Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
vervorurtheilen bis verwachsungsvorgang (Bd. 25, Sp. 2063 bis 2072) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() 1) die älteste, heute nicht mehr gebräuchliche bedeutung ist: durch eigenes wachsein oder durch das stellen einer wache beschützen, behüten, bewachen: guarder, guardar (1616) 360a; custodire 2, 1225, Rädlein, Dentzler, Aler; garder Frisch nouv. dict., ; im 16. und 17. jahrh. sehr gewöhnlich, im 18. seltener werdend, im 19. nur gelegentlich in mundartlich oder alterthümlich gefärbter sprache. a) bewachen: so sollen ime die armen leute do selbst aus L. zwene ausz der gemeinde alle nacht schicken und bestellen, di solich schlos getreulichen behüten und vorwachen, als oft des not geschicht (1468) weisthümer 6, 64; beschlossen wurden hin und her [Bd. 25, Sp. 2064] sie unentdeckt durch die verwachten thore in Gaza Samson wird verwacht b) absolut, wache halten, wachsam sein: der hat ... beym grab v. helfen hist. proc. juris 533; ist sie vom adel gut, so thut sie was sie will. c) behüten, beschützen, sichern: (das haus) verstüren und v. (1356) schwäb. wb. 2, 1398; (einen hof) verschossen und vorwachen (Eisenach 14. jahrh. in abschrift a. d. 16.) thür. geschichtsqu. 9, 24. vor etwas v.: seinen weinberg fleiszig vor den dieben, raubvögeln und wilden thieren behüten und v. lassen georg. cur. aucta 3, 269b; die heiligste stätte ist nicht genug für diesen thoren verwachet, und die Paulskirche ist nicht sichrer für ihnen als der Paulskirchhof crit. poet. schr. 1, 80; freier: dasz die köchin glut anzünd hier Trojaner, und hier tapferer Griechen reihn, d) beobachten: (der landsknecht) wird also innen, das der pfaff dem würth an seiner tochter hienge; welchen er oft verwachet, aber er kundt im nye werden nachtbüchl. 235 B.; als ein könig aufgesessen, 2) in älterer zeit, vereinzelt noch im 18. jahrh., wach sein, wachen; fast ausschlieszlich der substantivierte infinitiv: bald z nacht wurt dich din v. zher triben (mox noctu te adiget horsum insomnia) Terenz (1499) 42b; schadet sie nicht durch überflusz und unordnung, durch spätes v. und unzeitige ruhe der gesundheit ihres verwöhnten körpers der freimüthige (1751) 21. sonst nur vereinzelt: der morgen kommt, ist mittag, ist nacht, 3) erwachen; reflexiv: wenn sich solche leute v. und aus dem schlaf kommen trawrlieder 2, 316. mundartlich intransitiv: basl. 114b; els. Martin-Lienhart; schwäb. Fischer; vorarlb.: druf sêt sie lîs: 'i gô gnôt z' wald, [Bd. 25, Sp. 2065] 4) erhalten geblieben ist die bedeutung durch wachen verbrauchen, hinbringen, erschöpfen: durch wachen verzehren 3, 544a; daneben vereinzelt durch wachen versäumen: bald haben wirs (das glück) verwacht, bald haben wirs verträumt a) seit dem 17. jahrh. sich v., sich durch wachen erschöpfen, überanstrengen: mit wachen sich kränken, sich ausmärgeln Rädlein; warüm ihr euch verwachet, mit sorgen quälet und aus dem geschirr schlaget rosenthal 478; dasz ich nicht ruhn mag finden, ich hab mich krank und bleich b) lebendiger ist das part. prät. verwacht, durch wachen erschöpft, übermüdet; mengl. forwaked exhausted with watching Stratmann-Bradley; sehet, wie die saat sich bücket, das buch aus ihrer hand, der leib aufs lager sanck, nun gute nacht, c) wachend verbringen: verwachte nächte 218, 495; Anna, die schrecklichste nacht hab ich in qualen verwachet