Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
zufolge bis zufriedenheit (Bd. 32, Sp. 364 bis 370) | ||||
| ![]() ![]() [Bd. 32, Sp. 365] unser Friedrich von Logau ward, zu folge seiner grabschrift ... im monat Junius im jahre 1604 geboren 7, 128 M.; einer sage zufolge 49, 47 W. diese bedeutung verflacht zu 'gemäsz', und so wird auch die anwendung auf thatsächliche wirkungen möglich: umgaffen heiszet: wenn der leitende hund, seiner angeborenen neugierigkeit zufolg, nach allem sich umsehen will aufricht. lehrprinz (1751) 42; ich darf meiner schrift, zufolge ihrer merkwürdigen katastrophe, mit recht einen plaz unter den moralischen büchern versprechen 2, 12 G. ähnlich in den als conjunctionen verwendeten zusammenziehungen dem, diesem zufolge, zufolge dessen u. ä. selten entspricht es folge 4, wie folgend: nachdem alle unsere könige, dem fürbilde des dapfern Caractacus zu folge, sich gerüstet Octavia 1, 800. weitere bel. bei folge 7. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 32, Sp. 366] wir wandelten zufrieden, hier sitz' ich in zufriedener stille er würde glücklicher, und ich zufriedner leben Ecclesia (zur Sinagoga). Heinrich, bisz zufrieden (sei ohne sorge, s. u. 1 c) der junker u. der treue Heinrich 230 Kinzel; want er hatt underwegen die bedeutung hat sich im 17. u. 18. jh. hier und da an frz. content angelehnt, das wieder in Frankreich ein wort der renaissance ist und dem afr. noch fehlte. 1) ihre entfaltung entspricht der von friede. a) in älterer zeit bezeichnete zufrieden vielfach noch den dem streit entgegengesetzten zustand: (er) stellet sich als were er ein freund der mönch und pfaffen, nur das er vor inen zfriden were chron. Germ. (1538) 70b; nun aber ... ward die rumor zfrieden gestelt weltb. (1534) 190a. das gegentheil ist zu unfrieden, s. th. 11, 3, 588 oben. b) in allgemeinerem sinne ist es der zustand der äuszeren ruhe: so soll man auch nicht offt zu ihnen in die taubenhäuser ... kommen, und sie stöbern, dann sie wollen gern zufrieden seyn viehbüchlein (1667) 123; am mangel mangelts nicht: noch blieb er nicht zu frieden so wie bei heitrer luft sich die zufriedne see c) eng verbindet sich mit der äuszeren die innere ruhe: dardurch das gewissen loesz und zufriden wird von seiner bekumernus 30, 3, 89 W.: des war der wolf zu fried und rhu sei wieder froh und gutes muths, ... liebs hütlein, sei zufriden! [Bd. 32, Sp. 367] d) äuszere und innere beruhigung war und ist auch noch die bedeutung der festen verbindungen. zufrieden stellen, vgl. unten bei 2 a u. b, 'beruhigen': (1618) 2, 5b; 10a; und wollen die leute mit dem wort trösten und zu frieden stellen 34, 1, 63 W.; das unruhige hertz zufrieden stellen einl. in die schönen wiss. 2, 361; dieser .. gab ihm .. noch .. derbe schläge, ehe wir ... sie .. wieder zufriedenstellen konnten 1, 395. sich zufrieden geben: wobey der h. reichscantzler dem residenten zu Nürnberg .. anbefohlen: das werck unablässig zu poussiren und sich nicht zufrieden zu geben, bisz es geschehen schwed. krieg 2, 174; gib dich zu friede, du wildes, böses thier Saxonia (1563) 207a; nun gieb dich nur zu frieden Charlottgen ehrl. frau 14 ndr.; meister Fintlein lachte ärger als der alte Fritz und konnte sich gar nicht wieder zufrieden geben 2, 429; nun wird sich ewer grimm und sturm gieb dich zu frieden und sey stille herz, mein herz, gieb dich zufrieden zufrieden lassen: wiltu das dich bei der nacht im bett die schnacken zufriden lassen, so ... feldbau (1551) 163a; wer fried haben wil, der sol auch ander zu frieden lassen 2, f f f 5b; wilstu yhm