Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ![]() | ![]() ![]() ![]() | |||
erzwiderteufer bis es (Bd. 3, Sp. 1103 bis 1104) | ||||
| ![]() ![]() [Bd. 3, Sp. 1104] alten erzwiderteufer, die durch ire eigen werk sich geteuft haben und noch teufen. 6, 276b. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ich trouwe an im ertwingen beidiu liute unde lant. Nib. 56, 4; dâ mit ich solde ertwingen die vil hêrlîchen meit. 59, 4; ich wil an iu ertwingen swaʒ ir muget hân. 109, 3; ich wil ëʒ sus versuochen, ob ich ertwingen kan rëhten erben an ertwungen. daʒ mir hie unser man ich nehme mir schon kleid und kopfputz aus, o schweigt gerechte klagen! ach könnt ich auch so singen die du zur gattin dir erzwangst. und ein scherz, ein einfall kann ich musz die luft beim sprechen schon erzwingen. 2, 165; die beeiferung hat mir etwas erzwungen (abgezwungen, abgenöthigt), dazu ich wol lust, aber keine rechte lust hatte. Reiske Thuc. vorr.refl. und unpersönlich, es erzwingt sich, ergibt sich, folgt nothwendig: auch erzwinget sich daraus, dasz dieser verstand zu halten sei. 2, 235b. br. 2, 369; aus den worten erzwingt sichs. 4, 11a; darumb erzwinget es sich, das die mutter nicht von einem man must schwanger sein. 4, 124b. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() [Bd. 3, Sp. 1105] wahr; ins wills firdig brenge = es (der kerl) wills fertig bringen. (schweiz. landesspr. 108) gibt gleiches ins, inns nur für den acc. es, nicht üfr den nom., Gotthelf setzt ihns nur für betontes es im acc. von personen (mädchen). ges. schr. 2, 342. 350. 354. 216 u. o. Bei der anlehnung treten manigfache kürzungen ein. schon mhd. ichʒ, dûʒ, ërʒ, wirʒ, irʒ, sieʒ für ich ëʒ, dû ëʒ, ër ëʒ, wir ëʒ, ir ëʒ, sie ëz; mans für man es; ich binʒ, ich hânʒ für ich bin ëʒ, hân ëʒ; nimʒ, schrîpʒ für nim ëʒ, schrîp ëʒ; êst für ëʒ ist, wie dêst, deist für daʒ ist. nhd. ichs, dus, ers, wirs, ihrs, sies; ich bins, ich nehms, schlags u. s. w.; gibs, nimms, thus für gib es u. s. w. nach partikeln obs, wenns für ob es, wenn es, in volksliedern auch dasz, bisz für dasz es, bisz es, wovon s. 309 stellen beibringt. est für es ist wird nhd. gemieden. dagegen schwindet der anlaut in sist für es ist, welche aphaerese mhd. unstatthaft war, in den verwandten sprachen aber noch gröszeren umfang hat, engl. tis, twas (man schreibt häkelnd 'tis, 'twas) für it is, it was; nnl. tis (geschrieben 't is) für het is. int oog, int water (geschr. in 't) = in het oog, in het water entspricht aber unserm ins auge, ins wasser = in das auge, in das wasser. Dasz in ita, ëʒ, in þata, daʒ, im lat. id ein dem allata, blindata, allaʒ, blindaʒ unmittelbar identisches element walte, ist offenbar, kann aber hier nicht näher entfaltet werden; dem aus dem acc. in den nom. vorgetretnen skr. neutrum am, lat. um, gr. ον gleicht das slavische o (to ist þata, daʒ). von vielfachem zusammentreffen unseres es = ëʒ, ita mit das = dasz, daʒ, þata wird die folgende abhandlung zeugen. Dies wörtlein es erfüllt heute, gleich dem artikel, unsere gesammte rede und ist allenthalben anzutreffen, sein gebiet hat sich, wie hernach auseinandergesetzt werden soll, durch mischung mit dem genitivischen scheinbar noch erweitert. im ganzen Ulfilas, soviel wir dessen noch übrig haben, steht ita nicht mehr als siebzehnmal, welch ein abstand! einzelne ahd. denkmäler geben freilich gar kein ëʒ, wozu ihrer armut der mechanisch verdeutschte text nicht anlasz bot. O. und N. gewähren beispiele, im ganzen sparsame. mhd. hatte sich der lebendige gebrauch längst entschieden und nirgends war der ausdruck mehr zu entbehren. I) der nominativ es. In der alten sprache ist das subject des satzes entweder durch das nomen selbst oder ein pronomen an dessen stelle, meistentheils aber durch die verbalflexion, d. h. jenen sie bildenden, heimlich in ihr steckenden pronominaltheil ausgedrückt. das dem nomen überhaupt eingeprägte dreifache geschlecht bleibt in dieser flexion ungeschieden; doch participia, die dem verb. subst. einzelne tempora der vergangenheit oder zukunft umschreiben helfen, nicht anders ihm zugesellte adjectiva, sondern in ihrer nominalgestalt auch die geschlechter. an amat wie an amatur ist nur die person, an amatus est sowol geschlecht als person bezeichnet. möglich, dasz späterhin das frei vorstehende particip auch ein vorgeschobnes pronomen heranführte, z. b. das romanische egli è amato, il est aimé. hier ist nun das geschlecht zweimal, an egli und amato (il und aimé) ausgedrückt, im praes. egli ama, il aime nur einmal, das lat. amat und amatur lieszen es unangedeutet, in amatus est genügte einmaliger ausdruck. das allmalich dem verbum vortretende pronomen verhält sich wie der auch vor das nomen rückende artikel, beide gereichen der abgeschliffenen oder geschwundnen flexion zu hebel, stütze und ersatz, bieten sich aber auch zu feinen nebenbestimmungen dar. Das neutrum (οὐδέτερον) ist eigentlich kein wahres, entwickeltes geschlecht, sondern nur dessen keim und andeutung, diese unbestimmtheit macht es schmiegsam und die beiden andern geschlechter zu einigen oder vertreten geschickt. zwar kann es auch unausgedrückt neben der baren flexion sich syntactisch geltend machen, doch mehr sagt ihm die äuszerlich hervorgehobne pronominalform zu. aus diesem grund spielt in unsrer sprache das neutrum und das neutrale pronomen eine grosze rolle und erreicht was der älteren nicht in solcher weise möglich war; romanisch schadet gerade das erlöschen der neutralform, obgleich sie in der männlichen nachwirkt. die slavische bedeutsamkeit des neutrums gewährt uns wichtige aufschlüsse und bestätigungen. Wir haben zunächst das persönliche es, dann das unpersönliche, das erzählende und das vor dem praedicativen nomen eintretende zu untersuchen, endlich auch die analogie der demonstrativen pronomina zu erwägen. A) persönliches es. von ihm gilt was von den beiden andern personen, mit welchen es gleiches recht und gleichen umfang hat, ein nomen desselben [Bd. 3, Sp. 1106] geschlechts, worauf sie sich beziehen, musz ihnen unmittelbar vorausgegangen sein oder in der nähe stehn. die gothische, wie die lat. und gr. sprache, lassen diese persönlichen pronomina meistens weg und setzen sie nur, wo ein nachdruck darauf fällt. Matth. 7, 25 liest man: jah vaivôun vindôs jah bistugqun bi þamma razna jainamma, jah ni gidraus, ohne ita, was sich auf razn bezöge, wie auch in der vulg. zu non cecidit kein ea im bezug auf domus gefügt steht. ahd. heiszt es aber T. 43, 1: inti bliesun wintâ inti anafielun in thaʒ hûs, inti iʒ fiel, bei Luther: stieszen an das haus, da fiel es. hier sind noch andere beispiele des neutralen nominativs: oba thaʒ hûs wirdig wirdit, thanne quimit iuwer sibba ubar thaʒ, oba iʒ wirdig ni wirdit, iuwer sibba zi iu wirbit. T. 44, 8; mhd. daʒ vierde dier ein evir was, waʒ entrinnet iwerm kriege, ûfʒ pfërt ër saʒ, wës mac sîn ors dâ bîten, enphâhent daʒ cleinœte hin, ein veilchen auf der wiese stand, die welt wird nie das glück erlauben, war gar ein herzigs veilchen. dichter drücken zuweilen das subject vorher schon in gleichem casus namentlich aus und lassen das pronomen folgen.und dein auge wie ists zu dem tode gerüstet? Messias 5, 122; das kind es denkt. das heer es kommt gezogen. 