wie hab ich doch so manche sommernacht, ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 25, Sp. 2066] 241a; lüb. 87. altengl. forweaxan, forwexen 325, 326. I. transitiv. a) 'im wachsen allmählich wieder verlieren' Schambach; er verwechst sinn und witz sprüchw. (1541) 2, 72a; selbst einige angrenzende tatarische stämme werden mit zügen der mongolischen bildung gebohren, die sie aber v. 13, 217 S. einen schaden v.: dat verwasset de göre nog wedder 529a; die erstaunende heilkraft der sprache, womit erlittenen schaden sie schnell verwächst und neu ausgleicht Jac. kl. schr. 1, 262. b) seit dem 18. jahrh. kleider v., aus ihnen herauswachsen: das kind verwächst die kleider 2, 2031a; gott lasze ihn (den enkel) dieselben (die hemden) gesund v. und zereiszen in schr. d. Götheges. 4, 121; was ich (an kleidern) hatte, war groszentheils 1, 88. übertragen: er hatte seine bibliotheck v., so wie man eine weste verwächst aphorismen 1, 76 L. auch mundartlich: Martin-Lienhart; lux. ma.; niederhess. Hofmann. c) mit wachsthum überdecken: mhd. s. Lexer: die strâze hât verwahsen nu daz gras II. reflexiver gebrauch entspricht dem intransitiven, ist aber weit seltener: übermäszig wachsen (s. III 3): als man silber grebt, so verwechset sich daz wasser, das mans nút wol gewinnen enkan pred. 150 Vetter; würden die ecker früe gesewet, so würde der somen geilen und sich v. Petrus de Crescentiis vom ackerbau 21a. schlecht, fehlerhaft wachsen (s. III 2): manches kleine mädchen verspricht eine himmlische schönheit und verwächst sich hernach zu einem ganz gewöhnlichen dinge 5, 22 Sch. vernarben (s. III 4): das merkmal dieser wunde soll sich ihr leben durch nicht v. theatral. sendung 411 Maync. im wachsen verschwinden, sich auswachsen (s. I a): eine krümme des körpers, verkürzung eines gliedes u. dgl. verwächst sich 2, 1399. im wachsen heilen: das bein verwächst sich vortrefflich lebensl. in aufst. linie 1, 137. zusammenwachsen (s. III 5): mein name dicht daneben (in einen baum geritzt) die hoffnung, III. weit überwiegend intransitiv, am gewöhnlichsten das part. prät., vielfach rein adjectivisch empfunden, daher sogar gesteigert: die verwachsensten gebüsche belustigungen 3, 434; ähnlich I 1, 152 ak. ausg. 1) vereinzelt sein wachsthum vollenden: die ähre verwächst, ohne frucht zu bringen s. w. 1, 243. das part. prät. zuweilen wie erwachsen: als der herr Christus v. war Spalatinus klage des frids c 4a; wenn ihr (die töchter) v. seyd ernst-, scherzh. u. sat. ged. 3, 266. 2) schlecht, fehlerhaft, unregelmäszig wachsen: dadurch werden die schwachen glieder über vermögen angestrengt und v. und werden krumm Conrad Kiefer 48. ungewöhnlich: durch wachsen abnehmen, s'amaigrir par ce qu'on croist si fort (1616) 360a. häufig das part. prät., in allgemeinem sinne verunstaltet, übel gerathen: so solche verwachsne gesellen (bettler, schuster etc.) in die artzney gehend chirurg. bücher (1618) 267a; under den erstarrten und verwachsenen menschen [Bd. 25, Sp. 2067] greuel der verwüstung (1610) 209; übertragen: eine verwachsene seele gelehrtenrep. 