Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
verwägen bis verwahrerin (Bd. 25, Sp. 2073 bis 2084) | ||||
| ![]() ![]() valsch sind jetzund alle gewicht, ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 25, Sp. 2074] 1) die ahd. bedeutung desperare hat sich nicht fortgesetzt. 2) vermuten, annehmen: vorwen conjector 108b; meinen oder vermeinen, wenen oder verwenen handbüchlein 21a; als die unrechten verwænen und sprechen: wir sein aus nichte geporen 139. dazu der substant. inf., vermutung, erwartung: darumb sol mer glaubt werden aufrechter kundschaft dann scheinlichem verwænen 19; (Tarquinius) floh also in dem verwenen, (dasz sein sohn ihm nach dem leben trachtete) z den feinden in die statt Gabios Livius 20b. 3) ebenso reflexiv. mit dem gen. nur mhd.: sie verwânten sich dar umbe 4) etwas jünger ist der transitive gebrauch, einen glauben machen: sie warent verwent von Metio, er solt auf ire seiten fallen Livius 11a; etwan ... könde der biber sein geile dermassen verbergen, dass er die yhenigen, so im nacheylend, betreugt und, als ob sy im aussgehauwen, von verrem verwänt Geszners thierbuch 23. bei Wickram in der form verwönen: verwnten in, sie wolten nur ein zeit lang umbriten spatzieren und bald wiederkummen 2, 30 B.; also tht sie den lieben sun 5) ziemlich häufig ist das part. prät.: a) schon mhd. verwænet kühn, verwegen: ja was virwenet unde fier wie bist so frech und hoch verwend b) irregeführt, in wahn befangen: durchaus verwähnter geist! umsonst! wer lorbern, glück und ruhm ihm wil sehn blühen, c) vermutet, vermeintlich, scheinbar: Joseph sein verwänter vater und Maria sein wore mter postill 1, 20; verwänter sun 437a; den verwehnten bättler Schweitzerchr. 321a; ein verweneter oder bescheinender contract, simulatus einer verhandelung oder eines dings, das in der warheit nit ergangen d. stat. Worms reform. (1513) 30a; besorgnuss der verwndten ubermacht (das aber nit was) chron. helv. 2, 524. — ![]() ![]() [Bd. 25, Sp. 2075] ratschlagen (Augsburg 1533) chron. d. d. st. 23, 347; wie man die protestierenden blende mit verwenung ains fridens briefw. 2, 237. verabredung: dann wer ... eynich getraid ausserhalb der stat, der thor und der vorbenannten vier merckt und ende kauffet oder darumb failset oder verwenung oder vorrede darumb machet Nürnb. polizeiordn. 215 B. meinung, glaube: dise verwnung, dasz ellendsklaw für sölichen siechtagen gt sey Geszners thierbuch 40b. verwahr, adv., fürwahr (vgl. IV, 1, 1925). mhd. 3, 295. verwâr (hs. F, sonst vür wâr) die kertzen truogen wir hân verwâr daz vernomen livl. reimchr. 6421 Meyer; 4080. frühnhd.: verwar bist du ein alte hex als ich verwâre sprechen sol livl. reimchr. 7256 Meyer. nhd.: verware, ich byn onlustigh reformationsflugschr. 1, 399; obersächs. 2, 618 (veraltet); mecklenburgisch verwhre nich, verwhre nich! 5, 288.![]() ![]() 1) vorrichtung zum absperren (riegel, sperrhölzer?, vgl. verwahrstock): so solle auch jeder undertan die paanzein (bannzäune?) in summer und winter mit zeinen und verwahren wol versehen, damit das vich nit zu schaden auf die felder gehen mag (1380) öst. weisth. 10, 152. 2) verwahrung, meist in wendungen wie in v. haben, geben, lassen, bringen, sein, sich befinden: bayr. 2, 971; hess. 879; westfäl. 