Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
schnargarkisch bis schnarrerin (Bd. 15, Sp. 1184 bis 1189) | ||||
| ![]() ![]() [Bd. 15, Sp. 1185] ![]() ![]() ![]() ![]() 1) interjection, lautmalend: alle männer einem falschen instrument gleich. zieh saiten auf, wie du willst, sie antworten dem angeschlagnen ton nicht. im innern liegt's. schnarr! da fällts zusammen, was vor so harmonisch klang. theater 2, 214 (d. neue Arria 3, 4). 2) als subst. mhd. snar, m. das schnarren, schmettern, z. b. pusûnen snar handwb. 2, 1024. nachtr. 367. vgl. schnarre. 3) als adj., nd. snarr enge, dat klêd sitt snarr. 437a. 82b; strenge, schneidend 199a; snâr schnurgerade, schlank; quitt, im reinen, fertig 199a; snar, snarre hurtig, geschwind brem. wb. 4, 881, märk. snr schnell 5, 167, 146. 245b, ebenso siebenbürgisch snar, snarre 179, 185. dagegen nordthür. schnâr dünn, schlank, von menschen, vögeln, wenn sie die federn an sich drücken; auch von bäumen 19c. 198. sprachsch. 216. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() 1) ein hölzernes werkzeug, bestehend aus einem rädchen und einem beweglichen bret, gegen das die zähne des rades beim umdrehen schlagen und dadurch ein rasselndes geräusch hervorbringen; es dient kindern als spielzeug, dem nachtwächter an stelle des hornes, wie auch in katholischen kirchen in der charwoche an stelle der glocken und wird auch ratel, ratsche, klapper genannt. 4, 15b, niederd. snarre 4, 268b. 245b. vgl.: schnarr, f. crembalum onomast. col. 224. maul-trummel, brumm-eisen. 2, 212a. — im niederd. auch bezeichnung der garnwinde Abelung, nd. snarre brem. wb. 4, 882. 2) in der ältern sprache die saite: mhd. snar (starkes fem.) strick, saite handwb. 2, 1024, vgl. ahd. snare, sner fidis 6, 849: want got selve ruret dines hercen snar. zeitschrift für d. alterthum 10, 75, 4. dazu: monaludium (cf. monochordium) est ludus unius corde ein snar vel alio nomine ein rummelscheyt ludus qd. cordarum. gl. 366b; so noch im älteren nhd.: schnaer, sive schnär, die, fides, chorda, diciturque per crasin à schnader, sed Belgic. et Sax. est, nobis effertur schnarre, et notat chordam seu nervum majorem. 1887; geigenschnarre, lautenschnarre, fides pandurae, chorda testudinis. 1887, schnarre, chorda 1448. ebenso nl. snaar: snare, fides, chorda, nervus, nervia Kilian; dazu wol auch mnl. snare in dem von 4, 268b beigebrachten liede: den sanck wil he (Christus) allene, dair die engelen syngen 3) bezeichnung gewisser vogelarten, wegen ihres schnarrenden gesanges. a) die misteldrossel, turdus viscivorus, auch schnärre, schnerre, schnerrer, schneer, scharre. Nemnich, vergl. DWB schnarrdrossel: schnärre, die, avis est, nomine turdus viscivorus, alias ziemer, sive zeimer. 1887; die schnarren sind schier wie die drosseln, aber doch sind sie was gröszer und leibiger ... ἰξιφάγος viscivorus ist eigentlich, das die Märcker eine schnarre nennen. hausb. (1680) 619a; die mistel-drossel, turdus viscivorus, mistelziemer .. groszer krammetsvogel, gemeiner krammetsvogel; schnarrdrossel, schnarrziemer, schnarre, schnerre, schnerrer, schnaar, scharre, zwitzer .. in hiesiger gegend (Anhalt) schnärre oder schnärrziemer. vögel Deutschlands 2, 248; vgl.: ihre lockstimme ist ein sonderbarer, ziemlich weit hörbarer, schnurrender ton und klingt wie: schnärrrr! .. wenn sie recht eifrig locken, moduliren sie die schnarrende stimme, und sie klingt dann: schnärrrata ta tärrr! s. 254. so noch schles. schnarre 4, 183. — dasselbe meint wol auch schnarre, krammetsvogel 2, 133 [Bd. 15, Sp. 1186] (im Harz); schnarre, f. turdus maximus, der an andern orten mistler heist, der gröste unter den arten von krammetsvögeln. 2, 212a, ebenso öconom. lex.2 2617. b) eine wachtelart mit langen beinen, auch schnarrwachtel, schnarrichen genannt Adelung. öconom. lex.2 2617. wol dasselbe wie rallus crex, ralle, .. schnarwachtel, schnarrichen, schnarker, schnerker, schnarf, schnerz, schnärz .. schnarre. Nemnich. c) schnerf oder thau-schnarre, heist man den so genannten wachtelkönig, eine art von wasser-hünern, das sich bey der nacht im sommer hören läst, mit einem schnarrenden geschrey, gallina aquatica, ὀρτυγομῆτρα. 