87; um königlich seinen verwachsenen lüsten fröhnen zu können leben u. schicksale 2, 186. gewöhnlich verkrüppelt, schief- oder krummgewachsen: der verwachsenen ... gliedmaszen physiogn. fragmente 1, 106; Christophe behauptete, Minchen sey v. lebensl. i. aufst. linie (1778) 1, 136; ein ältlicher beamter mit seiner etwas verwachsenen, nicht ganz jungen tochter was ich erlebte 3, 9; sie ist v. und immer krank Eva Sehring (1901) 112. von bäumen: ein altes, knorriges, verwachsenes stämmchen Europa 2, 149 Schlegel. substantiviert: die ... figur eines hinkenden und verwachsenen in briefw. zw. Gleim, H. u. J. v. Müller 1, 296 K.; buckliche, alle arten verwachsne, zwerge III 1, 334; von einer schärfe ... des verständnisses, wie sie bei verwachsenen ... nicht selten gefunden wird ged. u. er. 1, 244 volksausg. 3) zu stark, ungehemmt, ungepflegt wachsen, wuchern: de rogge verwasset nu te stark Schambach; weil euch (den einsiedlern) haar und bart also verwildern und etwas für alle 2, 273; dasz sie (junge bäume, die nicht gepflegt werden) ... gantz verwilden und v. georg. cur. aucta 3, 43a; dasz der wald erst später ... wild verwuchs röm. gesch. 3, 327. von nutzland und anlagen: dasz die ... güeter z allmenden giengent und verwüechsent Stretlinger chron. 93 Bächtold; sie ... lassen die (äcker) verwildern, v. und verwüsten Grosser anleit. z. d. landwirtsch. b 2b; wie alle meine pflanzungen und parkanlagen verwuchern und v. ... werden briefe an braut u. gattin 101. sehr gewöhnlich das part. prät.: der grunt, der da ist vol verwachsens unkrutz pred. 278 Vetter; verwachsenes unkraut ged. 3, 180. am häufigsten in wendungen, in denen v. zugleich ineinandergewachsen, verflochten, undurchdringlich, schwer passierbar bedeutet: aus dem verwachsnen busch deutsche schaubühne 5, 46 Gottsched; verwachsne hecken Wieland I 1, 4 ak. ausg.; verwachsene rosen verm. ged. 1, 17; die verwachsene wildnisz Odüssee 154; das so verwachsene dickicht 37, 177 W.; die nacht verwachsener wälder 2, 188 E. Schm.; verwachsenes gehölz 2, 118 R.; das verwachsene haselgebüsche 2, 85. mit adverbien: tief in wild verwachsen hecken 4) mit wachsthum bedeckt, umgeben, überzogen, überwachsen werden: a) mit haut und fleisch: do (über den grund des menschen) ist als manig dicke grúweliche hut úbergezogen, ... und die hant im sin innerkeit also verdeckt, das got noch er selber nút drin enmag: es ist v. pred. 195 Vetter. gewöhnlich von wunden, die heilen, zuwachsen, vernarben, mhd.: sô daz diu strenge wunde [Bd. 25, Sp. 2068] kaum zeugt von kampf und plage b) mit haaren: warumb lestu den dye krone (tonsur) vorwachsszen? (1523) flugschriften 1, 66; in dem meer ein schröcklich meerwunder, c) mit holz und rinde, die über einschnitte an bäumen wächst: darunter (unter dem felsen) stehen zwo grosse buchen, an der einen ist ein man geschnitten, der ist schier v. magna alchymia 120; dasz die zeichen, welche gern an alte und nicht an junge bäume gehauen werden, beginnen zu v. Dianen jagtgeheimnüsz 1, 36; diese eingeschnittene und ziemlich verwachsene worte Arminius 2, 265a; unsere namen sind ... so verquollen und v., dasz sie kaum noch herauszubringen gespräche 6, 224 B. d) am häufigsten mit pflanzenwuchs. das verbum finitum ist verhältnismäszig selten: dasz sie (zerstörte schlösser und häuser) mit neszlen und ahornen v. auszzug bewerter hist. 669; das (die mauertrümmer) verwuchs mit epheu 39, 166 W.; ein weg ..., der aber dann wieder mit gras verwächst 5, 1, 205. sehr gewöhnlich ist das part. prät.: α) von wegen, was dann die vorstellung einschlieszt, dasz der weg schwer gangbar oder wenig begangen oder schwer zu finden ist: die (strasze) trug ihn auf verwachsenen weg und wild geräud