297a; laszt sie in meiner verware Fierrabras d 6; ich hab in verware den starcken basz (pass) oder durchzuck e 3; welchen (den teufeln) sie tag und nachts vor dem schlaf ihre seelen zusagen und in die verwahr geben greuel d. verwüst. (1610) 1308; ich ... gab dem haus die pferde in verwahr s. sch. 4, 46; in dem hier in österreichischem v. befindlichen theil des mainzischen archivs J. Fr. Böhmer bei Böhmers leben 2, 270; die symphonie ist noch im v. von Breitkopf und Härtel briefe 181; bevor der ... diener es (das beinkleid) ... in v. brachte hosen d. h. v. Bredow 1, 42. sonst nur ganz vereinzelt: leg an die zunge ein schlosz und siegel verbotener worte, 3) gefangenschaft, gefängnis: als ... der gefangene Heinrich aus dem Utrechter verwahr entkam sämtl. ausgew. schr. 30, 46; im namen unsres königs, eures vaters verwahrarznei, f.: verwar- sive wararzeney, praeservans 52. ![]() ![]() [Bd. 25, Sp. 2076] 234a; 821a; 898a; 902b; 437c; thes. (1587) 149b; 743c; 751a; 2410, Steinbach, Adelung, Campe. mundartlich lebendig, z. b. schweiz. 2, 429; appenzell. 190; elsäss. 2, 843; schwäb. 2, 1402 (veraltet); bayr. 2, 971; hess. 879; westerwäld. 313; cöln. 195a; cronenb. 36b; waldeck. 69a; westfäl. 297b; neumärk. zeitschr. f. d. ma. 4, 75; hamburg. 332; pomm. 529a; ostfries. 317a (veraltet); helgol. 219a. die gebrauchsarten sind mannigfaltig. die grosze mehrzahl enthält die grundbedeutung 'für etwas sorgen, etwas sichern, beschützen, behüten' und 'etwas in verwahrung, bewachung, obhut, unter aufsicht haben'; sehr oft kreuzen sich beide: auch die zweite schlieszt oft den zweck des schutzes, der sichern bewahrung, die erste häufig masznahmen des verschlieszens, bewachens in sich. 1) nur wenige verwendungen stehen abseits: etwas v., sorge tragen, dasz es nicht geschieht, verhüten, verhindern: domit er weitern ufruhr vorwarth hat (Magdeburg 1521) chron. d. d. st. 27, 199; damit ... schimpf und schaden, soviel immer möglich, verhüttet und verwahret werde acta publ. 1, 7 Palm. bei satzergänzung ist der abhängige satz negiert: aber dis hat gott sonderlich verwart, das sanct Johans keyn zeychen gethan hat, ..., sondern das ist seyn werck gewesen, das er von Christo gesaget und auf Christum gezeyget hat 17, 1, 286 W.; sie verwahret, das kein regen noch schnee ihr hausz schädige Gargantua 111 ndr. 2) für etwas sorgen in ganz allgemeinem sinne: a) mit sächl. object, verwalten: so willen wy keisen uns al to vromen hast du das haus des königs wohl verwahrt bisher b) von personen, versorgen: darin (in dem paradies) wirst du verwaret immer dasz er die pferd verwar und striegel c) hierher wohl das part. prät. verwahrt, in ordnung, wohlbestellt in redensarten, die 'nicht ganz bei verstande' bedeuten: nit fast wol verwart im hirn fröl. heimfahrt 1748 S.; im heupt preusz. landtaffel 64; im kopfe Gueintz sprachlehre, nachrede; 2, 2031b; in ihrem hirn ubel verwahret gesichte 2, 154; untern hütlin Harnisch aus Fleckenland 36; under dem hut nomencl. (1652) 98; wäre auch ritter Melchior besser unter dem helme v. gewesen pros. vers. 1, 165. 3) mit etwas versehen: dasz er mit einem freünd verwaret sey 1, 447 B.; (der biber ist) mit pfaten fornen und mit gänsfüsen hinden verwart 3, 215 H.; die stätte, welche mit guten, nützlichen gesetzen verwahret seyn (Eisenach 1670) thür. geschichtsqu. 9, 122; [Bd. 25, Sp. 2077] wer dann bey solcher schlauen list (des glückes) a) mit geistlicher fürsorge: das sie (die priester) die krancken mit gebet verwareten d. ander buch wider Mart. Luther (1527) g 2b; wie sich denn gedachter churfürst für allen andern erstlich auf dise selige reisz rüstet, und verwaret sich mit dem werden wort Jesu Christi Matth. 10 ausgew. w. 3, 183; mit solchem trost bin ich verwahrt b) mit siegel: nach inhalt eines lateinischen instruments, mit vorgemelts bischoffs sigel verwaret Schweytzerchr. 414b; einen brieff v. mit einem siegel clavis ling. lat. 315b; in einen mit dem siegel des richters verwahrten sack gesch. d. Deutschen 1, 311; übertragen: gott! gott! und du selbst must das siegel geben, die werke der hölle zu verwahren 3, 447 G. c) gewöhnlich mit etwas, das als schutz, sicherung, befestigung dient, was nicht von den unter 4 besprochenen bedeutungen zu trennen ist. 4) schützen, behüten, sichern. a) von personen: du vorwarest uns als den appel in deinem auge Bynwalth bei flugschriften 4, 144; dasz er (cardinal Cornaro) mich so gut als der cardinal Medicis v. könne 43, 211 W. in älterer zeit auch für einen wache stehen, sorge tragen, dasz der andre nicht überrascht wird: Achates belaib hie ussen uf der wacht und hte Euriolum (der ins haus zu seiner geliebten gegangen war) ze verwaren transl. 