1, 129. B) unpersönliches es. das eben besprochne pronomen war auf ein schon feststehendes, ausgemachtes neutrum gerichtet, das es wiederholt vorbrachte, in lagen die für jedes geschlecht, jeden numerus und für alle verba gelten. allen sprachen sind aber auch verba eigen, die hauptsächlich in der dritten person des sg. gebraucht werden und wesentlich ein neutrum neben sich erfordern. durch dies neutrum soll angegeben werden, was sich nicht näher bestimmen läszt, sei es, dasz man mit dem vollen eigentlichen ausdruck zurückhält oder ihn überhaupt nicht weisz, unsre sprache setzt alsdann zu dem verbum ein 'es', und jedwedes verbum im grunde geht damit in einen unpersönlichen begrif über. im latein genügt verben dieser art die blosze dritte person, der meistentheils kein neutrum anzusehen ist, nur die mit participien gebildeten praeterita können der neutralbezeichnung nicht entrathen, also z. b. neben itur, eurritur musz gesagt werden itum, cursum est. günstig erzeugen die slavischen sprachen ein praet. activi mit dem verb. subst. und ihrem part. praet. activi auf l, welches dabei noch flectierbar bleibt, das verb. subst. pflegt in der dritten person auszufallen. so heiszt z. b. poln. byl er war, byla sie war, bylo es war; pil er trank, pila sie trank, pilo es trank; böhm. byl, byla, bylo; pil, pila, pilo; serb. bio (= bil), bila, bilo; pio, pila, pilo. slavische impersonalia, als neutra dritter person, gehn demnach immer im praet. auf lo aus und gewinnen, da das poln. böhm. jest meistens, das serb. je oft, das russ. est' überall wegbleibt, den schein einer gefügen verbalflexion. dies neutrale suffix o entspricht, wie man sieht, dem praefix es unsrer unpersönlichen verba, welchem der vorzug beiwohnt, praes. und praet. kennbar zu machen, während das lat. um, sl. o nur praet. oder fut., nicht praes. bezeichnen kann. den romanischen sprachen, da ihr neutrum untergegangen ist, musz der männliche artikel auch vor dem unpersönlichen verbum, wenn sie ihn ausdrücken, dienste leisten, das wesentliche neutrum vermag darum nicht so gefühlt zu werden, wie im deutschen oder englischen. sprachen aber, denen mit dem genus insgemein das neutrum abgeht, wie [Bd. 3, Sp. 1107] die finnische, ungrische, sind der unpersönlichen verba eigentlich unfähig, ihre dritte person des sg. musz unverändert und ohne praefix für alle geschlechter ausreichen. Die hauptarten dieser impersonalien sind folgende, 1) sie drücken das geisterhafte, gespenstige, unsichtbare, ungeheuere aus, wobei fast immer eine räumliche beziehung stattfindet oder leicht hinzuzudenken ist: es geht hier des nachts um, es wandert um, es geht irre im haus, es spukt, es wabert, wafelt; dort in der ecke ists nicht geheuer; bair. es weizt, da weizts. 4, 206; es ruht nicht, kommt auf dem saal gar nicht zur ruhe; in der kammer läszts noch heut niemand ruhen. thür. chron. 276; die Barettobalma in einem isolierten thal der Vareinaalpen, eine kleine, helle und trockne höle, ist zu rufe gekommen, weil sie wie manche ähnliche stets wie ausgeblasen ist und nichts verunreinigendes, wie laub und moos, darin liegen bleibt. 'es läszt nichts darin', sagen die hirten. alpenwelt 239; es leidet in dem und dem orte kein weisz vieh, es druckt es stracks, dasz es morgens früh ganz breit gedruckt dort liegt. rockenphil. 5, 3 (wo nur die beiden ersten es, nicht die beiden letzten hergehören); drauszen giengs thür auf thür zu mit gräszlichem gepolter und nun kams auch ans schlafgemach. es drehte rasch am schlosz, versuchte viele schlüssel, bis es den rechten fand. volksm. 4, 60; heunt hats wieder im hause die thüren auf und zu geworfen, die öfen eingeschmissen; es hat sich schon zwei nächte angemeldet; es pocht, klopft (in der wand, ein unheimliches geschöpf). mhd. von der gespenstigen Berhte: 'ëʒ ist sô griulîch getân, man hœret dâ niwan wê wê! τῇδε γὰρ αὖ μοι νυκτὶ παρέδραθεν εἴκελος αὐτῷ übertragen:eben ja ruht es wieder bei mir ganz ähnlich ihm selber, wo das unpersönliche 'es ruht bei mir' die traumerscheinung noch besser mahlt, als das, wie εἴκελος zeigt, auf ein männliches δαίμων bezogne παρέδραθεν. böhm. zde strašj, da spukts, strašilo, es spukte; poln. straszy, praet. straszalo; serb. utvorilo mi se, es erschien mir (wie ein gespenst); kroat. na obloku kučilo, es klopfte ans fenster.2) sehr nahe liegt die anwendung auf heimliches geräusch und berühren, tappen und schleichen überhaupt: es raschelt im stroh; dort flüsterts in einer ecke; als ich über den langen gang daher gieng, zupfte michs am ermel; stille! was schlüpft durch die hecken und als er still harrend am liebesbaum sasz, hier flimmert ein lämpchen, es zog ihn entlang, [Bd. 3, Sp. 1108] 3) dahin gehören auch euphemismen. 'es ist einem genommen' geht auf den verlust der mannheit, auf das ausschneiden: wanns einem genommen ist worden. arzneibuch 1599. 1, 363; es war ihm von bösen leuten angethan, eine krankheit, die verschwiegen bleibt oder nicht anzugeben ist, ein angezaubertes weh. 'es beiszt mich am kopf' Garg. 47a meint das auch sonst 'ungenannte' thier; es beiszt mich was, etwas. 4) naturerscheinungen. a) es tagt, diescit, lucescit; es nachtet, noctescit; mhd. ëʒ taget, ëʒ nahtet; ëʒ betaget (1, 1692), ëʒ ertaget (3, 1027), ëʒ benahtet (1, 1464); ëʒ âbendet, vesperascit, ëʒ morgenet, dilucescit. umschrieben, es wird tag, morgen, abend, nacht: mhd. ê daʒ ëʒ wurde tac. Nib. 945, 3; ëʒ wirt tagende, âbende, nahtende, morgende; ahd. iʒ wirtit zi taga:thô iʒ zi dage wart. O. III. 8, 21; mhd. ëʒ sîget ze dem âbende. nhd. es geht gegen tag, morgen, abend, in den abend; auf den tag, auf die nacht; als es gegen tag gienge. 2, 621. es grauet, lichtet, dunkelt, schimmert, nd. schummert. 187a. 189b. abend so wie es schummert. oeuvr. de Fréd. le grand 30, 345; es ist gestirnt (stehn sterne am himmel), ahd. sô iʒ kestirnet ist. N. Boeth. 51, lat. stellatum est. es jahret, ist, wird ein jahr, wird jährig; es sommert, wintert, herbstet; es wird sommer, winter, frühling, herbst; mhd.wanne ëʒ sumeret. Gudr. 260, 3; êst ein winder. Neidh. 52, 21; es maiet (vgl. sich ermaien sp. 910); es merzt in den april, es aprilt in den merz; ëʒ meiet. ëʒ meiet hiure aber als ê. 7, 11. MS. 2, 84b. b) es ist, macht wetter, vgl. fr. il fait beau temps; mhd. ëʒ tuot wëter: wie daʒ wëter tuo. MS. 2, 228a; ëʒ witeret: wie ëʒ witer ze aller zît, ëʒ witer sus, ëʒ witer sô, ëʒ begunde schatenen. Gudr. 56, 1. es regnet, goth. rigneiþ, praet. rignida, ohne ita, rignida svibla jah funin us himina, ahd. iʒ rëganôt, mhd. ëʒ rëgenet, ëʒ was sëhs mânôt und driu jâr ungerëgent, hatte so lange nicht geregnet, hier liesze sich ein ahd. iʒ was girëganôtaʒ, ungireganôtaʒ denken. lat. pluit, praes. und praet., it. piove, hin und wieder egli piove, ha piovuto, sp. llove, a llovido, port. chove, tem chovido, fr. il pleut, il a plu; es gieszt, gieszt vom himmel, es gosz wie mit mulden, böhm. lilo (von liti), poln. lalo (von lać); es plätscht, platscht, klatscht, trätscht, es trätschte die ganze nacht, nocte pluit tota; es trieft, treuft, tropft, träufelt, sist noch nicht lang, dasz es geregnet hat, [Bd. 3, Sp. 1109] dews, altn. þat döggvar, schw. det duggar, dän. det duer. es reift, roreift. es schneit, ningit, goth. wol sneiviþ? ahd. iʒ snîwit, praet. snei, altn. þat sniôar, schw. det snöar, dän. det sneer, böhm. sněžj ningit, sněžilo ninxit. es hagelt, grandinat, nnl. het hagelt, engl. it hails; nhd. es schloszt. es friert, gefriert, ahd. iʒ friusit, mhd. ëʒ vriuset, nnl. het vriest, schw. dän. det fryser; es backt, klebt fest (1, 1065); es gerinnt; es eist, es setzt eis (3, 364), heunt hats ein eis gemacht; es brückt, macht über den strom brücke (2, 416); es glatteist. es abert, liquescit, solvitur (1, 32); es thaut (für daut), thaut auf, fr. dégele, ags. hit þavað, engl. it thaws, nnl. het dooit, bei uns schädlich zusammengeworfen mit thaut rorat, worüber die rechte schreibung beider sich unverwandter wörter abhanden kam; es schmilzt, es flieszt, rinnt, strömt; es quillt, springt, entspringt, sprudelt, sprützt; es kocht, siedet, wallt; es verrinnt, versiegt; es wogt, es flutet, es ebbt, altn. þat fiarar; es rauscht, murmelt, klingelt. es weht, es athmet, es haucht, es bläst, es saust, säuselt, es pfeift, zischt; es heult, es stürmt, es tobt, es toset, mhd. ëʒ diuʒet. es glimmt, es funkelt, es funkt; mhd. ëʒ ganeistet, gneistet, es knistert, prasselt, es sprüht, es glüht, es geht an, es flammt, es flimmert, es strahlt, es brennt, es erlischt, es verglimmt, es geht aus. es duftet, es brenzelt (riecht brandig), es riecht, es raucht, es schmeckt, es muft, müffelt, müfzet, es stinkt. es sandet, es stiebt, es staubt. es beklebt, bekleibt, gr. κρατεῖ, es keimt, es geht auf, geht an, es grünt, frondet, serb. listalo, fronduit, mhd. ëʒ gruonet an den esten. 