hat ... viere stunden gedauert anthropodemus pluton. 2, 5. seltener von einzelnen: solivagus der seinen zug gern allein hat 1223b; zug von einem ort zum andern, verenderung der herberg 524a; do er sich recht hinderdacht uff die wunderlich züge (der seele) der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 3a; auf das wir gleichsam flick werden ..., und den fröhlichen flug und zug thun mögen in seinen himmlischen freudensaal catech.-milch 6, 18; mir machte der zug durch diese enge (das Birschthal) eine grosze ruhige empfindung 19, 224 W. (ähnlich 19, 108; 24, 362; IV 29, 280); aber der zug (nach Lübeck) ist doch zu weit an Dahlmann 1, 120. nicht mehr üblich. oft knüpft sich daran die vorstellung des unbehinderten, des freien zuges: aber Sihon gestattet den kindern Israel den zug nicht durch seine grentze 4. Mos. 21, 23, so im heiligen reich von christelichen oberkeiten gemeinlich ein freier zug geordnet und die leibeigenschafft gar abgethan würde d. peürisch krieg (1573) 53; das recht, das jedem offen läszt 2) der zug ist die ziehende menge als lebendige einheit: hiermit ging der ganze zug dem richtplatz zu Diogenes 1, 144; es schleppt sich hinter dem könig beständig ein zug von zwölftausend pferden her 44, 37 W.; mein busen fühlt sich jugendlich erschüttert 3) insbesondere gebraucht von bewaffneten mengen, von truppen, ein wort der landsknechtszeit. a) im eigentlichen sinne der kriegsmäszige marsch, schon im 18. jh. nicht mehr üblich univ.-lex. 63 (1750), 1193: die (Boier), die die römischen hauffen am zug angegriffen haben J. Frontinus v. den guten räthen (1532) 5b; wir haben .. die post aus dem dasz wir im zug gewesen sind und nit still gelegen sein, erst anheut abgefertigt polit. corresp. Moritz v. Sachsen 1, 478; ich will, wie im zuge, also auch in der schlacht bei euch sein Sallust (1629) 231; sie solten nur gleich ihr kriegesgeräthe aufbinden und geraden weges über die ubische brücke ihren zug nehmen Arm. 2, 259b; wo auch sonst ein unteroffizier oder gemeiner auf der strasze oder zügen .. truncken oder voll betreten würde vollk. t. soldat 97. zug und (oder) wacht für den dienst des soldaten: ein kriegsmann stets mit hunger und durst, zuch und wacht ... leben mus christl. ritter (1590) a 2a. im 18. jh. noch als 'altes deutsches kriegswort' üblich, in kriegsartikeln vollk. t. soldat 135; 186; 427; im soldatenabschied univ.-lex. 63 (1750) 1193. b) dann ist es 'kriegerische unternehmung', 'heereszug', in diesem sinne üblich geblieben: expeditio zug (1540) 114a; 514a; (Nebukadnezar) lies aus gantz Syrien korn zufüren, zu seinem zug (gegen Assyrien) Judith 2, 9; von dem grossen zug, den chönig Sigmundt in die Thürkay thet 2 lit. ver.; in diesem zoge sollen zwo grewliche schlachten geschehen sein hist. rer. pruss. 1, b 4c; [Bd. 32, Sp. 388] ungerochen hat für zeiten nun aber friede tröstend wiederkehret, mein arm erfocht mir durch sechs saure züge c) zug war in der alten kriegssprache zugleich das kriegsbereite, mobile heer, hierfür in alem. quellen oft zeug s. o. sp. 377. jetzt veraltet, vgl. d: darnach fügt sich, dasz marggraf Egkberten von keiser Heinrichen ein statt ... belagert ward mit einem starcken zug chr. helvet. 1, 38; S. Paulus ... den catechismum ... einem zug vergleichet, da ie eine lehr der andern in schöner ordnung ... folgt cat.-milch 1, 23; nun schickte .. Caesar den reisigen zug voran hin zu erkundigen, wo sich der feind hinaus zu wenden gemeinet vollk. t. soldat 281; die zugordnung desz gantzen lägers ist also anzustellen, dasz sie in drey underschiedenen hauffen abgetheilet werden. der erste ... die avantgarde oder vorzug, der zweyte, die bataille oder mitler zug, der dritte arrieregarde oder nachzug corpus militare (1617) 90 (nach ztschr. f. d. wortf. 