Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
schnellchen bis schnellern (Bd. 15, Sp. 1292 bis 1303) | ||||
| ![]() ![]() ![]() ![]() 1) zu schnell, das schnell sein, mhd. snelle mhd. handwb. 2, 1030, ahd. snelli, agilitas, velocitas, rapiditas 6, 847. nach Adelung erst in neuerer zeit von einigen wieder 'gangbar zu machen gesucht, obgleich mit wenigem glücke'. auch von 2, 475 und 2, 214b neben schnelligkeit verzeichnet, besonders in dichterischer sprache üblich. a) im sinne von schnell 1, behende kraft und die darin wurzelnde tüchtigkeit: [Bd. 15, Sp. 1293] ni sint, thie imo ouch derien,in thiu nan Frankon werien; sô ist der sin zaller vrist an sterke, an schœne, an manheit und an snelle, b) im heutigen sinne von schnell, s. dieses 2. α) von thieren: ire (der Germanen) pferdt varen auffs eynfeltigst, weder an form noch schnelle fürbündig. weltb. 43a; diu snelle in (den hirsch) dane truoch. Kaiserchron. 6873 Schröder; er (der hund) hât sîn snelli gar verlorn. wär' er (der hund) der selbige noch, an gestalt zugleich und an thaten, eines wagens flug zu überhohlen unter allen schlangen ist eine β) von personen: von seinem pfad ab bracht ihn (den engel) seine schnelle. γ) von dingen: dûder fureîlest diê snelli dero uuindo. ps. 103, 3; dîn gotelîcheʒ kunden, δ) auf abstracte begriffe bezogen: durch vollen wunsch ist iu geworht ein kranz in wîbes güete, denn das herz wird mir schwer in der fürsten pallästen, ε) schnelle der langsamkeit gegenübergestellt: der krieg will schnelle, wie der friede langsamkeit. dämmer. 29. ζ) öfter begegnet das wort in adverbialer fügung mit in oder mit verbunden: hier kam nun Lucie, die mit gleicher fertigkeit, zierlichkeit und schnelle zu nähen verstand, vollkommen zu hülfe. 23, 204; da nun zugleich das land abfällt, so kömmt man fort mit unglaublicher schnelle, die gegen den böhmischen schneckengang recht absticht. 27, 6; so kostet es mich jetzt gar keine mühe, sie in allen stücken .. von ihrem irrthum loszusprechen, indem ich gegenwärtigen, schweren stekken mit ziemlicher schnelle auf ihren verbesserten und aufgehellten kopf aufsinken lasse. a. d. teuf. pap. 2, 37; und indem sie in diesen gedanken sich versenkte, schlich ein andrer wie mit schüchterner schnelle ihr durch das bewusztsein. (1891) 2, 610; sie (Shakespeares charactere) sind gewissermaszen moralische warnungsbilder, in denen die in ihrer eigennatur schlummernde gefahr, durch irgend ein äuszeres geweckt, aufsteht und sie unaufhaltsam mit immer wachsender schnelle zur selbstvernichtung treibt. 5, 240; hât ie kein mensch mê vernumen in der selben drête diu schilt ze hals in snelle wurden gehenket. Lohengrin 2413; sô daʒ er mit in beiden gî von der Sudouwin vreise so schreitet in dem engen breterhaus denn Roland nimmt das fräulein auf sein pferd, [Bd. 15, Sp. 1294] es tauchen sich die schwerter mit schnelle in sein blut. 127. mit, in schnelle erscheint dann auch im sinne von 'plötzlich, auf einmal', vgl. DWB schnell 2, h: da stnden allenthalben uff mit schnell dicke wind. Marie himmelf. 16b; da ist's auf einmal farbig helle, η) sich der bedeutung 'schnelle that, äuszerung' nähernd, mit tadelndem nebensinne. vgl. DWB schnell 2, k: darumb ein schnelle und ein gehe gieng da der andern nach. wendunm. 169 Österley. 2) subst. zu schnellen. a) verbal, schnellender schlag, schnippchen, schnell f., schnall, fingerklick, chiquenaude 287a, talitrum 1406, schnelle 1425, anscheinend auch als masc. gebraucht. vergl. schnellen I, 1, b, γ, schnall oben sp. 1161 und schnalle 3 oben sp. 1162: er pfeiff mit dem maul gar langsam, schlug darnach mit den fingern ein schnell oder gnipp. wendunm. 