5) erschallende laute, a) von menschen: es ruft, es rief, böhm. volalo, clamatum est; es rief zu den waffen, conclamatum est; es rief feuer, böhm. křičelo že horj; es schreit von dorther; es weint, es winselt, es seufzt, es stöhnt, es jammert, es wimmert, es ächzt, krächzt, es wehklagt; es lacht, jauchzt, jubelt; es flüstert, es lispelt; es klopft an, pulsat, böhm. tluče, es pocht, es hat gepocht, böhm. tlauklo. b) von thieren: es heult, es bellt, es wiehert, es grunzt, es brüllt, es brummt, es muht, es blökt, es kräht, es singt, es pfeift, es zirpt, es summt, sumst, es schwirrt, es zischt, es quakt. c) aus werkzeugen: es läutet, es schlägt, es schallt, es stürmt, es leiert, bimbelt, klingt, klingelt, es knallt; es bläst, es bläst zur tafel, es wird geblasen, es trompetet, es wird, hat trompetet, cum bucinatum est. Varro RR. 2, 4; es trommelt; es posaunte dreimal. 5b) menge von menschen, thieren, sachen, übergehend in getöse, gewirr und geräusch, wozu sich das goth. hiuhma halten läszt: es wimmelt, scatet, von ungeziefer, ameisen, würmern, fr. il fourmille, it. formica, sp. hormiguea, aber auch von menschen: dër wart sô vil, daʒ (dasz es) wider einander wimelet 6) abstracte zustände und ereignisse: es ist, es sei; es wäre, wäre es auch; es wird, würde es; nun, wirds bald?; es hat, es hat daselbst, da hat es, fr. il y a; es gibt (gramm. 4, 230); es geht, ergeht: mhd. ëʒ ergie den Niblungen zen grôʒen sorgen. Nib. 1467, 2; es kommt, kommt vor, fr. il arrive; wie kommts, dasz du so traurig bist? [Bd. 3, Sp. 1110] Galatim ustauh, explicit. eine menge mit dem verb. subst. und adjectivischem praedicat gebildeter: certum est, clarum est, aequum est, dulce est, licitum est, es ist gewis, es ist klar, billig, es ist süsz, es ist erlaubt, wo auch die sl. adjectiva auf neutrales o ausgehen. ahd. könnte ebenfalls noch neutralflexion vorbrechen: ëʒ ist giwissaʒ, mir ist beʒʒerâ, ist dir danne guotlîchôrâ, erit tibi utilius. Matth. 20, 28. den meisten stehn lat. einfache verba zur seite: constat, liquet, lubet, licet, praestat. 7) gefühle und empfindungen, immer im geleit des dat. oder acc. eines persönlichen pronomens, das den bezug auf den innern menschen bewirkt. a) mit dat. und intransitivem verbum: es ist mir, wie ists dir jetzt? es war mir, als müste ich sterben; es wird dir wieder anders, besser; wie geht dirs jetzt?; es geschieht mir oft; ich wuste nicht, wie mir geschahe. Felsenb. 1, 60; wenn die rosen wieder glühen, ëʒ troumde Kriemhilte in tugenden, dër si pflac. Nib. 13, 1; es ahnte mir, schwante mir; es kommt mir so vor, in sinn; es fällt mir ein; es zweifelt mir noch: als aber meister Ulrich streng darwider prediget, zwiflet mir ie lenger ie mer. 38; mir zweifelt nicht. hebamme 184; es wurmte mir; es graut, grauset mir, mir graulet. 10, 70, mhd. mir griulet. 30, 12; es schwindet mir, es geschwand ihr, sie wurde ohnmächtig; es schwindelte mir beim besteigen der leiter; es dottert mir (2, 1315); es ekelt mir, stöszt mir auf, mhd. mir unwillet. es fehlt, mangelt, gebristet, gebricht, entgeht mir; es ist mir entfallen, vergessen. mhd. ëʒ zerinnet mir (gramm. 4, 239), meist mit gen. der sache: ës zerinnet mir. es ziemt, geziemt mir, decet me; es gebührt, gehört mir, me oportet; es fügt mir, steht mir an, zu, es kommt mir zu, kommt mir zu statten. es frommt, nützt, hilft, gedeiht, gelingt, glückt mir; es schadet, misglückt, verunglückt mir; es ist uns allen übel gelungen, es hat ihnen damit nicht gelingen wollen. es behagt, gefällt, beliebt, geliebt, genügt mir. es gilt ihm, es ist ihm bestimmt, es war ihm so beschaffen, geordnet. es begegnet, widerfährt mir, es ist mir zugestoszen, aufgestoszen.b) den acc. nehmen zu sich meist transitive verba, wiewol sich die erstangeführten des gelüstens nicht als solche nachweisen lassen: es lüstet, gelüstet mich, ahd. alsô mih lustet, ex voluntate mea, N. ps. 27, 7; es durstet, hungert, schläfert mich (vgl. einschläfern); es brunzert, pissert, kotzert, scheiszert mich, cacaturio, micturio, es essert, trinkert mich, esurio, bibiturio; es friert mich, algeo, verschieden von es friert, gelat; es juckt, kitzelt mich; es brennt mich auf der brust; es schaudert, schauert, überläuft mich; es grimmt, reiszt mich im leib; es reut, gereut, erbarmt mich (3, 702), poenitet, miseret me; es rührt, bewegt, jammert, erschüttert mich; ahd. mih egisôt, mhd. aber mir eiset; es schreckt, erschreckt mich, terret me. es freut, erfreut, labt, erquickt, nährt, belustigt, ergetzt, entzückt mich; es betrübt, grämt, kränkt, kümmert, drängt, zwängt, zwingt, nöthigt mich; es dünkt mich (und mir), es wundert, verwundert, befremdet mich. mhd. mich betrâget, mich bevilt, taedet me; es mahnt, gemahnt, ermahnt, vermahnt, erinnert mich; es hebt, erhebt, empört, fördert, erregt, treibt, vertreibt, ergreift, bestimmt, verstimmt mich; es ärgert, ängstet, stört, hindert, beschämt, bestürzt, beleidigt, verletzt, versehrt, verwundert mich. 8) der accusativ kommt auch bei andern impersonalien in betracht, a) das reflexive sich bei abstracten zuständen, die sonst häufig darohne ausgedrückt werden (vorhin 6): es gibt sich, es gab sich leicht; es hat sich wol, es hat sich was, ja es hat sich ( 8, 175), es begibt sich, ereignet sich, es trägt sich zu; es verhält sich so; es macht sich auf diese art, es macht sich von selbst; es thut sich schon, thut sich nicht; es zeigt sich, schickt sich, findet sich; 'drum musz auch ein bürger immer in waffen geübt sein'. 'ja es übt sich, wer frau und kinder hat'. 8, 178. hierher gehören böhm. zdá se, es scheint, zdalo se, es schien, poln. dzialo sie, stalo sie, es geschah u. s. w. [Bd. 3, Sp. 1111] b) auszerdem lebendige accusative: es gibt einen mann der, est qui, es gibt leute die, sunt qui; es gibt einen vogel der golden aussieht; heuer gab es guten wein; es hat an dem ort schöne pferde, il y a de beaux chevaux; es macht, legt, setzt einen tiefen schnee; nu hett es ein groszen schnee gelegt. Bocc. 2, 98a; und wenn es legt ein newen schnee, dem troumte ein troum. Renn. 605, hier hebt die sage an, incipit fabula, mit bestimmten subjecten. wir setzen dann auch es vor: es fällt ein tiefer schnee (nach C).9) den unpersönlichen passivischen ausdruck des lateins itur, itum est; curritur, cursum est; lavatur, lautum est, umschreiben wir zwar auf gewöhnliche weise: es wird gegangen, es ward gegangen; es wird gelacht, es wurde viel gelacht, es ist schon angespannt, es wird eben ausgespannt, wobei man nur bedenke, dasz unser es wird geliebt, das fr. il est aimé die gegenwart, das lat. amatum est aber die vergangenheit ausdrücken; auch mhd. uns ist in alten mæren wunders vil geseit. Nib. 1, 1, meint dicitur, nicht dictum est. heute verwenden wir ist für das praet., wird für das praes. einzelne activa erlangen passivbedeutung: fit, es wird gethan, ahd. iʒ quidit, mhd. ëʒ kît, dicitur, nhd. es heiszt; es trompetet, es trommelt = es wird trompetet, getrommelt. reflexivisch, es wird sich gebadet, hier wird sich gewaschen, hier wird sich geschlagen, hic pugnatur.10) gleich dem persönlichen 'es' haftet auch das unpersönliche fast in allen lagen der rede, in der directen wie indirecten: es schneit, schneits?; es tagt, es hat getagt, tagt es? hat es getagt? o dasz es tage! tage es oder nicht; es steht damit besser, steht es besser?; es verhält sich nicht anders, verhielt es sich gestern anders? verhalte es sich, wie es wolle. zumal bleibt 'es' nach den conjunctionen dasz, ob, wenn, da: ich wünsche, dasz es tüchtig schneie; man weisz nicht, ob es gelingen könne; ich gäbe viel darum, wenn es geschähe; da es heftig regnete, wurde die reise verschoben. nur bei den passivischen, mit wird gebildeten (unter 9) pflegt heute bei drehungen des satzes das 'es' wegzufallen, man sagt: es wurde viel gelacht, es wird gleich angespannt, es ist uns gemeldet worden, es ist oft behauptet worden, es ist getanzt worden bis an den morgen; hingegen: ich weisz nicht warum gelacht wurde, wird schon angespannt? uns ist gemeldet worden, oft wird behauptet, würde behauptet, ich höre dasz getanzt worden ist, hier wird nicht geschossen, da wurde auf einmal an die thüre geklopft u. s. w. solche sätze gleichen dann den hernach unter C angeführten. allein früherhin mangelt auch das es nach der umdrehung nicht, z. b. da es ausgespannt wurde, cum equi disjungerentur. irrg. d. l. 265; es wird jedermänniglich hiermit bekannt gemacht, dasz es in der nacht vom 18 bis den 19 aug. 1732 durch gewaltthätigen einbruch folgendes räuberischer weise entwendet worden. Frankfurt 2, 7; ganz wie auch fr. gilt. qu'il a été attelé, qu'il a été volé, qu'il en a été ri, qu'il a été dansé. doch sind für den deutschen brauch ältere zeugen vorzuführen. schon die ahd. sprache scheint zu schwanken, denn O. III. 17, 55 steht sô zam, uti decuit, III. 20, 55 sô iʒ gizâmi; N. Boeth. 