14, 59) vgl. auch abzug th. 1, 160. neben zug erscheint in diesem sinne zeug, züg als m., im südwesten. d) bezeichnet zug im heereswesen die kleinste selbständige taktische einheit in der kompanie, schwadron oder batterie: division eine rotte, zug wornach ein bataillon oder ein oder mehr regimenter auf dem marsch abgetheilet werden (1727) 211b; einen officier ..., welcher bey seiner kindheit angeführet worden, kleine gedrechselte männergen, ... zu stellen, sie mit zügen abzuführen und nach gefallen zu schwencken vollk. t. soldat 9; bis sie einen zug husaren antraf, der den eigentlichen vortrab der hauptarmee machte 33, 23 W.; himmel donnerwetter, herr lieutenant, ihr zug schwenkt falsch; was machen sie denn? erz. schr. 7, 244. hierzu gehören militärische wörter wie zugbreite, -front, -kolonne, -schieszen, zugführer. diese militärische verwendung ist anfang des 18. jh. aufgekommen als übertragung der frz. division univ.-lex. 63, 1098; 1193. sie schlieszt sich an die am ende von c aus Jacobi v. Wallhausen belegte an. 4) zug ist allgemein was sich einheitlich, in sich aufeinander folgend, vorwärts bewegt: wagen von erz, mit pferden bespannt, langschleppende züge, 5) so war zug bei der einführung der eisenbahn das gegebene wort für das engl. train. anfang der vierziger war es, samt seinen ableitungen personen-, güter-, postzüge, in der betriebessprache fest eingeführt, s. eisenbahnatlas (1844); Frhr. v. Reden eisenbahnjahrbuch I (1846). die allgemeine sprache, die vorher dampfwagen vorzog, das zugleich locomotive bedeutete, [Bd. 32, Sp. 389] folgte erst allmählich: am ende aber hiesz es, ein letzter Berliner zug wäre noch zu erwarten briefw. u. tageb. (1848) 2, 34. bahnzug erscheint noch in einer ganz anderen bedeutung in dem titel einer druckschrift: bemerkungen über die wünschenswertheste bestimmung des bahnzuges für die von Hannover auf Verden ... Bremen zu führende eisenbahn ... Stade 1842. jetzt steckt das wort so tief in der sprache, dasz sich längst sprichwörtliche redensarten gebildet haben: sie hat den zug verpaszt (keinen mann bekommen) (vor 1869) 5, 620; er ist mit dem letzten zuge angekommen (ein dummer kerl) (vor 1873) 621. die bedeutung geht von der anschauung der einzelnen von einer locomotive gezogenen wagenreihe bis zu dem begriff der planmäszig laufenden verkehrseinrichtung: da ward auch schon der zug wie im nu sichtbar 7, 240; gar niedlich stellen sich da oben zumal die groszen züge dar, wenn die lange wagenreihe sich so gelenkig durch wald und au hindurchschlängelt wanderungen im bayr. gebirge 126; der zug fuhr in eine grosze station ein 8, 41 (ähnl. 7, 35); 'der zug von Trautenau geht .. sechs uhr fünfundfünfzig', sagte der mit dem kursbuch I 6, 52; mein z.; der fahrplanmäszige, der letzte, der frühzug, nachtzug, schnellzug u. s. w.; der zug wird gemeldet, der z. hat verspätung; man erreicht, versäumt den z. dies wird dann wieder als regelmäszige erscheinung des tages verlebendigt: dann auch fuhr der Kiel-Altonaer zug vorbei, ... alles (pflüger, pferde u. s. w.) mit seinem dicken weiszen qualm verschlingend 7 (1912) 226. von den zss., die sich der dienstbetrieb geschaffen hat, sind manche allgemeiner geläufig geworden, wie zugfolge, -theil, -gattung, -geschwindigkeit, -kilometer, -verspätung, zugführer, zugpersonal. 6) von thieren, insbesondere vögeln bezeichnet zug die regelmäszigen wanderungen: wir unterscheiden diese reisen als zug, wanderschaft und streichen 4, 31 Pechuel-Lösche; die reyher ... verrichten ihren zug zur herbstzeit vollk. t. jäger 150; raubvögel horsten wenig in der marsch, auf dem zuge erscheint der seeadler marschb. 