nicht ein fulle nusz geben, lasz yn myt der schalen zufriden 34, 2, 13 W.; wild schrie er, man solle den Moses zufrieden lassen hungerpastor 1, 64; darumb mein lieben freund ich bit, zufrieden sprechen: die wirthin des hauses will ihn zufriden sprechen, es hat aber nichts helffen wollen chron. Kiliense 165 Stern; indehm sie zu dem hunde ginge (herzogin:) 2) die innere beruhigung bezieht sich auf etwas auszerhalb. der regelmäszige ausdruck dafür ist die präp. mit. daneben erscheinen allerlei z. th. früh belegte syntaktische fügungen: er ... war ubel zufrieden, das er nicht solt glauben halten 2. Macc. 14, 28; last man in do bey bleyben, ist er wol tzu fryden 2, 51 ndr.; ich bin zufrieden, wenn er nur vorerst etwas lernt und die zeit nicht verloren geht! 6, 36; der könig war nicht zufrieden, blosz ein präsident der stände zu sein 1, 110. wie dies letzte beispiel, so ist neueren brauchs und auch französischen vorbilds die satzeinleitung in folgender form: zufrieden mit dem, was uns die jahrszeit zu sehen erlaubte, sind wir reisefertig, noch heute ins Wallis vorzudringen 19, 251 W.; zufrieden, den planetenbahnen ihren wahren mittelpunkt angewiesen zu haben, änderte er (Kopernikus) nichts an der natur dieser krummen linien verm. schr. 1, 114. auszer mit brauchte man früher andere präp.: du bist mein lieber sun, in dem ich z friden bin (ἐν ) Züricher bibel (1530) 464a; wo die leute an diesem unserm bedenken nicht zufrieden sind briefe 4, 585; zu frieden seyn an hauszgemach, geschirr, bettgewandt, feuwer, liecht, holz kriegsb. (1578) 1, 31; derhalben si ... bei irer wonung nit bleiben noch zu frieden sein wollen (suis sedibus contenti esse) lebendige bilder (1557) g 5b; indigne ferre übel auff etwas zufrieden seyn fons lat. (1648) 268; [Bd. 32, Sp. 368] hinfüro können uber dem gewaltigen verlust ... wir uns desto besser trösten und zufrieden geben schwed. krieg 1, widm. 5; darumb ich acht, dasz ich diszer arbeit halb zfriden sein soll 3 bücher v. d. christl. leer (1532) a 1a. im 18. jh. auch von, im anschlusz an frz. de, it. di: ich habe ... ursache von meiner reise zufrieden zu sein IV 8, 230 W. (Rom 8. 6. 1786); IV 10, 63. der früher allgemein gebrauchte gen. lebt nur als unverstandenes es weiter: poenitet me verbi tui ich bin deines worts nit zefriden 1015b; die münch der sach all wol zfriden waren 1, 151 Bolte; solcher gnädigen urtheil war der bannwart wol zu frieden grillenvertreiber (1670) 48; auch bin des diensts ich wohl zufrieden, den sie mir der pfaff desz wol zufrieden war in der anwendung hat es sich in eigenthümlicher weise entwickelt: a) ursprünglich, wie es scheint, s. o. 366, bezieht es sich auf rechtliche ansprüche und geschäfte, vgl. die mnd. belege bei Schiller-Lübben: habt ir ychts gegen im verschuldet, so tht als vil, das ir mit im zufrieden komment Aymont (1535) a via; ut hunc (creditorem) absolvam auff das ich den bezale oder z friden stelle 10a (ähnl. 17b; 19a; 511b); er (Christus) läret sy ires solds z friden z sein Cicero (1535) 94; ist das volck diss vertrags nicht zfrieden gewesen Polybius 49; willst du mit dreyszig procent zufrieden sein, so will ich es als einen beweis der gröszten uneigennützigkeit ansehen 2, 146 M.; das vermögen soll getheilt werden; und da sie es nicht ganz mit mir genieszen kann, so ist sie es zufrieden, dasz ich mit der hälfte meine freiheit von ihr erkaufen darf 2, 277 M. so hiesz es auch 'vereinbaren, übereinkommen': ein ... beurin ... ward mit im (arzt) umb den lon zfrieden, der gestalt, dasz sie im den nicht geben solt, sie hette denn ir gesicht wider volkommenklich überkommen wendunmuth 1, 144 lit. ver.; wurden auch mit im zu frieden umb sechs venedische ducaten oder zichini, desz monats an seiner taffel zu essen orient. reise (1612) 3. gelegentlich auch vom zufriedengeben mit einem urtheil: wölltind ir nit zfriden syn, was dieselbigen zween (richter) erkanntind ...? d. schr. 1, 149; dasz ir wolt zufriden sein, was der richter spricht geschichtklitt. 