218 keskihet ouh ofto, fit autem saepe, Arist. 244 sô geskihet [Bd. 3, Sp. 1112] ëtewen wâr sagen. die mit mir und mich gebildeten (unter 7) pflegen, sobald diese pronomina vor das verbum treten, das es wegzulassen: mir gefällt, mich gelüstet, uns scheint = es gefällt mir, es gelüstet mich, es scheint uns, wiewol ihm auch die stelle gegönnt wird; es dünkt mich = mich dünkt (engl. me thinks) = mich dünkt es. man hört sowol mich reut, als mich reut es, doch öfter ich weisz nicht, wie mir ist, wie mir geschieht, als wie es mir ist, wie es mir geschieht. ebenso mag 'es' unterbleiben, wenn dem verb. subst. ein adj. vorausrückt: wahr ist, recht ist = es ist wahr, es ist recht. dasz bei unserm inf. und imp., die gar keine person und keine dritte person bilden, vom es die rede nicht sein kann versteht sich. 11) diese von 1—9 gegebnen beispiele der impersonalien mögen hinreichen und gern wurden ihnen entsprechende lateinische und slavische verba zugefügt, an welchen sich die identität der suffixe 'um' und 'o' mit dem vorangehenden 'es', das ja in unserm blindes, gutes gleichfalls suffigiert erscheint, verdeutlicht. nahe gelegt war nun verschiedentlich bei den unter 1. 2. 4 angeführten wörtern das im 'es' erblichene subject aufzufrischen und wieder auszufüllen; diesen weg einschlagend denkt man sich zu pluit, tonat ein Jupiter oder deus, welchem des regens, donners und blitzes ursprung beigemessen wird, wie auch das volk diese naturerscheinungen sich daraus deutet, dasz der alte vater mit seinem wagen über die wolken rolle und feuer schlage. die meisten fälle unter 1 lassen sich auf irgend einen dämon ziehen, dessen heimliches nahen auszusprechen gemieden wurde. allein es hat doch bedenken manigfalte phänomene sämtlich auf ein und dasselbe göttliche wesen und noch mehr die einzelnen auf besondere götter zu leiten; welche subjecte aber gewinnen wollte man für die unter 3. 5. 6. 7 enthaltnen unpersönlichen verba. lieber erläutere ich die ganze form aus dem bereich der sprache selbst. sie bediente sich des dem neutrum überhaupt eingepflanzten begrifs der unbestimmtheit, um das nur andeutbare, unbekannte oder geheime zu bezeichnen. der grund dessen, was unser inneres bewegt, erfreut oder traurig macht, kann ebenso versteckt liegen als die ursache einer äuszeren naturerscheinung, darum sagt dafür ein leiser unpersönlicher ausdruck zu, der ganz unterbleiben könnte und in andern sprachen unterbleibt. in dem 'es' ist kein leibhaftes subject gelegen, nur der schein oder das bild davon. erlangt die vorstellung mehr stärke und festigkeit, so wird das verbum persönlich, und statt es regnet, es scheint heiszt es dann die wolke regnet, die sonne scheint. beide redeweisen weichen dennoch von einander ab, weshalb unrecht wäre, dem unbestimmten pluit ein bestimmteres deus pluit gleichzusetzen oder unterzulegen. obenhin besagt es zwingt mich was die noth zwingt mich, genau genommen liegt im unpersönlichen ausdruck etwas weniger. wenn die annahme grund hat, dasz im lat. tonuit, folglich in tonat das unbezeichnende neutrum stecke, was in grzmiało und in es donnerte sichtbar ist, wie liesze sich der männliche name Jupiter hinzudenken? ihn im sinn hätte der Pole grzmial» der Deutsche er donnerte gesagt. C) unpersönliches es als vorbote. unsre sprache that einen schritt noch weiter. nicht genug, dasz sie unpersönliche verba mit dem neutrum dritter person erzeugte, sie begann solch ein es dem verbum auch da vorangehn zu lassen, wo das wirkliche subject unmittelbar oder gleich hinterher folgte, jenes mochte noch ein bild, ein schein statt des gegenstandes heiszen, dieses ist ein bloszer schon vorausgeworfner schatte. hauptunterschied beider 'es' zeigt sich so, jenes steht blosz bei dem neutral aufgefaszten sg. dritter person, dieses vor dem sg. wie dem pl. dritter personen jedes geschlechts; dort fehlt das subject ganz, hier tritt es nothwendig auf und wandelt durch sein erscheinen den unpersönlich beginnenden satz alsbald wieder in einen persönlichen. sätze dieses es mit dem folgenden subject können gebildet sein gleich denen mit folgendem praedicat (unter D); eine probe gewährt auch, dasz bei der umdrehung das es in ersteren schwindet, in letzteren haftet, z. b. 'es ist ein gott' (es gibt einen gott) dreht um in 'ein gott ist', dagegen 'es ist ein gott' (das fragliche wesen ist ein gott) in 'ein gott ist es'. lat. in beiden fällen 'deus est'. In den classischen sprachen wird man nichts erwarten, was unserm es vor dem subject entspräche, und goth. oder ahd. ist noch keine spur davon. mhd. begegnen aber schon häufige beispiele, namentlich gern zu eingang oder im fortgang einer erzählung, daher ihm der name des erzählenden eignen könnte; nhd. sind sie ebenso gewöhnlich und alle märchen beginnen damit. ich sondere die stellung vor dem sg. und pl. [Bd. 3, Sp. 1113] 1) vor dem sg. mhd. ëʒ wuohs in Burgonden ein schœne magedîn. Nib. 2, 1; ëʒ wuohs in Îrelande ein rîcher künic hêr. Gudr. 1, 1; ëʒ was ein wilder grîfe, dër kam dar geflogen. 55, 1; ëʒ was ein küneginne gesëʒʒen über sê. Nib. 325, 1; ëʒ was hie vor gesëʒʒen ëʒ was ein wolf grâwe ëʒ wart von ir gevidere ëʒ wart ûf al der ërden ëʒ wart ûf al der ërde ëʒ wart nie beʒʒer nâchgebûr ëʒ fuor ein büttenære ëʒ stuont ein frouwe aleine ëʒ weinte ouch manec meit. Nib. 71, 1; ëʒ verlôs ein ritter sîne scheide. ëʒ gruonet wol diu heide. 11, 8; ëʒ hanget von eime aste ëʒ kom gevarn ûf si ein rêch. ëʒ mac der man sô vil vertragen. MSF. 27, 34; ëʒ hët dër künec Artûs ëʒ hëte dër gebûre wan ëʒ enwart nie man geborn. tr. kr. 7626; wan ëʒ im an sîn hërze gie. 8007; wan ëʒ enkam nie mensche wider, wan ëʒ lëbte dannoch es was ein frisch freier reutersmann. es war ein wacker megdlein wolgetan. 185; es war einmal ein schuster. 726; es ist ein schnee gefallen. 90; es flog ein kleins waldvögelein. 179; es blies ein jeger wol in sein horn. 240; es hat ein könig ein töchterlein. 273; es war ein könig in Thule. es war ein knabe frech genung, es war ein kind, das wollte nie es lacht der mai! 1, 232; wie nach und, denn: denn es zerrisz mit gewalt vor ihr der anmutige schleier. 17, 319; denn es legte sich der sturm; und es schwieg die stimme; und es schlug drei uhr.2) vor dem pl. ëʒ sint in mîme hûse unkunde dëgene. Nib. 84, 2; ëʒ fuorten scharpfe gêren dîe rîter ûʒ erkorn. 74, 2; ëʒ giengen ze dem hûse die iwer dëgene. 2270, 2; ëʒ sâʒen helde in einem sal. Ecke 2; ëʒ wâren tiure vleisch mit den vischen. Iw. 6215; ëʒ liefen kreiierende hie ëʒ wâren die tôten reine nhd. es giengen drei heilge frauen. es giengen zwo gespilen gut. 260; es leuchten drei stern am himmel. 168; [Bd. 3, Sp. 1114] 3) hier auch nl. beispiele für sg. und pl. desen cop makede Vulcanus, het enhadde noit volc sulke ghere. het quam ên grote aerdbevinghe. lekensp. 2, 200; het voer een ridder jagen. het viel een hemels dauwe. 415; het waren twee coninx kinderen. 142; het gingen drie ghespeelkens goet. 176; het quamen drie ruiters ghelopen. 239. die heutige sprache zieht örtliches daar oder er dem het vor, wie die englische there dem it: er was eens een koning, er leefde eens een knapje; there was once, there were two brothers, doch hört man auch it was once. there is no body at home, es ist niemand zu hause; there is no purgatory, es ist, gibt kein fegfeuer.4) gleich dem latein setzt die it. sp. sprache das reine verbum ohne pronomen: erant rex et regina, fu gia una vedova, fueron tres niñas. fr. aber musz das vortretende il, welches wie bei impersonalien unserm es entspricht, aus deutschem einflusz geleitet werden, altfr. il estoit jadis uns rois, il estoient jadis dui frere. 