1/2, 121; die züge der salmen aus dem meere nach den flüssen chem. br. 214. dann von den wandernden scharen und schwärmen: also lärmet ein zug von kranichen 7) vom unbelebten, wasser, wolken u. ä.: die Brenta flieszt langsam, doch hat sie noch immer zug genug 7, 189 Schüddekopf; die zwei schiffenden zogen .. ihre ruder ein .., während der kahn im zuge, gleichsam von selbst, längs der grauen felsen hinging 3, 313; engpasz der züge, so benannt wegen der dort häufig fallenden lawinen naturbilder aus den rhät. alpen (1893) 125; nach osten strebt die masse (der wolken) mit geballtem zug 8) auf dinge in der landschaft angewandt bekommt zug eine örtliche bedeutung, vgl. I B 2: es (die lage von Nürnberg) ist ein tract ein zug oder gegent zwischen Norgee und Franken chr. d. st. 3, 48; da sollen auch alle alte flusz und zöge, da man vor zeiten lastschiff hingelegt hat, geraumet werden Frkf. zunfturk. (1607) 1, 211 (vgl. I B 2); dasz das gantze Arabien ... überal mit hohen bergen .. in einem zuge hin umgeben lieget Africa (1670) 6a; der zug der küste röm. gesch. 42, 28; wenige schritte dahinter begann [Bd. 32, Sp. 390] der dunkle zug der haide und streckte sich .. schwarz und undurchdringlich in die nacht hinaus 1, 226; die Chauseestrasze liegt im zuge der Friedrichstrasze. als fachwort im deichbau für einen deichzug, eine strecke des deiches, die einem bestimmten aufseher untersteht 4, 721b. auch andere örtliche verwendungen finden sich hie und da verstreut: züge für schwer zugängliche kleine bergweiden im hochgebirge, die zum wildheuen verloost werden alpenreise (1849) 1, 271; achtein toich grases unde eyne cleine wysschen (1437) 4, 557b; zug f. fischplatz s. o. I B 2. grenzzug 2631 ist dagegen ursprünglich grenzumgang. 9) eigenthümlich und lebhaft ist die anwendung auf die bewegte luft. a) nichts als die bewegung der luft bezeichnend ist es ein poetenwort: ein buntbeblümtes feld, worauf der zephir spielet, ist's nicht, als ob ich eine leier zürnend b) in allgemeinerem gebrauch ist es die luft, deren bewegung sich wirksam macht: und von dem zug der thür erloschen c) insbesondere als anreger des feuers: so möchte man ... dieselben (öfen) gröszer machen ..., damit das fewer seinen rechten zug haben köndt beschr. aller mineral. ertzt (1580) 46b; ihr kohlen, glüht nur recht! ihr habt ja luft und zug d) zug bezeichnet eine unangenehm, als gewaltsam oder kühl, empfundene luftbewegung. diese bedeutung erscheint erst im 18. jh., ist in Göthes briefen oftmals zu finden und macht sich in der umgangsprache immerfort geltend: so wird bei jedem öffnen der thüre der kranke dem zuge ausgesetzt 263 (ähnl. 276); ein etwas starkes feuer verursachet einen zug in dem zimmer, der beynahe einem winde gleichet theorie der schön. künste 1, 439; sitze, hinter denen die öffnungen mit glasfenstern zugeschlossen sind, damit man nicht im zuge sitze III 2, 149 W.; eine so schöne luft und doch kein zug I 4, 337; zu hause ... musz ich im zuge arbeiten ... und im zuge schlafen. die Engländer nennen das 'ventilation'. was die zug nennen, deckt die dächer ab und würde in der ganzen übrigen welt sturmwind heiszen familienbr. 1, 47. dazu allerlei zss. zugangst, -narr a. einer 3, 166, -teufel 1, 112. gelegentlich ist zug in der zss. so viel wie wind: zugstosz an s. braut u. gattin 136, zug- und windfänge tagebücher 147. B. räumlich gedacht. 