1, 120 Österley. auch die variante maulschnelle für maulschelle räub. schausp. 2, 1 würde hierher gehören, wenn sie nicht auf einem druckfehler beruht. nicht eine schnelle um, auf etwas geben, nichts: ich geb nit ein schnell umb die mönch. sat. u. pasqu. 3, 279, 6; andere brieffe habe ich viel bracht, da gab er nicht auff ein schnell. wendunm. 2, 280 Österley; so geb ich nit ein schnellen da geb ich nit ein schnellen drum, b) concret, schnellendes ding Campe. α) wurfmaschine zum schleudern von geschossen. vgl. DWB schnellen III, 1, a: folgender zeit hat man auch auff grosze kriegesrüstungen gedacht, die man in belagerungen braucht, solche sind die catapultae (grosze schnellen oder wippen) gewesen, womit man grosze lasten, steine, feuer und dergleichen hat können über die mauren werffen, wie heute zu tage die bomben aus den feuer-mörseln. gefangensch. july 42. β) gerät um einen zu schnellen, prellen. vgl. DWB schnellen I, b, α: es was aber eine schnellen .. bi dem wasser mit einem korb, in den man einen setzt, dem man gnad bewisen und dennoch strafen wolt. denselben liesz man wie an den galtbrunnen aufschnellen in einem korb .. dann mszt einer in das wasser abhin springen, wolt er anders aus dem korb kommen. Zür. chron. 7, 2 bei d. rechtsalterth. a. d. Schweiz 2, 97; 1573 den 16. maji wurden drey huren nach damaligem gebrauch mit der schnell in das wasser geschnellt. Frankf. chron. 1 (1716), 495. γ) schnell, f. peitsche 2, 576. vgl. DWB schnellen III, 3. δ) reiszende stelle in einem flieszenden gewässer, meist im compositum stromschnelle. ![]() ![]() [Bd. 15, Sp. 1295] für den reflexiven gebrauch umlautloses prät. und part. snalte, snald bezeugt zeitschr. 4, 271. 80. 5, 168, 152. I. mit beziehung auf anderes, im causativen, transitiven und daran angeschlossenen gebrauch. 1) mit wuchtigem stosze, schwunge bewegen, schleudern, stoszen. a) in allgemeiner anwendung, mit persönlichem oder sächliehem subject. α) meist mit näherer bestimmung der richtung. αα) woher: einen aus dem hause schnellen, possessione movere, quatere foras, domô egurgitare aliquem 1904; als im diu (augen) über wielen suln dise blôʒe liute wo sahst du, dasz man einen speer wer läszt da bückten sich schnell zu der erde viel erzblinkende speer' um Kebriones starrten geheftet, er (Cupido) zielt auf eine holde vom sattel schnellt er ihn (den feind mit dem lasso) wie den ball, wenn im ritt er schnellt den pfeil vom bogen. poet. werke (1882) 12, 140; sieh! ein reh hab' ich dir getödtet, ββ) wohin: (einen, etwas) zu boden schnellen, ad terram dare, prosternere 1904; jemanden in das wasser schnellen, mit schnellkraft stoszen Adelung (vergl. unten b, α); einen stein in die luft schnellen. ebenda; das rad schnellt den koth in den wagen. ebenda; wie sie den sarg hinunter lieszen, und die seile schnurrend unter ihm weg und wieder herauf schnellten. 16, 179; es war die wonnige freude am leben, welche den kleinen leib (der schwalben) durch die luft schnellte. handschr. 