Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
sengwin bis senkelaal (Bd. 16, Sp. 587 bis 590) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 16, Sp. 588] seniorat wird ein gut oder gütercomplex bezeichnet, der an den familienältesten vererbt wird, so auch im staatsrechtlichen sinne. im mittelalter ist seniorat das verhältnis des herrn (senior) zu den von ihm abhängigen leuten. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() mein senkblei fällt ins unermeszliche; sich tauchen in der tiefe grund, auch sagen sie, und solches könnt' ihr stündlich den unerforschten abgrund ..., ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) vertiefung im boden, mulde, delle, kleines thal, vgl. mhd. wb. 2, 2, 306a; in der norddeutschen umgangssprache gebräuchlich. 214; auch von einer einsenkung im dache 190a; vertiefung, wo wasser austritt, schlammpfütze 422a; tor senke fören, stecken bleiben (mit dem wagen). ebenda; tau senk driwen, in gleichem sinne 79a; s. auch 2, 338a, vgl. sinke. 2) grube zur aufnahme des unrats, senkgrube (Niederrhein). 3) für senkgarn, senknetz (s. diese): sencke, un traineau à pescher dict. (1616) 296a; senke, fischgarn 1415; fischbahr, tragula, alias eine wate oder senke 133; fisch- sive zuggarn 2008; eine senke, bey den fischern, ein netz das man ins wasser hangen läst, und oben etwas daran macht, dasz man den obersten rand sehen kann. 2, 264c; vgl. 2, 338b. 190a. 4) bei schmieden und schlossern ist die senke eine ausgehöhlte form, 'andern dingen darin ihre gehörige gestalt zu geben'; in der schlüsselsenke werden die röhren der schlüssel abgerundet. Adelung. 5) eine senke, in den weinbergen, propago 2, 264c; senker, senke, senkende, gesenke Nemnich; man nimmt eine rebe, die man aber am stock läszt, und biegt sie in eine grube hinein (senkgrube); eine solche rebe heiszt senke oder auch die handlung wird senke genannt. 4, 140b, vgl. DWB senken; es tragen auch die sencken nicht alle jahr. öconom. (1680) 262b. [Bd. 16, Sp. 589] 6) für senknadel (s. dieses), bei Campe als verdeutschung von sonde. ![]() ![]() ![]() ![]() 1) senkel, m. schnürband, schnürriemen, nestel, mhd. senkel mhd. wb. 2, 2, 252b. mhd. handwb. 2, 885; es liegt kein grund vor an entlehnung (franz. sengle, sangle, lat. cingulum) zu denken, senkel war der zungenartige bandstreifen, der durch eine schnalle oder schnürloch gesteckt wird, im mhd. vor allem am gürtel beschrieben, der durch den rinken gezogene lang herab gelassene und kostbar geschmückte streifen, am gürtel herabhangendes zierstück. Weinhold frauen2 2, 282. Schultz höf. leben2 1, 274. 277; (die kaiserin hatte) ein gürtel mit einem senkel, darein verwürkt warent edel gestain ausz India. d. städtechroniken 3, 69, 5; vgl. unten die stelle aus dem heiligenleben (1478), wo der senkel abnehmbar ist; noch bei (1616) in ähnlichem sinne: senckel, die kette an den gürteln, welche die weiber an seiten hinunder hängen lassen. 296a; dann wird senkel überhaupt von den bändern und bandähnlichen vorrichtungen zum schnüren und befestigen der kleidungsstücke gebraucht, z. b. von den hosennesteln, den schnüren am mieder, an den schuhen: cinctura senckel gloss. 120a; liga, senckel, nestel; senkl o. hosnestl, senghel vel natelreme. 329a; ligula, senkel; ligula cancellaris, snursenckel 329b; renda, senckel, das houpt von dem riemen. 492a; liga, hosvettel, senkel nov. gloss. 234b, vgl. 2, 314; mnd. senkel, m. in gleicher anwendung 4, 190a; senckel, nestel, m. dict. (1616) 296a. 1415. deutsch-ital. dict. (1702) 2, 771b; ligula astrictoria, ein nestel, senckel. fons latinit. (1660) 362b; lederner senkel, beschlagener senkel mit stiften, senkel zuebinden. 2007; senckel (als f.), ligula, fibula 580; 2, 264c bemerkt, dasz das wort in Oberdeutschland wenig gebräuchlich sei. er versteht unter senkel schnürbänder, 'sonderlich deren spitzen mit metallenen blechen beschlagen'; schnür-, hosensenkel, seidene, beschlagene (mit stiften an den enden versehene) senkel. nestel, senkel, schnürsenkel, eine gewisse gattung langer und schmaler riemen oder schnüre, rund oder platt, auf einem oder beyden enden mit stiften beschlagen, werden zum zuschnüren gebraucht. 4, 135a; nd. senkel, an hose und schuhen. 