1) von ununterbrochen fortgesetzten vorgängen, wobei im einzelnen eine verschiedene anschauung zugrunde liegen kann. a) auf die vorgänge bezogen drückt es das stetige, beharrliche aus: kaum hatte er dieses gesagt, so lachte er schon wiederum einen guten langen zug daher Diogenes 1, 227; der Franzosen linker flügel [Bd. 32, Sp. 391] ist in einem zug aus der Oberpfalz bis an die Lahn zurückgedrängt worden IV 11, 206 W.; habt ihr geduld, des vortrags langgedehnten zug b) auf handelnde personen bezogen haben diese wendungen durchaus den sinn des lebhaften, thätig-munteren: wenn ich mir so deine jetzige lage betrachte, ... wie du in vollem zug mit allen guten winden fährst 3, 49; ich komm sobald nicht wieder in die arbeit, wie ich jetzt im zug bin IV 20, 133 W.; nicht wahr, da ist dein mütterchen wieder recht im zuge? an L. Schücking 110. ähnlich schön, gut im zuge, im besten zuge sein. beliebt als eingang eines satzgefüges: einmal im zuge, da ich einmal gerade im zuge bin u. ä. in den wendungen in einem zuge, auf einen zug, vereinzelt unter einem zug greuel d. verwüst. 1299, liegt der sinn bald mehr in zug, bald mehr in einem: Montaigne erzählt ... dasz er acht bis neun stunden in einem zuge schlafe 2, 284 Grisebach; während ich in einem zuge fortschrieb und allerlei dabei dachte 3, 152 Elster; .. dasz ein weib in einem zug mehr in fremde sprachen übersetzt als der allergelehrteste gesprechspiele 4, 408; ich wollte ... die ganze vergangenheit noch einmal in einem schnellen zuge durchleben und genieszen 2, 269. im zuge sein mit folg. infinitiv ist sowohl 'schon dabei sein', als 'unmittelbar davor, im begriff sein', s. th. 1, 1312: so war der latinische stamm ... im zuge, sein gebiet zu erweitern röm. gesch. 41, 98 (ähnl. 2, 57; 61; 379; 407); (einer der feinde) der schon im zuge war, dem Doria mit seinem sichelförmigen damascenersäbel den unterleib durchzuschneiden 4, 101 Schüddekopf; meine berufsgenossen ... die im besten zuge sind, mich zu überflügeln 3, 16. c) einen besonders frischen zug hat das wort in militärischer und ihr nahestehender volksthümlicher ausdrucksweise bekommen soldatenspr. 77; obers. wb. 2, 715; sein erstes war, überhaupt zug und halt in seine brigade zu bringen Boyen 1, 280; Mozart ... that alles um das orchester im zuge zu erhalten Mozart 4, 478; aber seine wirtschaft hatte er gut im zug das schlafende heer 2, 460; der zug (festzug in e. oper) hat sonst nicht zug genug 1, 18 Grisebach; man mag denken über diese ballade Bürgers, wie man will; aber 'zug' ist drin 10 ausgew. nov. (1904) 141; 'der Menz hat keinen zug im leibe', 'der Menz hat keine ehre' I 6, 21. 2) zug ist der antrieb, der auf den menschen wirkt, oder der trieb auf ein ziel, der in ihm lebt. a) mit örtlicher anschauung: er wuszte nicht, wie ihm geschah, fühlte einen neuen zug nach Bamberg, er wollte — ohne zu wollen 8, 60 W.; (er) liesz [Bd. 32, Sp. 392] .. sich überreden, dasz sie zu ihm .. durch einen unwiderstehlichen zug hingeführt worden 21, 94 W.; der zug in die welt hinein ist mächtig I 4, 230; der zug nach dem westen P. Lindau romantitel, s. schlagwörter 351. b) geistig, der zug zu einer person: der seele sey ein geheimer zug gegen gott ... angeboren Arm. 1, 83; und ein innerlicher zug heiszet mich lieben, das kan ich nicht leugnen asiat. Banise 488; jener heimliche zug gegen einander, jene unsichtbare kette, die zwey einerley denkende, einerley wollende seelen verknüpfet? 