1, 227; eher ja kommt dir daher der erfindungsreiche Odysseus, nackt ein genius ohne flügel, faunenartig ohne thierheit dort meine bogenschützen brennen längst, jetzt bin ich der gefahr entflogen, der alte irrthum sinkt und schnellt schnell' ich den pfeil auf dich. nein, du hast gnade gefunden, [Bd. 15, Sp. 1296] einen beizulocken, die andern zu entfernen, und wenn neidische aufpasser darunter wären, ihnen im vorbeigehen einen kirschkern auf die nase zu schnellen, im sinn hatte. reise 10 (1805), 379. statt dessen dann auch einen mit etwas schnellen: als ob jhn einer mit eim pfirsichkern geschnelt het. Garg. 232b. β) mit angabe der wirkung, etwas entzwei schnellen, zersprengen: du aber schnellst mit wuthbeflammten händen γ) ohne solche zusätze: unweit des heers trift dich ein böser pfeil; den pfeil schnellt freilich der bogen, doch nichts frommte nunmehr ihm Artemis, froh des geschosses, der hirt im wurfe schnellt sein beil. ame hove er sîne tohter vant, swa der marcgrâve vunde strît, wenn man ihn (den weg nach Moskau) macht in eile, δ) mit auslassung des objects: endlich aber gebrach dem pfeile die mitgetheilte kraft der schnellenden senne. 1, 166; man hôrte sament snellen als wie ein held in seiner hand wie der schnellende bogen nur allein Philoktetes besiegte mich, kundig des bogens, als sie nunmehr sich gesättigt des voll ausweinenden grames, nie vermöcht' aus dem raume des schiffs ein muthiger jüngling, b) in besonderem sinne. α) wie prellen, so αα) in eigentlicher anwendung, füchse schnellen, balzare, sbalzare volpi deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630c. Adelung; einen schnellen, scattare, it. strappare, balzare, sbalzare uno a. a. o., mit dem schneller, schnellgalgen strafen, ins wasser schnellen. polizeistrafe des 17. und 18. jahrh. Schm.2 2, 575; 1573 den 16. maji wurden drey huren nach damaligem gebrauch mit der schnell in das wasser geschnellt. Frankf. chron. 1 (1706), 495; (von 1624) des soldaten frau so auf dem feld rüben gestohlen, soll man schnellen. 2 (1735), 705. ββ) übertragen, im sinne von 'übervortheilen, betrügen', vielfach auch als 'durch schnelligkeit überlisten' gefaszt (vgl. DWB überschnellen, DWB verschnellen theil 12, 1135), schnellen, ubervortheilen (1616) 287a, schnällen, etiam circumvenire, et fraudare exponitur 1890, einen schnellen ò überschnellen, scoccare, [Bd. 15, Sp. 1297] sbalzare etc. uno, met. strapazzarlo, soparfalo nel prezzo, conto, scotto, contarli troppo deutsch-ital. dict. 2 (1702), 631a, durch schnelligkeit hintergehen, decipio, fraudo 2, 475, durch geschwinde griffe betrügen, decipere 2, 214c. Adelung. Schm.2 2, 575. 143a. zeitschr. 6, 276, 14 (schles.). 271. 2, 301b. 437b, nd. auch versnellen brem. wb. 4, 887: man darff nicht so ein narr seyn, und alles an einen ort stecken, hie tausend thaler, dort tausend thaler, so müste es S. Velten gar seyn, dasz man allenthalben auf einmahl geschnellt würde. erzn. 52 neudr.; er hat ihn wacker geschnället, lepide, facete, et laute ludificatus est eum, dolis doctis attondit 1890; der wirt, krämer, etc. hat uns geschnellt ò überschnellt, quest' hoste, mercante ci hà scattato, strapazzato etc., ci hà fatto un conto esorbitante, rigoroso, straboccato deutsch - ital. diction. 2 (1702), 631a: indem er als ein dieb sich hält, du funffzehn-hut, du bärenheuter, dem schlauesten Hebräer in B * * ... er war der klare kern von jenen alten junggesellen, wenn selbst der fürst für gnad' es hält, wenn doch die reisenden das klagen unterlieszen, β) waidm. den leithund schnellen, ihn mit dem hängeseile einen zucker, d. i. einen mit einem ruck verbundenen schlag auf den rücken geben. 4, 25a, schnellen, den leithund am hängeseile, den hühnerhund an der dressirleine durch einen ruck mit der leine strafen lex. d. forst- u. jagdk. 5, 524. wb. der weidmannsspr. 262. γ) finger schnellen, schnellend, mit einem ruck bewegen, als spiel, bei dem zwei die fäuste mit einer beliebigen anzahl plötzlich ausgestreckter finger vorhalten und dabei die zahl der beim gegner vermuteten anzahl der ausgestreckten finger aussprechen Schm.2 2, 575. 