| Die Nagelprobe, plur. die -n, ein nur im gemeinen Leben üblicher Ausdruck, die Probe eines völlig ausgetrunkenen Glases oder Bechers zu bezeichnen, welche darin bestehet, daß man es umgekehrt auf den Nagel setzet, und den letzten Tropfen davon ableckt. Auf diese Art zechen nennet man in Franken auf ein Näglein trinken. In Churfürst Christians 2 Hoftrinkordnung heißt es: »Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit, darnach soll man bringen, den freudigen Bergmann mit dem Spruche, Glück auf! dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: so hatten es auch die Alten im Brauch.« Schon die Römer tranken auf diese Art. Ad unguem patratum et perfectum, sagt Horaz. In den neuern Zeiten hat man das Lateinische Wort Supernaculum gebildet, die Nagelprobe, und die Gewohnheit auf diese Art zu zechen, auszudrucken, welches auch bey den Engländern üblich ist; to drink Supernaculum. In einem Französischen Trinkliede heißt es gleichfalls: Ils (les Anciens) faisoient en les renversant Un Supernacle Allemand.
Der Nāgelróche, des -s, plur. die -n, eine Art Rochen, welche bey dem Linnee Raja clavata heißt.[Bd. 3, Sp. 413]
Der Nagelschmid, des -s, plur. die -schmiede, ein Schmid, welcher vornehmlich eiserne Nägel aller Art verfertiget; im Oberd. der Nageler. Daher die Nagelschmiede, dessen Werkstätte.
Die Nagelschrote, plur. die -n, bey den Schmieden und Schlössern, ein scharfes Eisen auf einem Klotze, die Nägel darauf abzuschroten; die Abschrote.
Der Nagelschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Art Blätterschwammes, mit einem gewölbten gestrichelten gelben Hute, und weißen Blättern und Strunke, welcher in den Wäldern unter den abgefallenen Blättern wohnet, und einem eisernen Nagel nicht unähnlich siehet; Agaricus clavus L.
Der Nägelschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine andere eßbare Art Blätterschwammes mit einem Strunke, einem schmutzig gelben Hute und feuergelben Blättern, welcher gleichfalls in den Wäldern wächset, und einen gewürzhaften Geruch, fast wie Gewürznägelein hat; Agaricus cinnamomus L.
Das Nagelwêrk, des -es, plur. die -e, ein aus Latten zusammen genageltes Werk. Besonders werden die aus schmalen gehobelten Latten verfertigten Portale, Lusthäuschen u. s. f. in den Gärten Nagelwerk und Nagelwerke genannt.
Der Nagelzwang, des -es, plur. inus. die Beschwerde, welche von Nied- oder Nothnägeln verursacht wird. Den Nagelzwang haben, Niednägel.
Das Nagemaul, des -es, plur. die -mäuler, in einigen Gegenden ein Nahme des Zanders, S. dieses Wort.
Nagen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert, und den Laut nachahmet, welcher verursacht wird, wenn man mit den Zähnen von einem festen Körper nach und nach etwas herunter zu scharren sucht. 1. Eigentlich. Der Hund naget an dem Knochen. Die Maus benaget das Holz. Die Würmer nagen den Käse. An einem Knochen, an einem Beine nagen. S. auch Abnagen, Benagen, Zernagen. In weiterer Bedeutung wird es auch zuweilen, doch nur im gemeinen Leben, für kauen, und in noch weiterer für essen gebraucht. Am Hungertuche nagen, an den nothwendigsten Bedürfnissen anhaltenden Mangel leiden. Er hat nichts zu nagen noch zu beißen, in eben diesem Verstande, wofür man auch sagt nichts zu beißen noch zu brechen haben. Wer nicht wagt, der nicht nagt, wer nichts wagt, gewinnt auch nichts, Ital. chi non risiga non rosega. 2. Figürlich. 1) Er wird daran zu nagen haben, im gemeinen Leben, er wird viele Mühe, Arbeit, Unlust davon haben, ohne viel auszurichten. 2) Einen anhaltenden Grad sehr merklicher, gleichsam verzehrender Unlust verursachen. Der Tod naget sie, Ps. 49, 15. Ich quäle mich unaufhörlich mit den nagenden Vorwürfen, dich unglücklich gemacht zu haben, Dusch. Ihr Mann, den die Eifersucht nagte, Haged. Stets nagt ein scharfer Neid Sein blutend Herz, Haged. Der Eigennutz wird ihn nagen, da Julchen eine reiche Partie ist, Herm. Mein nagender Verdacht, Schleg. Das nagende Gewissen, die anhaltende Unlust über begangene böse Handlungen. So auch das Nagen anstatt des ungewöhnlichen Nagung. Anm. Im Schwed. naga, im Dän. nagge, nooge; mit voran gesetztem Gaumenlaute im Nieders. gnauen, knauen, Engl. to gnaw, Angels. gnaegen, Schwed. gnaga, Wallis. cnoi, in Boxhorns Glossen kinuagan, im Dän. gnave, im Griech. κναειν und χναυειν, und in der verkleinernden Form, Niedersächs. gnaggeln, gnaueln, gnabbeln, Hochdeutsch knaupeln, Engl. to knabble. Es ahmet allem Ansehen nach den Laut nach, welchen die Zähne machen, wenn sie nach und nach etwas von einem harten Körper herunter scharren. In einigen Oberdeutschen Gegenden gehet es irregulär; ich nug, Hans Sachs, für nagte.[Bd. 3, Sp. 414]
Das Nagethier, des -es, plur. die -e, in der Naturgeschichte, ein Nahme derjenigen vierfüßigen Thiere, welche mit vier spitzigen Schneidezähnen versehen sind, und alles benagen; wohin die Eichhörner, Ratzen, Murmelthiere, Wiesel, Hermeline, Zobelthiere, Iltisse, Marder u. s. f. gehören. Sie werden von einigen auch Nager genannt. |