70 K.; gedachten nit, das ander leut, die iren zu verwaren, auch hielten, ranten uber die bauern, also das her W. nit mer dan sechzehen pferde bei sich behielt Wilwolt v. Schaumburg 91 lit. v. durch waffen, rüstung v.: waren sunst auch nicht sunderlich verwaret, wenig hetten pantzer oder eisenhüte mansf. chron. 9a; (wer ein schwert braucht), der wird sich bey einem gemeinen messerschmiede schlecht v. lassen polit. redner 699; der marquis müsse inwendig verwahrt sein 4, 39. durch kleidung: mit dichten, gut verwahrenden kleidern 5, 1, 219. das part. prät. verwahrt, sicher, gut aufgehoben: doch wirst du unverloren sein, so die herren, b) reflexiv: sich fürsehen, verwaren und hüten thes. (1587) 149b; mit bitten, er wolt sich, so best er möcht, v. 24 B.; er soll sich auch v., dasz er kein [Bd. 25, Sp. 2078] anfallend, beissend oder schlagend pferd hab, darauf er thurnieren wöll gesichte 2, 375; verwahren sie sich prinz, dasz sie es nie, dann schnell gewendet, eh ich mich verwahrt, verwart euch zu den letzten stunden, c) von sächlichem: α) vom menschlichen körper: wie nun der krebs odder pantzer die brust vorwaret 7, 622 W. übertragen: ein gerüstetes, ein mit fleisz verwahrtes herz 26, 249 S.; reflexiv: ein herz, das sich vorher verwahret, β) von geistigem: glauben und eer zu dem bestn verwarn lassen urk. zur gesch. Max. I. 188 lit. v.; das man frembde junckfrauschaft und anderer leut keuscheyt nicht geret und vorwart hat 2, 63 W.; die alte jungfrauen, so ihre jungfrauschaft mit unwillen über 50 jahre verwahret gesichte 484; die seele v. Sarepta (1571) 21b; das gewissen dramen 1, 54 K.; d. gewissenh. priester (1694) 11; comödienprobe 8; I 5, 364. γ) vom schutz gegen den feind, gegen unbefugte eindringlinge: welcher gestalt sie den marckt und das radthausz vorwaren sollen, wen in der stadt ein geruchte wurde (Magdeburg 1524) chron. d. d. st. 27, 166; das läger wol v. Schweytzerchr. 673a; vor alters waren die marckgrafen solche reichsfürsten, so die gränzen verwahrten deutsche schr. 2, 304; sprichwörtlich wan er (einer, der als dieb berüchtigt ist) die thür ztht, so ists hausz ubel verwart sprüchw. (1541) 2, 20b; schöne weise klugreden (1548) 9b; ich hab die hauszthür wol verwart die stadt verpolwerckt und verwart das (capitol) war ein wol verwart festnuss so musz der hundt das hausz verwarn δ) vom schutz gegen witterungseinflüsse: der winter ist hart, das leben schwer, ε) gegen sonstige beschädigung: uber dise greben sol man wol verwarete prucken machen Dürer befestigung der stett d 2a; bergmännisch bauen, i. e. vorsichtig bauen, alles wohl v. berginform. 2, 14; v. eines kohlenmeilers forst- u. jagdkunde 6, 144. durch verpackung: schicke mir sie (die ringe) in baumwolle [Bd. 25, Sp. 2079] wohl verwahrt 17, 428 M.; ich habe also den kasten gut verwahrt dem selben manne wieder mitgegeben briefe 2, 69 L. d) mit näherer bestimmung des mittels, das zum schutz angewendet oder angebracht wird: die priester verwaren der götzen tempel mit thüren, schlossen und riegeln bibel 5, 148 Bindseil; ein kostlich gezelt, mit sonderlichen schranken verwart, das niemant darzue komen mocht Wilwolt v. Schaumburg 157 lit. v.; ir augen (beim schweiszbad) mit tüchlin verwaren Ryff spiegel u. regim. g 3a; mit pallisaden oder dikken brettern die stadt v. Reinicke fuchs (1650) 361; ein haus mit schlössern, einen garten mit einem