zu einem alten gemäuer buch der liebe (1587) 389d; durch enge, verwachsene pfade ges. schr. 4, 49; dann ging es aufwärts halb verwachsnen weg einen waldstîc âne slihte, β) von der landschaft: bisz er kam in ein tieffen grund, γ) in älterer zeit oft von gebäuden: ein wüste kirch ... was mit doren v. heiligenleben winterteil 207; weil es (das jägerhaus) ganz mit birken und andern wilden bäumen v. ware Donaustrand (1664) 44; alte eingefallene grosze stück mauern ..., mit grasz und bäumen v. oriental. reisebeschr. 314. δ) sonstiges: eingegangene und verwachsene gräben georg. cur. aucta 3, 44b; eine mit buschwerk verwachsene grotte theater d. Deutschen (1768) 12, 213; [Bd. 25, Sp. 2069] zum stehenden und abgestandenen, verwachsenen teich 18, 150 S.; schon verwachsene schürfe ehemaliger unbekannter landsassen erkunde 3, 59; über den mit gestrüpp und aufschlag fast verwachsenen eingang des grundes 2, 281 Sch.; als der vater das gut kaufte, war die höhle v. 6, 75. 5) zusammenwachsen: coalescere Maaler, concrescere, coalescere Dentzler. a) körperlich: α) von knochen: man saget auch, dass ettliche leuth sein sollen, denen ihre bein innwendig so gantz v., dass sie kein marck haben Plinius 30; der körper dieses knochens ist mit dem körper des os posterius beim menschen immer v. II 8, 26 W. ebenso von knochennähten: ein schädel ... mit ... fast verwachsener stirnnaht erdkunde 2, 649; alle schädel ..., deren nähte frühzeitig verschwinden oder, was dasselbe bedeutet, verwachsen völkerkunde 50. β) von andern körpertheilen: bei den unteren thieren sind beide (kopf und rumpf) noch ganz v. 1, 243 Gr.; wirklich war dem armen schelm das kinn ziemlich stark mit dem hals v. 2, 303 B.; zuweilen ist er (der wurmfortsatz) mit dem blinddarme verwachsen v. baue d. menschl. körpers 5, 103. γ) bildlich von menschen: in wirbelschwung mit Julien verwachsen δ) am häufigsten von pflanzen und pflanzentheilen: insofern sie (gewisse pflanzen) ... ineinander v. crit. dichtk. 1, 256; (ranken,) die in einander zu verwachsen trachteten denn mannichfaltig erzeugt sich, ε) auch von anorganischem: gemengte (gesteinsarten) mit untereinander verwachsenen theilen gebirgsarten 7; Sodalith: kommt theils in crystallen vor mit glatten, aber unebenen, gekrümmten flächen und zugerundeten kanten, gewöhnlich mehrere mit einander verwachsen allg. naturgesch. 1, 182; tafelförmige, meist zwillingsartig verwachsene ... krystalle Karmarsch-Heeren techn. wb.3 10, 61. b) übertragen: α) der mensch verwächst: mit andern menschen: den theuern, mit seinem leben so innig verwachsenen freund zauberer von Rom 9, 271; du bist das einzige gut, was mir ist, was von tage zu tage inniger mit mir verwächst I 8, 34 W.; mit einer örtlichkeit: denn ich bin zu sehr mit diesem orte (Carlsbad) v., als dasz ich ihn mir zerstört denken dürfte IV 35, 118 W.; eine heimath ..., mit der man durch geburt, erinnerung [Bd. 25, Sp. 2070] und liebe v. ist briefe an braut u. gattin 10; mit der menschlichen gemeinschaft, zu der er gehört. so fest wie sein könig oder Hardenberg war dieser reichsritter doch nicht mit dem staate Friedrichs deutsche gesch. im 19. jahrh. 