3, 393; heute nur vor dem sg. il était une fois un roi und nicht mehr il étaient deux frères. fast häufiger ist der praedicative ausdruck mit aveva, habia, il y avait. 5) die vorhin wahrgenommne einstimmung des slavischen -lo zu unserm es hört aber hier auf, d. h. das participium richtet sich in genus und numerus jedesmal nach dem subject des satzes, z. b. böhm. byl otec, byla vdova, byli tři bratři; unstatthaft erschiene bylo otec, bylo vdova, bylo t. br. nach unserm es war ein vater, es war eine witwe, es waren drei brüder. doch merkwürdig lassen zuweilen russische märchen einen unbestimmten, neutralen ausdruck dem das subject enthaltenden unmittelbar vorangehen: byvalo da shivalo, shili byli starik'' da staruschka = es war und lebte, es lebten, waren ein alter und eine alte. das scheint lebendig und dem epischen ton sehr angemessen. byvati ist iterativ von byti. 6) wie bis auf heute in gewissen fällen das persönliche pronomen vor dem verbum unterbleiben kann (gramm. 4, 218), lassen auch und andere schriftsteller des 15. 16 jh. in solchen erzählenden sätzen manchmal das anhebende 'es' fort: spricht da ein arzet, das mer sterben von dem frosz denn von dem schwert. s. d. m. 11b; waren arme fischer und er ist selbs arm gewesen uf disem erdreich. 17b; was in Probant ein frauw, die was besessen mit dem bösen geist. 24a; spricht der weis man. 42a. doch beginnen Paulis erzählungen in schimpf und ernst stets mit 'es war', oder bei umdrehung des satzes mit einem nomen; die in selentrost mit 'it was', 'dat was', 'dit was'. Spreng setzt hin und wieder ein bloszes 'sprach', z. b. Il. 143b. 340b, doch nicht für es sprach, sondern er sprach, und auch im heutigen balladenton ist das er ausgelassen, nachdem ein es vorangieng: es war ein knabe frech genung, sah ein knab ein röslein stehn. 1, 17; hat der alte hexenmeister war einst ein riese Goliath, war einst ein jung jung zimmergesell; D) es in sätzen mit praedicativem nomen. an sich musz jeder satz ein subject und praedicat enthalten. in den unter C behandelten sätzen lag nun das praedicat im verbum, das subject im nomen, es war einmal ein könig besagt: ein könig war seiend, lebend. häufig aber findet sich das subject im verbum eingeschlossen und das nomen tritt als aussage hinzu, [Bd. 3, Sp. 1115] es war ein könig soll ausdrücken: der, von dem die rede ist, war ein könig, trug in sich die königswürde. zwischen beiderlei sätzen tritt der bereits angegebne unterschied in bezug auf das 'es' ein, dasz es beim umdrehen dort ganz wegfällt, hier bleiben musz. dort also: ein könig war einmal, oder fragweise: war einmal ein könig? hier: ein könig war es, fragweise: war es ein könig? bei der drehung aber legt sich das praedicat ins es, das subject ins nomen. so sind alle folgenden beispiele zu fassen. 1) goth. steht in solchen sätzen niemals ein ita, sondern wie im latein nur das verbum. beide arten sind folglich im ausdruck ununterschieden, blosz nach dem sinn zu unterscheiden. 2) ahd. taucht eine stelle auf: iʒ wâren aber die wârhafto, die turrem zimberotôn. N. Boeth. 174. 3) mhd. gibt es viel beispiele, und wie unter C zeigt sich das ëʒ vor dem sg. und pl. a) sg. ëʒ was ein man bôse, ëʒ wære ein unmanheit. Iw. 633; si giht, ëʒ sî ein lüge. ëʒ ist sîn vërh und unser sëgen. Wh. 31, 29; ëʒ wære wise oder sât. 56, 12; ëʒ wære tal ode bërc. 111, 6; ëʒ was iedoch ein sünde. 113, 18; ëʒ ist Wilhalm dër markis. 123, 27; ëʒ sî vogel oder tier. Parz. 592, 9; ëʒ was wol mitter morgen dô. 40, 21; ëʒ ist noch vil hôher tac. 51, 19; ëʒ ist site dër nahtegal. MSF. 127, 34; ëʒ ist ein klage und niht ein sanc. 207, 1; êst wunder daʒ ich niht verzage. 112, 10; ëʒ ist ein wunderlich geschiht. tr. kr. 8630. b) pl. ëʒ sint zwei jâr. Diut. 3, 110; ëʒ wurden hundesfliegen. fundgr. 2, 101, 27; ëʒ wârn niht küneginne. Parz. 341, 22; ëʒ wâren meide als von der zît, ëʒ wâren waʒʒersteine. 568, 28; ëʒ sint alleʒ klageliet. ëʒ sint guetiu niuwe mære. MSF. 56, 1; ëʒ wêren môre odr saraʒîn. Crane 2846. während für dieses ëʒ Wolfram belege darbietet, fanden sich keine aus ihm unter C, ich müste sie dann übersehen haben.4) nhd. ebenso häufig. a) sg. es ist ein groszes glück; es ist zeit zu essen; es war ein schlimmer streich; es war ein briefträger, der in die stube trat; es ist für uns ein harter schlag; es erscheint (das glas) angelaufen. b) pl. es sind drei stücke, die hierher gehören; es müssen drei sein; es waren zwei männer, die der krankheit zuerst erlagen; es waren Franzosen, die erschlagen wurden. und mit drehung: zwei männer waren es; diese gründe sind es, die mich bewegen; so sind sie alle die männer, filze sind es, bären sind es. diamant 128, wo auch stehen könnte sind sie. wenn nun auch gleich in diesem falle die obern ränder dieser vierecke nicht horizontal erscheinen, so erscheinen es die untern desto mehr. 58, 313; sie geben sich nicht für meine feinde aus, aber sie sind es desto mehr. 5) einer ersten und zweiten person kann das seinem begriffe nach die dritte person enthaltende es nicht vorangehen, bei dieser dritten ist es zulässig: ëʒ sî ein sie, ëʒ sî ein ër. a) goth. ik im, ohne ita, wie ἐγώ εἰμι, lat. ego sum; þu is, is ist, veis sijum u. s. w. gr. σὺ εἶς, lat. tu es u. s. w. b) ahd. aber mit angefügtem oder eingeschaltetem iʒ: ih bin iʒ. O. III. 20, 37; meistar jâ, ih iʒ ni bin. IV. 12, 84; ih bim iʒ. T. Matth. 14, 27; ëno ni bin ih iʒ? 26, 22; ëno bin ih iʒ? 26, 25; dû pist iʒ; ob thuʒ bist. Matth. 14, 28; ir sît iʒ, vos estis u. s. w. ebenso ags. ic hit eom, eom ic hit?; þu hit eart u. s. w., obwol das hit unterbleiben darf. c) mhd. treten jedesmal hinter dem ëʒ auch noch eigenname, appellativ oder ein andres pronomen zu: ich pin iʒ Joseph. Diut. 3, 110; ich enbin ëʒ niht Christ. fundgr. 1, 135; [Bd. 3, Sp. 1116] ich bin ëʒ Minne. 3016; dâ bin ichʒ diu maget. Parz. 252, 11; ich binʒ dër sun. ouch bin ichʒ niht gotes sun. cod. kolocz. 283; ich binʒ ein ruofende stimme. fundgr. 1, 136; er sprach: ja bin ich ëʒ dër. Helmbr. 805; dû bist ëʒ dër bote frône. Mar. 178, 40; bistuʒ Iwein ode wër? Iw. 3509; bistuʒ Sigûne? Parz. 252, 28; ob duʒ dër marcrâve bist. Wh. 86, 7; ër sîʒ got, ër sîʒ dër almahtige got. spec. eccl. 172; als ër iʒ wære got. sam ërʒ got solde sîn. 163, 11; ër wær iʒ ein gartenære. fundgr. 1, 182; ob irʒ dër marcrâve sît. Wh. 92, 6; sît irʒ dër mich rach? Parz. 307, 24; sît irʒ Lähelîn? 474, 1; in binʒ niht Lähelîn. 475, 4; hër künec, sît irʒ dër beste. und jâhen, daʒ siʒ wæren Liudgêres man. Nib. 821, 2. spätere beispiele in den gestis Rom. K. verschiedentlich: ich pins der kaiser. 56, 60; ich pins der marschalk. 151, und ohne zweifel sonst noch.d) nhd. ich bin es, du bist es, er ist es, sie ist es, es ist es, wir sind es, ihr seid es, sie sind es. fragweise: bin ichs? bist dus? ist ers? sind wirs? seid ihrs? sind sies? der eigenname, das appellativ folgen nur selten: bist dus Heinrich?, wofern man in diesem Heinrich keinen vocativ sehen will: bist dús, Heinrich? ich bin es dein bruder; er ist es der könig. die praedicativbedeutung dieses es, wie der ihm nachfolgenden namen ist unverkennbar. e) mhd. fügt sich, bei ausgelasznem, aus der vorhergegangnen frage erkennbarem verbum, an das antwortende jâ und nein das blosze ëʒ, gleich jedem andern persönlichen pronomen: jâ ëʒ, nein ëʒ. nhd. musz aber dem es das verbum nachfolgen. 6) fr. gilt in solchen praedicativen sätzen gewöhnlich kein il, wie unter C, sondern. das stärkere demonstrativum ce. doch sagt man: il est des personnes, il est deux ans, il est temps und in der drehung: est-il des personnes, est-il deux ans? est-il temps? man sagt aber auch o-il, nen-il. E) zur bestätigung und erläuterung alles dessen, was hier über das neutrum des persönlichen pronomens vorgetragen ist, gereicht schlieszlich, dasz auch die demonstrativen pronomina das, dies, jenes und die interrogativen was, welches in gleicher weise verwendet werden, worüber ich auf gramm. 