graben, einen pasz mit einer starcken befestigung v. 2, 942; du hast doch die vorfenster eingesetzt und dich mit teppichen verwahrt IV 8, 311 W.; es sind mit schlössern doch und ehrnen riegeln ... e) mit präpositionaler verbindung, die ausdrückt, vor wem etwas geschützt wird. α) gewöhnlich vor etwas v.: damit verware euch got vor ubel! (1483) privatbr. d. ma. 1, 257; wilt dein hausz behalten sauber, so verwars vor pfaffen und tauben Gargantua 33 ndr. vor krankheit: (der eine bestimmte arznei nimmt), der ist verwahrt vor der pestilentz artzneybuch 2, 178. vor der witterung: dasz der kranck in einem tuncklen ort, wol vor wind und luft verwaret, wohne artzneybuch 71b; das stübchen ... war eng und nur zur noth vor dem wetter verwahrt 2, 279. vor einem schicksal: sich vor dem bettelstabe zu verwahren d. vernünft. tadlerinnen 1, 146. vor unrichtigem handeln: sie zu erlüstigen und vor schweren gedancken zu verwaren Gargantua 13 ndr.; und nur bescheidene bedenklichkeit kann sich ein fühlend herz vor so viel reiz verwahren? theater d. Deutschen (1768) 8, 7; einen deutschen jüngling vor der neuen philosophie ... verwahren IV 12, 375 W.; verwahrt β) nur in älterer zeit auch für und von etwas v.: wer kan sich fur solchen leren gnug vorwaren 7, 664 W.; die hünerlein ... sind (unter den flügeln der henne) verwart für dem weihe 90. psalmus b 3a; weil man (im gefängnis) für aller gelegenheit zu sündigen verwahret, keiner missethat könne beschuldiget werden secretarius 1, 110. nur vereinzelt mit dem acc.: ... sie (die stadt) sey gar fest, das kostet nach etlichen sele und lip, γ) allgemeiner wider und gegen etwas v.: er (der römisches bullenwachs hat) ist auch wider das fegfeur also [Bd. 25, Sp. 2080] verwart, als der da senf wider den tonner sz binenkorb (1588) 269a; (den leib) wieder hitze, kälte und andere wiedrige witterungen der luft durch die kleidung v. ged. v. d. menschen thun u. lassen 325; damit die faust (durch einen degen mit groszem kreuz oder korb) gegen den stosz und hieb möge verwahret seyn gesichte 2, 244; pfropfreiser und alles kann ja doch jetzt nicht gebraucht werden, und gegen frost unterwegs soll es verwahrt werden briefe a. braut u. gattin 206. 5) zuweilen steht in älterer zeit die bedeutung 'warnen' nahe: darumb wil ich hiemit einen ydermann vorwaret und vorwarnet haben, das er sich fur solchen teuffeln fursehe 6, 629 W.; seind also in diesem heubtstucke reichlich und gnung verwaret, das wir durch unsere gute werck nicht selig werden 33, 22 W.; nun kan ich aber dannocht nit lassen, dich vor geferlichem schaden zu verwaren, darein du von ungefell fallen möchtest 2, 229 B. 6) öfter geht die bedeutung völlig in das naheliegende vertheidigen über: Leontius verwaret sich in dem palatz, Tiberius gewint es, fahet Leontium und schneidet im die nasz ab chron. Germ. (1538) 63b; ein degen, spies oder dergleichen, damit man sich wehret oder verwahret rechtschreib. (1666) 159; so wie sich der wolf mit dem hufe, der stier nicht 7) sich v. einspruch erheben, seinen rechtsstandpunkt wahren: in den rechten sich v. ... sich oder seine rechte durch eine protestation in sicherheit zu setzen suchen 218, 507. schon im 15. jahrh. der substantiv. inf.: nu was der O. ein vil kundender und listiger man und [tett] vil einträg und verworens chron. d. d. st. 5, 47. a) in älterer zeit als ein act der kriegserklärung: seine ehre schützen, nach voraufgegangener verwaringe fehde ankündigen 5, 497; darnoch ... hot seyn furstligkait yren offen vedtsbrieff in Cronbergk geschickt, sich an mir und allen von Cr. ... verwardt und in derselbigen stunde zwei dorf ... eingenomen, geplündert, verderbt und alszpald mit hereszcraft Cr. belegert 128 ndr. der sinn ist wohl 'den eigenen, vom gegner gefährdeten rechtsstandpunkt wahren', daraus entwickelt sich leicht die bedeutung 'sich wegen des bevorstehenden krieges rechtfertigen, die gründe darlegen, die zum krieg veranlassen': der könig verwahret sich mit einem schreiben an die sämptliche churfürsten wegen bevorstehenden kriegs und lässet die ursachen dessen publiciren v. schwed. krieg. 