141 ndr. b) es bezieht sich auf erfüllte wünsche überhaupt: wie zufrieden ja gesättigt bin ich hinausgegangen! (aus dem theater) 17, 182 S.; man solle mich (den kranken) nur zufrieden stellen und mir geben, was ich verlangte 43, 240 W.; und mit seinem raub zufrieden c) weiterhin drückt es aus, dasz einem dinge, zustände, vorgänge angenehm sind, so dasz wir sie nicht anders wünschen: und ist niemandt so wol mit im selbs zufriden, das er nit etwa mit dem stat (stand) seiner condicion zanck sprichw. (1541) 1, 126b; die weil sie sonder zweifel mit solcher antwort nit werden zufrieden sein wöllen inquisitio hispan. (1569) 15a; sie wolte ... mich nach vollendter arbeit dergestalt belohnen, dasz ich zu frieden mit ir seyn müste 2, 37 K.; vielmehr war er zufrieden, wenn man ihn nur gewähren und im [Bd. 32, Sp. 369] stillen seine arbeit verrichten liesz 5, 12; läge von seiten des hauses der abgeordneten keine resolution vor, so könnte sich die regierung bei der einfachen annahme des gesetzes zufrieden erklären pol. reden 2, 40. die vertrauliche frage des arztes an einen mann: sind sie zufrieden? d) in zufrieden liegt zugleich und oft ausschlieszlich ein anerkennendes urtheil über eine leistung, besonders von berufener, vorgesetzter seite oder als kritik über ein werk der literatur und kunst: dasz ich und meine nachgestellten officiers ein sattsames vergnügen darob getragen und mit ihm wohl zufrieden gewesen (soldatenabschied eines hauptmanns) vollk. t. soldat 132; seit dem es kunstrichter von geschmacke giebt, ist mehr als einer mit diesem bilde Horaz nicht zufrieden gewesen 3, 98 S.; mein meister war zufrieden mit mir und meine eltern auch 24, 24 W.; und wiederhole ihnen gern, wie sehr sie mir veranlassung geben, mit ihren leistungen ... zufrieden zu sein bei Moltke 1, 140; auch heute noch bin ich mit diesen arbeiten nicht zufrieden d. schr. 3. e) anstatt des urtheils 'das ist gut', besagt zufrieden auch 'es ist genug'. der satz er ist mit kost und wohnung zufrieden, kann heiszen, 'kost und wohnung, die er erhält, genügen seinen ansprüchen', aber auch, 'er beansprucht nicht mehr als k. u. w.': gude vrunde sint wol tovreden mit jûchen (brühe) alleine nr. 1320 Hoffm.; uber masz und natur (die doch mit wenig zu friden ist) trincken Grob. 5 ndr. (ähnl. vollk. t. soldat 208); der zufriedene, wie leicht wird dem nicht jedes opfer! 5, 66. dann von der lage, in der man sich befindet: mit seim glück zu friden sein sch. w. klugr. (1548) 173a; gedult ist wol zu frieden f) so brauchte man es auch von dem, der sich in ein übel zu finden weisz: wenn solches die leute würden geleret, so wisten sie sich in solchem falle christlich zu halten, und könten sich deste basz mit solchen unglücken zu frieden stellen d. stadt Braunschweig christl. ordenung (1531) g 4b; in desz müssen wir uns zu frieden geben, das sie unser spotten, und uns ein lachen dran geben hosenteufel 11 ndr.; wer wagt, musz auch mit verlust zu frieden seyn vollk. t. soldat 320. nicht mehr üblich. g) die genügsamkeit, die nichts zu wünschen weisz, bekommt einen tadelnden sinn: das ist einmal ein philister-jahr! h) negativ bezeichnet es ein besonders lebhaftes wünschen: der pöfel sucht neuerung, ist niemals mit gegenwertigem stand zu frieden florileg. 