4, 275—278 weisen darf. darum sahen wir unter B, 2 und 3 was oder etwas neben es, unter B, 4 altn. þat, schw. dän. det auftreten, und auch das schw. dän. märchen hebt mit det an. durch das engl. there, nl. daar, nd. dar wird die räumliche vorstellung des it. ci und fr. y = ibi ausgedrückt, das fr. il entspricht unserm es, nur dasz die männliche form zugleich für die neutrale ausreicht. dar, there, y passen eigentlich nur, wo der ort im satz unbezeichnet ist, und stehen überflüssig, wenn er selbst genannt wird. besonders zu beachten ist, dasz die Franzosen unser unpersönliches, ankündigendes es unter C mit il, unser praedicatives unter D mit ce wiederzugeben pflegen: es ist ein glück heiszt c'est un bonheur, ich bin es heiszt c'est moi, er ist es c'est lui, wir sind es, c'est nous; das für die dritte person passende c'est wurde auch auf die beiden ersten und den pl. erstreckt. aber statt c'est nous, c'est vous verlautet ce sommes nous, c'êtes vous, ce sont eux, wo der wahrhafte pl., nicht in beiden ersten personen der vornehme gemeint ist. in dem ce oder cela für il suchte die sprache einen schärferen, nachdrücklichern ausdruck zu erlangen, vgl. roman. gr. 3, 88 der zweiten ausgabe. II. der accusativ es. Sein enträth die älteste sprache weniger als des nominativs, da dieser meist schon im verbum steckt, jener aber ein neutrales nomen zu vertreten hat, dessen ausdruck nicht leicht unterbleiben darf. deswegen begegnet auch ein goth. ita und noch öfter das ahd. iʒ des accusativs: jabai augô þein þata taihsvô marzjai þuk, usstigg ita. Matth. 5, 29, vulg. si oculus tuus dexter scandalizet te, erue eum; ahd. oba thîn zësuwâ ougâ thih bisuihhê, arlôsi iʒ thanne inti arwirph iʒ fon thir. T. 28, 2; ir birut salz ërdà. oba thaʒ salz arîtalôt, in hiû selzit man iʒ thanne? 24, 1; noh intprennent lioht inti sezzent iʒ untar mutti. 25, 2; thir tuontemo elimosinam, ni wiʒʒê iʒ thîn winistrâ. 33, 3. [Bd. 3, Sp. 1117] mhd. und nhd. accusative dieses pronomens anzuführen wäre überflüssig, da sie allenthalben vorkommen, und in den nachfolgenden bemerkungen belege genug enthalten sind. der romanische lautet nicht, wie der deutsche, dem nom. gleich, sondern seiner männlichen form halben abweichend, it. lo, sp. lo, fr. le, gegenüber dem nom. egli, el, il. A) oft könnte auf den ersten blick zweifelhaft erscheinen, ob in einem anhebenden ëʒ der nom. oder acc. vorliege; für den acc. entscheidet der sinn in folgenden beispielen: Meginza ist ein kastël, die schînint uns von himele, dô iʒ Romære gesâhen, ëʒ gefriesch ouch Siglint des edeln küneges wîp. Nib. 52, 1; ëʒ reiten sîne liute. 51, 2; ëʒ habent die kalten nehte getân. MSF. 64, 26; ëʒ tuont die vogele schîn. 64, 17; ëʒ schuof ein unsælec tranc. Trist. 583, 30; ëʒ möhten niht mit guote als ëʒ gebôt der künste vlîʒ. 9561. nhd. verwechseln sich leicht der acc. es mit dem gen. es, wovon hernach. gleich dem nom. es kann auch der accusativ zuweilen auf das männliche oder weibliche geschlecht, und auf einen plural bezogen werden: sie verachten des Racine gedichte, und ich sage ihnen aufrichtig, dasz sie es gar nicht zu lesen im stande sind. solche schriften zu lesen, dazu gehört mehr französisch, als sie verstehn. 3, 268. der form nach wäre 'gedichte' auch der sg., den pl. aber verlangt der sinn.B) grundlos ist Adelungs behauptung, der acc. es schicke sich nicht, seiner unbestimmtheit wegen, nach praepositionen. er gewährt einen nicht minder fühlbaren sinn, als die accusative der übrigen persönlichen pronomina und ohne anstosz sagen wir: ein theil der Schweiz hat grosze ähnlichkeit mit Schwaben und grenzt auch an es; das kind lag am tode, um es herum standen weinende eltern und geschwister; er erreichte das haus und war kaum in es getreten, so sank er zu boden; im zimmer steht ein bett, wer sich auf es schlafen legt, schläft anhaltend. ebenso die ältere sprache: do stnd der altvatter für das bild und fieng an und schalt es und flchet im und warf es mit steinen, und do es abend ward, da fiel er für es und bat verzeihung und das thet er alle tag, das er allweg an dem morgen stnd für es und schalt und warf es, und wenn es abend ward, so bat er verzeihens. geistl. gunkel (1510) f 5d; Alexander hett ein pferd und wenn er kam und wolt uf es sitzen, so bog es die knü. sch. u. ernst cap. 326; man hat sich mit futer uf es versehen. cosmogr. 1458. wenn diese an es, um es, auf es, vor es richtig sind, warum sollte bei 1, 14. Berl. 1758. s. 26 was um es (das lamm) stund, das ward verheeret tadel verdienen? in allen diesen stellen klänge 'dasselbe' für 'es' steif.C) in einem andern wichtigeren fall läszt sich sagen, dasz das 'es' zugleich bestimmt und unbestimmt erscheine. dieser acc. insgemein kann zwar, ohne dasz ein subst. vorausgeht, worauf er sich unmittelbar bezöge, den gegenstand der rede bezeichnen, also vielen wörtern zugesellt werden. er pflegt aber gewisse verba gleichsam ständig und regelmäszig zu begleiten; formell hat er dann keine vortretende bedeutung, im grunde aber liegt eine nachdrückliche verborgen, wenn sie schon im verlauf der zeit erblaszt ist fast alle solche verba mit 'es' verlieren sich tief ins alterthum. gothisch sind sie noch gar nicht, ahd. nur in einigen beispielen aufzuzeigen, damit könnte es sich gerade verhalten wie mit dem unpersönlichen es des nominativs, dessen die alten sprachen noch entrathen. möglich wäre doch auch, dasz ihnen der ernst oder die dürre des textes keinen anlasz bot, das freiere pronomen an der stelle des gesetzten oder gar nicht ausgedrückten nomens vorzubringen. mhd. aber, seit der sprachgeist sich frischer regte, treten dergleichen verba öfter auf, nhd. sind sie groszentheils als dunkel oder roh wieder aufgegeben. sie scheinen von kampf, ritt, spiel, tanz, trinkgelag, gastmal, gesang, kleidung hergenommen, führen also unmittelbar in die anschaulichsten vorstellungen, deren sich jeder redende von selbst bewust war und deren sinn ihm nicht entgieng, wenn auch mehrere substantiva abwechselnd darunter liegen konnten. einzelne, nicht unähnlich den [Bd. 3, Sp. 1118] I, B, 1—3 angeführten nominativischen 'es' lassen sich auch als verhüllungen und euphemismen für das ungeziemende, nicht offen auszusprechende betrachten, wobei freilich unvermeidbar blieb, dasz, sobald sich dieser sinn festigte, sie selbst wieder unanständig wurden. das gilt vielleicht von unzüchtigen wörtern der sprache überhaupt: entsprungen aus natürlicher, eingepflanzter scham und zudeckend, erscheinen sie allmälich frechentblöszend. lateinisch und soviel ich sehe slavisch entsprechen blosze verba ohne zugabe des pronomens, was den oben vorangestellten fall zu begünstigen schiene; romanisch, sowol it., sp. als besonders fr. gibt es einige von lo und le begleitete; nl. mehrere mit het, engl. mit it, worin Johnson etwas scherzhaftes (ludicrous) sah. den nord. sprachen mangelt ein pronomen für unser es, und þat, det an dessen stelle dem verbum beigegeben findet sich nicht. häufig werden wir dem sächlichen es auch einen persönlichen dativ und ein localadverb zugesellt sehen. alle diese ausdrücke, obschon an ihrer stelle einzeln aufzuführen, sind hier einer sie beleuchtenden zusammenstellung werth. man hat das analoge 'eins' sp. 257—259 zu vergleichen. 1) mhd. ëʒ rûmen, loco cedere, wobei man sich viele wörter denken kann, den platz, weg, stul, das land, haus, fasz: ër muose ëʒ rûmen sâ. hungerjâre chômen, die hërren rûmten iʒ dar. Roth. 4729; ër ne woldiʒ ime rûmen. Alex. 1709; ër begundiʒ dar rûmen. 6336; unde begundiʒ dar rûmen. 6613; ich ne rûmen iʒ ime niet. fundgr. 1, 229; daʒ siʒ rûmen muoʒen. Tund. 43, 4; daʒ hërʒ schiere dô rûmte. En. 1964, wo daʒ hër daʒ lant rûmde; nû rûmde man inʒ zestunt die verdrôʒ vil sêre dâ, heiʒ inʒ rûmen von dan, unde rûmteʒ im ouch sâ. Iw. 3313; smorgens vor der veste ê irʒ gerûmet hie. Nib. 1396, 1; ir sultʒ hie rûmen. Gudr. 1345, 4; daʒ manʒ den recken rûme. 1692, 3; rûme ëʒ winter, dû tuost wê. winder hât ëʒ hie gerûmet. 19, 34; unde der ubile drache der muʒ iʒ hi rûmen. sprachdenkm. s. 13; daʒ dûʒ hi rûmis, daʒ dich niman mêre hi beschowe. s. 14. hier sind auch beispiele des volleren ausdrucks:rûmt ime den stuol. Rother 104; nû rûmen wir den tan. Nib. 887, 1; dô rûmten sie die zarge. Mar. 209, 28; rûment den wëc dër mînen lieben frouwen. MS. 1, 4b; dô hieʒ er rûmen den rinc. Iw. 6931; alsô daʒ minne noch haʒ dâ rûmet der haʒ beide trûren und haʒ jedoch die seln nit mögen sterben, sine mostent rumen te haren scanden. Stoke 8, 1012; mostent dar rumen. 