1, 1. b) sonst erst in jüngerer zeit: allein auch nie hab ich mich wider sie (die akademie) durch eine niedergelegte ackte verwahret lebensl. i. aufst. linie (1778) 1, 199; die papisten verwahrten sich in einem eigenen vorbehalt, dasz künftig keine (bisthümer u. abteien) mehr weltlich gemacht würden 8, 15 G.; in Darmstadt ... verwahrt sich der deutsche protestantentag gegen die unfehlbarkeitslehre d. nationallib. partei 70. c) besonders auch sich gegen eine unterstellung v., gegen etwas, was einem zu unrecht zugetraut werden könnte, gegen ein miszverständnis, eine falsche auslegung des eigenen standpunkts, der eigenen meinung oder absicht, vgl. oben 6: zuvörderst aber verwahre ich mich und sage, dasz keineswegs meine absicht sei, nachfolgende terminologie als erschöpfend und abschlieszend zu gebrauchen 41, 1, 58 W.; er hat sich allzeit verwahrt: 'ich will kein recht des königs von Hannover damit anerkennen' in briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann u. Gervinus 1, 233; es lag sehr nahe, dasz Müller seiner [Bd. 25, Sp. 2081] erfindung die wendung gegeben hätte, mit ihr den souverainen dünkel unserer kleinen deutschen regenten zu verspotten; allein dagegen verwahrt er sich feierlich gesch. d. d. dicht. 5, 185. d) nahe steht ein recht v. und ähnliches: wir verwahren 8) bewahren, sorge tragen, dasz etwas erhalten bleibt, nicht verloren geht: zu einem guten hausvater gehöret nicht allein, wie er gelt und gut erwerbe ..., sondern ... dasz ers auch verwaren und in der hut behalten könne 34, 2, 45 W. meist mit aufbewahren gleichbedeutend: v., an einem sichern orte vor verlust oder beschädigung sichern zeitungslex. (1824) 4, 805. a) ohne ortsbestimmung: trag den stäcken Aaron wider für die zeugnusz, das er verwaret werde zum zeichen den widerspennigen kindern Züricher bibel (1531) 74a; das man alle fronfasten oder quatember einem burger die schlissel zu der porten befilcht z verwaren 3, 123 B.; es (das silberne schächtelchen) meritirt wol nicht, alsz ein raritet verwahrt zu werden 3, 6 H.; verwahren sie beykommendes exemplar zu meinem andenken IV 19, 23 W.; die wittwe (Mozarts) besitze aber die partitur (des requiem) und verwahre sie wie eine reliquie Mozart 4, 697. von fremdem, anvertrautem gut: was unter den schultheiszen und hinder das gericht gelegt wird, es sey gelt oder kleinot, das ist der schultheiz schuldig, den partheyen zu verwaren kriegsbuch 1, 2a; disponiren sie selbst über ihr eigenthum, erlassen sie mir die pflicht, es zu verwahren w. 10, 27. für einen bestimmten zweck v., aufsparen: brachten noch ein stücklein roh speck, sie (die dattelkerne) warn zu essen all zu hart, b) mit ortsbestimmung: der kinder bluot man tragen soll so traget mich denn immer hin, kommt helft mir in die ruh! c) von geistigem: und wollen euer gebot verwaren fastnachtsp. 2, 917 K.; [Bd. 25, Sp. 2082] das sie das neue testament in die kriechische sprache fasseten und anbünden, on zweyffel, das sie es uns daselbs sicher und gewis verwareten wie in eyner heyligen laden 15, 38 W.; im gedächnis v., behalten: es hörens wol vil, aber verwarens nit al 3, 120 H.; (die sommervögel) verwahren also die zeit ihrer zurückkunft gar genau und richtig Prätorius winterflucht, vorrede a 4a; weil in glücklichem gedächtnisz d) so verwahren, dasz niemand darüberkommt, geheimhalten, verbergen: und hätte Agathocles, welcher beym anfange der schlacht eine vorhin verwahrte menge eulen fliegen