1, 1641: murre- oder morry spiel, nory-morry, finger schnellen, micare digitis. voc. von 1735 ebenda. auch Garg. 165b wird fingerschnellen als spiel erwähnt. etwas anderes ist wol das oben unter a, β erwähnte mhd. vingerlîn snellen. sonst wird schnellen auch bezogen auf einen plötzlichen, kurzen schlag mit den fingern, das schnippen mit den fingern, sowol als bezeichnende geberde, als um einen zu treffen, schnellen, schnelle oder schnallen vor die stirn schlagen, donner des chiquenaudes, dar delle frignocole (1616) 287a, schnällen, et schnelleren, talitris nasum, frontem, etc. ferire 1890: nâch dem trunke er snellet unterdesz thut der am besten, er schüttelte den kopf und schnellte mit der hand. [Bd. 15, Sp. 1298] auf etwas schnellen, schnippend schlagen: kindereyen lallt der Franzose nach, und schnellt triumphirend auf seine dose à la Grecque. 39, 341. einem unter die nase schnellen. 2, 134, einen auf die nase schnällen, nasum alicujus stricto, acutoque articulo percutere 1890, einen auf die stirn schnellen, stricto acutoque articulo frontem alicujus percutere 1904, einen schnellen vor die stirn, frignoccolare, sbuffettare colle dita. deutsch-ital. dict. 2 (1702), 631a, jemanden vor die nase schnellen, ihm einen nasenstüber geben Adelung, jemanden auf die finger schnellen ebenda. einen an die nase. K. v. Ammenhausen bei mhd. handwb. 2, 1031; wil mich lassen an d'nasen snelln, die feind hab wir gschnelt auf dnasen. δ) pondera tormentorum machinis movere. 2, 215a. vgl. DWB schneller 1, b. 2) die allgemeinere bedeutung 'schneller machen, beschleunigen' liegt vielleicht in der folgenden stelle vor: z stnt er sich von mir schiette II. reflexiv. 1) sich mit schnellkraft, mit einem ruck, ruckweise bewegen, sich schwingen, springen. a) von lebewesen: er (der schulmeister) schnellte sich wie ein käfer weiter und schien ein auf die zwei letzten füsze gestellter vielfusz zu sein, an dem im gehen hundert müszige wagrechte füsze zappelten. biogr. belust. 1, 136; die tänzer schnellten sich wie auf sprungfedern durch das zimmer. soll u. haben 2, 70; Lys schnellte sich herum und sprang auf. 2, 226; sinen lufer (läufer, pferd) hei erkois b) von dingen: so rieffn sie (die mäuse) all in grossem zorn, 2) allgemeiner, sich schnell, eilig bewegen, in älterer sprache. a) mit zusätzen der richtung: Rodolfus, de uterkoren was, snellde sik na Miszen. deutsche chron. 2, 594, 8; Abram snellede sik yn sin telt to Sara. quelle bei 4, 273a; hey begunde sich snellen, sus mûsten sich von dannen snellen hir umme snelle dy van hinnen. sündenfall 514. b) ohne solche, wie 'sich eilen, beeilen' im örtlichen und weiteren sinne: ane merren ind ane resten (ich) willen dir zo zoulde we ich mich gesnellen III. absolut. 1) sich mit schnellkraft, mit einem ruck, ruckweise bewegen, schwingen, springen, fliegen. a) so meist von dingen. α) mit angabe der richtung. αα) woher: si kâmen snurrend als ein pfîl, gelîch dem wilden pfîle, ββ) wohin: da der lew die klawen in den spalt stiesz, da zohe der buer dy axt usz dem spalt, da schnalt der baum wider zsamen, und was der lew gefangen. Pauli schimpf u. [Bd. 15, Sp. 1299] ernst 26 Österley; da wolt Milo sein stercke verschen und thet beide hend in den spalt (eines baumes), und wolt den baum von einander reissen, da sprungen die speidel herusz, und schnalt der baum z, und ergreiff im beide hend, und er bleib also gefangen. 165; es fuhre aus, und schnellet mir auf die finger, egli scattò, scoppiò, sbalzo e mi diede sulle dita. deutsch-ital. diction. 