2, 606; aber, nicht zufrieden, den arm des volkes zu entwaffnen, sucht man noch die heiligsten quellen seiner kraft durch das laster zu vergiften nachgel. schr. 69. s. auch bei: sich zufrieden geben oben 1, d. 3) wie schon manche belege zeigten, hat zufrieden auch einen gefühlsinhalt, den des erfüllten wunsches, und dann der wunschlosigkeit. a) frühe belege: uns verlangt gar vast ... gute mär von eur lieb zu vernemen, und wie eur lieb in gesunthait und in allen sachen zufriden weer (1433) privatbr. [Bd. 32, Sp. 370] des ma. 1, 34 Steinhausen; welcher holdseliger anplick alleyn auch möchte alle personen erlustigen, und sie zufrieden stellen feldbau 236. b) gegen ende des 17. jh. entwickelt es sich zu einem kennwort des in frommer beschränkung sich glücklich und gut fühlenden protestantischen bürgerthums, und auch wo das religiöse zurücktritt, bleibt der begriff des glücks in der einschränkung: von dem frieden in gott, mit welchem wort wir nichts anders verstehen, als diejenige ruhe der seelen, da sie ... mit allem dem, was ihr von gott oder einiger creatur zustöszet, wol zufrieden bleibet, sich über nichts ängstiget oder verunruhiget, sondern sich alles um des herren willen wohlgefallen lässet der innerl. u. geistl. friede (1686) 111; bey der heiterkeit eines zufriedenen gewissens 1, 4; was frag' ich viel nach geld und gut, mit weib und kind mich herzlich satt zu essen, c) schlieszlich fällt auch der begriff der einschränkung fort und es bleibt einfach eine behagliche glückseligkeit: wer weisz ob wir bald wieder so ruhig und zufrieden zusammensitzen 21, 31; zufrieden jauchzet grosz und klein: ![]() ![]() 1) gelegentlich früher wie zufrieden 1: gewissensfreyheit ... dieses unschätzbare kleinod der allgemeinen sicher- und zufriedenheit kirchen- u. ketzerhist. widmung f 2a; sind aber die reisecameraden von ungleichen gemüthern, oder diversen absichten, so wird gar schlechte zufriedenheit daraus entstehen vollk. t. soldat 41; sol mir kein eiferer, 2) wie zufrieden 2: kinder, die man in dem ersten besten dorfe aufgegriffen, sprachen mit zufriedenheit von ihrer nahrung 33, 83 W.; ein sittliches prinzip — das der zufriedenheit mit der bestehenden welt g. d. materialismus 321; nun vermahnte Gockel .. die frau Hinkel .. zur zufriedenheit, zum vertrauen auf gott 5, 32; wie gefährlich ist die zufriedenheit mit sich selbst! nord. aufseher 3, 140; daher die hohe zufriedenheit, wenn in einer darstellung bis aufs kleinste ... sich dieser handlungsvolle charakter der lebenden verbreitet Herder [Bd. 32, Sp. 371] 22, 324 S.; der oberste bezeugte seine zufriedenheit über alles, was er gesehen frl. v. Sternheim (1771) 1, 8; beweis allerhöchster zufriedenheit 1, 19; arbeiten werden zur zufriedenheit, zu meiner, unsrer, allgemeiner, zur allseitigen, gröszten zufriedenheit ausgeführt. 3) wie zufrieden 3, vgl. den beleg oben aus Leibniz: die zufriedenheit (überschrift, s. DWB zufrieden 3 b) ged. (1783) 389; gelassene zufriedenheit Agathon (1766) 2, 55; in seiner einfachen gläubigen zufriedenheit Boyen 1, 50; zufriedenheit zu salz und brot, 'ach', spricht er, 'die gröszte freud' 4) unter den im 19. jh. reichlich auftretenden zusammensetzungen sind solche bemerkenswert, die etwas herabsetzendes enthalten, vgl. DWB zufrieden 2 e wie zufriedenheitsleute (politisch) nachgel. schr. 283, miniaturzufriedenheitsexistenz (eines arbeiters) mem. e. sozialistin 2, 24.
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