1, 331; sie wissen ja, wie sehr ich mit meiner familie v. bin einsame menschen (1891) 55; ihm (dem lehrer), der in drei vierteljahren mit der klasse v. war königl. hoheit 457; mit sitten, anschauungen: wenn wir ... mit ihnen (mit gewissen sitten und vorstellungen) so verwachsen sind, dasz wir sie der menschheit wesentlich, von ihr also ganz unabtrennbar glauben 15, 138 S.; der fromme mit dem steifen gottvertrauen dasz sein geschlecht mit meinem in einem stamm verwachse β) von sächlichem. mit dem menschen verwächst: seine tracht: sie kam so in den salon, als wenn diese neue tracht schon längst mit ihr v. war ritter vom geiste 9, 216; seine sitten: die leeren formen, das weitläufige und schwerfällige wesen verwuchsen umso inniger mit uns, je mehr die nation im ganzen entwöhnt ward, grosze interessen im groszen stile zu verfolgen deutsche gesch. 1, 7; geistiges: wir müssen erst etwas blosz glauben und empfinden, dieses verwächst mit uns verm. schr. 9, 147; sie (seine ideen) waren mit seinem selbst verwachsen s. w. 31/32, 350; ebenso mit menschlichen gemeinschaften und ihrer wesensart und ihren lebensformen: je tiefer in einem volke die ideen mit seinem ganzen grundwesen v. sind nachgelass. schr. 1, 163; er (der walzer) ist der echt deutsche, mit dem volksleben innigst verwachsene nationaltanz gesch. d. tanzes 1, 219. verschiedene abstracte gröszen sind v.: als theile eines ganzen: jene oben benannten drei stücke (Schillers jugenddramen) jedoch wollte man nicht anrühren, weil das daran miszfällige sich zu innig mit gehalt und form v. befand 40, 89 W.; denn auch das recht ist ein stück des öffentlichen lebens, mit allen übrigen theilen desselben vielfach v. gesch. d. röm. rechts, vorrede 10; als ursprünglich selbständige gröszen, die sich verbinden: wenn die wohlthätige nächstenliebe nicht so tiefe wurzeln in meinem herzen gefasset hätte, dasz sie mit meiner eigenliebe ganz v. wäre gesch. d. fräul. v. Sternheim 2, 75, oder die sich gegenseitig bedingen: wie völlig das geschick der stadt mit dem der Medici v. sei Michelangelo 1, 85; die unabhängigkeit der stadt (Genf) war ... mit dem positiven protestantischen princip (der Calvinisten) auf das genaueste v. s. w. 8, 127. 6) in etwas v., vereinzelt in wendungen, die sich zu 4 d stellen: das säuselnde in lauben verwachsene dörfchen 7/10, 480 H.; meist nah verwandt mit dem unter 5 besprochenen gebrauch. a) mit translocaler bestimmung, in etwas hineinwachsen. körperlich: dasz es (das geweih), zu ewigem gedächtnisz in denselben (den baum) v., noch zu sehen ist 4, 37; Dengeh (ein gott) soll sich anfänglich frei umherbewegt haben, dann aber als schlange mit seinem geringelten schwanze in die erde v. sein völkerkunde 2, 312. freier: da ist ein minster, halb v. in den holen berg in den herten stein sommerteil d. heiligenleben 79a; aber in stiel und griff verwuchs die faust zehn novellen 116. übertragen: kein weinstock hält so fest den ulmenbaum umschlungen, [Bd. 25, Sp. 2071] gewissermaszen die der ganzen grammatik selbst ist ges. schr. 6, 10; (dinge), die .. in die theuersten interessen unserer bildung v. ... sind ges. w. 7, 276; ich bin mit meinen tiefsten stimmungen in den deutschen boden v. 10, 187; sein humanistischer kosmopolitismus, der so tief in ihn v. war gesch. d. d. dichtg. 