2 (1702), 630c; ein gespannter elastischer körper schnellt zurück, schnellt ab, wenn er seiner schnellkraft schnell und ohne hindernisz überlassen wird. Adelung; iuwer êre wære verlorn, er was ouszerhalp ein horn, durch fensterluken hoch und schmal β) ohne solche angaben: eine feder schnellen lassen, die gespannt ist. Adelung; etslîche in vorebbele wie oder wenn der grund an starken schlössern kracht, wann der maien fällt er lat die wag bald snellen. teufels netz 10549 Barack. etwas auf der wage schnellen lassen: ein andrer miszt das werk mit ellen; ûf der stat sô snalten wenn man damit (mit den ziegeln) sol decken b) von lebewesen: do begonde hervur snellen behend zum grunde fuhr der fisch, schon schnellt mir's in händen. 2) im allgemeineren sinne, von rascher bewegung, schnelligkeit überhaupt, celerare, kloken, snellen 110b, eylen, nicht seumen, schnellen, zauwen, abjicere cunctationem. phrases Ulneri (1589) 129, celerare, festinare, properare, movere se ocyus 832, 18, celeritate uti 1904, geschwind seyn, festinare 2, 214c, nd. snellen brem. wb. 4, 887. 437b. die belege zeigen zum theil den bedeutungsübergang von 1 in 2: wann man nun die jaghund also an gelegenen orten gestellt und angeordnet, soll man die windspiel nach gelegenheyt des orts, da man den hirtz hat sehen lauffen, schnellen lasen. feldbau 585; wenn der habicht daher geschnellt kommt. 4 (1782), 107; dar nâch dô kam gesnellet [Bd. 15, Sp. 1300] Hinrich von sînen gesellen da sah man stehn bis aus den ställen vil anders snellet ûff der ban 3) dem unter 2, a, β erwähnten gebrauch im sinne von 'bersten, platzen' nahe steht die bedeutung crepare 1451, krachen, knallen 640, der ein geräusch meint, wie es beim bersten, platzen zu entstehen pflegt. auch mit den fingern schnellen (s. oben I, 1, b, γ) leitet zu ähnlicher anwendung mit persönlichem subject über. es heiszt unpersönlich von klatschendem geräusch: auf einmal klatschte das wasser laut auf, die kette muszte abgerissen sein, so hefftig schnellte es. 2 (1878), 45. vom klatschen der peitsche: darnach so soll er (der schäfer) auch seine herde zuzeiten entweders mit eynem lieblichen gesang, oder mit schnellender geyszel, oder sackpfeifflin erlustigen und erfräuen. feldb. 139. auch persönlich, vom klatschen mit der peitsche volksth. a. Schwaben 2, 44. daran schlieszt sich schnellen, heftig anfahren, anschnauben, heftig erwidern, increpare 2, 343. 227. 260a, repercutere ejus dicta. voc. von 1618 bei Schmeller2 2, 575. vgl. DWB anschnellen oben theil 1, 448. hier mag auch der gebrauch im sinne von 'schnell, vorschnell sein' (s. 2) eingewirkt haben, ebenso bei der anwendung für 'antworten' oder 'sprechen' überhaupt (vgl. die oben a. a. o. gegebenen belege aus Keisersberg): die fraw wolt es im nit sagen, doch schnalt sie einmal wie das sie etwas uff ir het. schimpf u. ernst 160 Österley; und der fürst fragt z dem andern mal, und sprach, wolan wölcher ist schuldig daran, will ewer keiner schnellen. 390. mit accus. der sache: dann als die frau baas sich einbildet, ihr jungfrau bäszlein würde nichts weiters und deutlichers schnellen, als was sie aus ihren bereits genugsam-teutschausgetruckten worten schon vernommen. Simpl. 4, 77, 3 Kurz. ![]() ![]() 1) persönlich. a) sneller, pharetratus (wol 'bogenschütze') 225b (von 1482). ähnlich in lanzenschneller Ov. 2, 266. b) im älteren artilleriewesen: item die schneller sollen auch unter jhnen haben einen vorgeher, den man die (sc. der, den?) schneller zeugmeister nennt, der hat unter jhm acht personen, die werden die schneller genannt, deren ampt und befelch ist, dasz sie die groszen stück büchssen von einem wagen auff den andern heben, auch die büchssen, so es not ist, helffen schmieren, die zeug und ander munition helffen auff und abladen. kriegsb. 