8, 1174; en rumedent met haesten groet. 10, 543. im glossar zum lekensp. s. 579 versichert, dasz het rumen noch im 17 jh. oft gesagt wurde. fr. gleicht le céder, weichen, nachgeben, céder le pas, la place. ahd. ist nur rûmen ohne unser pronomen aufzuweisen: wanda andere fugela rûment, sparo ist heime. N. ps. 107, 7; tû rûmest tëro naht. Cap. 155; denn beidemal konnte iʒ daneben erwartet werden.[Bd. 3, Sp. 1119] 2) mhd. ëʒ bieten, erbieten, offerre (2, 6), denken läszt sich am ersten das brot, glas, vielleicht auch die hand, faust, den mund, es gilt zumal vom empfang des gastes, dem aber auszer speise und trank freundliches aller art erwiesen wird, dann auch von liebeszeichen: daʒ ëʒ nie wirt mêre nie lieben gesten manʒ sô güetlich erbôt. Nib. 734, 4; dër guote gruoʒ dër vreut den gast, swenn ër in gât. ein waltman in güetlîch enphieng ër woltʒ im bieten dennoch baʒ. 91, 24; ein bidërber wirt sol umbe sên rëhte als ein valke den gesten ër ëʒ wirdiglîchen bôt. dâ man ëʒ dicke erbôt sol ëʒ mir wol erboten sîn. das.; dâ biutet si mirʒ sô rëhte schône. 1, 1a; sô si dër künic ie gruoʒte und irʒ schône erbôt. Gudr. 1047, 1; daʒ si vor unsinne er was gein mir dës willen ie, op du mirʒ wol erbiutes hie! ich erbiutʒ iu durch mîns bruoder bëte, doch erbôt siʒ einem baʒ ir erbutet mir ëʒ hie sô wol. Trist. 40, 19; ir redet und bietet mirʒ alsô. 40, 26; daʒ siʒ mit rede Tristande bute. 479, 25; mit worten und mit sinne 3) mhd. ëʒ bringen, afferre, von kampf, kleid, speise und trank: swâ ër die durftigen gesah wan iegelîcher danne tuot, die frowen habent ëʒ alsô brâht, sus het ërʒ umb si alle brâht (verdient). Iw. 2652; si sint kumen durch strît, 4) mhd. ëʒ heben, erheben, das spiel, lied, den tanz, kampf: iʒ ist wol erhaben, sprach dër helt Rolant, ( nu gedenket dër swërte an dër hant! Rol. 144, 11; iʒ was vermëʒʒenlîche erhaben. 163, 5; nu heven wirʒ in gotes namen! 277, 27; lât ëʒ heben die Hiunen! Nib. 1824, 3; daʒ ëʒ erhaben wurde. 1817, 7; nu heb ichʒ an mit schirmenslegen. MS. 2, 1a; disen dûhte die rede guot, ich wil ëʒ sô erheben. 2128; als ichʒ erhebe, sô komet enzît. gute frau 836; an dër lieben Vriderûnen huop ëʒ Engelmâr, wil aber ich von ir tugenden sagen, nun will ichs aber heben an, [Bd. 3, Sp. 1120] sind gewöhnliche liedereingänge (vgl.erhuop daʒ liet. Reinh. 249), allmälich drückte anheben, erheben ganz abstract anfangen, beginnen aus. vgl. oben sp. 843 und ein nuwiʒ irheben. gr. Rud. Bb, 5. Ca, 12. 5) mhd. ëʒ tuon, in mehrfacher anwendung. a) von der heldenarbeit: vier und zweinzic recken die wâren ûf den plân dër was von rîterschefte wunt, die hetenʒ dâ vil guot getân. 50, 10; nu lât siʒ alsô tuon. 726, 9; hurtâ wieʒ dâ wart getân. 673, 10; von den sinen wartʒ dâ sô getân, dër het ëʒ vordës âne wân dâ tët ërʒ rîterlîchen vor. Greg. 1840; und heten ëʒ ofte sô guot getân diu maget tëtëʒ dâ harte guot. 280, 33; wie siʒ dâ sô getæten, dër ëʒ dës tages und an dër stete wie ëʒ dër helt stæte b) facere in re venerea: quare non facimus? cap. 87; ne faciant vicibus. s'ab si us colga, faitz lo be. li quens ne li fist la nuit mes que xxx feiz. Charlemagne 725; dites mei, bele fille, ad le vus fait c feiz? 728; il me le fit trois fois ou quatre. anc. théatre fr. 1, 372; ich wolt euch treuten also schon lieber nehm ich einen maurer, c) nhd. es thun, wie in das nest thun: duostu in dein eigen nest. d) man sagt auch es einem anthun von zauber oder krankheit; es einem zuvor thun, ihn übertreffen; es einem nachthun, ihn nachahmen. in 'es thuts, es thuts schon, es thuts nicht so' sind zwei es, nom. und acc. 6) mhd. ëʒ nëmen, benëmen, auferre, intercipere: dâ wâren sie mit ubile ze samine chomen, dër herte strît wërte unz inʒ diu naht benam. Nib. 2022, 1; diz wërte in grôʒen sorgen unz inʒ diu naht benam. Gudr. 879, 1; ër reit unz imʒ diu naht benam. Er. 2475; die sluogen ir noch âne zal, ê daʒ diu naht inʒ næme. Lohengr. 281; er bræht si, ob imʒ ungelück niht næme. 672; dâ wæren si wol über komen, den bruodern ëʒ diu naht benam. 11765; swër deme andris iht gehieʒe, êhaftiu nôt hât irʒ benomen, dâ si stuont an ir gebëte, hæt ëʒ ime dër tôt niht benomen, diu wunne het imʒ benomen. kindh. Jesu 88, 66; mnd. it ne neme ime echt nôt. Ssp. 1, 70. im Bacharacher weisthum (2, 213): da was er ime nachfolgende uf des schaiches fuisze mit wofin geschrei, mit glockenklange durch den düstern[Bd. 3, Sp. 1121] walt als lange bis in die swarze nacht benam (lies bis es im, oder bis im es die s. n. b.). wer nun hier accusativisches ëʒ bezweifeln und nominativisches (nach I, D) annehmen wollte, den widerlegen irʒ Iw. 6042 (wo freilich A. iʒ ir liest) und imʒ Lohengr. 672. kindh. Jesu 88, 66. an welche substantiva läszt sich aber als lebendigeren acc. denken? vielleicht an tag, licht, wo das subject nacht ist, an weg, fart, gang, wo noth. das ëʒ kindh. Jesu 88, 66 wäre allenfalls auf das kurz vorausgehende ungemüete zu beziehen. wir sagen heute voll: einem das licht, den athem, die freude, trauer benehmen. 7) mhd. ëʒ briuwen, brauen, sieden, kochen, anstiften, zurichten, eigentlich einen trank, guten oder bösen, dann unheil, schaden: nu habent ëʒ die jungen ûf gebrouwen. MSH. 3, 287a; wir suln ein niuweʒ briuwen, 8) mhd. ëʒ enblanden, miscere, admiscere, einrühren, in ähnlichem sinne wie brauen, meist aber abstract: es einen fühlen, empfinden lassen, es einem zumuten, auferlegen, einen bemühen: wil ich iʒ mir enplanden. Rol. 85, 7; wurde iʒ in enplanden. 89, 23; iʒ wart in harte enplanden. 96, 15; iʒ wirdet in harte enblanden. 272, 3; got éine mac in hëlfen hin nu muose imʒ enblanden. kint, lât iuʒ den reien wol enblanden. die habentʒ in, nu wiʒʒet daʒ, sie lieʒen inʒ enblanden, wan daʒ siʒ phlëgent enblanden wir müeʒenʒ starke enblanden daʒ volk von drîʒec landen swër volget dem schilde, dër sol ëʒ enblanden swër mit schilden decken wil vor schanden, so enblandent sieʒ den ougen (weinen sie). Flore 457; doch enblienden sieʒ den ougen. 7757; dër wërlte ze minnen do enblient ërʒ dem swërte. Er. 3395. 9) mhd. ëʒ tîchen, vorerst aus 'ein niuweʒ tîchen', nach analogie von ein niuweʒ erheben, ein niuweʒ briuwen zu folgern: die vogele in dem walde dër linden wëlnt ir tolden niuwer loube rîchen, die vogele, die der winder trûric het gemachet, [Bd. 3, Sp. 1122] teic und teich = goth. daigs, massa findet ( 5, 377), teig aber mollis, fracidus ausdrückt. nun lesen wir: ir vil guote knëhte, swër ëʒ mit ellen tuot wieʒ Gîsel dâ mît tanze tîchen sol. wie si ëʒ tichen ûf dem wal. wan daʒ siʒ ûf dem breiten mer paʒ chunden teichen. 46a; die lëbenden daʒ tichen = schuofen, worhten, da siʒ mit jâmer ân ende muosen tîchen. MS. 2, 15b; ich bin unsamft erstrichen daʒ hât ër getichen. mnd. de sunde konde ik nicht dîken. Zeno 906. wie aber hiesze tîchen ruhig, gemächlich gehn? gât ër gemach, so tîchet ër, 10) mhd. ëʒ büeʒen. büszen, nach 2, 572. 573 war sinnlich erfaszt reficere, nähen, anzünden, heilen, ganz machen, den hunger, die lust, die sünde büszen, ëʒ büeʒen kann also manigfachen sinn gehabt haben und hat am häufigsten den von emendare: ich solʒ in gërne büeʒen, swie sie dunket guot. Nib. 1800, 1; ich sol ëʒ aber dër süeʒen als ëʒ got der rîche eile! wenn du nicht eilest, 11) nhd. es einbrocken, interere, oben sp. 158. 159: ich hab dirs eingebrockt. mhd. dar brocken: giengen siʒ dar brochen. Diut. 3, 321. 11b) nhd. es eintränken, dare bibere, oben sp. 326. 12) nhd. es verschütten, effundere: das wasser, den brei, die suppe. 3, 418. ich habe es bei ihm verschüttet; es bei den eltern nicht verschütten wollen. unw. doct. 41. 13) mhd. ëʒ walken, subigere, eigentlich den filz, das fell, dann ictibus concurrere: die andern tæten rîterschaft die kamerære bî der tür dër wielk ëʒ in dem mëlme sie wielkenʒ hin unde hër. 2, 368; sie begundenʒ rëhte walken, nu lâ wir ëʒ walken! 14) mhd. ëʒ rîben, terere, fricare. die haut, das holz, die fiedel: dô gie gein im dër grâve Adân, ër ist an dem tanze ein rëhter treibel, [Bd. 3, Sp. 1123] nhd. es einreiben, infricare, oben sp. 248: si haintz noch nit ingeriben, ei ich wils ihm ein noch reiben. 