4, 97; auf aufwand, der früher mit hosensenkeln getrieben wurde, deuten die redensarten: he het senkel an de bene, er ist ein stutzer; dat is een keerl, de het senkel an de bene, das ist ein ganzer kerl. brem. wb. 4, 753; md.: senkel, schnîrsenkel, an korsett und schuhen 103b; senkel, schnur mit metallspitzen, schnür-, schuhsenkel. 2, 338b; das wort ist im zurückweichen begriffen, doch werden die zusammensetzungen schuh-, schnürsenkel in der umgangssprache verschiedener nordd. gegenden noch gebraucht; desgleichen sich die metz beweist 2) im ahd. glossiert senkil (daneben steht ein fem. sinkila) anchora, jaculum, funda 6, 256; vgl. senkilstein, anchora 689 (s. aber am ende des absatzes 3 sinkelstein) und senkilkrapfo, ancora 4, 597; funda ist ein beschwertes netz (senkgarn, senknetz). mit senkel wird bald das beschwerende gewicht, bald das ganze durch gewicht herabgezogene netz bezeichnet: es soll kain fischer senkel setzen. quelle bei mhd. hdwb. 2, 885; senkel, blei an fischnetzen 210. beschwerendes gewicht, nicht senkbaum, bezeichnet senkel wol auch in der zeitschr. 7, 119 angeführten stelle. vgl. DWB senkelkorb. [Bd. 16, Sp. 590] 3) aus dem zusammenhange mit senken erklärt sich gleicher weise von selbst die verwendung von senkel für bleiloth des werkmanns und des schiffers: perpendiculum, bleywaag, senckel. 428c; senckel oder bleiwag, das blei der werckmeyster, perpendiculum Dasypodius; dem senckel nach oder der schnr nach machen. 370a; bleischnur, bleiwag, senchel, metzler, senckel, regel. 417, 30; senckel, m., das bley der werckmeister, bleywage, daran sie erkennen, ob sie strack fahren. diction. (1616) 296a; senkel, m. perpendiculum 1415. 2007; spruch: den stein nach dem senkel, nicht den senkel nach dem stein. senkel, m. und n., bleilot der markscheider; senkel schlagen, durch bleilote die richtung für einen schacht festlegen bergwb. 447. 224; der senkel, senkblei 239; der senkel, werkzeug zur verticalmessung Karmarsch-Heeren techn. wb.3 6, 46. 102; vom senkblei im wasser: mit dem senckbley ò senckel die tieffe abmessen. deutsch-ital. dict. (1702) 2, 768a; nachdem die messer aber bereits neun zwirnnetz (ist ein masz, das die Schwartzwälder bauren-weiber besser als ich oder ein ander geometra verstehen) mit einem senckel hinunter gelassen und gleichwohl noch keinen boden gefunden. Simpl. 2, 49, 3 Kurz; vil seltsames, in den tiefen wellen der natur, das wir mit dem bleysenkel unserer vernunfft, bey der schiffart dieses lebens, nicht ergründen. Pathmos 575; liebesabgrund, den ergründen 4) senkel, senkelaal, dünner, junger aal 2, 338b (nach 1), so dünn, wie ein schnürsenkel. 5) gloss. 522c führt senkel auf als name für roggen (secale); vielleicht steht senkel für sengel, sängel, reife ähre (vgl. th. 8, sp. 1790); sängelbüschel, ährenbüschel 2, 310; senkile, büschel von ähren, mohnköpfen 232; ferner bietet 512c die glosse sardiola, senkel. ob damit eine pflanze gemeint ist, wie Diefenbach und 2, 264c annehmen, ist zweifelhaft. 6) nach 232 bezeichnet man mit sengel, senkel den glockenschwengel; ferner einen groszen kropf oder dicken bauch (so wol auch sinckel, nicht sinckelhert bei 50, 2, 1 = bauch); senkl, grosze, bald harte, bald weiche geschwulst 148b; senggl, m., ein groszer baumelnder gegenstand, z. b. groszes bündel, das man in der hand trägt. senggln, schwer tragen 206. 7) senkel, schnur an ländlichen thürklinken, woran sie aufgezogen werden; über nacht zieht man den senkel ein 2, 338b; wol nach senkel 1 (schnürsenkel). 8) senkel, schlickfänger, rostartige vorrichtung, z. b. senkrecht herabgelassenes weidengeflecht (im küstengebiet); die fluth tritt über die schlickfänger und läszt beim zurückweichen den mitgeführten schlamm hinter dem schlickfänger zurück. 7, 336b. 9) klammern zur befestigung (übertragen von 1 her): 'kleine eiserne klammern, womit die gerinne (holzbahnen für rinnendes wasser) zusammengehalten werden'. 4, 140; am treibofen für die bleigewinnung 'kleine, fingerdicke haspen und riegel, vermittelst deren die ribben des treibehuts an die bleche desselbigen bevestiget werden'. ebenda. klammern am schiff, s. oben theil 5, sp. 939 (Mathesius). 10) obscön: ich weisz, das ihr in meinen kram (vulva) sein senckel misset. gartengesellschaft 152 Bolte; etwa: schnürsenkel, verschnürendes, verschlieszendes stück? ![]() ![]()
|
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Digitale Publikationsumgebung / Wörterbuchnetz © 2008 by Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier Home | Impressum | Kontakt | ![]() |