1 (1578), 88a, qui tormenta post usum recolligit reficitque. voc. von 1618 bei Schm.2 2, 576, ol. machinator tormentorum bellicorum 2, 215a (mit verweisung auf die stelle Fronspergers). 7, 263b. die bezeichnung bezieht sich augenscheinlich auf stoszendes, schiebendes bewegen der lasten. auch in der folgenden stelle scheint [Bd. 15, Sp. 1301] sie vorzuliegen: zu sampt jhren feldzeugmeistern, schantzmeistern, zeugwarten, wagenburgmeistern, pulverhütern, zeugdienern, schnellern. Garg. 201a. ähnlich heiszen schneller landschaftlich bestellte leute, die den fuhrleuten beim bepacken der güterwagen helfen, so in Nürnberg Schm.2 2, 576, in Tirol 640. lendschneller sind dort die, die an der lend, dem landungsplatz, von den schiffen, flöszen waaren ab- oder aufladen. ebenda. hierher gehört vielleicht die folgende stelle: hauszknecht, koler, roller, keller, schneller groszm. 78 (12 neudr.). c) bursche, der beim fahren hinten auf dem wagen steht, um ihn bei gefahr des umfallens auf die entgegengesetzte seite zu schnellen Schm.2 2, 576. d) wagenschneller, wol betrügerischer verkäufer, der die wage schnellt, durch einen stosz zu falschem anzeigen bringt: wagenschneller, elenschmeler, diebische becken. groszmutter 88. e) im allgemeineren sinne von 'betrüger, preller', circumscriptor, falsarius, doli machinator, sycophanta 1890. vgl. DWB schnellen I, 1, b, α, ββ. f) talitro percutiens 1890. vgl. DWB schnellen I, 1, b, γ. von hier oder von e aus vielleicht freier wie 'gaukler, fingerfertiger zauberer oder spieler': pfeiffer, sprecher, fidlär und singär, lautnär, snellner, loterpfaffen, gärndler und spekchlötter, pürczlär, gaugklär, springer et omnes tales plebanus absolvit. quelle bei Schm.2 2, 576. 2) als bezeichnung eines schnellen pferdes, rennpferdes, sneller, alipes. quelle von 1420 bei mhd. handwb. 2, 1032. vergl. DWB schnellen III, 1 und 2. 3) von dingen, besonders von geräten, meist nach schnellen I, 1 oder III, 1. a) gerät, mit dem einer geschnellt, geprellt wird, furca excussoria cum corbe, poenae genus 1425. Schm.2 2, 575. vgl. DWB korb II, 4, b oben th. 5, 1803 und schnellen I, 1, b, α, αα: auff die zeitt macht man den becken schneller über die lachen bey sant Ulrich: welcher nit recht prot bch von zuig oder von gewicht, den liesz man in ain korb vallen in die lachen und erschnit im sein prot dar z. d. städtechron. 4, 324, 5 (Augsburg, von 1442); man hett hie den becken ainen schneller gemacht vor sant Ulrich über die lachen, und welcher peck z ring pachen hett, den satzt man in ainen korb und fiel da in die lachen. 22, 81, 12 (vom gleichen ort und jahr); es war diser zeit der brauch zu Regenspurg (wie bei meinen zeiten zu Wien in Österreich), wen ain peck zu clain prot puech, straft man in, setzt in auf ein sneller, lies in in ain pfützen oder kotlacken fallen. 2, 443, 22 Lexer; dem (felddiebstahl) nun zu begegnen ist unser ernstlicher bevelch, dasz unser amptleüt auff jungs, unnutz, diebisch gesind, ein fleiszig aufmercken haben lassen, und wa etliche derselben betreten, mit der straf so etwan geweszt, als setzen in ein korb oder schneller, und in ein wasser herabfallen ... strafen lassen. quelle von 1552 bei volksth. aus Schwaben 2, 231, 253. wiederholt in einer quelle von 1621. 