15) ags. hit þrëscan, triturare: se þunor hit þrisceð mid þære fŷrenan äxe, der donner drischt mit der feurigen axt. Salom. und Saturn. engl. thresh it. 16) ëʒ wikîsen, tellurem pulsare pede, saltare: ir brîset iuch zen lanken, 17) mhd. ëʒ rüeren, tangere, percutere, von kampf, trommel und saitenspiel: si kundenʒ anders rüeren die vînde begundenʒ rüeren. Gudr. 701, 2; ahî, wie ër ëʒ ruorte in dem strîte! Rab. 558; wir süln ëʒ mit strîte vaste rüeren. 590; aller êrest siʒ manlîchen ruorten. 741; ahî, wieʒ Wolfhart dâ ruorte! 749; si sulnʒ mit flatschen rüeren ahî, wie sie ëʒ ruorten ahî, wie manʒ dô ruort mit strîte. 8854; ahî, wie sieʒ dô ruorten mit den slegen! 9136; und ëʒ Amor darz mit strîte ruorte! lûte rüeret ëʒ dër sumberslegge. MS. 2, 57b. auch wol nhd. am frühen morgen wurde es schon gerührt, die trommel angeschlagen.18) mhd. ëʒ klingen, strîchen lân: der lieʒ ëʒ ouch mit strîte erklingen. Rab. 730; nahtegal ir hügen læt dar strîchen. MSH. 3, 219b. 19) mhd. ëʒ understrîchen, mit farbe: si wurden rôt unde bleich 20) mhd. ëʒ trîben, agitare, instare, das spiel, den ball, handel: dô si ëʒ vil lange getriben. Er. 920; ich trîb ëʒ kurz ode lanc. Iw. 7792; trîbet ërʒ die lenge. wil ërʒ die lenge trîben. Eracl. 317; ëʒ hâtʒ getriben wol zëhen jâr. Wigal. 113, 12; wënt irʒ iemer trîben. MS. 1, 61a. nhd. sie treiben es schon lange mit einander; er trieb es zu grob; auch von bösen dingen, zauber und wollust: dmutter isch e hex. er treibts im traum mit pferden (träumt von pf.) 21) mhd. ëʒ ziehen, stringere, schwert, waffen, von leder ziehen: dû ziuhiʒ wîblîche si zôch ëʒ von dër scheide. Nib 2310, 1, wo aber swërt eben vorausgieng, worauf ëʒ geht.22) mhd. ëʒ umbewërfen, circumagere, vertere, schwert, wagen: ër warf ëʒ umbe in der hant. Wh. 430, 28, doch ist der bezug auf schwert ausdrücklich. nhd. er hats umgeworfen, den karrn, wagen.23) mhd. ëʒ in gerëmen, sustinere, cohibere, hemmen, das rad: ër sol wiʒʒen, kumt ëʒ sô, daʒ ich imʒ in gerëme, [Bd. 3, Sp. 1124] 24) nhd. es einlenken, flectere currum, equum: wie ich heut vom kronprinzen hinauffuhr und ich die Deutschhausmauern sah und den weg, den ich so hundertmal (kam), und es dann rechts ein in die Schmidtgasse lenkte. und Werther s. 69. kann auch vom einrichten des verrenkten glieds gesagt werden. 25) mhd. ëʒ verhengen, habenam remittere, wo auch bloszes verbum steht: Bucifale ër verhancte (den zügel). Alex. 1727; und ër nâch rîterlîchen siten wold ës dër künec verhenget hân. Iw. 7334; war umbe verhenget im dës got. Greg. 165; sît daʒ du dës verhenget hâst. Trist. 64, 16; unz daʒ dës verhancte got. 26) mhd. ëʒ undervân, cohibere, retinere, den kampf, den stand der dinge: ëʒ wære umb iuch ergangen, daʒ ichʒ ie undervienc, unz ëʒ dër tôt undervie, wâ sint nu die wîsen alle, daʒ sieʒ undertrëten? MSH. 3, 266a. 27) mhd. ëʒ irren, impedire: ir irret iʒ allen disen tac. Rol. 54, 5. 28) nhd. es halten, verhalten, continere, retinere, das wasser, den zorn: er konnte es nicht halten; es gab auch noch etliche, die es verhalten konten. Simpl. K. 484. es aushalten, perferre: ich hielt es endlich nicht länger aus. 29) mhd. eʒ scheiden, bescheiden, entscheiden, decernere: den kampf, streit: muget ir iʒ gesceiden. Rol. 19, 5; obe iʒ got sô gesceidet. 68, 26; wilt duʒ noch sceiden. 289, 16; eines nahtes ërʒ beschiet ëʒ muoʒ under uns beiden und möhten siʒ in beiden got müeʒ ëʒ ze rëhte scheiden. daʒ si ëʒ niht genædeclîchen schiet. MS. 1, 65b; dër mirʒ nu schiede. 2, 100b; wir mügenʒ noch wol scheiden. Nib. 119, 3; noch heten ëʒ gesceiden genuoge sküneges man. 825, 3; ëʒ kan nieman gescheiden. 1823, 3; dër hërre ëʒ scheiden began. 1831, 4; si woltenʒ gërne scheiden. 1904, 2; dô sprach vater dër Hilden, daʒ ëʒ gescheiden wære. Gudr. 526, 3; ouch möhten siʒ wol scheiden unz ëʒ wurde tac. 890, 1; sô schiede ich ëʒ gërne. 1482, 4; möhtet irʒ gescheiden. 1485, 2; wir suln ëʒ hie mit handen ëʒ müeʒen doch spër und swërt 30) mhd. ëʒ friden, placare, componere: swie gërn ichʒ friden wolte, dër künec entuot ës niht. Nib. 2073, 3. 31) mhd. ëʒ süenen, placare, reconciliare: dô sprâchen einen tag, süene ëʒ, rîter küene! Nib. 2273, 4. 32) mhd. ëʒ enden, finire: und wil dirʒ hëlfen enden, sô ich allerbeste kan. Nib. 54, 3; [Bd. 3, Sp. 1125] besëht wie wir ëʒ mit in enden. Lohengr. 268; daʒ manʒ mit swërten endet in dem strîte. 279. 33) mhd. ëʒ lâʒen, omittere, unterlassen: dër wirt dër bat ëʒ lâʒen. Nib. 37, 1; dô muoserʒ doch durch vorhte lân. Iw. 1703; wan ich het ëʒ baʒ gelâʒen ê. 677; daʒ siʒ mit êren mohten lân. 7355. nhd. ich kanns nicht länger lassen; o lasz es! es läszts wol (wo das erste es nom., das andere acc.).34) ahd. ëʒ chôsôn, loqui, recitare: sô wio ih iʒ chôsôê. N. Boeth.; wio mac tër iʒ hevigôr chôsôn. 4, 502; alts. thaʒ ig iʒ côsân muoʒi de quodam duce. leich von Heinrich; mhd. ir decheiner doch bî mir nu lëbt, 35) mhd. ëʒ lësen: ein rîter, dër gelêret was, dër dritte hieʒ Deifebus, 36) solcher verba mit es wären manche noch anzuführen. es kam darauf an die wichtigsten zu geben und reichliche belege dazu, ohne welche nichts auszurichten ist. da der enger angeschmiegte, allmälich fast unentbehrlich gewordne acc. des pronomens überall aus einem ursprünglich frei und natürlich von dem verbum abhängenden subst. hervorgegangen scheint, so fällt unmöglich die grenze zwischen diesem zugesellten und dem gewöhnlichen pronomen genau zu ziehen. das letztere es hat den reinen bezug des verbums auf ein in der rede enthaltnes nomen auszudrücken, hinter dem beinahe nichts sagenden und wie überflüssig beigefügten es steckt ein dunkles nomen, dessen sinn nachhallt und mitvertreten wird. die classischen sprachen setzen hier immer ohne pronominalzugabe bare verba, denen gröszere kraft eigen ist, aber eine aus dem pronomen sich entwickelnde feinheit des ausdrucks entgehen kann, wie ja auch der artikel neben dem nomen ähnliche vortheile bringt. 37) entsprechende nl. franz. und englische beispiele sind erst besser zu sammeln. auszer le céder, le faire auch fr. l'emporter, unser es davon tragen, l'oser es wagen, lat. nur audere. engl. hört man, wenigstens unter dem volk, auszer walk it auch fight it, course it, lavish it, saint it, lord it, porter it, sinner it, rough it = go through in spite of obstacle and bad weather. D) andrer art als die eben verhandelten fälle des es ist unser nhd. erst in den letzten jhh. aufgekommnes und von den dichtern, denen an einem einsilbigen, tönenden wort gelegen war, gern verwandtes sprachs, riefs für 'er sprach es', welches sprachs (ausf. gr. sprachlehre 1, 565) sogar dem epischen ἦ für ἔφη an die seite setzt. in stammbüchern und unter glückwunschversen schon des 17 jh. liest man: 'schriebs mit eilender hand' statt des schleppenden 'dieses schrieb, dieses setzte, wollte setzen' für schrieb es, und bei Luther begegnen gute kürzungen, wie: danket gott und brachs. Matth. 4, 19. apostelg. 27, 35, wo das accusativische es folgt, das anderemal vorausgeht: sprachs und verschwand; sprachs, und gab in die hände sie ihm. 1, 445; sprachs. da lächelte sanft die lilienarmige Here. 1, 594; sprachs, und reichte das glas ihm gefüllt dar. Luise 3, 547; jener sprachs. doch Chryses erschrak und gehorchte der rede. Il. 1, 33; jener sprachs. da entbrannte der Peleion. 1, 188; jener sprachs, und entliesz sie, die drohenden worte befehlend. 1, 325; riefs, da er über die brach anrennete, drückte die hand mir. Luise ausg. l. h. 80. ebenso im praesens: seits, und nimmt e sprung. seits, und goht in wald und lueget an himmel und briegget. s. 136; seits und lachet, dasz dblätter zittret. seits und lat en süfzger ab. 57. unbedenklich stünden auch andre einsilbige praeterita im eingang des hexameters: nahms, gabs, thats und wo der sinn keinen[Bd. 3, Sp. 1126] acc. fordert gleich wirksam im vers sprach, nahm, gab. der ersten person sprach für dixi, dixeram fügt sich nicht so leicht ein s an, man setzt: ich habs gesagt, wie für ausus sum ich habs gewagt. steif aber: ich habe geredet.
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