5, 353; bei seiner letzten lebzeit war Herder ... ganz in den romantischen geschmack v. 5, 559. b) mit intralocaler bestimmung, in etwas festwachsen. körperlich: dasz du solche pfeil nit lange stecken, noch im fleische lassest v. vergeb. d. sünden 81; dichtes wurzelgeflecht, in welchem die wurzeläste benachbarter bäume oft v. der wald 307. übertragen: unsere geburtsstunde ... als ein ... ding, das ... in derselben (der seele) gleichsam verwächset Pathmos 14; das unveränderliche bild der tugend oder der geistigen harmonie wird in seiner seele v. 1, 35 G.; er ist aber in seinen nationalsitten so v. ges. schr. 5, 82; tief eingewurzelt und v. sind diese eigentümlichen sprichwörter im volke marschenbuch 1/2, 208. 7) seltener sind andere verbindungen; mit an: in einem wassersüchtigen fand sich der herzbeutel ... fest an daz herz v. allg. deutsche bibl., anh. z. 25—36, 503; verwachs an mein herz, sey eins mit mir! du meiner kindheit lieber baum 8) nicht selten ist der substantivierte infinitiv: in dem v. der knochen II 8, 30 W.; weil ich in meinen knabenjahren eine anlage zum v. zeigte 12, 33 Hesse; durch das v. der wurzelsprossen lex. d. ges. technik 1, 359. — verwächsen, v. : mit wachs überziehen XI ling. 223a; mit verwächstem doppelen, starcken zwirn jagd- u. weidbüchl. 46. — verwachsenheit, f. , zu verwachsen III 2: gar so arg müszte es doch nicht sein mit seiner v., weil sie ihn zum soldaten genommen hätten wildlinge (1905) 26. zu verwachsen III 5: die dogmatische verwirrung und v. 2, 493; die v. von gedanken und bild ges. schr. 5, 531; der grad einer innerlichen verwandtschaft und v. mit dem genius 1, 465. ![]() ![]() 1) statt überwachsung, praeputium in hs. der 1. d. bibel: dorumb beschneid die verwachsung (M, sonst uberwachsung) ewers hertzen 4, 169 K.; 2, 17 (Sc), dazu ahd. furiuuahst, furigiwahsti gl. 1, 286a; 805b; 2, 30b; 279a; 773a. 2) zu verwachsen III 2: wie die v. (der buckel) da war, wars auch vorbei mit der bauernarbeit alte u. neue gesch. aus Bayern 243. übertragen: in einen fruchtbareren grund, der die volle prangende entwicklung der köstlichen pflanze (der kunst) ohne die verkümmerungen und verwachsungen gestattete, die an der dürre des alten bodens hingen Händel u. Shakespeare 374. 3) zu verwachsen III 4 a: v., obductio cicatricis et oblivio 2404. 4) meist zu verwachsen III 5: concretio Maaler, symphysis, concretio lexicon nosolog. polygl. 17d; anatomisch: ausz unnatürlicher verschliessung oder v. des vordern oder innern schlosses des geburtsglids hebammenbuch (1580) 154; eine v. der brusteingeweide 218, 497; diese verschiedenen verwachsungen der knochen II 8, 37 W.; v. des dünndarms mit der leber vom baue des menschl. körpers 2, LIX. botanisch: die blattpaare sind am grunde vollkommen verwachsen, so dasz die v. nicht ... einen einschnitt zeigt flora v. Deutschl. [Bd. 25, Sp. 2072] 12, 209. mineralogisch: die eben erwähnte häufige regelmäszige v. beider (von augit und hornblende) allgem. naturgesch. 1, 266; die ... schön ausgebildeten ... krystalle (fluorit) finden sich ... in regelmäsziger paralleler verwachsung techn. wb. 3 3, 606. übertragen: aus der v. metaphysischer abstractionen mit der poesie kosmos 2, 17; in unserer schnöden selbstsucht und v. mit dem schein und trug der welt sämtl. ausgew. schr. 26, 196; eine überaus enge v. von sinn und wort, von gehalt und gestalt bei jenen alten (altdeutschen) poesieen J. Fr. Böhmer bei Böhmers leben 2, 118. 5) vereinzelt zu verwächsen: v., ceratura Reyher thes. u 5a. — zusammensetzungen: verwachsungsstelle, f. v. baue d. menschl. körpers 5, 738; 6, 850; chemie 3, 567 Stohm.-Kerl. -vorgang, m. waldverderbnis 2, 265.
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