232, 254. b) der gak (kak), das narrenheuslein, catasta clathrata, gyrgatus 1905. vgl. DWB kak 2, theil 5, 48. c) dasselbe wie schnellbank 1905. Adelung. d) schlagbaum, fallgatter, bewegliche schranke Schm.2 2, 576 (Nürnberg): auch wart esz bestalt mit unsers hern rex marscholk, das er und sein untermarschalk und ander rex diener bey der thur, da rex eingelassen wart, und bei den snellern fur dem thor warten und niemant einlieszen, dann die erbergen mit wenig dienern. d. städtechr. 3, 366, 2 (Nürnberg, 1440); also waren die schneller verspert, und die unsern musten abvallen und zu fusz durch die schrancken chomen. 2, 217, 3 (Nürnberg, 1450); item so waren bei ieder reiden 10 schützen bestelt, die alle tag dabei musten sein und warten, und die auf und zu musten thun die reiden oder schneller. 274, 17; nun auch am pfintztag früe vor des wirdigen heiltumbs weisung tag, so soll der stat paumeister bestellen und under alle thore innen und auszen an alle schneller zugseil geben und doran machen lassen. baumeisterb. 130, 36; so ist in dem nechst vergangen Nuremberger krieg oder reis ein lantwer mit schrancken auff peden seitten umb die stat gemacht worden und dabei an den stroszen, so durch dieselben lantwer gingen, hüt- oder wachheuslein und gatter oder schneller darvor gemacht, die man versperren mocht. 210, 23; die gruben, dorein die sneller hinten gen. 296, 16; da slug der zollner oder die wachter den sneller für und [Bd. 15, Sp. 1302] behielt sie in der mausvallen. d. städtechron. 11, 563, 23 (Nürnberg, 1491). schlagbaum gegen vogeldiebe wohlred. jäger 266b. e) sich an d anschlieszend, vectis portarum. voc. von 1618 bei Schm.2 2, 576, obex, pessulus, fibula, uncus, hamus 1890. f) beim vogelfang übliche einrichtung, schneller an dem sprenkel, ligula 1905. deutsch-ital. dict. 2 (1702), 631a, bügel oder bogen, die zu den aufschlägen in den vogelschneiszen gebraucht werden 4, 25a, spannholz der netze am vogelherd, aufschlag weidmannsspr. 35, auch sprenkel im sinne von 'schnellfalle' wohlr. jäger 44b: (niemand soll im reichswalde vogelherde haben und) darjnn keinerley strick, schrentz, poglein, vallen, sneller oder dergleichen legen. Nürnb. polizeiordn. 313; die wände (des vogelherds) wurden mit gewichten aufgezogen oder aufgeschnellt, und mit schnellern herunter gehalten und gestellt, dasz sie auch fast wie ein schneller an der büchse abzuziehen waren. jägerpract. 2, 218a; und weil auch der länge wegen die wände (des vogelherds) sich desto leichter rucken, wenn schwipp-stöcke und schneller daran gemacht würden; so will ich hier eine invention angeben, wie sie auf diese art auch leichte zu machen und zu rücken seyn. 3, 170a. g) der abzug an einer schuszwaffe, die vorrichtung zum abdrücken, schneller an der büchse, sive büchsenschneller, ligula 1905. deutsch-ital. dict. 2 (1702), 631a, abdruck wohlred. jäger 266b, an dem schlosse eines feuergewehrs der theil, der den hahn bei der geringsten berührung abschnappen läszt 4, 25a, die in einem feinen draht bestehende vorrichtung zum abfeuern am stutzengewehr 640. auch der stecher Adelung, eine feder im büchsen-schlosz, welche den hahnen auf einen punct bringt, dasz er leichtlich kan abgedrückt werden. 2, 215a: niemand nimt sein schönes rohr in die hand, dasz er nicht zum wenigsten den schneller daran stechen und wieder loszziehen solte. polit. stockf. 49. vgl. auch die unter f angeführte stelle jägerpract. 2, 218a. bildlich: dat is mit 'nen dubbelten sneller, das ist so künstlich gemacht, dasz es im gebrauche nicht versagen kann 438a. h) in der gaunersprache die ganze schuszwaffe gaunerth. 