2, 212a; auch schnerker, schnerz, heckschnarre. Campe. d) niederd. snarre, der baumhacker, certhia familiaris 199a. 4) weitere besonderheiten. a) schnarre, die, in navibus est puppis 1887, dagegen bei 359b: der schnarren, das hinderteil oder der hinder gransen desz schiffs, puppis, vgl. 2, 212a; man musz die proram oder gransen nit so schwär beladen, puppim oder die schnarren nit so lähr lassen. quelle bei 2, 579. — an andern stellen dagegen vom schiffsvordertheil: die schnarren, puppis acroteria, tigna ad ornatum prorae puppisque eminentia. voc. von 1618 bei 2, 579; dafür auch die weiterbildung schnarf, s. daselbst. eine andere ableitung liegt vor in ahd. snarken, rostrata naves (plur.) 6, 849 (vgl. DWB schnorre, schnurre?). b) schnärre quoque, aliàs etiam schnarre, et schnorre, est suscitabulum quoddam, fremitus et strepitus, quod pueri conficiunt scarabaeis in gyrum circumvolantibus animi causâ. 1887. c) mnd. snare, snâr steht auch für 'schnur, schwiegertochter' (neben snôr) 4, 268b. 279a. vgl.snarre, snurre, sax. fris. sicambr. holl. nurus. quaede snarre, mulier maledica, rixosa. Kilian. d) nd. auch eine alte kuh. brem. wb. 4, 882. 4, 139. 218. Campe. ![]() ![]() ![]() ![]() hie tioste brach der swerte klanc, die pfeile snurren von der bogen snallen. d. j. Titurel 4092, 4. vergl. gramm. 2, 61. mnd. snarren 4, 269a, daneben snorren, brummen, murren 280a, vgl. DWB schnurren, und niederl. snorren vel snarren, susurrare, fremere, bombilare Kilian. die formen neuerer mundarten weichen im allgemeinen nicht von der schriftsprache ab, schnarren, auch schnrn 199; schnorren (z. b. 1, 363) ist vielleicht besser zu schnurren zu stellen.1) vom laute gewisser werkzeuge. a) von dem schnarre genannten lärminstrument, s. daselbst 1; die schnarre schnarrt, auch mit der schnarre oder ratsche schnarren Campe oder schnarren allein in diesem sinne 2, 302a: gute nacht. der wächter schnarrt eilf (zeigt mit der schnarre die eilfte stunde an). 5, 97. b) eine garnwinde schnarrt Adelung, weshalb sie auch schnarre genannt wird, nd. snarren brem. wb. 4, 882; eine uhr, mit bezug auf das rasseln, das dem schlage vorhergeht: als ich die hölzerne wanduhr mit dem guckuck noch in demselben tone schnarren und schlagen hörte. reise 6, 175; vom kratzen der schreibfeder: denn es war mir einigemal begegnet, dasz das schnarren und spritzen der feder mich aus meinem nachtwandlerischen dichten aufweckte. 48, 15. c) besonders von den gerätschaften mancher handwerker, namentlich der weber: als wenn man zwischen den unzähligen [Bd. 15, Sp. 1187] bewegten spuhlen und weberstühlen einer groszen fabrik hingeht, und vor lauter schnarren und rasseln .. sich den eigenen rock selbst verleidet fühlt, den man auf dem leibe trägt. 26, 64; er weynet, seufftzet, knirrt und knarrt, und das spinnrad schnarrt (in den spätern ausgaben schnurrt und brummt. (jungfrau zum wagner) schmira, lasz schnarrn! 2) besonders von musikwerkzeugen, a) so von blasinstrumenten, z. b. den baszposaunen Adelung: floitieren unt tampûren schal, es schnarre das regal (kleines orgelwerk), oft quältest du dich, o pfuscher, am kreuzweg, b) von saiteninstrumenten: celli, guitarren, harfen schnarren u. s. w.: beym spiel doch scheint das schnarrende holz (der harfe) von Orfeus geist beseelet, nimmer wird sein ruhm verhallen, 3) von manchen vögeln, vgl. DWB schnarre 3: der schwarzspecht schnarrt, wenn er mit seinem schnabel so hart an die dürren bäume schlägt, dasz es einen zitternden laut gibt. 4, 15b; andere vögel schnarren nur mit ihrer stimme, wie mistler, schnarrenten Adelung; so sagt man schnarren oder schwirren in der waidmannssprache von dem eigenthümlichen laute der schnepfe beim streichen. 5, 511; vergl.: der wunderlich schnarrende ton eines wachtelkönigs, der sich eben hören liesz. 2, 73. 4) meist wird schnarren vom menschen gesagt, a) von einer rauhen, vibrierenden stimme: im dialog tiefe etwas schnarrende, heftige, rauhe stimme. 