lassen, seinem heere damit ein grosz hertze gemacht Arminius 1, 266a; mag ein anderer heben den schaz, der drunten verwahrt liegt! zwei journale gibt er heraus, wol dreie; verwahret aber in des herzens grunde e) raum oder gefäsz, in dem etwas verwahrt wird, kann zum subject werden: kan, himmelherr! die erde dich verwahren? was verwahret dies kästchen? nimm dieses fläschchen dann mit dir zu bett 9) verwahren in einem dem davon betroffenen feindlicheren sinne: a) gefangen halten, einen als gefangenen bewachen: (Joseph) lies sie (seine brüder) beysamen verwaren drey tage lang bibel 1, 97 Bindseil; im thurn v. 2, 362 H.; in gefengknisz v. 1, 122 B.; die auf dem Petersberge verwahrten clubbisten IV 10, 174 W.; doch weil ich deinen bösen sinn erkannt, b) frauen oder mädchen unter strenger aufsicht halten, einschlieszen: o, sie kan selten kommen ausz; c) auf etwas acht geben, dasz es kein unheil anrichtet. von thieren: ist aber der ochs vorhin stöszig gewesen, und ist seinem herren kund gethon, und er in nit verwaret hat Züricher bibel (1531) 2. Mos. 21; diesemnach ist der leithund beym zuge wol zu v., dasz er kein lebendig thier in die augen bekomme notabilia venatoris 2. von wasser und feuer: wo das wasser in die gräben auszlaufft, da sol es mit prettern verwart sein Dürer befestigung der stett d 1b. sprichwörtlich: [Bd. 25, Sp. 2083] den brunn verwaren, wann das kind ersoffen ist proverb. copia 1, 389; (sie) verwahrt das feuer und das licht und seind vor wandel wol beht, so verführt die tolle neugier menschen tugendhafter art, 10) wendungen wie verwahre diesen brief wohl Göthe IV 8, 18 W. können bedeuten 'halte ihn in guter verwahrung' oder 'nimm ihn in gute verwahrung'. die zweite, translocal gedachte bedeutung ist seltener, aber nicht ungewöhnlich. a) ohne ortsbestimmung, zu 8: ich ordn und verwahre, hiemit so wurd mein Tyll verwart, b) ortsbestimmungen sind der grammatischen form nach in älterer zeit oft translocal: Mose ... hies das buch des gesetzs in die lade gottis verwaren 15, 49 W.; scheuren und schütten, dahin ir euer frucht verwaret feldbau (1579) 13; (er läszt) verwahren in die erde ![]() ![]() want is sich Gerfein verwerde, ![]() ![]() [Bd. 25, Sp. 2084] 1) zu verwahren 2, verwalter: der here, der verwaerer des huyses pilgerfahrt des ritters v. 12 Groote; wiewol diese liberei allezeit ein sonderlichen verwarer oder hutmann gehabt Niderlands beschreibung (1580) 220; mein vater hat sie zum v. meines vermögens gesetzt dram. w. 1, 182. — dazu mitverwahrer: ich Diderich van Wickede, medeverwarer der vorsc. frienstoile to Bodelszwinge (1439) chr. d. d. st. 10, 37. 2) zu verwahren 4, schützer, beschützer: beschirmer und v. d. schr. 1, 88; des keysers fürnembste v. und hüter seines leibs wendunmuth 2, 64 lit. v.; dasz sie (jugenderzieher) ... die pfleger und v. der heiligsten güter sind s. w. II 4, 49. bewacher, wächter: dar sülves wonde ein ritter vin, 3) zu verwahren 8: a) aufbewahrer: einnemer und v. des gelts (1552) reichsarchiv 2, 407b Lüning; beharrten sie aber auf ihrem ersten gedancken und wollten das eigenthum dieses schönen bildes sich vorbehalten und mich freundlich zum v. desselben machen IV 9, 27 W.; besonders in der rechtssprache: depositarius Frisius, Krünitz; dasz der schuldner die geschuldete sache ... an einen gerichtlich zu bestellenden v. abliefert hwb. d. staatswiss.2 6, 626; durch den verwahrungsvertrag wird der v. verpflichtet, eine ihm vom hinterleger übergebene sache aufzubewahren bgb. § 648. b) ornithologisch v. würger, ostfries. 42a. — ebenso verwahrfink, helgol. 'neuntödter' 3, 32, 'würger, versteckvogel' 219a. 4) zu verwahren 9: die verwahrer der gefangenen leute Harnisch aus Fleckenland 295. — ![]() ![]()
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