2, 55 M.; der innere zug der blutsverwandtschaft 14, 249. c) der zug zum handeln und thun: diese aber reiszet den man mit gewaltigem zug zu natürlicher gebärung Basilius Magnus (1591) 1039; indem er zu keinem andern als denen kriegsspielen einigen zug hätte Arm. 1, 86a; sie fühlte einen heimlichen zug, ihm zu folgen 19, 184 W.; die zunächst dem zug der interessen folgende speculation gesch. d. materialismus 516; da kam ein zug des schlummers mächtig über ihn 1, 164 Prölsz. d) zug ist eine besonders gerichtete art des gemüths und der gesinnung, was sich mit I B 10 d berührt: er hatte zur ruh und weltweiszheit .. einen sonderbaren zug Arm. 2, 40b; Sperata war von natur zur religiosität geneigt. ihr zustand, ihre einsamkeit vermehrten diesen zug 23, 271 W.; zug zur einsamkeit einsamkeit 1, 175, zum charakter 3, 57, nach genusz 3, 93, vom allgemeinen zum besonderen liter. herzenssachen 2. e) ebenso ohne angabe des ziels: keinen andern überredungen als dem zuge des verstandes zu gehorchen 8 (1838), 7 Hartenstein; dein herz hat den rechten zug wie immer I 7, 12. f) in dieser bedeutung haben sich feste verbindungen eingeführt: innerer, magnetischer, allmächtiger zug; wer da blind ist, folgt blind dem geheimen und unwiderstehlichen zuge 2, 255; welche ... dem zug der zeit gehorchend, die neue völkerwanderung über die meere mit wandern 4, 221; ist dieses mehr freie tugend oder mehr zug der natur 7, 135; der zug des herzens ist des schicksals stimme 3) in ähnlichem sinne hat sich das wort bereits in der sprache der mystiker entwicktelt. es ist zunächst der innere zug zu gott, der geistliche zug: diser zweier gotesfrúnden geischlicher zug waz gar ungelich. dú ain waz fúrneme vor dem volge und waz begabet mit götlicher sssekeit, dú ander waz nút fúrneme und got pte si emzklich mit lidene 142 Bihlm. weiter ist es wie abzug, verzückung: dise úberswenke zug werte wol ein stunde neiss ein halbe 10; o Jesu, .. sey doch du mein zug zum vatter 4, 11; ich pflege allen philosophen zu sagen, dasz wenn sie gott nie gezogen habe, sie auch nicht schuldig sein, sich mit ihm zu vereinigen; sie stehen gemeiniglich ein wenig in gedancken, wenn ich sie treuhertzig frage, was ein zug sei der teutsche Socrates (1732) 65; wie unerforschlich ist sein rath! III. den zuss. mit zug- werden heute in einzelnen fällen die mit zieh- vorgezogen, z. b. ziehbrunnen und ziehhund gegen ältere zugbrunnen und zughund, man braucht nur zugbrücke, auch zugpferd, zugochse, zugpflaster u. ä., während Stieler ziehpferd, ziehochs und ziehpflaster daneben nennt, die nicht mehr gebräuchlich sind. eigenthümlich österreichisch, amtlich u. militärisch, ist zugs-, z. b. zugsführer, zugskosten. in älterer sprache vereinzelt: [Bd. 32, Sp. 393] zugsgeselle christl. Ulysses (1678) 521; zugsgerechtigkeit (für zugrecht) oberrhein. stadtrechte II. abth. 13 heft, 104. ![]() ![]() 1) zugabe ist was beim handel über gewicht und masz hinzugegeben wird: so etwas uber den auszschlag zugeworffen wird, ists ein zugabe A. Comenius ian. iv ling. (1644) 244. in den älteren wbb. für additamentum, auctarium, mantissa 12a; 63c; 30b; 141b; 463a u. s. f. andere wörter dafür zumasz, zusatz, zuwage, zuwurf poet. trichter 3, 500, auszschlag (1666) 809. beilage, vgl. umgangspr. 110. in eigentlichem sinne: unter andern machen sie es mit verganthung der geistlichen sachen, wie jener mezger, der das fleisch umsonst gabe, aber die zugabe oder beyhau sich theuer bezahlen liesze Diogenes 1, 139; zu unserm dreyerbrode, das uns als ein frühstück und zugabe unserer tischkost gereichet wurde Leipz. avanturieur 1, 64. sprichwörtlich: mantissa obsonum vincit die zugab ubertrifft schier die schuldgab geschichtklitt. 42 ndr. (ähnl. floril. 3, 504). weiterhin übertragen auf allerlei dinge, die man zu anderem gibt oder erhält: sampt allen unsern verdienst und wercken der supererogation (das sein die werck so uns nach abgestrichenem sester zu einer zugab uberbleiben) bienenkorb (1588) 126b; solche leutte kommen der welt für, als schlieffen sie, als die träumende, denen wirfft gott zu seine gesegnete mantissas und zugaben catech.