43, 34. besonders von einer groben gutturalen aussprache des r: schnarren, propr. stridorem aliquem acutum edere, in specie autem lit. r per palatum vitiosè et quasi ronchissando pronunciare, unde etiam in multis Germaniae locis schnarchen cum schnarren confunditur. er schnarret mit der zunge, turbidè atque adhaesè loquitur, infacundior atque impromtus linguâ est. 1887; ähnlich schon 2, 620c: er schnarret, schnorchelt im reden, egli roncheggia lettera r. ebenso niederd. snarren brem. wb. 4, 883. 437b. in dieser spezielleren bedeutung: er hatte eine gantz unangenehme sprache, unnd absonderlich konte er das R nicht auszsprechen, sondern schnarrte, wie eine alte regalpfeiffe, die ein stücke von der zunge verlohren hat. erzn. s. 117 neudr.; bisz sich Eurylas resolvirte, einen doctor zu agiren, und dem menschen das schnarren zu vertreiben. 118; ich kenne einen magister, der wollte einen berühmten prediger imitiren, und weil der vornehme mann ein geringes vitium linguæ hatte, dasz er das R nicht gar zu wohl pronuncirte, so befliesz sich der gute mensch so sehr drauf, dasz er in anderthalb jahren perfect schnarren lernte. kl. leute 324; die printzessin, der, weilen sie zugleich in etwas [Bd. 15, Sp. 1188] schnarrete und lispelte, .. unsere sprache anfänglich etwas schwer fallen wolte. Felsenb. 4, 403; seine sprache war ein wohlklingender tenor, den ein kleines schnarren nicht um das einnehmende brachte. selbstbiogr. 262; von einer rauhen sprechweise überhaupt: der mann schien bei seinen gehwerken das sprechen gelernt zu haben. aus seinem knarren und schnarren schien hervor zu gehen, dasz auch er den Holders - Fritz in der dämmerung lauernd getroffen. 2, 49. b) schnarrend sprechen: groteske verkleidungen, teufel, schornsteinfeger, ritter, grosze hähne (masken) schnarrten und schrien in allen sprachen. 2, 234; und wenn du, alter knabe, wie ein kind du ungeschickter schnarrst ja nur dem pöbel vor. c) oft ist das schnarren zeichen des zorns oder der aufgeregtheit, vgl. DWB schnarchen 6: sonder wann er zürnet und schnarrt, nun schnarrt er aus heiserer kehle dort kumbt er, ich wil jn ahn schnarren. weil sie (die herrin des Äsop) gar hessig auf mich sticht, d) namentlich im mhd. bedeutet snarren und snerren oft auch 'schwatzen', z. b.: swenn er anders nihten mak, e) vom singen (oder von der guitarrebegleitung?): auf Dafnis, säume nicht, ergreiffe die kitarren, 5, a) auch von den tönen u. s. w. selbst wird schnarren gesagt, vgl. 3. 4, a. e, besonders um einen miszton zu bezeichnen: (er) klopft .. an den irdenen töpfen herum, ob nicht an einer stelle ein schnarrender miszton den sprung verräth. soll u. haben 2, 114. b) übertragen auf einen schlecht klingenden reim oder vers: die kindheit überdisz entschuldigt meine pflicht, c) so auch unpersönlich es schnarret (jetzt gewöhnlich saust) mir in den ohren, egli mi romba, fromba, frombola nelle orecchie. dict. 2, 620c. 6) wörter ähnlicher form, aber abweichender bedeutung, die also wol kaum mit dem obigen zusammenhängen, finden sich mundartlich: [Bd. 15, Sp. 1189] a) schweizerisch-tirolisch nagen, schnuppern, wie beim rindvieh auf der weide 2, 340, schnaren, ablecken 6, 407, 18, schnarren, beiszen, essen, schnâre, anbeiszen, dazu das g'schnâr, eszwaaren 637, vergl. 225 und schnarfen. b) ähnlich westf. snarren, beiszen wollen, um sich schnappen 245b. märkisch hä snarrede üm sik as ne bieteltiewe (bissige hündin) 5, 163, 146 (s. 167 erklärt als 'schnell den kopf bewegen um zu beiszen, schnappen'). c) siebenbürgisch àfschnärren, aufspringen (mit geräusch) 5, 179, 185. d) daneben ebenda schnären, schnüren, betrügen 48a, wol zu mhd. snerhen und mnd. snare (schlinge) gehörend, vgl. oben (die einleitung). ![]() ![]() ![]() ![]() 1) schnorcheler, roncheggiatore che non può articolare l'r 2, 620c, adhaesâ et impeditâ linguâ sermocinans, blaesus, balbucinans, balbutiens. 1887. 2) übertragen (s. DWB schnarren 4, c): ja, das er (der pfarrer) ist ain solcher schnarrer 3) die schnarrdrossel (vgl. daselbst), turdus viscivorus 2, 579, bei Nemnich schnerrer. — schnarrer, s. specht, dann schnerrer. wohlred. jäger 265b. ![]() ![]()
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