4, 602. vgl. DWB schnellen I, 1, a, δ. i) vorrichtung am haspel, die durch schnellen, einschnappen eines zahnrades, die zahl der haspelumdrehungen anzeigt 227, auch ein haspel mit solcher vorrichtung Schm.2 2, 576. daher dann die zahl der umdrehungen des haspels bis zum jedesmaligen einschnappen des schnellers als garnmasz, ein gebinde von 800 haspelumdrehungen (1600 ellen) 227, von 1000 395a, von 400 fäden 474, von 240 Schm.2 2, 576. ein gesetzlich giltiger Augsburger weberschneller muszte 700 fäden haben 400b: ich bringe aber nicht mehr als 12 schneller heraus. 135 Müller; man nennt nun die zahl von tausend umgängen (des haspels) einen schneller, nach deren gewicht die verschiedene feine des garns gerechnet wird. 23, 55; die schlanke fleiszige spinnerin behauptete 4 auch 5 schneller, das wären 5000 umgänge, also 8 bis 9000 ellen garn täglich am rad zu spinnen. ebenda. einer quelle von 1784 zu folge werden von jeder (genesenen) kindbetterin 6 kr. und 1 schneller geopfert. 229b. k) ein kleines bewegliches klötzchen an der lade des webstuhls zum treiben der schnellschütze, treiber, vogel Karmarsch-Heeren3 7, 777. l) bei den flöszern ein seil von 2 zoll im umkreise, bestimmt, mehrere kuppel von hölzern an einander zu machen 5, 524. m) aderlaszschnäpper 2, 343. n) marmor - oder lettenkügelchen, wie sie von der spielenden jugend in grübchen geschnellt werden 474. vgl. DWB schnellen I, 1, a, γ. o) bóneschneller, elastisches stäbchen, womit die kinder beim grübchenspiel die bohnen fortschnellen 227. p) fadenförmiger körper an den lebermoosen, der die samen fortschnellt Campe. q) harnschneller, samenschneller, bezeichnung von muskeln. r) penis thür. sprachsch. 217: hie ent sich der preller 4) schnellende bewegung, besonders a) ein schlag mit den fingern, schnippchen, talitrum 1406. 1890. 1905; schneller auf die nase, auf die stirn deutsch - ital. dict. 2 (1702), 631a, mit einem finger 2, 215a, nasenschneller [Bd. 15, Sp. 1303] 1905. 1451. s. DWB schnellen I, 1, b, γ: einem einen schneller geben, dar' un frignoccolo ad uno 631a; einen schneller thun, far, dar' uno scatto. ebenda; etwas mit einem schneller zerbrechen, nervo digiti conctracto et relaxato conterere aliquid 2, 215a. auch ein kurzer schlag, stosz überhaupt 142b: ich habe immer gedacht eine einzige blume müsse all' dies beschämen, und ein einziger maikäfer müsse durch einen schneller, den er einem philosophen an die nase giebt, sein ganzes system umpurzeln. briefe 1, 329. b) in der musik ein kurzer vorschlag 7, 263b. c) weidmännisch ein ruck mit der leine oder dem hängeseil wohlred. jäger 266b. weidmannsspr. 262. vergl. DWB schnellen I, 1, b, β. d) unsinnlich, list, schnäller, fallacia, machina, fabrica, palpum, sycophantia, glaucoma, stragula et decipula, omnisque dolus et ludificatio 1890: es fällt mir ein schneller ein. 1, 553; einem einen schneller machen, einen streich, possen spielen: nun hätte ich mich auf dessen worte über alles verlassen, aber hören sie, was er mir vor einen curieusen schneller machte. Darbennime 338. auch im sinne von possen, lustige geschichte, schnurre: die compagnie lachte über diesen schneller recht hertzlich. 302. 5) als pflanzen- und thiername. a) die klatschrose, kornrose, papaver rhoeus 264a (Augsburg), grindmagen, klapperrosen, kornblum, schneller, papaver rubrum, μήκων ῥοίας, papaver erraticum 1746, 36. b) der schwarze ackerkümmel, auch kornrose genannt, lychnis githago. quelle von 1521 bei 225b. c) eine käferart, species von elater 227, wegen der schnellenden bewegung. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
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