-milch 2, 165; die stampfmühlen werden auch meistens denen andern wassermühlen als eine zugab beygefügt georg. cur. 1, 72; ich erhielt als zugabe zu der schmeichelhaften unterschrift des porträts eine alabastervase ged. u. er. 2, 165 volksausg.; die farbe ist eine zugabe zu allen erscheinungen II 3, 215 W.; zugabe eines sängers im konzert, erfreuliche, angenehme zugaben. 2) mit betonung der negativen seite von dem, was eigentlich nicht zu einer sache gehört: die kleider werden von so viel überflüssigen und unnöthigen gehencken und zugaben zusammengesetzet discourse d. mahlern 2, 169; ich kann .. nicht schlieszen, dasz, weil Slovaken und Ruthenen unter der herrschaft Österreichs stehen, diese die repräsentanten des staates und die Deutschen eine blosze beiläufige zugabe des slavischen Österreichs seien pol. reden 1, 276. das unnöthige ist das unangenehme: die zugabe! die zugabe! die uns das schicksaal zu jeder glückseeligkeit drein wiegt! Göthe IV 1, 259 W.; nichts zu beiszen und zu brechen; und als zugabe noch die kranke mutter erz. schr. 24, 16. 3) in älterer zeit war es die pflichtgabe bei der eheschlieszung voc. pred. (1486) h 9a, und zwar selten die des bräutigams: er gebot auch das die junckfrauwen on morgengaben oder zgaben solten z der ee greyffen cosmogr. 1044. häufiger die mitgift der braut: erstlich so ist sie on ein zgab Terenz 93b; dann dasselbe herzogthumb was die zugabe und ehestewer dieser einigen tochter ann. Carinth. (1612) 1252; der jüngste assessor ..., der sein häszliches ... weib den augenblick mit ihr vertauscht hätte, ohne einen dreier als zugabe zu begehren, trat zu der armen sünderin kreuz- und querzüge 1, 173. auch nd. 4, 264. allgemeiner für hochzeitsgeschenk: darumb nam im der hochmeister für, die zgab, so er beiden brüten geben, wolt er für frawen und junckfrawen spieglen 2, 59 Bolte. 4) früh erscheint es für eine ableitung aus einem lehrsatz: corollarium, zugabe oder zusatz heiszet ein satz, welcher aus einem andern hergeleitet wird math. lex. 332. in weiterem sinne ein anhang zu einem schriftsatz: codicill, die zugabe eines testaments (1777) 120b; am ende auff ayn zugabe musz ich hie auch anttwortten denen, die von der restitution disputirn 11, 278 W.; ich möchte meinen Divan [Bd. 32, Sp. 394] mit seinen zugaben eben so gerne los seyn, als ich ihn zu ostern in euern händen wünschte IV 31, 44 W. auch was eine fassung eines textes mehr hat: in jedem fall haben wir in dieser zugabe des Matthäus einen höchst sinnvollen zug 4, 221. 5) in der alten rechtssprache die gewohnheitsmäszige erweiterung von fristen und anderen zahlen, zugabetage, zugabezahlen J. Grimm rechtsaltert.4 1, 303 ff.; 364; 2, 244; 289; 506; 574. 6) in der musik früher gelegentlich für coda: den anhang oder die zugabe in einigen also genannten canonibus infinitis, damit die stimmen miteinander zugleich aufhören können musik. lex. (1732) 174. 7) selten allgemein für die handlung des zugebens: mit zugab eins frembden sulphuris magna alchymia (1583) 3; zugabe von alkohol chemie 3, 388; der unterschied (zwischen mensch u. thier) ist nicht in stuffen oder zugabe von kräften, sondern in einer ganz verschiedenartigen richtung und auswickelung aller kräfte 5, 29 S. 8) noch seltener wie zugeben 4 u. 5 für 'einräumung', 'zugeständnis' Campe: wenn von einer preuszischen constitution die rede ist, so will Ancillon nichts darunter verstanden wissen, als was schon da ist in jener monarchie, und versteht sich nur zu einer zugabe von gleichsam freiwilligen beamten, welche das volk ernennen mag 9, 127; so kann er (der dichter) doch also, .. auch körperliche gegenstände schildern — was wollen wir mehr? ... mit einer solchen zugabe hat hr. L. den gröszten theil seines buches widerlegt 3, 166 S. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) zugang ist die handlung des herangehens an ein ziel im raume: in deme ersten thogange (angriff) lüb. chron. 2, 53; das sy die steyg der bergen eynnämind, durch die man wäg und zgang gen Jerusalem haben möchte Züricher bib. (1530) Judith 4, 3; durch den grossen zugang (das betreten) der traydacker Judas d. erzschelm 1, 21; das gebäude scheint beim zugange mitten auf diesem .. teppich zu stehen gartenkunst 4, 56. in dieser verwendung veraltet bis auf die gegenüberstellung ab- und zugang: alle die hereingehende, derer ein solcher ab- und zugang war, dasz das gemach schier gantz voll wurde trauersaal (1641) 4, 743; der ab- und zugang einer person .. beginnt und endet den auftritt technik des dramas 185. auszerdem in allerlei zusammensetzungen der fachsprachen: zugangsstrasze, -weg, -graben, -schacht, -ort, -stelle, -gleis, -rampe, vgl. DWB zufahrt. ferner in mehr übertragener anwendung: die rindsgall ... verhindert den zugang der fallenden sucht feldbau 130; mancherley weisz in dieser zeyt [Bd. 32, Sp. 395] freut sich leicht und kennt keine kostspieligen zugänge zum vergnügen 4, 369. 2) das ziel sind personen. dann ist es verkehr, umgang, zulauf: darinn alleyn auff die weisz der Amazones eittel weiber wohnen, on mannlichen zgang keusch weltb. 227b; der bösen weiber zugang hat mich verführt floril. 3, 61; dieses thierlein (biene) ... hat nicht gern, das die leut vil zugangs zu ihm haben feldbau 179a; die studenten, davon er (der wirth) den besten zugang hätte die drei klügsten leute 211; dasz ... selbst die universitätsstadt Jena an celebrität und zugang gewinnen werde Göthe IV 27, 298 W. in Siebenbürgen heiszen danach die versammlungen der burschen zugang materialien zur gesch. des volksliedes 1, 89. 3) im heutigen gebrauch gesellt sich meistens die vorstellung des unbehinderten, oder seines gegentheils, hinzu. a) bei gegenständlichen zielen: et non accessis invia fluminibus z denen man ... kein zgang hat 14b; den zgang weeren 113b; man sol auch dise ... vogelheuser .. glat dünchen, dasz die katzen ... keinen zgang z den vöglen haben mögind Gesners vogelb. 88a, 2, 89b; 1719 gieng er nach Weimar, und erhielt einen zugang in dasiges archiv neuest. aus der anmuth. gelehrsamkeit 2, 807; die thürflügel standen offen und lieszen der abendkühle freien zugang 1, 259; laub zu brechen, welches den sonnenstrahlen den zugang versperrte 1, 241. in solchen fällen erklärte Campe zutritt für üblicher, doch unterscheidet es sich von zugang dadurch, das es gewählter, gleichsam wissenschaftlicher ist. übertragen: und obgleich yemand davon (von der taufe) fellet und sundigt, haben wir doch ymmer ein zugang dazu, das man den alten menschen widder unter sich werffe 30, 1, 221 W.; gelehrte leüthe, doctores, licentiati, fürstliche und grävliche räthe haben einen rechten zugang zum adel gesichte 2, 356; er (der staat) musz .. allen den gleichen zugang zu den vorhandenen quellen der bildung für dieselbe gestatten 7, 188; in die Tyroler, die Schweizer Alpen hatte der protestantismus keinen zugang gefunden 38, 16. insbesondere von einem geistigen eindringen: öffene uns einen zgang z der christenlichen warheit 1, 380 Böcking; oft ist es ... das systematische wissen, was einem sonst guten kopfe den zugang zu neuen ideen verschlieszt 5, 143. in anderer weise in der alten rechtsprache: actio in rem ein rechtliche anspraach, anforderung oder zgang an ein gt 68b; alle kind ... söllent an allen ligenden und varenden gütern z glycher erbschafft ... geacht werden und zgang haben spiegel d. rhetorik v 3a. für die abgabe beim antritt eines hofes weisth. 3, 638. b) das ziel sind personen, wie bei zutritt, das nach Adelung und den ihm folgenden synonymikern bei einer annäherung an höher stehende gebraucht wird, zugang gelte dagegen für eine solche unter gleichen leuten. die unterscheidung wird durch die belege nicht bestätigt, zutritt ist eher das formellere wort, vgl. bei a. in älterer zeit gibt es nur zugang 33a, 38b; 235b u. öfter. der übergang von den bei 2 gegebenen fällen hierher ist flieszend: Phedria macht im ein freyen zgang z der Thais Terenz (Straszburg 1499) 36b; keyser Heinrichen ... welcher ... demütig versucht zugang für sein heiligkeit zubekommen bienenkorb (1588) 129a; das aber hat mir immer an ihren eltern ... gefallen, dasz sie ... keinem (studenten) in ihrer familie zugang gestatten briefw. (1778) 1, 232; der einfluszreiche, ... langjährige adjutant des kaisers Wilhelm, graf Karl von der Goltz, der einen stets offenen zugang für seinen bruder und dessen freunde abgab ged. u. er. 1, 112 volksausg. in alter rechtssprache: das man sunst kainen zgang z oder wider ine (einen bieter bei einer versteigerung) gehaben möcht (ihn fassen), oder das er hinder der thür urlaub genomen und hinweck sich trolt hette ganntrecht (Ingolstadt [Bd. 32, Sp. 396] 1566) 33b. durch die mystiker ausgeprägt der zugang zur gottheit: so doch ein sele ie sundiger ist, so si ie billicher dunket, daz si einen zgang z dir (der himmelskönigin) habe 263 B. (vgl. pred. 64; 180; 360 Vetter); denn durch in haben wir den zugang alle beide, in einem geiste, zum vater Eph. 2, 18; der fride kompt daher, das wir uns fur kinden fulen und den ewigen vater kennen, damit wir ... einen trostlichen zugang haben als zu unserm lieben vater 19, 161 W. 4) es verbindet sich damit die vorstellung des 'hinzu' s. DWB zugeben I 3 b, wie bei zufall und zufuhr: ein zgang oder meerung 14b. a) wie zufuhr: dise statt ... hat ein gten marckt und zugang aller notturftiger dingen Schwytzerchron. 414b. veraltet. b) wie einkommen: die zugenge seiner habe werden schmal werden Hiob 18, 7; lieben menner, ir wisset, das wir grossen zugang von diesem handel haben (die goldschmiede in Ephesus) apostelg. 19, 25; dann eigner herd ist geldes werd, c) von stofflicher vermehrung: andere gewechse nemen zu, wenn sich die narung oder zugang anlegt Sarepta 35a; bey starken zugängen der wasser 306; man sehe das hühnchen im ey an. ohne den geringsten zugang von auszen lebt es kunst d. menschl. leben zu verlängern 66; das kind hat keinen zugang (nimmt nicht zu), das wasser (wenn die quelle versiegt) 2, 715a. hierauf beruht auch, wie im mhd., s. DWB zugehen I 4, die anwendung auf gestirne: dann man befindet sie (die zwiebeln) allezeit vollkommener und grösser im abgang dann im zugang oder völle des mons feldbau 49. d) heute in der geschäftssprache von dingen und personen, deren zu- und abgang regelmäszig gebucht wird, s. DWB zugehen I 3 c: die zugänge (der steuer) .. werden .. mit dem tage ihres eintrittes in berücksichtigung gezogen hdwb. d. staatswiss. 3, 442; 'schneid dem zugang das haar' (dem neueingelieferten sträfling) der held im schatten 69. dazu zugangsliste, -verzeichnis. 5) zugang örtlich, erst mit dem frühnhd., als übersetzung von lat. aditus auftretend: so inen dann der feindt alle zugäng und strassen ... verhütet milit. disciplina 82; man darf .. in eine solche festung nicht viel thore und zugänge machen vollk. t. soldat 408; der gang ... war wahrscheinlich ein hohlweg, wie die zugänge gebirgiger städte sind 42, 2, 9; die zgeng des leibs und namlichen der adern offnet er (d. wein) Petr. de Cresc. vom ackerbau (1531) 56b; die zugänge der leber 16, 94; alle verborgene zugänge ihres herzens 3, 478; alle zugänge meiner seele 2, 251 M.
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